Wie real ist die Kriegsgefahr?
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Die EU fühlt sich auf transatlantische Treue verpflichtet, obwohl ihre Interessen durch den derzeitigen amerikanischen Kurs gegen Russland mit Füßen getreten werden. Die Nato-Verbündeten des Ostens fühlen sich durch Russland bedroht und machen daher Druck in Brüssel und Berlin, wollen Sicherheitsgarantien gegen Russland.
Die Obama-Administration ist sauer, dass die Deutschen so zögerlich gegen Putin auftreten und fühlt sich zugleich durch den von Deutschland initiierten Widerstand gegen die NSA-Überwachung in die Enge getrieben. Sie zieht deshalb auch als Reaktion auf die Deutschen ihre Truppen in den Osten, sollen doch die Querulanten gegen Amerikas Vormachtstellung in Europa sehen, wo sie bleiben. Sollen sie doch selbst in ihr Militär investieren.
In dieser Variante, in der eine Summe von Reaktionen beschrieben ist, fehlt allerdings das Kalkül. Ist die amerikanische Politik wirklich so orientierungslos und emotional?
Kaum zu glauben.
Dennoch, in einer Situation in der selbst der deutsche Außenminister sagt, man solle doch mit den ständigen Sanktionsdrohungen gegen Russland aufhören und eine breite Front auch konservativer Politiker gegen den antirussischen Kurs des Westens aufbegehrt, wird die Konfrontation ungerührt fortgesetzt! Auf Kritik aus Deutschland reagieren die Amerikaner tatsächlich jetzt mit verstärkter Truppenpräsenz in Polen, Tschechien und den baltischen Staaten. Diese aktuelle „Osterbotschaft“ kommt in Deutschland wie in der Ukraine und in Russland zu einem Zeitpunkt an, an dem nach Entspannung auch aus dem Westen gerufen wird, nachdem die Regierung in Kiew einen Osterfrieden verkündet hat und die russische Regierung nicht nur deutlich erklärt hat, dass sie keine kriegerischen Absichten verfolgt, sondern auch in den Genfer Vierergesprächen die fast unlösbare Aufgabe übernommen hat, die pro-russischen Separatisten in der Ost-Ukraine zu befrieden.
Was also ist in Washington los?
Es verdichten sich Hinweise, dass Washington ein Krieg in der Ukraine gar nicht so unrecht wäre. Dieser könnte zwar von den Ukrainern nicht gewonnen werden, aber die Nato könnte sich dann wesentlich härter gegen Russland positionieren. Die europäische Wirtschaftsexpansion nach Osten wäre dadurch auf absehbare Zeit beendet und die Amerikaner müssen nicht fürchten in nächster Zukunft dem weltgrößten Wirtschaftsraum, der osterweiterten EU Konzessionen zu machen, sie könnten auch hoffen, dass Russland bei einem militärischen Abenteuer in der Ukraine, in einem Bürgerkrieg mit radikalen Nationalisten versinkt, der auch andere Teile des Vielvölkerstaates anstecken könnte. Russland ließe sich auf diese Weise nachhaltig schwächen. Die russische Wirtschaft könnte erneut in eine so gravierende Schieflage geraten, wie vor dem Zusammenbruch der Sovjetunion.
Es spricht eine ganze Menge dafür, dass Washington den Krieg in der Ukraine will! Es hätte zumindest eine Reihe von Vorteilen für die Amerikaner.
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