vbw / Studie Stand Juni 2024 / erstellt von Prognos AG
Die Bedeutung der deutschen Wirtschaft für Europa (PDF-Dossier / Auszug)
Europa braucht eine starke deutsche Wirtschaft
Die Europäische Union ist Garant für den Wohlstand in Europa. Durch den Wegfall von Zöllen, Handelshemmnissen und innerhalb der Eurozone auch von Wechselkursrisiken hat sich der Handel in Europa in den letzten 30 Jahren beinahe versechsfacht. Gerade für
Deutschland und
Bayern als
exportorientierte Volkswirtschaften ist der
europäische Binnenmarkt von
großer Bedeutung. Über die
Hälfte unseres Warenhandels findet
innerhalb der EU statt.
Umgekehrt ist eine
starke und
erfolgreiche deutsche Wirtschaft auch für unsere EU Partner von
immenser Wichtigkeit, wie die vorliegende von der Prognos AG erstellte vbw Studie zeigt. Für fast alle
EU-Länder ist
Deutschland der
wichtigste oder
zweitwichtigste Exportmarkt. Die deutsche Wirtschaft sorgt über die
Importnachfrage in den anderen EU-Staaten in
erheblichem Umfang für
Wertschöpfung und
Beschäftigung.
Allerdings steht die deutsche Wirtschaft
derzeit zeitgleich vor
konjunkturellen als auch
strukturellen Herausforderungen, die für eine
wirtschaftliche Stagnation in Deutschland sorgen. Dies
schwächt auch die
anderen europäischen Volkswirtschaften. Umso wichtiger ist es, dass die
Bundesregierung endlich Maßnahmen ergreift, den Wirtschafts- und Industriestandort Deutschland zu
stärken, unsere Wettbewerbsfähigkeit zu
erhöhen und den Wirtschaftsmotor wieder
in Gang zu bringen. Ebenso muss auf
europäischer Ebene alles dafür getan werden, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft zu
erhöhen. Dazu muss insbesondere der Binnenmarkt vorangetrieben, Überregulierungen und Bürokratie
abgebaut und die Transformation zur Klimaneutralität
wirtschaftsfreundlich gestaltet werden.
Bertram Brossardt, 13. Juni 2024
1 Executive Summary
Eine
Rückkehr der
deutschen Wachstumsdynamik ist auch für
Europa insgesamt
wichtiger denn je. Die europäische Integration hat den grenzüberschreitenden wirtschaftlichen Austausch zwischen den EU-Ländern über Jahrzehnte hinweg erheblich intensiviert. Damit sind auch die
Abhängigkeiten voneinander
gewachsen. Im Ergebnis gilt heute mehr denn je:
Vom wirtschaftlichen Erfolg einer Volkswirtschaft profitieren auch die mit ihr verbundenen Länder.
Besonderes Gewicht hat
Deutschland als die mit Abstand
größte europäische Volkswirtschaft. Mit
51 Prozent wird mehr als die
Hälfte der
deutschen Nachfrage nach
Importwaren von
Handelspartnern aus der
Europäischen Union bedient. Die wichtigsten EU-Lieferländer sind die
Niederlande, Polen, Belgien und
Frankreich. Etwa zwei Drittel der deutschen Importe aus EU-Ländern entfallen auf
Vorleistungsgüter und
Investitionsgüter. Die wichtigste einzelne Abnehmerbranche für Importwaren aus Ländern der EU ist der Kraftwagenbau (88 Mrd. Euro), gefolgt von der Chemieindustrie (74 Mrd. Euro) und dem Maschinenbau (73 Mrd. Euro).
Die
deutsche Importnachfrage ist ein
wichtiger Impulsgeber für die
europäische Wirtschaft, denn sie sichert in den übrigen EU-Ländern
unmittelbar und
mittelbar Wertschöpfung und Beschäftigung. Insgesamt wird dadurch bei unseren EU-Partnern Wertschöpfung von rund
300 Milliarden Euro generiert und rund
fünf Millionen Arbeitsplätze gesichert. Besonders hoch ist die Bedeutung der deutschen Importnachfrage für die
Region Mittelosteuropa:
Im Jahr 2022 wurden rechnerisch rund 5,5 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung in der Region durch die deutsche Importnachfrage induziert.
In den Regionen Nord-, Süd- und Westeuropa sind die induzierten Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte ebenfalls groß, im Vergleich zu Mittelosteuropa jedoch etwas geringer. Eine Szenarienrechnung veranschaulicht darüber hinaus, inwiefern die übrigen EU-Länder von einer möglichst dynamischen wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland profitieren:
Würde das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland rechnerisch um einen Euro steigen, so würde in der Folge das Bruttoinlandsprodukt in den übrigen EU-Ländern in der Summe um 23 Cent zulegen, so ein zentrales Ergebnis der Analyse.
2 Hintergrund
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Innerhalb der Europäischen Union kommt Deutschland als der mit Abstand
größten europäischen Volkswirtschaft eine
besondere Rolle zu. Nachdem das Land noch in den 2010er Jahren die Rolle der „Lokomotive“ der wirtschaftlichen Entwicklung in Europa eingenommen hatte, hat sie in der jüngeren Vergangenheit spürbar an Dynamik
verloren. Mittlerweile gehört Deutschland EU-weit beim
Wirtschaftswachstum zu den
Schlusslichtern. Vor diesem Hintergrund zeigt die vorliegende Studie zunächst das
Ausmaß der
außenwirtschaftlichen Verflechtungen Deutschlands mit den übrigen Mitgliedsländern der EU. Anschließend wird auf Basis eines multi-regionalen Input-Output-Modells abgeschätzt, in
welcher Höhe Wertschöpfung und Beschäftigung in der EU durch die deutsche Nachfrage
gesichert werden.
Zuletzt liefert eine
Szenarioanalyse mit dem makroökonomischen Modell „VIEW“ eine Abschätzung zur Bedeutung der deutschen Importnachfrage für die Wachstumsdynamik in der EU.
Damit wird verdeutlicht, inwiefern die einzelnen Volkswirtschaften der EU-Länder von einer hohen wirtschaftlichen Dynamik in Deutschland profitieren – bzw. von einer wirtschaftlichen Stagnation in Deutschland in Mitleidenschaft gezogen werden.
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Die
relativ starken Auswirkungen eines
höheren deutschen Wirtschaftswachstums auf die
restliche Europäische Union lassen sich zum Teil auf die
überdurchschnittliche Größe der
deutschen Volkswirtschaft zurückführen. In einer weiteren Berechnung wird gemessen, in welchem Umfang das Bruttoinlandsprodukt in den anderen EU-Staaten absolut wächst, wenn das BIP in anderen großen EU-Staaten um einen Euro steigt.
Das Ergebnis:
Steigt das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands um 1 Euro, führt dies in den übrigen EU-Ländern zu BIP-Gewinnen in Höhe von 23 Cent (Abbildung 15). Eine Steigerung des polnischen Bruttoinlandsprodukts um 1 Euro hat im Vergleich dazu einen stärkeren positiven Effekt in den übrigen EU-Ländern (32 Cent). Eine Steigerung der Wirtschaftsleistung um 1 Euro in Frankreich, Italien und Spanien hat hingegen einen weniger starken positiven Effekt. Ausschlaggebend für die Unterschiede ist die jeweils unterschiedlich stark ausgeprägte außenwirtschaftliche Vernetzung der betrachteten Länder:
Je geringer der Grad an wirtschaftlicher Offenheit innerhalb der EU, desto geringer fallen die Auswirkungen einer BIP Steigerung auf die übrigen europäischen Länder aus.
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Dossier der Studie im Volltext als PDF
https://www.vbw-bayern.de/Redaktion/...ropa_final.pdf