Anfang der 1990er kam es immer wieder zu Streiks. Die Berg- und Industriearbeiter*innen im eher konservativen Osten der Ukraine fordern mehr als nur höhere Löhne:
Sie riefen nach regionaler Autonomie und appellierten: "Weg mit Regierung und Parlament." Dabei ging es ihnen nicht primär um eine demokratische Erneuerung.
Dies alles spielte sich auch vor dem Hintergrund zunehmender ethnischer Spannungen in der Ukraine ab: 1993 verbrannten Rechtsradikale in Kiew russische Bücher, und im westukrainischen Lwiw sprengten sie eine Versammlung der Gesellschaft für russische Sprache. Die Klagen der russischen Minderheit im Land nahmen im Zuge der ukrainischen Unabhängigkeit zu.
https://www.zdf.de/nachrichten/polit...raine-100.html
Drei Faktoren waren für diese Entwicklung verantwortlich: erstens mußten viele Institutionen des Staats neu aufgebaut werden und waren dementsprechend schwach. Zweitens herrschten noch stark planwirtschaftliche Vorstellungen, die zu falschen strategischen Leitbildern einer weitgehend staatlich gelenkten Wirtschaft führten. Drittens setzten sich deshalb in der konkreten Wirtschaftspolitik zunehmend Strategien des rent seeking durch. Innerhalb kürzester Zeit führte die durch Lobbygruppen im Parlament und in der Regierung durchgesetzte unkontrollierte Gewährung von Krediten und Subventionen zur Hyperinflation, die vor allem die Sparguthaben der Bevölkerung vernichtete.
Als Folge dieser doppelten Enttäuschung sank im Osten nicht nur die Popularität des Präsidenten (die von einem entsprechenden Popularitätsgewinn im Westen begleitet wurde), sondern auch die der staatlichen Unabhängigkeit.
Stattdessen blühten Sowjet-Nostalgie und separatistische Ideen. Im Donbass entstanden mehrere Bewegungen, die eine Wiedererrichtung der Sowjetunion oder den Beitritt der Region zu einer neuen Union befürworteten und mit der Sprachfrage beträchtliche Mobilisierungserfolge erreichen konnten.
https://library.fes.de/fulltext/stab...g/00491001.htm