T-Online.de | 28.04.2021| AFP
Hass und Hetze gegen Baerbock
Weiblich, jung, grün – "ein perfektes Feindbild"
Eine Woche ist Annalena Baerbock erst Kanzlerkandidatin, doch schon jetzt wird sie zunehmend zum
Objekt von Fake News und Frauenhass. Ein Ende ist laut Experten kaum in Sicht – ihre Partei will sich wehren.
In Annalena Baerbock scheinen
Rechtspopulisten und
Trolle im Internet das
perfekte Feindbild gefunden zu haben.
Angriffe mit Beleidigungen und Falschinformationen gegen die Grünen-Politikerin nehmen seit ihrer Ernennung zur Kanzlerkandidatin massiv zu. Die Grünen haben eine "Netzfeuerwehr" ins Leben gerufen, um auf solche Fake News zu reagieren. Expertinnen zufolge muss Baerbock mit einer steigenden Zahl an Angriffen rechnen.
Annalena Baerbock ist gerade einmal eine Woche Kanzlerkandidatin der Grünen, als die Zahl der Onlineangriffe gegen sie hochschnellt. Im April sehen und teilen Hunderttausende Menschen auf sozialen Netzwerken wie Facebook und Telegram teils heftige Vorwürfe gegen die Politikerin.
Zahlreiche Fake News im Netz
Dazu gehören handfeste Falschinformationen: Baerbock soll ein Verbot von Haustieren zugunsten des Klimas gefordert haben. Sie soll bei ihrer Ernennung zur Kandidatin anderen Parteifreunden ohne Maske und Abstand in die Arme gefallen sein. Sie soll der sogenannten "Great Reset"-Verschwörung anhängen.
Alles falsch.
Die Verschwörungstheorie vom "Great Reset", zu deutsch "Großem Neustart", besagt, dass eine Elite die Corona-Pandemie gezielt geplant habe. Absicht dieser Elite sei es, die politische und wirtschaftliche Kontrolle zu übernehmen, um die Welt nach ihren Vorstellungen gestalten zu können. Der Name geht zurück auf eine Initiative des Weltwirtschaftsforums in Davos, die Weltwirtschaft nach der Pandemie gerechter und nachhaltiger zu gestalten. In der rechten Szene und unter den sogenannten "Querdenkern" hat diese Verschwörungstheorie zahlreiche Anhänger.
Tausende Nutzer teilten außerdem ein angebliches Nacktbild Baerbocks, dazu die Worte:
"Sie war jung und brauchte das Geld." In Wahrheit handelte es sich bei der gezeigten Frau um ein
Erotik-Model, das Baerbock lediglich ähnlich sieht.
"Eine junge und liberale Politikerin" – das perfekte Feindbild
Was bereits jetzt – Monate vor der Bundestagswahl im September – an Lügen und Verunglimpfungen im Netz über Baerbock verbreitet wird, lässt Expertinnen und Wahlkampfstrategen aufhorchen.
"Baerbock ist eine junge, liberale Politikerin und damit ein perfektes Feindbild. Politische Gegner werden sich ohne Rücksicht auf die Wahrheit an ihr abarbeiten",
erklärt etwa Viorela Dan. Sie ist akademische Rätin an der Ludwig-Maximilians-Universität München und erforscht Fehlinformationen im Netz. Bereits im Januar war eine Studie des US-Forschungsinstituts Wilson Center zu dem Schluss gekommen, dass
"sexualisierte und geschlechtsbezogene" Onlineangriffe auf Politikerinnen stark zugenommen hätten.
Das Zentrum hatte zuvor zwei Monate lang rund 440.000 Kommentare über 13 ausgewählte US-Politikerinnen ausgewertet. Darunter auch die aktuelle Vizepräsidentin Kamala Harris, die im US-Wahlkampf im vergangenen Jahr heftige Anfeindungen und Fake-News-Kampagnen aushalten musste.
https://www.t-online.de/nachrichten/...eindbild-.html