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Vollständige Version anzeigen : War die Ruestung Deutschlands 1939 auf einen Angriffskrieg ausgelegt?



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RUMPEL
06.03.2012, 21:29
Das Thema "WK 2 Angriff auf die SU" wird in einem andern Strang unter dem Titel " Va Banque Spiel Barbarossa" derzeit abgehandelt. Ich habe dort unter #233 den Historikerstreit zwischen Benz und Dr Scheil in voller Länge präsentiert.

>>> http://www.politikforen.net/showthread.php?120192-Vabanque-Spiel-Barbarossa&p=5175672&viewfull=1#post5175672

Wenn wir einmal die Möglichkeit geheimer Abkommen Londons, Washingtons und Moskaus unbeachtet lassen wollen, so bleibt doch durch die Ereignisse seit Aug 1939 bis zum Ausbruch der Kriegshandlungen mit Russland Wesentliches verbürgt, was vielleicht so nicht direkt in dem angesprochenen Historikerstreit zum Ausdruck kommt.

Noch vor der sich abzeichnenden militärischen Niederlage Frankreichs im Juni 1940 besprachen am 28. Mai 1940 Hitler und von Brauchitsch die zukünftige FRIEDENSARMEE des Reiches. (Franz Halder, Tagebuch, 28. Mai 1940). So war zunächst in Planung, die Armee nach der Kapitulation Frankreichs um 40 Divisionen zu reduzieren. Mit einem Wort: Abrüstung.

Dieser Gedanke wich indes im Laufe des Monats Juni 1940 offenbar einer Änderung wegen der sich abzeichnenden Verhältnisse im Osten, denn es war danach nur noch die Rede von 17 aufzulösenden Divisionen.

So heißt es in der Zusammenfassung des Vortrags des Oberbefehlshabers der Marine im Führerhauptquartier vom 4. Juni 1940:

Ob.d.M. beim Führer: Führer legt als sein weiteres
Ziel dar: nach Niederwerfung Frankreichs Verminderung des Heeres, Entlassung
älterer Jahrgänge, insbesondere Facharbeiter. Schwerpunktbildung Luftwaffe—
Marine." Der Chef des Generalstabs des Heeres kommentierte die Weisung zur
Vorbereitung des Heeresumbaus auf 120 Divisionen, die am 15. Juni im Generalstab
eintraf, wie folgt: „Voraussetzung für diese Weisung ist die Annahme, daß mit dem
bevorstehenden endgültigen Zusammenbruch des Feindes die Aufgabe des Heeres
erfüllt ist und wir im Feindesland diesen Umbau als Grundlage für die künftige
Friedensorganisation in Ruhe durchführen können. Der Kriegsmarine und der
Luftwaffe wird dann die Aufgabe zufallen, den Krieg gegen England allein weiterzuführen."


Zur gleichen Zeit wurde über die Verlegung von mehreren Divisionen aus dem Westen nach dem Osten gesprochen. Am 16. Juni 1940 sprachen Halder und Brauchitsch über 15 nach dem Osten zu verlagernde Divisionen, wenige Tage danach wurden aus den 15 am 25. Juni dann 24 Divisionen, die man nach Osten bringen wollte. Die ersten Truppentransporte wurden so um den 22. Juli 1940 herum angeordnet. Die Einzelheiten über die Truppenverlegungen nach Osten sind vielleicht hier nicht so interessant

Von Bedeutung ist eher, was hinter dieser neuen Tendenz der Überlegungen Hitlers und der NS-Führung steckte. Warum wurde einerseits erörtert, 17 Divisionen aufzulösen und andererseits wenig später bereits Mitte Juli 1940 das Armee Oberkommando 18 nach Ostpreußen verlegt und seine Truppen in den Wochen und Monaten danach sukzessive gen Osten verlagert?

Versuchen wir, zu rekapitulieren:

Zum gleichen Zeitpunkt mit der Kapitulation Frankreichs, also Anfang Juli 1940, machte man sich im Hauptquartier darüber Gedanken, wie es mit dem Krieg im Westen gegen England weitergehen sollte. Auf die Friedensinitiative Hitlers vom 19. Juli 1940 kam nicht das von Hitler erhoffte Friedenszeichen Londons, obgleich Frankreich bereits kapituliert hatte und England praktisch den Krieg allein nicht weiterführen konnte .(Hitler später: "Irgendetwas muss in London geschehen sein. Die Engländer waren schon völlig down, und jetzt sind sie wieder obenauf...")

Am 13. Juli waren Brauchitsch und Halder bei Hitler und diskutierten die Planungen für eine Invasion Englands, was Halder danach in seinem Tagebuch wie folgt niederlegt: „Den Führer beschäftigt am stärksten die Frage, warum England den Weg zum Frieden noch nicht gehen will. Er sieht ebenso wie wir (also er, Halder, und Brauchitsch) die Lösung dieser Frage darin, daß England noch eine Hoffnung auf Rußland hat. Er rechnet also damit, England mit Gewalt zum Frieden zwingen zu müssen. Er tut so etwas aber nicht gern." ( Halder, Tagebuch, 15. Juni 1940)

Soweit die Überlegungen Hitlers und der NS-Führung nach der Niederlage Frankreichs am 22. Juni. Es folgte noch das bereits angesprochene Friedensangebot Hitlers vom 19. Juli, auf das England nicht einging.

Kommen wir jetzt zu dem m. A. nach recht bedeutenden Thema Russland/Rumänien im Sommer 1940, welches zwar immer wieder von den Historikern heruntergespielt und als von Hitler angeblich nicht besonders bedeutsam angesehen worden sei. Ich halte diese Auffassung für unsinnig, u. z. aus mehreren Gründen.

Zum einen hatte sich die Sowjetunion zu dem Zeitpunkt bereits in Finnland und dem Baltikum festgesetzt und dort Stützpunkte eingerichtet - Stützpunkte zu welchem Zweck übrigens? - was bei Hitler durchaus unangenehme Gefühle hervorrufen musste in Bezug auf die Fortsetzung des Krieges, falls Russland die Erzversorgungen für Deutschland aus Skandinavien unterbinden würde und nach wie vor England sich nicht friedensbereit zeigte.

Zum anderen kamen die nunmehr mit Nachdruck vorgetragenen russischen Forderungen nach Rückführung der ehemals russischen Gebiete – sie waren 1918 von Russland an Rumänien abgetreten worden – Bessarabiens incl. der Nordbukovina just zu einem Zeitpunkt als sich die Niederlage Frankreichs abzeichnete, Zwar hatte die SU schon unmittelbar nach Abschluss des Molotov-Ribbentrop-Paktes vom August 1939 auf Rückführung dieser Gebiete bestanden, und Hitler hatte dieser russischen Forderung nie widersprochen. Immer wieder versuchte Moskau, das Bessarabien-Problem am Köcheln zu halten. So erschien Anfang Dez 1939 ein Artikel von Boris Stefanow in der „Kommunistischen Internationale“, in dem sich der Verfasser für eine Eingliederung Bessarabiens in die SU aussprach.

Die rumänische Regierung, nunmehr elektrisiert, wurde beim deutschen Botschafter in Bukarest vorstellig, aber die anschließend aus Berlin erteilten Weisungen lassen in keiner Weise erkennen, dass Deutschland der SU gegenüber seine Besorgnis bezgl. Bessarabiens zum Ausdruck gebracht hat. Im Gegenteil. Es wurde der rumänischen Regierung nicht verhehlt, dass Deutschland der Auffassung sei, die besagten Gebiete gehörten eigentlich zu Russland. Man empfahl der Regierung in Bukarest, sich Russland gegenüber entgegenkommend zu zeigen. (Bericht Fabricius an AA, 22. 12. 1939, nachzulesen IfZG 1963)

Russland schien es ernst zu meinen. Eine Aufzeichnung von Weizsäckers vom 30. 12. 1939 belegt, dass er seitens des italienischen Botschafters in Berlin, Attolico, informiert wurde, dass der italienische Militärattache in Moskau Information darüber hatte – Indizien zunächst – dass Russland im Frühjahr des kommenden Jahres, also 1940, in Bessarabien einmarschieren würde. (Aufzeichnung Weizsäckers, 30. 12. 1939, Heft 4, 1963 IfZG)

Auf Grund von Informationen aus der Umgebung Mussolinis hatte Botschafter von
Mackensen Weizsäcker am 11. Januar 1940 (Mackensen an Weizsäcker 11.1.1940, zit nach VjHfZG) in einem Privatbrief mitgeteilt, dass Italien nicht ruhig zusehen könne, wenn Rußland einmal gegen Rumänien oder Ungarn aggressiv würde. In seinem Antwortschreiben vom 18. Januar ging Weizsäcker über den Hinweis auf Ungarn hinweg und erklärte in bezug auf Rumänien — wohl zur Beschwichtigung des italienischen Regimes, „man habe im Augenblick keine sicheren Anzeichen dafür, daß der Balkan demnächst „dran"- kommen solle.“

Neue Beunruhigung verursachte in Bukarest bald darauf Molotows Anspielung
auf Bessarabien in seinem außenpolitischen Bericht vor dem Obersten Sowjet vom
29. März 1940. Mit Rumänien, so erklärte er, habe die Sowjetunion keinen Nichtangriffspakt.
„Der Grund ist die Existenz eines unbereinigten Konflikts, die Frage
von Bessarabien, dessen Wegnahme durch Rumänien die Sowjetunion niemals anerkannt hat, wiewohl wir niemals die Frage der Wiedergewinnung Bessarabiens
mit militärischen Mitteln aufgeworfen haben." ( Jane Degras (Hrsg.), Soviet Documents on Foreign Policy 1917-1941, Vol. III, London) 1953, S. 447; Heft 4, 1963 VjH IfZG)

In Heft 4, 1963 der Vj-Hefte des IfZG) heisst es hier: Fabricius, Botschafter in Bakurest, schickte eine Warnung an Berlin folgenden Inhalts. „Jeder russische Druck führe zu einem Schielen Rumäniens nach Hilfe von Seiten der Westmächte und der Türkei. Man wisse zwar, dass im Augenblick von dort nichts zu erwarten sei. Werde aber Rumänien Kampfgebiet, so müsse Deutschland infolge Ausfalls des rumänischen Rohöls den Krieg verlieren, und Rumänien werde dann mit alliierter Hilfe aus den Trümmern wiedererstehen. Der Gesandte Killinger (der Fabricius' Amtsnachfolger wurde) sei der Meinung, die geplante Zerstörung der Ölproduktion durch Rumänien und die Engländer im Falle eines russischen Angriffs werde sich nicht verhindern lassen.

Berlin ließ sich von alledem aber offenbar nicht beeindrucken. Eine interne Aufzeichnung
des Auswärtigen Amtes vom 7. Mai erkannte zwar den Ernst einer Bedrohung der Rohstoffbezüge aus Rumänien an, man verhielt sich jedoch weiterhin zurückhaltend.

Am 23. Mai hielt es der Staatssekretär von Weizsäcker angesichts von Berichten über Truppenzusammenziehungen an der sowjetisch-rumänischen Grenze für geboten, Ribbentrop vorzuschlagen, von Moskau beruhigende Zusagen zu verlangen. Ob eine entsprechende Demarche erfolgte, weiß ich nicht.

In Berlin scheint man gewußt zu haben, daß Moskau sich in der Lage, wie sie
durch den deutschen Sieg im Westen bestimmt wurde, zu einem Schlag gegen
Rumänien entschließen würde, denn in der Nacht vom 21. auf den 22. Juni erging
ein Telegramm des Auswärtigen Amtes an den Militärattache in Moskau ( AA an Militärattaché Moskau, 21. 6. 1940, Film 380 (Deutsche Botschaft Moskau.
Politik. Polit. Beziehungen d. Sowjetunion zu den Balkanstaaten. Pol. 2, Nr. 3, Bd. 3)
S. 210 502.; zit. nach VjHfZG), er möge Gerüchte über angebliche Verhandlungen wegen Bessarabien genau beobachten und Anzeichen sowjetischer Aggressivität gegen Rumänien sofort melden, „da Chef des Generalstabs dringend interessiert". Man war denn auch schwerlich überrascht, als Molotow dem deutschen Botschafter Graf Schulenburg am 23. Juni tatsächlich mitteilte, die Lösung der bessarabischen Frage gestatte nunmehr keinen weiteren Aufschub (Schulenburg an AA, 23. 6. 1940, Carroll-Epstein, Nr. 146; DGFP, X, Nr. 4., nach VjHfZG) obwohl der sowjetische Außenminister seiner routinemäßigen Erklärung, man wolle die Sache friedlich regeln, inzwischen die ungewöhnliche Wendung folgen ließ, seine Regierung sei „entschlossen, Gewalt anzuwenden, falls die rumänische Regierung eine friedliche Einigung ablehne". Überraschend war jedoch Molotows weitere Bemerkung, daß sich der sowjetische Anspruch „auch auf die Bukowina erstrecke, die ukrainische Bevölkerung habe".

Hier muss allerdings die Frage erlaubt sein, warum nach inzwischen über 20 Jahren – also seit 1918 - nunmehr diese Frage keinen weiteren „Aufschub mehr duldete“, wie sich Molotov ausdrückte. Jedenfalls ging dieses rumänisch-russische Gezänk unter den Augen der Weltöffentlichkeit den ganzen Monat Juni des Jahres 1940 weiter.

Immer wieder versuchte die rumänische Regierung Berlin dazu zu bewegen, sich hinter die Position Rumäniens zu platzieren, was gleichwohl von Hitler abgelehnt wurde mit dem Hinweis auf die „berechtigten Forderungen Russlands“.

Hieraus ergibt sich für mich folgendes: Man hatte in Berlin durchaus erkannt, dass die Gefahr bestand, durch einen russisch-rumänischen Krieg – Rumänien hatte bekanntermaßen darauf beharrt, sich gegen Russland militärisch zur Wehr setzen zu wollen im Falle eines russischen Angriffs – auf die Öllieferungen aus Ploesti, die zur von England geforderten Fortsetzung des Krieges lebenswichtig waren, verzichten zu müssen., womit der Krieg für das Reich mit einer militärischen Niederlage beendet werden musste. Nicht nur, dass Russland in erpresserischer Weise die Hand über die Ölquellen in der Bukovina halten konnte, würde das Öl-Gebiet als Kriegsgebiet auch durch Rumänien, wie angedroht, und durch England bombardiert werden.

Hitler hatte also gar keine Wahl. Er musste dem Vertrag mit Moskau den Vorzug geben und Rumänien dazu bewegen, sich dem nunmehr durch Moskau erfolgten Ultimatum beugen und dem Einmarsch der Roten Armee seine Zustimmung geben.

Zitat VjHfZG
„Unter Berufung auf die mündlichen Erläuterungen Davidescus verlangte
die Sowjetregierung eine ausdrückliche rumänische Zustimmung bis zur
Mittagsstunde des 28. zur Besetzung des umstrittenen Gebietes innerhalb von
vier Tagen; Czernowitz, Kischinew und Akkerman (rumänisch: Cetatea Alba,
russisch: Belgorod Dnestrovski) sollten bereits am 28. in sowjetische Hände übergehen.
(Von Herta und zwölf weiteren abzutretenden Dörfern der Moldauprovinz
war in den sowjetischen Noten nie die Rede, doch waren sie auf der Karte, die dem
ursprünglichen Ultimatum angeschlossen war, als zum abzutretenden Gebiet gehörend
eingezeichnet. Am 28. Juni um 11 Uhr vormittags wurde Molotow informiert,
daß Rumänien sich unterwerfe, aber um Verlängerung der viertägigen
Räumungsfrist bitte. Molotow wollte aber höchstens von einem Aufschub von
einigen Stunden hören.“

Ohne Rücksicht auf alle Bitten Rumäniens begann jedoch die Besetzung der abzutretenden Landesteile einschließlich der Gegend um Herta im Laufe desselben Tages.

Nach außen hin schien das Hauptinteresse der deutschen Reichsregierung Russlands gegenüber darin zu bestehen, die in Bessarabien/Bukovina befindlichen Deutschen vor Repressalien aller Art seitens Russlands und evtl auch enttäuschter Rumänen zu schützen. So erging am 27. Juni 1940 eine Weisung Fabricius’ an die „Führung der deutschen Volksgruppen Bessarabiens und der Bukovina wie folgt: „


„Solchen Volksdeutschen, welche aktiv antibolschewistisch hervorgetreten sind und befürchten müssen, auf der GPU-Liste
zu stehen, ist sofort schnellstens Abreise nach Siebenbürgen anzuraten. Im übrigen bleiben alle Volksdeutschen auf den Höfen, geben sich russischem Militär als Deutsche zu erkennen und aufnehmen Verbindung mit russischen Befehlshabern, welche bis zur Aussiedlung Schutz
übernehmen . . . Kirchenbücher sind sofort zu vergraben." (Fabricius an AA, 28. 6. 1940, Film 271, S. 176 200.)

Am 10. Juli drahtete Ribbentrop aus Fuschl an Schulenburg: „Konsul
Schellhaus Czernowitz berichtet die Verhaftung einer größeren Anzahl Volksdeutscher. Bitte
bei Molotow Vorstellungen in freundschaftlicher Form zu erheben und darum bitten, daß
entsprechende Weisungen an russische Militärbehörde ergehen." (Ribbentrop an Schulenburg, 10. 7. 1940, Film 271, S. 176 061., zit. nach VjhfZG)

Über die dann erfolgte erste große Völkerwanderung des 20. Jahrhunderts gibt es eine Fülle an Literatur. Die meisten Deutschstämmigen zogen eine Rückkehr ins Land ihrer Vorfahren einer kommunistisch-bolschewistischen Diktatur vor. Aber zuvor gab es noch wochenlange Verhandlungen zwischen russisch-sowjetischen und deutschen Dienststellen, u.z. nicht nur erfreuliche, wie der deutsche Diplomat Dr Peter Kleist ausführt: „ Wir fühlten uns in der Lage von Leuten, die mit Räubern über das Lösegeld von Gefangenen verhandelten.“ Die Schikanen des NKWD-Generals Osokin sind bekannt und sollen hier nicht weiter ausgeführt werden.

Am 13. Juli 1940 (s.a.u.a. Besprechung mit Bruchitsch und Halder s.o.) dann erwähnt Hitler das erste Mal, dass es möglicherweise die Hoffnung auf Unterstützung seitens der Sowjets ist, die England so kriegslüstern machte. Dann, am 31. Juli 1940, teilt Hitler in einer „Führerbesprechung“ auf dem Berghof den versammelten Wehrmachtschefs mit, dass er sich mit dem Gedanken trage, die Sowjetunion anzugreifen. Hitler gibt die Schuld für das Verhalten Englands den Russen, von denen er nach den letzten Erfahrungen befürchtet, dass sie im Begriff seien, die Front zu wechseln.

Für mich ist nicht wirklich entscheidend, ob Russland am 22. Juni 1941 „angriffsbereit“ mit der Roten Armee parat stand. Der Begriff Präventivkrieg impliziert irrigerweise, dass „man jeweils mit dem Angriff eines Nachbarn“ rechnet und man demzufolge als erster zu den Waffen greift. Zum Erhalt des Friedens gehört m. A. nach ein unbedingter Wille dazu und die Schaffung von Vertrauen bzw vertrauensbildenden Maßnahmen. Letztes ist in der Politik Stalins seit Ende 1939 bis Sommer 1941 durchaus nicht erkennbar gewesen. Das Gegenteil ist der Fall..

Es ist m. E. nach auch falsch, den Entschluss Hitlers, die SU anzugreifen, bereits auf Juli 1940 zu datieren. Es gab von seiner Seite noch Versuche, Molotov nach Berlin einzuladen, der, nach einigem Zögern, dann endlich Mitte November 1940 in Berlin eintraf und seine, Stalins, Forderungen nochmals kess wiederholte. Auch hier wiederum kein Einlenken oder das Schaffen einer Situation des Vertrauens. Im Gegenteil. Wer sich die Ausführungen von Schmidt, nachzulesen in den Unterlagen des AA, durchliest, der muss die Gefahr deutlich spüren, die wie ein Damokles-Schwert über diesen „Verhandlungen“ schwebte. Sie sind in „Aufzeichnung über die Unterredung zwischen dem Führer und dem Vorsitzenden des Rats der Volkskommissare der UdSSR und Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten W. M. Molotow in Anwesenheit des Reichsaußenministers und des stellvertretenden Volkskommissars Dekanosow in Berlin am 12.(und 13.) November 1940“
Geheime Reichssache…….
nachzulesen.
Hitler ist nach dem 12./13.11.1940 ehrlich erschrocken und mehr denn je davon überzeugt, es mit einem Gegner zu tun zu haben, der über kurz oder lang angreifen wird.

Und die bisherige Bilanz ist auch nicht gerade beruhigend für die Reichsregierung: Finnland wurde von den Sowjets überfallen, die „Karelofinnische Sowjetrepublik“ auf dem eroberten Gebiet Finnlands installiert, Litauen, Estland, Lettland überfallen und der SU einverleibt, von Polen gar nicht zu reden, dann Bessarabien und die Nordbukovina besetzt. Und jetzt, im November 1940, noch die zusätzlichen Forderungen Molotovs bzgl der Süd-Bukovina (mit den Ploetsti-Ölkquellen), der „Bereinigung der finnischen Frage“ (also Besetzung Finnlands und somit Beherrschung des Ostseeraumes), der russischen Interessen im Dardanellengebiet (dass Molotov da wohl erst Bulgarien und die Türkei fragen müsste, ignoriert Molotov), und dann die skandinavischen Meerengen (Kleiner und Grosser Belt, Kattegat und Skagerak, „über die geredet werden müsse..“)

Wer mochte da noch daran denken, dass Stalin nur Gutes im Schilde führte?

DAS alles zusammen genommen waren meiner Meinung nach die Gründe für Hitlers eher langsam reifende Entscheidung, die Sowjetunion anzugreifen.

Aber bitte, Weihnachtsmänner mögen meinetwegen gern weiter an die Lebensraums-These glauben. :))

Lichtblau
06.03.2012, 23:31
Aber bitte, Weihnachtsmänner mögen meinetwegen gern weiter an die Lebensraums-These glauben. :))

Das eine muss das andere nicht unbedingt ausschliessen.

Übrigens, in Bessarabien betrieb die IG Farben ihren primären Anbau der Soja-Bohne. Auch Fleischbohne genannt. Sie sollte auf Grund ihrer hohen Proteingehalts Fleisch in der deutschen Ernährungsbilanz ersetzen.
Es liegt nahe das sie der Autarkie diente. Autarkie braucht man im Kriegsfall und man kann über Autarkie sich aus der Weltwirtschaft zurückziehen.
Schon komisch, dass die IG Farben eine so für Deutschland existenzielle Ressource an die Grenze zur Sowjetunion legt.
Aber ich schaffe es nicht Schlussfolgerungen daraus zu ziehen.

RUMPEL
07.03.2012, 06:10
Das eine muss das andere nicht unbedingt ausschliessen.

Übrigens, in Bessarabien betrieb die IG Farben ihren primären Anbau der Soja-Bohne. Auch Fleischbohne genannt. Sie sollte auf Grund ihrer hohen Proteingehalts Fleisch in der deutschen Ernährungsbilanz ersetzen.
Es liegt nahe das sie der Autarkie diente. Autarkie braucht man im Kriegsfall und man kann über Autarkie sich aus der Weltwirtschaft zurückziehen.
Schon komisch, dass die IG Farben eine so für Deutschland existenzielle Ressource an die Grenze zur Sowjetunion legt.
Aber ich schaffe es nicht Schlussfolgerungen daraus zu ziehen.


Das eine muss das andere nicht unbedingt ausschliessen. Sicher nicht, besonders, nachdem die endgültige Entscheidung bzgl des Angriffs getroffen worden war. Wenn man schon Krieg führen muss, will man schließlich davon auch etwas haben.


Übrigens, in Bessarabien betrieb die IG Farben ihren primären Anbau der Soja-Bohne. Auch Fleischbohne genannt. Sie sollte auf Grund ihrer hohen Proteingehalts Fleisch in der deutschen Ernährungsbilanz ersetzen.
Es liegt nahe das sie der Autarkie diente. Autarkie braucht man im Kriegsfall und man kann über Autarkie sich aus der Weltwirtschaft zurückziehen.
Schon komisch, dass die IG Farben eine so für Deutschland existenzielle Ressource an die Grenze zur Sowjetunion legt.
Aber ich schaffe es nicht Schlussfolgerungen daraus zu ziehen.

Die Politik des NS-Staates hinsichtlich Südosteuropa als Lieferant für Ressourcen aller Art war nicht neu. Das geschah schon vorher, auch unter der Weimarer Regierung. Das waren aber überwiegend bi-laterale Abmachungen mit div. Ländern, was übrigens von diesen Ländern gern gesehen wurde und dem Handel, eben auch mit Deutschland als Industrieproduktionsort, diente. Verwerfliches ist da nicht zu erkennen. Eher das Gegenteil.

Wenn Du Schlussfolgerungen daraus ziehen willst, dass "man wegen der Lage zur SU in Bessarabien da was vor hatte", wirst Du natürlich nicht weiterkommen. Der NS-Staat hatte seit seiner Gründung 1933 bereits mit fast 30 anderen Staaten bilaterale Handelsabkommen getroffen. Falsch war daran wohl nichts.

Nereus
07.03.2012, 23:57
... wie der deutsche Diplomat Dr Peter Kleist ausführt: „ Wir fühlten uns in der Lage von Leuten, die mit Räubern über das Lösegeld von Gefangenen verhandelten.“ Die Schikanen des NKWD-Generals Osokin sind bekannt und sollen hier nicht weiter ausgeführt werden. [...]
Für mich ist nicht wirklich entscheidend, ob Russland am 22. Juni 1941 „angriffsbereit“ mit der Roten Armee parat stand. Der Begriff Präventivkrieg impliziert irrigerweise, dass „man jeweils mit dem Angriff eines Nachbarn“ rechnet und man demzufolge als erster zu den Waffen greift. Zum Erhalt des Friedens gehört m. A. nach ein unbedingter Wille dazu und die Schaffung von Vertrauen bzw vertrauensbildenden Maßnahmen. Letztes ist in der Politik Stalins seit Ende 1939 bis Sommer 1941 durchaus nicht erkennbar gewesen. Das Gegenteil ist der Fall.. [...}
Es ist m. E. nach auch falsch, den Entschluss Hitlers, die SU anzugreifen, bereits auf Juli 1940 zu datieren. Es gab von seiner Seite noch Versuche, Molotov nach Berlin einzuladen, der, nach einigem Zögern, dann endlich Mitte November 1940 in Berlin eintraf und seine, Stalins, Forderungen nochmals kess wiederholte. Auch hier wiederum kein Einlenken oder das Schaffen einer Situation des Vertrauens. Im Gegenteil. ...

Und die bisherige Bilanz ist auch nicht gerade beruhigend für die Reichsregierung: Finnland wurde von den Sowjets überfallen, die „Karelofinnische Sowjetrepublik“ auf dem eroberten Gebiet Finnlands installiert, Litauen, Estland, Lettland überfallen und der SU einverleibt, von Polen gar nicht zu reden, dann Bessarabien und die Nordbukovina besetzt. Und jetzt, im November 1940, noch die zusätzlichen Forderungen Molotovs bzgl der Süd-Bukovina (mit den Ploetsti-Ölkquellen), der „Bereinigung der finnischen Frage“ (also Besetzung Finnlands und somit Beherrschung des Ostseeraumes), der russischen Interessen im Dardanellengebiet (dass Molotov da wohl erst Bulgarien und die Türkei fragen müsste, ignoriert Molotov), und dann die skandinavischen Meerengen (Kleiner und Grosser Belt, Kattegat und Skagerak, „über die geredet werden müsse..“)

Hallo Rumpler, wen willst Du überrumpeln?
Wenn man schon Kleist von Seite 112 f zitiert, dann müßte man auch die Dokumente ab Seite 259 kennen: den Brief Hitlers vom 20.8.1939, nach dem erfolgreichen Handelsabkommen an Stalin, und dessen Antwort, sowie den „Hitler-Stalin-Vertrag mit dem geheimen Zusatzprotokoll vom 23.8.1939.

Diese vertrauensbildenden Maßnahmen haben doch zu den von Dir unverständlich erscheinenden Tatsachen in der Neuordnung des Ostraumes mit seinen Grenzziehungen geführt!

Heutige Historiker oder Propagandisten ahmen offenbar Hitler vom 22.6.41 nach und schelten die UdSSR wegen „Verrat“ und „imperialer Gelüste“: Darauf vertrauend, daß keiner die Absprachen aus den Geheimprotokollen kennt, wird behauptet
1)
Finnland wurde von den Sowjets überfallen,
die „Karelofinnische Sowjetrepublik“ auf dem eroberten Gebiet Finnlands installiert,
Litauen, Estland, Lettland überfallen und der SU einverleibt,
von Polen gar nicht zu reden,
dann Bessarabien und die Nordbukovina besetzt.
der „Bereinigung der finnischen Frage“ (also Besetzung Finnlands und somit Beherrschung des Ostseeraumes),
2)
Und jetzt, im November 1940, noch die zusätzlichen Forderungen Molotovs bzgl. der Süd-Bukovina (mit den Ploetsti-Ölkquellen),
der russischen Interessen im Dardanellengebiet (dass Molotov da wohl erst Bulgarien und die Türkei fragen müsste, ignoriert Molotov), und
dann die skandinavischen Meerengen (Kleiner und Grosser Belt, Kattegat und Skagerak, „über die geredet werden müsse..

1) War alles so mit Hitler, laut Zusatzprotokoll, abgesprochen. Nach den großzügigen Gebietszusicherungen Hitlers an die Sowjets beim Freundschafts- und Grenzvertrag, wurde Stalin mißtrauisch. Laut Botschafterin Kolontai sagte er, nach der Abreise Ribbentrops, zu Molotow: „Das war die Kriegserklärung Hitlers an die Sowjetunion!“ (Kleist S. 229)

2) Um das zu prüfen, kam Molotow Ende 1940 nach Berlin und stellte Testfragen. Da im „Hitler-Stalin-Vertrag“ die großdeutsche Interessenlosigkeit an Rumänien behauptet worden war und durch den Handelsvertrag russische Öllieferungen vereinbart waren, zeigte Molotow u.a. Test-Interesse für Verträge über die Südbokowina mit dem Ölgebiet.

Wer nun in vertraglicher Freundschaft russisches Öl geliefert bekommen wollte, benötigte nicht die rumänische Konkurrenz, es sei denn, er habe Böses im Schilde und wolle oder müsse über kurz oder lang auf die russischen Lieferungen verzichten. Als Hitler in die Falle ging und nun Interesse an Rumänien zeigte, wußte der Fuchs Molotow Bescheid.

Daher wurden auch bald, nach Zunahme der großdeutschen Militärbewegungen an der deutsch-sowjetischen Grenze, verstärkt sowjetische Sicherungsdivisionen an diese Grenze verlegt und ihnen ab 1.5.41 erhöhte Alarmbereitschaft verordnet, ohne einen sowjetischen Präventivangriff erkennen zu lassen.
So sahen es auch die Lageberichte der Wehrmachtsaufklärung „Fremdeheere Ost“ des Generals Tippelskich.

Da Angriff die beste Verteidigung ist, enthielten die „Roten Taschen“ der Alarmdivisionen, die erst auf Codewort bei einem deutschen Angriff zu öffnen waren, auch Angriffspläne auf deutsches Gebiet für die Vorausverteidigung. Aber der Angriff auf die Sowjetunion kam so plötzlich, wuchtig und vernichtend, daß keine Zeit zur Codewortausgabe und Vorausverteidigung blieb.

Aus den erbeuteten Alarmmappen bastelten die Goebbels-Propaganda und spätere Präventivkriegs-Theoretiker einen, durch den großdeutschen Angriff zuvorgekommenen, geplanten sowjetischen Großangriff“, was von keinem fachkundigen Militärhistoriker, wie Tippelskirch, vertreten wird.
Die großen militärischen Erfolge der Blitzangreiffer gleich nach dem Einmarsch, die auf einen gelähmten und verteidigungsschwachen Gegner trafen, widerlegen jede Präventivkriegsthese:

Sowjetische Verluste vom 22.6.-1.7.41 (10 Tage):
bis:....Panzerkw...Geschütze..Flugzeuge..Gefangen e Pz.Züge
1.7.......5774..........2330...........4725....... 160.000......4
10.7.....7615..........4423...........6233........ 400.000
6.8.....13145........10388...........9082........8 95.000
21.8...14000........15000.........11250.....1.250. 000
14.10............................................. .üb.3.000.000
9.11.............................................. ......3.632.000

Chronik der Ereignisse aus zeitgenössischen Quellen
1939
22.3. Litauen beschließt Rückgabe des Memelgebietes an Deutschland.
23.3. Deutsch-litauischer Staatsvertrag über die Rückgabe des Memelgebietes.
20.8. Deutsch-sowjetrussisches Handelsabkommen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-Sowjetischer_Wirtschaftsvertrag

22.8. Unterzeichnung des deutsch-sowjetrussischen Nichtangriffspaktes.
http://www.unsere.de/deutsch_sowjetischer_nichtangriffsvertrag.htm

Mit geheimen Zusatzprotokoll über Gebietsinteressen.
http://www.unsere.de/geheimes_zusatzprotokoll_1939_hitler_stalin.htm

Hintergrund:
Beiderseitige Wiedergewinnung der nach 1914, durch Krieg oder durch Versailler Vertrag und Völkerbundentscheidungen, verloren gegangenen Gebiete Großrusslands, Deutsches und Österreichisches Kaiserreich und Ordnung der Volkstumsgrenzen.

Großdeutsches Interessensgebiet (Deutsches Reich u. Österreich-Ungarn):
- Posen und Westpreußen mit Danzig, Ostoberschlesien
- Litauen wegen Memelgebiet
- Westgalizien
- ehemaliges Russischpolen bis Weichsel-San im Gebietstausch mit Österreichisch-Ostgalizien und österreichisch-ungarisches Buchenland (Bukowina, ab 1918 von Rumänien annektiert) wegen mehrheitlich ukrainischer Bevölkerung dort an Russland.

Sowjetunion als Nachfolgerin des Zarenreiches interessiert an:
- Ehemalige großrussische Provinzen Estland, Lettland und Finnland
- Bessearabien (mit Ukrainern, ab 1918 von Rumänien annektiert)
- Bukowina u. Ostgalizien im Tausch gegen Russischpolen.
- „Ostpolen“ (mit Weißrussen, Ukrainern, nach 1919 von Polen annektiert)

Die Polenaufteilung erfolgte entlang der Flüsse Pissa, Narew, Weichsel und San.

1.9. Deutscher Angriff gegen Polen beginnt. Angeblich wegen Wiedervereinigung Danzigs mit dem Reich.
3.9. England und Frankreich erklären Krieg gegen Deutschland. Sowjetrussland wird später nur als Angreifer gerügt und muß den Völkerbund verlassen. Die USA erklären ihre Neutralität.
17.9. Sowjetrussische Truppen marschieren in Ostpolen,, von der Düna bis zum Dnjestr, mit zwei Heeresgruppen ein und besetzen ihr Interessengebiet bis zur Weichsel.
18.9. Erstes Zusammentreffen deutscher und sowjetischer Truppen bei Brest - Litowsk. Die Sowjetarmee eroberte bis zum 26. 9. alle von den Polen 1918/20 besetzten Gebiete.
27.9. Warschau ergibt sich. Reichsaußenminister Ribbentrop fliegt nach Moskau.
29.9. Deutsch-sowjetrussischer Grenz- und Freundschaftsvertrag durch den der Raum in Ost-Mitteleuropa neu geordnet wird. Die Interessengrenze verläuft von der Südspitze Litauens in westlicher Richtung nördlich von Augustowo zur deutschen Reichsgrenze, an dieser entlang bis zum Fluß Pisia (Pissa), diesem entlang bis zu Ostrolenka, dann nach Süden nach Nur am Bug, diesem entlang bis Kristnopol, dann in westlicher Richtung zum San, diesem entlang bis zur Quelle.
Aus geopolitischen Erwägungen bietet Sowjetrussland das Restkongreßpolen, mit Warschau und den Woiwodschaften Warschau Land und Lublin mit ca. 4 Millionen Menschen, Großdeutschland zum Tausch an gegen die ehemalige zaristische Provinz Litauen. Großdeutschland nimmt an. Neuer Grenzverlauf am Bug.

Das am 23. August 1939 unterzeichnete Geheime Zusatzprotokoll wird in seiner Ziffer 1 dahin abgeändert, dass das Gebiet des litauischen Staates in die Interessensphäre der UdSSR fällt, weil andererseits die Woywodschaft Lublin und Teile der Woywodschaft Warschau in die Interessensphäre Deutschlands fallen (vergl. die Karte zu dem heute unterzeichneten Grenz- und Freundschaftsvertrage). Sobald die Regierung des UdSSR auf litauischem Gebiet zur Wahrnehmung ihrer Interessen besondere Massnahmen trifft, wird zum Zwecke einer natürlichen und einfachen Grenzziehung die gegenwärtige deutsch-litauische Grenze dahin rektifiziert, dass das litauische Gebiet. das südwestlich der in der anliegenden Karte eingezeichneten Linie liegt, an Deutschland fällt.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2c/Mapa_2_paktu_Ribbentrop-Mo%C5%82otow.gif

Im deutsch-sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag mit geheimen und vertraulichen Zusatzprotokollen werden u.a. Verabredungen über beiderseitige Bevölkerungsumsiedlungen getroffen:

Die Regierung der UdSSR wird den in ihren Interessengebieten ansässigen Reichsangehörigen und anderen Persönlichkeiten deutscher Abstammung, sofern sie den Wunsch haben, nach Deutschland oder in die deutsche Interessegebiete überzusiedeln, hierbei keine Schwierigkeiten in den Weg legen. Sie ist damit einverstanden, dass diese Übersiedlung von Beauftragten der Reichsregierung im Einvernehmen mit den zuständigen örtlichen Behörden durchgeführt wird und dass dabei die Vermögensrechte der Auswanderer gewahrt bleiben.
Eine entsprechende Verpflichtung übernimmt die Deutsche Reichsregierung hinsichtlich der in ihren Interessengebiet ansässigen Personen ukrainischer oder weissrussischer Abstammung.
http://www.electronicmuseum.ca/Poland-WW2/nazi_soviet_friendship/nsf_G-S_T_2_ger.html

Die Bahnstationen auf den grenzüberschreitenden Bahnstrecken Lublin-Lemberg und Cholm-Brest-Litowsk, Warschau-Bialystock wurden, neben anderen Grenzübergängen zwischen dem Generalgouvernement und Sowjetrussland, zu Durchgangs- und Übersiedlerlager mit Zoll- und Polizeistationen und Entlausungsanstalten.

http://img160.imageshack.us/img160/2090/molotovmapgv7.jpg

Über die Mitnahme erlaubter Habe und Wertgegenstände siehe Katalog im Vertrag vom 5.9.40. Erst mit dem Angriff auf die Sowjetunion verloren diese Grenzbahnhöfe ihre Funktion als Polizei- und Zollstationen.
Der Austausch von politischen Häftlingen des NKWD und der Gestapo erfolgte über Brest-Litowsk. (z.B. Buber–Neumann)

10.10. Erfolgreicher Abschluß sowjetisch-litauischer Verhandlungen:
- Übergabe des bisher polnischen Wilna-Gebietes an Litauen
- Unterzeichnung eines Beistandsvertrages
- Errichtung sowjetischer Militärstützpunkte auf litauischem Gebiet
(sowjetische Truppenstationierung und Einrichtung von acht Flugplätzen)
11.10.Beginn sowjetisch-finnischer Verhandlungen zur Überlassung von Stützpunkten auf finnischem Gebiet.
15.10. Deutsch-estnische Verhandlungen über die Umsiedlung der Volksdeutschen.
16.10. Die Besetzung der Interessengrenze durch deutsche Truppen beendet. Die ersten deutschen Rückwanderer aus Lettland in Gotenhafen (Gdingen).

19.10. Ratifizierung der deutsch-russischen Vertrages.
25.10. Einlaufen von drei sowjetischen Kriegsschiffen in Libau ( Lettland ), dem neuen Flottenstützpunkt der Sowjetflotte. Eingliederung Ostpolens in die UdSSR. Lieferung von 1 Million Tonnen Futtergetreide aus der Sowjetunion nach Deutschland.
25.10. Reichsführer-SS Himmler Beauftragter für die Rückwanderung.
3.11. Deutsch-russisches Umsiedlungsabkommen (Ähnlich wie Vertrag unter 5.9.40 mitgeteilt.)
Umfang des Personenkreises:
http://www.z-g-v.de/aktuelles/?id=56

4.11. Sowjetische Truppen marschieren in Litauen ein.
29.11. Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Finnland und der Sowjetunion
30.11. Beginn der sowjetischen Kampfhandlungen (bis. 12. 3. 1940), um das Interessensgebiet einzunehmen.
2.12. Rücksiedlung der Baltendeutschen beendet.
9.12. Umsiedlung der ca. 100.000 Volksdeutschen in Ostpolen (jetzt UdSSR) begonnen.
22.12. Die ersten Volksdeutschen aus Wolhynien eingetroffen.
26.12. Aufnahme des Güterverkehrs mit der Sowjetunion.

1940
1.1 Aus dem ehemaligen Ostpolen sind bis jetzt 20.405 Volksdeutsche in den Lagern um Litzmannstadt (Lodz) eingetroffen.
12.1. Die Umsiedlung der 70.000 Balten-Deutschen aus Estland und Lettland ist reibungslos abgeschlossen; über 17.000 von ihnen sind bereits im Warthegau angesetzt.
28.1. Die Aussiedlungsaktion der Wolhynien-Deutschen aus dem ehemaligen Ostpolen ist abgeschloaasen: insgesamt 135.000 Deutsche sind heimgekehrt.
12.2. Abschluß eines deutsch-russischen Wirtschaftsabkommens.
22.2. Rückkehr der Wolhynien-Deutschen beendet. Nach Abschluß der Rückführung der Volksdeutschen aus Wolhynien, Galizien und dem Narewgebiet beginnt die Rücksiedlung der weißrussischen und ukrainischen Volksangehörigen aus dem Generalgouvernement in die russischen Gebiete.
15. 6.die Rote Armee marschiert in Litauen ein und nimmt das Interessengebiet in Besitz. Die Regierung wird durch moskautreue Politiker wie Antanas Sniečkus ersetzt, die Litauen zur Sozialistischen Republik erklärten und um Aufnahme in die Sowjetunion ersuchten.
26.6. In einem Ultimatum an Rumänien fordert die Sowjetunion sofortige Rückgabe Bessarabiens und der nördlichen Bukowina.
28.6. Rumänien fügt sich in die Abtretung Bessarabiens und der Nordbukowina.
17.7. In Lettland, Estland und Litauen Wahlsiege der Einheitslisten der „Verbände des werktätigen Volkes“ und damit der Sowjetunion.
20.7. Von den rückgesiedelten Wolyhnien- und Galizien-Deutschen sind
10.700 Bauernfamilien in ihre Höfe im Warthegau eingewiesen und damit seßhaft geworden.
21.7. Litauen beschließt die Annahme der Räteverfassung und damit die Eingliederung in die Sowjetunion. Einen gleichen Beschluß fassen Estland und Lettland.
3.8. Litauen als 14. Bundesrepublik in die Sowjetunion eingegliedert.
5.8. Lettland wird 15. Bundesrepublik der Sowjetunion.
6.8. Estland als 16. Bundesrepublik in die Sowjetunion aufgenommen.
5.9. Deutsch-sowjetisches Abkommen über die Umsiedlung der deutschstämmigen Bevölkerung in Bessarabien und Nordbukowina. (z.B. Ex-Bundespräsident Horst Köhler)
Umsiedlungsvertrag, Katalog für Polizei- und Zollstellen:
http://www.jethon.de/html/umsiedlungsvertrag.html

21.9. Beginn der Umsiedlung der 30.000 Volksdeutschen aus dem östlichen Generalgouvernement nach dem Warthegau, erstmals in Form des Tausches gegen polnische Bauern.
23.9. Deutsch-sowjetische Verhandlungen in Kaunas über die Umsiedlung der Volksdeutschen in Litauen, in Riga über die Nachumsiedlung von Volksdeutschen aus Estland und Lettland.
18.10. Bis jetzt sind 100.000 Volksdeutsche aus Bessarabien ausgesiedelt worden.
19. 10. Bisher haben 77.324 ausgesiedelte Volksdeutsche die rumänisch-russische Grenze überschritten.
22.10. Deutsch-rumänischer Vertrag über die Umsiedlung der 47.000 Volksdeutschen aus der Südbokuwina und der Dobrudscha.
20.11. Die Umsiedlung von 90.050 Volksdeutschen aus Bessarabien und 44.731 aus der Nordbukowina ist abgeschlossen.
26.11. Die Umsiedlung der 14.000 Volksdeutschen aus der Dobrudscha ist abgeschlossen.

1941
10.1. Abkommen mit der Sowjetunion über die Umsiedlung der Reste der Volksdeutschen in Lettland und Estland (12.000) und der gesamten deutschen Volksgruppe in Litauen (etwa 45.000).
26.1. Beginn der Umsiedlung der deutschen Volksgruppe in Litauen, deren größter Teil im Regierungsbezirk Zichenau und im Kreis Sudauen (Suwalki) angesiedelt wird.
3.3. Einbürgerung von 5000 Buchenlanddeutschen. Seit 7.10.38 sind nunmehr rund 550.000 Deutsche ins Reich zurückgeführt worden.
25.3. Beendigung der Umsiedlung der Baltendeutschen aus Litauen, Lettland und Estland. Insgesamt sind über 60.000 Deutsche ins Reich umgesiedelt worden im Austausch gegen 20.000 Litauer, Russen und Weißruthenen nach der Sowjetunion.
22.6. Aufruf des Führers an das deutsche Volk bei Beginn des Kampfes gegen die Sowjetunion; Tagesbefehl an die Soldaten der Ostfront: „Europas Schicksal liegt in der Hand der deutschen Soldaten.“

Beginn des Kampfes gegen die Sowjetunion. Aufruf des Führers an das deutsche Volk und die Soldaten der Ostfront. Adolf Hitler berichtet über die britisch-sowjetrussische Zusammenarbeit, den Treuebruch der Sowjets und den drohenden Aufmarsch der Sowjetarmee an Deutschlands Ostgrenze. Nach berichten des Oberkommandos der Wehrmacht waren bereits am 1.5.1941 zum Angriff gegen das Großdeutsche Reich an unserer Ostgrenze zusammen gezogen: 118 Schützendivisionen, 20 Kavalleriedivisionen 40 motorisierte und Panzerbrigaden, zusammen also 158 Divisionen.
Italien betrachtet sich als im Kriegszustand mit der Sowjetunion befindlich.
General Antonescu ruft Rumänien zum Kampf gegen Sowjetrußland auf.
Die Slowakei erklärt ihre Bereitschaft zu höchstem Einsatz an der Seite Großdeutschlands (Schlag nach 1941, S. 18)
1.8. Eingliederung Ostgaliziens mit der Hauptstadt Lemberg als (5.) Distrikt Galizien in das Generalgouvernement.
Gauleiter Greiser erklärt im Auftrage des Führers, daß eine Rücksiedlung der Baltendeutschen in ihre alte Heimat nicht in Frage komme.
9.9. Die etwa ½ Million zählenden Wolgadeutschen werden unter grundlosen Beschuldigungen nach Mittelsibirien und Kasachstan „umgesiedelt“.
25.9. Auflösung der Autonomen Sewjetrepublik der Wolgadeutschen.
1.11. Die Polizei – und Zollgrenze zwischen dem neuen Distrikt Galizien und dem übrigen Gebiet des Generalgouvernements ist aufgehoben.
(Quelle: u.a. Schlag nach über das Jahr 1939, 40, 41, Bibliographisches Institut AG., Leipzig, Jg. 1940, 41, 42)

RUMPEL
08.03.2012, 14:46
Hallo Rumpler, wen willst Du überrumpeln?
Wenn man schon Kleist von Seite 112 f zitiert, dann müßte man auch die Dokumente ab Seite 259 kennen: den Brief Hitlers vom 20.8.1939, nach dem erfolgreichen Handelsabkommen an Stalin, und dessen Antwort, sowie den „Hitler-Stalin-Vertrag mit dem geheimen Zusatzprotokoll vom 23.8.1939.

Diese vertrauensbildenden Maßnahmen haben doch zu den von Dir unverständlich erscheinenden Tatsachen in der Neuordnung des Ostraumes mit seinen Grenzziehungen geführt!

Heutige Historiker oder Propagandisten ahmen offenbar Hitler vom 22.6.41 nach und schelten die UdSSR wegen „Verrat“ und „imperialer Gelüste“: Darauf vertrauend, daß keiner die Absprachen aus den Geheimprotokollen kennt, wird behauptet
1)
Finnland wurde von den Sowjets überfallen,
die „Karelofinnische Sowjetrepublik“ auf dem eroberten Gebiet Finnlands installiert,
Litauen, Estland, Lettland überfallen und der SU einverleibt,
von Polen gar nicht zu reden,
dann Bessarabien und die Nordbukovina besetzt.
der „Bereinigung der finnischen Frage“ (also Besetzung Finnlands und somit Beherrschung des Ostseeraumes),
2)
Und jetzt, im November 1940, noch die zusätzlichen Forderungen Molotovs bzgl. der Süd-Bukovina (mit den Ploetsti-Ölkquellen),
der russischen Interessen im Dardanellengebiet (dass Molotov da wohl erst Bulgarien und die Türkei fragen müsste, ignoriert Molotov), und
dann die skandinavischen Meerengen (Kleiner und Grosser Belt, Kattegat und Skagerak, „über die geredet werden müsse..

1) War alles so mit Hitler, laut Zusatzprotokoll, abgesprochen. Nach den großzügigen Gebietszusicherungen Hitlers an die Sowjets beim Freundschafts- und Grenzvertrag, wurde Stalin mißtrauisch. Laut Botschafterin Kolontai sagte er, nach der Abreise Ribbentrops, zu Molotow: „Das war die Kriegserklärung Hitlers an die Sowjetunion!“ (Kleist S. 229)

2) Um das zu prüfen, kam Molotow Ende 1940 nach Berlin und stellte Testfragen. Da im „Hitler-Stalin-Vertrag“ die großdeutsche Interessenlosigkeit an Rumänien behauptet worden war und durch den Handelsvertrag russische Öllieferungen vereinbart waren, zeigte Molotow u.a. Test-Interesse für Verträge über die Südbokowina mit dem Ölgebiet.

Wer nun in vertraglicher Freundschaft russisches Öl geliefert bekommen wollte, benötigte nicht die rumänische Konkurrenz, es sei denn, er habe Böses im Schilde und wolle oder müsse über kurz oder lang auf die russischen Lieferungen verzichten. Als Hitler in die Falle ging und nun Interesse an Rumänien zeigte, wußte der Fuchs Molotow Bescheid.

Daher wurden auch bald, nach Zunahme der großdeutschen Militärbewegungen an der deutsch-sowjetischen Grenze, verstärkt sowjetische Sicherungsdivisionen an diese Grenze verlegt und ihnen ab 1.5.41 erhöhte Alarmbereitschaft verordnet, ohne einen sowjetischen Präventivangriff erkennen zu lassen.
So sahen es auch die Lageberichte der Wehrmachtsaufklärung „Fremdeheere Ost“ des Generals Tippelskich.

Da Angriff die beste Verteidigung ist, enthielten die „Roten Taschen“ der Alarmdivisionen, die erst auf Codewort bei einem deutschen Angriff zu öffnen waren, auch Angriffspläne auf deutsches Gebiet für die Vorausverteidigung. Aber der Angriff auf die Sowjetunion kam so plötzlich, wuchtig und vernichtend, daß keine Zeit zur Codewortausgabe und Vorausverteidigung blieb.

Aus den erbeuteten Alarmmappen bastelten die Goebbels-Propaganda und spätere Präventivkriegs-Theoretiker einen, durch den großdeutschen Angriff zuvorgekommenen, geplanten sowjetischen Großangriff“, was von keinem fachkundigen Militärhistoriker, wie Tippelskirch, vertreten wird.
Die großen militärischen Erfolge der Blitzangreiffer gleich nach dem Einmarsch, die auf einen gelähmten und verteidigungsschwachen Gegner trafen, widerlegen jede Präventivkriegsthese:

Sowjetische Verluste vom 22.6.-1.7.41 (10 Tage):
bis:....Panzerkw...Geschütze..Flugzeuge..Gefangen e Pz.Züge
1.7.......5774..........2330...........4725....... 160.000......4
10.7.....7615..........4423...........6233........ 400.000
6.8.....13145........10388...........9082........8 95.000
21.8...14000........15000.........11250.....1.250. 000
14.10............................................. .üb.3.000.000
9.11.............................................. ......3.632.000

Chronik der Ereignisse aus zeitgenössischen Quellen
1939
22.3. Litauen beschließt Rückgabe des Memelgebietes an Deutschland.
23.3. Deutsch-litauischer Staatsvertrag über die Rückgabe des Memelgebietes.
20.8. Deutsch-sowjetrussisches Handelsabkommen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-Sowjetischer_Wirtschaftsvertrag

22.8. Unterzeichnung des deutsch-sowjetrussischen Nichtangriffspaktes.
http://www.unsere.de/deutsch_sowjetischer_nichtangriffsvertrag.htm

Mit geheimen Zusatzprotokoll über Gebietsinteressen.
http://www.unsere.de/geheimes_zusatzprotokoll_1939_hitler_stalin.htm

Hintergrund:
Beiderseitige Wiedergewinnung der nach 1914, durch Krieg oder durch Versailler Vertrag und Völkerbundentscheidungen, verloren gegangenen Gebiete Großrusslands, Deutsches und Österreichisches Kaiserreich und Ordnung der Volkstumsgrenzen.

Großdeutsches Interessensgebiet (Deutsches Reich u. Österreich-Ungarn):
- Posen und Westpreußen mit Danzig, Ostoberschlesien
- Litauen wegen Memelgebiet
- Westgalizien
- ehemaliges Russischpolen bis Weichsel-San im Gebietstausch mit Österreichisch-Ostgalizien und österreichisch-ungarisches Buchenland (Bukowina, ab 1918 von Rumänien annektiert) wegen mehrheitlich ukrainischer Bevölkerung dort an Russland.

Sowjetunion als Nachfolgerin des Zarenreiches interessiert an:
- Ehemalige großrussische Provinzen Estland, Lettland und Finnland
- Bessearabien (mit Ukrainern, ab 1918 von Rumänien annektiert)
- Bukowina u. Ostgalizien im Tausch gegen Russischpolen.
- „Ostpolen“ (mit Weißrussen, Ukrainern, nach 1919 von Polen annektiert)

Die Polenaufteilung erfolgte entlang der Flüsse Pissa, Narew, Weichsel und San.

1.9. Deutscher Angriff gegen Polen beginnt. Angeblich wegen Wiedervereinigung Danzigs mit dem Reich.
3.9. England und Frankreich erklären Krieg gegen Deutschland. Sowjetrussland wird später nur als Angreifer gerügt und muß den Völkerbund verlassen. Die USA erklären ihre Neutralität.
17.9. Sowjetrussische Truppen marschieren in Ostpolen,, von der Düna bis zum Dnjestr, mit zwei Heeresgruppen ein und besetzen ihr Interessengebiet bis zur Weichsel.
18.9. Erstes Zusammentreffen deutscher und sowjetischer Truppen bei Brest - Litowsk. Die Sowjetarmee eroberte bis zum 26. 9. alle von den Polen 1918/20 besetzten Gebiete.
27.9. Warschau ergibt sich. Reichsaußenminister Ribbentrop fliegt nach Moskau.
29.9. Deutsch-sowjetrussischer Grenz- und Freundschaftsvertrag durch den der Raum in Ost-Mitteleuropa neu geordnet wird. Die Interessengrenze verläuft von der Südspitze Litauens in westlicher Richtung nördlich von Augustowo zur deutschen Reichsgrenze, an dieser entlang bis zum Fluß Pisia (Pissa), diesem entlang bis zu Ostrolenka, dann nach Süden nach Nur am Bug, diesem entlang bis Kristnopol, dann in westlicher Richtung zum San, diesem entlang bis zur Quelle.
Aus geopolitischen Erwägungen bietet Sowjetrussland das Restkongreßpolen, mit Warschau und den Woiwodschaften Warschau Land und Lublin mit ca. 4 Millionen Menschen, Großdeutschland zum Tausch an gegen die ehemalige zaristische Provinz Litauen. Großdeutschland nimmt an. Neuer Grenzverlauf am Bug.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2c/Mapa_2_paktu_Ribbentrop-Mo%C5%82otow.gif

Im deutsch-sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag mit geheimen und vertraulichen Zusatzprotokollen werden u.a. Verabredungen über beiderseitige Bevölkerungsumsiedlungen getroffen:

http://www.electronicmuseum.ca/Poland-WW2/nazi_soviet_friendship/nsf_G-S_T_2_ger.html

Die Bahnstationen auf den grenzüberschreitenden Bahnstrecken Lublin-Lemberg und Cholm-Brest-Litowsk, Warschau-Bialystock wurden, neben anderen Grenzübergängen zwischen dem Generalgouvernement und Sowjetrussland, zu Durchgangs- und Übersiedlerlager mit Zoll- und Polizeistationen und Entlausungsanstalten.

http://img160.imageshack.us/img160/2090/molotovmapgv7.jpg

Über die Mitnahme erlaubter Habe und Wertgegenstände siehe Katalog im Vertrag vom 5.9.40. Erst mit dem Angriff auf die Sowjetunion verloren diese Grenzbahnhöfe ihre Funktion als Polizei- und Zollstationen.
Der Austausch von politischen Häftlingen des NKWD und der Gestapo erfolgte über Brest-Litowsk. (z.B. Buber–Neumann)

10.10. Erfolgreicher Abschluß sowjetisch-litauischer Verhandlungen:
- Übergabe des bisher polnischen Wilna-Gebietes an Litauen
- Unterzeichnung eines Beistandsvertrages
- Errichtung sowjetischer Militärstützpunkte auf litauischem Gebiet
(sowjetische Truppenstationierung und Einrichtung von acht Flugplätzen)
11.10.Beginn sowjetisch-finnischer Verhandlungen zur Überlassung von Stützpunkten auf finnischem Gebiet.
15.10. Deutsch-estnische Verhandlungen über die Umsiedlung der Volksdeutschen.
16.10. Die Besetzung der Interessengrenze durch deutsche Truppen beendet. Die ersten deutschen Rückwanderer aus Lettland in Gotenhafen (Gdingen).

19.10. Ratifizierung der deutsch-russischen Vertrages.
25.10. Einlaufen von drei sowjetischen Kriegsschiffen in Libau ( Lettland ), dem neuen Flottenstützpunkt der Sowjetflotte. Eingliederung Ostpolens in die UdSSR. Lieferung von 1 Million Tonnen Futtergetreide aus der Sowjetunion nach Deutschland.
25.10. Reichsführer-SS Himmler Beauftragter für die Rückwanderung.
3.11. Deutsch-russisches Umsiedlungsabkommen (Ähnlich wie Vertrag unter 5.9.40 mitgeteilt.)
Umfang des Personenkreises:
http://www.z-g-v.de/aktuelles/?id=56

4.11. Sowjetische Truppen marschieren in Litauen ein.
29.11. Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Finnland und der Sowjetunion
30.11. Beginn der sowjetischen Kampfhandlungen (bis. 12. 3. 1940), um das Interessensgebiet einzunehmen.
2.12. Rücksiedlung der Baltendeutschen beendet.
9.12. Umsiedlung der ca. 100.000 Volksdeutschen in Ostpolen (jetzt UdSSR) begonnen.
22.12. Die ersten Volksdeutschen aus Wolhynien eingetroffen.
26.12. Aufnahme des Güterverkehrs mit der Sowjetunion.

1940
1.1 Aus dem ehemaligen Ostpolen sind bis jetzt 20.405 Volksdeutsche in den Lagern um Litzmannstadt (Lodz) eingetroffen.
12.1. Die Umsiedlung der 70.000 Balten-Deutschen aus Estland und Lettland ist reibungslos abgeschlossen; über 17.000 von ihnen sind bereits im Warthegau angesetzt.
28.1. Die Aussiedlungsaktion der Wolhynien-Deutschen aus dem ehemaligen Ostpolen ist abgeschloaasen: insgesamt 135.000 Deutsche sind heimgekehrt.
12.2. Abschluß eines deutsch-russischen Wirtschaftsabkommens.
22.2. Rückkehr der Wolhynien-Deutschen beendet. Nach Abschluß der Rückführung der Volksdeutschen aus Wolhynien, Galizien und dem Narewgebiet beginnt die Rücksiedlung der weißrussischen und ukrainischen Volksangehörigen aus dem Generalgouvernement in die russischen Gebiete.
15. 6.die Rote Armee marschiert in Litauen ein und nimmt das Interessengebiet in Besitz. Die Regierung wird durch moskautreue Politiker wie Antanas Sniečkus ersetzt, die Litauen zur Sozialistischen Republik erklärten und um Aufnahme in die Sowjetunion ersuchten.
26.6. In einem Ultimatum an Rumänien fordert die Sowjetunion sofortige Rückgabe Bessarabiens und der nördlichen Bukowina.
28.6. Rumänien fügt sich in die Abtretung Bessarabiens und der Nordbukowina.
17.7. In Lettland, Estland und Litauen Wahlsiege der Einheitslisten der „Verbände des werktätigen Volkes“ und damit der Sowjetunion.
20.7. Von den rückgesiedelten Wolyhnien- und Galizien-Deutschen sind
10.700 Bauernfamilien in ihre Höfe im Warthegau eingewiesen und damit seßhaft geworden.
21.7. Litauen beschließt die Annahme der Räteverfassung und damit die Eingliederung in die Sowjetunion. Einen gleichen Beschluß fassen Estland und Lettland.
3.8. Litauen als 14. Bundesrepublik in die Sowjetunion eingegliedert.
5.8. Lettland wird 15. Bundesrepublik der Sowjetunion.
6.8. Estland als 16. Bundesrepublik in die Sowjetunion aufgenommen.
5.9. Deutsch-sowjetisches Abkommen über die Umsiedlung der deutschstämmigen Bevölkerung in Bessarabien und Nordbukowina. (z.B. Ex-Bundespräsident Horst Köhler)
Umsiedlungsvertrag, Katalog für Polizei- und Zollstellen:
http://www.jethon.de/html/umsiedlungsvertrag.html

21.9. Beginn der Umsiedlung der 30.000 Volksdeutschen aus dem östlichen Generalgouvernement nach dem Warthegau, erstmals in Form des Tausches gegen polnische Bauern.
23.9. Deutsch-sowjetische Verhandlungen in Kaunas über die Umsiedlung der Volksdeutschen in Litauen, in Riga über die Nachumsiedlung von Volksdeutschen aus Estland und Lettland.
18.10. Bis jetzt sind 100.000 Volksdeutsche aus Bessarabien ausgesiedelt worden.
19. 10. Bisher haben 77.324 ausgesiedelte Volksdeutsche die rumänisch-russische Grenze überschritten.
22.10. Deutsch-rumänischer Vertrag über die Umsiedlung der 47.000 Volksdeutschen aus der Südbokuwina und der Dobrudscha.
20.11. Die Umsiedlung von 90.050 Volksdeutschen aus Bessarabien und 44.731 aus der Nordbukowina ist abgeschlossen.
26.11. Die Umsiedlung der 14.000 Volksdeutschen aus der Dobrudscha ist abgeschlossen.

1941
10.1. Abkommen mit der Sowjetunion über die Umsiedlung der Reste der Volksdeutschen in Lettland und Estland (12.000) und der gesamten deutschen Volksgruppe in Litauen (etwa 45.000).
26.1. Beginn der Umsiedlung der deutschen Volksgruppe in Litauen, deren größter Teil im Regierungsbezirk Zichenau und im Kreis Sudauen (Suwalki) angesiedelt wird.
3.3. Einbürgerung von 5000 Buchenlanddeutschen. Seit 7.10.38 sind nunmehr rund 550.000 Deutsche ins Reich zurückgeführt worden.
25.3. Beendigung der Umsiedlung der Baltendeutschen aus Litauen, Lettland und Estland. Insgesamt sind über 60.000 Deutsche ins Reich umgesiedelt worden im Austausch gegen 20.000 Litauer, Russen und Weißruthenen nach der Sowjetunion.
22.6. Aufruf des Führers an das deutsche Volk bei Beginn des Kampfes gegen die Sowjetunion; Tagesbefehl an die Soldaten der Ostfront: „Europas Schicksal liegt in der Hand der deutschen Soldaten.“

1.8. Eingliederung Ostgaliziens mit der Hauptstadt Lemberg als (5.) Distrikt Galizien in das Generalgouvernement.
Gauleiter Greiser erklärt im Auftrage des Führers, daß eine Rücksiedlung der Baltendeutschen in ihre alte Heimat nicht in Frage komme.
9.9. Die etwa ½ Million zählenden Wolgadeutschen werden unter grundlosen Beschuldigungen nach Mittelsibirien und Kasachstan „umgesiedelt“.
25.9. Auflösung der Autonomen Sewjetrepublik der Wolgadeutschen.
1.11. Die Polizei – und Zollgrenze zwischen dem neuen Distrikt Galizien und dem übrigen Gebiet des Generalgouvernements ist aufgehoben.
(Quelle: u.a. Schlag nach über das Jahr 1939, 40, 41, Bibliographisches Institut AG., Leipzig, Jg. 1940, 41, 42)


Ja.Und? Soll ich jetzt den "Grossen Plötzlich" kopieren? Was soll das alles. Ich habe die Zeit aufgezeichnet von Ende Mai 1940 bis Ende des Jahres 1940 und dabei Teile aus den VjH des IfZG zitiert. Man kommt nicht drum herum. Das war eben die Zeit der "Entscheidung".

Aus den von Dir hier eingestellten Karten vom 28.9.39 hab ich schon Papierschiffchen gefaltet als es Dich vermutlich noch gar nicht gab. Ich habe in Teilen auch nicht Kleist zitiert, sondern überwiegend Dr Zentner aus dem Jahr 1967. Kleist kam bei mir nur einmal vor in Bezug auf die kommunistischen "Schwei..rigkeiten" bei der Übersiedelung der Deutschstämmigen.

Abgesehen von Deiner hier zur Diskussion gestellten Meterware, die weit über die von mir angesprochende Zeit hinaus geht, kann ich nicht erkennen, dass mein Beitrag in irgendeiner Weise falsch sein soll. Dein Elaborat deckt sich ja sogar überwiegend mit den Angaben in meinem Beitrag.

Ich habe nicht die Absicht, irgend jemanden zu überrumpeln. Wieso auch? Geschichte ist wie sie ist... und sie ist und war nun mal so wie ich sie oben dargestellt habe.

Allerdings will ich nicht verhehlen, dass mir die sowjetische Propaganda-Geschichts-"Aufarbeitung" nicht so gut geläufig ist wie möglicherweise Dir. Aber mit der setzen sich ja inzwischen - auch in Russland - ganz andere Kaliber auseinander als Du es bist. :)) Warten wir doch einfach ab, was da noch kommt.

Ich hab momentan nicht so sehr viel Zeit, mich hier noch im einzelnen zu Deinem Elaborat zu äußern, weil mir da so einiges aufgefallen ist, was - obwohl nicht direkt mit meinem eigenen Beitrag in Verbindung - zu klären und zu erläutern wäre. Ein Beispiel gebe ich Dir hier aber mal. Du zitierst den Molotov-Ribbentrop-Pakt mit seinem geheimen Zusatz-Protokoll, in dem es u.a. heisst: "Hinsichtlich des Südostens Europas wird von sowjetischer Seite das Interesse an Bessarabien betont. Von deutscher Seite wird das völlige politische Desinteressement an diesen Gebieten erklärt."

Genau das, ich habe das in meinem Betrag sogar besonders hervorgehoben, wurde von der Reichsregierung nie geleugnet. Sie hat sich auch Rumänien gegenüber entsprechend ablehnend verhalten, als von der Seite eine deutsche Unterstützung erwartet wurde. Der Punkt ist allerdings, dass die Süd-Bukovina mit den Ölgebieten eben nicht zu Bessarabien gezählt worden war.

Überdies mache ich jedenfalls, Du magst das anders halten, immer noch einen Unterschied zwischen Interessensphäre und Besetzung. Aber das kennt man ja schon. Auch im Falle Polen hat Deine Sowjetunion ja ihren Einmarsch dort mit der "Verhinderung weiterer deutscher Machinationen" begründet. Schlau. Aber es reicht mir halt nicht :) Auf Propaganda falle ich schon lange nicht mehr herein. Das solltest Du inzwischen bemerkt haben.

RUMPEL
08.03.2012, 19:20
Hallo Rumpler, wen willst Du überrumpeln?
Wenn man schon Kleist von Seite 112 f zitiert, dann müßte man auch die Dokumente ab Seite 259 kennen: den Brief Hitlers vom 20.8.1939, nach dem erfolgreichen Handelsabkommen an Stalin, und dessen Antwort, sowie den „Hitler-Stalin-Vertrag mit dem geheimen Zusatzprotokoll vom 23.8.1939.

Diese vertrauensbildenden Maßnahmen haben doch zu den von Dir unverständlich erscheinenden Tatsachen in der Neuordnung des Ostraumes mit seinen Grenzziehungen geführt!

Heutige Historiker oder Propagandisten ahmen offenbar Hitler vom 22.6.41 nach und schelten die UdSSR wegen „Verrat“ und „imperialer Gelüste“: Darauf vertrauend, daß keiner die Absprachen aus den Geheimprotokollen kennt, wird behauptet
1)
Finnland wurde von den Sowjets überfallen,
die „Karelofinnische Sowjetrepublik“ auf dem eroberten Gebiet Finnlands installiert,
Litauen, Estland, Lettland überfallen und der SU einverleibt,
von Polen gar nicht zu reden,
dann Bessarabien und die Nordbukovina besetzt.
der „Bereinigung der finnischen Frage“ (also Besetzung Finnlands und somit Beherrschung des Ostseeraumes),
2)
Und jetzt, im November 1940, noch die zusätzlichen Forderungen Molotovs bzgl. der Süd-Bukovina (mit den Ploetsti-Ölkquellen),
der russischen Interessen im Dardanellengebiet (dass Molotov da wohl erst Bulgarien und die Türkei fragen müsste, ignoriert Molotov), und
dann die skandinavischen Meerengen (Kleiner und Grosser Belt, Kattegat und Skagerak, „über die geredet werden müsse..

1) War alles so mit Hitler, laut Zusatzprotokoll, abgesprochen. Nach den großzügigen Gebietszusicherungen Hitlers an die Sowjets beim Freundschafts- und Grenzvertrag, wurde Stalin mißtrauisch. Laut Botschafterin Kolontai sagte er, nach der Abreise Ribbentrops, zu Molotow: „Das war die Kriegserklärung Hitlers an die Sowjetunion!“ (Kleist S. 229)

2) Um das zu prüfen, kam Molotow Ende 1940 nach Berlin und stellte Testfragen. Da im „Hitler-Stalin-Vertrag“ die großdeutsche Interessenlosigkeit an Rumänien behauptet worden war und durch den Handelsvertrag russische Öllieferungen vereinbart waren, zeigte Molotow u.a. Test-Interesse für Verträge über die Südbokowina mit dem Ölgebiet.

Wer nun in vertraglicher Freundschaft russisches Öl geliefert bekommen wollte, benötigte nicht die rumänische Konkurrenz, es sei denn, er habe Böses im Schilde und wolle oder müsse über kurz oder lang auf die russischen Lieferungen verzichten. Als Hitler in die Falle ging und nun Interesse an Rumänien zeigte, wußte der Fuchs Molotow Bescheid.

Daher wurden auch bald, nach Zunahme der großdeutschen Militärbewegungen an der deutsch-sowjetischen Grenze, verstärkt sowjetische Sicherungsdivisionen an diese Grenze verlegt und ihnen ab 1.5.41 erhöhte Alarmbereitschaft verordnet, ohne einen sowjetischen Präventivangriff erkennen zu lassen.
So sahen es auch die Lageberichte der Wehrmachtsaufklärung „Fremdeheere Ost“ des Generals Tippelskich.

Da Angriff die beste Verteidigung ist, enthielten die „Roten Taschen“ der Alarmdivisionen, die erst auf Codewort bei einem deutschen Angriff zu öffnen waren, auch Angriffspläne auf deutsches Gebiet für die Vorausverteidigung. Aber der Angriff auf die Sowjetunion kam so plötzlich, wuchtig und vernichtend, daß keine Zeit zur Codewortausgabe und Vorausverteidigung blieb.

Aus den erbeuteten Alarmmappen bastelten die Goebbels-Propaganda und spätere Präventivkriegs-Theoretiker einen, durch den großdeutschen Angriff zuvorgekommenen, geplanten sowjetischen Großangriff“, was von keinem fachkundigen Militärhistoriker, wie Tippelskirch, vertreten wird.
Die großen militärischen Erfolge der Blitzangreiffer gleich nach dem Einmarsch, die auf einen gelähmten und verteidigungsschwachen Gegner trafen, widerlegen jede Präventivkriegsthese:

Sowjetische Verluste vom 22.6.-1.7.41 (10 Tage):
bis:....Panzerkw...Geschütze..Flugzeuge..Gefangen e Pz.Züge
1.7.......5774..........2330...........4725....... 160.000......4
10.7.....7615..........4423...........6233........ 400.000
6.8.....13145........10388...........9082........8 95.000
21.8...14000........15000.........11250.....1.250. 000
14.10............................................. .üb.3.000.000
9.11.............................................. ......3.632.000

Chronik der Ereignisse aus zeitgenössischen Quellen
1939
22.3. Litauen beschließt Rückgabe des Memelgebietes an Deutschland.
23.3. Deutsch-litauischer Staatsvertrag über die Rückgabe des Memelgebietes.
20.8. Deutsch-sowjetrussisches Handelsabkommen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-Sowjetischer_Wirtschaftsvertrag

22.8. Unterzeichnung des deutsch-sowjetrussischen Nichtangriffspaktes.
http://www.unsere.de/deutsch_sowjetischer_nichtangriffsvertrag.htm

Mit geheimen Zusatzprotokoll über Gebietsinteressen.
http://www.unsere.de/geheimes_zusatzprotokoll_1939_hitler_stalin.htm

Hintergrund:
Beiderseitige Wiedergewinnung der nach 1914, durch Krieg oder durch Versailler Vertrag und Völkerbundentscheidungen, verloren gegangenen Gebiete Großrusslands, Deutsches und Österreichisches Kaiserreich und Ordnung der Volkstumsgrenzen.

Großdeutsches Interessensgebiet (Deutsches Reich u. Österreich-Ungarn):
- Posen und Westpreußen mit Danzig, Ostoberschlesien
- Litauen wegen Memelgebiet
- Westgalizien
- ehemaliges Russischpolen bis Weichsel-San im Gebietstausch mit Österreichisch-Ostgalizien und österreichisch-ungarisches Buchenland (Bukowina, ab 1918 von Rumänien annektiert) wegen mehrheitlich ukrainischer Bevölkerung dort an Russland.

Sowjetunion als Nachfolgerin des Zarenreiches interessiert an:
- Ehemalige großrussische Provinzen Estland, Lettland und Finnland
- Bessearabien (mit Ukrainern, ab 1918 von Rumänien annektiert)
- Bukowina u. Ostgalizien im Tausch gegen Russischpolen.
- „Ostpolen“ (mit Weißrussen, Ukrainern, nach 1919 von Polen annektiert)

Die Polenaufteilung erfolgte entlang der Flüsse Pissa, Narew, Weichsel und San.

1.9. Deutscher Angriff gegen Polen beginnt. Angeblich wegen Wiedervereinigung Danzigs mit dem Reich.
3.9. England und Frankreich erklären Krieg gegen Deutschland. Sowjetrussland wird später nur als Angreifer gerügt und muß den Völkerbund verlassen. Die USA erklären ihre Neutralität.
17.9. Sowjetrussische Truppen marschieren in Ostpolen,, von der Düna bis zum Dnjestr, mit zwei Heeresgruppen ein und besetzen ihr Interessengebiet bis zur Weichsel.
18.9. Erstes Zusammentreffen deutscher und sowjetischer Truppen bei Brest - Litowsk. Die Sowjetarmee eroberte bis zum 26. 9. alle von den Polen 1918/20 besetzten Gebiete.
27.9. Warschau ergibt sich. Reichsaußenminister Ribbentrop fliegt nach Moskau.
29.9. Deutsch-sowjetrussischer Grenz- und Freundschaftsvertrag durch den der Raum in Ost-Mitteleuropa neu geordnet wird. Die Interessengrenze verläuft von der Südspitze Litauens in westlicher Richtung nördlich von Augustowo zur deutschen Reichsgrenze, an dieser entlang bis zum Fluß Pisia (Pissa), diesem entlang bis zu Ostrolenka, dann nach Süden nach Nur am Bug, diesem entlang bis Kristnopol, dann in westlicher Richtung zum San, diesem entlang bis zur Quelle.
Aus geopolitischen Erwägungen bietet Sowjetrussland das Restkongreßpolen, mit Warschau und den Woiwodschaften Warschau Land und Lublin mit ca. 4 Millionen Menschen, Großdeutschland zum Tausch an gegen die ehemalige zaristische Provinz Litauen. Großdeutschland nimmt an. Neuer Grenzverlauf am Bug.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2c/Mapa_2_paktu_Ribbentrop-Mo%C5%82otow.gif

Im deutsch-sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag mit geheimen und vertraulichen Zusatzprotokollen werden u.a. Verabredungen über beiderseitige Bevölkerungsumsiedlungen getroffen:

http://www.electronicmuseum.ca/Poland-WW2/nazi_soviet_friendship/nsf_G-S_T_2_ger.html

Die Bahnstationen auf den grenzüberschreitenden Bahnstrecken Lublin-Lemberg und Cholm-Brest-Litowsk, Warschau-Bialystock wurden, neben anderen Grenzübergängen zwischen dem Generalgouvernement und Sowjetrussland, zu Durchgangs- und Übersiedlerlager mit Zoll- und Polizeistationen und Entlausungsanstalten.

http://img160.imageshack.us/img160/2090/molotovmapgv7.jpg

Über die Mitnahme erlaubter Habe und Wertgegenstände siehe Katalog im Vertrag vom 5.9.40. Erst mit dem Angriff auf die Sowjetunion verloren diese Grenzbahnhöfe ihre Funktion als Polizei- und Zollstationen.
Der Austausch von politischen Häftlingen des NKWD und der Gestapo erfolgte über Brest-Litowsk. (z.B. Buber–Neumann)

10.10. Erfolgreicher Abschluß sowjetisch-litauischer Verhandlungen:
- Übergabe des bisher polnischen Wilna-Gebietes an Litauen
- Unterzeichnung eines Beistandsvertrages
- Errichtung sowjetischer Militärstützpunkte auf litauischem Gebiet
(sowjetische Truppenstationierung und Einrichtung von acht Flugplätzen)
11.10.Beginn sowjetisch-finnischer Verhandlungen zur Überlassung von Stützpunkten auf finnischem Gebiet.
15.10. Deutsch-estnische Verhandlungen über die Umsiedlung der Volksdeutschen.
16.10. Die Besetzung der Interessengrenze durch deutsche Truppen beendet. Die ersten deutschen Rückwanderer aus Lettland in Gotenhafen (Gdingen).

19.10. Ratifizierung der deutsch-russischen Vertrages.
25.10. Einlaufen von drei sowjetischen Kriegsschiffen in Libau ( Lettland ), dem neuen Flottenstützpunkt der Sowjetflotte. Eingliederung Ostpolens in die UdSSR. Lieferung von 1 Million Tonnen Futtergetreide aus der Sowjetunion nach Deutschland.
25.10. Reichsführer-SS Himmler Beauftragter für die Rückwanderung.
3.11. Deutsch-russisches Umsiedlungsabkommen (Ähnlich wie Vertrag unter 5.9.40 mitgeteilt.)
Umfang des Personenkreises:
http://www.z-g-v.de/aktuelles/?id=56

4.11. Sowjetische Truppen marschieren in Litauen ein.
29.11. Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Finnland und der Sowjetunion
30.11. Beginn der sowjetischen Kampfhandlungen (bis. 12. 3. 1940), um das Interessensgebiet einzunehmen.
2.12. Rücksiedlung der Baltendeutschen beendet.
9.12. Umsiedlung der ca. 100.000 Volksdeutschen in Ostpolen (jetzt UdSSR) begonnen.
22.12. Die ersten Volksdeutschen aus Wolhynien eingetroffen.
26.12. Aufnahme des Güterverkehrs mit der Sowjetunion.

1940
1.1 Aus dem ehemaligen Ostpolen sind bis jetzt 20.405 Volksdeutsche in den Lagern um Litzmannstadt (Lodz) eingetroffen.
12.1. Die Umsiedlung der 70.000 Balten-Deutschen aus Estland und Lettland ist reibungslos abgeschlossen; über 17.000 von ihnen sind bereits im Warthegau angesetzt.
28.1. Die Aussiedlungsaktion der Wolhynien-Deutschen aus dem ehemaligen Ostpolen ist abgeschloaasen: insgesamt 135.000 Deutsche sind heimgekehrt.
12.2. Abschluß eines deutsch-russischen Wirtschaftsabkommens.
22.2. Rückkehr der Wolhynien-Deutschen beendet. Nach Abschluß der Rückführung der Volksdeutschen aus Wolhynien, Galizien und dem Narewgebiet beginnt die Rücksiedlung der weißrussischen und ukrainischen Volksangehörigen aus dem Generalgouvernement in die russischen Gebiete.
15. 6.die Rote Armee marschiert in Litauen ein und nimmt das Interessengebiet in Besitz. Die Regierung wird durch moskautreue Politiker wie Antanas Sniečkus ersetzt, die Litauen zur Sozialistischen Republik erklärten und um Aufnahme in die Sowjetunion ersuchten.
26.6. In einem Ultimatum an Rumänien fordert die Sowjetunion sofortige Rückgabe Bessarabiens und der nördlichen Bukowina.
28.6. Rumänien fügt sich in die Abtretung Bessarabiens und der Nordbukowina.
17.7. In Lettland, Estland und Litauen Wahlsiege der Einheitslisten der „Verbände des werktätigen Volkes“ und damit der Sowjetunion.
20.7. Von den rückgesiedelten Wolyhnien- und Galizien-Deutschen sind
10.700 Bauernfamilien in ihre Höfe im Warthegau eingewiesen und damit seßhaft geworden.
21.7. Litauen beschließt die Annahme der Räteverfassung und damit die Eingliederung in die Sowjetunion. Einen gleichen Beschluß fassen Estland und Lettland.
3.8. Litauen als 14. Bundesrepublik in die Sowjetunion eingegliedert.
5.8. Lettland wird 15. Bundesrepublik der Sowjetunion.
6.8. Estland als 16. Bundesrepublik in die Sowjetunion aufgenommen.
5.9. Deutsch-sowjetisches Abkommen über die Umsiedlung der deutschstämmigen Bevölkerung in Bessarabien und Nordbukowina. (z.B. Ex-Bundespräsident Horst Köhler)
Umsiedlungsvertrag, Katalog für Polizei- und Zollstellen:
http://www.jethon.de/html/umsiedlungsvertrag.html

21.9. Beginn der Umsiedlung der 30.000 Volksdeutschen aus dem östlichen Generalgouvernement nach dem Warthegau, erstmals in Form des Tausches gegen polnische Bauern.
23.9. Deutsch-sowjetische Verhandlungen in Kaunas über die Umsiedlung der Volksdeutschen in Litauen, in Riga über die Nachumsiedlung von Volksdeutschen aus Estland und Lettland.
18.10. Bis jetzt sind 100.000 Volksdeutsche aus Bessarabien ausgesiedelt worden.
19. 10. Bisher haben 77.324 ausgesiedelte Volksdeutsche die rumänisch-russische Grenze überschritten.
22.10. Deutsch-rumänischer Vertrag über die Umsiedlung der 47.000 Volksdeutschen aus der Südbokuwina und der Dobrudscha.
20.11. Die Umsiedlung von 90.050 Volksdeutschen aus Bessarabien und 44.731 aus der Nordbukowina ist abgeschlossen.
26.11. Die Umsiedlung der 14.000 Volksdeutschen aus der Dobrudscha ist abgeschlossen.

1941
10.1. Abkommen mit der Sowjetunion über die Umsiedlung der Reste der Volksdeutschen in Lettland und Estland (12.000) und der gesamten deutschen Volksgruppe in Litauen (etwa 45.000).
26.1. Beginn der Umsiedlung der deutschen Volksgruppe in Litauen, deren größter Teil im Regierungsbezirk Zichenau und im Kreis Sudauen (Suwalki) angesiedelt wird.
3.3. Einbürgerung von 5000 Buchenlanddeutschen. Seit 7.10.38 sind nunmehr rund 550.000 Deutsche ins Reich zurückgeführt worden.
25.3. Beendigung der Umsiedlung der Baltendeutschen aus Litauen, Lettland und Estland. Insgesamt sind über 60.000 Deutsche ins Reich umgesiedelt worden im Austausch gegen 20.000 Litauer, Russen und Weißruthenen nach der Sowjetunion.
22.6. Aufruf des Führers an das deutsche Volk bei Beginn des Kampfes gegen die Sowjetunion; Tagesbefehl an die Soldaten der Ostfront: „Europas Schicksal liegt in der Hand der deutschen Soldaten.“

1.8. Eingliederung Ostgaliziens mit der Hauptstadt Lemberg als (5.) Distrikt Galizien in das Generalgouvernement.
Gauleiter Greiser erklärt im Auftrage des Führers, daß eine Rücksiedlung der Baltendeutschen in ihre alte Heimat nicht in Frage komme.
9.9. Die etwa ½ Million zählenden Wolgadeutschen werden unter grundlosen Beschuldigungen nach Mittelsibirien und Kasachstan „umgesiedelt“.
25.9. Auflösung der Autonomen Sewjetrepublik der Wolgadeutschen.
1.11. Die Polizei – und Zollgrenze zwischen dem neuen Distrikt Galizien und dem übrigen Gebiet des Generalgouvernements ist aufgehoben.
(Quelle: u.a. Schlag nach über das Jahr 1939, 40, 41, Bibliographisches Institut AG., Leipzig, Jg. 1940, 41, 42)


Sodele, jetzt nehm ich mir noch ein wenig Zeit für Deinen Beitrag.

Nun ist es sicher sehr interessant, dass am "22.12.1939 die ersten Volksdeutschen aus Wolhynien eingetroffen" sind, für den Kriegsverlauf halte ich dies allerdingfs eher für belanglos.

Viel hübscher finde ich Deine Bemerkung zu meinem Para 2, den Du wie folgt kommentierst:

"War alles so mit Hitler, laut Zusatzprotokoll, abgesprochen. Nach den großzügigen Gebietszusicherungen Hitlers an die Sowjets beim Freundschafts- und Grenzvertrag, wurde Stalin mißtrauisch. Laut Botschafterin Kolontai sagte er, nach der Abreise Ribbentrops, zu Molotow: „Das war die Kriegserklärung Hitlers an die Sowjetunion!“ (Kleist S. 229)

Allein daran erkennst Du die ganze Hinterfotzigkeit Stalins. Es war die - allerdings durch Stalin vorweggenommene - Kriegserklärung Hitlers an die Sowjetunion. Stalin wusste nämlich genau, was er wollte. Durch seine scheinheilige Vertragsgestaltung (des geheimen Abkommens) hat er Ribbentrop veranlasst anzunehmen, dass die Russen lediglich an Bessarabien Interesse hatten, da nur Bessarabien in dem Abkommen Erwähnung findet. Da er bereits am Tage der Abreise Ribbentrops davon spricht, dass dies eine "deutsche Kriegserklärung" gewesen sei, als Ribbentrop unterschrieb, darf angenommen werden, dass er den Vertrag ganz bewusst so gestaltet hat. Das würde im übrigen auch zahlreichen "Verschwörungs"-Theorien entgegen kommen, die davon ausgehen, dass Stalin ein falsches Spiel spielte und zu dem Zeitpunkt bereits andere Abkommen mit seinen späteren Alliierten getroffen hatte. Für mich ist es sogar DER Beweis dafür. Wie sagt man so schön: Danke.. für die Flanke. :))

Naja, ich lass es für heute genug sein. Es ist immer dasselbe mit euch selbsternannten "Nazi"-Jägern der Linken Fakultät. Ihr pastet und postet seitenweise "Beweismaterial" .. und stellt euch dabei immer wieder selbst ein Bein, um anschliessend auf die Schnauze zu fallen.

nethead
09.03.2012, 21:09
2) Um das zu prüfen, kam Molotow Ende 1940 nach Berlin und stellte Testfragen. Da im „Hitler-Stalin-Vertrag“ die großdeutsche Interessenlosigkeit an Rumänien behauptet worden war und durch den Handelsvertrag russische Öllieferungen vereinbart waren, zeigte Molotow u.a. Test-Interesse für Verträge über die Südbokowina mit dem Ölgebiet.

Wer nun in vertraglicher Freundschaft russisches Öl geliefert bekommen wollte, benötigte nicht die rumänische Konkurrenz, es sei denn, er habe Böses im Schilde und wolle oder müsse über kurz oder lang auf die russischen Lieferungen verzichten.

Nach diesem Absatz habe ich aufgehoert zu lesen.

Welcher Staat der im Krieg steht macht sich von genau einem Partner fuer Oellieferungen abhaengig? Waere Hitler darauf eingegangen und haette "den Russen" die rumaenischen Oelquellen ueberlassen, waere Deutschland Russland hilflos ausgeliefert gewesen. Die Russen haetten Deutschland jederzeit den Oelhahn abdrehen und damit den Krieg beenden koennen. Auf solch eine Forderung kann ein Staat im Krieg nicht eingehen, es ist unmoeglich, es waere Selbstmord.

Das ist trivial und nicht wirklich schwer zu verstehen. Dann auch noch zu versuchen der damalig deutschen Regierung zu unterstellen sie wuerde "boeses im Schilde fuehren" weil sie sich nich von russischne Oellieferungen abgaenghig machen will ist hochgradig laecherlich und diskreditiert den ganzen, im uebrigen viel zu langen und unuebersichtlichen Beitrag voellig.

RUMPEL
09.03.2012, 22:50
Nach diesem Absatz habe ich aufgehoert zu lesen.

Welcher Staat der im Krieg steht macht sich von genau einem Partner fuer Oellieferungen abhaengig? Waere Hitler darauf eingegangen und haette "den Russen" die rumaenischen Oelquellen ueberlassen, waere Deutschland Russland hilflos ausgeliefert gewesen. Die Russen haetten Deutschland jederzeit den Oelhahn abdrehen und damit den Krieg beenden koennen. Auf solch eine Forderung kann ein Staat im Krieg nicht eingehen, es ist unmoeglich, es waere Selbstmord.

Das ist trivial und nicht wirklich schwer zu verstehen. Dann auch noch zu versuchen der damalig deutschen Regierung zu unterstellen sie wuerde "boeses im Schilde fuehren" weil sie sich nich von russischne Oellieferungen abgaenghig machen will ist hochgradig laecherlich und diskreditiert den ganzen, im uebrigen viel zu langen und unuebersichtlichen Beitrag voellig.
Im Prinzip richtig, was Du schreibst. Allerdings beinhaltet der Beitrag von NEREUS einen Fehler. Molotov kam auf Einladung oder Ersuchen von Hitler und Ribbentrop nach Berlin. Darüberhinaus stand im Ribbentrop-Molotov-Vertrag nicht Rumänien, wie von NEREUS behauptet, sondern genannt war ausdrücklich Bessarabien, 1918 von Russland an Rumänien abgetreten. Das für Hitlers Krieg so wichtige Öl kam aus der Süd-Bukovina, über die zuvor überhaupt nicht gesprochen worden war, nicht einmal vor und während der militärischen Besetzung beider Landesteile durch die SU Ende Juni 1940. Die Forderung nach der Süd-Bukovina stellte Molotov erst während seines Besuchs in Berlin im Nov 1940., wenngleich er schon vorher gelegentlich Andeutungen gemacht hatte.

Der Hintergrund ist doch der: Während Hitler am 23./24.Aug 1939 beim Abschluss des Paktes durch Ribbentrop davon ausging, dass sein Einmarsch in Polen ohne nachhaltige Folgen bleiben würde, weil er nicht damit rechnete, dass GB noch F wegen Danzig bzw Polen gegen D in den Krieg ziehen würden, wusste Stalin ganz offenbar mehr als er. Das wird deutlich u.a. an NEREUS Einwurf bzgl der "Kriegerklärung Hitlers" bei Abluss des Hitler-Stalin-Paktes. ER, Stalin, wusste offenbar, dass England den Krieg nach erfolgter Besetzung Polens weiterführen würde, und ganz offensichtlich war ihm auch klar (vielleicht klar gemacht worden?), ganz im Gegensatz zu Hitler, dass auch nach der militärischen Niederlage Frankreichs am 22. Juni 1940 England nicht gewillt war, das Friedensangebot Hitlers anzunehmen. Der Krieg sollte also nach dem 22. Juni 1940 trotz allem weitergehen. Und jetzt erst wurde Hitler klar, dass er von Stalin hereingelegt worden war. Deshalb auch die Einladung an Molotov, nämlich um genau das bestätigt zu bekommen, was er insgeheim schon seit Juni/Juli befürchtete: Russland legte die Hand an die Ölquellen in der Süd-Bukovina. So hat nicht Molotov getestet, was Hitler vor hatte - das wusste man ja, weil man wusste, dass der Krieg weitergehen sollte - sondern Hitler hat abgetestet, was Stalin/Molotov in Rumänien vor hatten.

Es ging sogar noch weiter. Kaum war Molotov in Moskau zurück, flatterten schon die nächsten Forderungen bzw "neuen Vertrags-Vorschläge" Stalins auf Hitlers Schreibtisch, u.a. auch die "Erweiterung der sowjetischen Einflussspäre Richtung Skandinavien (Skagerak, Kleiner und Grosser Belt, Kattegat...), vom evtl Plan eines erneuten russischen Vorstoß gen Finnland ganz zu schweigen. Alles von dem im Krieg befindlichen Deutschen Reich von ungeheurer strategischer Bedeutung.

Es gibt noch ein paar andere mir wichtig erscheinende Punkte, die m. E. nach nicht den Schluss zulassen, dass es Stalin um den Erhalt oder die Rückgewinnung des Friedens in Europa ging. Man kann das geheime Zusatz-Protoll des Hitler-Stalin-Paktes sehen wie man will. Es waren aber keineswegs konkrete kriegerische Handlungen und Zielsetzungen in dem Protoll festgelegt worden, sondern es wurde der jeweils anderen Seite "freie Hand garantiert" in jenem für sie als "Einflussshäre" beschrieben Gebiet. Allerdings konnte Hitler auch nicht so naiv gewesen sein anzunehmen, dass Stalin das Abkommen nicht in seinem Sinne interpretieren und sich die ihm, Stalin, "zustehenden" Ländereien unter den Nagel reissen würde. Aber das sollte Hitler auf der anderen Seite "freie Hand im Westen" sichern, was bedeutete, dass sich Stalin nicht einmischen würde in einen Krieg im Westen gegen F und GB z. B. Aber gerade DAS war nach dem Krieg gegen Finnland und den erneuten Drohungen in die gleiche Richtung sowie nach der Forderung der Süd-Bukovina nicht mehr durch Russland gewährleistet.

Swetlana
10.03.2012, 14:30
Nach diesem Absatz habe ich aufgehoert zu lesen.

Welcher Staat der im Krieg steht macht sich von genau einem Partner fuer Oellieferungen abhaengig? Waere Hitler darauf eingegangen und haette "den Russen" die rumaenischen Oelquellen ueberlassen, waere Deutschland Russland hilflos ausgeliefert gewesen. Die Russen haetten Deutschland jederzeit den Oelhahn abdrehen und damit den Krieg beenden koennen. Auf solch eine Forderung kann ein Staat im Krieg nicht eingehen, es ist unmoeglich, es waere Selbstmord.

Das ist trivial und nicht wirklich schwer zu verstehen. Dann auch noch zu versuchen der damalig deutschen Regierung zu unterstellen sie wuerde "boeses im Schilde fuehren" weil sie sich nich von russischne Oellieferungen abgaenghig machen will ist hochgradig laecherlich und diskreditiert den ganzen, im uebrigen viel zu langen und unuebersichtlichen Beitrag voellig.

Die unnützen Karten sollen darüber hinwegtäuschen, das ein neuer "Hannes Heer für Arme" auf Dummenfang geht.
Jeder kleine Landser konnte sich damals von der Richtigkeit des deutschen Präventivfeldzuges mit eigenen Augen überzeugen.

Nereus
10.03.2012, 20:56
Wer nun in vertraglicher Freundschaft russisches Öl geliefert bekommen wollte, benötigte nicht die rumänische Konkurrenz, es sei denn, er habe Böses im Schilde und wolle oder müsse über kurz oder lang auf die russischen Lieferungen verzichten.
So muß die russische Denkrichtung gewesen sein nach der Kollontai-Schilderung. (Kleist)
Rumänien war ein bürgerlicher Staat mit einer Privatwirtschaft im Gegensatz zur Sowjetunion. Welche ausländischen Ölfirmen hatte Lenin entschädigungslos in Rußland verstaatlicht? Wem gehörten die Ölgebiete oder wer hatte 100jährige Ausbeutungskonzessionen in Rumänien? Konnten diese angloamerikanischen, französischen usw. Ölfirmen nicht auch den Hahn zudrehen, wenn sie wollten?
Als die Angriffsarmeen schon die russische Grenze überschritten, rollten noch die russischen Tank- und Getreidezüge auf Brest-Litowsk zu, um die deutsch-russischen Handelverpflichtungen zu erfüllen. Ohne das sowjetische Erdöl wären vorher die Kriegszüge gegen Norwegen und Frankreich und die Luftschlacht über England kaum möglich gewesen!

Aber verlieren wir uns nicht in Einzelheiten. Solange die deutschen Akten in Moskauer und Londoner Archiven vergraben und gesperrt sind, so lange kann nur in alle Richtungen spekuliert werden:

Auch den russischen Politiker und Historiker Valentin Falin interessierte besonders die Vorgeschichte des Krieges gegen die Sowjetunion.
Falins historisches Interesse galt in seinem Buch „Zweite Front – Die Interessenkonflikte in der Anti-Hitler-Koalition“ (Knaur 1997) besonders den Kriegsjahren 1939-1945. Zuerst untersuchte er andere Schriftsteller und wie die die Ereignisse sehen. Deren gegensätzliche Auffassungen und Auslegungen historischer Ereignisse belustigte ihn.
Aus Falins Prolog:

»Churchills Krieg. Band 1 - Der Kampf um die Macht. Ein umfangreiches Werk mit diesem Titel aus der Feder David Irvings erschien im Jahre 1987.
Nein, den Brand hat nicht Churchill gelegt, widerspricht Ernst Topitsch. Stalins Krieg heißt sein Buch aus dem Jahre 1990. Deutschland und Japan waren für Topitsch "Werkzeuge" einer langfristigen Moskauer Strategie gegen "Imperialisten, vor allem die angelsächsischen".
Dirk Bavendamm zweifelt sowohl die Hypothesen Irvings als auch die Topitschs an: Es war in seiner Vor- und Darstellung Roosevelts Krieg. Bavendamm nennt sogar das Datum des Kriegsausbruchs - das Jahr 1937.
Dazu gibt es Varianten. Unter den "Hauptschuldigen" trifft man auf Edward Benesch und Leon Blum. David L. Hoggan vertritt mit Elan und wortreich - auf 931 Seiten - die Version, an der Zerstörung des Friedens seien vor allem der britische Lord Halifax und der polnische Außenminister Oberst Jozef Beck schuld. Natürlich nicht ohne Mitwirkung der Großen Drei.
Wenn das so weitergeht, bleibt für den "größten Revolutionär des 20. Jahrhunderts" (Hitler) fast nichts mehr übrig. Ein paar Holocausts vielleicht. Und eine Menge politischer Versäumnisse sowie Fehler im Felde.
Mussolini entsteigt dem Fegefeuer nahezu blütenweiß. In den kürzlich aufgetauchten Tagebüchern des Duce (britische Experten neigen nicht dazu, sie als eine jüngste Schöpfung Kujaus - Fälscher der Hitler Tagebücher- zu betrachten) sind seine Seelenqualen bei der Verabschiedung schicksalsschwerer Entschlüsse eindrucksvoll festgehalten. Sollten die Originalbriefe Winston Churchills und einiger anderer Politiker des Westens, die vor und nach Ausbruch des Krieges Mussolini ihre Aufmerksamkeit nicht versagten, plötzlich auftauchen, dann wird jedermann aufgehen, daß der italienische Diktator nicht allein litt.
Vor dem Hintergrund der angerissenen sensationellen Entdeckungen der letzten Jahrzehnte nehmen sich die japanischen Militaristen profillos aus. In neuesten Ergüssen erinnern sie eher an politische Hohlköpfe, die von abgefeimten Widersachern in die Falle gelockt und über den Tisch gezogen wurden.
Wie zweifelhaft dieses Genre quasi historischer Literatur auch sein mag, die sich Dogmen verpflichtet fühlt oder an der aktuellen Mode orientiert, bleibt sie doch nicht ohne Ertrag. Gewollt oder ungewollt bestätigen ihre Verfasser die alte Weisheit: Einseitigkeit bedeutet das Ende des Denkens. Jede Einseitigkeit, auch jene, die den Siegern Engelsflügel verleiht. Jegliche Einseitigkeit, die von der Wahrheit wegführt und diese durch immer höhere und mächtigere Mauern abschirmt, nährt geschichtlichen Extremismus.

Nachzutragen wären noch:
Gerd Schultze-Rohndorf „1939 - Der Krieg, der viele Väter hatte“
Klappentext
"Was hat die Generation meines Vaters dazu bewegt, nur 20 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg Adolf Hitler in einen neuen Krieg zu folgen?" Die Suche des Autors nach einer Antwort führt zu überraschenden Ergebnissen. Dokumente beteiligter Außenministerien, Notizen und Memoiren englischer, französischer, italienischer und amerikanischer Regierungschefs, Minister, Diplomaten und Armeeoberbefehlshaber belegen: Es war eine ganze Anzahl von Staaten, die den Zweiten Weltkrieg angezettelt haben. Zusammenhänge werden deutlich, die bislang schlichtweg übergangen wurden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.11.2003
Haarsträubend findet Christian Hartmann dieses Buch zum Zweiten Weltkrieg, undwas der Rezensent ihm entnommen hat, ist es in der Tat: "Versailles, so lautet die Botschaft, sei das Grundübel. Hitlers Wille zum Krieg scheint dahinter zu verblassen." Und die eigentlichen Schuldigen am Zweiten Weltkrieg? Frankreich und Großbritannien. Die historische Forschung gestattet sich der Autor, der eine Einführung in das Thema für junge Leser schreiben zu wollen vorgibt, komplett zu ignorieren - diese sei von der subjektiven Sicht der Siegermächte geprägt. Stattdessen hat Hartmann im Anhang des Buches Arbeitsmaterialien vom "dtv-Atlas zur Weltgeschichte" über ein "Schulbuch für Gymnasien" bis hin zu "politisch höchst bedenkliche Traktate von David Hoggan und Erich Kern" gefunden. Erschreckend sei jedoch, konstatiert der Rezensent, weniger die altbekannte revisionistische Legende als die Tatsache, dass ein pensionierter Generalmajor der Bundeswehr derartiges verfasst.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.05.2009
Kritisch geht Rainer F. Schmidt mit Gerd Schultze-Rhonhofs Buch "Das tschechisch-deutsche Drama 1918-1939" ins Gericht, das aus eher unerfindlichen Gründen seinen Platz auf den Sachbuch-Seiten der FAZ gefunden hat. Die Darstellung der ethnischen und territorialen Grundlagen der Tschechoslowakei, der revolutionären Entstehungsbedingungen des Staates bis 1920, der "Tschechisierung" des Gebiets und des Integrationsdefizit der Tschechoslowakei gehen für den Rezensenten dabei halbwegs in Ordnung. "Problematisch" aber findet er das Buch, wenn es um die Vorgeschichte und Folgen der Münchener Konferenz vom September 1938 geht. Schmidt hält dem Autor vor, die seriöse Forschung zu diesem Thema zu ignorieren und sich stattdessen auf höchst "zweifelhafte Literatur" zu stützen. Auch kommt er nicht umhin, ihm einen "Drall ins Zwielicht des Revisionismus" sowie zahlreiche "unhaltbare" Urteile anzukreiden. Außerdem bedient das Buch nach seiner Einschätzung Klischees, "die von rechtsradikaler Seite hochgehalten werden".
http://de.wikipedia.org/wiki/Gerd_Schultze-Rhonhof

Sergei Kowaljow
http://de.wikipedia.org/wiki/Sergei_Adamowitsch_Kowaljow

Kowaljow: Rote Armee war ein Heer von Vergewaltigern
http://polskaweb.eu/sergej-kowaljow-fordert-die-wahrheit-ueber-die-rote-armee-653762.html

Erdichtungen und Fälschungen bei der Einschätzung der Rolle der UdSSR am Vorabend und zu Beginn des Zweiten Weltkriegs (Kowaljow)
http://www.velesova-sloboda.org/misc/kowaljow-polen.html

Suworow
http://de.wikipedia.org/wiki/Viktor_Suworow

Pro
Am 21. Juni 1941 hatte Stalin 24 000 Panzer. Am 22. Juni 1941 hatte Hitler 3410 Panzer an der Ostfront. Eigentlich hätte Stalins Panzer-Armada am 23. Juni durch Warschau rollen müssen, eigentlich hätten Hitlers Panzerdivisionen am 23. Juni nicht auf Minsk rollen dürfen. Eigentlich.
http://www.mitteleuropa.de/stalin-barbar01.htm

Kontra
http://www1.historisches-centrum.de/forum/benz04-1.html

Von mir wird noch eine andere These vertreten:
In der großen Politik werden die Anführer der Völker wie Figuren auf einem Schachbrett bewegt:
Zbigniew Brzezinski, „Die einzige Weltmacht“ - Amerikas Strategie der Vorherrschaft,
Veröffentlicht im Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, Mai 1999
Die amerikanische Originalausgabe erschien 1997 unter dem Titel The Grand Chessboard. American Primary and Its Geostrategie Imperatives

Siehe auch Henry Kissinger, “Die sechs Säulen der Weltordnung” Siedler Verlag 1992

Wer sind die wirklichen Schachspieler?
An Hand einer nüchternen Untersuchung der Wege zum Zweiten Weltkrieg von 1916 bis zum 22.6.1941 ließe sich das feststellen, wenn diese historische Aufgabe nicht durch zu viele Nebelwerfer anderer Suchender und sich Verbergender erschwert wird.
Im Plötz und im Boog 4.Band wird auch nur Oberflächliches oder Falsches berichtet.
Der letzte Weltkrieg hat zu einem Substanzverlust von 12,5 Millionen deutschen Menschen geführt. Welche globalen Schachspieler haben das zu verantworten?

RUMPEL
11.03.2012, 21:40
So muß die russische Denkrichtung gewesen sein nach der Kollontai-Schilderung. (Kleist)
Rumänien war ein bürgerlicher Staat..............etc


So muß die russische Denkrichtung gewesen sein nach der Kollontai-Schilderung. (Kleist)
Rumänien war ein bürgerlicher Staat mit einer Privatwirtschaft im Gegensatz zur Sowjetunion. Welche ausländischen Ölfirmen hatte Lenin entschädigungslos in Rußland verstaatlicht? Wem gehörten die Ölgebiete oder wer hatte 100jährige Ausbeutungskonzessionen in Rumänien? Konnten diese angloamerikanischen, französischen usw. Ölfirmen nicht auch den Hahn zudrehen, wenn sie wollten?
Als die Angriffsarmeen schon die russische Grenze überschritten, rollten noch die russischen Tank- und Getreidezüge auf Brest-Litowsk zu, um die deutsch-russischen Handelverpflichtungen zu erfüllen. Ohne das sowjetische Erdöl wären vorher die Kriegszüge gegen Norwegen und Frankreich und die Luftschlacht über England kaum möglich gewesen!

So KÖNNTE die russische Denkrichtung gewesen sein. Muss sie jedoch nicht. Vergessen wir bitte nicht die vorangegangenen britisch-französisch-russischen Verhandlung einer geplanten Anti-Hitler-Koalition in Moskau. Stalin konnte sich ein ziemlich genaues Bild davon machen, wie man in London und Paris dachte, gleichgültig, was Adm. Drax an Befugnissen mit auf den Weg bekommen hatte.

Ich glaube auch kaum, dass die anglo-französischen Ölkonzerne in Rumänien die Macht hatten, Deutschland den Ölhahn zuzudrehen, selbst wenn sie es gewollt hätten. Deutschland war ohnehin schon in Rumänien zu dem Zeitpunkt ziemlich "präsent".

Es gab auch Gründe für Stalin, seine Lieferungszusagen an Deutschland solange wie möglich aufrecht zu erhalten, schon um den zukünftigen Gegener in Sicherheit zu wiegen. Das passierte auch auf der anderen Seite.


Auch den russischen Politiker und Historiker Valentin Falin interessierte besonders die Vorgeschichte des Krieges gegen die Sowjetunion.
Falins historisches Interesse galt in seinem Buch „Zweite Front – Die Interessenkonflikte in der Anti-Hitler-Koalition“ (Knaur 1997) besonders den Kriegsjahren 1939-1945..... usw

Das ist eben unser Problem, Nereus. Wir müssen uns das "Richtige" immer aufs Neue erarbeiten. Das unvoreingenommen zu tun, fällt mir inzwischen, ich gebs gern zu, ziemlich schwer.

Zu Schultze-Rohndorf mag man ja stehen, wie man will. Er hat auf jeden Fall die Diskussion über die "Väter" des 2. WK erneut angeschoben und dabei eben auch auf Tatsachen hingewiesen, die so nie in der Mainstream Presse auch nur ansatzweise erwähnt wurden. Hier wurde ja oft genug darüber berichtet und geschrieben.


Wer sind die wirklichen Schachspieler?
An Hand einer nüchternen Untersuchung der Wege zum Zweiten Weltkrieg von 1916 bis zum 22.6.1941 ließe sich das feststellen, wenn diese historische Aufgabe nicht durch zu viele Nebelwerfer anderer Suchender und sich Verbergender erschwert wird.

Ich will die "Suchenden" gar nicht mal als Nebelwerfer klassifizieren. Ich denke, wir sind alle Suchende. Sonst wären wir sicherlich nicht hier. Eher glaube ich, dass man, weil, wie Du richtig schreibst, immer noch viel gemauert wird, nur durch freimütige Diskussionen zu weiteren Informationen gelangt.


Der letzte Weltkrieg hat zu einem Substanzverlust von 12,5 Millionen deutschen Menschen geführt. Welche globalen Schachspieler haben das zu verantworten?

Nicht nur wir haben viele Menschen im Verlaufe des Krieges verloren. Das haben auch einige andere Nationen. Von Russland ganz zu schweigen.Wer die verantwortlichen globalen Schachspieler waren und vielleicht noch sind, wird sich vielleicht eines Tages beantworten lassen. Ich bin da sehr zuversichtlich. Auch an die deutsche Wiedervereinigung hat seinerzeit kaum jemand geglaubt. Trotzdem fand sie eines Tages statt.

hagelschauer
11.03.2012, 22:14
.....
Die großen militärischen Erfolge der Blitzangreiffer gleich nach dem Einmarsch, die auf einen gelähmten und verteidigungsschwachen Gegner trafen, widerlegen jede Präventivkriegsthese:

Sowjetische Verluste vom 22.6.-1.7.41 (10 Tage):
bis:....Panzerkw...Geschütze..Flugzeuge..Gefangen e Pz.Züge
1.7.......5774..........2330...........4725....... 160.000......4
10.7.....7615..........4423...........6233........ 400.000
6.8.....13145........10388...........9082........8 95.000
21.8...14000........15000.........11250.....1.250. 000
14.10............................................. .üb.3.000.000
9.11.............................................. ......3.632.000

.....

Hättest du bitte eine Quelle für diese Zahlen?

Nereus
12.03.2012, 01:30
Hättest du bitte eine Quelle für diese Zahlen?

Ja, bitte:
»Schlag nach über das Jahr 1941, Übersichtliche Chronik der Ereignisse des Jahres 1941 in Politik, Kultur, Wirtschaft, Sport usw.« Bibliographisches Institut AG., Leipzig 1942.
Kapitel „Kriegsereignisse“.(S. 3-38)

In diesem Kapitel wurden, wie schon in „Schlag nach 1940“, fast täglich alle militärischen Bewegungen, Erfolge – aber auch Verluste – für Großdeutschland verzeichnet. So wurden ab 22.6.41 für den Ostfeldzug die einzelnen Kesselschlachten mit den Gegnerverlusten aufgeführt und zwischendurch gelegentlich eine Gesamtübersicht über die sowjetischen Kräfteverluste aufgezeichnet. Diese Gesamtübersichten mit dem jeweiligen Datum habe ich zusammengestellt. Die Zusammenstellung von einzelnen Tagesmeldung würde zu umfangreich werden. So ist zum Beispiel unter dem 11. Oktober 41 zu lesen:

Die Schlacht nördlich des Asowschen Meeres ist abgeschlossen. Die Masse der 9. und 18. sowjetischen Armee ist vernichtet. 64.325 Gefangene, 126 Panzer, 519 Geschütze. Vom Asowschen Meer bis zum Waldaigebirge, südwärts des Ilmensees, sind deutsche und verbündete Truppen auf einer Breite von 1200 km in voller Angriffsbewegung nach Osten. Die bei Brjansk und Wjasma eingekesselten Gegner vermögen trotz verzweifelter Gegenwehr ihr Los nicht mehr zu ändern. Schon jetzt über 200.000 Gefangene.
U-Boote versenkten im Atlantik 23.000 t, die Luftwaffe vernichtete um England 12.000 t

Solche Übersichten habe ich bisher nicht im Fachbuch von Boog, Horst; Förster, Jürgen; Hoffmann, Joachim; Klink, Ernst; Müller, Rolf-Dieter; Ueberschär, Gerd R.: »Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 4: Der Angriff auf die Sowjetunion.«, Herausgegeben vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt., Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt, 1983, gefunden.

Die Sowjetverluste wurden von ihren Bündnispartnern 1941/42 teilweise ausgeglichen:

Flugzeuge
Geliefert:
USA 2600, GB 3300, gesamt 5900
Eingetroffen:
1320 , 2600, gesamt 3920 (Rest versenkt)

Pz.-Kampfwagen
Geliefert
3200, 2100 Kanada 900 = 6200
Eingetroffen
2300, 1400, 500 = 4200

Kraftfahrzeuge (in 1000 Stück)
Geliefert
88, 3, 2 = 95
eingetroffen
55 / 2,2 / 1,4 = 58,6

LKW USA ab 65, an 46

Verluste durch U-Boote und Luftwaffe.

spezialeinheit
12.03.2012, 09:47
Der letzte Weltkrieg hat zu einem Substanzverlust von 12,5 Millionen deutschen Menschen geführt. Welche globalen Schachspieler haben das zu verantworten?

Letztendlich waren es wohl fast 16 Mio.

http://www.professor-bellinger-berlin.de/

Irmingsul
12.03.2012, 10:46
Hallo,

der deutsche Ex-General Gerd Schulze-Ronhoff schreibt in seinem umstrittenem Buch "Der Krieg der viele Vaeter hatte" das die deutsche Armee im Jahre 1939 in keinster Weise fuer einen Angriffskrieg ausgelegt war.

Nun ist aber Gerd Schulze-Ronhoff, auch wenn er in meinen Augen eine seriouese, unabhaengige Quelle ist, als alleinige Quelle deutlich zu schwach um diese Behauptung zu belegen. Aus diesem Grunde interesseriert es mich ob es noch andere, unabhaengige Analysen ueber den Aufbau und Eignung der deutschen Armee fuer einen Angriffskrieg gibt.

Warum soll sein Buch "umstritten" sein?

Irmingsul
12.03.2012, 10:51
Was ich suche sind Beurteilungen fachlich qualifizierter und moeglichst neutraler Personen zur technischen Ausruestung und Ausstattung des deutschen Militaers. Mir selbst fehlt leider die Kompetenz um hier auf Basis der Daten zu Urteilen.

Kennt hier irgendwer Quellen? Es duerfen auch gerne Buecher sein.

Natuerlich interessiert mich auch die Meinung interessierter Laien.
Da wirst Du aber Schwierigkeiten bekommen diese zu finden. Jeder Historiker, der zu dem Schluß kommt, daß die Wehrmacht für einen Krieg nicht ausreichend gerüstet war, dem wird kurzer Hand seine Qualifizierung und Neutralität abgesprochen.

Nereus
12.03.2012, 13:48
Letztendlich waren es wohl fast 16 Mio.
http://www.professor-bellinger-berlin.de/

16 Mill. ist zu hoch geschätzt.
Prof. Bellings Zahlenwerk kannte ich schon. Teilweise benutzte er zweifelhafte Quellen, wie z.B. John Sack „Auge um Auge“, oder Propagandaquellen, wie die von den Alliierten vermutlich bewachte, nie korrigierte Propagandazahl von nur 500.000 Bombenopfern.

Belling schätzt:

In der vorliegenden Tabelle wird der Anteil von deutschen Opfern aus Kriegsverbrechen prozentual aus den Deutschen Kriegsopfern insgesamt abgeleitet. Er wird auf 11,2 Mio Todesfälle geschätzt

Es geht darum die natürliche deutschen Bevölkerungsentwicklung zwischen 1939 und 1946 durch übliche Fortschreibung zu ermitteln, wenn es keinen Krieg gegeben hätte.
Bis 1939 war das jährliche Wachstum der deutschen Bevölkerung bekannt. Danach hätte sich eine bestimmte Zahl für 1946 ergeben müssen, die aber wegen der Kriegs-, Vertreibungs- und Besatzungsereignisse wesentlich geringer ausfällt. Die Differenz müssen die Bevölkerungsverluste sein.

Die exakten Volkszählungsergebnisse von 1939 werden in einem Berliner Archiv aufbewahrt. 1946 fragten die deutschen Statistiker, wo sich jeder Einwohner bei der Zählung 1939 aufgehalten hatte und gezählt wurde. So wurde bekannt, daß das Ostbrandenburger Gebiet einen Bevölkerungsverlust von über 50 % hatte. Dort war ab Februar 1945 das Aufmarschgebiet der Roten Armee vor Küstrin und Frankfurt/O., vor ihrem Angriff über die Oder auf Berlin, gewesen. Schleswig-Holstein hatte die geringsten Bevölkerungsverluste.

Wenn man für 1946 noch zurückgebliebene deutsche Bevölkerungsteile hinter Oder und Neiße, sowie Spätheimkehrer aus der sowjetischen Gefangenschaft berücksichtig, ergibt sich ein Substanzverlust der deutschen Bevölkerung zwischen 12 und 13 Millionen Menschen vom Säugling bis zum Greis, von Bomben- bis zu Kriegsverbrechen-Opfern.

Damit werden offizielle Zahlen widerlegt, die, einschließlich polnischer Zählungen, mit 7 Mill. bis 7,5 Mill. die Hälfte der deutschen Verluste behaupten.

Volkszählungen in Deutschland
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Volksz%C3%A4hlungen_in_Deutschland

Volkszählung 1939 incl. Saargebiet, Ostmark (Österreich), Sudetenland, Memelland. (ohne ca. 550.000 Umsiedlungsdeutsche von 1940/41 gemäß dem Molotow-Ribbentrop-Abkommen von 1939)
http://de.wikipedia.org/wiki/Volksz%C3%A4hlung_1939

RUMPEL
12.03.2012, 20:57
Da wirst Du aber Schwierigkeiten bekommen diese zu finden. Jeder Historiker, der zu dem Schluß kommt, daß die Wehrmacht für einen Krieg nicht ausreichend gerüstet war, dem wird kurzer Hand seine Qualifizierung und Neutralität abgesprochen.

Es wurde schon mehrfach gesagt, dass die Wehrmacht für einen Krieg gegen Polen gerade noch ausreichend gerüstet war. Das war auch die Meinung der Generalität. Für einen längeren Krieg im Westen und gegen Russland im Osten war sie nicht gerüstet.

Nereus
12.03.2012, 23:44
Es wurde schon mehrfach gesagt, dass die Wehrmacht für einen Krieg gegen Polen gerade noch ausreichend gerüstet war. Das war auch die Meinung der Generalität. Für einen längeren Krieg im Westen und gegen Russland im Osten war sie nicht gerüstet.

Kein Widerspruch, da Blitzkrieg geplant war.

Halder und Ciano erwarteten keinen langen Kampf: Höchstens einen Blitzerfolg in 11 Tagen bis zu 8 Wochen.
General Tippelkirchs OKH Geheimdienst “Fremde Heere Ost” hatte keine sowjetischen Angriffsabsichten gemeldet und der Finnlandkrieg hatte die Führungsmängel der Roten Armee aufgedeckt. So war das OKW mit Hitler und Keitel an der Spitze sich sicher, auch ohne vorherigen Waffenstillstand mit England, den Heß nicht erreichen konnte, die Sowjet Armee rasch überwunden werden kann.
Sie konnten alle nicht wissen, daß die unversöhnlichen antibolschewistischen Angloamerikaner, welche bisher die Sowjetregierung mit verschiedenen Geheimoperationen von außen und innen stürzen wollten, nun plötzlich mit ihrem antiimperialistischen Teufel ins Bett krochen und sich zu einem Militärbündnis vereinigten. Er galt riesige Gewinne für die Waffenlieferungen an die Sowjets zu kassieren. Die Rohstoffreserven der UdSSR machten sie als Leih-Pacht-Kunden kreditwürdig. Erst 1944 eröffneten die angloamerikanischen Kriegsgeschäftemacher eine Zweite Front, um die Rote Armme nicht bis zumAltlantk gelangen zu lassen, von wo sie später kaum noch zu vertreiben gewesen wäre.

Die westlichen Demokratien planten 1919/20 eine Zerstückelung Rußlands.
I
http://german.ruvr.ru/2009/10/22/2091778.html
II
http://german.ruvr.ru/2009/10/23/2091782.html

Der deutsche Angriff gegen die Sowjet- Union (Tippelskirchs Nachkriegsbericht)

»2. DIE ROTE ARMEE

Die Stärke der Sowjet-Union als militärischen Gegner annähernd richtig zu bewerten, war ein fast undurchführbares Unterfangen. Zu viele Faktoren, aus denen sich unter normalen Verhältnissen das komplizierte Bild einer mobilen Wehrmacht und ihrer wirtschaftlichen Kraftquellen zusammensetzen läßt, waren in undurchdringliches Dunkel gehüllt. Seit zwanzig Jahren hatte sich die Sowjet-Union von der Umwelt abgekapselt und führte - damals schon hinter einem eisernen Vorhang - ihr Sonderleben. Außenstehenden gewährte sie Einblicke nur soweit, als es in ihrem Interesse zu liegen schien, und diese Einblicke waren häufig gefärbt, wobei man sich nicht scheute, dort, wo es angebracht erschien, die Verhältnisse weit ungünstiger erscheinen zu lassen, als es den Tatsachen entsprach. Das gewünschte Ergebnis war, daß auf entscheidenden Gebieten, wie im Transportwesen und in der Rüstungsindustrie, das russische Leistungsvermögen wesentlich unterschätzt wurde. Der Rüstungsstand der russischen Wehrmacht blieb ein Geheimnis, das nicht wie in anderen Staaten durch klare Haushaltsvoranschläge, Parlamentsdebatten und Presseäußerungen wenigstens teilweise gelüftet wurde. Erzielte Fortschritte jeder Art wurden alljährlich nur in relativen Prozenten und nicht in absoluten Werten bekanntgegeben. Solche Angaben dienten nur der Propaganda, praktisch waren sie wertlos, da ihnen der Schlüssel der Ausgangszahlen fehlte.
Die Tarnung des Friedensheeres ging so weit, daß kein Truppenteil eine Regimentsnummer trug. Scharfe Spionagegesetze, die völlige Abschließung der führenden Schichten von der Außenwelt und der den Slawen von Natur gegebene Argwohn Fremden gegenüber machten den Kreis derer, die über die tatsächlichen Verhältnisse orientiert waren, völlig undurchlässig.
Spionage, die in Ländern mit freier Wirtschaft unter dem Deckmantel einer harmlos erscheinenden wirtschaftlichen Scheintätigkeit ein leichtes Spiel hatte, fand in der zentral gelenkten Wirtschaft der Sowjet-Union, die keinen freien Handel kannte, kein Betätigungsfeld. Vorgeschobene Geschäfts- oder Vergnügungsreisen waren in einem Land mit schärfster Fremdenkontrolle eine Unmöglichkeit. Es ist daher kein Wunder, daß die Bewertung der russischen Wehrmacht den hiermit betrauten Stellen aller Generalstäbe, nicht nur des deutschen, außergewöhnliche Schwierigkeiten machte. Aus dem Nachrichtenmaterial, das trotz schärfster Abschließung aus der Sowjet-Union herausfloß, und Erfahrungsgrundsätzen, die für die Beurteilung der Stärke jeder Wehrmacht anwendbar sind, wie zum Beispiel das konstante Verhältnis zwischen Bevölkerungszahl und Anzahl der aufstellbaren großen Verbände, entstand beim deutschen Generalstab ein ungefähres Bild dessen, was die Sowjet-Union im Kriegsfall etwa zu leisten vermochte. Der russisch-finnische Krieg lieferte weitere Anhaltspunkte, die allerdings zum Teil zu Trugschlüssen führten.
Die Stärke des mobilen russischen Heeres konnte daher nur ungefähr abgeschätzt werden. Danach wurden Anfang April 1941 145 Schützen-Divisionen, 26 Kav.-Divisionen und 40 mot.-mech. Brigaden im europäischen Rußland angenommen. Weitere 25 Schützen-Divisionen, 5 mot.-mech. Brigaden und 8 Kav.-Divisionen nahm man als im asiatischen Rußland gebunden an. Mit diesem Aufgebot war die Menschenkraft des riesigen Reiches natürlich nicht annähernd erschöpft, das bei einem jährlichen Rekrutenkontingent von durchschnittlich 1,5 Millionen Mann über mindestens 12 Millionen Diensttaugliche jüngerer Jahrgänge verfügte. Wie weit die russische Kriegsindustrie in der Lage war, diese Menschenmassen ausreichend zu bewaffnen, war eine offene Frage. Die Lahmlegung der russischen Rüstungsindustrie war demnach von entscheidender Bedeutung.
Bekannt war, daß die Bewaffnung der zunächst zu erwartenden Divisionen modernen Ansprüchen genügte, ebenso daß sie im Gegensatz zu den deutschen Infanterie-Divisionen organisch mit Panzer-Bataillonen ausgestattet waren. Die Zahl der russischen Panzer war sicher weit größer als die der Deutschen. Wahrscheinlich betrug sie das vier- bis fünffache. Jedoch waren die Russen in der Organisation großer, für operative Aufgaben bestimmter schneller Verbände noch im Rückstand.
Die Leistungsfähigkeit der russischen Luftwaffe wurde, wohl nicht zu Unrecht, trotz großer Stärke an Zahl geringer bewertet. Zahlenmäßig mochte die Zahl der Flugzeuge die der Deutschen etwa um das Vierfache übertreffen. Doch waren die Typen zum großen Teil veraltet. Man rechnete nur mit etwa 25O bis 300 Jägern und etwa 800 Bombern moderner Bauart.
Der russischen Führung aller Grade glaubte die deutsche Führung weit überlegen zu sein. Die Elite der höchsten Führerschicht war 1937 dem großen politischen Reinigungsprozeß zum Opfer gefallen. Der finnisch-russische Krieg hatte die mangelhafte taktische Durchbildung der mittleren und unteren Führung erkennen lassen. Es war bekannt geworden, daß der russische Verteidigungsminister Timoschenko für die Truppe aus diesem Kriege folgende Lehren gezogen hatte: Verbesserung der Einzelausbildung, Erziehung zum selbständigen Handeln, Vermeiden jeder Schablone und besseres Zusammenwirken der Waffen. Es war unwahrscheinlich, daß diese Mängel, die zum Teil dem russischen Volkscharakter eigentümlich sind und sich bereits im ersten Weltkrieg gezeigt hatten, in kurzer Zeit radikal beseitigt werden konnten. Dagegen war zu erwarten, daß die höhere russische Führung mit der ihr innewohnenden Gründlichkeit und Emsigkeit den Verlauf der Feldzüge in Polen und Frankreich sorgfältig studiert und aus dem Studium ihre Schlüsse gezogen hatte. Auch war aus der Zusammenarbeit mit den Russen aus der Zeit vor 1933 (Schwarze Reichswehr) bekannt, daß die in den Vorsdtriften niedergelegten russischen Führungsgrundsätze theoretisch deutschen Anschauungen entsprachen. Es kam also darauf an, was Führung und Truppe aus ihren in der Praxis zu machen verstanden. Über die Härte und Bedürfnislosigkeit des russischen Soldaten gab es keinen Zweifel. Man glaubte jedoch, daß die Truppe den Belastungen gegenüber einer neuzeitlich ausgerüsteten, in der Führung überlegenen Armee und ihren überraschenden Durchbrüchen nicht gewachsen sein werde.
Über die politische Brüchigkeit des Systems bei empfindlichen militärischen Rückschlägen gab man sich in politischen Kreisen des Reichs großen Erwartungen hin.

Daß die Sowjet-Union binnen kurzem von sich aus einen bewaffneten Konflikt mit Deutschland suchen würde, war aus politischen und militärischen Gründen höchst unwahrscheinlich, so berechtigt die Sorge sein mochte, daß die Sowjet-Union später unter günstigeren Verhältnissen ein recht unbequemer, ja gefährlicher Nachbar werden könnte. Einstweilen lag jedoch für die Sowjet-Union keine Veranlassung vor, eine Politik aufzugeben, die ihr bisher nahezu kampflos die besten Erfolge gebracht hatte. Sie war in der Umrüstung ihrer veralteten Kampfwagen und Flugzeuge begriffen und dabei, wesentliche Teile ihrer Rüstungsindustrie hinter den Ural zu verlegen. Ein Angriff gegen ein Deutschland, das nur mit unbedeutenden Teilen des Heeres an anderen Fronten gebunden war, seine starke Luftwaffe jederzeit im Osten vereinigen konnte und dem man sich 1941 nicht einmal in der Verteidigung unbedingt gewachsen fühlte, konnte den vorsichtig und kühl abwägenden Politikern des Kreml nicht in den Sinn kommen. Sicher entging der russischen Aufklärung nicht, daß sich das deutsche militärische Schwergewicht zunehmend nach dem Osten verlagerte. Die russische Führung traf ihre Gegenmaßnahmen. Am 10. April beschloß der russische Kriegsrat unter dem Vorsitz von Timoschenko den Alarmzustand und erhöhte militärische Vorbereitungen für alle Einheiten der Westfront.
Am 1. Mai wurden weitere vordringliche Kriegsvorbereitungen und Maßnahmen zum Schutz der russischen Westgrenze getroffen.*
Am 6. Mai wurde Stalin, der bisher nur Generalsekretär der Kommunistischen Partei, wenn auch der mächtigste Mann in der Sowjet-Union gewesen war, als Nachfolger Molotows Vorsitzender des Rats der VoIkskommissare und trat damit auch offiziell an die Spitze der Regierung. Dieser Schritt bedeutete zum mindesten formell eine Stärkung der Regierungsautorität und eine Zusammenfassung der Kräfte. Eine Änderung der Politik gegen Deutschland war aus dieser Veränderung nicht zu erwarten. Die Sowjet-Union war im Gegenteil weiter bemüht, die ihr aus dem Handelsvertrag obliegenden Verpflichtungen peinlich genau zu erfüllen.
Auf einen bewaffneten Konflikt war sie, soweit es in ihren Kräften stand, vorbereitet. Mit einer strategischen Überraschung konnte die deutsche Führung nicht rechnen. Das Höchste, was zu erreichen war, war eine Geheimhaltung des Angriffstermins, so daß die taktische Überraschung den ersten Einbruch in den Feind erleichtern konnte.

3. DER KRIEGSAUSBRUCH

Am 22. Juni um 3.30 Uhr trat das deutsche Ostheer auf der ganzen Front vom Schwarzen Meer bis zur Ostsee zu dem schicksalhaften Angriff an. In einem seiner üblichen, langen Aufrufe wandte sich Hitler an das deutsche Volk, um ihm und der Welt die Notwendigkeit dieses neuen Konfliktes klarzumachen. In breit angelegten historischen Ausführungen gab er einen Überblick über die Zwangsläufigkeit der Geschehnisse seit dem Versailler Diktat, um sich dann gegen die russische Politik des vergangenen Jahres zu wenden. Sie habe darauf abgezielt, im geheimen Zusammenspiel mit England deutsche Kräfte im Osten zu fesseln. Ein letzter Versuch, durch die Einladung Molotows nach Berlin im November 1940 mit der Sowjet-Union zu einer Einigung zu kommen, sei an der Maßlosigkeit der sowjetischen Forderungen, besonders im Hinblick auf Finnland, Bulgarien und die Dardanellenfrage, gescheitert. Die Sowjet-Union habe ihre Truppen an der deutschen Ostgrenze ständig weiter verstärkt, in Jugoslawien im Verein mit England zu einer deutschfeindlichen Haltung geschürt und sei in den letzten Wochen zu immer unverhüllteren Grenzverletzungen geschritten. Deshalb habe er sich entschlossen, das Schicksal und die Zukunft des Deutschen Reiches und Volkes wieder in die Hände der Soldaten zu legen.
Der Aufruf wurde durch eine Äußerung des Reichsaußenministers vor der in- und ausländischen Presse ergänzt, in der auch er auf die weltweite Bedrohung durch den Bolschewismus hinwies und zum Schluß erklärte, das deutsche Volk sei sich bewußt, daß es berufen sei, die gesamte Kulturwelt vor der tödlichen Gefahr des Bolschewismus zu retten und den Weg für einen wahren sozialen Aufstieg freizumachen. Es war gewiß ein unberufener Mund, der hier Warnungen aussprach, die Jahre später unter 1941 noch nicht vorauszusehenden Umständen fürchterliche Wahrheit geworden sind. Und es ist ein grausames, schicksalhaftes Verhängnis, daß Hitler diese Entwicklung heraufbeschwor und daß der deutsche Soldat, je länger der Krieg dauerte und je härter er wurde, immer tiefer davon durchdrungen war, für Deutschland und für die Rettung der abendländischen Kultur zu kämpfen, dabei jedoch gleichzeitig an ein politisches System gefesselt war, das ohne sein Wissen und sein Zutun sich aufs schwerste gegen die Gesetze der abendländischen Kultur versündigte. Diese Belastung brachte die deutsche Wehrmacht nicht nur um ihr Ansehen, sondern machte alle ihre wahrhaft heroischen Anstrengungen in den beispiellosen Kämpfen der folgenden Jahre zunichte.
Hitler hatte nunmehr England und die Sowjet-Union zu einer gegen ihn verschworenen Schicksalsgemeinschaft zusammengeschmiedet. Drohend und warnend erhob Churchill noch am Tage der Kriegserklärung seine Stimme:
„Niemand war in den letzten 25 Jahren ein schärferer Gegner des Kommunismus als ich. Ich nehme kein Wort von dem zurück, was ich je über ihn gesagt habe. Das spielt heute aber keine Rolle mehr ... Wir haben nur ein unverrückbares Ziel, von dessen Verfolgung uns nichts abbringen wird. Wir werden nie mit Hitler und seiner Brut verhandeln ... Wenn Hitler glaubt, daß sein Angriff auf die Sowjet-Union auch nur im mindesten eine Änderung der großen Ziele und eine Verminderung der Anstrengungen, mit denen wir ihn niederwerfen wollen, hervorrufen könnte, so gibt er sich einer gewaltigen Täuschung hin ..."«


DIE WEHRWIRTSCHAFTLICHE VORBEREITUNG DES OSTFELDZUGES
Aus der Denkschrifl des Chefs des Wehrwirtschafls- und Rüstungsamtes im OKW, General Thomas:

Die Bearbeitung stellte das Ergebnis dar der vom Reichsmarschall im November 1940 befohlenen Überlegungen über die geplante Ostoperation. Das Wi Rü-Amt hatte sich darin bemüht, ein rein sachliches Bild zu geben über die wehr- und rüstungswirtschaftliche Lage der Sowjetunion und hatte es für erforderlich gehalten, auf die Punkte hinzuweisen, die einer militärischen Operation Schwierigkeiten bereiten können.
Das Ergebnis dieser auf Grund sicherer Unterlagen sorgsam zusammengetragenen Arbeit ist am Schluß wie folgt zusammengefast:
»Eine Operation, die zur Besetzung des europäischen Teiles der UdSSR (ohne Uralgebiet) führt, bringt folgende Ergebnisse: .
I. Für die ersten Monate wird sowohl auf dem Ernährungssektor wie auf dem Rohstoffgebiet für Deutschland eine Entlastung eintreten, wenn es gelingt, durch schnelles Zufassen
a) die Zerstörung der Vorräte zu verhindern,
b) das Erdölgebiet des Kaukasus unzerstört in unsere Hand zu bekommen und
c) die Transportfrage zu lösen.

II. Für eine längere Kriegsdauer ist eine wirksame Entlastung von folgenden Voraussetzungen abhängig:
a) auf allen Gebieten:
1. von der Lösung der Transportfrage,
2. von dem Verbleib der Bevölkerung und ihrer Gewinnung zur Mitarbeit.

b) uf dem Gebiete der Landwirtschaft:
1. von der Verhinderung einer Zerstörung der M. T. S. und der Möglichkeit des Ersatzes ihrer Traktoren- und Maschinenparks durch Wiederaufnahme der Fertigung in der UdSSR.
2. von der Versorgungsmöglichkeit mit Treibstoffen.

c) auf industriellem Gebiet:
1. von der unzerstörten Inbesitznahme oder raschen Wiederherstellung der Kraftwerke.
2. von der Sicherstellung der Belieferung der Industrie mit den im europäischen Teil der UdSSR nicht vorhandenen Rohstoffen.

III. Ungelöst bleibt bis zur Gewinnung einer Verbindung mit dem Fernen Osten die Versorgung Deutschlands mit Kautschuk, Wolfram, Kupfer, Platin, Zinn, Asbest und Manilahanf.

IV. Die Gebiete südlich der Wolga- und Donmündung einschl. des Kaukasus müssen in die Operation miteinbezogen werden. Das kaukasische Treibstoffgebiet ist für die Ausnutzung der besetzten Gebiete unentbehrlich.

V. Auf dem Gebiet der reinen Rüstungsindustrie führt sie zu einer Inbesitznahme von rd. 75 v. H. der gesamten russischen Rüstungs- und fast 100 v. H. der feinmechanischen und optischen Industrie. Der UdSSR verbleiben rd. 25 v. H. der reinen Rüstungs- und kaum 1 v. H. der feinmechanischen und optischen Industrie.«

Die Arbeit fand bei der Obersten Führung mit ihrem guten Kartenmaterial Anerkennung, die aufgezeigten Schwierigkeiten wurden auf Grund der militärpolitischen Gesamtbeurteilung aber nicht geteilt.

Anfangs klappte der geplante “Blitzkrieg gegen den Bolschewismus” bis zur Einmischung der angloamerikanischen Geschäftemacher (“Verdienen am Bolschewismus”).

Irmingsul
13.03.2012, 12:10
Es wurde schon mehrfach gesagt, dass die Wehrmacht für einen Krieg gegen Polen gerade noch ausreichend gerüstet war. Das war auch die Meinung der Generalität. Für einen längeren Krieg im Westen und gegen Russland im Osten war sie nicht gerüstet.

Stimmt, sie hat sich aber nicht dafür gerüstet andere Staaten zu überfallen, wie es immer von vielen Schwachbegabten erdichtet wird.

RUMPEL
13.03.2012, 18:36
div....[/QUOTE

[QUOTE]Kein Widerspruch, da Blitzkrieg geplant war.
Halder und Ciano erwarteten keinen langen Kampf: Höchstens einen Blitzerfolg in 11 Tagen bis zu 8 Wochen.
General Tippelkirchs OKH Geheimdienst “Fremde Heere Ost” hatte keine sowjetischen Angriffsabsichten gemeldet und der Finnlandkrieg hatte die Führungsmängel der Roten Armee aufgedeckt. So war das OKW mit Hitler und Keitel an der Spitze sich sicher, auch ohne vorherigen Waffenstillstand mit England, den Heß nicht erreichen konnte, die Sowjet Armee rasch überwunden werden kann.
Sie konnten alle nicht wissen, daß die unversöhnlichen antibolschewistischen Angloamerikaner, welche bisher die Sowjetregierung mit verschiedenen Geheimoperationen von außen und innen stürzen wollten, nun plötzlich mit ihrem antiimperialistischen Teufel ins Bett krochen und sich zu einem Militärbündnis vereinigten. Er galt riesige Gewinne für die Waffenlieferungen an die Sowjets zu kassieren. Die Rohstoffreserven der UdSSR machten sie als Leih-Pacht-Kunden kreditwürdig. Erst 1944 eröffneten die angloamerikanischen Kriegsgeschäftemacher eine Zweite Front, um die Rote Armme nicht bis zumAltlantk gelangen zu lassen, von wo sie später kaum noch zu vertreiben gewesen wäre.


Ja. Im Mai 1940 waren (noch) keine sowjetischen Angriffsabsichten erkennbar. Man muss annehmen, dass den Russen ihr Finnland-Desaster irgendwie in den Knochen steckte. Allerdings darf auch nicht verkannt werden, dass die RA sich in China am Chalchin-Gol gegen japanische Truppen recht ordentlich geschlagen hatte. Auch DAS war der deutschen Führung bekannt.

Überhaupt macht die Bewertung des gesamten Krieges nur Sinn, wenn man ihn tatsächlich an von allen Seiten her betrachtet. So ist es zwar 1941 zwischen der SU und den „bislang unversöhnlichen antibolschewistischen Angloamerikanern“ zu einer Eheschließung gekommen, aber rumgefummelt hat man schon vor der Hochzeit. Und entgegen allen seinen Beteuerungen, dass er „sich große Sorgen machen um den Erhalt des Friedens in Europas“, tat Roosesvelt letztlich das Gegenteil von dem, was nötig dazu gewesen wäre, den Krieg zu verhindern. Warum auch sollte er Frieden gewollt haben? Sein „New Deal“ war letztlich „for the waste bin“. Da kamen die lockenden Gewinnaussichten in der Kriegswirtschaft gerade recht..



Es ist daher kein Wunder, daß die Bewertung der russischen Wehrmacht den hiermit betrauten Stellen aller Generalstäbe, nicht nur des deutschen, außergewöhnliche Schwierigkeiten machte. Aus dem Nachrichtenmaterial, das trotz schärfster Abschließung aus der Sowjet-Union herausfloß, und Erfahrungsgrundsätzen, die für die Beurteilung der Stärke jeder Wehrmacht anwendbar sind, wie zum Beispiel das konstante Verhältnis zwischen Bevölkerungszahl und Anzahl der aufstellbaren großen Verbände, entstand beim deutschen Generalstab ein ungefähres Bild dessen, was die Sowjet-Union im Kriegsfall etwa zu leisten vermochte. Der russisch-finnische Krieg lieferte weitere Anhaltspunkte, die allerdings zum Teil zu Trugschlüssen führten.

Nirgends wird soviel gelogen wie beim Militär und beim Sex. :))
WAS die Sowjets militärisch gegen das Deutsche Reich zu bieten hatten, haben sie jedoch bereits im August 1939 den antichambrierenden Westmächten England und Frankreich offenbart. Am 15.8.1939 sichert Russland den Engländern und Franzosen zu, dass sie folgende Militärkapazitäten gegen Deutschland einsetzen wollen:

--- 136 Divisionen
--- 5.000 schwere Geschütze
--- 9-10.000 Panzer
--- 5.000-5.500 Flugzeuge

Nicht wenig Holz, was? :)




Daß die Sowjet-Union binnen kurzem von sich aus einen bewaffneten Konflikt mit Deutschland suchen würde, war aus politischen und militärischen Gründen höchst unwahrscheinlich, so berechtigt die Sorge sein mochte, daß die Sowjet-Union später unter günstigeren Verhältnissen ein recht unbequemer, ja gefährlicher Nachbar werden könnte.

Stalin selbst hatte den Krieg mit Deutschland für die Zeit ab 1942 ins Auge gefasst.



Einstweilen lag jedoch für die Sowjet-Union keine Veranlassung vor, eine Politik aufzugeben, die ihr bisher nahezu kampflos die besten Erfolge gebracht hatte.


Das ist wohl wahr. Hitler hat in seinem Gespräch mit Molotov am 12. und 13. Nov 1940 wiederholt auf die Vorteile hingewiesen, die sich für die SU aus dem Ribbentrop-Molotov-Pakt vom 23.8.1939 ergeben hatten. Trotzdem hat sich die SU in mancherlei Hinsicht „ungeschickt“ gegenüber dem im Krieg befindlichen Deutschland verhalten. Wir waren ja bereits auf die gewünschten „Nachbesserungen des Paktes“ durch Stalin/Molotov zu sprechen gekommen. Was ich bisher noch gar nicht angesprochen habe, ist das russische Verhalten im Falle Jugoslawiens. Aber das ist, obwohl im Zusammenhang interessant und sicher wichtig, ein ganz besonderes Thema, zeigt es meiner Ansicht nach mehr als deutlich die „fortgesetzte Zusammenarbeit zwischen Russland, England und Frankreich“ noch VOR dem deutschen Angriff auf die SU vom 22.6.1941.


Ein Angriff gegen ein Deutschland, das nur mit unbedeutenden Teilen des Heeres an anderen Fronten gebunden war, seine starke Luftwaffe jederzeit im Osten vereinigen konnte und dem man sich 1941 nicht einmal in der Verteidigung unbedingt gewachsen fühlte, konnte den vorsichtig und kühl abwägenden Politikern des Kreml nicht in den Sinn kommen. Sicher entging der russischen Aufklärung nicht, daß sich das deutsche militärische Schwergewicht zunehmend nach dem Osten verlagerte. Die russische Führung traf ihre Gegenmaßnahmen. Am 10. April beschloß der russische Kriegsrat unter dem Vorsitz von Timoschenko den Alarmzustand und erhöhte militärische Vorbereitungen für alle Einheiten der Westfront.
Am 1. Mai wurden weitere vordringliche Kriegsvorbereitungen und Maßnahmen zum Schutz der russischen Westgrenze getroffen.*

Unter den geschilderten Umständen und in Bezug auf Stalins Politik in den zurückliegenden 12 Monaten ist das nahezu eine selbstverständliche Entwicklung. Ich jedenfalls kann nicht erkennen, inwiefern Stalin nach dem Besuch Molotovs in Berlin im Nov 1940 irgendwelche Konsequenzen gezogen hätte, um Hitler entgegen zu kommen. Er wusste ja, das war ihm während des Molotov-Besuchs und auch später in Briefen verdeutlicht worden, dass Hitler keine andere Wahl blieb, wenn das Deutsche Reich nicht zwischen beiden Blöcken in Ost und West zerrieben werden sollte… was letztlich dann ja auch geschah, nach erheblicher Gegenwehr.

Aber die Tatsache allein, dass man bereits „im April 1941“ Kriegsvorbereitungen zum Schutze der russischen Westgrenze“ traf, beweisen letztlich nur, dass von einem Überraschungsangriff seitens der deutschen Wehrmacht nicht die Rede sein kann.


In einem seiner üblichen, langen Aufrufe wandte sich Hitler an das deutsche Volk, um ihm und der Welt die Notwendigkeit dieses neuen Konfliktes klarzumachen. In breit angelegten historischen Ausführungen gab er einen Überblick über die Zwangsläufigkeit der Geschehnisse seit dem Versailler Diktat, um sich dann gegen die russische Politik des vergangenen Jahres zu wenden. Sie habe darauf abgezielt, im geheimen Zusammenspiel mit England deutsche Kräfte im Osten zu fesseln. Ein letzter Versuch, durch die Einladung Molotows nach Berlin im November 1940 mit der Sowjet-Union zu einer Einigung zu kommen, sei an der Maßlosigkeit der sowjetischen Forderungen, besonders im Hinblick auf Finnland, Bulgarien und die Dardanellenfrage, gescheitert. Die Sowjet-Union habe ihre Truppen an der deutschen Ostgrenze ständig weiter verstärkt, in Jugoslawien im Verein mit England zu einer deutschfeindlichen Haltung geschürt und sei in den letzten Wochen zu immer unverhüllteren Grenzverletzungen geschritten. Deshalb habe er sich entschlossen, das Schicksal und die Zukunft des Deutschen Reiches und Volkes wieder in die Hände der Soldaten zu legen.


ER hat das so gesehen. Vielleicht war der Krieg ja wirklich unvermeidbar gewesen. Wenn ich mir bspw anschaue, wer da im August 1939 mit wem rumgekungelt hat, um Krieg führen zu können, dann mag ich wirklich niemanden ausnehmen bei der Aufzählung der Kriegsverbrecher.

Hitler? Er wollte Danzig und den Korridor und nahm dabei den Krieg mit Polen in Kauf.

England? Den Briten passte die ganze Entwicklung auf dem Kontinent nicht, zumal sich dort mit Deutschland offenbar eine Hegemonialmacht zu etablieren schien. Und wenn man Deutschland und Russland gegeneinander in den Krieg treiben konnte, wäre das die gescheiteste aller Lösungen, jedenfalls in deren Augen. :)

Frankreich? Für Danzig sterben? Nein danke. Aber den Deutschen gemeinsam mit anderen Nationen eins einzuschenken, da machte man sicher nicht ungern mit.

Russland bzw die Sowjetunion? Die bolschewistische Welt-Diktatur war auch nur durch Kriege zu verwirklichen. Und je schneller man das Deutsche Reich, das im Wege war, vernichtete, desto eher konnte man das gesamte Europa sowjetisieren und damit bolschewisieren.

Polen? Es ist wohl wahr. Man machte sich im August 1939 zumindest verbal nicht ungern auf den "Marsch nach Berlin".

Und die USA? Roosevelt konnte nur gewinnen durch einen Krieg. Und in der Tat haben die USA nach dem Ende des Krieges am meisten profotiert, u.z. in jeder Hinsicht.

Hitler also die Alleinschuld am Weltkrieg zu geben, ist barer Unsinn. Wenn alle den Krieg wollten, musste er kommen, so oder so.

Swetlana
13.03.2012, 18:48
16 Mill. ist zu hoch geschätzt.
Prof. Bellings Zahlenwerk kannte ich schon. Teilweise benutzte er zweifelhafte Quellen, wie z.B. John Sack „Auge um Auge“, oder Propagandaquellen, wie die von den Alliierten vermutlich bewachte, nie korrigierte Propagandazahl von nur 500.000 Bombenopfern.

Belling schätzt:


Es geht darum die natürliche deutschen Bevölkerungsentwicklung zwischen 1939 und 1946 durch übliche Fortschreibung zu ermitteln, wenn es keinen Krieg gegeben hätte.
Bis 1939 war das jährliche Wachstum der deutschen Bevölkerung bekannt. Danach hätte sich eine bestimmte Zahl für 1946 ergeben müssen, die aber wegen der Kriegs-, Vertreibungs- und Besatzungsereignisse wesentlich geringer ausfällt. Die Differenz müssen die Bevölkerungsverluste sein.

Die exakten Volkszählungsergebnisse von 1939 werden in einem Berliner Archiv aufbewahrt. 1946 fragten die deutschen Statistiker, wo sich jeder Einwohner bei der Zählung 1939 aufgehalten hatte und gezählt wurde. So wurde bekannt, daß das Ostbrandenburger Gebiet einen Bevölkerungsverlust von über 50 % hatte. Dort war ab Februar 1945 das Aufmarschgebiet der Roten Armee vor Küstrin und Frankfurt/O., vor ihrem Angriff über die Oder auf Berlin, gewesen. Schleswig-Holstein hatte die geringsten Bevölkerungsverluste.

Wenn man für 1946 noch zurückgebliebene deutsche Bevölkerungsteile hinter Oder und Neiße, sowie Spätheimkehrer aus der sowjetischen Gefangenschaft berücksichtig, ergibt sich ein Substanzverlust der deutschen Bevölkerung zwischen 12 und 13 Millionen Menschen vom Säugling bis zum Greis, von Bomben- bis zu Kriegsverbrechen-Opfern.

Damit werden offizielle Zahlen widerlegt, die, einschließlich polnischer Zählungen, mit 7 Mill. bis 7,5 Mill. die Hälfte der deutschen Verluste behaupten.

Volkszählungen in Deutschland
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Volksz%C3%A4hlungen_in_Deutschland

Volkszählung 1939 incl. Saargebiet, Ostmark (Österreich), Sudetenland, Memelland. (ohne ca. 550.000 Umsiedlungsdeutsche von 1940/41 gemäß dem Molotow-Ribbentrop-Abkommen von 1939)
http://de.wikipedia.org/wiki/Volksz%C3%A4hlung_1939

Zweifelhafte Quellen ?
Ich stelle fest, SIE sind höchst zweifelhaft mein Freund.......schon mal den Begriff Pleskow I und II gehört, gelesen ?

RUMPEL
13.03.2012, 19:03
Stimmt, sie hat sich aber nicht dafür gerüstet andere Staaten zu überfallen, wie es immer von vielen Schwachbegabten erdichtet wird.

Naja, ich habs geschrieben. Gegen Polen ja. Das reichte wohl. Im Westen hatte Hitler keinerlei Interessen, militärisch tätig zu werden. Und eine Polen-Lösung wäre ihm anders auch lieber gewesen. Und die sowjetisch-bolschewistische Bedrohung sah er genauso wie sie Chamberlain, Churchill und Roosevelt sahen.

RUMPEL
13.03.2012, 20:47
Zweifelhafte Quellen ?
Ich stelle fest, SIE sind höchst zweifelhaft mein Freund.......schon mal den Begriff Pleskow I und II gehört, gelesen ?

Was ist das? Ich kenne den Begriff nicht.

nethead
13.03.2012, 21:15
Warum soll sein Buch "umstritten" sein?

Seltsame Frage, Ronhoff stellt die deutsche Alleinschuld in Frage und man wirft ihm unwissenschaftliche Vorgehensweise vor.

nethead
13.03.2012, 21:27
@Nereus

Kannst du zu "Tippelskirchs Nachkriegsbericht" bitte eine vernuenftige Quellenangabe machen!

RUMPEL
13.03.2012, 22:36
Die unnützen Karten sollen darüber hinwegtäuschen, das ein neuer "Hannes Heer für Arme" auf Dummenfang geht.
Jeder kleine Landser konnte sich damals von der Richtigkeit des deutschen Präventivfeldzuges mit eigenen Augen überzeugen.

Wenn man den Begriff "Präventiv"-Krieg daran fest macht, dass der Gegner bereits in Angriffs-Formation steht, dann weiß ich durch Berichte von Landsern, die den Russland-Feldzug mitmachten, dass deren Erfahrungen recht unterschiedlich waren. Einige waren in der Tat unmittelbar nach ihrem Einmarsch in die SU in größere Gefechte verwickelt. Andere haben mir gesagt, dass sie erst nach 80-100 km überhaupt die "ersten Iwans" antrafen. Aber was bedeutet das schon? Für mich ist der Angriff sowieso als Präventiv-Maßnahme zu werten, weil alles dafür sprach, dass Stalin dabei war, sich mit der Allianz zu verbünden. Ich gehe sogar noch weiter und behaupte, dass es geheime Absprachen zwischen Russland einerseits und den West-Alliierten andererseits gegeben hat, die in die Zeit vor Abschluss des Hitler-Stalin-Paktes - oder, wie man manchmal sagt. des Ribbentrop-Molotov-Paktes - fallen.

Es ist immer wieder von dem "geheimen Zusatz-Protoll" des H-St-Paktes die Rede. Dabei wird unterschlagen, dass die meisten Paktes und Abkommen damals Geheimabsprachen enthielten. Ausgerechnet bei diesem für die Weltgeschichte so entscheidenen Pakt zwischen Hitler und Stalin, der ja erst nach dem "Abbruch" der Verhandlungen England-Frankreich mit der Sowjetunion ein paar Tage zuvor zustande kam, soll es keine weiteren Absprachen zwischen den West-Alliierten und Moskau gegeben haben?

Man sehe sich doch nur die Faktenlage seit September 1938 bis zum Angriff auf Polen am 1.9.1939 an. Und dann? Nach Beginn des Polenfeldzugs? Stalin marschiert von Osten her in Polen ein und reisst sich das Baltikum, Teile Finnlands unter den Nagel, marschiert in Bessarabien und Nord-Bukovina ein, sorgt - gemeinsam mit den alliierten Geheimdiensten - für den Sturz der alten jugoslawischen Regierung, die ein Abkommen mit Hitler geschlossen hatte, verlangt im Nov 1940 konkret die Süd-Bukovina (mit den rumänischen Ölquellen), droht mit einem weiteren Krieg in Finnland und erhebt Ansprüche auf Kontrolle der Ostsee Aus- und Zugänge.

Nach dem erfolgten Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Russland erfolgt die wundersame Wandlung des bösen Bolschewiken Stalin zum Zorro der Hitler-Geplagten und Philantropen, der von Stund an bei jeder Tafelrunde der Alliierten dabei ist, und zwar nicht am Katzentisch, sondern "mitten mang".

Am Ende, als sich der Staub über Deutschland gelegt hat, erhält er auch noch das frühere Polen und noch frühere Weissrussland zurück, die polnische Grenze wird nach Westen verschoben.. und Deutschland ist auf die für alle Kriegsbeteiligten, oder sollte man Kriegstreiber sagen, erträgliche Größe zurecht gestutzt worden.

Gut. Ich kann damit leben. Was ich aber gewissen deutschen "Geschichts"-Aposteln nicht verzeihe, ist, dass sie mich für blöder halten als sie sind.

Swetlana
13.03.2012, 22:42
Hervorragend !
Die Brüder sollen nicht denken alle Deutsche sind so doof, wie die scheinnationalen Marktschreier die uns täglich in der Presse vorgestellt werden.

Alfred Tetzlaff
13.03.2012, 22:47
Hervorragend !
Die Brüder sollen nicht denken alle Deutsche sind so doof, wie die scheinnationalen Marktschreier die uns täglich in der Presse vorgestellt werden.

Der auf dem Bild macht mir aber einen sehr verblödeten Eindruck.

Katranka
13.03.2012, 22:49
Naja, ich habs geschrieben. Gegen Polen ja. Das reichte wohl. Im Westen hatte Hitler keinerlei Interessen, militärisch tätig zu werden. Und eine Polen-Lösung wäre ihm anders auch lieber gewesen. Und die sowjetisch-bolschewistische Bedrohung sah er genauso wie sie Chamberlain, Churchill und Roosevelt sahen.

Wenn Russland von den Aliierten als Bedrohung gesehen wurde, weshalb dann die enormen Waffenlieferungen aus den USA und auch aus Kanada an die Sowjetunion? Das kann ich mir nur dadurch erklären, dass diese Herren insgeheim den Gedanken hegten, dass sich Russland und Deutschland gegenseitig aufreiben sollten. Den Rest hätte man dann selbst erledigt.

Swetlana
13.03.2012, 22:54
Der auf dem Bild macht mir aber einen sehr verblödeten Eindruck.

die sind alle verblödet, sonst sehe es hier anders aus.......

RUMPEL
13.03.2012, 23:00
Hervorragend !
Die Brüder sollen nicht denken alle Deutsche sind so doof, wie die scheinnationalen Marktschreier die uns täglich in der Presse vorgestellt werden.

Ach, da werden Nebelkerzen geworfen. In Wahrheit hat man Angst vor einem erneuten großen Krieg. Wer sehen will, der sieht, was da vor sich geht.

RUMPEL
13.03.2012, 23:04
Wenn Russland von den Aliierten als Bedrohung gesehen wurde, weshalb dann die enormen Waffenlieferungen aus den USA und auch aus Kanada an die Sowjetunion? Das kann ich mir nur dadurch erklären, dass diese Herren insgeheim den Gedanken hegten, dass sich Russland und Deutschland gegenseitig aufreiben sollten. Den Rest hätte man dann selbst erledigt.

Das ist in der Tat der Fall und kann auch belegt werden. Ich habe es oben in meinem Beitrag http://www.politikforen.net/showthread.php?109688-War-die-Ruestung-Deutschlands-1939-auf-einen-Angriffskrieg-ausgelegt&p=5227324&viewfull=1#post5227324 bereits angedeutet. >>>


England? Den Briten passte die ganze Entwicklung auf dem Kontinent nicht, zumal sich dort mit Deutschland offenbar eine Hegemonialmacht zu etablieren schien. Und wenn man Deutschland und Russland gegeneinander in den Krieg treiben konnte, wäre das die gescheiteste aller Lösungen, jedenfalls in deren Augen.

Katranka
13.03.2012, 23:09
Das ist in der Tat der Fall und kann auch belegt werden. Ich habe es oben in meinem Beitrag http://www.politikforen.net/showthread.php?109688-War-die-Ruestung-Deutschlands-1939-auf-einen-Angriffskrieg-ausgelegt&p=5227324&viewfull=1#post5227324 bereits angedeutet. >>>

.

Das habe ich wohl überlesen. Diese Tatsache erhärtet die Präventivkriegsthese ungemein.

RUMPEL
13.03.2012, 23:11
Hervorragend !
Die Brüder sollen nicht denken alle Deutsche sind so doof, wie die scheinnationalen Marktschreier die uns täglich in der Presse vorgestellt werden.

Er kann nichts dafür :)

Alfred Tetzlaff
13.03.2012, 23:13
Wenn Russland von den Aliierten als Bedrohung gesehen wurde, weshalb dann die enormen Waffenlieferungen aus den USA und auch aus Kanada an die Sowjetunion? Das kann ich mir nur dadurch erklären, dass diese Herren insgeheim den Gedanken hegten, dass sich Russland und Deutschland gegenseitig aufreiben sollten. Den Rest hätte man dann selbst erledigt.

Ursprünglich wollten die USA Deutschland für den Kampf gegen die weltweite Bedrohung des Kommunismus unterstützen. Hätten sie auch weiter gemacht, nuuur, als die Nazis ihre jüdischen Schwestern und Brüder umbrachten, wendete sich das Blatt gegen Deutschland. Habe ich das nicht logisch erklärt?

Katranka
13.03.2012, 23:15
Ursprünglich wollten die USA Deutschland für den Kampf gegen die weltweiten Bedrohung des Kommunismus unterstützen. Hätten sie auch weiter gemacht, nuuur, als die Nazis ihre jüdischen Schwestern und Brüder umbrachten, wendete sich das Blatt gegen Deutschland. Habe ich das nicht logisch erklärt?

Der Krieg wurde Deutschland schon 1933 seitens amerikanischer Juden erklärt, nebst umfangreicher Boykottaufrufe. Und zwar lange bevor auch nur irgendeinem Juden von einem Nazi ein Haar gekrümmt wurde. Wann soll angesichts dieser Umstände denn so ein Angebot seitens der USA gekommen und noch interessanter - wann soll es wieder zurückgezogen worden sein? Ich bin gespannt...

RUMPEL
13.03.2012, 23:25
Ursprünglich wollten die USA Deutschland für den Kampf gegen die weltweite Bedrohung des Kommunismus unterstützen. Hätten sie auch weiter gemacht, nuuur, als die Nazis ihre jüdischen Schwestern und Brüder umbrachten, wendete sich das Blatt gegen Deutschland. Habe ich das nicht logisch erklärt?

Nein. Hast Du nicht. Du hast Dir ins Knie geschossen.

Am 23.8.1939 wurden noch keine jüdischen Schwestern und Brüder umgebracht. Im Gegenteil. Zu dem Zeitpunkt verhandelte man noch seitens der Reichsregierung (Eichmann) mit zionistischen Verbänden über Ausreisen von Juden nach Palästina. Später, nach dem Ende des Frankreich-Feldzuges am 22. 6. 1940, kam sogar die französische Kolonie Madagaskar ins Gespräch. Eigentlich wurde noch bis 1941 über Ausreisen der Juden mit den Zion-Verbänden verhandelt. Das, was Du als Holocaust jetzt meinst, findet erst ab 1941 statt.

Allerdings fand gleich nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler 1933 in den USA in der dortigen Presse eine erste Hetz-Kampagne gegen das NS-Regime statt... obwohl bis dato von der NS-Seite noch keine Repressalien gegen Juden erfolgt waren. Aber das wäre wohl jetzt ein anderer Strang, und wenn ich es recht erinnere, ist das Thema hier schon behandelt worden.

Nereus
14.03.2012, 00:16
@Nereus
Kannst du zu "Tippelskirchs Nachkriegsbericht" bitte eine vernuenftige Quellenangabe machen!

Gen. d.. Inf. Kurt von Tippelskirch (Chef „Fremde Heere“)
Geschichte des Zweiten Weltkrieges, Athenäum-Verlag Junker und Dünnhaupt, Bonn 1956,
auch in Russischer Übersetzung:
http://militera.lib.ru/h/tippelskirch/index.html

Fortsetzung dieses Artikels:
http://www.politikforen.net/showthread.php?109688-War-die-Ruestung-Deutschlands-1939-auf-einen-Angriffskrieg-ausgelegt&p=5209614&viewfull=1#post5209614

Die Rote Armee S. 178-181

Nereus
14.03.2012, 03:24
...ER hat das so gesehen. Vielleicht war der Krieg ja wirklich unvermeidbar gewesen. Wenn ich mir bspw anschaue, wer da im August 1939 mit wem rumgekungelt hat, um Krieg führen zu können, dann mag ich wirklich niemanden ausnehmen bei der Aufzählung der Kriegsverbrecher.

Hitler? Er wollte Danzig und den Korridor und nahm dabei den Krieg mit Polen in Kauf.

England? Den Briten passte die ganze Entwicklung auf dem Kontinent nicht, zumal sich dort mit Deutschland offenbar eine Hegemonialmacht zu etablieren schien. Und wenn man Deutschland und Russland gegeneinander in den Krieg treiben konnte, wäre das die gescheiteste aller Lösungen, jedenfalls in deren Augen. :)

Frankreich? Für Danzig sterben? Nein danke. Aber den Deutschen gemeinsam mit anderen Nationen eins einzuschenken, da machte man sicher nicht ungern mit.

Russland bzw die Sowjetunion? Die bolschewistische Welt-Diktatur war auch nur durch Kriege zu verwirklichen. Und je schneller man das Deutsche Reich, das im Wege war, vernichtete, desto eher konnte man das gesamte Europa sowjetisieren und damit bolschewisieren.

Polen? Es ist wohl wahr. Man machte sich im August 1939 zumindest verbal nicht ungern auf den "Marsch nach Berlin".

Und die USA? Roosevelt konnte nur gewinnen durch einen Krieg. Und in der Tat haben die USA nach dem Ende des Krieges am meisten profotiert, u.z. in jeder Hinsicht.

Hitler also die Alleinschuld am Weltkrieg zu geben, ist barer Unsinn. Wenn alle den Krieg wollten, musste er kommen, so oder so.

Wir kommen der Sache näher. Aber da fehlt noch einer: Die Nummer 7!

Zuerst bin ich über „Die blutige Internationale der Rüstungsindustrie“ von 1929 gestolpert.

http://img.zvab.com/member/n2003r/14400259.jpg

Der bekannte Pazifist Otto Lehmann-Russbüldt gab seine Dokumentation über die internationale Rüstungsindustrie im Fackelreiter-Verlag Berlin heraus, wo nachfolgender Artikel stand:

(Auszug):

»Unseren Reichstagsbarden steckt noch ein guter Schuß Romantik im Blut. Sie können sich nicht sinnlich von den Bildern in der Ruhmeshalle oder dem Ufafilm „Weltkrieg" trennen. Sie haben Söhne geopfert. Sie alle von der SPD bis zu den weit unterrichteteren Deutschnationalen tragen in irgendeinem Winkel ihres Herzens noch den Wunsch: „Siegreich wollen wir Frankreich schlagen."
Damit muß endlich geräumt werden. Es muß in aller Deutlichkeit gesagt werden, was die Eingeweihten wissen und wonach sie handeln.
Ein neuer Krieg beginnt mit einem furchtbaren Luft- und Gasbombenkampf. Das Objekt der Angriffe sind - nach Niederkämpfung der feindlichen Luftflotte - nicht Linien oder Festungen, sondern die Industriezentren und Hauptstädte.
Dem siegreichen Angreifer folgen Tanks, motorisierte Geschütze und Fußvolk, aber nur zu dem Zweck, das feindliche Land zu besetzen und Nester letzten Widerstandes aufzuräumen.
Es ist wichtig zu wissen, daß ohne den Betriebsstoff für Luftfahrzeuge und Motoren kein Land Krieg führen kann.

Die Länder, die Petroleum haben, sind auch schnell zu der geringen Friedensstärke ihrer Heere zurückgekehrt: England und Amerika.
Sie können tun, was ihnen gefällt. Sie können mobil machen, wann sie wollen. Sie können jederzeit ihren Rüstungsapparat beliebig verstärken. Mit ihnen anbinden kann keiner. Am allerwenigsten Frankreich. Frankreich besitzt keinen Tropfen Öl. Es streckt sogar seine Ölvorräte mit Spiritus. Der „nationale Brennstoff" ist ein scheußliches Gebräu.
Die unverhältnismäßig großen Heere Frankreichs, Polens und Italiens sind reine Angstprodukte.

Die Herren der Welt sind die Angelsachsen. Sie haben Öl, sie haben Eisen, sie haben Stickstoff. Sie brauchen uns nicht, sie brauchen auch Frankreich nicht. Natürlich ist dies cum grano salis zu verstehen.
Die engverbundenen und durch besondere Industriepakte zusammengeschweißten deutschen und französischen Stahl- und Kaliindustrien haben natürlich ihre hohe weltwirtschaftliche Bedeutung. Das ändert aber nichts daran, daß Europa ohne Öl wehrlos ist.
(Die Verbilligung des Verfahrens der Verflüssigung der Kohle in Öl (Bergius-Verfahren) ändert diese Sachlage von Tag zu Tag, bemerkt O. Lehmann-Russbüldt dazu in einer Fußnote.).

Ölvorkommen gibt es allerdings auch in Galizien, das ist Polen, und in Rumänien. Dies Öl würde uns in einem Kriege, der Endland nicht paßt, nie zur Verfügung stehen, obwohl auch unsere Industriellen und Bankleute Interessen an den rumänischen und den polnischen Ölgebieten haben.
Das russische Öl ist ein ganz besonderes Kapitel. Wir würden niemals ausreichend beliefert werden können. Es kann aber sein, daß wir gezwungen werden sollen, es für England erobern zu helfen.

Die Abrüstungstendenzen der Völkerbundskommission werden ganz leise beiseite geschoben. Man schreibt darüber: Noch ist es nicht Zeit. Eine ruhige Entwicklung wird kommen usw.

Solange am Kriege verdient wird, werden die industriellen Auftrageber der Politiker nicht zugeben, daß eine allgemeine Abrüstung erfolgt. Sie könnten dazu nur durch das werktätige Volk und durch die proletarisierte Intelligenz gezwungen werden. Die Haltung der letzteren ist aber mehr wie zweifelhaft.
Man wird einwenden, daß nach dem vorher Gesagten eine allgemeine Abrüstung und damit der Abbau der Rüstungsindustrie zwangsläufig kommen müßte. Irrtum! Die Rüstungsindustrie hat ihren Umfang erweitert. Fast alle Industrien sind Rüstungsindustrien geworden. Alle verdienen durch Aufrüstung. Mehr wie bei einem Kriege können diese Industrien gar nicht verdienen.
Die Ölraffinerien verdienen bei der geringsten überplanmäßigen Flottenbewegung Millionen. Alle modernen Kriegsschiffe sind auf Ölfeuerung eingestellt. Es ist gar nicht möglich, ein modernes Heer stets mit den modernsten Waffen auszurüsten. Die Waffen veralten in einem früher unvorstellbaren Tempo.

Die Heeresverwaltungen müssen sich daher immer mehr zu einem Zusammengehen mit der Industrie bequemen, eine weitgehende Normalisierung und Typisierung der Fabrikation für ihre Zwecke durchsetzen und Zuschüsse leisten.
Die Industrie muß sich darauf einstellen, schnellstens im Bedarfsfalle alles Nötige zu liefern.
Dies bedarf ungeheuer umsichtiger Vorbereitung.
Über diese Frage hat in neuerer Zeit General von Seeckt im Aprilheft 1928 der Zeitschrift „Nord und Süd" in einem Aufsatz „Neuzeitliche Heere" geschrieben (später erschienen in „v. Seeckt, Gedanken eines Soldaten", Berlin 1928):


»Für die Massenbewaffnung gibt es nur einen Weg: die Feststellung des Typs der Waffe zusammen mit der Vorbereitung der Massenanfertigung im Bedarfsfalle. Die Armee in Verbindung mit der Technik ist in der Lage, durch dauerndes Studium in Versuchsanstalten und Übungsplätzen den jeweilig besten Typ der Waffe festzustellen. Mit der Industrie ist die Vereinbarung zu treffen, daß dieser festgesetzte Typ sofort und in dem erforderlichen Umfang in Arbeit genommen werden kann. Hierfür bedarf es eingehender Vorbereitungen, die der gesetzlichen Basis nicht werden entbehren können. Diese Vorbereitungen sind in engster Zusammenarbeit zwischen Soldaten und Wirtschaftlern zu treffen und beziehen sich nach der Feststellung und Sicherung der erforderlichen Rohstoffe auf die Auswahl und Einrichtung der Fabriken für alle Teile der Bewaffnung und Ausrüstung. Die Vorbereitung der Umstellung der Fabriken vom Friedens- zum Kriegsbetrieb, Bereithaltung von Material und Maschinen verlangen naturgemäß schon im Frieden staatliche Subventionierung, die aber immer noch vorteilhafter für den Staat sein wird als die Beschaffung und Unterhaltung von großen und veraltenden Rüstungsvorräten. Wenn die militärischen Forderungen auf die Voraussetzungen schneller Massenanfertigung durch Verzicht auf das Allerfeinste zugunsten des möglichst Einfachen Rücksicht nehmen, so kann auch die Zeitspanne, die zwischen Auftragerteilung und Beginn der Lieferung liegt, abgekürzt werden, eine Zeit, die ja durch den Kampf der Operationsarmee gewonnen werden soll.«
Diesen Ausführungen sei beigefügt die Übersetzung einer Stelle aus einem Buche des bekannten englischen Generals J. H. Morgan aus dem Jahre 1924:
S. 96:

»Ich bin oft gefragt worden, ob Deutschland entwaffnet sei, und meine Antwort auf diese Frage war die Gegenfrage: 'Was verstehen Sie unter Entwaffnung?' Wir zerstörten deutsche Kanonen, so was wie 35 000 Stück, wir verschrotteten Gewehre - so einige Millionen, wir ließen Festungen auffliegen, sprengten Pulverfabriken, fegten Krupp still. Aber es gibt drei Dinge, die man nicht zerstören kann: Mensch, Industrie und Wissenschaft.«
S. 98:

»Was die Industrie betrifft, so ist der einzige Weg, eine große, industrietreibende Nation zu entwaffnen - die Zerstörung der gesamten Industrie. Der Krieg ist so technisch, so mechanisch geworden, daß jeder große Ingenieurbetrieb ein potentielles Arsenal ist. Die Fabrik, die Druckzylinder oder Propeller macht, ist jederzeit fähig, eine Granatpatrone herzustellen .«
Dem Leser sei der Vergleich dieser Sätze mit den Ausführungen des Generals von Seeckt überlassen.
In dieser Art ist das ganze Buch geschrieben. 1924!

Die Kardinalfrage bleibt also stets die Rohstofffrage.
Diese ist, wie oben gesagt, für die beiden angelsächsischen Großmächte gelöst, für alle anderen, mit Ausnahme Rußlands!, ohne England oder Amerika unlösbar.
England ist sich dieser Stärke voll bewußt, posaunt es aber nicht aus, wie es z. B. der „Alldeutsche Verband", der „Flottenverein" und ähnliche Gebilde bei uns getan haben.

England ist das Zentrum der eigentlichen europäischen Waffenindustrie geworden - nachdem Krupp zerstört und Schneider-Creuzot Dominion Englands geworden ist.

Die mächtigsten Kräfte dieser Welt, nämlich die Royal-Dutch-Shell Comp., die Bank of England, die Schroederbank London einerseits, die Standard Oil Comp., General Electric, Bethlehem Steel Co., die Morganunternehmungen totaliter daneben arbeiten am Sturze des Bolschewismus, um danach ungestört im Trüben fischen zu können.

Der Privatkrieg Sir Henri Deterdings, (Rothschilds und Samuels Shell-Manager, der die Frau eines weißgardistischen russischen Generals geheiratet hat) gegen Sowjetrußland ist mißlungen.
Einmal im Jahre 1919, als er mit gefälschten Noten einen Aufstand der Kabardiner und Mingrelier anzetteln wollte, um den Asserbeidschan in seine bzw. merry old Englands Hände zu bekommen.
1923, als er die Kaukasusvölker wieder in einen Aufstand gehetzt hatte, der aber blutig von den Bolschewisten „liquidiert" wurde.
1927, als er Tscherwonzy fälschen ließ und die Sowjetwährung von der Berliner Polizei wieder gerettet wurde.

Die Pipeline- (Röhren-) Leitung von der Ölstadt Baku nach Batum als Ausfuhrhafen am Schwarzen Meer quer über den Isthmus hinweg ist zu verlockend.
Nun ist eine ständige Hetze gegen die „Ölräuber" im Gange. Ölräuber sind die Bolschewiki, die natürlich auch die englischen und amerikanischen Vorkriegsölkonzessionen verstaatlicht haben.
Daß Lenin den Urquarth-Vertrag 1922 zerrissen hat, war schon der Beginn des neuen Weltkrieges - mit anderen Mitteln.
Langsam bereitet man diesen Krieg vor. Man hat gelernt. Man wird nicht mehr englische Knochen zu Millionen opfern. Man wird verdienen.
Die „Soldaten Gottes", die Franzosen, wird man diesmal kaum gen Moskau treiben können, wozu auch? Sie sind genug geschlagen. Zweikindersystem und allgemeine Müdigkeit arbeiten schon daran, daß die Bäume nicht in den englischen Himmel wachsen. Also Deutschland !

Die Politik Deutschlands - absichtlich sage ich nicht Außenpolitik - wird in großen Zügen von der Foreign Office geleitet. Lange Zeit geschah es durch den Lord Protector von Deutschland, Lord d'Abernon, der noch etwas mehr zu sagen hatte als der viel verlästerte Parker Gilbert. Die kleinen Privatspäße, die der Staatssekretär Gregory mit den deutschen Putschisten hatte, kann man unberücksichtigt lassen.
Auch heute noch trifft Gustav Stresemann den Lord zufällig irgendwo an der Riviera.
Die großen und kleinen Geschäftsreisenden für deutsche Politik (man denke an Dr. Luther, Prinz Heinrich, Exzar Ferdinand von Bulgarien vulgo Graf Murany) haben immer ein bißchen mit England zu tun. Auch General von Seeckt soll sich „1000 Worte Englisch" gekauft haben.
Der Erfolg sind nicht zu kleine Konzessionen über den Vertrag von Versailles hinaus. Die Franzosen müssen mit Zähneknirschen und Locarnogeist zusehen.

Die politischen Ausblicke des militärischen Fachmannes gehören an sich nicht in den Rahmen dieses Werkes. Vielleicht treffen sie zu, vielleicht ändern neue politische Momente ihre Ausreifung. Denn es gibt in Osteuropa und auf dem Balkan verschiedene Kriegsmöglichkeiten, die noch eher zur Austragung kommen können als der englisch-russische Gegensatz.«

Die vollständige Broschüre:
http://www.fredsakademiet.dk/library/otto.pdf

So in Russbüldts 1. Auflage von 1929; in der 5. Auflage 1933 fehlte dieser prophetische Artikel des bekannten Pazifisten. Der Warner wurde dann auch nach dem Reichstagsbrand sofort mundtot gemacht, verhaftet und in ein KZ eingesperrt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Lehmann-Ru%C3%9Fb%C3%BCldt

http://www.deutsche-biographie.de/sfz49885.html

Dann fiel mir eine Broschüre von 1927 in die Hände, wo der britischer Weltwirtschaftler Paish den hauptsächlichen Grund für die internationalen Handelsstörungen nennt: Die Sowjetunion. Sein Manifest zur „Gesundung der Weltwirtschaft“ unterschrieben alle maßgeblichen und führenden Männer der internationalen Banken-, Börsen- und Indutrie-Hochfinanz. Das war der Startschuß für die Vorarbeiten zum großen Krieg für die „Gesundung der Weltwirtschaft“, der auf dem Hoffmann-Rechberg-Plan aufbaute.

Darüber später mehr.

C-Dur
14.03.2012, 05:14
und zum Abschluss...

http://www.youtube.com/watch?v=uEG308cHBQs&skipcontrinter=1

doch der Kampf geht weiter...

http://www.youtube.com/watch?v=x7JTbTJMUVg&feature=related

warum und wofuer? Was haben wir am Ende?

nethead
14.03.2012, 06:39
Man sehe sich doch nur die Faktenlage seit September 1938 bis zum Angriff auf Polen am 1.9.1939 an. Und dann? Nach Beginn des Polenfeldzugs? Stalin marschiert von Osten her in Polen ein und reisst sich das Baltikum, Teile Finnlands unter den Nagel, marschiert in Bessarabien und Nord-Bukovina ein, sorgt - gemeinsam mit den alliierten Geheimdiensten - für den Sturz der alten jugoslawischen Regierung, die ein Abkommen mit Hitler geschlossen hatte, verlangt im Nov 1940 konkret die Süd-Bukovina (mit den rumänischen Ölquellen), droht mit einem weiteren Krieg in Finnland und erhebt Ansprüche auf Kontrolle der Ostsee Aus- und Zugänge.

Plus die Anerkennung von Griechenland und der Tuerkei als "Russische Einflusszone". Wie eine solche Aussieht hat man zu Zeiten des Warschauer Paktes sehen koennen. Siehe z.b. Polen und Tcheschei etc.

nethead
14.03.2012, 06:42
Wenn Russland von den Aliierten als Bedrohung gesehen wurde, weshalb dann die enormen Waffenlieferungen aus den USA und auch aus Kanada an die Sowjetunion? Das kann ich mir nur dadurch erklären, dass diese Herren insgeheim den Gedanken hegten, dass sich Russland und Deutschland gegenseitig aufreiben sollten.

Die Zerstoerung Deutschlands stand oben auf der Liste. Das Russland und Deutschland sich gegenseitig zerfleischen lag auch in ihrem Interesse.

RUMPEL
14.03.2012, 07:36
Wir kommen der Sache näher. Aber da fehlt noch einer: Die Nummer 7!

Zuerst bin ich über „Die blutige Internationale der Rüstungsindustrie“ von 1929 gestolpert.

http://img.zvab.com/member/n2003r/14400259.jpg

Der bekannte Pazifist Otto Lehmann-Russbüldt gab seine Dokumentation über die internationale Rüstungsindustrie im Fackelreiter-Verlag Berlin heraus, wo nachfolgender Artikel stand:

(Auszug):

»Unseren Reichstagsbarden steckt noch ein guter Schuß Romantik im Blut. Sie können sich nicht sinnlich von den Bildern in der Ruhmeshalle oder dem Ufafilm „Weltkrieg" trennen. Sie haben Söhne geopfert. Sie alle von der SPD bis zu den weit unterrichteteren Deutschnationalen tragen in irgendeinem Winkel ihres Herzens noch den Wunsch: „Siegreich wollen wir Frankreich schlagen."
Damit muß endlich geräumt werden. Es muß in aller Deutlichkeit gesagt werden, was die Eingeweihten wissen und wonach sie handeln.
Ein neuer Krieg beginnt mit einem furchtbaren Luft- und Gasbombenkampf. Das Objekt der Angriffe sind - nach Niederkämpfung der feindlichen Luftflotte - nicht Linien oder Festungen, sondern die Industriezentren und Hauptstädte.
Dem siegreichen Angreifer folgen Tanks, motorisierte Geschütze und Fußvolk, aber nur zu dem Zweck, das feindliche Land zu besetzen und Nester letzten Widerstandes aufzuräumen.
Es ist wichtig zu wissen, daß ohne den Betriebsstoff für Luftfahrzeuge und Motoren kein Land Krieg führen kann.

Die Länder, die Petroleum haben, sind auch schnell zu der geringen Friedensstärke ihrer Heere zurückgekehrt: England und Amerika.
Sie können tun, was ihnen gefällt. Sie können mobil machen, wann sie wollen. Sie können jederzeit ihren Rüstungsapparat beliebig verstärken. Mit ihnen anbinden kann keiner. Am allerwenigsten Frankreich. Frankreich besitzt keinen Tropfen Öl. Es streckt sogar seine Ölvorräte mit Spiritus. Der „nationale Brennstoff" ist ein scheußliches Gebräu.
Die unverhältnismäßig großen Heere Frankreichs, Polens und Italiens sind reine Angstprodukte.

Die Herren der Welt sind die Angelsachsen. Sie haben Öl, sie haben Eisen, sie haben Stickstoff. Sie brauchen uns nicht, sie brauchen auch Frankreich nicht. Natürlich ist dies cum grano salis zu verstehen.
Die engverbundenen und durch besondere Industriepakte zusammengeschweißten deutschen und französischen Stahl- und Kaliindustrien haben natürlich ihre hohe weltwirtschaftliche Bedeutung. Das ändert aber nichts daran, daß Europa ohne Öl wehrlos ist.
(Die Verbilligung des Verfahrens der Verflüssigung der Kohle in Öl (Bergius-Verfahren) ändert diese Sachlage von Tag zu Tag, bemerkt O. Lehmann-Russbüldt dazu in einer Fußnote.).

Ölvorkommen gibt es allerdings auch in Galizien, das ist Polen, und in Rumänien. Dies Öl würde uns in einem Kriege, der Endland nicht paßt, nie zur Verfügung stehen, obwohl auch unsere Industriellen und Bankleute Interessen an den rumänischen und den polnischen Ölgebieten haben.
Das russische Öl ist ein ganz besonderes Kapitel. Wir würden niemals ausreichend beliefert werden können. Es kann aber sein, daß wir gezwungen werden sollen, es für England erobern zu helfen.

Die Abrüstungstendenzen der Völkerbundskommission werden ganz leise beiseite geschoben. Man schreibt darüber: Noch ist es nicht Zeit. Eine ruhige Entwicklung wird kommen usw.

Solange am Kriege verdient wird, werden die industriellen Auftrageber der Politiker nicht zugeben, daß eine allgemeine Abrüstung erfolgt. Sie könnten dazu nur durch das werktätige Volk und durch die proletarisierte Intelligenz gezwungen werden. Die Haltung der letzteren ist aber mehr wie zweifelhaft.
Man wird einwenden, daß nach dem vorher Gesagten eine allgemeine Abrüstung und damit der Abbau der Rüstungsindustrie zwangsläufig kommen müßte. Irrtum! Die Rüstungsindustrie hat ihren Umfang erweitert. Fast alle Industrien sind Rüstungsindustrien geworden. Alle verdienen durch Aufrüstung. Mehr wie bei einem Kriege können diese Industrien gar nicht verdienen.
Die Ölraffinerien verdienen bei der geringsten überplanmäßigen Flottenbewegung Millionen. Alle modernen Kriegsschiffe sind auf Ölfeuerung eingestellt. Es ist gar nicht möglich, ein modernes Heer stets mit den modernsten Waffen auszurüsten. Die Waffen veralten in einem früher unvorstellbaren Tempo.

Die Heeresverwaltungen müssen sich daher immer mehr zu einem Zusammengehen mit der Industrie bequemen, eine weitgehende Normalisierung und Typisierung der Fabrikation für ihre Zwecke durchsetzen und Zuschüsse leisten.
Die Industrie muß sich darauf einstellen, schnellstens im Bedarfsfalle alles Nötige zu liefern.
Dies bedarf ungeheuer umsichtiger Vorbereitung.
Über diese Frage hat in neuerer Zeit General von Seeckt im Aprilheft 1928 der Zeitschrift „Nord und Süd" in einem Aufsatz „Neuzeitliche Heere" geschrieben (später erschienen in „v. Seeckt, Gedanken eines Soldaten", Berlin 1928):


Diesen Ausführungen sei beigefügt die Übersetzung einer Stelle aus einem Buche des bekannten englischen Generals J. H. Morgan aus dem Jahre 1924:
S. 96:

S. 98:

Dem Leser sei der Vergleich dieser Sätze mit den Ausführungen des Generals von Seeckt überlassen.
In dieser Art ist das ganze Buch geschrieben. 1924!

Die Kardinalfrage bleibt also stets die Rohstofffrage.
Diese ist, wie oben gesagt, für die beiden angelsächsischen Großmächte gelöst, für alle anderen, mit Ausnahme Rußlands!, ohne England oder Amerika unlösbar.
England ist sich dieser Stärke voll bewußt, posaunt es aber nicht aus, wie es z. B. der „Alldeutsche Verband", der „Flottenverein" und ähnliche Gebilde bei uns getan haben.

England ist das Zentrum der eigentlichen europäischen Waffenindustrie geworden - nachdem Krupp zerstört und Schneider-Creuzot Dominion Englands geworden ist.

Die mächtigsten Kräfte dieser Welt, nämlich die Royal-Dutch-Shell Comp., die Bank of England, die Schroederbank London einerseits, die Standard Oil Comp., General Electric, Bethlehem Steel Co., die Morganunternehmungen totaliter daneben arbeiten am Sturze des Bolschewismus, um danach ungestört im Trüben fischen zu können.

Der Privatkrieg Sir Henri Deterdings, (Rothschilds und Samuels Shell-Manager, der die Frau eines weißgardistischen russischen Generals geheiratet hat) gegen Sowjetrußland ist mißlungen.
Einmal im Jahre 1919, als er mit gefälschten Noten einen Aufstand der Kabardiner und Mingrelier anzetteln wollte, um den Asserbeidschan in seine bzw. merry old Englands Hände zu bekommen.
1923, als er die Kaukasusvölker wieder in einen Aufstand gehetzt hatte, der aber blutig von den Bolschewisten „liquidiert" wurde.
1927, als er Tscherwonzy fälschen ließ und die Sowjetwährung von der Berliner Polizei wieder gerettet wurde.

Die Pipeline- (Röhren-) Leitung von der Ölstadt Baku nach Batum als Ausfuhrhafen am Schwarzen Meer quer über den Isthmus hinweg ist zu verlockend.
Nun ist eine ständige Hetze gegen die „Ölräuber" im Gange. Ölräuber sind die Bolschewiki, die natürlich auch die englischen und amerikanischen Vorkriegsölkonzessionen verstaatlicht haben.
Daß Lenin den Urquarth-Vertrag 1922 zerrissen hat, war schon der Beginn des neuen Weltkrieges - mit anderen Mitteln.
Langsam bereitet man diesen Krieg vor. Man hat gelernt. Man wird nicht mehr englische Knochen zu Millionen opfern. Man wird verdienen.
Die „Soldaten Gottes", die Franzosen, wird man diesmal kaum gen Moskau treiben können, wozu auch? Sie sind genug geschlagen. Zweikindersystem und allgemeine Müdigkeit arbeiten schon daran, daß die Bäume nicht in den englischen Himmel wachsen. Also Deutschland !

Die Politik Deutschlands - absichtlich sage ich nicht Außenpolitik - wird in großen Zügen von der Foreign Office geleitet. Lange Zeit geschah es durch den Lord Protector von Deutschland, Lord d'Abernon, der noch etwas mehr zu sagen hatte als der viel verlästerte Parker Gilbert. Die kleinen Privatspäße, die der Staatssekretär Gregory mit den deutschen Putschisten hatte, kann man unberücksichtigt lassen.
Auch heute noch trifft Gustav Stresemann den Lord zufällig irgendwo an der Riviera.
Die großen und kleinen Geschäftsreisenden für deutsche Politik (man denke an Dr. Luther, Prinz Heinrich, Exzar Ferdinand von Bulgarien vulgo Graf Murany) haben immer ein bißchen mit England zu tun. Auch General von Seeckt soll sich „1000 Worte Englisch" gekauft haben.
Der Erfolg sind nicht zu kleine Konzessionen über den Vertrag von Versailles hinaus. Die Franzosen müssen mit Zähneknirschen und Locarnogeist zusehen.

Die politischen Ausblicke des militärischen Fachmannes gehören an sich nicht in den Rahmen dieses Werkes. Vielleicht treffen sie zu, vielleicht ändern neue politische Momente ihre Ausreifung. Denn es gibt in Osteuropa und auf dem Balkan verschiedene Kriegsmöglichkeiten, die noch eher zur Austragung kommen können als der englisch-russische Gegensatz.«

Die vollständige Broschüre:
http://www.fredsakademiet.dk/library/otto.pdf

So in Russbüldts 1. Auflage von 1929; in der 5. Auflage 1933 fehlte dieser prophetische Artikel des bekannten Pazifisten. Der Warner wurde dann auch nach dem Reichstagsbrand sofort mundtot gemacht, verhaftet und in ein KZ eingesperrt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Lehmann-Ru%C3%9Fb%C3%BCldt

http://www.deutsche-biographie.de/sfz49885.html

Dann fiel mir eine Broschüre von 1927 in die Hände, wo der britischer Weltwirtschaftler Paish den hauptsächlichen Grund für die internationalen Handelsstörungen nennt: Die Sowjetunion. Sein Manifest zur „Gesundung der Weltwirtschaft“ unterschrieben alle maßgeblichen und führenden Männer der internationalen Banken-, Börsen- und Indutrie-Hochfinanz. Das war der Startschuß für die Vorarbeiten zum großen Krieg für die „Gesundung der Weltwirtschaft“, der auf dem Hoffmann-Rechberg-Plan aufbaute.

Darüber später mehr.

Völlig richtig. Und wer Zweifel hegt, kann sich die Taschenbuchausgabe von "Mit der Ölwaffe zur Weltmacht" (F. William Engdahl, 1992) beschaffen. In jeder gut sortierten Buchhandlung für ein paar Euros zu bekommen.

RUMPEL
14.03.2012, 07:44
Die Zerstoerung Deutschlands stand oben auf der Liste. Das Russland und Deutschland sich gegenseitig zerfleischen lag auch in ihrem Interesse.

Oberst David Sterling, der Gründer der britischen Eliteeinheit Special Air Services (SAS), gestand in einem privaten Gespräch gut 50 Jahre nach dem Krieg ein: "Der größte Fehler, der uns Briten unterlief, war der, anzunehmen, wir könnten das Deutsche Reich gegen Russland ausspielen, in der Hoffnung, beide würden dabei verbluten."

Naja, so gänzlich misslungen ist das Projekt "Hitler" ja nicht.

RUMPEL
14.03.2012, 07:47
Plus die Anerkennung von Griechenland und der Tuerkei als "Russische Einflusszone". Wie eine solche Aussieht hat man zu Zeiten des Warschauer Paktes sehen koennen. Siehe z.b. Polen und Tcheschei etc.

Sehr richtig. Hab ich noch vergessen. Kommt auch noch dazu. Danke :)

Brutus
14.03.2012, 09:40
Oberst David Sterling, der Gründer der britischen Eliteeinheit Special Air Services (SAS), gestand in einem privaten Gespräch gut 50 Jahre nach dem Krieg ein: "Der größte Fehler, der uns Briten unterlief, war der, anzunehmen, wir könnten das Deutsche Reich gegen Russland ausspielen, in der Hoffnung, beide würden dabei verbluten." Naja, so gänzlich misslungen ist das Projekt "Hitler" ja nicht.

Hat Oberst Sterling das Buch *Wer Hitler mächtig machte* von Guido Giacomo Preparata gelesen? Ach, ich Depp, Preparata kam mit seinem Werk ja erst 15 Jahre später raus.

Die angloamerikanische Politik, Deutschland und Rußland aufeinanderzuhetzen, greift viel weiter als nur zum Projekt Hitler. Schon Stalin und die Finanzierung der bolschewistischen Revolution durch Jakob Schiff, Rothschild, Warburg und Rockefeller dienten diesem Ziel.

Greifbare Ansätze gab es schon kurz nach der Reichsgründung, um 1875 herum, als Disraeli oft mit im Intrigenspiel dabei gewesen ist, zusammen mit Rußland und Frankreich Deutschland zu verleumden, etwa dahingehend, Bismarck wolle Holland überfallen und annektieren oder plane einen Präventivkrieg gegen Frankreich.

Schon damals waren Lüge und Verleumdung die wichtigsten Instrumente der englischen Politik, d.h. unterhalb der militärischen Intervention, was auch heute wieder von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist, gerade im Hinblick auf das IMT und seine Tatsachenfeststellungen sowie das siegermächtlich verordnete und strafrechtlich abgesicherte Geschichtsbild.

Swetlana
14.03.2012, 10:08
Lies Deine Quelle nochmal: "Im Januar 1941 äußerte Hitler Raeder gegenüber, daß Deutschland, wenn es die Gefahr im Osten ausgeschaltet habe, den Krieg gegen England unter durchaus tragbaren Bedingungen weiterführen könne."

Was für ein dilettantischer Schaumschläger......der kapiert seine eigenen Schuld und Sühnetexte nicht.

Nereus
14.03.2012, 10:38
...Schon damals waren Lüge und Verleumdung die wichtigsten Instrumente der englischen Politik, d.h. unterhalb der militärischen Intervention, was auch heute wieder von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist, gerade im Hinblick auf das IMT und seine Tatsachenfeststellungen sowie das siegermächtlich verordnete und strafrechtlich abgesicherte Geschichtsbild.

Hier ein später Tadel (im Selbstverlag) für die „Englandfreunde“ Haushofer und Heß:


* * *

Jonathan SWIFT: "Über die Kunst der politischen Lüge" (um 1710)

»Im Oktober 1712 erschien in Großbritannien aus der Feder des berühmten englischen Schriftstellers Jonathan Swift ein kleines Buch unter dem Titel: "Die Kunst der politischen Lüge." Hier wurde in äußerst witziger Weise zur Subskription auf ein angeblich demnächst erscheinendes Werk aufgefordert, das in zwei Bänden das genannte Thema behandeln sollte, und zugleich ein Überblick über den Inhalt gegeben.

Aus diesem Überblick wollen wir hier die markantesten Stellen zitieren, die uns einen tiefen Einblick in die Eigenart des politischen Lebens in England im 18. Jahrhundert bieten.
In der Vorrede des angezeigten Werkes wird, so heißt es, ausgeführt, daß die Kunst der politischen Lüge "in diesem letzten Jahrhundert durch so viele Entdeckungen bereichert worden sei, daß sie billigerweise nicht länger in Verachtung und Verwirrung bleiben dürfe. Sie könne mit vollem Recht einen Platz in einer Enzyklopädie oder in der Unterweisung der Jugend beanspruchen, besonders in der Unterweisung, die bei der Erziehung eines geschickten Staatsmannes zum Muster dienen solle."

Der erste Band "der vortrefflichen Schrift" zerfällt nach Swift in 11 Hauptstücke, über die er einen kurzen Überblick gibt.

1.) Das erste Hauptstück spricht "ganz philosophisch von der Natur der Seele und von den Eigenschaften, die sie zum Lügen geschickt und fähig machen". Danach gleicht die Seele einem "flachzylindrischen Spiegel". Die flache Seite, die alle Dinge klar und richtig widerspiegelt, hat Gott gemacht, um den Menschen die Wahrheit erkennen zu lassen. Die zylindrische aber ist das Werk des Teufels. Sie stellt "die wahren Gegenstände falsch und die falschen als wahr dar". Da jedoch "die zylindrische Seite weit größer und breiter ist, so faßt sie auch auf ihrer Oberfläche eine größere Menge von Lichtstrahlen; folglich rührt alle Kunst und aller Fortschritt der politischen Lüge von der zylindrischen Seite der Seele her".

2.) Im zweiten Hauptstück wird die "Natur der politischen Lüge" untersucht. "Eine politische Lüge ist die Kunst, dem Volke heilsame Unwahrheiten einzureden, und zwar zu einem guten Endzweck." Der Verfasser zeigt nach Swift "eindeutig, wir (die Engländer) hätten den Krieg mit Frankreich so lange nicht fortsetzen können, wenn wir nicht einen großen Vorrat von diesen heilsamen Unwahrheiten gehabt hätten". Er gibt Regeln, wie man den Wert der politischen Lüge nach Pfunden, Schillingen und Pfennigen ausrechnen kann. Unter dem Worte "gut" versteht er nicht dasjenige, was wirklich und einwandfrei gut ist, sondern einzig und allein das, was dem Akteur als gut erscheint.
Dabei unterscheidet er "das nützliche und das angenehme und wohlanständige Gute. Das nützliche Gute herrscht hauptsächlich auf der Börse. Das angenehme und wohlanständige Gute aber findet man in dem Teil der Stadt, der Westminster heißt (im Sitz des Parlamentes). Einige bringen eine Lüge in Umlauf, damit sie die Waren für einen vorteilhaften Preis kaufen oder verkaufen können. Andere, weil es rühmlich ist, seiner Partei zu dienen, und noch andere, weil es süß ist, seine Rache zu stillen."

3.) Das dritte Hauptstück bringt den Beweis, daß politische Lügen erlaubt sind. Der gewöhnliche Bürger hat auf die Wahrheit im privaten Leben Anspruch, auf die Wahrheit im politischen Leben aber "nicht das geringste Recht". "Das Volk", so lesen wir hier, "hat nicht mehr Recht auf politische Wahrheit als auf große Güter, Ländereien und fürstliche Häuser." Die politische Wahrheit ist also wie der Reichtum Vorrecht der Oberschicht. Kinder können nichts dergleichen verlangen, und deshalb gibt es auch sehr selten einige, die von einiger Wahrheit unterrichtet sind.

4.) Das vierte Hauptstück beantwortet die Frage, ob allein die Regierung das Recht auf politische Lüge habe, dahin, daß doch die Parteien auch ein Recht darauf hätten, um ihrerseits die Regierung stürzen zu können. "Ein Überfluß an politischen Lügen ist ein Kennzeichen der englischen Freiheit."

5.) Im fünften Hauptstück werden die verschiedenen Arten der Lügen aufgezählt. Es gibt deren hauptsächlich drei: die Vergrößerungslüge, die Verleumdungslüge und die Vertauschungslüge. "Die Vergrößerungslüge gibt einem großen Manne mehr Ruhm und Ehre, als ihm gebührt. Die Verleumdungslüge ist diejenige, durch die man einem großen Manne von der Ehre und dem Ruhm, die er sich mit Recht und Billigkeit erworben hat, etwas abzieht ...
Die Vertauschungslüge endlich überträgt das Verdienst einer guten Tat oder auch die Schuld an einer schlechten Tat von einem Menschen auf den anderen.“ Für die einzelnen Sorten der politischen Lüge werden dann genaue Maßregeln gegeben, um sie recht wirksam zu gestalten.

6.) Sehr aufschlußreich ist das sechste Hauptstück. Es handelt nämlich vom "Wunderbaren" und versteht darunter "alles, was die ordentlichen Stadien der Wahrscheinlichkeit übersteigt". Im Hinblick auf das Volk zerfällt das Wunderbare in zwei Arten, nämlich in das, was Furcht einjagen, und das, was Mut machen soll. Die Schreckenslügen dürfen nicht gar zu oft angewandt werden, weil sie sich sonst abnützen. Nach dem Verfasser ist es durchaus notwendig, "daß man sich alle Jahre einmal des Königs von Frankreich und des Prätendenten (des Vertreters des früheren britischen Königshauses) bedient, um das Volk einzuschüchtern. Hernach aber muß man die Bären wieder an Ketten legen bis zum nächsten Jahr. Die allzu geringe Beachtung, die man diesem Grundsatz geschenkt hat, und die Unbedachtsamkeit, daß man uns so oft mit diesen Wehrwölfen hat schrecken wollen, auch bei den geringsten Gelegenheiten, haben das Volk in den letzten Jahren sehr gleichgültig gemacht. Es erschrickt gar nicht mehr, wenn man ihm von diesen beiden Feinden etwas erzählt." Auch für die Ermunterungslügen gibt es bestimmte Regeln. "Sie müssen nicht gar zu weit die ordentlichen Grenzen der Wahrscheinlichkeit überschreiten; sie müssen abwechseln; man muß nicht immer auf einer und derselben Lüge hartnäckig bestehen bleiben. Und was die Lügen anbelangt, die Versprechungen und Prophezeiungen enthalten, so empfiehlt es sich bei ihnen nicht, sie auf eine gar zu kurze Zeit einzustellen. Man würde sich sonst dem Schimpf und der Verwirrung aussetzen und sich bald widerlegt und des Betruges über führt sehen." Der Verfasser "untersucht nach diesen Regeln die Lüge, die die Eroberung Frankreichs voraussagt. Sie ist gut erdacht, aber doch ungeschickt. Sie hielt sich zwanzig Jahre, brach aber dann endlich in sich zusammen, weil sie mit zu großer Hartnäckigkeit behauptet worden war.

7.) Das siebente Hauptstück untersucht die Frage, welche von den beiden englischen Parteien, die Wighs oder die Torries die Kunst der politischen Lüge besser versteht. Dies sei, so heißt es, schwer zu entscheiden, da "beide große und geschickte Köpfe unter sich hätten". Immerhin habe man beiderseits zu schlechte Ware in Umlauf gebracht. Wolle man sich wieder Glauben verschaffen, empfehle es sich, "innerhalb von drei Monaten nichts zu sagen, was nicht wahr sei, denn dies sei das beste Mittel, um das Recht zu erlangen, die nächsten sechs Monate wieder Lügen ausstreuen zu können". Allerdings sei es fast unmöglich, Leute zu finden, die imstande wären, diesen Vorschlag auszuführen.

8.) Im achten Hauptstück werden einige "außerordentliche Köpfe" gepriesen, "die sich in den letzten Jahren hauptsächlich durch ihr Geschick und ihre seltene Begabung für das Wunderbare vor anderen hervorgetan haben". Auch die hoffnungsvolle Jugend wird zur Mitarbeit aufgefordert.
Das achte Hauptstück ist dem Vorschlag gewidmet, "die meisten kleinen Lügengesellschaften in eine einzige zusammenzufassen". Diese Gesellschaft soll "aus den Führern von jeder Partei bestehen". Im übrigen muß sie Mitglieder aus allerhand Ständen und Gewerben haben, z. B. "Reisende, neugierige und scharfsinnige Köpfe, Fuchsjäger, Roßhändler, Anwälte, alte Seeleute oder Bootsknechte und Soldaten ... " "Das Gesetz der Gesellschaft muß sein, jeden Tag eine, zuweilen auch wohl zwei Lügen zu erfinden. In der Wahl dieser Lügen muß man aber auf das Wetter und die Jahreszeiten genau achten. Die Lügen, um Furcht einzujagen, tuen in den Monaten November und Dezember Wunder und bringen große Wirkungen hervor. In den Monaten Mai und Juni aber richten sie nicht so viel aus, zum mindesten, wenn dann nicht Ostwinde herrschen.“ Zum Schluß wird ein Lügenkalender für das ganze Jahr beigefügt, "in dem diejenigen Lügen vermerkt sind, die sich für jede Jahreszeit und für jeden Monat eignen".

9.) Das neunte Hauptstück behandelt die Schnelligkeit und die Dauer der Lügen. Die Schnelligkeit im Umlauf von Lügen ist danach "fast unglaublich". Besonders „die Schrecklügen laufen mit einer erstaunlichen Hurtigkeit herum und breiten sich sehr rasch aus. In einer Stunde kommen sie weiter als zehn Meilen". Die Dauer ist ganz verschieden. Es gibt Lügen "von einer Stunde, von einem Tage, von einem Jahre und solche von einem Jahrhundert".

10.) Im zehnten Hauptstück werden die Merkmale der Lügen untersucht, d. h. die Anzeichen, aus denen man auf ihre Erfinder schließen kann. Die niedrigsten und schlechtesten sind für die Vorstädte gemünzt, wo der Pöbel wohnt. "Alle unsere großen Geister haben ihre besonderen Phantasien." Die Versprechungslügen großer Herren lassen sich aus folgendem erkennen: "Sie klopfen einen mit der Hand auf die Schultern, sie umarmen einen, sie drücken einen, sie lächeln, sie verneigen sich, wenn sie einen bewillkommnen. Und ihre Lügen, die sich auf die Vergangenheit beziehen, erkennt man an ihren grausamen Schwüren."

11.) Das elfte Hauptstück endlich wirft die Frage auf, ob eine Lüge besser durch eine Wahrheit widerlegt und bestritten wird oder durch eine andere Lüge?" Der Verfasser entscheidet sich für das Letztere, und zwar im Hinblick auf "die große Neigung, die alle Menschen in diesen Zeiten besitzen, Lügen zu glauben".

So weit Jonathan Swift. Seinen satyrischen Ausführungen ist kaum etwas hinzuzufügen. Ein feiner und kritischer Kopf studierte das politische Leben in seinem Lande und kam dabei zu dem Ergebnis, daß die Lüge in England eine hervorragende Rolle spielte. Seine Feststellungen, die leider nur allzu wenig beachtet worden sind, haben ihre Gültigkeit behalten bis auf den heutigen Tag. ja, sie wirken fast wie ein Rezept für die noch jetzt angewandten britischen Methoden im Kampf um die Macht. Man braucht nur das, was Swift über die Lügen der Parteien gegeneinander sagt, auf die Behandlung der äußeren Feinde Großbritanniens zu übertragen, dann erkennt man unschwer das ganze System. Dann begegnet man auf Schritt und Tritt den Vergrößerungslügen in Gestalt maßloser Übertreibungen über die eigenen "Tugenden� und die Sünden des Feindes, den Verleumdungslügen, zu denen wir kein Wort zu bemerken brauchen, und den Vertauschungslügen, die Erfolge des Gegners auf die Rechnung Englands zu setzen wissen. Auch die Schrecklügen und die Ermunterungslügen sind so unablässig im Schwung, daß es sich erübrigt, ihren dauernden Gebrauch erst nachweisen zu wollen.

Die englische Lüge im 1. Weltkrieg
Dennoch ist es historisch von großem Interesse, an einigen, besonders eklatanten Beispielen zu zeigen, wie treu sich der Engländer im Lügen durch die Jahrhunderte hindurch geblieben ist, und wie sehr er die Beobachtungen Ludwigs XIV. und Jonathan Swifts durch sein Gebaren immer wieder bestätigt. Die sichersten Anhaltspunkte hierfür liefert uns der Weltkrieg von 1914, weil wir hier Entstehung, Eigenart und Zweck der Lügen bereits klar übersehen können. Wir wollen also dieser Untersuchung einige Seiten widmen, um vielleicht zu erreichen, daß sich heute wenigstens, die von Swift behauptete "große Neigung, Lügen zu glauben", etwas verringert. Es wäre äußerst wünschenswert. Denn auch im Weltkrieg hat sich diese „große Neigung“ für viele Völker der Erde in furchtbarster Weise ausgewirkt, indem sie sich durch englische Lügen zu den schwersten Opfern an Gut und Blut verführen ließen.

Wir erinnern uns daran, daß Jonathan Swift als eine der drei hauptsächlichsten Spielarten der Lüge die Vertauschungslüge nennt. Ihr Zweck ist es, das Verdienst eines Mannes an einer guten oder auch dessen Schuld an einer schlechten Tat von einem auf den anderen zu über tragen. Der Ausbruch des Weltkrieges ist ein wahrhaft gigantisches Beispiel für eine solche Vertauschungslüge im großen Stil. Denn hier vollbrachten die Leiter der englischen Politik das Kunststück, die Schuld an der furchtbarsten Katastrophe der Weltgeschichte von sich und ihren Bundesgenossen, den führenden Männern von Rußland und Frankreich, auf die Regierungen Deutschlands und Österreich-Ungarns abzuwälzen. Ja, sie vollbrachten es so meisterhaft, daß die Welt ihren Anklagen gegen die Mittelmächte damals und noch Jahrzehnte hindurch nachher in überwiegender Mehrheit Glauben schenkte.
Erst allmählich offenbarten zahlreiche Dokumenten-Veröffentlichungen der Nachkriegszeit den wahren Sachverhalt und zeigten, daß die wirklichen Urheber des allgemeinen Zusammenstoßes nicht in Berlin und Wien, sondern in St. Petersburg, Paris und ganz besonders in London saßen. Bekanntlich wurde Deutschland zum Schluß im Diktat von Versailles auch noch gezwungen, die angebliche eigene Schuld selbst einzugestehen, indem es, als sich seine derzeitige Regierung sträubte, das zu tun, mit Waffengewalt bedroht wurde, falls es das falsche Bekenntnis nicht ablegen würde. Dadurch glaubte man die ungeheuerlichste Lüge der Geschichte für allezeit im Bewußtsein der Völker verankert und als Wahrheit gestempelt zu haben.«

Quelle: Werner Schaeffer, Englische Lügen im Weltkrieg, Deutsche Informationsstelle „England und der Weltkrieg“, im Selbstverlag des Herausgebers, Berlin 1941, Druck: Wilhelm Greve G.m.b.H., Berlin SW 68

Lichtblau
14.03.2012, 11:24
Was für ein dilettantischer Schaumschläger......der kapiert seine eigenen Schuld und Sühnetexte nicht.

Was mit "Gefahr im Osten" gemeint ist, ist vielfach interpretierbar, je nach dem welcher Theorie man anhängt, und was man im Zitat sehen möchte.

Es ist ebenso denkbar, das Hitler hier von der revolutionierenden Wirkung der Sowjetunion auf die Arbeiterklasse bzw. auf die unterdrückten Kolonialvölker spricht.

Alfred Tetzlaff
14.03.2012, 11:28
Der Krieg wurde Deutschland schon 1933 seitens amerikanischer Juden erklärt, nebst umfangreicher Boykottaufrufe. Und zwar lange bevor auch nur irgendeinem Juden von einem Nazi ein Haar gekrümmt wurde. Wann soll angesichts dieser Umstände denn so ein Angebot seitens der USA gekommen und noch interessanter - wann soll es wieder zurückgezogen worden sein? Ich bin gespannt...

Ich hatte von den USA geschrieben und nicht von amerikanischen Juden. Die wussten, was auf sie zukommt. Denn gleich nach 1933 begannen doch die Verfolgungen, und außerdem hatte es der bömische Gefreite in seinem Buch "Mein Kampf" groß angekündigt.

Swetlana
14.03.2012, 11:34
Was mit "Gefahr im Osten" gemeint ist, ist vielfach interpretierbar, je nach dem welcher Theorie man anhängt, und was man im Zitat sehen möchte.

Es ist ebenso denkbar, das Hitler hier von der revolutionierenden Wirkung der Sowjetunion auf die Arbeiterklasse bzw. auf die unterdrückten Kolonialvölker spricht.

klar waren die Sowjetagitatoren speziell in Deutschland mit ihrer Wühltätigkeiten auf Menschenfang ,als die deutschen Landser dann die GPU Genickschusskeller sahen und das sowjetische Arbeiter und Bauernparadies waren sie geheilt.
Revolutionen können auch ohne Elitenvernichtung erfolgreich sein.........


http://www.youtube.com/watch?v=wX84y-7vzgk&feature=related

Irmingsul
14.03.2012, 13:59
Naja, ich habs geschrieben. Gegen Polen ja. Das reichte wohl. Im Westen hatte Hitler keinerlei Interessen, militärisch tätig zu werden. Und eine Polen-Lösung wäre ihm anders auch lieber gewesen. Und die sowjetisch-bolschewistische Bedrohung sah er genauso wie sie Chamberlain, Churchill und Roosevelt sahen.

Die Rüstung sah ausschließlich vor, den Feinden des ersten WK in Augenhöhe zu begegnen. Im Bezug zu Polen hatte der Reichskanzler ein Interesse an einem wirtschaftlich und militärisch starken Staat als Puffer gegen die Sowjets. Der renommierte israelische Militärhistoriker Uri Milstein brachte es in der "Deutschen Militär Zeitschrift" (Nr.72 /09 S.44ff) mit den Worten auf den Punkt: „Der deutsche Reichskanzler hatte Ende der 1930er Jahre keinerlei Interesse an einem Weltkrieg, ja nicht einmal an einem Krieg gegen Polen.“ Auf dem Obersalzberg vertrat Hitler im Januar 1939 die Position: Deutschland brauche im Osten ein starkes Polen, jede polnische Division an der russischen Grenze sei ebensoviel wert wie eine deutsche. Diese Offerte verdeutlichte zugleich, wie sehr Hitler die politischen Bestrebungen Becks verkannte. Becks Außenpolitik war nicht von Freundschaft zu Hitler bestimmt, sondern vom Wunsch, die unwirklich gewordene Großmachtstellung Polens mit allen Mitteln zu sichern.

Irmingsul
14.03.2012, 14:02
Seltsame Frage, Ronhoff stellt die deutsche Alleinschuld in Frage und man wirft ihm unwissenschaftliche Vorgehensweise vor.

Die Methode wie sie mit seinem Buch umgehen, ist viel mehr als fragwürdig zu betrachten.

Nereus
14.03.2012, 14:26
Was mit "Gefahr im Osten" gemeint ist, ist vielfach interpretierbar, je nach dem welcher Theorie man anhängt, und was man im Zitat sehen möchte.
Es ist ebenso denkbar, das Hitler hier von der revolutionierenden Wirkung der Sowjetunion auf die Arbeiterklasse bzw. auf die unterdrückten Kolonialvölker spricht.

Nicht nur denkbar, sondern zum Teil doppelzüngig verschleierte Tatsache.

Den Tippelskirch-Text, wo das stand, hatte ich ihm schon zum Verständnis ergänzt.
http://www.politikforen.net/showthread.php?109688-War-die-Ruestung-Deutschlands-1939-auf-einen-Angriffskrieg-ausgelegt&p=5209983&viewfull=1#post5209983

Doch in vielen Literaturstellen ist genau beschrieben, was für Hitler und seine Umgebung „Gefahr aus dem Osten“ wirklich bedeutete.

Sein militanter Antikommunismus und Antibolschewismus, genauer gesagt, sein Kampf gegen den „jüdischen Bolschewismus“, hatte seine Wurzeln in seiner österreichisch-katholischen, kleinbürgerlichen Prägung und seinen frühen sinnlichen Erfahrungen in den multikulturellen Stadtgesellschaften von Wien und München, wo er als armer, von der Kunstakademie abgewiesener „Bettelstudent“ auch in Obdachlosenheimen sein Leben fristete. Seine Wandlung vom Philosemiten und christlich Tolleranten zum Gegner von „Marxismus (Sozialdemokratie) und Juden“ hat er in „Mein Kampf“ anschaulich beschrieben, wobei Anarchosozialisten, linksintellektuelle Kaffeehausliteraten und osteuropäische Kaftanjuden seine ablehnende Phantasie entzündet hatten. Als bayerischer Kriegsfreiwilliger hatte er als Meldegänger das Schicksal der Schützengraben-Kameraden geteilt.
Während der „revolutionären Tage“ in München trieb er sich als Melder einer Reichswehrtruppe bei roten Soldatenräten, einem demokratisch-okkulten Geheimdienst (Thule) und der sozialdemokratischen Exilregierung umher. Beim Anrücken einer Ordnungstruppe aus Reichswehr und Freikorps zur Befreiung Münchens, ließ die chaotische Münchner Räteregierung aus Anarchosozialisten und jüdischen Kaffeehaus-Intellektuellen aus Moskau, gefangene Thuleleute als Geisel erschießen. Durch diesen Geiselmord und die schrecklichen Ereignisse unter Bela Kun in Ungarn, muß sich bei Hitler die Vorstellung verfestigt haben, daß die russischen Mehrheitssozialdemokraten (Bolschewiki) eine intellektuelle Gewalttäterbande seien, welche die ganze Welt mit einer gottlosen Schreckensherrschaft überziehen wollen.
Während er bürgerliche und emanzipierte Juden und Halbjuden in seiner Nähe duldete (Haushofer, Milch, Göring [Eppensteiner-Herkunft], Morell u.a.), ihren Rat einholte und zum Teil zu „Ehrenariern“ erklärte (Haushofer, Arzt seiner Mutter etc), galt sein unversöhnlicher Haß dem „jüdischen Bolschewismus in Moskau“. Mit der Bekanntschaft und Förderung durch den Klavierfabrikanten Bechstein, den Münchner Verleger Lehmann und andere Unternehmer, hatte er auch deren Ängste vor materieller Enteignung durch kommunistische Klassenkämpfer übernommen. Das Reichskonkordat mit Rom spielte dann wohl auch eine Rolle bei Hitlers Bündnissen mit katholischen autoritären Regierungen im „Kampft gegen den Bolschewismus“.

Nur so sind die „Antikominternpakte“ (später Mehrmächtepakte) zu verstehen, welche sich gegen „die Gefahr aus dem Osten“ verbündeten.


»Nach dem Zusammenbruch des Jahres 1918 wurde General Hoffmann zum Trommler fuer einen sofortigen Kreuzzug gegen die Sowjetunion. Er war ueberzeugt, dass durch einen deutsch-franzoesischen Feldzug gegen Sowjetrussland die Niederlage des deutschen Imperialismus in kuerzester Frist ausgeglichen und sein Drang nach dem Osten doch noch verwirklicht werden koenne. Schon im Jahre 1919 veranlasste Hoffmann den Industriellen Arnold Rechberg, Verhandlungen mit Marschall Foch ueber die Bildung einer deutsch-franzoesischen Expeditionsarmee zu fuehren. Im Jahre 1923 konspirierte Hoffmann erneut, um seine Plaene realisieren zu koennen. Er trat unter anderem mit dem englischen Botschafter in Berlin, Lord d'Abernon, in Verbindung. In dessen Tagebuch findet sich die folgende bezeichnende Bemerkung ueber Hoffmann: "Alle seine Gedanken sind beherrscht von der allgemeinen Auffassung, dass nichts in der Welt gelingen kann, bevor nicht die zivilisierten Maechte des Westens zusammenkommen und die Sowjetregierung auf- haengen."
Arnold Rechberg wurde nun zum Haupteinpeitscher dieses Planes. Rechberg war im ersten Weltkriege persoenlicher Adjutant des Kronprinzen Wilhelm gewesen und stand mit diesem weiter in enger Fuehlung. Im Herrenklub gehoerte er zur Klique der Oskar von Hindenburg, Elard von Oldenburg-Januschau, Franz von Papen und Dr. Alfred Hugenberg. Rechberg war einer der Magnaten der deutschen Kali-Industrie, die sich in einem Kartellverhaeltnis zur franzoesischen Kali-Industrie befand. Ausserdem war Rechberg an der Stahlindustrie interessiert. Er betrieb zusammen mit der Wolff-Strauss-Gruppe fruehzeitig die Schaffung eines deutsch-franzoesischen Stahlkartells, von dem er hoffte, dass es spaeter auch die Ausbeutung der Erz- und Kohlenvorkommen in der Ukraine und im Donbass uebernehmen werde. Schliesslich stand Rechberg in Kontakt mit Dr. Georg Bell, dem Agenten Sir Henry Deterdings (SHELL-OIL), und unterhielt Verbindungen zu Alfred Rosenberg, der rechten Hand Hitlers in den Fragen der Ostpolitik. (Quelle: Paul Merker, Deutschland – Sein oder Nichtsein?, Mexico 1944, Bd.2)

Der Antikominternpakt
»Im November 1936 wurde von Deutschland und Japan ein Abkommen unterzeichnet, das sich die Bekämpfung der kommunistischen Zersetzungsarbeit zum Ziel setzt. Diesem Abkommen hat sich im November 1937 auch Italien als Gründermitglied angeschlossen. Im Februar 1939 erfolgte der Beitritt Ungarns, das die bolschewistische Schreckensherrschaft aus eigener geschichtlicher Erfahrung kennt, und der Beitritt Mandschukuos, das durch eine 3500 km lange Grenze mit Gebieten, die der Machtsphäre der Sowjetunion unterstehen, besonders gefährdet ist. Nach dem Siege über den Kommunismus hat sich das neue Spanien Anfang April 1939 in die Front der Antikomintern-Mächte eingereiht. Damit haben vier Staaten Europas und zwei Staaten Asiens gemeinsam bekundet, daß sie in dem Bolschewismus eine Weltgefahr erblicken, die nur durch die enge Zusammenarbeit aller ordnungswilligen Kulturnationen gebannt werden kann.
Das Ausmaß der Zersetzungsarbeit der Moskauer »Kommunistischen Internationale« (Komintern) ermißt man daraus, daß auf ihrem VII. Weltkongreß Delegationen aus 25 Staaten anwesend waren, in denen der Kommunismus als parlamentarische Partei tätig ist, und aus 40 Staaten, wo er illegal arbeitet. Nachdem die Politik des gewaltsamen Umsturzes gescheitert ist, versucht die Komintern durch Bildung sogenannter »Volksfronten« ihre weltrevolutionären Ziele zu erreichen. Der Kommunismus ist nicht nur die staatliche und wirtschaftliche Organisationsform, die dem russischen Volke aufgezwungen wurde, sondern er ist ein überstaatliches System, das mit dem offen zugegebenen, unverhüllten Ziel der Bolschewisierung über die russischen Staatsgrenzen hinaus das innere Gefüge anderer Staaten zu zerstören versucht. Durch den Antikominternpakt ist dem bolschewistischen Ansturm ein fester Damm entgegengesetzt worden. Anläßlich der Unterzeichnung des Deutsch-Japanischen Abkommens erklärte Reichsaußenminister von Ribbentrop:
»Der Abschluß des Abkommens gegen die Kommunistische Internationale ist ein epochales Ereignis. Es ist der Wendepunkt in dem Abwehrkampf aller ordnungsund kulturliebenden Nationen gegen die Mächte der Zersetzung. Japan wird eine Ausbreitung des Bolschewismus in Asien niemals zulassen. Deutschland bildet das Bollwerk gegen diese Pest im Herzen Europas. Schließlich wird Italien, wie der Duce der Welt erklärte, das antibolschewistische Banner im Süden hochhalten.... Wir wünschen und hoffen, daß die übrigen Kulturstaaten die Notwendigkeit des Zusammenschlusses aller gegen die Arbeit der Kommunistischen Internationale erkennen und sich diesem Abkommen anschließen mögen. «
(Quelle: Walter Pahl, “Das politische Antlitz der Erde”, Goldmann Verlag, Leipzig, erweiterte Auflage April 1939, S.33)

Der Aufruf wurde durch eine Äußerung des Reichsaußenministers Ribbentrop vor der in- und ausländischen Presse ergänzt, in der auch er auf die weltweite Bedrohung durch den Bolschewismus hinwies und zum Schluß erklärte, das deutsche Volk sei sich bewußt, daß es berufen sei, die gesamte Kulturwelt vor der tödlichen Gefahr des Bolschewismus zu retten und den Weg für einen wahren sozialen Aufstieg freizumachen.

Da die Minderheitssozialdemokraten (Menschiwiki) in Russland, auch als Mittelgruppe oder Trotzkisten bekannt, Lenin und Stalins ideologische Feinde waren, ist es eine noch wenig bekannte Tatsache, daß führende NS-Vertreter und auch Angloamerikaner mit diesen heimlich am Sturz der Sowjetregierung zusammenarbeiteten (z.B.Heß).

RUMPEL
14.03.2012, 16:53
Nicht nur denkbar, sondern zum Teil doppelzüngig verschleierte Tatsache.

Den Tippelskirch-Text, wo das stand, hatte ich ihm schon zum Verständnis ergänzt.
http://www.politikforen.net/showthread.php?109688-War-die-Ruestung-Deutschlands-1939-auf-einen-Angriffskrieg-ausgelegt&p=5209983&viewfull=1#post5209983

Doch in vielen Literaturstellen ist genau beschrieben, was für Hitler und seine Umgebung „Gefahr aus dem Osten“ wirklich bedeutete.

Sein militanter Antikommunismus und Antibolschewismus, genauer gesagt, sein Kampf gegen den „jüdischen Bolschewismus“, hatte seine Wurzeln in seiner österreichisch-katholischen, kleinbürgerlichen Prägung und seinen frühen sinnlichen Erfahrungen in den multikulturellen Stadtgesellschaften von Wien und München, wo er als armer, von der Kunstakademie abgewiesener „Bettelstudent“ auch in Obdachlosenheimen sein Leben fristete. Seine Wandlung vom Philosemiten und christlich Tolleranten zum Gegner von „Marxismus (Sozialdemokratie) und Juden“ hat er in „Mein Kampf“ anschaulich beschrieben, wobei Anarchosozialisten, linksintellektuelle Kaffeehausliteraten und osteuropäische Kaftanjuden seine ablehnende Phantasie entzündet hatten. Als bayerischer Kriegsfreiwilliger hatte er als Meldegänger das Schicksal der Schützengraben-Kameraden geteilt.
Während der „revolutionären Tage“ in München trieb er sich als Melder einer Reichswehrtruppe bei roten Soldatenräten, einem demokratisch-okkulten Geheimdienst (Thule) und der sozialdemokratischen Exilregierung umher. Beim Anrücken einer Ordnungstruppe aus Reichswehr und Freikorps zur Befreiung Münchens, ließ die chaotische Münchner Räteregierung aus Anarchosozialisten und jüdischen Kaffeehaus-Intellektuellen aus Moskau, gefangene Thuleleute als Geisel erschießen. Durch diesen Geiselmord und die schrecklichen Ereignisse unter Bela Kun in Ungarn, muß sich bei Hitler die Vorstellung verfestigt haben, daß die russischen Mehrheitssozialdemokraten (Bolschewiki) eine intellektuelle Gewalttäterbande seien, welche die ganze Welt mit einer gottlosen Schreckensherrschaft überziehen wollen.
Während er bürgerliche und emanzipierte Juden und Halbjuden in seiner Nähe duldete (Haushofer, Milch, Göring [Eppensteiner-Herkunft], Morell u.a.), ihren Rat einholte und zum Teil zu „Ehrenariern“ erklärte (Haushofer, Arzt seiner Mutter etc), galt sein unversöhnlicher Haß dem „jüdischen Bolschewismus in Moskau“. Mit der Bekanntschaft und Förderung durch den Klavierfabrikanten Bechstein, den Münchner Verleger Lehmann und andere Unternehmer, hatte er auch deren Ängste vor materieller Enteignung durch kommunistische Klassenkämpfer übernommen. Das Reichskonkordat mit Rom spielte dann wohl auch eine Rolle bei Hitlers Bündnissen mit katholischen autoritären Regierungen im „Kampft gegen den Bolschewismus“.

Nur so sind die „Antikominternpakte“ (später Mehrmächtepakte) zu verstehen, welche sich gegen „die Gefahr aus dem Osten“ verbündeten.

(Quelle: Paul Merker, Deutschland – Sein oder Nichtsein?, Mexico 1944, Bd.2)

Der Antikominternpakt
»Im November 1936 wurde von Deutschland und Japan ein Abkommen unterzeichnet, das sich die Bekämpfung der kommunistischen Zersetzungsarbeit zum Ziel setzt. Diesem Abkommen hat sich im November 1937 auch Italien als Gründermitglied angeschlossen. Im Februar 1939 erfolgte der Beitritt Ungarns, das die bolschewistische Schreckensherrschaft aus eigener geschichtlicher Erfahrung kennt, und der Beitritt Mandschukuos, das durch eine 3500 km lange Grenze mit Gebieten, die der Machtsphäre der Sowjetunion unterstehen, besonders gefährdet ist. Nach dem Siege über den Kommunismus hat sich das neue Spanien Anfang April 1939 in die Front der Antikomintern-Mächte eingereiht. Damit haben vier Staaten Europas und zwei Staaten Asiens gemeinsam bekundet, daß sie in dem Bolschewismus eine Weltgefahr erblicken, die nur durch die enge Zusammenarbeit aller ordnungswilligen Kulturnationen gebannt werden kann.
Das Ausmaß der Zersetzungsarbeit der Moskauer »Kommunistischen Internationale« (Komintern) ermißt man daraus, daß auf ihrem VII. Weltkongreß Delegationen aus 25 Staaten anwesend waren, in denen der Kommunismus als parlamentarische Partei tätig ist, und aus 40 Staaten, wo er illegal arbeitet. Nachdem die Politik des gewaltsamen Umsturzes gescheitert ist, versucht die Komintern durch Bildung sogenannter »Volksfronten« ihre weltrevolutionären Ziele zu erreichen. Der Kommunismus ist nicht nur die staatliche und wirtschaftliche Organisationsform, die dem russischen Volke aufgezwungen wurde, sondern er ist ein überstaatliches System, das mit dem offen zugegebenen, unverhüllten Ziel der Bolschewisierung über die russischen Staatsgrenzen hinaus das innere Gefüge anderer Staaten zu zerstören versucht. Durch den Antikominternpakt ist dem bolschewistischen Ansturm ein fester Damm entgegengesetzt worden. Anläßlich der Unterzeichnung des Deutsch-Japanischen Abkommens erklärte Reichsaußenminister von Ribbentrop:
(Quelle: Walter Pahl, “Das politische Antlitz der Erde”, Goldmann Verlag, Leipzig, erweiterte Auflage April 1939, S.33)

Der Aufruf wurde durch eine Äußerung des Reichsaußenministers Ribbentrop vor der in- und ausländischen Presse ergänzt, in der auch er auf die weltweite Bedrohung durch den Bolschewismus hinwies und zum Schluß erklärte, das deutsche Volk sei sich bewußt, daß es berufen sei, die gesamte Kulturwelt vor der tödlichen Gefahr des Bolschewismus zu retten und den Weg für einen wahren sozialen Aufstieg freizumachen.

Da die Minderheitssozialdemokraten (Menschiwiki) in Russland, auch als Mittelgruppe oder Trotzkisten bekannt, Lenin und Stalins ideologische Feinde waren, ist es eine noch wenig bekannte Tatsache, daß führende NS-Vertreter und auch Angloamerikaner mit diesen heimlich am Sturz der Sowjetregierung zusammenarbeiteten (z.B.Heß).

Jaja.. ist sicher schon den meisten hier bekannt :) Aber das alles hinderte Adolf Hitler nicht, den Ribbentrop-Molotov-Pakt am 24.8.1939 zu unterzeichnen. Damit hatte er, sehr zum Unwillen Japans, den Antikommintern-Pakt aufgekündigt. Im Krieg mit Russland Juni 1941 wurde ihm das zum Verhängnis. Auf japanische Hilfe war nicht mehr zu rechnen, zumal sich Japan mittlerweile selbst mit Russland arrangiert hatte. Daran änderte später im gleichen Jahr auch die deutsche Kriegserklärung an die USA nichts mehr. Der Weltkrieg, den Hitler wirklich nicht wollte, wurde ab Ende 1941 zu einer Tatsache... und das alles wegen Danzig? Ich bitte Euch ...:))

Was lernen wir aus alledem? "Welt"politik betreibt derjenige am besten, der auch weitweit die Fäden und Strippen ziehen kann.

RUMPEL
14.03.2012, 17:37
Hat Oberst Sterling das Buch *Wer Hitler mächtig machte* von Guido Giacomo Preparata gelesen? Ach, ich Depp, Preparata kam mit seinem Werk ja erst 15 Jahre später raus.

Die angloamerikanische Politik, Deutschland und Rußland aufeinanderzuhetzen, greift viel weiter als nur zum Projekt Hitler. Schon Stalin und die Finanzierung der bolschewistischen Revolution durch Jakob Schiff, Rothschild, Warburg und Rockefeller dienten diesem Ziel.

Greifbare Ansätze gab es schon kurz nach der Reichsgründung, um 1875 herum, als Disraeli oft mit im Intrigenspiel dabei gewesen ist, zusammen mit Rußland und Frankreich Deutschland zu verleumden, etwa dahingehend, Bismarck wolle Holland überfallen und annektieren oder plane einen Präventivkrieg gegen Frankreich.

Schon damals waren Lüge und Verleumdung die wichtigsten Instrumente der englischen Politik, d.h. unterhalb der militärischen Intervention, was auch heute wieder von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist, gerade im Hinblick auf das IMT und seine Tatsachenfeststellungen sowie das siegermächtlich verordnete und strafrechtlich abgesicherte Geschichtsbild.

Dem würde ich nicht mal widersprechen. Für mich war allerdings der Zusammenhang mit dem 2. WeltKrieg wichtig. Deshalb nur habe Sterling erwähnt.

RUMPEL
14.03.2012, 17:41
ich hatte von den usa geschrieben und nicht von amerikanischen juden. Die wussten, was auf sie zukommt. Denn gleich nach 1933 begannen doch die verfolgungen, und außerdem hatte es der bömische gefreite in seinem buch "mein kampf" groß angekündigt.

Alfrreedddd !!!!:isok:

Sprecher
14.03.2012, 19:34
und außerdem hatte es der bömische Gefreite in seinem Buch "Mein Kampf" groß angekündigt.

was hat er angekündigt?

Nereus
15.03.2012, 00:32
Wie im vorhergehenden Beitrag schon angedeutet, sollte Deutschland im Auftrage der Weltwirtschaft die Sowjetunion mit einem Angriffskrieg strafen und verheeren für die Enteignung der Ölfelder im Kaukasus. Hitler war u.a. vom SHELL-Manager Sir Deterding finanziert worden. Nicht zufällig erschien dann Zischkas „Ölkrieg“ im Dezember 1939, um zu signalisieren, um was es künftig geht: „Blut für Öl“

http://img.zvab.com/member/76887w/601250.jpg

Das Öljoch lastet auf Deutschland (1939)

Deutschlands Ölbedarf.
»Wenn auch Deutschland nicht eine so sprunghafte Entwicklung des Verbrennungsmotors aufzuweisen hat, wie Amerika, England und Frankreich, weil ihm nicht die großen Ölvorräte zur Verfügung stehen, wie diesen Ländern, so ist doch der Ölverbrauch im Maße des Wachsens der Zahl der Kraftwagen von Jahr zu Jahr auch bei uns sehr gestiegen und erfordert erhebliche Mittel für die Öleinfuhr. So betrug der Wert des nach Deutschland eingeführten Mineralöles 1928: 302,6 Mill. RM, 1929: 362,8 Mill. RM, 1930: 429,5 Mill. RM, 1931: 256,8 Mill. RM, 1932: 143,6 Mill. RM,
1935: 144,6 Mill. RM, 1937: 190.2 Mill. RM.
Außer für Ölfrüchte und Spinnstoffe mußte Deutschland bisher für Mineralöl den höchsten Betrag für die Einfuhr aufwenden. In normalen Zeiten bedurfte Deutschland bisher durchschnittlich für 300-400 Mill. RM ausländischen Öles. Sein mengenmäßiger Bedarf beträgt durchschnittlich jährlich 3 Mill. t. Diese Menge deckte es bisher durch die Einfuhr von durchschnittlich 2 Mill. t aus dem Auslande, durch eigne Gewinnung von 250 000 t Erdöl, durch Hydrierung der Kohle in Höhe von 105 000 t. durch Verschwelung der Braunkohle in Höhe von 120 000 t. durch Benzolgewinnung von 275 000 t und durch Beimischung von 100 000 t Spiritus.

Die deutsche Eigenerzeugung an Öl.
Nach einer schon 1934 ausgesprochenen Ansicht von Fachleuten kann die deutsche Mineralölwirtschaft in den kommenden Jahren mit einer jährlichen Erzeugung von 1,5 Mill. t ÖI aus eigner Wirtschaft rechnen, die sich wie folgt zusammensetzen:
Benzin und Dieselmotoröl aus eignem Erdöl und Kohlenschwelerei: 300 000 t Benzin durch Kohlehydrierung nach dem Ausbau vorhandener und nach Errichtung der begonnenen Hydrierwerke: 400 000 t
Benzol, Spiritus und Alkohole unter Berücksichtigung eines Beimischungszwanges von 20%: 800 000 t

Im Jahre 1938 zeigte sich, daß trotz der großen Zunahme der Kraftwagen, die Öl verbrauchen, nicht nur die Öleinfuhr sich auf der erheblich gesenkten Ebene der letzten Jahre gehalten hat, sondern daß auch die oben erwähnte Schätzung der Eigenerzeugung an Treibstoffen weit überschritten wurde. Das bedeutet für die deutsche Kraftwagenwirtschaft ein erhebliches Plus, wenn man berücksichtigt, laß sich im Altreich die Zahl der Kraftfahrzeuge von 1936 bis 1. Juli 1938 von 2,47 Mill. auf 3,36 Mill. Stück gesteigert hat.
Angesichts des Tempos unserer Zeit, des Gebietszuwachses durch Österreich und das Sudetenland und der Reichsautobahnen ist damit zu rechnen, daß der Ölverbrauch in Deutschland eher zunimmt als abnimmt. Die deutsche Wirtschaft hat deshalb allen Anlaß, einerseits die Öleinfuhr in mäßigen Grenzen zu halten, andererseits die Eigenerzeugung zu fördern.

Deutschlands bisherige Öllieferanten.
Deutschland war mit seiner großen Öleinfuhr bisher von den drei grollen Öltrusts der Standard-Oil, der Royal-Dutsch-Shell und Anglo-Persian abhängig, die es infolgedessen auch wagen konnten, viele Millionen Mark in die Ölverteilungsanlagen und Organisationen Deutschlands zu investieren. Da für die deutsche Wirtschaft eine derartige Abhängigkeit auf die Dauer untragbar gewesen wäre, mußte sie in der eigenen Ölversorgung den Weg finden, um das ausländische Öljoch erträglicher zu gestalten. Wirtschaftlich schwer belastend wäre es aber gewesen, wenn man eine ganz neue Verteilungsorganisation hätte aufbauen wollen. Aus wirtschaftlichen Gründen bediente man sich dann der vorhandenen Verteilungswege der drei Öllieferanten, mit denen man entsprechende Abkommen traf.

Auf dieser sicheren Wirtschaftsgrundlage war die wilde Konkurrenz des Auslandes ausgeschaltet und der deutschen Ölgewinnung der Weg frei für eine gesunde Entwicklung. Deutschland geht zur Erreichung dieses Zieles vier Wege, und zwar:
1. Gewinnung von Erdöl aus eignem Boden;
2. Verölung der deutschen Stein- und Braunkohle;
3. Beimischung von Alkoholen;
4. Neukonstruktion von Verbrennungsmotoren für die
außerhalb des Öles liegenden Brennstoffe.«
(Anmerkung: Holzgas und Propangas)
Quelle: Anton Lübke, Das deutsche Rohstoffwunder, Verlag für Wirtschaft u. Verkehr, Forkel & Co, Stuttgart, Jan. 1939, S. 206-208.
* * *
Deutsche
Mineralöleinfuhr.............Menge in Tonnen:
aus:...................................1937....... ...1938
Venezuela...................... 1.614.891.....2.232.776
USA...............................1.000.755.....1. 183.396
Rumänien..........................532.334........ 450.311
Mexiko..............................352.958....... .434.381
Iran..................................148.265..... ...188.094
Niederländisch-Indien..........129.492........157.864
Peru..................................149.997..... ...130.069
Sonstige............................301.436....... ...78.589
Rußland..............................82.839...... ...101.270*
Ingesamt.................... 4.312.957......4.956.750

Nicht Länder liefen, sondern drei internationale Ölfirmen.
* Die Sowjetunion liefert über „DEROP“ AG Öl gegen Waren.

Deutscher Benzin-Bedarf
>.......................1937............1938
Eigenproduktion...1.260.000 t...1.350.000 t
Benzol...................485.000 t......540.000 t
Einfuhr................1.058.200 t...1.357.100 t

Quelle: Handbuch der Internationalen Petroleum-Industrie 1940, Die Deutsche Kraftstoffwirtschaft, Industrieverlag von Hernhaussen K.-G. Berlin
* * *

Hitlers Denkschrift über die Aufgaben eines Vierjahresplans (1936)
Der Denkschrift Hitlers über die Aufgaben eines Vierjahresplans vom August 1936 kommt in dessen Entstehungsgeschichte eine ganz besondere Bedeutung zu (36). Die Denkschrift stellt die „Generalanweisung für die Durchführung” (37) dar und hatte damit eine auslösende Funktion. Daneben aber zeigt sie in aller Deutlichkeit wie kaum ein anderes Dokument, welche Absichten und Hoffnungen Hitler mit diesem Wirtschaftsplan verband.
Die Denkschrift ist bereits mehrfach Gegenstand von Untersuchungen und Interpretationen geworden (38). Die folgende Betrachtung kann sich daher auf die Stellungnahme Hitlers zur deutschen Treibstofferzeugung im Zusammenhang mit der Frage der Gesamtversorgung an Rohstoffen beschränken. Diese ist in dem Abschnitt über die „wirtschaftliche Lage Deutschlands" (S. 10 ff. der Denkschrift) enthalten.
Hier heißt es:
„Es ist ... gänzlich belanglos, . . . immer wieder festzustellen, . . . daß uns Lebensmittel oder Rohstoffe fehlen, sondern es ist entscheidend, jene Maßnahmen zu treffen, die für die Zukunft eine endgültige Lösung, für den Übergang eine vorübergehende Entlastung bringen können. Die endgültige Lösung liegt in einer Erweiterung des Lebensraumes bzw. der Rohstoff- und Ernährungsbasis unseres Volkes. Es ist die Aufgabe der politischem Führung, diese Frage dereinst zu lösen.
Die vorübergehende Entlastung kann nur im Rahmen unserer heutigen Wirtschaft gefunden werden.. ." (S. 13 f.).
Der Gedankengang Hitlers ist hier von einer außergewöhnlichen Klarheit. Die endgültige Lösung (das heißt doch wohl, die Beseitigung der gegenwärtigen Mangellage) behält sich Hitler selbst vor (39). Der deutschen Wirtschaft weist er den ersten Schritt zu, eine „vorübergehende Entlastung" herbeizuführen. Damit drängt sich ein ganzer Fragenkomplex auf: Sah Hitler im Ausbau der deutschen Rohstoff- (und damit der Treibstoff-) Wirtschaft nicht einen für sein rohstoffarmes Land zwangsläufigen und „organischen" Vorgang, sondern lediglich ein Mittel zum Zweck, etwas Vorläufiges? Sollte die deutsche Industrie nur die Möglichkeit schaffen, mit denen die „endgültige Lösung" herbeigeführt werden konnte, um dann nach dem Gewinn von „natürlichen" Rohstoffen wieder zurückzutreten? Ist der Vierjahresplan, die Ausschöpfung aller einheimischen Rohstoffgrundlagen und Möglichkeiten einer synthetischen Erzeugung, also nur Vorbereitung für die „Erweiterung des Lebensraumes"? Liegen hier Hitlers geheimste Absichten und Pläne, die er mit dem Vierjahresplan verband, offen?
Hitler gibt zunächst auf diese Fragen keine Antwort. In den unmittelbar anschließenden Ausführungen scheint er im Gegenteil eine völlig andersartige Begründung vorzutragen: Ausbau der innerdeutschen Möglichkeiten zur Sicherung des Devisenbedarfs.
„Dazu ist folgendes festzustellen: Da das deutsche Volk in seiner Ernährung steigend von der Einfuhr abhängig sein wird, desgleichen aber auch gewisse Rohstoffe unter allen Umständen wenigstens teilweise aus dem Ausland beziehen muß, ist mit allen Mitteln auf die Ermöglichung dieser Einfuhr hinzuarbeiten" (S. 14).
Das durch Steigerung des Exports erreichen zu können, erscheint Hitler „praktisch ... kaum wahrscheinlich". Den Weg, die Ernährung durch Sparmaßnahmen bei Rohstoffimporten zu sichern, lehnt Hitler aufs schärfste ab, besonders, wenn dies „auf Kosten der nationalen Aufrüstung" geschehen sollte.
Die folgenden Ausführungen schweifen vom Thema ab und sind überwuchert von einer Polemik gegen Schacht und - vielleicht – Gördeler (40). Die logische Fortsetzung des oben verlassenen Gedankens, nämlich einen anderen Weg als Exportsteigerung oder Einsparung von Devisen zu Aufrüstungszwecken aufzuzeigen, findet sich erst auf Seite 21 des Dokuments:

„Zu diesem Zwecke sind auf all den Gebieten, auf denen eine eigene Befriedigung durch deutsche Produktionen zu erreichen ist, Devisen einzusparen, um sie jenen Erfordernissen zuzulenken, die unter allen Umständen ihre Deckung nur durch Import erfahren können." Im folgenden werden diese Gebiete aufgeführt: Treibstoffe, synthetischer Kautschuk, Eisen, Leichtmetalle, Ersatzstoffe. Hitler gibt hier also eine Motivierung für den künftigen Vierjahresplan, die einzig und allein darin zu liegen scheint, Devisen für die Einfuhr von Lebensmitteln und in Deutschland nicht erzeugbaren Rohstoffen einzusparen. Damit könnte die Frage nach seinen Absichten als gelöst und die zuvor in diesem Sinne gedeutete Formulierung als eine der vielen gedanklichen Abschweifungen in dieser Denkschrift erscheinen.
Mit dieser Motivierung sind jedoch die eigentlichen Absichten Hitlers nur überdeckt. In einer eigentümlichen Weise verschlingt sich mit ihr die Weiterführung seiner einleitenden Gedanken. Sie taucht zuerst in voller Deutlichkeit auf Seite 20 des Dokuments auf:

„Es ist notwendig, der Friedensernährung und vor allem der Kriegsführung die Mittel zu sichern, die durch menschliche Energie und durch Tatkraft gesichert werden können. Und ich stelle daher zu einer endgültigen Lösung unserer Lebensnot folgendes Programm auf:
Ähnlich der militärischen und politischen Aufrüstung bzw. Mobilmachung unseres Volkes hat auch eine wirtschaftliche zu erfolgen und zwar im selben Tempo, mit der gleichen Entschlossenheit und wenn nötig auch mit der gleichen Rücksichtslosigkeit. .."
Mit dieser Wiederaufnahme seiner Wendung gibt Hitler eine eindeutige Antwort auf die Frage nach den Plänen und Absichten, die er mit dem Vierjahresplan verband. Die Wirtschaftslage Deutschlands 1936 enthielt genügend Züge, die einen verstärkten Ausbau der innerdeutschen Rohstoff- und Treibstofferzeugung aus rein wirtschaftlichen Gründen berechtigt erscheinen lassen konnten. Für den „Führer" aber ging es von vornherein um die wirtschaftliche Mobilmachung zur Erweiterung des deutschen Lebensraums.
Daß die Begründung des Ausbaus der deutschen Rohstoffwirtschaft mit der Devisennot die eigentlichen Motive Hitlers nur überdeckte und von bestenfalls sekundärer Bedeutung war, ergibt sich in aller Deutlichkeit aus einer anderen Stelle der Denkschrift. Nachdem Hitler ausführlich zu den einzelnen Ausbaugebieten (Treibstofferzeugung usw.) Stellung genommen und seine Forderungen detailliert hat, fährt er fort:
„Kurz zusammengefaßt: Ich halte es für notwendig, daß nunmehr mit eiserner Entschlossenheit auf all den Gebieten eine 100 %ige Selbstversorgung eintritt, auf denen diese möglich ist und daß dadurch nicht nur die nationale Versorgung mit diesen wichtigsten Rohstoffen vom Ausland unabhängig wird, sondern daß dadurch auch jene Devisen eingespart werden, die wir im Frieden für die Einfuhr unserer Nahrungsmittel benötigen" (S. 27 f.).
Damit ist der wirtschaftlichen Mobilmachung die Vorrangigkeit zuerkannt worden. Den letzten Beweis liefert die Formulierung des Zieles am Ende der Denkschrift:

„Ich stelle daher folgende Aufgabe: 1. Die deutsche Armee muß in vier Jahren einsatzfähig sein. II. Die deutsche Wirtschaft muß in vier Jahren kriegsfähig sein (41)."
Am 20. Juni 1941, zwei Tage vor Beginn des Rußlandfeldzuges, legte General Thomas in einer Aktennotiz nieder:

„Nachstehende neue Auffassung des Führers hat mir Minister Todt heute ausgeführt und Feldmarschall Keitel in einem anschließenden Vortrage bestätigt:
Der Verlauf des Krieges zeigt, daß wir in unseren autarkischen Bestrebungen zu weit gegangen sind. Es ist unmöglich, alles, was uns fehlt, durch synthetische Verfahren oder sonstige Maßnahmen selbst herstellen zu wollen. Es ist z. B. unmöglich, daß wir unsere Treibstoffwirtschaft so ausbauen, daß wir uns ganz auf sie fundieren können... .
Man muß einen anderen Weg gehen und muß das, was man benötigt und nicht hat, erobern .. ,(42) "
Hitlers Auffassung war nicht neu. Nur schien ihm jetzt der Augenblick gekommen zu sein, die in seiner Denkschrift für „dereinst" angekündigte, „endgültige Lösung der deutschen Lebensnot" herbeizuführen.
Welche Bedeutung Hitler in seiner Denkschrift der inländischen Treibstofferzeugung beimaß, ist schon rein äußerlich daran zu erkennen, daß er die „Brennstoffe" stets an erster Stelle vor allen anderen Rohstoffen nennt (43).
Während er bei der Anführung der einzelnen Ausbaubereiche seine Forderungen lediglich in die Form von Superlativen kleidet - er kommt dabei zu sprachlichen Mißbildungen wie „auf das außerordentlichste zu steigern" und „in kürzester Schnelligkeit ... unabhängig zu machen" -, stellt er für die Treibstofferzeugung ein genaues Programm auf:

„In diesem Sinne ist die deutsche Brennstofferzeugung nunmehr im schnellsten Tempo vorwärtszutreiben und binnen 18 Monaten zum restlosen Abschluß zu bringen. Diese Aufgabe ist mit derselben Entschlossenheit wie die Führung eines Krieges anzufassen und durchzuführen; denn von ihrer Lösung hängt die kommende Kriegsführung ab und nicht von einer Bevorratung des Benzins" (S. 21 f.).
Mit der Formulierung, „die deutsche Brennstofferzeugung ... zum restlosen Abschluß zu bringen", ist eindeutig die volle Selbstversorgung, also die Treibstoffautarkie Deutschlands gefordert (44). Hitler hatte diese Selbstversorgung schon mehrfach als Aufgabe der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik genannt. So erklärte er bei der Eröffnung der Internationalen Automobil- und Motorradausstellung am 8. Mai 1934:
„Das Problem der nationalen Sicherung und Herstellung des Brennstoffes wird gelöst (45)." In seiner Proklamation zum Nürnberger Parteitag von 1935 heißt es:
„Soweit aber unser Export nicht die Mittel zum Einkauf der uns notwendigen Rohstoffe und Lebensmittel zur Verfügung stellt, haben wir uns entschlossen, durch die Produktion eigener Werkstoffe Deutschland vom Import unabhängig zu machen ... Das heißt z. B.: Die Erzeugung von Benzin aus Kohle wurde im größten Ausmaße (!) eingeleitet .. (46)."
Neu ist die Forderung, die Selbstversorgung innerhalb von 18 Monaten zu erreichen.
„Diese 18 Monate waren eine Phantasie von Herrn Löb, der einmal ganz früh erklärt hat, er würde in 18 Monaten Deutschland autark machen; da hat alles gelacht ...(47)." Hier hat also Hitler begierig die auf Grund sehr wirklichkeitsferner Besprechungen eines Nichtfachmannes aufgestellte Angabe sich zu eigen gemacht. Er war offensichtlich davon überzeugt, daß „Härte", „Rücksichtslosigkeit" und die Bekundung seines „unabänderlichen Entschlusses" vollkommen genügten, um in der Wirtschaft Unmögliches durchzusetzen. Anders ist es nicht zu erklären, daß Hitler diesen völlig irrealen Termin am 27. September 1936 auch in der Öffentlichkeit bei der Eröffnung der Reichsautobahnstrecke Breslau-Kreibau nannte (48).
Der heftige Ausfall gegen die Bevorratung ist ein Teil der Polemik gegen Schacht, der die Treibstoffeinlagerung sehr gefördert und zu diesem Zweck die Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft gegründet hatte (49).
Nach seinen Anweisungen für die Buna- und Erzgewinnung kommt Hitler noch einmal auf ein im Bereich der Treibstoffwirtschaft liegendes Problem zurück:

„Es ist weiter notwendig, die Verbrennung der Kartoffel zu Spiritus sofort zu verbieten. Der Brennstoff muß aus der Erde gewonnen werden und nicht aus Kartoffeln. Wir haben statt dessen die Pflicht, etwa freiwerdende Anbauflächen entweder für die menschliche oder tierische Ernährung zu verwenden oder für den Anbau von Faserstoffen" (S. 25 f.).
Hitler übersieht hier zunächst, daß nur ein Teil der Spirituserzeugung als Treibsprit verwendet wurde. Auch zieht er nicht in Betracht, daß einmal im wesentlichen für die menschliche Ernährung unbrauchbare Kartoffelbestände „verbrannt" wurden, zum anderen das Abfallprodukt, die sog. Schlempe, noch ein gutes tierisches Ernährungsmittel bildete. Hier empört sich ganz einfach sein „natürliches Empfinden" gegen den (scheinbaren) Widersinn, daß ein Teil der einheimischen Erzeugung eines der wichtigsten Nahrungsmittel seiner Bestimmung entzogen wurde, während große Devisenmengen für den Lebensmittelimport bereitgestellt werden mußten.
Den Illusionismus in der Auffassung Hitlers von den Möglichkeiten der Wirtschaft spiegelt der letzte Absatz der Denkschrift:

„Es sind jetzt fast 4 kostbare Jahre vergangen. Es gibt keinen Zweifel, daß wir schon heute auf dem Gebiet der Brennstoff-, der Gummi- und zum Teil auch in der Eisenerzversorgung vom Ausland restlos unabhängig sein könnten. Genau so, wie wir zur Zeit 7 oder 800 000 to Benzin produzieren, könnten wir 3 Millionen to produzieren ..." (S. 30). Dieser Zahlenrausch beruhte offensichtlich auf den Erwartungen, die Hitler an die Hydrierung knüpfte.
Wie stand es in Wirklichkeit?
Eine Planung von Fachleuten im Jahre 1933 hatte errechnet, daß die innerdeutsche Erzeugung mit Hilfe der Hydrierung innerhalb von vier Jahren auf 1,8 Mill. to steigerungsfähig war (50). Es ist anzunehmen, daß ein derartiger Ausbau, wenn überhaupt, nicht ohne schärfste staatliche Eingriffe und schwere Störungen der Gesamtwirtschaft möglich gewesen wäre. Ein Ausbau auf 3 Mill. t aber war in der gegebenen wirtschaftspolitischen Situation und dem deutschen Wirtschaftssystem völlig illusorisch. Daß die gesamte Benzinproduktion in Deutschland 1939 nach den Anstrengungen des Vierjahresplanes noch nicht einmal die Zweimillionengrenze überschritten hatte, ist der deutlichste Beweis (51)
Im ganzen hinterlassen die Ausführungen Hitlers über das Treibstoffproblem das bedrückende Bild der Ignoranz. Wesentlich für diesen Eindruck ist nicht das Fehlen sachlichen Wissens, sondern der Wahnwitz eines Glaubens, mit Befehlen und Drohungen jedes „Unmöglich" überwinden zu können. Die Denkschrift gibt Einblick in eine phantastische Scheinwelt, die sich Hitler nach den tatsächlichen und scheinbaren Erfolgen der letzten Jahre vorgaukelte und die er in die Realität umsetzen zu können glaubte.
Fußnoten:
36) Das Dokument liegt vor als Schacht-Exhibit 48. Es handelt sich hierbei um die beglaubigte Photokopie einer Abschrift, die Speer für sein Archiv anfertigen ließ, nachdem ihm das Original 1944 von Hitler persönlich übergeben worden war. Die drei Originalexemplare, von denen das erste in die Hand Görings, das zweite an den Reichskriegsminister gelangte, sind nicht wieder zum Vorschein gekommen.
In der Datierung wird allgemein der Annahme Speers (August 1936) gefolgt. Wahrscheinlich ist die Entstehung auf die Tage um den 1. September einzugrenzen.
37) Göring vor dem Ministerrat am 4. September 1936 (Dok.EC-416, S. 2).
38) Dokumentation: Treue, Wilh., Hitlers Denkschrift zum Vierjahresplan 1936, Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 3 (1955), S. 184-203; Meinck, Hitler und die deutsche Aufrüstung, S. 164-173.
39) Daß daraus schon Rückschlüsse auf Kriegsabsichten möglich sind, ist bereits an anderer Stelle dargelegt worden; vgl. Treue, S. 197, Meinck, S. 170.
40) Vgl. hierzu Gerhard Ritter, Carl Gördeler und die deutsche Widerstandsbewegung, Stuttgart 1954, S. 78 f.
41) Die Zielsetzung des sog. ersten Vierjahresplans formulierte Hitler in seinem Aufruf vom 1. Februar 1933 in auffälliger Parallelität: „Binnen vier Jahren muß der deutsche Bauer der Verelendung entrissen sein. Binnen vier Jahren muß die Arbeitslosigkeit endgültig überwunden sein" (Die deutsche Volkswirtschaft 1934, 5.97).
42) Dok.PS-1456 (JMT XXVII, S. 220 f.), ebenfalls überliefert von Thomas, Wehrwirtschaftsgeschichte, S. 441. Ergänzend dazu Fall XI, Prot. 23 370 ff.: Aussage Hünermann.
43) Beispiele auf S. 19, 20, 30 des Dokuments.
44) Treue hält diese Interpretation der unzulänglichen Ausdrucksweise Hitlers nur für „wahrscheinlich" (a. a. 0., S. 198). Sie ist jedoch nach dem vorliegenden Material als gesichert anzunehmen.
45) Vollgas voraus! Drei Reden gehalten aus Anlaß der Internationalen Automobil- und Motorradausstellung 1934, Berlin o. J., S. 11.
46) Der Parteitag der Freiheit vom 10.-16. September 1935, München 1936, S. 37.
47) Fall XI, Prot. 15 191: Aussage Gramsch.
48 „Der Führer verkündet unter brausendem Beifall, daß ... in 18 Monaten Deutschland von jedem Zwang zur Benzineinfuhr frei sein werde" (Schultheß' Europäischer Geschichtskalender 1936, S. 128). Offenbar hat Hitler jedoch einsehen müssen, daß dieser Termin nicht einzuhalten war. Bei der Eröffnung der Internationalen Automobil- und Motorradausstellung 1937 formulierte er sehr viel vorsichtiger: „Es ist daher mein unabänderlicher Entschluß, die deutsche Kraftverkehrswirtschaft von der Unsicherheit der internationalen Importe unabhängig zu machen ... " (Der Vierjahresplan 1937, S. 129).
49 Vgl. oben S. 58.
50) Vgl. S. 62 dieser Arbeit.
51) 1939 betrug die deutsche Erzeugung an „Flug- und sonstigem Motorenbenzin" - und davon spricht Hitler - zusammen 1.935.000 t, und zwar innerhalb des Gebietsstandes von 1936, der hier bei einem Vergleich zugrunde gelegt werden muß (nach: Die deutsche Industrie im Kriege 1939-1954,
Berlin 1954, S. 18).
Quelle: Wolfgang Birkenfeld, Der synthetische Treibstoff 1933-1945, Ein Beitrag zur nationalsozialistischen Wirtschafts- und Rüstungspolitik, Musterschmidt-Verlag, Göttingen 1964, S. 84-89

Zischka, Anton: Englands Bündnisse. Sechs Jahrhunderte britischer Kriege mit fremden Waffen

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RUMPEL
15.03.2012, 13:24
Wie im vorhergehenden Beitrag schon angedeutet, sollte Deutschland im Auftrage der Weltwirtschaft die Sowjetunion mit einem Angriffskrieg strafen und verheeren für die Enteignung der Ölfelder im Kaukasus. Hitler war u.a. vom SHELL-Manager Sir Deterding finanziert worden. Nicht zufällig erschien dann Zischkas „Ölkrieg“ im Dezember 1939, um zu signalisieren, um was es künftig geht: „Blut für Öl“

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Das Öljoch lastet auf Deutschland (1939)

Deutschlands Ölbedarf.
»Wenn auch Deutschland nicht eine so sprunghafte Entwicklung des Verbrennungsmotors aufzuweisen hat, wie Amerika, England und Frankreich, weil ihm nicht die großen Ölvorräte zur Verfügung stehen, wie diesen Ländern, so ist doch der Ölverbrauch im Maße des Wachsens der Zahl der Kraftwagen von Jahr zu Jahr auch bei uns sehr gestiegen und erfordert erhebliche Mittel für die Öleinfuhr. So betrug der Wert des nach Deutschland eingeführten Mineralöles 1928: 302,6 Mill. RM, 1929: 362,8 Mill. RM, 1930: 429,5 Mill. RM, 1931: 256,8 Mill. RM, 1932: 143,6 Mill. RM,
1935: 144,6 Mill. RM, 1937: 190.2 Mill. RM.
Außer für Ölfrüchte und Spinnstoffe mußte Deutschland bisher für Mineralöl den höchsten Betrag für die Einfuhr aufwenden. In normalen Zeiten bedurfte Deutschland bisher durchschnittlich für 300-400 Mill. RM ausländischen Öles. Sein mengenmäßiger Bedarf beträgt durchschnittlich jährlich 3 Mill. t. Diese Menge deckte es bisher durch die Einfuhr von durchschnittlich 2 Mill. t aus dem Auslande, durch eigne Gewinnung von 250 000 t Erdöl, durch Hydrierung der Kohle in Höhe von 105 000 t. durch Verschwelung der Braunkohle in Höhe von 120 000 t. durch Benzolgewinnung von 275 000 t und durch Beimischung von 100 000 t Spiritus.

Die deutsche Eigenerzeugung an Öl.
Nach einer schon 1934 ausgesprochenen Ansicht von Fachleuten kann die deutsche Mineralölwirtschaft in den kommenden Jahren mit einer jährlichen Erzeugung von 1,5 Mill. t ÖI aus eigner Wirtschaft rechnen, die sich wie folgt zusammensetzen:
Benzin und Dieselmotoröl aus eignem Erdöl und Kohlenschwelerei: 300 000 t Benzin durch Kohlehydrierung nach dem Ausbau vorhandener und nach Errichtung der begonnenen Hydrierwerke: 400 000 t
Benzol, Spiritus und Alkohole unter Berücksichtigung eines Beimischungszwanges von 20%: 800 000 t

Im Jahre 1938 zeigte sich, daß trotz der großen Zunahme der Kraftwagen, die Öl verbrauchen, nicht nur die Öleinfuhr sich auf der erheblich gesenkten Ebene der letzten Jahre gehalten hat, sondern daß auch die oben erwähnte Schätzung der Eigenerzeugung an Treibstoffen weit überschritten wurde. Das bedeutet für die deutsche Kraftwagenwirtschaft ein erhebliches Plus, wenn man berücksichtigt, laß sich im Altreich die Zahl der Kraftfahrzeuge von 1936 bis 1. Juli 1938 von 2,47 Mill. auf 3,36 Mill. Stück gesteigert hat.
Angesichts des Tempos unserer Zeit, des Gebietszuwachses durch Österreich und das Sudetenland und der Reichsautobahnen ist damit zu rechnen, daß der Ölverbrauch in Deutschland eher zunimmt als abnimmt. Die deutsche Wirtschaft hat deshalb allen Anlaß, einerseits die Öleinfuhr in mäßigen Grenzen zu halten, andererseits die Eigenerzeugung zu fördern.

Deutschlands bisherige Öllieferanten.
Deutschland war mit seiner großen Öleinfuhr bisher von den drei grollen Öltrusts der Standard-Oil, der Royal-Dutsch-Shell und Anglo-Persian abhängig, die es infolgedessen auch wagen konnten, viele Millionen Mark in die Ölverteilungsanlagen und Organisationen Deutschlands zu investieren. Da für die deutsche Wirtschaft eine derartige Abhängigkeit auf die Dauer untragbar gewesen wäre, mußte sie in der eigenen Ölversorgung den Weg finden, um das ausländische Öljoch erträglicher zu gestalten. Wirtschaftlich schwer belastend wäre es aber gewesen, wenn man eine ganz neue Verteilungsorganisation hätte aufbauen wollen. Aus wirtschaftlichen Gründen bediente man sich dann der vorhandenen Verteilungswege der drei Öllieferanten, mit denen man entsprechende Abkommen traf.

Auf dieser sicheren Wirtschaftsgrundlage war die wilde Konkurrenz des Auslandes ausgeschaltet und der deutschen Ölgewinnung der Weg frei für eine gesunde Entwicklung. Deutschland geht zur Erreichung dieses Zieles vier Wege, und zwar:
1. Gewinnung von Erdöl aus eignem Boden;
2. Verölung der deutschen Stein- und Braunkohle;
3. Beimischung von Alkoholen;
4. Neukonstruktion von Verbrennungsmotoren für die
außerhalb des Öles liegenden Brennstoffe.«
(Anmerkung: Holzgas und Propangas)
Quelle: Anton Lübke, Das deutsche Rohstoffwunder, Verlag für Wirtschaft u. Verkehr, Forkel & Co, Stuttgart, Jan. 1939, S. 206-208.
* * *
Deutsche
Mineralöleinfuhr.............Menge in Tonnen:
aus:...................................1937....... ...1938
Venezuela...................... 1.614.891.....2.232.776
USA...............................1.000.755.....1. 183.396
Rumänien..........................532.334........ 450.311
Mexiko..............................352.958....... .434.381
Iran..................................148.265..... ...188.094
Niederländisch-Indien..........129.492........157.864
Peru..................................149.997..... ...130.069
Sonstige............................301.436....... ...78.589
Rußland..............................82.839...... ...101.270*
Ingesamt.................... 4.312.957......4.956.750

Nicht Länder liefen, sondern drei internationale Ölfirmen.
* Die Sowjetunion liefert über „DEROP“ AG Öl gegen Waren.

Deutscher Benzin-Bedarf
>.......................1937............1938
Eigenproduktion...1.260.000 t...1.350.000 t
Benzol...................485.000 t......540.000 t
Einfuhr................1.058.200 t...1.357.100 t

Quelle: Handbuch der Internationalen Petroleum-Industrie 1940, Die Deutsche Kraftstoffwirtschaft, Industrieverlag von Hernhaussen K.-G. Berlin
* * *

Hitlers Denkschrift über die Aufgaben eines Vierjahresplans (1936)
Der Denkschrift Hitlers über die Aufgaben eines Vierjahresplans vom August 1936 kommt in dessen Entstehungsgeschichte eine ganz besondere Bedeutung zu (36). Die Denkschrift stellt die „Generalanweisung für die Durchführung” (37) dar und hatte damit eine auslösende Funktion. Daneben aber zeigt sie in aller Deutlichkeit wie kaum ein anderes Dokument, welche Absichten und Hoffnungen Hitler mit diesem Wirtschaftsplan verband.
Die Denkschrift ist bereits mehrfach Gegenstand von Untersuchungen und Interpretationen geworden (38). Die folgende Betrachtung kann sich daher auf die Stellungnahme Hitlers zur deutschen Treibstofferzeugung im Zusammenhang mit der Frage der Gesamtversorgung an Rohstoffen beschränken. Diese ist in dem Abschnitt über die „wirtschaftliche Lage Deutschlands" (S. 10 ff. der Denkschrift) enthalten.
Hier heißt es:
Der Gedankengang Hitlers ist hier von einer außergewöhnlichen Klarheit. Die endgültige Lösung (das heißt doch wohl, die Beseitigung der gegenwärtigen Mangellage) behält sich Hitler selbst vor (39). Der deutschen Wirtschaft weist er den ersten Schritt zu, eine „vorübergehende Entlastung" herbeizuführen. Damit drängt sich ein ganzer Fragenkomplex auf: Sah Hitler im Ausbau der deutschen Rohstoff- (und damit der Treibstoff-) Wirtschaft nicht einen für sein rohstoffarmes Land zwangsläufigen und „organischen" Vorgang, sondern lediglich ein Mittel zum Zweck, etwas Vorläufiges? Sollte die deutsche Industrie nur die Möglichkeit schaffen, mit denen die „endgültige Lösung" herbeigeführt werden konnte, um dann nach dem Gewinn von „natürlichen" Rohstoffen wieder zurückzutreten? Ist der Vierjahresplan, die Ausschöpfung aller einheimischen Rohstoffgrundlagen und Möglichkeiten einer synthetischen Erzeugung, also nur Vorbereitung für die „Erweiterung des Lebensraumes"? Liegen hier Hitlers geheimste Absichten und Pläne, die er mit dem Vierjahresplan verband, offen?
Hitler gibt zunächst auf diese Fragen keine Antwort. In den unmittelbar anschließenden Ausführungen scheint er im Gegenteil eine völlig andersartige Begründung vorzutragen: Ausbau der innerdeutschen Möglichkeiten zur Sicherung des Devisenbedarfs.
Das durch Steigerung des Exports erreichen zu können, erscheint Hitler „praktisch ... kaum wahrscheinlich". Den Weg, die Ernährung durch Sparmaßnahmen bei Rohstoffimporten zu sichern, lehnt Hitler aufs schärfste ab, besonders, wenn dies „auf Kosten der nationalen Aufrüstung" geschehen sollte.
Die folgenden Ausführungen schweifen vom Thema ab und sind überwuchert von einer Polemik gegen Schacht und - vielleicht – Gördeler (40). Die logische Fortsetzung des oben verlassenen Gedankens, nämlich einen anderen Weg als Exportsteigerung oder Einsparung von Devisen zu Aufrüstungszwecken aufzuzeigen, findet sich erst auf Seite 21 des Dokuments:
Im folgenden werden diese Gebiete aufgeführt: Treibstoffe, synthetischer Kautschuk, Eisen, Leichtmetalle, Ersatzstoffe. Hitler gibt hier also eine Motivierung für den künftigen Vierjahresplan, die einzig und allein darin zu liegen scheint, Devisen für die Einfuhr von Lebensmitteln und in Deutschland nicht erzeugbaren Rohstoffen einzusparen. Damit könnte die Frage nach seinen Absichten als gelöst und die zuvor in diesem Sinne gedeutete Formulierung als eine der vielen gedanklichen Abschweifungen in dieser Denkschrift erscheinen.
Mit dieser Motivierung sind jedoch die eigentlichen Absichten Hitlers nur überdeckt. In einer eigentümlichen Weise verschlingt sich mit ihr die Weiterführung seiner einleitenden Gedanken. Sie taucht zuerst in voller Deutlichkeit auf Seite 20 des Dokuments auf:

Mit dieser Wiederaufnahme seiner Wendung gibt Hitler eine eindeutige Antwort auf die Frage nach den Plänen und Absichten, die er mit dem Vierjahresplan verband. Die Wirtschaftslage Deutschlands 1936 enthielt genügend Züge, die einen verstärkten Ausbau der innerdeutschen Rohstoff- und Treibstofferzeugung aus rein wirtschaftlichen Gründen berechtigt erscheinen lassen konnten. Für den „Führer" aber ging es von vornherein um die wirtschaftliche Mobilmachung zur Erweiterung des deutschen Lebensraums.
Daß die Begründung des Ausbaus der deutschen Rohstoffwirtschaft mit der Devisennot die eigentlichen Motive Hitlers nur überdeckte und von bestenfalls sekundärer Bedeutung war, ergibt sich in aller Deutlichkeit aus einer anderen Stelle der Denkschrift. Nachdem Hitler ausführlich zu den einzelnen Ausbaugebieten (Treibstofferzeugung usw.) Stellung genommen und seine Forderungen detailliert hat, fährt er fort:
Damit ist der wirtschaftlichen Mobilmachung die Vorrangigkeit zuerkannt worden. Den letzten Beweis liefert die Formulierung des Zieles am Ende der Denkschrift:

Am 20. Juni 1941, zwei Tage vor Beginn des Rußlandfeldzuges, legte General Thomas in einer Aktennotiz nieder:

Hitlers Auffassung war nicht neu. Nur schien ihm jetzt der Augenblick gekommen zu sein, die in seiner Denkschrift für „dereinst" angekündigte, „endgültige Lösung der deutschen Lebensnot" herbeizuführen.
Welche Bedeutung Hitler in seiner Denkschrift der inländischen Treibstofferzeugung beimaß, ist schon rein äußerlich daran zu erkennen, daß er die „Brennstoffe" stets an erster Stelle vor allen anderen Rohstoffen nennt (43).
Während er bei der Anführung der einzelnen Ausbaubereiche seine Forderungen lediglich in die Form von Superlativen kleidet - er kommt dabei zu sprachlichen Mißbildungen wie „auf das außerordentlichste zu steigern" und „in kürzester Schnelligkeit ... unabhängig zu machen" -, stellt er für die Treibstofferzeugung ein genaues Programm auf:

Mit der Formulierung, „die deutsche Brennstofferzeugung ... zum restlosen Abschluß zu bringen", ist eindeutig die volle Selbstversorgung, also die Treibstoffautarkie Deutschlands gefordert (44). Hitler hatte diese Selbstversorgung schon mehrfach als Aufgabe der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik genannt. So erklärte er bei der Eröffnung der Internationalen Automobil- und Motorradausstellung am 8. Mai 1934: In seiner Proklamation zum Nürnberger Parteitag von 1935 heißt es:
Neu ist die Forderung, die Selbstversorgung innerhalb von 18 Monaten zu erreichen. Hier hat also Hitler begierig die auf Grund sehr wirklichkeitsferner Besprechungen eines Nichtfachmannes aufgestellte Angabe sich zu eigen gemacht. Er war offensichtlich davon überzeugt, daß „Härte", „Rücksichtslosigkeit" und die Bekundung seines „unabänderlichen Entschlusses" vollkommen genügten, um in der Wirtschaft Unmögliches durchzusetzen. Anders ist es nicht zu erklären, daß Hitler diesen völlig irrealen Termin am 27. September 1936 auch in der Öffentlichkeit bei der Eröffnung der Reichsautobahnstrecke Breslau-Kreibau nannte (48).
Der heftige Ausfall gegen die Bevorratung ist ein Teil der Polemik gegen Schacht, der die Treibstoffeinlagerung sehr gefördert und zu diesem Zweck die Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft gegründet hatte (49).
Nach seinen Anweisungen für die Buna- und Erzgewinnung kommt Hitler noch einmal auf ein im Bereich der Treibstoffwirtschaft liegendes Problem zurück:

Hitler übersieht hier zunächst, daß nur ein Teil der Spirituserzeugung als Treibsprit verwendet wurde. Auch zieht er nicht in Betracht, daß einmal im wesentlichen für die menschliche Ernährung unbrauchbare Kartoffelbestände „verbrannt" wurden, zum anderen das Abfallprodukt, die sog. Schlempe, noch ein gutes tierisches Ernährungsmittel bildete. Hier empört sich ganz einfach sein „natürliches Empfinden" gegen den (scheinbaren) Widersinn, daß ein Teil der einheimischen Erzeugung eines der wichtigsten Nahrungsmittel seiner Bestimmung entzogen wurde, während große Devisenmengen für den Lebensmittelimport bereitgestellt werden mußten.
Den Illusionismus in der Auffassung Hitlers von den Möglichkeiten der Wirtschaft spiegelt der letzte Absatz der Denkschrift:
Dieser Zahlenrausch beruhte offensichtlich auf den Erwartungen, die Hitler an die Hydrierung knüpfte.
Wie stand es in Wirklichkeit?
Eine Planung von Fachleuten im Jahre 1933 hatte errechnet, daß die innerdeutsche Erzeugung mit Hilfe der Hydrierung innerhalb von vier Jahren auf 1,8 Mill. to steigerungsfähig war (50). Es ist anzunehmen, daß ein derartiger Ausbau, wenn überhaupt, nicht ohne schärfste staatliche Eingriffe und schwere Störungen der Gesamtwirtschaft möglich gewesen wäre. Ein Ausbau auf 3 Mill. t aber war in der gegebenen wirtschaftspolitischen Situation und dem deutschen Wirtschaftssystem völlig illusorisch. Daß die gesamte Benzinproduktion in Deutschland 1939 nach den Anstrengungen des Vierjahresplanes noch nicht einmal die Zweimillionengrenze überschritten hatte, ist der deutlichste Beweis (51)
Im ganzen hinterlassen die Ausführungen Hitlers über das Treibstoffproblem das bedrückende Bild der Ignoranz. Wesentlich für diesen Eindruck ist nicht das Fehlen sachlichen Wissens, sondern der Wahnwitz eines Glaubens, mit Befehlen und Drohungen jedes „Unmöglich" überwinden zu können. Die Denkschrift gibt Einblick in eine phantastische Scheinwelt, die sich Hitler nach den tatsächlichen und scheinbaren Erfolgen der letzten Jahre vorgaukelte und die er in die Realität umsetzen zu können glaubte.
Fußnoten:
36) Das Dokument liegt vor als Schacht-Exhibit 48. Es handelt sich hierbei um die beglaubigte Photokopie einer Abschrift, die Speer für sein Archiv anfertigen ließ, nachdem ihm das Original 1944 von Hitler persönlich übergeben worden war. Die drei Originalexemplare, von denen das erste in die Hand Görings, das zweite an den Reichskriegsminister gelangte, sind nicht wieder zum Vorschein gekommen.
In der Datierung wird allgemein der Annahme Speers (August 1936) gefolgt. Wahrscheinlich ist die Entstehung auf die Tage um den 1. September einzugrenzen.
37) Göring vor dem Ministerrat am 4. September 1936 (Dok.EC-416, S. 2).
38) Dokumentation: Treue, Wilh., Hitlers Denkschrift zum Vierjahresplan 1936, Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 3 (1955), S. 184-203; Meinck, Hitler und die deutsche Aufrüstung, S. 164-173.
39) Daß daraus schon Rückschlüsse auf Kriegsabsichten möglich sind, ist bereits an anderer Stelle dargelegt worden; vgl. Treue, S. 197, Meinck, S. 170.
40) Vgl. hierzu Gerhard Ritter, Carl Gördeler und die deutsche Widerstandsbewegung, Stuttgart 1954, S. 78 f.
41) Die Zielsetzung des sog. ersten Vierjahresplans formulierte Hitler in seinem Aufruf vom 1. Februar 1933 in auffälliger Parallelität: „Binnen vier Jahren muß der deutsche Bauer der Verelendung entrissen sein. Binnen vier Jahren muß die Arbeitslosigkeit endgültig überwunden sein" (Die deutsche Volkswirtschaft 1934, 5.97).
42) Dok.PS-1456 (JMT XXVII, S. 220 f.), ebenfalls überliefert von Thomas, Wehrwirtschaftsgeschichte, S. 441. Ergänzend dazu Fall XI, Prot. 23 370 ff.: Aussage Hünermann.
43) Beispiele auf S. 19, 20, 30 des Dokuments.
44) Treue hält diese Interpretation der unzulänglichen Ausdrucksweise Hitlers nur für „wahrscheinlich" (a. a. 0., S. 198). Sie ist jedoch nach dem vorliegenden Material als gesichert anzunehmen.
45) Vollgas voraus! Drei Reden gehalten aus Anlaß der Internationalen Automobil- und Motorradausstellung 1934, Berlin o. J., S. 11.
46) Der Parteitag der Freiheit vom 10.-16. September 1935, München 1936, S. 37.
47) Fall XI, Prot. 15 191: Aussage Gramsch.
48 „Der Führer verkündet unter brausendem Beifall, daß ... in 18 Monaten Deutschland von jedem Zwang zur Benzineinfuhr frei sein werde" (Schultheß' Europäischer Geschichtskalender 1936, S. 128). Offenbar hat Hitler jedoch einsehen müssen, daß dieser Termin nicht einzuhalten war. Bei der Eröffnung der Internationalen Automobil- und Motorradausstellung 1937 formulierte er sehr viel vorsichtiger: „Es ist daher mein unabänderlicher Entschluß, die deutsche Kraftverkehrswirtschaft von der Unsicherheit der internationalen Importe unabhängig zu machen ... " (Der Vierjahresplan 1937, S. 129).
49 Vgl. oben S. 58.
50) Vgl. S. 62 dieser Arbeit.
51) 1939 betrug die deutsche Erzeugung an „Flug- und sonstigem Motorenbenzin" - und davon spricht Hitler - zusammen 1.935.000 t, und zwar innerhalb des Gebietsstandes von 1936, der hier bei einem Vergleich zugrunde gelegt werden muß (nach: Die deutsche Industrie im Kriege 1939-1954,
Berlin 1954, S. 18).
Quelle: Wolfgang Birkenfeld, Der synthetische Treibstoff 1933-1945, Ein Beitrag zur nationalsozialistischen Wirtschafts- und Rüstungspolitik, Musterschmidt-Verlag, Göttingen 1964, S. 84-89

Zischka, Anton: Englands Bündnisse. Sechs Jahrhunderte britischer Kriege mit fremden Waffen

http://img.zvab.com/member/23843k/42269637.jpg


Da sieht man mal, wieviel Mühe er sich gemacht hat mit seinem "4-Jahres-Plan". In den USA hat man das Konzept übernommen und es dort als Programm geführt unter dem Titel:


KICK THEIR ASS... AND TAKE THEIR GAS !

:)) :)) :)) :wink:

Nereus
15.03.2012, 14:11
....Was lernen wir aus alledem? "Welt"politik betreibt derjenige am besten, der auch weitweit die Fäden und Strippen ziehen kann.

Und wer waren DIE? Mach mal eine Andeutung über die Zunft der Strippenzieher und Marionetten-Spieler.... .

RUMPEL
15.03.2012, 22:07
Und wer waren DIE? Mach mal eine Andeutung über die Zunft der Strippenzieher und Marionetten-Spieler.... .

Ist das nicht irgendwie offenkundig?

RUMPEL
15.03.2012, 23:03
Und wer waren DIE? Mach mal eine Andeutung über die Zunft der Strippenzieher und Marionetten-Spieler.... .

Oha... mit der "Offenkundigkeit" führe ich die geneigten Leser womöglich aufs Glatteis. Nein, das sollte man nicht tun. Aber ein paar Hinweise wären vielleicht angebracht. Der 1. Weltkrieg wurde von den Alliierten gewonnen auf "einer Woge von Öl". Nur leider waren u.a. die Ölfelder von Baku bspw zerstört worden und die alten Ölfelder im zaristischen Russland nunmehr verstaatlicht und die Besitzer - die sog. "sieben Schwestern" - enteignet worden. Man brauchte also eine "Konferenz", u.z. so schnell wie möglich.

Im April 1922 traf man sich in Genua. Die Briten hatten es verstanden, auch die SU einzuladen. Die Ziele, die England dabei verfolgte, waren klar. Man wollte erstens diplomatische Beziehungen zur SU anknüpfen. Zweitens war England damals daran gelegen, wieder zum Goldstandard zurückzukehren, den die Bank von England ja vor dem Krieg bestens kontrollieren konnte. Drittens war es das Ziel, die USA von dieser Konferenz fernzuhalten, denn man wollte lieber selbst mit Russland über die Öllizenzen verhandeln. SHELL spielte damals unter den Ölmultis die größte Rolle, und so sollte es auch möglichst bleiben. In Vorgesprächen hatten die Kommis den Briten bereits deutliche Zusagen gemacht hinsichtlich des Zugangs zu den Ölfeldern von Baku. Man wollte ihnen die alten Förderkonzessionen wieder einräumen.

Nun wäre England aber nicht England, wenn es sich nicht "absichern" würde. Und deshalb hat es sich nicht auf die Zusagen der Sowjets verlassen, sondern gleichzeitig auch die weissrussische Revolution unterstützt. Man rechnete ohnehin mit dem baldigen Zusammenbruch der frisch entstandenen Sowjetunion. Übrigens tat dies auch Hitler, der just um die Zeit in Landsberg einsaß und seinen "Kampf" verfasste. Die ganze Welt war damals überzeugt, dass die SU nicht lange Bestand haben würde. Man teilte sogar schon heimlich die Torte unter sich auf. England, Frankreich, USA und einige andere schauten begehrlich nach Russland und Zentralasien und planten bereits die Aufteilung des Riesenreiches. Und genau DAS war damals auch Hitlers Überlegung, als er Hess seine "Lebensraum"-Philosophien in die Maschine diktierte. Die anderen nannten es nur nicht "Lebensraum". Für sie waren es stinknormale "Wirtschaftsinteressen". Sie hatte man ja auch nicht von einer Lebensmittelversorgung abgeschnitten wie Deutschland. Die Ziele waren unterschiedlich. Der eine wollte "Lebensraum" für sein Volk, wobei er in der Hauptsache an die Kornkammer Ukraine dachte, die anderen wollten Öl.

Aber nicht nur die weissrussische Revolution wurde von GB bzw Deterdings unterstützt, sondern auch eine kaukasische Separatistenbewegung. Aber 4 Jahre an Umsturzversuchen brachten nicht den gewünschten Erfolg. Man musste sich also was neues in GB einfallen lassen. So kam es dann zu der bereits angesprochenen Konferenz in Italien 1922. Alles lief bestens nach britischen Wünschen, und man hob schon die Gläser zum fröhlichen "Nasderowje", als Walther Rathenau und Geogij Tschitscherin mit ihrem "Rapallo-Vertrag" eine Bombe platzen liessen.

Und das ging gar nicht.

Von Stund an gabs Schwierigkeiten für das ohnhin darniederliegende Deutsche Reich noch und noch. Man wollte unbedingt verhindern, dass Deutschland die Versailler Reparationsforderungen bezahlen konnte. Warum? Darauf kommt man so schnell gar nicht. Der Grund war das Sykes-Picot-Abkommen, das GB revidieren wollte. Die Franzosen sollten nämlich auf die ihnen in diesem Abkommen zugesagten Ölfelder (wieder ÖL !!!) von Mosul verzichten, und England wollten den Franzosen dies durch das Zugeständnis der geplanten militärischen Besetzung des Rheinlandes schmackhaft machen. Aus diesem Grunde rührte sich bei der dann durch Frankreich erfolgten Rheinlandbesetzung auch kein britischer Widerstand außer einer diplomatischen Pflichtübung.

Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.. Ich hab keine Lust mehr und geh schlafen.. Macht endlich Eure Hausaufgaben, Ihr Faulpelze !!!! :nacht:

Nereus
16.03.2012, 21:47
http://www2.hu-berlin.de/sachbuchforschung/CONTENT/SBDB/pix/Cover/puttkamer-Erdoel-cover.jpg

Aus Jeso von Puttkamer’s Vorwort von 1935:

In den 75 Jahren, während deren man das Erdöl technisch und kaufmännisch, zuerst als Leuchtöl, dann als Kraftstoff ausnutzt, hat es Kampfe gegeben, die zu Kriegen und Revolutionen führten, zu wirtschaftlichen Repressalien und die es zeigten, daß kein zivilisiertes Land ohne Erdöl sein kann.
Hat es im (Ersten) Weltkrieg eine entscheidende Rolle gespielt (Ludendorff), so wird es in künftigen Kriegen noch größere Bedeutung haben. Denn ohne Benzin kann weder ein Flugzeug fliegen, noch ein Tank fahren.
Die gigantischen Versuche im Dritten Reich, uns auch auf diesem absolut lebenswichtigen Gebiet auf eigene Füße zu stellen, lassen es noch berechtigter erscheinen, dieses Buch jetzt herauszugeben. Es soll die Augen auf ein wichtiges Problem lenken, dem Staaten ihren Aufschwung und andere ihren Niedergang verdanken.
http://www2.hu-berlin.de/sachbuchforschung/CONTENT/SBDB/pix/PDF/Puttkamer-Erdoel-Inhalt.pdf

Ein Jahr vor Hitlers Denkschrift über den Vierjahresplan von 1936, erschien wie auf Hitler zugeschnitten, Puttkamers Buch, um ihn wohl auf den zukünftigen “Ölkrieg” vorzubereiten und die Mineralölrüstung in Angriff zu nehmen. Neben der wohlwollenden Schilderung der Geschäftskämpfe der Ölgiganten Standard Oil und Royal-Dutsch-Shell, mit denen Deutschland Öl-Abnahmeverträge hatte, werden deren gemeinsame Konkurrenz und Billiganbieter in den westlichen Demokratien, die Sowjets, als “bolschewistische Ölräuber” verteufelt und als “Gefahr aus dem Osten” angeprangert. Darauf scheint Hitler mit seiner verschärften Mineralölrüstung im Vierjahresplan einen Krieg am Ende dieser Zeit angedacht zu haben. Dafür spricht auch, daß das Hydriewerk Pölitz ab 1937 von der IG Farben, in Verbindung mit Esso und Shell, am linken Oderufer bei Stettin aufgebaut wurde und am 1.9. 1939 in Betrieb gehen sollte! Der Anlauftermin konnte aber nicht eingehalten werden, weil das benötigte Kraftwerk nicht rechtzeitig fertig gestellt worden war. Es sollten dort Ölrückstände, zugeliefert mit Seetankschiffen, verkrackt werden. Auch Kohle aus Schlesien sollte für die Hydrierung angeliefert werden. Pölitz war zum Schluß, neben dem nicht mehr fertiggestellten Hydrierwerk Auschwitz, die zweitgrößte Hydrieranlage und lieferte über 550.000 Jahrestonnen synthetischen Treibstoff.
Hier Auszüge Puttkamers zum Feindbild “Ölräuber Bolschewismus”:

Die russische Öloffensive.
»Zu einer Zeit als das Petroleumfieber über die Welt raste, standen die russischen Erdölvorkommen plötzlich im Vordergrund des öffentlichen Interesses. Die schwerfällige russische Wirtschaft wurde durch die Initiative ausländischer Interessenten befruchtet. In den neunziger Jahren überflügelte die russische Produktion sogar die amerikanische und ist erst nach der Jahrhundertwende zurückgegangen.
Der schwedische Dynamitkönig Nobel und sein Bruder waren eigentlich die ersten, die mit großen Kapitalien bereits 1879 nach Rußland gingen. Ein Stab von ausgesuchten Fachleuten begleitete ihr Unternehmen, das von außerordentlichem Erfolg sein sollte.
Binnen kurzem kontrollierte Nobel 40 Prozent der russischen Produktion. Um die Transportschwierigkeiten zu überwinden, baute er mit Hilfe amerikanischer Spezialisten die große Rohrleitung von Baku nach Batum, dem bekannten Hafen am Schwarzen Meer. Das war für die damaligen russischen Wirtschaftsverhältnisse schon eine gewaltige Leistung.
Diese Rohrleitung konnte täglich bis zu 3300 Tonnen nach Batum pumpen, von wo die Tankdampfer verschiedenster Nationen das kostbare Öl aufnahmen. Oder aber es wurde in die ebenfalls nach amerikanischen Mustern gebauten Raffinerien geleitet und in gereinigtem Zustand verladen. Interessenten und Spekulanten aus aller Welt interessierten sich plötzlich für Naphtha, wie das viel leichtere, hellere und schneller entzündliche Erdöl hier genannt wurde.
Nobel kontrollierte 40 Prozent, dann kam 1886 die französische Dreyfuß-Gruppe, die etwa 12 Prozent Anteil an der Produktion hatte. Sie war besonders am Export interessiert und leistete hier Außergewöhnliches.
Selbstverständlich durfte die Royal-Dutch-Shell-Gruppe auch nicht fehlen. Allerdings erschien sie erst nach der Jahrhundertwende und besaß rund 15 Prozent der Erzeugung. Gegen die 67 Prozent in ausländischem Besitz befindlichen Anteile nahm sich der Rest von 33 Prozent, den die Herren des Landes, die Russen, bewirtschafteten, nicht besonders stattlich aus.
Um die Quellen haben sich oft erbitterte Kämpfe abgespielt. Leider gibt es hierüber nur wenig aufschlußreiches Material. (Anmerkung: Stalin hatte Arbeiterstreiks auf den Ölfeldern der Rothschilds geleitet.)

Erdölgebiet ist fast ausschließlich der Kaukasus. Hauptquellengcbiet mit zur Zeit (1935) 5000 Quellen ist Baku, wo drei Viertel der Gesamtproduktion gewonnen werden; dann kommt das Grosny-Gebiet im Nordkaukasus und schließlich das Kubangebiet. Weiter sind die Gebiete von Emba Torgang am Nordabhang des Pamirgebirges zu nennen, Uchta bei Archangelsk, in der Nähe des Baikalsees. Auch auf Sachalin sind reiche Vorkommen, aber dieses Gebiet ist praktisch an die Japaner verloren.

Die Russische Revolution machte mit den Konzessionen an andere Staaten ein Ende. Um Baku spielten sich heftige Erdölkämpfe ab, die an Blutigkeit und Opfern alle übrigen Schlachten um die Rohstoffe zunächst in den Schatten stellten. Trotz des heißen Widerstandes der weißen Truppen gelang es den Roten, im März 1918 Baku im Sturm zu nehmen. Am 28. März erklärten die Russen die Sozialisierung der gesamten Petroleumindustrie und nahmen die Produktion wieder auf.

Die deutsche Oberste Heeresleitung hatte mit immer größeren Schwierigkeiten zu kämpfen, um den erforderlichen Betriebsstoff für die motorisierte Waffe heranzubefördern.
Es war zwar gelungen, die zerstörten Öltürme in Rumänien wieder zu errichten und tüchtig Öl zu bohren. Aber trotz dieser Quelle erschien der Besitz der Bakuquellen der Obersten Heeresleitung als unerläßlich für die Fortsetzung des Krieges.
Wenn man sich vergegenwärtigt, was es für eine kriegführende Nation heißt, sich immer wieder erst eine Rohstoffbasis erobern zu müssen, dann kann man die ungeheueren Schwierigkeiten ermessen, mit denen, ganz abgesehen von sonstigen Operationen, gekämpft werden mußte.
So erhielt denn eine türkische Armee den Befehl, Baku zu erobern und die dortigen Ölvorkommen schleunigst den Mittelmächten zu eröffnen.

Aber so schnell, wie das in Hinsicht auf die beabsichtigte große Frühjahrsoffensive erforderlich war, sollte es doch nicht gehen.
Die bolschewistische Armee setzte der unter deutscher Führung stehenden, heraneilenden türkischen Truppe einen erbitterten Widerstand entgegen.
Es gelang den Türken jedoch, die Russen vernichtend zu schlagen, und in Eilmärschen rückte eine türkische Kerntruppe auf Baku zu. Am 14. September 1918 wurde Baku erobert, und damit war die bedeutende Petroleumstadt in Händen der Mittelmächte. Leider zu spät.

15 Prozent der Weltproduktion werden in Baku gewonnen, gewiß war das eine Menge von Erdöl, die den Bedarf der Truppen hätte voll und ganz befriedigen können.
Die Sozialisierung wurde wieder abgeschafft, und die Türken setzten die Regierung von Aserbeidschan ein. Inzwischen geht der Krieg an der Westfront zu Ende.
Wenn die Türken auch nur drei Monate früher Baku erobert hätten, dann hätten die geförderten Erdölmengen sicher noch ein Wort mitreden können, bei der im Sommer in Frankreich vorgetragenen Durchbruchsschlacht.

Der Besitz von Baku schien den Engländern so wichtig, daß sie nun eine Armee vorschickten, die Baku am 17. November 1918 eroberte. Die von den Türken in den Sattel gehobene Regierung wurde abgesetzt, die Engländer setzten eine neue Regierung ein und übergaben die Petroleumquellen ihren früheren Besitzern.
So schien in Baku der Vorkriegsstand wieder hergestellt zu sein, aber die Freude sollte nicht lange dauern.

Im Jahre 1920 müssen die Engländer Baku räumen, und nun ziehen die Bolschewisten wieder ein, die nun endgültig das Feld behaupten.
Seit dieser Zeit steht auch das Bakugebiet wieder unter russischer Gewalt.
Heute stellt Rußland das größte geschlossene Erdölgebiet der Welt dar. Nach 1930 wurde im Zusammenhang mit dem Fünfjahresplan die Erdölwirtschaft von Grund auf neu organisiert. Für jedes Erdölgebiet wurde eine besondere Abteilung gegründet. Für Baku heißt sie Asneft, in Grosny Grosneft und so weiter. Der Handel geht über das Allsowjetistische Naphthasyndikat mit dem Sitz in Moskau. Im Auslande wurden Tochtergesellschaften gegründet, die in enger Zusammenarbeit mit der Moskauer Zentrale die Verteilungs- und Absatzorganisation durchführen.

In Deutschland war es die Derop[/b (Deutsche Vertriebsgesellschaft für russische Erdölprodukte A.-G.).
In Frankreich die Societe des produits du naphte russe und die Societe anonyme Franco-russe des produits de naphte, genannt Petro-Naphte.
In England Rop, Russia oll products Ltd. In Schweden die Svenska Naphthasyndikat Aktiebolaget.
So schufen sich die Russen als wesentliches Absatzgebiet den Markt von Westeuropa. [b]Trotzdem sie in Amerika die doppelte Konkurrenz von Standard und Shell zu fürchten haben, sind sie jetzt auch drüben auf dem Vormarsch. Die von ihnen getriebene Preispolitik hat es möglich gemacht, sich auch dort einen Platz zu erobern.

Ehe sie aber in die allgemeine Konvention, die im Benzinwesen die Preise reguliert, eingetreten sind, haben sie sehr erbitterte Preiskämpfe zu führen gehabt und sich mit rücksichtslosen Dumpingsmethoden durchgesetzt.
Man wird es zunächst nicht recht verstehen, wenn man wahrnimmt, daß sogar Nordpersien von Rußland mit Erdöl versorgt wird. Dahinter stecken wieder ein
mal bedeutsame Ziele der Weltpolitik. Anscheinend will Persien den Anschluß an das außerordentlich wichtige russische Wirtschaftsgebiet auf diese Weise gewinnen. Das von Persien erzwungene Erdölabkommen mit England, das sehr nach einem strategischen Rückzug der Engländer aussieht, diente dazu, für Rußland Gebiete frei zu machen.

Für den Erfolg der russischen Wirtschaftspolitik ist Erdöl der ausschlaggebende Faktor. Um die notwendigen Devisen hereinzubekommen, wird jeder verfügbare Tropfen Benzin oder Petroleurn exportiert. Anders wäre es sonst nicht zu erklären, daß sogar in Baku, in der Stadt der 5000 Ölquellen, die Leute nach Petroleum anstehen müssen. Oft genug wird auch gar nichts abgegeben. 1932 exportierte Rußland 600.000 Tonnen nach Italien, 600.000 nach England, 500.000 nach Deutschland, 400.000 nach Spanien, 370.000 nach Japan, 270.000 nach Belgien, 270.000 nach Ägypten, 190.000 nach Indien, 100.000 nach der Türkei.

1934 wurden ans Ausland geliefert 500.000 Tonnen Rohöl, 1.900.000 Tonnen Benzin, 800.000 Tonnen Petroleum, 1.900.000 Tonnen Schweröl, 200.000 Tonnen Schmieröl, 500.000 Tonnen Gasöl.

Trotz der intensiven Bewirtschaftung und der hohen Geldeingänge brauchen die Russen Kredite. Unentwegt halten sie an der Verstaatlichung fest und geben keinerlei Konzessionen. Aber die Engländer geben keine Kredite. Deterding ist der Todfeind der Russen. Gerüchte brachten ihn mit der großen Fälscheraffäre der Georgier zusammen, die im Jahre 1926 vor einem Berliner Kriminalgericht spielte. Aber es blieb bei unbewiesenen Gerüchten. Ein paar vaterlandsliebende Georgier hatten sich im Pariser Exil zusammengeschlossen und standen mit Deterding durch einen Agenten des englischen Intelligence Service in unmittelbarer Verbindung, der seinerseits anscheinend direkt dem Foreign Office unterstellt war.
Damals wurde in großen Zügen ein Feldzug gegen die Bolschewiken geplant. General Wrangel reiste zur Front, und in Belgrad sammelten sich die alten getreuen Kämpfer der weißrussischen Armee Denikin und Awaloff-Bermondt.
Deterding sprach immer davon, daß man ihm Millionen durch die Enteignung der ihm gehörigen Quellen in Baku gestohlen habe. Bekanntlich waren es 15 Prozent des Gesamtvorkommens; da konnte er schon einiges Geld riskieren, um eine Armee auszurüsten.

Wie weit England diesen Plan der leidenschaftlichen Georgier zunächst billigte, ist nicht klar geworden. Es scheint tatsächlich so, als ob Deterding im Ernst entschlossen war, mit großen Geldmitteln einen Vernichtungsfeldzug gegen die Sowjets zu finanzieren. War es die ungewisse Haltung Frankreichs, Karumidze, der Führer der ganzen Aktion, bekam das Geld nicht. Sang- und klanglos zerstreute sich die Armee in alle Winde. Vielleicht mochten auch die Intrigen gewisser Kliquen innerhalb dieser neuen weißrussischen Armee den Rückzug Deterdings veranlaßt haben. Die leidenschaftliche Stimmung der Georgier blieb bestehen. Sie zergrübelten sich die Köpfe, wie Rußland zu stürzen sei. Ein junger Nationalökonom machte den Vorschlag. In Rußland stand es schlecht. Hungersnöte kosteten Tausenden von Menschen das Leben, der Tscherwonz, die russische Münze, fiel rapide. Und da entwickelte der junge Georgier seinen Plan. Eine Fälscherwerkstatt wurde von ihm in Deutschland gegründet, wo mit den modernsten Mitteln der Graphik eine absolut täuschende Imitation der echten Tscherwonznoten hergestellt wurde.
Überall tauchten diese Noten in großen Mengen auf. Sie waren so gut hergestellt, daß selbst Großbanken sie anstandslos wechselten.
Die russische Währung sollte erschüttert werden bis zum Zusammenbruch. Und wenn die Währung erst erledigt war, dann war das Ende der Sowjets nicht mehr weit, so dachten sie.

Es sickerte durch, daß die in Massen auftauchenden russischen Noten nicht echt seien, die Falschgeldstelle des Berliner Polizeipräsidiums wurde eingesetzt. Und bald darauf wurden die Täter gefaßt. Sie hatten, wie sich in der Verhandlung ergab, in Deutschland zu hohen Offizieren Verbindungen gesucht und von ihrem Plan gesprochen, mit einer Armee den Bolschewismus zu zerbrechen, aber man hatte sie vorsichtig zur Seite geschoben und glaubte nicht an den Ernst der Dinge. Wie recht die Offiziere daran getan hatten, sich mit den Georgiern nicht einzulassen, sollte sich bald darauf durch diese Fälscheraffäre ergeben. So endete dieses Abenteuer nur im Zuchthaus.

Frankreich besitzt nicht viel Ölquellen, mit ein entscheidender Grund seiner rußlandfreundlichen Politik der letzten Zeit.
Aber bereits 1926 verhandelte man mit Rußland über eine gemischt russisch-französische Gesellschaft zur Ausbeutung der Grosnyquellen. Bekanntlich waren französische Privatleute vor dem Kriege im größten Maße Geldgeber Rußlands. Millionen hat Frankreich eingebüßt, als Rußland sich nach dem Kriege weigerte, irgend welche Schulden oder Anleihen zu zahlen.
Um diesen Rentnern ihr verloren gegangenes Vermögen teilweise wieder zuzuführen, machte Frankreich 1926 den Vorschlag, eine gemischt französisch-russische Gesellschaft zur Ausbeutung der Erdölkonzessionen im Grosnygebiet zu schaffen. Die Russen sollten dafür ein absolutes Einfuhrmonopol für Petroleum nach Frankreich erhalten. Außerdem wollte die französische Flotte ihren Bedarf an Heizöl aus den Quellen dieser Gesellschaft decken.
Die Aktien sollten den Besitzern der russischen Vorkriegsanleihen zur Abfindung ihrer Ansprüche abgetreten werden.

Wieder spielen hier nicht ganz durchsichtige Machinationen hinein. Der eifrigste Befürworter dieses Planes war die Bank de Paris et des Pays Bas, von der wir gehört haben. An ihr ist der Standard-Oil-Konzern interessiert. Deterding verstand diese Wendung und protestierte energisch. Er packte die Franzosen bei der Ehre. Das den Franzosen angebotene Öl sei ja bekanntlich den Engländern als Konzessionsinhabern enteignet, also gestohlen worden. Käme das Abkommen zustande, dann würden die Franzosen also Nutznießer des gestohlenen Erdöls sein.
Trotzdem wurden die Verhandlungen mit Energie weitergefördert. Die Tagungen in Paris schienen außerordentlich befriedigend zu verlaufen. Die russischen Delegierten kabelten nach Moskau, daß man Ende des Jahres mit dein Abschluß rechnen könnte. Schon atmeten Tausende von Sparern auf, denen die Möglichkeit greifbar erschien, ihr in Russenanleihe angelegtes Geld doch wieder zu bekommen.
Den Russen andererseits lag außerordentlich viel an dem schnellen Abschluß, weil sie dringende Geldsorgen hatten und hofften, durch die Aktion nun freizukommen. Vielleicht waren die Herren Russen ein wenig zu nervös, als die letzte Sitzung mit der Regelung der Bedingungen stattfinden sollte, vielleicht, daß einer von ihnen ein wenig nur die Ruhe verlor, - die Franzosen haben eine sehr feine Witterung für so etwas, plötzlich erhöhte Poincare die Forderungen.
Es läßt sich kaum erklären, wieso Poincare nun durch dauerndes Überschrauben der Forderungen den Russen die Annahme des Planes unmöglich machte. Wohl zögerten die Unterhändler, warteten von einem Tag zum anderen. Dann kam das Telegramm aus Moskau: „Verhandlungen abbrechen. Zurückkommen."

In den Tagen der Entscheidung, als die Zentrale den Zuschlag immer wieder hinauszögerte, flogen die Funksprüche und Kabel zwischen New-York und Moskau hin und her. Und selbst der gewiegteste Dechiffrierer hätte vergebens nach dem Schlüssel dieser Geheimsprache gesucht. (Hebräisch ?)
Damals beim Scheitern dieses französisch-russischen Planes wurde der Grund gelegt zu dem Abkommen vom Jahre 1927, als im Mai die Socony (Standard Oil
von New-York) das russische Öl in die gute Gesellschaft einführte, d. h. dem russischen Naphthasyndikat jährlich 500.000 Tonnen abzunehmen garantierte.
Die Kreditnot hatte die Russen dazu gezwungen, und da sie bei den recht feindseligen Engländern keine Sympathie fanden, gingen sie zur Standard.
Dieser Einigung ging ein kühner Feldzug Deterdings voraus.

Die Standard vertrat die Interessen der Nobel-Gruppe in den internationalen Petroleumfragen. Die Royal Dutch hingegen verteidigte die Rechte ihrer eigenen enteigneten Quellen, dazu die der Vorkriegsrussengruppe Mantascheff-Lianosoff-Tsaturoff (Grosny). Sie hatte mit den Sowjets auf das heftigste argumentiert, um ihre Ansprüche anerkennen zu lassen; als aber die Russen endgültig und schroff ablehnten, rief Deterding das internationale Petroleumkapital auf, um den wirtschaftlichen Boykott und damit verbunden den Ausschluß der Russen von den europäischen Ländern zu erzwingen. In London liefen die Fäden dieser gewaltigen Einheitsfront gegen Rußland zusammen. Die Vorbereitungen zu einem Preiskrieg wurden getroffen, der alles in den Schatten stellen sollte, was bisher an Unterbietungen dagewesen war.

Wie ein Schlag zerriß das eben erwähnte Abkommen der Socony mit Rußland das sorgfältig gesponnene Netz, das den Russen schwer zu schaffen gemacht hätte.
Näheres über den Preiskrieg, den Deterding nun gegen diese Gesellschaft auf deren Spezialmärkten in Indien und Ostasien zu führen begann, später. Auf das äußerste erbittert erklärte er öffentlich, daß er „die Standard Oil in jedem Lande bekämpfen werde, in das diese „gestohlenes" russisches Petroleum einführen würde".
Er vertrat den unbestechlichen Rechtsstandpunkt, daß die Russen durch Enteignung der in Privatbesitz befindlichen Felder um Grosny einen Diebstahl begangen hätten und daß die Socony sich daran nun mitschuldig machte.
Die Standard Oil Co. of New-York antwortete mit einer Kampfansage, die an Schärfe nichts zu wünschen übrig läßt. Aus diesem Russenscharmützel sollte in der Tat ein gewaltiger Petroleumkrieg entstehen. Hier war der Grund zu suchen, daß zahlreiche Märkte plötzlich einen so außerordentlich niedrigen Benzinpreis hatten.
Je mehr sich Amerika und England ineinander verbissen, desto mehr bemühten sich die Russen darum, in den europäischen Markt einzudringen. Die Absicht der Shell-Deterding-Gruppe, Rußland endgültig niederzukonkurrieren, scheiterte in erster Linie an diesem Kampf, dessen große Nutznießer schließlich die Russen waren. Langsam fühlten sie nach Spanien und Italien vor und eroberten wichtige Domänen. Weiter glückte ihnen ein Vormarsch in Jugoslawien und auch in Bulgarien.
Die Engländer empfanden also die Vereinbarung zwischen der Socony und den Russen als einen Schlag ins Gesicht, umsomehr als sie die diplomatischen Beziehungen mit Rußland abgebrochen hatten.
Der Vorwurf Englands ging dahin, daß Amerika, also die Standard, die Niederringung der wachsenden russischen Kräfte durch die Verständigung glatt verhindert habe.
Hierbei spielt wohl auf seiten Englands nicht so sehr die Geldfrage, sondern hauptsächlich die moralische Entrüstung eine Rolle, daß man den Todfeinden der westlichen Zivilisation im Augenblick schwerer Krisen wieder auf die Beine half. Was Poincare durch seine Durchkreuzung der Rußland-Frankreich-Pläne erreicht hatte, das wurde durch den reinen Business-Geist der Standard wieder verdorben.
Die Verständigung zwischen den beiden Konkurrenten und der dadurch erledigte Preiskrieg ließ es 1929 endlich zu einer Verständigung zwischen der Shell und dem Naphthasyndikat in Moskau kommen.
Man kann dieses Abkommen als den größten wirtschaftspolitischen Erfolg der Russen bezeichnen.
England fürchtet den russischen Einfluß vor allem in Indien, denn es ist eine weltpolitische Selbstverständlichkeit, daß England allein den indischen Markt mit Petroleum beliefert. Außerdem ist der Besitz von Ölstützpunkten für die Flotte im Indischen Ozean unerläßlich.
Selbstverständlich dauert der Kampf England gegen Rußland weiter an.

Einen sichtbaren Beweis für diesen teils oberirdisch geführten, teils unterirdisch schwelenden Krieg gab die Kündigung der Konzession der Anglo-Persian durch die Perser im Jahre 1932.
Wie England mit einem Weitblick, der der Fähigkeit seiner Diplomatie alle Ehre macht, unerwarteter Weise nachgab, wird in dem Kapitel über die Anglo-Persian behandelt.
Wenn die Motorisierung und Mechanisierung Rußlands weitere Fortschritte macht, wenn die Eisenbahn immer mehr dazu übergeht, Dieselmotorenbetrieb einzuführen, dann läßt sich der Zeitpunkt unschwer berechnen, wann die russischen Erdölvorräte gerade den Bedarf im eigenen Lande zu decken im Stande sind.
Vorläufig gehört das Erdöl aber zu den wichtigsten Devisenbeschaffungsrohstoffen, die Rußland besitzt.
Und aus diesem Grunde ist die russische Petroleumhandelsgesellschaft so aktiv, wie nur irgend möglich, um weitere Märkte zu erschließen, um immer mehr für Absatz zu sorgen.
Schon strecken sich die Fühler nach den reichen Schätzen Persiens aus, wo eine reiche Reserve, für Rußland wie geschaffen, wartet.
Die Neuregelung der Märkte wird sich mit den Jahren automatisch vollziehen. Damit werden auch die wichtigen Transportwege und -mittel sich angleichen müssen.
Die technische Zukunft bestimmt den Einfluß des Erdöls. Auch für Rußland ist der Besitz von Erdöl eine absolute Lebensfrage.

Russisches Öl in Spanien.
Von besonderer Bedeutung für die Politik haben sich die Wirtschaftsmaßnahmen Spaniens ausgewirkt, die politisch und sozial von nicht zu unterschätzender Bedeutung sind.
Seit durch die Regierung Primo de Riveras die Russen in das Land gezogen wurden, haben die Unruhen nicht aufgehört.
Es gab damals noch kaum Kommunisten, nur die ins Land strömenden russischen Interessenvertreter mit dem Ziel der Errichtung einer Handelsvertretung mit propagandistischen Vollmachten (ähnlich wie s. Zt. in Berlin).
Die Agenten der Sowjets haben ununterbrochen in Spanien gewühlt, und die von Zeit zu Zeit aufflammenden Aufstände, die Attentatsversuche, die plötzlich ausbrechenden Streiks, das sind die besten Beweise, wie man versucht, zu unterminieren.
Das vom Handelsminister Prieto geschaffene Petroleumabkommen mit Rußland, wie bekannt eine Folge des Petroleummonopols, hat sich als außerordentlich ungünstig für das Land ausgewirkt. Spanische Wirtschaftspolitiker denken, daß 90 Prozent der inneren Unruhen darauf zurückzuführen sind. Es ist erschreckend, wenn man sieht, was für Folgen dieses Paktieren mit Rußland hatte.
Die Sozialisten, die heute die Machthaber Spaniens sind, wollen die kommunistische Gefahr nicht sehen. Aber wie anders sind die immer neu aufflammenden Aufstände zu erklären? Es sei erinnert, daß kurz hintereinander die Revolten durch das ganze Land gingen in Malaga, Sevilla, Jaen, Valencia, Barcelona, Zaragoza, Guipuzcoa, Vizcaya, Asturien, Estremadura und schließlich in Madrid.
In klarer Erkenntnis dieser Sachlage sind einsichtige Kreise der spanischen Volksvertretung bemüht, einesteils eine Änderung der Ölgesetzgebung herbeizuführen, andererseits diejenigen Wirtschaftskreise zu unterstützen, die im Ausland versuchen, unabhängige Quellen aufzukaufen.«

RUMPEL
20.03.2012, 18:56
Und wer waren DIE? Mach mal eine Andeutung über die Zunft der Strippenzieher und Marionetten-Spieler.... .

Mir ist mittlerweile etwas eigefallen, was mir bereits zu Beginn der 90er Jahre schon mal durch den Kopf ging, als ich Zischkas "Ölkrieg" das erste mal in der Hand hielt. Ich habe ein Buch von Frank Hanighen unter dem Titel "The Secret War" vorher gelesen und den Eindruck, dass Zischka dort weitestgehendst auf Hanighen zurückgreift, aber in seinem "Ölkrieg" keinerlei Hinweise darauf gibt. Kannst Du es mir evtl erklären?

Nereus
21.03.2012, 10:01
Mir ist mittlerweile etwas eigefallen, was mir bereits zu Beginn der 90er Jahre schon mal durch den Kopf ging, als ich Zischkas "Ölkrieg" das erste mal in der Hand hielt. Ich habe ein Buch von Frank Hanighen unter dem Titel "The Secret War" vorher gelesen und den Eindruck, dass Zischka dort weitestgehendst auf Hanighen zurückgreift, aber in seinem "Ölkrieg" keinerlei Hinweise darauf gibt. Kannst Du es mir evtl erklären?

Kann einfach erklärt werden:


Engdahl, Mit der Ölwaffe zur Macht, Dr. Böttinger Verlags-GmbH, Wiesbaden, 2. Auflage 1993:
BRITISCH-AMERIKANISCHER SCHULTERSCHLUSS S.133
Anmerkungen
2. Hanighen, Frank C.: The Secret War, siehe oben.
4. Zischka, Anton: Ölkrieg: Wandlung der Weltmacht Öl. Leipzig, 1939, bei Wilhelm Goldmann. (Zischka stützt sich stark auf die früheren Untersuchungen von Hanighen, ohne sich allerdings auf sie zu beziehen. Welche Gründe er hat, Hanighen nicht zu erwähnen, ist unklar.)
16. Zu den nützlicheren Darstellungen dieser selten behandelten Hintergründe gehören folgende Bücher:
Pool, J.& S.: Hitlers Wegbereiter zur Macht: Die geheimen deutschen und internationalen Geldquellen, die Hitlers Aufstieg zur Macht ermöglichten. München 1979, bei Scherz. Pentzlin, Heinz: Hjalmar Schacht. Berlin, 1980, bei Ullstein.
Chaitkin, Anton: Treason in America. New York, 1985, bei Benjamin Franklin House. James, Harold: The German Slump: Politics and Economics, 1924-1936. Oxford, 1986, bei Clarendon Press.

Nichts ist unklar:

http://bks4.books.google.de/books?id=xRpNAAAAIAAJ&printsec=frontcover&img=1&zoom=1

1933 Zischka, Anton E.: La guerre secrète pour le Pétrole (Payot, Paris 1933)
Weitere Informationen :
http://books.google.de/books/about/La_guerre_secr%C3%A8te_pour_le_p%C3%A9trole.html?i d=xRpNAAAAIAAJ&redir_esc=y

http://bks1.books.google.de/books?id=-S7xAAAAMAAJ&printsec=frontcover&img=1&zoom=1

1934 Frank Cleary Hanighen, The secret war, The John Day company, 1934
Weitere Informationen:http://books.google.de/books/about/The_secret_war.html?id=-S7xAAAAMAAJ&redir_esc=y

1935 The Secret War for Oil, by F. C. Hanighen and A. Zischka, 1935. This book was published by Geo. Routledge & Sons but withdrawn from circulation about one week later.

http://iamthewitness.com/books/Arnold.Leese/Gentile.Folly_The.Rothschilds/0C.Works.frequently.referred.to.in.the.text.htm

http://catalogue.nla.gov.au/Record/4690392

http://trove.nla.gov.au/ndp/del/article/17143629


I found this freely accessible online here:
http://www.alexanderhamiltoninstitut...ret%20War.html
(gebrochener Link)
The Secret War, The War for Oil. By Frank C. Hanighen & Anton Zischka, 1935

Much of the text is by Anton Zischka from his famous 1934 book, a copy of
which I inherited from my grand father, a Shell employee.

The fascinating story of Standard Oil and Royal Dutch Shell, The wars, the
military coups, the never ending intrigues throughout the world from Iran and
Iraq to Venezuela and Mexico and the role of the British, US, Russian and
French governments and their Intelligence Services.
The cold war strategies were, in many respects, learned in the secret war for oil.
Regards, Hans
http://www.physicsforums.com/showthread.php?t=310035

Hier auch und noch mehr erwähnt (!):
http://royaldutchshellplc.com/2010/11/06/royal-dutch-shell-nazi-secrets-part-8-nazi-connections/

Auszug aus Engdahl »Das Projekt Hitler« (ein paar interessante Einblicke)
http://www.scribd.com/doc/56487520/31/Das-%C2%BBProjekt-Hitler%C2%AB

nethead
21.03.2012, 13:05
Ihr kommt etwas sehr weit vom Thema ab.....

RUMPEL
21.03.2012, 17:20
Kann einfach erklärt werden:



Nichts ist unklar:

http://bks4.books.google.de/books?id=xRpNAAAAIAAJ&printsec=frontcover&img=1&zoom=1

1933 Zischka, Anton E.: La guerre secrète pour le Pétrole (Payot, Paris 1933)
Weitere Informationen :
http://books.google.de/books/about/La_guerre_secr%C3%A8te_pour_le_p%C3%A9trole.html?i d=xRpNAAAAIAAJ&redir_esc=y

http://bks1.books.google.de/books?id=-S7xAAAAMAAJ&printsec=frontcover&img=1&zoom=1

1934 Frank Cleary Hanighen, The secret war, The John Day company, 1934
Weitere Informationen:http://books.google.de/books/about/The_secret_war.html?id=-S7xAAAAMAAJ&redir_esc=y

1935 The Secret War for Oil, by F. C. Hanighen and A. Zischka, 1935. This book was published by Geo. Routledge & Sons but withdrawn from circulation about one week later.

http://iamthewitness.com/books/Arnold.Leese/Gentile.Folly_The.Rothschilds/0C.Works.frequently.referred.to.in.the.text.htm

http://catalogue.nla.gov.au/Record/4690392

http://trove.nla.gov.au/ndp/del/article/17143629


http://www.physicsforums.com/showthread.php?t=310035

Hier auch und noch mehr erwähnt (!):
http://royaldutchshellplc.com/2010/11/06/royal-dutch-shell-nazi-secrets-part-8-nazi-connections/

Auszug aus Engdahl »Das Projekt Hitler« (ein paar interessante Einblicke)
http://www.scribd.com/doc/56487520/31/Das-%C2%BBProjekt-Hitler%C2%AB

Danke, Nereus. Das macht die Sache deutlicher. Ich hatte seinerzeit eher den Eindruck, dass Zischka bei Hanighen abgeschrieben hat. Nun schauts so aus, als ist es umgekehrt. Vielleicht hat NETHEAD recht. Wir sollten das Thema "Ölkrieg" nicht weiter in diesem Strang behandeln.

RUMPEL
21.03.2012, 17:25
Ihr kommt etwas sehr weit vom Thema ab.....

Ja. Du hast Recht. Man solte vielleicht einen eigenen Strang einrichten, falls Interesse besteht.

Nereus
22.03.2012, 05:13
Danke, Nereus. Das macht die Sache deutlicher. Ich hatte seinerzeit eher den Eindruck, dass Zischka bei Hanighen abgeschrieben hat. Nun schauts so aus, als ist es umgekehrt. Vielleicht hat NETHEAD recht. Wir sollten das Thema "Ölkrieg" nicht weiter in diesem Strang behandeln.

Um vorerst Zischka abzuschließen noch ein paar Hinweise:

Zischka war ab 1930 in Paris Zeitschriftenkorrespondent für diverse europäische sowie amerikanische Zeitungen und berichtete aus nahezu allen Kontinenten. Nach dem Erfolg seines ersten Buches „Le Monde en Folie“ von 1933 blieb Zischka fortan freier Schriftsteller und lebte mit seiner aus den Niederlanden stammenden Frau ab 1935 bis zu seinem Tode 1997 auf seiner Finca in Cala San Vicente auf Mallorca.
http://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Zischka

Daher entstand auch Zischkas erstes Ölbuch 1933 als »La guerre secrète pour le Pétrole« bei Payot in Paris. Angeregt wurde Zischka dazu durch Louis Fishers "Oil Imperialism", New York 1926 (aus einem Moskauer Verlag, 1927 auch im „Neuen Deutschen Verlag“ Berlin erschienen) und Ludwell Dennys „We fight for Oil“, New York 1928 (1930 als „Oelquellen / Kriegsquellen“ in Zürich und Leipzig veröffentlicht).

1934
erschien Zischkas französisches Ölbuch als „Der Kampf um die Weltmacht Öl“ im Leipziger Wilhelm Goldmann Verlag.

1935
erschien Zischkas erfolgreiches, französisches Ölbuch mit Hanightens Erweiterung auch in London als The Secret War for Oil, by ]F. C. Hanighen and A. Zischka, 1935.
Bibliographischer Vermerk: This book was published by Geo. Routledge & Sons but withdrawn from circulation about one week later.
Das Buch wurde also 1935, eine Woche nach Veröffentlichung in London, wieder eingezogen. Möglicherweise geschah das auf Druck der Shell-Organisation in England.

1935
hat Jesco von Puttkamer im Literaturverzeichnis von „Erdöl – Geld und Blut“ nur Zischka von 1933 angeführt.

1936
erschien die italienische Übersetzung des französischen Zischka-Buches in Mailand mit ähnlichem Titel „La guerra segreta per il petrolio“.

1937
nennt auch L. Nauwelaerts „Petroleum- Macht der Erde“, die Übersetzung des holländischen Buches von 1936 im Leipziger Paul List-Verlag, nur Zischka von 1933 als Literaturangabe.

Erst ab Dezember 1939 kommt Zischkas Ölbuch unter dem neuen Titel „Ölkrieg“ (und verändertem Text?) bei Goldmann, Leipzig, in acht Ausgaben bis 1944 heraus.

Was war geschehen mit Zischkas Ölbüchern zwischen 1934 und 1936?

In einer „Ölkrieg“-Ausgabe von 1941 fand ich einen handgeschriebenen Zettel mit der Aufklärung:

Die großen Ölgesellschaften wie Shell / Rockefeller – Standard Oel of New Jersy setzten A. Zischka unter Druck (Mordandrohung) weil er über ihre Praktiken in Wirtschaft und Politik schrieb. Sie „kauften“ ihm die Lizenz des Ölbuches 1937 ab. A. Zischka dagegen änderte den Titel des Buches und veröffentlichte das Buch trotzdem.
*****
Um nun die zweifelnd gestellte Frage „War die Ruestung Deutschlands 1939 auf einen Angriffskrieg ausgelegt?“, unbeeinflußt von NS- oder Nachkriegspropaganda verschiedener politischer Lager, beantworten zu können, müssen zuerst Begriffe richtig gestellt werden.
Schulze-Ronhoff spricht, gemäß Fragesteller nethard, von einer „deutschen Armee im Jahre 1939“, die in keinster Weise für einen Angriffskrieg ausgelegt war und nethead selber interessiert sich mit seiner Fragestellung für andere, unabhängige Analysen über den Aufbau und die Eignung der "deutschen Armee" für einen Angriffskrieg. Nethard meint vermutlich auch das Jahr 1939.

Dazu:
1. Die deutsche Armee war das 100.000 Mannheer der Reichswehr, die nach dem Versailler-Vertrag mit Rüstungsverboten und alliierten Kontrollen auf Heimwehraufgaben beschränkt war. Diese deutsche Armee war daher auf keinen Angriffskrieg ausgelegt. Sie gab es aber 1939 auch nicht mehr.

2. Die Haushofer-Göring–Hitler-Gruppe war 1933 durch internationale wirtschaftliche Interessengruppen mit Intrigen, psychologischen Angstkampagnen, Gewaltakten und Terrorausübung an die Macht gebracht worden. (Reichstagsbrand, Beschwörung einer Kommunistengefahr, Verhaftung politischer Gegner, Einschüchterung des Bürgertums, Ermächtigungsgesetz, Liquidierung national-sozialistischer Basisgruppen (SA), Errichtung einer Hitlerdiktatur und eines autoritären Staates. Unter Verletzung des Versailler Vertrages und mit Duldung der aliierten Kontrollinspektoren, wurde ab 1935 die allgemeine Wehrpflicht eingeführt und eine Wiederaufrüstung betrieben. 1937 erklärte Hitler den Anführern der einzelnen Wehrmachtsteile und der Diplomatie seine Angriffsziele und Eroberungspläne, worauf die alte Reichswehrführung (Blomberg, Fritsch, Beck) und Außenminister Neurath ihre Gefolgschaft verweigerten. Sie wurden vermittels bösartiger Intrigen der Göring-Polizei abgesetzt und durch Hitlerleute ersetzt. Seit dieser Zeit kann nur noch von einer Hitler-Armee gesprochen werden. Diese Hitlerarmee wurde nun planmäßig für einen Angriffskrieg aufgebaut und ausgerüstet.

3. Schon lange vor 1933 hatten Ludendorff, Niekisch und Lehmann-Rußbüldt vor Hitler gewarnt, der, wie Mussolini in Italien, einen autoritären faschistischen Staat mit Kriegsabsichten aufbauen wolle für die Finanzinteressen „überstaatlicher Mächte“ (General Ludendorff „Weltkrieg droht auf Deutschem Boden“, 1930)

Die Frage muß also richtig lauten:
„War die Ruestung der Hitler-Armee 1939 auf einen Angriffskrieg ausgelegt?

Diese Frage kann eindeutig mit JA beantwortet werden.
Unabhängig von der Propaganda-These, daß die Hitlerarmee mit ihrem Angriff nur einer sowjetischen atheistischen Gefahr und einem Angriff auf das christliche Europa zuvor gekommen sei, sind die Tatsachen eindeutug: In einem halbjährigen Blitzkrieg gelang es den Hitlerarmeen in fast 15 großen Kesselschlachten die Rote Armee bis zur Linie Krim-Ladogasee fast vollständig zu vernichten. Das angebliche Kriegsziel, die Erdölfelder von Grozny und Baku am Kaukasus in Besitz zu nehmen und für die Ölversorgung Europas sicher zu stellen, wurde aber nie erreicht. War das vielleicht so auch geplant gewesen?

Sollten die Hitlerarmeen nur Stalin ins Bein beißen, damit dieser in seiner Not die Militärhilfen des „Arsenals der Demokratie“ annimmt , sich mit dem verteufelten „Imperialismus“ aussöhnt und dankbar wieder in die Weltwirtschaft zurückkehrt, wie es der Londoner Wirtschaftswissenschaftler Sir Paish 1927 gefordert hatte?

Diese These könnte zutreffen. Denn für die Kampfhundrolle waren die Hitlerarmeen ausgerüstet, aber nicht für eine Eroberung und Beherrschung Rußlands. Den Preis aber muß das mißbrauchte Deutsche Volk bis heute zahlen.

So gesehen, wäre es schon wichtig zu wissen, was Zischka in seinem ersten Ölbuch geschrieben hatte und es daher offenbar von Londoner Ölgewaltigen verboten wurde. Kannte er die Kriegsmacher des Zweiten Weltkrieges aus der Ölfinanz, weswegen auch die britischen Akten über diese Zeit für die Historiker so lange gesperrt sind?

cruncher
22.03.2012, 07:27
Stell das mal kommentarlos ein.



"Informationszeitalter ohne Informationssicherheit
von Jochen Steffens

Ich möchte noch einen Nachtrag zu dem Steffens Daily von gestern hinzufügen: Ich schreibe seit knapp 11 Jahren tägliche Börsennewsletter und recherchiere seit 1997/8 regelmäßig im Internet. In den vergangenen Jahren und vor allem in 2011 fiel mir immer mehr auf, dass die Qualität der Nachrichten rapide (!) sinkt. Zum Teil sind die Meldungen schlecht recherchiert. Immer häufiger tauchen aber auch in schlichten Info-Nachrichten subjektive Meinungen auf. Dort haben sie nach der klassischen Lehre des Journalismus nichts zu suchen. Meinungen sollten den Kommentatoren überlassen werden. Immer häufiger schreiben aber auch Autoren mit allenfalls laienhaften Kenntnissen über komplexe Themen. Auch das ist ein Auswuchs der Internets. Manchmal bin ich wirklich fassungslos, was für ein hanebüchener und sehr schnell widerlegbarer Unsinn selbst auf seriösen Seiten veröffentlicht wird.
Fehler und Unsinn

Es geht mir bei dieser Kritik nicht darum, dass Fehler gemacht werden. Jeder macht Fehler und gerade im Bereich Börse, wo es um Schnelligkeit geht, ist es so einfach auf falsche Nachrichten hereinzufallen. Das ist mir auch schon passiert, keine Frage. Zudem muss man als Journalist oft über Themen schreiben, mit denen man gerade neu konfrontiert wird (speziell an den Börsen). Und auch so entstehen Fehler. Nein, mir geht es vielmehr darum, dass die Qualität aller Nachrichten und Informationen im Internet - aber auch in anderen Medien insgesamt bedenklich abnimmt.
Information ohne Nutzen

Je tiefer Sie in eine Materie eindringen, desto augenfälliger wird, dass das Internet zwar ein neues Informationszeitalter eingeleitet hat, dieses Plus an Information aber auf Kosten der Qualität geht. Aber welchen Nutzen hat dann Information noch?

Seltsamerweise führt diese Entwicklung jedoch nicht dazu, dass sich die Internetnutzer im Gegenzug mehr um die Qualität ihrer eigenen Meinung kümmern und zum Beispiel intensiver recherchieren, ganz im Gegenteil: Eigentlich wird nahezu alles ziemlich unkritisch geglaubt, was auf irgendeiner x-beliebigen Internetseite steht. Es muss nur ins eigene Überzeugungs-Konzept passen."

RUMPEL
22.03.2012, 12:45
1. Die deutsche Armee war das 100.000 Mannheer der Reichswehr, die nach dem Versailler-Vertrag mit Rüstungsverboten und alliierten Kontrollen auf Heimwehraufgaben beschränkt war. Diese deutsche Armee war daher auf keinen Angriffskrieg ausgelegt. Sie gab es aber 1939 auch nicht mehr.

Das ist nur dann richtig, wenn man die deutsche "Zusammenarbeit" mit der SU nach 1919 total ignoriert. In Wahrheit aber war man im Verein mit Russland auch während der Weimarer Zeit recht aktiv (z.B. "Schwarze Reichswehr usw usw).


2. Die Haushofer-Göring–Hitler-Gruppe war 1933 durch internationale wirtschaftliche Interessengruppen mit Intrigen, psychologischen Angstkampagnen, Gewaltakten und Terrorausübung an die Macht gebracht worden. (Reichstagsbrand, Beschwörung einer Kommunistengefahr, Verhaftung politischer Gegner, Einschüchterung des Bürgertums, Ermächtigungsgesetz, Liquidierung national-sozialistischer Basisgruppen (SA), Errichtung einer Hitlerdiktatur und eines autoritären Staates. Unter Verletzung des Versailler Vertrages und mit Duldung der aliierten Kontrollinspektoren, wurde ab 1935 die allgemeine Wehrpflicht eingeführt und eine Wiederaufrüstung betrieben. 1937 erklärte Hitler den Anführern der einzelnen Wehrmachtsteile und der Diplomatie seine Angriffsziele und Eroberungspläne, worauf die alte Reichswehrführung (Blomberg, Fritsch, Beck) und Außenminister Neurath ihre Gefolgschaft verweigerten. Sie wurden vermittels bösartiger Intrigen der Göring-Polizei abgesetzt und durch Hitlerleute ersetzt. Seit dieser Zeit kann nur noch von einer Hitler-Armee gesprochen werden. Diese Hitlerarmee wurde nun planmäßig für einen Angriffskrieg aufgebaut und ausgerüstet.

Eine neue "Hossbach"-Diskussion willst Du jetzt nicht oder?

Es geht in "nethaed's" Strang nicht um einen Begriff wie Armee, Wehrmacht oder "Führer/Hitler"-Armee, sondern nur darum, ob die zur Verfügung stehenden militärischen Kräfte 1939 für einen Angriffskrieg gerüstet sind. Sie werden ja nicht grösser oder kleiner, wenn man die Begriffsbezeichnung verändert.


Diese Frage kann eindeutig mit JA beantwortet werden.
Unabhängig von der Propaganda-These, daß die Hitlerarmee mit ihrem Angriff nur einer sowjetischen atheistischen Gefahr und einem Angriff auf das christliche Europa zuvor gekommen sei, sind die Tatsachen eindeutug: In einem halbjährigen Blitzkrieg gelang es den Hitlerarmeen in fast 15 großen Kesselschlachten die Rote Armee bis zur Linie Krim-Ladogasee fast vollständig zu vernichten. Das angebliche Kriegsziel, die Erdölfelder von Grozny und Baku am Kaukasus in Besitz zu nehmen und für die Ölversorgung Europas sicher zu stellen, wurde aber nie erreicht. War das vielleicht so auch geplant gewesen?

Jetzt springst Du in der Argumentation gleich von 1939 zu 1941. In den 2 Jahren hatte sich natürlich einiges geändert. Jetzt konnte nicht mehr gerüstet werden, sondern es musste weiter gerüstet werden. Man war ja bereits mitten in einem Krieg, den Hitler, seinen Worten nach, nicht gewollte hatte.

Aber das war nicht die Frage "netheads".

Ob "es so geplant war" - von den Ölfritzen meinst Du? - ist schwer zu sagen. Wenn, dann dürfte dies ein weiterer Hinweis sein auf ein geheimes Abkommen der West-Alliierten mit Stalin. Vieles deutet darauf hin.


Sollten die Hitlerarmeen nur Stalin ins Bein beißen, damit dieser in seiner Not die Militärhilfen des „Arsenals der Demokratie“ annimmt , sich mit dem verteufelten „Imperialismus“ aussöhnt und dankbar wieder in die Weltwirtschaft zurückkehrt, wie es der Londoner Wirtschaftswissenschaftler Sir Paish 1927 gefordert hatte?

Vielleicht. Wenn das so geplant war, dann sicher nicht, um die SU und Stalin wieder in die Weltwirtschaft zurück zu holen, sondern, wie ich an anderer Stelle Sterling zitiere, die beiden Festlands-Riesen Deutschland und Russland in einem Krieg verbluten zu lassen.

Was Sir George Paish 1927 forderte, spielte 1939 keine Rolle mehr. Russland in den Kreis der Weltwirtschaft zurück zu holen, dazu brauchte es keinen Krieg. Man muss bei Sir Paish ohnehin Obacht geben, was er schreibt und sagt. Er war ja nicht nur Wirtschaftswissenschaftler, sondern spielte in der Britischen Regierung unter dem damaligen Schatzkanzler David Lloyd George keine gerade unbedeutende Rolle im "British Treasury". Er war sicher ein Mann der City, und nicht zuletzt ihm verdanken wir durch Dokumente, die Mitte der 90er Jahre bekannt wurden, Hinweise darauf, dass GB lange vor dem Beginn des 1. WK praktisch pleite war. (Paish, Sir George: Memorandum on British Gold Reserves sent to Chancellor Jan 1914. Treasury, Files of British Publ Record Ofcice, T 171 53, zit bei F.W. Engdahl "Mit der Ölwaffe zur Weltmacht")

Nereus
22.03.2012, 23:55
...Eine neue "Hossbach"-Diskussion willst Du jetzt nicht oder?

Da ich erst kurz hier mitlese und schreibe, bitte ich Dich mir zu sagen in welchem Strang und zu welcher Zeit qualifiziert über Hossbach diskutiert wurde.

Paish: Ich bin dem Engdahl dankbar, daß er den Namen Paish überhaupt erwähnt. Aber seine Studie "The Road to prosperity" von 1927 (Deutsch: "Der Weg zur wirtschaftlichen Gesundung der Welt", Verlag von Reimar Hobbing, Berlin SW 61, mit einem Vorwort von Reichsbankpräsident Dr. Hjalmar Schacht), war ihm offenbar nicht bekannt. Dieses Manifest wurde auf Initiative und in Zusammenarbeit mit Montagu Collet Norman, Gouverneur der Bank von England, Lionel N. de Rothschild in Firma N.N, Rothschild & Söhne, sowie den Präsidenten der Big fife Banken von London erstellt, also dem Generalstab der Weltwirtschaft. Die führenden Bankiers, Industriellen und Kaufleute aus 16 Staaten schlossen sich mit ihrer Unterschrift dem Gesagten an. Als Problem wurde der Ausstieg der Sowjetunion aus der Weltwirtschaft und dem internationalen Finanzwesen benannt und die Nationalisierung der Vermögen ausländischer Investoren angeprangert. Damit waren unausgesprochen die Konzessionen und Ölfelder Nobels und Nachfolger Rockefellers Standard Oil, Rothschilds Ölfelder und Goldminen, Samuels Shell und Deterdings Royal-Dutsh Ölinterssen gemeint. Es mußte also eine Lösung gefunden werden, die den alten Zustand wieder herstellt oder die zumindestens eine Politik der "Offenen Tür" für den Welthandel schafft. Diese Lösung fand Schacht 1932. Daher war 1939 der deutsche "Gerichtsvollzieher" der Weltwirtschaft auch gerüstet, um ab 1941 mit der "Zwangsvollstreckung" beginnen zu können und den widerspenstigen Schuldner zum Offenbarungseid zu zwingen.
Um das verstehen zu können, werde ich mal ein paar Paish-Texte einscannen.

Lichtblau
23.03.2012, 00:26
Meine Theorie hat mit dem Emerging dieser Wörter zu tun:


http://books.google.com/ngrams/chart?content=Absatzmarkt&corpus=8&smoothing=3&year_start=1890&year_end=1995

http://books.google.com/ngrams/chart?content=Autarkie&corpus=8&smoothing=3&year_start=1890&year_end=1995

http://books.google.com/ngrams/chart?content=Großraumwirtschaft&corpus=8&smoothing=3&year_start=1890&year_end=1995

http://books.google.com/ngrams/chart?content=Handelsbilanz&corpus=8&smoothing=3&year_start=1890&year_end=1995

http://books.google.com/ngrams/chart?content=Konkurrenzfähigkeit&corpus=8&smoothing=3&year_start=1890&year_end=1995

http://books.google.com/ngrams/chart?content=Rohstofflage&corpus=8&smoothing=3&year_start=1890&year_end=1995

http://books.google.com/ngrams/chart?content=Devisenbewirtschaftung&corpus=8&smoothing=3&year_start=1890&year_end=1995

http://books.google.com/ngrams/chart?content=Gestehungskosten&corpus=8&smoothing=3&year_start=1890&year_end=1995

Lobo
23.03.2012, 18:12
Spiegel-TV Doku
http://www.youtube.com/watch?v=uVcXEVM6z6Y

ca. ab Minute 8
"Seltsamerweise steht in fast keinem Geschichtsbuch, daß die Wehrmacht am Ende des Polenfeldzugs,
vor einem logistischen Kollaps stand. Es gab keine Munition mehr......"
"Die Wehrmacht war nicht einmal gedanklich auf einen Krieg mit den Westmächten vorbereitet"

VOX ist offensichtlich ein Revisionistensender. :P

Lobo
23.03.2012, 19:00
Ab Minute 2

Belgien hatte schon vor dem deutschen Einmarsch ein Abkommen mit Frankreich, damit sich die Franzmänner ungehindert in Belgien aufstellen konnten im Fall des Falles.

http://www.youtube.com/watch?v=cbNCO5ImoDA&feature=autoplay&list=PL95D518D545D35846&lf=plpp_video&playnext=2

Sehr neutral. :rofl:

Nereus
23.03.2012, 19:28
Das ist nur dann richtig, wenn man die deutsche "Zusammenarbeit" mit der SU nach 1919 total ignoriert. In Wahrheit aber war man im Verein mit Russland auch während der Weimarer Zeit recht aktiv (z.B. "Schwarze Reichswehr usw usw).

Ist mir bekannt. Die „Schwarze Reichswehr“ war aber geheim und gegen die Westmächte und Versailles-Diktatoren abgeschirmt. Daher gab es unter den Reichswehrgeneralen teilweise eine Ostorientierung. Diese wollten auch keinen Krieg mit Rußland.
Immerhin hatte ihr Vorbild, der preußisch-protestantische General Ludendorff von der obersten Heeresleitung, aus strategischen Gründen Lenin gegen die Kriegspartei in Rußland – den britischen Botschafter in Petersburg Buchanan, die Kadettenpartei, die Wirtschaftsliberalen um Fürst Lwow, den deutschfeindlichen Bankier Miljukow und den sozialistischen Advokaten Kerensky – installieren lassen, um mit diesem friedensbereiten Mehrheitssozialdemokraten die Ostfront aufzulösen vor Kriegseintritt Amerikas an der Westfront.
„Durch die Entsendung Lenins nach Rußland (im plombierten Wagon aus der Schweiz) hatte unsere Regierung auch eine besondere Verantwortung auf sich genommen. Militärisch war die Reise gerechtfertigt, Rußland mußte fallen. Unsere Regierung aber hatte darauf zu achten, daß nicht auch wir fielen. Die Vorgänge in Rußland ließen kein Gefühl voller Genugtuung in mir aufsteigen. Sie erleichterten unsere Kriegslage entscheidend, aber es blieb doch auch viel Gefahr zurück. Schon im Laufe des Sommers hatte ich die Waffenstillstandsbedingungen mit Rußland entworfen.“ Ludendorff, „Meine Kriegserinnerungen 1914-1918“, Mittler und Sohn, Berlin 1919, S. 407 f.


Eine neue "Hossbach"-Diskussion willst Du jetzt nicht oder?

F. Hossbach, „Zwischen Wehrmacht und Hitler - 1934 - 1938“, Hannover, Wolfenbütteler Verlagsanstalt, 1949

http://img.zvab.com/member/41464k/7029720.jpg

Keine Disskussion, nur eine schonungslose Aufklärung historischer Tatsachen. Alle zweifelnden Fragen der Rechtsanwälte und alle verharmlosenden Aussagen der angeklagten Mitmacher sind mir aus dem IMT-Prozeß bekannt. Für mich sind die Reichswehrgenerale des preußisch-deutschen Heeres, die am 5.11.1937 dem Hitler mit seinen „Raumerweiterungsplänen“ die Gefolgschaft versagten und abgesetzt wurden, Ehrenmänner. Nur unter deren Führung existierte für mich eine „deutsche Armee“.

Die nachfolgenden Armeebefehlshaber Hitler, Göring und Jodl waren eine bayerisch-österreichische Weltanschauungsclique, die gemäß dem Reichskonkordat mit Rom vermutlich „den Antichristen in Moskau“ bekämpfen sollten. Diese Hitler-Armee und ihre Anführer und „Mutter-Gottes-Generale“ sind für mich nicht verehrungswürdig und als „deutsche Armee“ zu bezeichnen. Daher werde ich auch deren Taten nicht verteidigen.


Es geht in "nethaed's" Strang nicht um einen Begriff wie Armee, Wehrmacht oder "Führer/Hitler"-Armee, sondern nur darum, ob die zur Verfügung stehenden militärischen Kräfte 1939 für einen Angriffskrieg gerüstet sind. Sie werden ja nicht grösser oder kleiner, wenn man die Begriffsbezeichnung verändert.

Natürlich war die Hitler-Armee für Hitlers Kreuzzug ausreichend gerüstet.
Sind die Stärken für den Polendurchmarsch von den Fachleuten hier noch nicht aufgelistet worden?

Ich trage nach:
1. September 1939: Beginn des Angriffs gegen Polen (ohne Kriegserklärung)
Kräfte:
Hitler-Armee------------------------Polen
Inf. Div. 39 + 7 (nachgeführt)........38
Mot. Div. 4 2/3.............................11 Kav. Brig.
Le. Div. 4......................................2 mot. Brig.
Pz. Div. 6 + 1...............................45 Grenzschutzbat.
Pz. Kpfw. 3200.............................(ca. 600)
Bombenflgz. 1020........................146
Jäger 676....................................315
Aufklärer 309...............................325
Andere 981...................................56
Linien Schiffe 2.............................—
Zerstörer --...................................4
U-Boote 7......................................5
Kl. Minen/Kanonenboote --..............8
Torp. Boote --................................2

(Quelle: H.-A. Jacobsen, 1939-1945 Der zweite Weltkrieg in Chronik und Dokumenten, Wehr und Wissen, Darmstadt 1959)

Systemhandbuch
24.03.2012, 20:10
"Die Wehrmacht war nicht einmal gedanklich auf einen Krieg mit den Westmächten vorbereitet"
VOX ist offensichtlich ein Revisionistensender. :P

Welteroberungspläne sehen irgendwie anders aus:

http://i51.tinypic.com/2uyn5mt.jpg

Aber selbst auf diesem witzigen Bildchen schön zu sehen, dass die Wehrmacht eben nicht durch den Arc de Triomphe einmarschiert !

RUMPEL
24.03.2012, 22:44
Ist mir bekannt. Die „Schwarze Reichswehr“ war aber geheim und gegen die Westmächte und Versailles-Diktatoren abgeschirmt. Daher gab es unter den Reichswehrgeneralen teilweise eine Ostorientierung. Diese wollten auch keinen Krieg mit Rußland.
Immerhin hatte ihr Vorbild, der preußisch-protestantische General Ludendorff von der obersten Heeresleitung, aus strategischen Gründen Lenin gegen die Kriegspartei in Rußland – den britischen Botschafter in Petersburg Buchanan, die Kadettenpartei, die Wirtschaftsliberalen um Fürst Lwow, den deutschfeindlichen Bankier Miljukow und den sozialistischen Advokaten Kerensky – installieren lassen, um mit diesem friedensbereiten Mehrheitssozialdemokraten die Ostfront aufzulösen vor Kriegseintritt Amerikas an der Westfront. Ludendorff, „Meine Kriegserinnerungen 1914-1918“, Mittler und Sohn, Berlin 1919, S. 407 f.



F. Hossbach, „Zwischen Wehrmacht und Hitler - 1934 - 1938“, Hannover, Wolfenbütteler Verlagsanstalt, 1949

http://img.zvab.com/member/41464k/7029720.jpg

Keine Disskussion, nur eine schonungslose Aufklärung historischer Tatsachen. Alle zweifelnden Fragen der Rechtsanwälte und alle verharmlosenden Aussagen der angeklagten Mitmacher sind mir aus dem IMT-Prozeß bekannt. Für mich sind die Reichswehrgenerale des preußisch-deutschen Heeres, die am 5.11.1937 dem Hitler mit seinen „Raumerweiterungsplänen“ die Gefolgschaft versagten und abgesetzt wurden, Ehrenmänner. Nur unter deren Führung existierte für mich eine „deutsche Armee“.

Die nachfolgenden Armeebefehlshaber Hitler, Göring und Jodl waren eine bayerisch-österreichische Weltanschauungsclique, die gemäß dem Reichskonkordat mit Rom vermutlich „den Antichristen in Moskau“ bekämpfen sollten. Diese Hitler-Armee und ihre Anführer und „Mutter-Gottes-Generale“ sind für mich nicht verehrungswürdig und als „deutsche Armee“ zu bezeichnen. Daher werde ich auch deren Taten nicht verteidigen.



Natürlich war die Hitler-Armee für Hitlers Kreuzzug ausreichend gerüstet.
Sind die Stärken für den Polendurchmarsch von den Fachleuten hier noch nicht aufgelistet worden?

Ich trage nach:
1. September 1939: Beginn des Angriffs gegen Polen (ohne Kriegserklärung)
Kräfte:
Hitler-Armee------------------------Polen
Inf. Div. 39 + 7 (nachgeführt)........38
Mot. Div. 4 2/3.............................11 Kav. Brig.
Le. Div. 4......................................2 mot. Brig.
Pz. Div. 6 + 1...............................45 Grenzschutzbat.
Pz. Kpfw. 3200.............................(ca. 600)
Bombenflgz. 1020........................146
Jäger 676....................................315
Aufklärer 309...............................325
Andere 981...................................56
Linien Schiffe 2.............................—
Zerstörer --...................................4
U-Boote 7......................................5
Kl. Minen/Kanonenboote --..............8
Torp. Boote --................................2

(Quelle: H.-A. Jacobsen, 1939-1945 Der zweite Weltkrieg in Chronik und Dokumenten, Wehr und Wissen, Darmstadt 1959)

Die "Ostorientierung" hatte bereits im alten Preussen Tradition. Selbst 1941 wollte im Grunde keiner der Generäle einen Krieg mit Russland, auch Hitler nicht. Er war sich aber sicher, dass er ihn führen musste. Persönlich gehts mir gar nicht darum, irgendwelche Taten zu verteidigen. Ich lege Wert auf das Offenlegen der historischen Wahrheit.

Hossbach's Buch von 1949 ist ja bekannt, beweisen tut es eben nichts. Er, Hossbach, gehörte zur Gruppe der sogenannten Widerständler. In fast allen Foren ist über das Hossbach-"Protokoll" geschrieben worden. Dazu muss man nichts mehr sagen.


Natürlich war die Hitler-Armee für Hitlers Kreuzzug ausreichend gerüstet.
Sind die Stärken für den Polendurchmarsch von den Fachleuten hier noch nicht aufgelistet worden

Ich habe zuvor hier bereits geschrieben, dass die Rüstung für den Polenfeldzug reichte. Für die Kriegsausweitung, wie sie von Roosevelt und Churchill dann betrieben wurde, reichte es eben nicht. Das Ergebnis war dann entsprechend.

Mich würden die von Dir avisierten Paish-Texte sehr interessieren. Viel weiss ich nicht über den Mann, und seine Schriften und Arbeiten kenne ich nur teilweise dem Namen nach.

Lichtblau
24.03.2012, 22:49
Ich habe zuvor hier bereits geschrieben, dass die Rüstung für den Polenfeldzug reichte. Für die Kriegsausweitung, wie sie von Roosevelt und Churchill dann betrieben wurde, reichte es eben nicht. Das Ergebnis war dann entsprechend.

Deswegen gabs ja auch die Blitzkriegsstrategie:

http://books.google.com/ngrams/chart?content=Blitzkrieg&corpus=8&smoothing=3&year_start=1920&year_end=1960

http://books.google.com/ngrams/graph?content=Blitzkrieg&year_start=1920&year_end=1960&corpus=8&smoothing=3

RUMPEL
24.03.2012, 23:25
Welteroberungspläne sehen irgendwie anders aus:

http://i51.tinypic.com/2uyn5mt.jpg

Aber selbst auf diesem witzigen Bildchen schön zu sehen, dass die Wehrmacht eben nicht durch den Arc de Triomphe einmarschiert !

Von der "Welteroberung" wird allenfalls noch im Deutschen Fernsehen schwadroniert. Von einem bestimmten Zeitpunkt an war Hitler nur noch ein Getriebener.

RUMPEL
24.03.2012, 23:27
Deswegen gabs ja auch die Blitzkriegsstrategie:

http://books.google.com/ngrams/chart?content=Blitzkrieg&corpus=8&smoothing=3&year_start=1920&year_end=1960

http://books.google.com/ngrams/graph?content=Blitzkrieg&year_start=1920&year_end=1960&corpus=8&smoothing=3

Ja. Der Not gehorchend.. sozusagen ^^

OneDownOne2Go
24.03.2012, 23:36
Ein Krieg will in jeder Hinsicht sorgsam vorbereitet werden.

Rüstungsindustrie muss aufgebaut, die Waffen entwickelt und in ausreichender Zahl hergestellt werden. Das Volk muss kriegsbereit gemacht sein, und vor allem die Jugend, die im Kriege sterben wird, muss von Sinn und Gerechtigkeit des Krieges überzeugt werden. Schließlich muss, kurz vor dem faktischen Ausbruch, die volle Kriegsbereitschaft eigentlich hergestellt sein, zumindest dann, wenn man als Angreifer auftritt oder zumindest aufzutreten gedenkt - mit welcher Legitimation auch immer.

Diese Kriegsbereitschaft lässt sich nicht ewig, nicht mal lange auf hohem Niveau aufrecht erhalten, ohne zunehmend Resourcen in die reine Erhaltung dieser Bereitschaft zu investieren, die dann für die faktische Rüstung fehlen. Ein Krieg muss also auf einen festgelegten Beginn, ein Jahr, eigentlich sogar einen Monat hin geplant werden.

Diese generalstäblichen Binsenweisheiten waren auch der deutschen Führung natürlich bekannt. Betrachtet man sich den Stand vor allem der Marine-Rüstung Deutschlands zum Kriegsausbruch - aber ebenso gut auch der Infanterie, die nur partiell motorisiert, sonst oft noch beritten und gar nicht "blitzkriegs-tauglich" war - so kann man klar erkennen, dass dieser Zeitpunkt im Herbst 1939 eigentlich noch nicht gekommen war. Allerdings spielen nicht nur wirtschaftliche und strategische Entwicklungen eine Rolle, auch die politische "Großwetterlage" muss dem Plan entsprechend gestaltet werden, soweit dies irgendwie möglich ist.

Es ist bekannt, dass Hitler in der Vorstellung lebte, sich beeilen zu müssen, keine Zeit zu haben. Vielleicht hat er deswegen den Krieg zu einem Moment forciert - oder riskiert, wenn man annimmt, dass er wirklich nicht mit einem entschiedenen Eintreten Frankreichs und Englands für Polen glaubte - zu dem die deutsche Rüstung vielleicht bereit für einen Krieg gegen Polen, nicht jedoch für einen Weltkrieg war.

Nereus
25.03.2012, 04:08
....Mich würden die von Dir avisierten Paish-Texte sehr interessieren. Viel weiss ich nicht über den Mann, und seine Schriften und Arbeiten kenne ich nur teilweise dem Namen nach.

Es geht los:
Über Paishs Wirken: hier eine englische Diplomarbeit von 2011:

SIR GEORGE PAISH: AMBASSADOR OF FREE TRADE

mit dem Kapitel:
Proposal for Free Trade as Crisis Prevention (1925-1927) S. 74
Die Initiatorengruppe und die Entstehungsgeschichte der Denkschrift.

http://digitalcommons.liberty.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1196&context=masters&sei-redir=1&referer=http%3A%2F%2Fwww.google.de%2Furl%3Fsa%3Dt% 26rct%3Dj%26q%3Dgeorge%2520paish%26source%3Dweb%26 cd%3D3%26sqi%3D2%26ved%3D0CDgQFjAC%26url%3Dhttp%25 3A%252F%252Fdigitalcommons.liberty.edu%252Fcgi%252 Fviewcontent.cgi%253Farticle%253D1196%2526context% 253Dmasters%26ei%3D5IdrT5CxF8vDswaVrMSEAg%26usg%3D AFQjCNGfu2aBRIUXuVu7RaiKy4put7XXFQ#search=%22georg e%20paish%22

Eine deutsche Rezension (pdf)
http://opus.kobv.de/fes/volltexte/2007/637/

Der Zeitungsartikel
http://opus.kobv.de/fes/volltexte/2007/637/pdf/aarb00662.pdf

Die amerikanische Ausgabe (Volltext),
Über Universität Miami
http://www.lib.muohio.edu/multifacet/record/mu3ugb1987527

oder direkt
http://hdl.handle.net/2027/mdp.39015022409190

Inhaltsverzeichnis:
http://hdl.handle.net/2027/mdp.39015022409190?urlappend=%3Bseq=49

Inhaltsverzeichnis, Seite 2 (Stimmt mit deuschem Inhaltsverzeichnis überein)
http://hdl.handle.net/2027/mdp.39015022409190?urlappend=%3Bseq=50

Unterstützerliste ab S. 161.


Vorwort zur deutschen Ausgabe.
In viel höherem Maße als vor dem Kriege sind die einzelnen Nationen in ihren wirtschaftlichen Interessen und in ihrem Gedeihen aufeinander angewiesen. Alle wirtschaftlichen Hemmungen und Störungen, von denen ein Land heimgesucht wird, müssen auf die weltwirtschaftlich verflochtenen übrigen Länder und auf den Gesamtorganismus der Weltwirtschaft auf das nachteiligste zurückwirken, um so mehr, als die im Weltkriege geschlagenen Wunden noch keineswegs geheilt und die Widerstandsfähigkeit und die eigenen Kräfte der einzelnen Volkswirtschaften teilweise noch sehr geschwächt sind. Gegenseitige Ergänzung und Hilfe tun mehr denn je not.
Wenn der Verfasser davon ausgeht, daß der Friede wiederhergestellt und damit die Grundlage für den Wiederaufbau des Wohlstandes Europas gegeben sei, so ist das nur rein äußerlich zu verstehen, denn von einem wirklichen Frieden sind wir noch weit entfernt. In der Wirkung dauert der Krieg noch immer an; er wird nur mit anderen Mitteln geführt. Solange aber wahrer Friedensgeist noch nicht die neuen internationalen Beziehungen durchdrungen hat und die Handlungen aller maßgebenden Politiker leitet, solange er nur als Propagandaphrase ausgebeutet wird, solange muß jede Wiederaufbauarbeit gelähmt bleiben. Die Politik der Welt wird leider nach wie vor bei allem guten Willen einzelner Persönlichkeiten vorwiegend von den Militärpolitikern bestimmt. Um so erwünschter und notwendiger ist die Ver breitung und die ernsthafte Lektüre eines Buches wie das vorliegende von Sir George Paish, weil hier mit wirklich mannhafter Offenheit die Gefahr der Lage aufgezeigt wird.

Alle Länder, so urteilt Paish, Gläubiger sowohl wie Schuldner, leiden unter der falschen Einstellung der Weltpolitik: Die Vereinigten Staaten von Amerika als Gläubiger erwerben ausländische Schuldtitel, da sie Waren nicht nehmen wollen; doch werden sie dabei eine Grenze erreichen, über die hinaus der Kredit aufhört und ihre Schuldner nichts mehr von ihnen kaufen können. Die Schuldnerländer müssen einen steigenden Teil ihres Realeinkommens in den Dienst der Schuldentilgung stellen, so daß schließlich keine Kaufkraft mehr für den Import übrig bleibt. So wird die Entwicklung dazu zwingen, daß eine militärisch nationalistische Politik, wie sie Frankreich noch treibt, oder Maßnahmen, wie sie in Italien großartige Anfangserfolge erzielt haben, durch auf die Dauer berechnete wirtschaftliche Maßnahmen ersetzt werden. Rußland könnte, wenn es wollte, dank seinen unerschöpflichen eigenen natürlichen Hilfsquellen am leichtesten seine Wirtschaft wieder aufbauen. Schwieriger dürfte dies Deutschland fallen, da seine wirtschaftliche Struktur sich zu seinem Nachteil vollständig geändert hat. Vor dem Kriege hat es ergiebige ausländische Einnahmequellen besessen, die ihm die Bezahlung seiner lebensnotwendigen Einfuhr ermöglichten, während es jetzt nicht nur diese Einnahmen verloren, sondern außer den Lasten einer durch Gebietsverluste usw, verstärkt passiven Handelsbilanz auch noch die der Reparationen zu tragen hat. Die Unmöglichkeit, alle Verpflichtungen durch Ausfuhr zu begleichen, treibt es immer tiefer in die Verschuldung.

Paish zeigt uns mit erschreckender Klarheit, wie in allen Ländern noch Desorganisation herrscht und alle Versuche zur Besserung weniger mit wirtschaftlichen als mit politischen Widerständen zu kämpfen haben. Die Grundursache der ganzen Situation sieht er sehr richtig in der Tatsache, daß das meiste, was heute auf wirtschaftlichem Gebiet getan wird, durch militärische Motive beeinflußt wird und nicht dazu angetan ist, den Wohlstand zu heben, die Konsumkraft zu verbessern und die Produktion zu vergrößern. Die Folge sind neue Hemmungen und Störungen. Der Verfasser hält es für an der Zeit, die Streichung der internationalen Kriegsschulden überhaupt ins Auge zu fassen. Er bringt den Leser in überzeugender Weise zu dieser Erkenntnis.
Das Buch ist ein Weckruf und rüttelt das Weltgewissen auf, indem es die Frage aufwirft, ob die Welt aus der theoretischen Erkenntnis heraus zum praktischen Handeln schreiten wird. Werden wir noch einmal den krassen Versuch erleben müssen, in den internationalen Beziehungen der Völker die Machtauffassung siegreich werden zu lassen? Wir haben noch nicht die definitive Lösung des Dawesplanes und des internationalen Schuldenregulierungsproblems gefunden! Es geht nicht an, die Völker in würdige und unwürdige einzuteilen und dementsprechend zu behandeln, unproduktive Kriegsrüstungen unter Friedensbeteuerungen bis zumÜbermaB zu betreiben und ständig mit dem Säbel zu rasseln. Wirtschaftsfragen lassen sich nicht durch solche Mittel lösen. Paish sagt, im Frieden sei unser Nachbar unser Kunde und sein Wohlergehen unser Nutzen. Dieser Grundsatz hat sich bisher stets bewährt und gilt für die Völker mit dem gleichen Recht wie für den einzelnen. Nur wenn nach diesem Grundsatz an die Lösung der internationalen Nachkriegsprobleme herangetreten wird, darf man hoffen, vor allen Dingen auch die wichtige Frage der Schuldenregelung und in enger Verbindung damit des Warenaustausches befriedigend zu lösen.
Die Verblendung und Unkenntnis, welche zum Weltkrieg geführt haben, sollen nicht auch die Ursache werden, daß die Weltwirtschaft vollends zugrunde geht. Deshalb ist eine so autoritative Stimme zu begrüßen, welche vor den Gefahren und den unvermeidlichen Folgen der gegenwärtigen politischen Einstellung warnt. Ungewiß ist aber noch die Antwort auf die Frage: Werden die europäischen Nationen nicht nur die Einsicht, sondern auch den Mut und die Kraft aufbringen, sich dem militärpolitischen Geiste zu widersetzen und solchen Führern die Gefolgschaft zu versagen? Werden sie aus der Erkenntnis, daß sie wegen nationalistischer und militärischer Prestige-Fragen verkümmern, die Folgerung ziehen: „Wir machen nicht mehr mit, wir wollen leben"? Nur wenn das Paishsche Buch als ein solcher Weckruf seinen Widerhall in der Menschheit findet, werden wir Aussicht haben, die Krisis zu überwinden, und zum wahren Frieden kommen.
Dr. Hjalmar Schacht.

Das amerikanische Vorwort ist wesentlich umfangreicher.

nethead
27.03.2012, 05:10
Natürlich war die Hitler-Armee für Hitlers Kreuzzug ausreichend gerüstet.
Sind die Stärken für den Polendurchmarsch von den Fachleuten hier noch nicht aufgelistet worden?

Ich trage nach:
1. September 1939: Beginn des Angriffs gegen Polen (ohne Kriegserklärung)
Kräfte:
Hitler-Armee------------------------Polen
Inf. Div. 39 + 7 (nachgeführt)........38
Mot. Div. 4 2/3.............................11 Kav. Brig.
Le. Div. 4......................................2 mot. Brig.
Pz. Div. 6 + 1...............................45 Grenzschutzbat.
Pz. Kpfw. 3200.............................(ca. 600)
Bombenflgz. 1020........................146
Jäger 676....................................315
Aufklärer 309...............................325
Andere 981...................................56
Linien Schiffe 2.............................—
Zerstörer --...................................4
U-Boote 7......................................5
Kl. Minen/Kanonenboote --..............8
Torp. Boote --................................2


Du schon wieder.. Du must die Ruestungsdaten nicht nur mit der Polens vergleichen, sondern zumindest mit den Ruestungsdaten von Frankreich, England und Russland. Wer Welteroberungsplaene Hitlers vorraussetzt auch mit denen der USA.

Das die deutsche Ruestung in keiner Weise geeignet war den Krieg zu fuehren von dem behauptet wird das er von Deutschland geplant worden waere, ist nun in diesem Strang ausreichend und in epischer Breite belegt worden.

Eine alleinige Gegenueberstellung mit polnischen Daten ist sachlich voellig am Thema vorbei und zeugt entweder davon das du absichtlich ein falsches Bild herbeibeschwoeren moechtest oder von deiner sachlichen Inkompetenz.

RUMPEL
27.03.2012, 18:39
Spiegel-TV Doku
http://www.youtube.com/watch?v=uVcXEVM6z6Y

ca. ab Minute 8
"Seltsamerweise steht in fast keinem Geschichtsbuch, daß die Wehrmacht am Ende des Polenfeldzugs,
vor einem logistischen Kollaps stand. Es gab keine Munition mehr......"
"Die Wehrmacht war nicht einmal gedanklich auf einen Krieg mit den Westmächten vorbereitet"

VOX ist offensichtlich ein Revisionistensender. :P

Sie war natürlich nicht auf einen großen Krieg im Westen vorbereitet. Es hat seitens Hitler nie die Absicht bestanden, dort Krieg zu führen. Alle gegenteiligen Behauptungen sind blödes Gesabbel.

RUMPEL
27.03.2012, 19:05
Ab Minute 2

Belgien hatte schon vor dem deutschen Einmarsch ein Abkommen mit Frankreich, damit sich die Franzmänner ungehindert in Belgien aufstellen konnten im Fall des Falles.

http://www.youtube.com/watch?v=cbNCO5ImoDA&feature=autoplay&list=PL95D518D545D35846&lf=plpp_video&playnext=2

Sehr neutral. :rofl:

Es war für die kleinen Nationen wie Belgien, Niederlande u.a. sehr schwierig, sich dem Druck seitens England und USA zu entziehen, sich gegen eine von alliierter Seite geforderte Allianz gegen die "Achse des Bösen", also Deutschland, Italien und Japan, zu stellen.

Die gleiche Nummer wie Roosevelt und Chamberlain/Churchill zog vor einigen Jahren G.W. Bush gegen den Irak und gegen Afghanistan ab. Im Falle Iran und Syrien "möchte man schon gern wollen", nur "dürfen tut man sich noch nicht trauen".

Übrigens hat die Wehrmacht dann 1940 sowohl in den Niederlanden als auch in Belgien Dokumente sichergestellt, die gemeinsame Operationsplanungen mit F und GB beweisen. Wirst Du übrigens auch nie in den ARD-Betroffenheits-Klageliedern sehen oder hören.

RUMPEL
27.03.2012, 19:25
Du schon wieder.. Du must die Ruestungsdaten nicht nur mit der Polens vergleichen, sondern zumindest mit den Ruestungsdaten von Frankreich, England und Russland. Wer Welteroberungsplaene Hitlers vorraussetzt auch mit denen der USA.

Das die deutsche Ruestung in keiner Weise geeignet war den Krieg zu fuehren von dem behauptet wird das er von Deutschland geplant worden waere, ist nun in diesem Strang ausreichend und in epischer Breite belegt worden.

Eine alleinige Gegenueberstellung mit polnischen Daten ist sachlich voellig am Thema vorbei und zeugt entweder davon das du absichtlich ein falsches Bild herbeibeschwoeren moechtest oder von deiner sachlichen Inkompetenz.

Werfen wir einen Blick an die Westfront am 10. Mai 1940:

Französische Armee entlang der franz/dtsch Grenze und an der belgischen Grenze > 82 Divisionen
dazu aus dem britischen Expeditionskorps unter Lord Gort > 9 Divisionen
In Belgien selbst (gemeinsame Op-Pläne mit GB und F) > 16 Divisionen
In Holland (ebenfalls gemeinsam Pläne mit GB und F) > 9 Divisionen
Dazu in Frankreich noch polnische Kräfte > 1 Division
Das sind 117 feindliche Divisionen gegenüber 71 deutschen Divisionen
Dazu müssen noch auf feindlicher Seite gerechnet werden > 28 Reserve-Divisionen
Ausserdem natürlich noch das gesamte in England befindliche britische Heer sowie die an der franz-italienischen Grenze (noch wusste man ja nicht, ob Mossulini Frankreich angreifen würde) und in Nordafrika stehenden französischen Divisionen.

Und jetzt mach Dir mal den Spaß und plane - als deutscher Kanzler - einen Weltkrieg. Ich sags Dir: Einfach ist das nicht :))

Systemhandbuch
27.03.2012, 20:29
Es war für die kleinen Nationen wie Belgien, Niederlande u.a. sehr schwierig, sich dem Druck seitens England und USA zu entziehen, sich gegen eine von alliierter Seite geforderte Allianz gegen die "Achse des Bösen", also Deutschland, Italien und Japan, zu stellen.

Die gleiche Nummer wie Roosevelt und Chamberlain/Churchill zog vor einigen Jahren G.W. Bush gegen den Irak und gegen Afghanistan ab. Im Falle Iran und Syrien "möchte man schon gern wollen", nur "dürfen tut man sich noch nicht trauen".

Übrigens hat die Wehrmacht dann 1940 sowohl in den Niederlanden als auch in Belgien Dokumente sichergestellt, die gemeinsame Operationsplanungen mit F und GB beweisen. Wirst Du übrigens auch nie in den ARD-Betroffenheits-Klageliedern sehen oder hören.

Angehörige der Leibstandarte kamen sogar zu mehr als "sichergestellten Dokumenten", aber das ist dann schon ganz böse Nazi-Propaganda.:))


[...]Besonders bemerkenswert nennt Hannes Bendixen die Tatsache, daß es am ersten Kampftag, also am 10. Mai 1940, auch gefangene englische Soldaten gab, neben den gefangenen Holländern. Da auch Fritz Witt, als Kompaniechef beim Regiment „Deutschland“, ebenfalls am ersten Tag, also am 10. Mai 1940, einige hundert Engländer und Franzosen gefangennahm, kann von einer Verletzung der Neutralität Hollands nur durch deutsche Soldaten keine Rede mehr sein.[...]

Lichtblau
27.03.2012, 21:18
Sie war natürlich nicht auf einen großen Krieg im Westen vorbereitet. Es hat seitens Hitler nie die Absicht bestanden, dort Krieg zu führen. Alle gegenteiligen Behauptungen sind blödes Gesabbel.

Was ist mit dem Z-Plan?
Wenn der nicht gegen den Westen gerichtet war, gegen wen dann?

RUMPEL
27.03.2012, 22:36
Was ist mit dem Z-Plan?
Wenn der nicht gegen den Westen gerichtet war, gegen wen dann?

Gegen den Westen selbstverständlich. Jedenfalls in der Hauptsache. Aber was soll die Frage, HTC?

RUMPEL
27.03.2012, 22:40
Angehörige der Leibstandarte kamen sogar zu mehr als "sichergestellten Dokumenten", aber das ist dann schon ganz böse Nazi-Propaganda.:))

Ganz böse sogar :)

Lichtblau
27.03.2012, 23:19
Gegen den Westen selbstverständlich. Jedenfalls in der Hauptsache. Aber was soll die Frage, HTC?

Was wollen denn die Machthaber mit dieser Flotte?

Man kann da ja unterschiedlicher Meinung sein, aber der Verdacht von Kriegsabsichten gegen England oder Frankreich oder der USA drängt sich doch automatisch auf. Und das ist wohl sicher kein "blödes Gesabbel".

Nereus
28.03.2012, 05:00
Du schon wieder.. Du must die Ruestungsdaten nicht nur mit der Polens vergleichen, sondern zumindest mit den Ruestungsdaten von Frankreich, England und Russland. Wer Welteroberungsplaene Hitlers vorraussetzt auch mit denen der USA.

Das die deutsche Ruestung in keiner Weise geeignet war den Krieg zu fuehren von dem behauptet wird das er von Deutschland geplant worden waere, ist nun in diesem Strang ausreichend und in epischer Breite belegt worden.

Eine alleinige Gegenueberstellung mit polnischen Daten ist sachlich voellig am Thema vorbei und zeugt entweder davon das du absichtlich ein falsches Bild herbeibeschwoeren moechtest oder von deiner sachlichen Inkompetenz.

Hä? Hitler sollte nicht die Welt erobern, nur Stalin, den Feind der Weltwirtschaft, ins Bein beißen!

Ich habe mal die ersten 70 Pro- und Kontra-Beiträge im Strang nachgelesen. Da prallten nur bekannte Nato- und Ostblockpropagandageschichten aufeinander. Die einen sahen den „deutschen“ Imperialismus am Werke, wo doch Imperialismus eine internationale Sache ist und „als höchste Form des Kapitalismus“ von Finanzleuten, Wirtschaftsakteuren und ihren Konzernen ausgeht und nicht von Ländern oder Völkern. Andere wollen die „guten Deutschen sein“ in deren Namen Schreckliches geschehen sei und möchten ein bißchen abmildern oder rechtfertigen. Quatsch, warum ziehen sie sich den Propaganda-Schuh an? Hitler war der „Dämon aus der Flasche“, warum will sich jemand mit Haushofers Flaschengeist identifizieren?
Haushofers Sohn Albrecht, enger Freund des Rudolf Heß, lieferte 1945 einen Schlüssel zur Rolle seines Vaters hinter dem NS-Reich..
http://de.wikipedia.org/wiki/Albrecht_Haushofer
Über Prof. Karl Haushofers dunkles Treiben kann ein unten zitiertes Sonett gelten, das aus der Sammlung der „Moabiter Sonette” stammt; diese schrieb sein Sohn Professor Albrecht Haushofer, der kurz vor Kriegsschluß 1945 in der Berliner Strafanstalt Moabit als Verschwörer gegen Hitler erschossen wurde. Der Sohn deutet darin, wie in anderen Sonetten, des Vaters Stellung wie folgt an:

5. Ein tiefes Märchen aus dem Morgenland
Erzählt uns, daß die Geister böser Macht
Gefangensitzen in des Meeres Nacht,
Versiegelt durch besorgter Gotteshand,
Bis einmal im Jahrtausend wohl das Glück
Dem einen Fischer die Entscheidung gönne,
Der die Gefangenen entsiegeln könne,
Wirft er den Fund nicht gleich ins Meer zurück.
Für meinen Vater war das Los gesprochen.
Es lag einmal in seines Willens Kraft,
Den Dämon heimzustoßen in die Haft.
Mein Vater hat das Siegel aufgebrochen.
Den Hauch des Bösen hat er nicht gesehn.
Den Dämon ließ er in die Welt entwehn.
http://www.princeton.edu/~mudd/finding_aids/MC019.09/Correspondence_General_English_1942-1974_and_undated/1940s/19460916_0000034024.pdf
Diese Verse lassen vermuten, daß der alte Haushofer auf Weisung hinter ihm stehender überstaatlicher Mächte den unbekannten Soldaten Adolf Hitler mit aufgebaut hat zu dem, was er nachher wurde und damit eine schwere Schuld an dem Nachfolgenden trug.


1 nethead:
der deutsche Ex-General Gerd Schulze-Ronhoff schreibt in seinem umstrittenem Buch "Der Krieg der viele Vaeter hatte" das die deutsche Armee im Jahre 1939 in keinster Weise fuer einen Angriffskrieg ausgelegt war.
War die Ruestung Deutschlands 1939 auf einen Angriffskrieg ausgelegt?
Gerd Schulze-Ronhoff ... ist als alleinige Quelle deutlich zu schwach um diese Behauptung zu belegen. Aus diesem Grunde interesseriert es mich ob es noch andere, unabhaengige Analysen ueber den Aufbau und Eignung der deutschen Armee fuer einen Angriffskrieg gibt.

Der Angriffskrieg gegen die Sowjetunion wurde mit der Niederschrift des Kapitels 14 „Ostorientierung oder Ostpolitik“ in Hitlers „Mein Kampf“, 2. Band, beschlossen und am 11.12.1926 veröffentlicht. Das Kapitel 14 enthält genau jene Zielsetzungen und Begründungen, wie sie Hitler in der Besprechung mit den obersten Wehrmachtsleitern und der Diplomatie am 5.11.1937 verkündete und vom Adjudanten Hoßbach in einem Gedächtnisprotokoll festgehalten wurden.


5 nethead
Was ich suche sind Beurteilungen fachlich qualifizierter und moeglichst neutraler Personen zur technischen Ausruestung und Ausstattung des deutschen Militaers. Mir selbst fehlt leider die Kompetenz um hier auf Basis der Daten zu Urteilen.
Kennt hier irgendwer Quellen? Es duerfen auch gerne Buecher sein.
Natuerlich interessiert mich auch die Meinung interessierter Laien.

- Willi A. Boelcke „Deutschlands Rüstung im Zweiten Weltkrieg“, Akademische Verlagsgesellschaft ATHENAION, Frankfurt/M 1969.
- Dietrich Eichholtz „Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft 1939-1945“, Akademie-Verlag Berlin 1971.
- Dietich Eichholtz, „Anatomie des Krieges, Neue Dokumente“, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1969.
- Kai Moltke, „Krämer des Krieges“ (Dänischer Originaltitel „KRIGENS KRAEMMERE“), Dietz Verlag Berlin 1952. (über die amerikanische Rüstungsfinanzierung und Unterstützung Hitlers u.a. Standard Oil, Dupont de Nemours, General Motors etc.)
- Schriften zur kriegswirtschaftlichen Forschung und Schulung, Herausgegeben mit Unterstützung amtlicher Stellen von Major Priv.-Doz. Dr. Kurt Hesse, Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg. U.a.
Krieg und Finanzen, 1935
Oelpolitik der Großmächte, 1935
Industrielle Mobilmachung, 1936

Im Generalrat der Reichsbank saßen ab 1924, neben Präsident Dr. Schacht, Bankleiter von Zentral- und Nationalbanken aus London (Bank of England), Paris, Mailand, Brüssel, New York (Federal Reserve), Rotterdam und Zürich, die das Daweskomitee vertraten und z.T. auch das Paish-Manifest der Internationalen Handelskammer 1926 unterschrieben hatten.

Schacht brachte Hitler in die Koalitionsregierung mit Papen (Besprechung im Bankhaus Stein (Köln) mit Bankier Schröder (Schröderbanken in Hamburg, London, New York) und finanzierte die Aufrüstung. Die Divisionen wurden heimlich, unter Bruch des Versailler-Vertrages und Völkerbundentscheidungen, über die Reaktivierung von Weltkriegsoffizieren und eines Krümpersystems geschaffen. Die alliierten Beobacher zur Kontrollie der Einhaltung der deutschen Armee-und Rüstungsbeschränkungen wurden ebenfalls 1927 von den Westmächten zurückgezogen.

Nach der englischen und französischen Kriegserklärung fand an der Westfromt ein unerklärlicher Sitzkrieg statt. Man ließ Hitler in Polen walten, ihn die norwegischen Erzgruben holen (Erzverschiffung über schwedischen Hafen), nach der Inbesitznahme der tschechischen Rüstungsschmieden von Skoda- Scheider-Crousot und Wittkowitz, durfte Hitler im Westen „angreifen“ und nach theatralisch schwachem Widerstand – Krieg ist ein Geschäft für Rüstungsfabrikanten – die Rüstungsschmieden in Belgien, Holland und Frankreich in Besitz nehmen, um mit ihrer Hilfe einen Blitzkrieg gegen die Sowjetunion führen zu können. (in den holländischen Häfen sollen unbekannte Freunde seltene Erden und Chrom als Vorrat für die Hitler-Kriegsführung für 6 Jahre deponiert haben). Es war alles irgendwo generalstabmäßig für den Söldner der Weltwirtschaft geplant und vorbereitet worden. Ob er das wußte oder blind an einer unsichtbaren Leine geführt wurde?

Hier noch Kapitel 10 und 11 aus der Paish-Denkschrift.

»Kapitel 10.
Deutschland.
Von allen Nationen des europäischen Kontinents befindet sich Deutschland in der bedenklichsten und schwierigsten Lage. Bereits einige Jahrzehnte vor dem Krieg vermochte es seine ständig wachsende Bevölkerung nur zu ernähren, weil es imstande war, vom Auslands Lebensmittel und wesentliche Rohstoffe zu kaufen. Beim Ausbruch des Krieges hing ein Drittel der deutschen Bevölkerung - über 20 Millionen Menschen - von solcher ausländischen Lebensmittelzufuhr ab. Trotz der schweren Kriegsverluste ist Deutschlands Bevölkerung - unter entsprechender Berücksichtigung der verlorenen Gebiete - seit 1913 stark gewachsen, und die Zunahme beträgt auch gegenwärtig noch etwa 500 000 Personen im Jahre. Dieser Bevölkerungszunahme steht die Minderung der landwirtschaftlichen Anbauflächen und die Abtrennung bergbaulich wertvoller Gebiete gegenüber. Gegenwärtig muß Deutschland etwa für 40 v. H. seiner Bevölkerung Lebensmittel und Rohstoffe aus dem Auslands kaufen, und dieser Prozentsatz wächst von Jahr zu Jahr.
Vor dem Kriege fiel es Deutschland nicht schwer, die Lebensmittelversorgung für seine wachsende Bevölkerung sicherzustellen; ja, diese Versorgung gestaltete sich von Jahr zu Jahr leichter für Deutschland, und zwar in dem Maße, als es seine Industrien, seinen auswärtigen Handel, seine Handelsflotte, seine Kapitalinteressen in vielen fremden Ländern ausdehnte und andere wertvolle Dienste fremden Nationen leistete. Die deutsche Ausfuhr war auf über 10 Milliarden RM. angewachsen. Aus Kapitalrechten im Auslands flossen jährlich etwa 1400 Millionen RM. nach Deutschland; Schiffahrt und andere Dienstleistungen für die Weltwirtschaft brachten Jahr für Jahr etwa 1000 Millionen RM., so daß Deutschland jährlich Forderungen an das Ausland im Betrage von ungefähr 12 Milliarden RM. In Händen hatte. Aus dieser Summe wurde zunächst der Bedarf an fremden Nahrungsmitteln und Rohstoffen bezahlt. Die Bezahlung der Wareneinfuhr erforderte denn auch diese ganze Summe, bis auf etwa 1 Milliarde RM., welche als Kapital, also zur Entwicklung der Produktivkräfte benachbarter europäischer, aber auch überseeischer Gebiete, verwendet wurde. Der wachsende Wohlstand Deutschlands führte so zur Entwicklung des Wohlstandes anderer Völker, mit denen Deutschland im Handelsverkehr stand. Indem Deutschland diesen Ländern half, ihre Produktivkraft und damit ihr Einkommen zu steigern, setzte es sie auch wieder in den Stand, die zusätzlichen Güter sich zu kaufen, auf deren Verkauf Deutschland selbst von Jahr zu Jahr angewiesen war. Durch diese Zunahme der deutschen Ausfuhr wurde dann wieder die zusätzliche Kaufkraft Deutschlands dem Auslands gegenüber begründet, welche zur Erhaltung der Bevölkerung notwendig war. Deutschland als zahlungsfähiger Käufer war somit von größter Bedeutung für alle Länder; von England abgesehen war Deutschland der größte Käufer auf dem Weltmarkte.

Der Krieg und die Nachkriegspolitik der Alliierten haben diese Stellung Deutschlands als einer Nation großer Kaufkraft sehr gefährdet, und damit auch die Lebensgrundlage eines großen Teils der deutschen Nation in Frage gestellt. Diese Gefahr wird wachsen, solange man nicht das Einkommen der Welt und damit ihre Kaufkraft zu erhöhen vermag. Im besonderen ist die Wohlfahrt Deutschlands sehr eng verwachsen mit der des ganzen europäischen Kontinents, England und Rußland eingeschlossen.
Vor dem Kriege bildeten Deutschlands Nachbarstaaten auch die wichtigsten Märkte für seine Erzeugnisse. Nicht weniger als 75 v. H. der gesamten deutschen Ausfuhr wurde von anderen europäischen Nationen einschließlich England gekauft. Die Verarmung Europas infolge des Krieges hat daher auch auf Deutschland ganz besonders stark zurückgewirkt. Europa kann heute nicht mehr deutsche Waren in hinreichend großer Menge aufnehmen, und Deutschland kann daher auch nicht mehr für die Lebensmittel und Rohstoffe zahlen, welche seiner Bevölkerung notwendig sind. Die Gefahr der Lage ist für den Augenblick abgewendet durch die Bereitwilligkeit der Vereinigten Staaten und Englands, die erforderlichen Summen in der Form von Kapital an Deutschland zu leihen; aber man kann nicht ewig mit geliehenem Kapital laufende Ausgaben des Verbrauchs bezahlen. Vielmehr erschwert die Bezahlung der Jahr für Jahr wachsenden Zinsen für das Leihkapital, das zu Konsumzwecken hereingenommen worden ist, die Lage Deutschlands noch weiterhin.

Im Jahre 1926 gab allerdings der englische Bergarbeiterstreik Deutschland Gelegenheit zu einer Hebung seiner Ausfuhr von Kohle, Stahl und anderen Waren. Gleichzeitig hat der Reichsbankpräsident Schritte unternommen, um die Kapitalaufnahme Deutschlands im Ausland zu beschränken. Trotzdem sieht sich Deutschland wiederum gezwungen, um Anleihen in New York und in London nachzusuchen; es wird auf diesem Wege fortfahren müssen, solange nicht seine weltwirtschaftliche Stellung ins Gleichgewicht gebracht ist. Gegenwärtig muß also Deutschland im Auslande jährlich bedeutende Summen borgen, um nur die eigene Bevölkerung mit den lebensnotwendigen Dingen zu versorgen.

Sollte die schutzzöllnerische Abschließungspolitik weiter gesteigert werden, so wird der deutsche Anleihebedarf im Auslande noch weiter anwachsen. 1925 (in welchem Jahre kein britischer Kohlenarbeiterstreik Deutschland zu Hilfe kam) betrug Deutschlands Ausfuhr (Spezialwaren) nur 9798 Millionen RM., während seine Einfuhr 12 428 Millionen RM. ausmachte. Im Jahre 1927 hat dann die Einfuhr die Ausfuhr in starkem und wachsendem Maße übertroffen.

Aber die Tatsache, daß Deutschland gegenwärtig die Warenmengen nicht verkaufen kann, welche es nur zur Erhaltung seiner Bevölkerung verkaufen müßte, zeigt noch nicht die Lage in ihrer ganzen Schwierigkeit. Unter dem Dawesplan muß Deutschland im Auslande große Mengen seiner Produkte absetzen, um seine Reparationszahlungen übertragbar zu machen. In dem zweiten Reparationsjahr, welches bis August 1927 läuft, beträgt die zu zahlende Summe 1500 Millionen RM.; im nächsten Reparationsjahr 1927-28 wird sie auf 1750 Millionen RM. anwachsen, und nach diesem Jahr ist sie dann 2500 Millionen RM. im Jahre. Diese Reparationen werden allerdings großenteils in Waren bezahlt. Aber ohne Zweifel gehen die Sachlieferungen zum beträchtlichen Teil auf Kosten des Verkaufs solcher Produkte, welche Deutschland an sich verkaufen müßte, um sich das kaufen zu können, was es braucht. Die Wirkung dieser Reparationsleistungen auf die Kaufkraft sowohl Deutschlands, als der an Deutschland verkaufenden Nationen ist also sicher höchst schädlich. Außerdem wirkt die Tatsache, daß die auf Reparationskonto gelieferten Waren verkauft werden müssen, während jedermann weiß, daß Deutschland zu gleicher Zeit sich mit allen Kräften bemüht, gleichartige Waren auf dem freien Weltmarkt zu verkaufen, recht verwirrend auf die politische Mentalität. Diese Überschwemmung des Weltmarktes mit deutschen Waren ist in beträchtlichem Umfange für die gegenwärtig zunehmende Politik schutzzöllnerischer Abschließung verantwortlich zu machen, eine Politik, welche die wirklichen Schwierigkeiten nur vermehrt.

Solange Deutschland in den Vereinigten Staaten und in England Kredit findet, werden die verhängnisvollen Folgen seines relativen Mangels an Kaufkraft sich verhindern lassen; sollte aber einmal der deutsche Kredit im Ausland erschöpft sein, sollte Deutschland dann gezwungen sein, seine Käufe vom Ausland nach der Größe seiner Verkäufe an das Ausland abzüglich seiner Reparationsleistungen und seiner Zahlungen aus regulären Kapitalverpflichtungen zu bemessen, dann werden die anderen Völker aus eigener Erfahrung lernen, was die Verarmung Deutschlands auch für sie bedeutet.

Wenn es notwendig ist, daß der Außenhandel Englands, Frankreichs, Italiens wieder hergestellt wird, daß das Realeinkommen dieser Nationen wächst, dann ist es auch ein Lebensinteresse nicht nur des deutschen Volkes, sondern aller Völker, daß man auf jeden Fall versucht, den Zusammenbruch des deutschen Kredits im Auslande zu verhindern, und das Einkommen und die Kaufkraft Deutschlands wiederherzustellen.

Wir fassen zusammen: Anstatt daß Deutschland jährlich 1400 Millionen RM. aus Einkommen von Kapitalbesitz im Ausland bezieht, wie vor dem Kriege, wird es bald gezwungen sein, 2500 Millionen RM. für Reparationen zu zahlen, - eine Änderung der Zahlungsbilanz um ungefähr 4000 Millionen RM. im Jahre auf den Konten: Inländische Kapitalanlagen im Ausland und ausländische Kapitalanlagen im Inland. - An Stelle des blühenden und fortschrittlichen Europa der Vorkriegszeit, das fähig und willens war, deutsche Waren zu kaufen, sieht sich Deutschland heute umgeben von verarmten Völkern, die wenig kaufen können und noch weniger kaufen wollen. - An die Stelle des wirtschaftlich leistungsfähigen Rußland der Vorkriegszeit, das Deutschland mit unbegrenzten Mengen von Lebensmitteln und Rohstoffen versehen konnte und das dafür deutsche Fertigfabrikate in großen Mengen bezog, ist ein wirtschaftlich desorganisiertes Rußland getreten, unfähig, die Lebensmittel auszuführen, welche Deutschland braucht, oder die Fertigfabrikate zu kaufen, welche Deutschland feilzubieten hat. –

Statt daß Deutschland seinen Lebensmittel- und Rohstoffbedarf von Ländern kaufen könnte, welche ihrerseits bereit wären, sich in deutschen Waren zurückzahlen zu lassen, muß Deutschland großenteils von Nationen kaufen, welche seine Produkte nicht brauchen, und welche Bezahlung in Kreditdokumenten verlangen. Die Gefahr ist, daß Deutschland mit Verpflichtungen belastet wird, die es nur erfüllen kann, wenn die Außenhandelspolitik der Nationen sich völlig ändert, sowohl in Hinsicht auf Zolltarife, als in Hinsicht auf Reparationsleistungen.

Kapitel 11.
Rußland.
Kein Land hat durch den Krieg (Anmerkung: Erster Weltkrieg und Bürgerkrieg) und die Nachkriegspolitik schwerer gelitten als Rußland. Damit verglichen sind die Leiden Frankreichs, Deutschlands, selbst die Österreichs relativ leicht. Seine Verluste an Toten und Verwundeten waren noch viel schwerer als die Deutschlands; dazu die Sterblichkeit durch Seuchen, Hunger, Revolution; sie war unglaublich groß. Außerdem ist Rußland durch den Krieg noch vielmehr wirtschaftlich desorganisiert worden als irgend eine andere Nation. Will man die Heimsuchungen Europas durch den Krieg mit den Verwüstungen eines verheerenden Wirbelsturmes vergleichen, so muß man bei Rußland von der Zerstörung durch eine Erdbeben-Katastrophe sprechen. Während Europas Produktivkraft zu einem großen Teile wiederhergestellt ist, wartet die Rußlands noch immer auf solche Wiederherstellung.

Aber wie schlimm auch immer die gegenwärtige Lage Rußlands sein mag, seine Zukunft ist zweifellos gesicherter als die des ganzen übrigen Europa, unvergleichlich viel gesicherter als die Deutschlands, Österreichs, Italiens, ja selbst Englands. Denn diesen Ländern im besonderen, Europa überhaupt, wird es gut gehen, wenn sie ihre Erzeugnisse der übrigen Welt verkaufen können gegen den Einkauf der Lebensmittel und Rohstoffe, die sie brauchen, um ihre große und wachsende Bevölkerung auf engem Raum zu erhalten. Die Voraussetzungen für Rußlands Wohlergehen dagegen liegen innerhalb Rußlands eigenen Grenzen. Rußland ist das größte Land der Welt; unbegrenzte Naturschätze stehen zu seiner Verfügung; für die Vermehrung der russischen Bevölkerung scheinen keine Grenzen gesetzt.

Vor dem Kriege war Rußlands Ausfuhr an Getreide fast so groß als die aller übrigen Länder zusammengenommen. Seine Reserven an Petroleum, an Holz, an Mineralien (Kohle, Eisen, Kupfer, Blei, Gold, Platin, Silber) sind unerschöpflich; sehr große Gebiete stehen noch für den Anbau von Flachs, Hanf, Baumwolle zur Verfügung, große Mengen von diesen Gütern werden schon heute produziert. Rußlands industrielle Tätigkeit ist gegenwärtig noch beschränkt, und es muß deshalb fremde Fertigfabrikate kaufen im Austausch für Erzeugnisse seiner Landwirtschaft, seiner Forsten, seiner Bergwerke. Sollten aber die anderen Staaten sich zu solchem Austausch nicht bereit finden, so kann Rußland auch seine industrielle Produktion in jedem benötigten Umfange weiter ausdehnen. So ängstlich man auch bezüglich der anderen großen Nationen Europas sein mag, ob sie in näherer oder ferner Zukunft imstande sein werden, ihre Bevölkerung zu ernähren: ohne Zweifel kann Rußland aus seinen eigenen Produktivkräften heraus eine große Bevölkerung erhalten, vorausgesetzt, daß die Naturschätze systematisch
entwickelt werden.

Die schlimme gegenwärtige Wirtschaftslage Rußlands erklärt sich teilweise aus einer sehr starken Abnahme seiner industriellen Produktion, teilweise aus seiner Unfähigkeit, Fertigfabrikate des Auslandes in der benötigten Menge zu kaufen. Da der russische Bauer gegenwärtig seine Lebensmittelproduktion nicht entsprechend gegen Fertigfabrikate umsetzen kann, so produziert er an Lebensmitteln, Textilrohstoffen, nicht mehr, als er braucht, um sich seinen beschränkten Bedarf zu kaufen an Kleidung, Schuhen, landwirtschaftlichen Geräten und Maschinen und anderen Dingen, die ihm erreichbar sind. Daher ist die Produktion an Lebensmitteln und Rohstoffen kaum hinreichend, um auch nur Rußlands städtische Bevölkerung zu erhalten und der Teil der Produktion, welcher für die Ausfuhr verfügbar bleibt; ist recht gering.

Das Fehlen dieser russischen Produktion an Lebensmitteln und Rohstoffen auf dem Weltmarkt ist sehr wesentlich auch für die gegenwärtigen Schwierigkeiten Europas verantwortlich zu machen. Würde diese russische Produktion auf dem europäischen Markt erscheinen, so würde Europa dafür in Fertigfabrikaten Zahlung leisten können. Da aber diese Versorgung des europäischen Marktes von Rußland aus fehlt, so muß Europa in steigendem Maße Lebensmittel und Rohmaterialien von Ländern kaufen, welche ihrerseits europäische Waren nicht kaufen wollen, mit der Folge, daß Europa diese Waren nur bezahlen kann dadurch, daß es Schulden eingeht.

Vor dem Kriege kam das Kapital für die Entwicklung Rußlands großenteils von anderen europäischen Nationen, im besonderen von Frankreich und Deutschland. Auch jetzt wird die russische Produktion um so geschwinder wieder hergestellt werden können, je mehr Kapital Rußland von anderen Ländern erhalten wird. Da Frankreich und Deutschland gegenwärtig ihrerseits Kapital borgen müssen und daher Kapital nicht an andere Länder abgeben können, so hängt Rußlands Wiederaufbau und seine weitere Entwicklung großenteils von der Bereitwilligkeit Englands und der Vereinigten Staaten ab, die nötigen Kredite zu beschaffen. Jedermann hat Vertrauen auf Rußlands Kreditwürdigkeit unter dem Gesichtspunkt des Reichtums seiner Naturschätze; aber die Voraussetzungen des Vertrauens unter psychologischen und politischen Gesichtspunkten müssen erst noch geschaffen werden. Rußland sollte also lernen, daß es zunächst Vertrauen für seine Politik, Vertrauen auf seine geschäftliche Verlässigkeit schaffen muß. Europa aber und vor allem England sollten erkennen, daß Europas Schwierigkeiten nicht gelöst werden können, solange Rußland nicht wieder ein Glied der europäischen Wirtschaft geworden ist. Vor dem Kriege betrug die Ausfuhr Rußlands an Lebensmitteln und Rohstoffen 3,2 Milliarden RM. zu den damaligen Preisen (die gegenwärtigen Preise sind 50 v. H. höher). Wie groß wäre der unmittelbare Vorteil für die europäischen Nationen, wenn sie Fertigfabrikate an Rußland absetzen könnten im Austausch gegen die gleiche Menge russischer Rohprodukte, wie vor dem Kriege, wenn auch zu den erhöhten Preisen! Wie groß wären die Vorteile für Rußland, wenn man dort die Fertigfabrikate des Auslandes kaufen könnte, die man dringend braucht. Rußlands Ausfuhr steigt ja ständig, aber die Steigerung geht sehr langsam, und die Hoffnung auf große russische Getreideausfuhr hat sich bisher leider nicht erfüllt.

Die Vorbedingung für die Gewährung großer Kredite, langfristiger oder kurzfristiger, an Rußland ist aber die Verständigung darüber, daß Rußland seine bestehenden Verpflichtungen aus Kapitalanlagen anerkennen wird. Dabei müßte die Höhe dieser Verpflichtungen genau Rußlands Leistungen angepaßt werden, auch unter dem Gesichtspunkt, daß die alten Verpflichtungen die Sicherstellung neuer Kredite nicht gefährden dürften.

Vor dem Kriege sind Rußland mehr als 20 Milliarden RM, für den Eisenbahnbau, für kommunale Zwecke, für die Entwicklung seiner Petroleum- und Mineralschätze zur Verfügung gestellt worden; während des Krieges nahm Rußland im Auslands Anleihen auf im Betrage von 16 Milliarden RM., davon 12 Milliarden RM in England. Den Kapitalaufnahmen aus der Vorkriegszeit entsprechen noch immer die durch sie geschaffenen wertvollen Kapitalanlagen. Vor dem Kriege war die russische Regierung sehr zahlungskräftig. Den Vorkriegsschulden von 20 Milliarden RM standen an Aktiven das große Eisenbahnsystem, ungeheure Ackerlandgebiete und Forsten, wertvolle Bergwerke usw. gegenüber, deren Erträge allein ausreichten, die Zinserfordernisse zu decken. Zum großen Teil waren diese Aktiva, insbesondere die Bahnen, mit Hilfe des geliehenen Kapitals geschaffen worden. Die gegenwärtige Regierung Rußlands soll bereit sein, die aus der Vorkriegszeit herrührenden Kapitalverpflichtungen Rußlands nach bester Kraft zu erfüllen, vorausgesetzt, daß man Rußland das Kapital zur Verfügung stellt, das für den Wiederaufbau der Produktivkraft des Landes benötigt wird.

Der Nutzen, der für Rußland und für Europa aus einer solchen Wiederherstellung von Rußlands Realeinkommen und von Rußlands internationaler Kaufkraft sich ergeben würde, ist sehr groß. Wenn man Rußland kurzfristiges und langfristiges Kapital gibt, so daß es die Ausfuhr seiner Ernte finanzieren und seine Produktion wieder auf die Vorkriegshöhe steigern kann, so würde unmittelbar ein großer Markt für die europäische Fertigfabrikation gewonnen sein. Rußlands alte Kaufkraft, Rußlands alte Produktivkraft wieder herzustellen, ist wahrlich die dringendste aller gegenwärtigen wirtschaftlichen Aufgaben.«

RUMPEL
28.03.2012, 06:54
Was wollen denn die Machthaber mit dieser Flotte?

Man kann da ja unterschiedlicher Meinung sein, aber der Verdacht von Kriegsabsichten gegen England oder Frankreich oder der USA drängt sich doch automatisch auf. Und das ist wohl sicher kein "blödes Gesabbel".

Doch. Ist es. Wie immer, wird hier schlicht ein Tatbestand herausgegriffen, um eine Angriffsabsicht Hitlers nachzuweisen. Die Beurteilung der Gesamtlage ist jedoch entscheidend. Wie kam es denn zu Plan Z? Wann wurde er in "Angriff" genommen? Was ging all dem voraus? Vergessen wir insbesondere nicht die Ereignisse nach dem 30.9.1938.

Die Konferenz von München im September 1938 sollte ein Wendepunkt sein, u.z. nicht nur in dem europäischen Bemühen, den Frieden auf lange Zeit zu sichern, sondern auch in Bezug auf die deutsch-britischen Beziehungen.

Wir kennen noch Chamberlains Worte bei seiner Rückkehr nach London. Und? Was passierte nur wenige Tage danach im Londoner Unterhaus? Statt Abrüstung, wie vereinbart in München, sollte eine weitere britische Aufrüstung erfolgen. Genau das aber führte dann zur Umsetzung des Planes Z... aus dem wegen der bekannten Gründe nichts wurde.

Man kann also nicht sagen, dass hier eine deutsche Angriffsabsicht bestanden hätte, sondern der Plan selbst war letztlich eine Reaktion auf die Unterhaus-Debatten und die diversen in der Folge gehaltenen Reden Churchills, Vansittarts, Coopers usw.

Ich sage seit langem, dass hier, September/Oktober 1938, der Ansatzpunkt gewesen wäre, eine europäische Friedensordnung zu schaffen. Warum hat man Hitler nicht beim Wort genommen? Man hat nach dem 30.9.1938 nie mehr über Frieden geredet. ER, Adolf Hitler, hat daraus, ganz wie es seine Art als Widder-Macht-Mensch war (Widder-Geborene haben Deutschland immer wieder spektakulär regiert: Bismarck, Hitler, H. Kohl, G. Schröder), seine Schlußfolgerungen gezogen.

Sicher, heute wissen wir, dass es falsch war, so zu reagieren wie es Hitler tat. Aber in der damaligen Situation nach der Erfahrung des verlorenen 1. WK mit all seinen wirtschaftlichen Folgen für das Reich und seine Bevölkerung...?

PS. Ist eigentlich die letzte Rate der "Reparationszahlungen" wegen des deutschen schuldhaften Verhaltens 1914 inzwischen bezahlt worden? :)

RUMPEL
28.03.2012, 07:31
Hä? Hitler sollte nicht die Welt erobern, nur Stalin, den Feind der Weltwirtschaft, ins Bein beißen!
div...«


Nach der englischen und französischen Kriegserklärung fand an der Westfromt ein unerklärlicher Sitzkrieg statt. Man ließ Hitler in Polen walten, ihn die norwegischen Erzgruben holen (Erzverschiffung über schwedischen Hafen), nach der Inbesitznahme der tschechischen Rüstungsschmieden von Skoda- Scheider-Crousot und Wittkowitz, durfte Hitler im Westen „angreifen“ und nach theatralisch schwachem Widerstand – Krieg ist ein Geschäft für Rüstungsfabrikanten – die Rüstungsschmieden in Belgien, Holland und Frankreich in Besitz nehmen, um mit ihrer Hilfe einen Blitzkrieg gegen die Sowjetunion führen zu können. (in den holländischen Häfen sollen unbekannte Freunde seltene Erden und Chrom als Vorrat für die Hitler-Kriegsführung für 6 Jahre deponiert haben). Es war alles irgendwo generalstabmäßig für den Söldner der Weltwirtschaft geplant und vorbereitet worden. Ob er das wußte oder blind an einer unsichtbaren Leine geführt wurde?


Das ging schon vorher los beim Einmarsch in die Tschechei März 1939, wo gewaltiges hochmoderenes tschechisches Kriegsmaterial in die Hände der Wehrmacht gelangte. Oder warum waren weder GB noch F an der Wiener Abitrage im Nov 1938 zugegen bzw beteiligt? Warum und wieso zog sich die französische Armee beim deutschen Angriff Mai 1940 so rasch zurück? Gab es womöglich ein geheimes Abkommen zwischen GB und der Sowjetunion einerseits und GB mit dem Deutschen Reich andererseits, in welchen GB beiden gewisse Versprechungen machte? Ich habe seit Jahren noch ein paar andere Fragen auf Lager, die mir niemand so recht plausibel beantworten kann.

Wenn man mich fragt: Ja. Der Krieg war bestens "architektonisch" vorbereitet worden... aber Hitler hat dies, wenn überhaupt, erst sehr spät erkannt. Um rechtzeitig nachvollziehen zu können, was man mit ihm vor hatte, fehlte es ihm am nötigen Intellekt.

Parabellum
28.03.2012, 09:16
Warum und wieso zog sich die französische Armee beim deutschen Angriff Mai 1940 so rasch zurück?

Bei der damaligen noch aus dem 1.Weltkrieg mündenden Kriegspsychose Frankreichs kaum verwunderlich.

Lichtblau
28.03.2012, 10:42
Doch. Ist es. Wie immer, wird hier schlicht ein Tatbestand herausgegriffen, um eine Angriffsabsicht Hitlers nachzuweisen. Die Beurteilung der Gesamtlage ist jedoch entscheidend. Wie kam es denn zu Plan Z? Wann wurde er in "Angriff" genommen? Was ging all dem voraus? Vergessen wir insbesondere nicht die Ereignisse nach dem 30.9.1938.

Welche genaue Motivation stand denn deiner Meinung nach hinter dem Z-Plan?

Lichtblau
28.03.2012, 10:54
Man kann ja nicht alles wissen. Bitte klär mich auf: Was war der Z-Plan und wo kann ich darüber etwas nachlesen?

google is your friend

Ausonius
28.03.2012, 12:12
Werfen wir einen Blick an die Westfront am 10. Mai 1940:

Französische Armee entlang der franz/dtsch Grenze und an der belgischen Grenze > 82 Divisionen
dazu aus dem britischen Expeditionskorps unter Lord Gort > 9 Divisionen
In Belgien selbst (gemeinsame Op-Pläne mit GB und F) > 16 Divisionen
In Holland (ebenfalls gemeinsam Pläne mit GB und F) > 9 Divisionen
Dazu in Frankreich noch polnische Kräfte > 1 Division
Das sind 117 feindliche Divisionen gegenüber 71 deutschen Divisionen
Dazu müssen noch auf feindlicher Seite gerechnet werden > 28 Reserve-Divisionen
Ausserdem natürlich noch das gesamte in England befindliche britische Heer sowie die an der franz-italienischen Grenze (noch wusste man ja nicht, ob Mossulini Frankreich angreifen würde) und in Nordafrika stehenden französischen Divisionen.

Und jetzt mach Dir mal den Spaß und plane - als deutscher Kanzler - einen Weltkrieg. Ich sags Dir: Einfach ist das nicht :))

Die Zahlen kommen nicht hin. Die Wehrmacht hatte für die Invasion in Frankreich ca. 140 Divisionen zur Verfügung, vielleicht bezieht sich deine Zahl von 71 nur auf die erste Welle. Die Deutschen hätten auch ein numerisches Übergewicht haben können, hätten sie nicht Belgien und Holland angegriffen.

P.S.: noch ein Wort zur belgisch-holländischen Neutralität: es ist außer Frage, dass beide Staaten wegen der Ereignisse des Ersten Weltkriegs den ehemaligen Entente-Staaten näher waren. Die Neutralität war aber striktes Ziel in beiden Staatsführungen. Es kam nicht zu einer Zusammenarbeit in militärischen Fragen, die dazu hätte führen können, dass der Dyle-Kanal, Lüttich und andere wichtige Grenzstellungen, die in den ersten Tagen des Feldzugs eine Rolle spielten, effektiver hätten verteidigt werden können. Was als Plan vorlag, war von Seiten der Engländer und Franzosen, möglichst schnell NACH dem Einmarsch der Wehrmacht Unterstützungseinheiten über die Grenzen zu schicken. So geschah es dann auch.

nethead
28.03.2012, 15:57
Sie war natürlich nicht auf einen großen Krieg im Westen vorbereitet. Es hat seitens Hitler nie die Absicht bestanden, dort Krieg zu führen.

Zumindest nicht vor 1943/45. Steht genau so im Hossbach Protokoll.

RUMPEL
28.03.2012, 17:01
Die Zahlen kommen nicht hin. Die Wehrmacht hatte für die Invasion in Frankreich ca. 140 Divisionen zur Verfügung, vielleicht bezieht sich deine Zahl von 71 nur auf die erste Welle. Die Deutschen hätten auch ein numerisches Übergewicht haben können, hätten sie nicht Belgien und Holland angegriffen.

P.S.: noch ein Wort zur belgisch-holländischen Neutralität: es ist außer Frage, dass beide Staaten wegen der Ereignisse des Ersten Weltkriegs den ehemaligen Entente-Staaten näher waren. Die Neutralität war aber striktes Ziel in beiden Staatsführungen. Es kam nicht zu einer Zusammenarbeit in militärischen Fragen, die dazu hätte führen können, dass der Dyle-Kanal, Lüttich und andere wichtige Grenzstellungen, die in den ersten Tagen des Feldzugs eine Rolle spielten, effektiver hätten verteidigt werden können. Was als Plan vorlag, war von Seiten der Engländer und Franzosen, möglichst schnell NACH dem Einmarsch der Wehrmacht Unterstützungseinheiten über die Grenzen zu schicken. So geschah es dann auch.

Ich habe die Zahlen entnommen bei Dr. Kurt Zentner "Der Zweite Weltkrieg" S. 125. Normalerweise hatte er gut recherchiert.

Zu NL und B: Ein bisschen Neutralität ist so überzeugend wie ein bisschen Schwangerschaft. Es ist deutlich geworden, dass die Einkreisungspolitik seitens der Alliierten bereits frühzeitig dafür sorgte, dass man in Berlin gewisse Schlüsse zog. Im Falle Griechenland - und nicht nur da - haben wir ähnliches erlebt wie in Holland/Belgien. Sämtliche Feldzüge im Westen sind mehr oder weniger auf die Kriegsausweitungsmaßnahmen Englands und der USA zurückzuführen. Aus der Nummer kommen die Alliierten eben nicht heraus, auch wenn der Plan bestand, Unterstützungseinheiten erst NACH dem Einmarsch der Wehrmacht in NL/B über die Grenze zu schicken. Schon die britisch-französische Kriegserklärung hatte den Zweck, das DR in Zugzwang zu setzen.

Es zeigt sich doch bis auf den heutigen Tag: Wenn der "demokratische Westen" Krieg will, dann kann sich diesem Wunsch offenbar niemand entziehen.

Ausonius
28.03.2012, 17:30
Ich habe die Zahlen entnommen bei Dr. Kurt Zentner "Der Zweite Weltkrieg" S. 125. Normalerweise hatte er gut recherchiert.


Das Buch habe ich auch, ist allerdings schon ein bißchen veraltet. Das beste Buch zum Westfeldzug, freilich auf dessen erste Phase bis nach Dünkirchen beschränkt, ist Frieser, Blitzkrieg-Legende. Er spricht von 136 deutschen Divisionen: http://books.google.de/books?id=m6S-2DbNL14C&pg=PA41&hl=de&source=gbs_toc_r&cad=3#v=onepage&q&f=false
(S. 43 der Vorschau). Auf der Seite "Lexikon der Wehrmacht" könnte man auch nachprüfen, welche Einheiten im einzelnen dabei waren, wäre mir jetzt aber zu viel Arbeit. Macht für mich auch mehr Sinn, denn warum sollte das Heer die Hälfte seiner Divisionen, von denen nur ein paar wenige zu der Zeit in Norwegen kämpfend gebunde waren, und ein paar als Besatzungstruppen in Polen, daheim lassen?



Zu NL und B: Ein bisschen Neutralität ist so überzeugend wie ein bisschen Schwangerschaft. Es ist deutlich geworden, dass die Einkreisungspolitik seitens der Alliierten bereits frühzeitig dafür sorgte, dass man in Berlin gewisse Schlüsse zog. Im Falle Griechenland - und nicht nur da - haben wir ähnliches erlebt wie in Holland/Belgien. Sämtliche Feldzüge im Westen sind mehr oder weniger auf die Kriegserweitungsmaßnahmen Englands und der USA zurückzuführen. Aus der Nummer kommen die Alliierten eben nicht heraus, auch wenn der Plan bestand, Unterstützungseinheiten erst NACH dem Einmarsch der Wehrmacht in NL/B über die Grenze zu schicken. Schon die britisch-französische Kriegserklärung hatte den Zweck, das DR in Zugzwang zu setzen.

Es zeigt sich doch bis auf den heutigen Tag: Wenn der "demokratische Westen" Krieg will, dann kann sich diesem Wunsch offenbar niemand entziehen.

Benelux: die waren nicht nur ein "bißchen neutral". Sie unternahmen während des Herbstes 1939 und des Winters/Frühjahrs 1940 keine Versuche, die strategische Position durch eine militärische Zusammenarbeit mit England und Frankreich zu verbessern, und das, obwohl ja insbesondere die Niederlande eine Landgrenze mit Deutschland unterhielten, die für Flankenangriffe sehr gefährlich für Deutschland hätte werden können. Dabei war die Stoßrichtung des Angriffs der Deutschen im Jahr 1940 klar, politische Optionen gab es nicht mehr.

Natürlich hatte die englisch-französische Kriegserklärung zum Ziel, die Deutschen politisch unter Zugzwang zu setzen. Natürlich war man nicht begeistert darüber, dass das Dritte Reich und die Sowjetunion die von diesen beiden Staaten geschaffene außenpolitische Nachkriegsstruktur zerschlugen. Dennoch zog Frankreich keine unmittelbaren militärischen Konsequenzen daraus, was sich ja für die Franzosen als sehr verhängnisvoll erwies. Die Engländer waren etwas offensiver gestimmt, aber deren Heer war noch lange nicht für Landoffensiven bereit. Auf eigene Faust wären die Briten wahrscheinlich für Offensiven auf dem Kontinent selbst 1944 noch nicht bereit gewesen.

Nereus
28.03.2012, 17:56
...Ich sage seit langem, dass hier, September/Oktober 1938, der Ansatzpunkt gewesen wäre, eine europäische Friedensordnung zu schaffen. Warum hat man Hitler nicht beim Wort genommen? Man hat nach dem 30.9.1938 nie mehr über Frieden geredet. ER, Adolf Hitler, hat daraus, ganz wie es seine Art als Widder-Macht-Mensch war (Widder-Geborene haben Deutschland immer wieder spektakulär regiert: Bismarck, Hitler, H. Kohl, G. Schröder), seine Schlußfolgerungen gezogen. ...PS. Ist eigentlich die letzte Rate der "Reparationszahlungen" wegen des deutschen schuldhaften Verhaltens 1914 inzwischen bezahlt worden? :)

Kein Widder-Mensch! Nach Masers Veröffentlichung der Geburtsurkunde und der Überlieferung von Geburtszeugen ist Er um 18.30 Uhr geboren. Da stand die Sonne an diesem Tag schon in 0:48 ° im Stier! Nur der Merkur war im Widder. Das kosmische Gravitationskarussel der Planeten wirkt ziemlich exakt. Das wußte auch Geheimrat Goethe von der Loge Amalia in Weimar. Die Phase mit den „okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus“ (Goodrick-Clarke) habe ich schon hinter mir. Der Stiergeborene sucht gerne die Nähe von Steinböcken (Göring). Jungfrauen (K. Haushofer, Keitel, Jodel war Stier) tummelten sich in seiner Nähe und Fische (wie Speer) verehrten seinen Waage-Ascendenten, wobei die Baukunst beider Hobby war. Sein Formgefühl bei der Gestaltung von Materie (Orden, Ehrenzeichen, VW) war meisterhaft. Das fanatische Festkrallen an einmal erworbenen Orten (Städte als Festungen um jeden Preis halten, kein Rückzugsbefehl bei Stalingrad) ist eine Stiereigenschaft. Dieser Stiermensch eignete sich schlecht zum Feldherren. Haushofer verzauberte ihn mit geostrategischen Übersichtskarten, die perfekte Raumgestaltung vorgauckelten und den Stiertrieb nach (Boden-)Schätzen und nach Immobilien- (Land-)erwerb kitzelten.

01.10.2010: Deutschland begleicht letzte Schulden aus Erstem Weltkrieg.
http://www.zeit.de/wissen/geschichte/2010-10/weltkrieg-schulden-deutschland

Berichtigung: Zichka hat nicht nur den Namen seines Buches im Jan. 1939 in „Ölkrieg“ umgeändert. Die Mitteilung stand nach 1945 auf der Rückseite einer Medikamentenwerbung für Ärzte. Zischka redete in seinem Buch “Der Kampf um die Weltmacht ÖL“ von 1934 Klartext. Er orakelte, daß es um 1940 einen Weltkrieg um Öl geben werde, wobei die Ölgroßmächte Deterding, Standard Öl und Rußland die Beteiligten seien würden. Da die I.G. Farben mit der amerikanischen Standard Oil und der holländisch-britischen Royal-Dutsch Shell in engen Geschäftsverbindungen stand und mit ihnen sogar Kohle-Hydrierwrke gründete (u.a. Pölitz bei Stettin), muße das Zischka-Buch, wie 1935 auch in London, auf Druck der Ölkonzerne vom Markt genommen werden. Zichkas Ölkriegsbuch von 1939 war wesentlich entschärft worden, ohne Nennung von Ölkriegsparteien gegen Rußland.

Hier Zischkas Vorwort von 1934 aus dem GoldmannVerlag, Leipzig:

Dieses Buch will keine Anklage sein und keine Entschuldigung.
Es ist ein Tatsachenbericht, das Szenarium eines weltbewegenden Dramas, eines Titanenkampfes, an dessen Folgen man kaum zu denken wagt.
Es ist ein Buch, das nicht von heute auf morgen entstand.
Der Autor hetzte fünfmal um die Welt, immer nach einem Ausweg aus dem Chaos suchend, aus dem Wirrwarr, in dem wir alle befangen sind, zehn Jahre lang auf der Suche nach Klarheit, mit allen Mitteln sich bemühend, Zusammenhänge aufzudecken, sich ein Weltbild zu schaffen.
Und dabei fand er, daß fast all die blutigen Konflikte unserer Zeit, all der Kampf und die Unrast und das Ringen um Macht schließlich immer wieder von den gleichen, wenig zahlreichen Männern entfacht werden. Daß es immer um die gleichen, wenig zahlreichen Dinge geht, die sie sich gegenseitig abjagen wollen: Getreide, Eisen, Baumwolle. Und Öl. Öl vor allem.

Da warf ein Großer dieser Erde eine Bemerkung hin, und dort sprach ein Schatzsucher, ein alter verbrauchter Pionier von seinen Plänen.

Da erlebte man in Südamerika die Eintönigkeit des Lebens auf einem Petroleumfeld und in Kalifornien den Rausch eines Öl-Booms.

Da spielte einem in New York der Zufall fast vergessene Dokumente in die Hand und in Neu-Guinea die Aufzeichnungen eines Prospektors.

Da fuhr man auf Tankschiffen rund um Europa und saß in Direktionsbüros den Herren des »Flüssigen Goldes« gegenüber. Da traf man Männer, die geholfen hatten, die Weltmacht Öl zu schaffen, und andre, die am Petroleum zugrunde gegangen waren.

Da las man sich durch unzählige Bände von Finanzberichten hindurch und versuchte, in Prospekten von Aktiengesellschaften die Wahrheit zu finden. Und so entstand schließlich Stein für Stein das Mosaik dieses Berichtes, das Szenarium des Dramas Öl, das typischer erscheint als alle anderen Kämpfe um die Wirtschaftsmacht.
Ein Tatsachenbericht, nichts weiter.
Ein Bericht, der trotz aller Mühe nur skizzenhaft ist. Ein Bericht aber, aus dem hoffentlich klar hervorgeht, wie unnütz die Kämpfe unserer Zeit sind, der hoffentlich zeigt, daß es ohne großen Plan nicht weitergeht.
Ein Bericht, der erlebt ist, in dem M e n s c h e n aus Fleisch und Blut die Hauptrolle spielen, Wesen, die hoffen und fürchten und leiden, M e n s c h e n, und nicht Ziffern.
Anton Zischka, Mai 1934

Auszug aus dem 12. KAPITEL
Kampf um Öl ... bedeutet das einen neuen Weltkrieg?
Wenig erfreuliche Schlußfolgerungen.

Daß der Kampf um Öl das Leben von Männern wie Harding und Primo de Rivera zerbricht, ist erschreckend genug. Aber es handelt sich längst nicht mehr um einzelne, es handelt sich auch nicht nur mehr allein darum, daß Ländern wie Spanien der Willen Deterdings und der Standard Oil auf gezwungen wird, daß Bolivien und Nicaragua, Kolumbien und vielleicht sogar Mexiko nichts andres als verkappte Kolonien der Ölherren sind. Heute wird die Frage immer brennender, ob der Kampf um Öl nicht sehr bald zu einem offenen Weltringen, zu einem neuen furchtbaren Weltkrieg werden wird. „Krieg wegen Öl? Unvorstellbar!" sagen die Optimisten. Aber auch der letzte Weltkrieg wurde ja von den Politikern noch einen Tag, bevor die offenen Feindseligkeiten begannen, als ganz und gar unmöglich erklärt. Heute ist die Politik des Öls so sehr mit der allgemeinen Politik Londons und Washingtons verknüpft, daß trotz aller Freundschaftsreden die Gefahr eines offenen Konfliktes zwischen den beiden Reichen viel größer ist, als die Gefahr eines deutsch-englischen Krieges es um 1910 herum war.
Voneinander so verschiedene Persönlichkeiten, wie der General Ludendorff, MacDonald und der russische Kriegsminister Worochiloff, Henry de Jouvenel und der ehemalige Chef des britischen Generalstabs Marschall Robertson, sprechen von der Möglichkeit, nein, der Wahrscheinlichkeit eines englisch-amerikanischen Krieges mit einer Offenheit und einer Menge von Beweismaterial, die einen zum schwärzesten Pessimisten machen können.
Gewiß, beim Ringen Amerikas und Englands um die Vormachtstellung auf den Weltmärkten geht es nicht nur um Öl, da handelt es sich ebensogut um Kautschuk, um Zinn, um Baumwolle und die Weltfrachten. Öl aber wird der Anstoß zum Krieg sein. Wenn beim Kampf um die andern Rohstoffe die Privatinteressen isolierte Vorstöße unternahmen, beim Öl mischten sich schon seit Beginn des neuen Jahrhunderts offen die Regierungen ein. Seit 1902 erteilt das Staatsdepartement in Washington Befehle an die Konsulate und Gesandtschaften, die so ziemlich alle im Stil der Order vom 16. August 1919 gehalten sind: „Die lebenswichtige Bedeutung der Ölreserven sowohl für die Gegenwart wie für die Zukunft der Vereinigten Staaten ist dem Staatsdepartement neuerlich nachgewiesen worden. Da die Suche nach neuen Feldern und der Ausbau bekannter Quellen von andern Staaten überaus aggressiv geführt wird, wird von Ihnen verlangt, daß Sie erschöpfende Informationen über diese Tätigkeit einholen, daß Sie regelmäßig vertrauliche Berichte über erteilte oder nachgesuchte Konzessionen, über alle Änderungen in der Kontrolle von Gesellschaften der Ölindustrie liefern. Die vorliegende Order beauftragt Sie, alle Schritte amerikanischer Ölindustrieller auf das tatkräftigste zu unterstützen. Wobei darauf Rücksicht zu nehmen ist, daß es sich um wahre amerikanische Interessen handeln muß, nicht etwa um fremde Firmen, die nur nach amerikanischem Recht konstituiert sind."

Aber England arbeitete noch viel besser. Die Regierung besitzt nicht nur die Aktienmehrheit der Anglo Persien Oil. Seit dem Kriege besteht eine „Petroleum Imperial Policy Dommission", ein Organismus, der, mit Hilfe Deterdings gegründet, die Kontrolle aller englischen Ölfirmen durch rein englisches Kapital, die Leitung durch verläßliche pro-englische Direktoren garantiert und der rechtlich in der Lage ist, von einem Tag zum andern die Majorität all dieser Gesellschaften der englischen Regierung zu übertragen. Jederzeit kann wiederholt werden, was zwischen 1914 und 1919 geschah: Englands gesamte Ölindustrie in Staatsverwaltung zu übergeben: Konflikt zwischen Amerika und England also und durchaus nicht nur zwischen Deterding und der Standard Oil. Und als dritte Großmacht des Öls ebenfalls ein Staat, eine ganze Nation: Rußland.

Anzunehmen, daß die drei Riesen sich zu einer friedlichen Ölpolitik vereinen werden, wäre nach den Erfahrungen der letzten 30 Jahre falsch. Anzunehmen, daß Rußland, das bisher den englisch-amerikanischen Kampf nur allein durch sein Dasein milderte, ein friedlicher Schiedsrichter sein wird, auch, nachdem es seinen zweiten Fünf-Jahr-Plan vollendet, seine Ölproduktion zur bedeutendsten der Welt gemacht haben wird, wäre allzu optimistisch.

Krieg um 1940 herum also, wenn Amerikas Ölreserven erschöpft, England und Rußland allein alle Felder haben werden?

Was Zischa nicht wissen konnte: Der Generalstab des Ölkrieges saß schon am “Adolf-Hitler-Platz” – früher Reichskanzler- , heute Theodor-Heuß-Platz – in Berlin-Westend bereit:

Reichskraftsprit G. m. b. H.
Berlin-Charlottenburg 9, Adolf-Hitler-Platz 7-9.
Telefon: Berlin: Sammelnummer 936641. Telegrammadresse: Monopolin, Berlin.

Geschäftsführer:
Bernhard Herdt, Berlin-Schlachtensee,. Schopenhauerstr. 21.
Stellv. Geschäftsführer:
C. O. Ostwald, Berlin-Charlottenburg, Preußenallee 40.

Prokuristen:
Willy Schöneberg, Berlin.
Paul Betzold, Berlin.
Gerhard Fritz, Berlin.

Aufsichtsrat:
(Für den Staat)
Dr. Erhard Kaiser, Finanzpräsident, Reichsmonopolverwaltung für Branntwein Berlin W 50, Nürnberger Str. 50.
Gerhard Wolf, Präsident, Reichsmonopolverwaltung für Branntwein, Berlin W'9, Schellingstr. 14/15.
Dr. Richard Fritzweiler, Geheimrat, Reichsmonopolverwaltung für Branntwein, Berlin W'9, Schellingstr. 14/15.
von Heemskerck, Ministerialdirigent, Reichswirtschaftsministerium, Berlin W8, Behrenstr. 43.
Oskar Lindermayer, Ministerialrat, Reichsverkehrsministerium, Berlin W 9, Voßstraße 35.
Rueff, Ministerialrat, Tabakregie, Wien, Porzellangasse.
Hinz, Ministerialdirigent, Reichspostministerium, Berlin W66, Leipziger Straße 15.
Dr. Ed. Jens Jacobsen, Ministerialrat a. D., Wirtschaftsgruppe „Spiritusindustrie", Berlin NW 87, Schleswiger Ufer 2.
Dr. Fritz Fetzer, Ministerialrat, Allgemeines Marineamt, Oberkommando des Heeres, Berlin W35, Tirpitzufer.
Ernst Becht, Oberstleutnant, Chef der Rohstoff-Abteilung b. Obenkommando des Heeres, Berlin W35, Tirpitzufer 72/76.

ARAL-West:
L. Schmidt, Direktor, Benzol-Verband GmbH, Bochum, Wittener Straße 45-47.
ARAL-Ost:
Dr. Hans Berckemeyer, Generaldirektor, Benzol-Vereinigung des Ostens, Berlin N65, Müllerstr. 170/2.

GASOLIN (IG-Farben 50%, ESSO 25%, SHELL 25%)
Wilhelm Ranft, Direktor, Deutsche Gasolin A.-G., Berlin-Charlottenburg 9, Adolf-Hitler-Platz 7-9-11.

ESSO (Rockefeller)
Spangenberg, Direktor, Deutsch-Amerikanische Petroleum-Gesellschaft,
Hamburg 36, Neuer Jungfernstieg 21.

BP
Georg Gubisch, Direktor, Olex Deutsche Benzin- u. Petroleum GmbH, Schöneberg, Martin-Luther-Str. 61/66.

SHELL
Hans Brochhaus, Direktor, Gewerkschaft Deutsche Erdöl-Raffinerie „Deurag", Hannover, Hindenburgstr. 29.
Adolf Richter, Oekonomierat, Lautitz bei Löbau (Sa).

Bankverbindung
Deutsche Bank, Dep.-K. S 2, Berlin.
Dresdner Bank, Dep.-K. 57, Berlin.
Postscheckkonto Berlin 11557.

Gründung:
29 Juli 1925.
Gegenstand des Unternehmens:
Vertrieb von Spiritus zu motorischen Zwecken sowie hilfsweise von anderen Betriebsstoffen zu Kraftzwecken, insbesondere Benzin, Petroleum, Gasöl, Mineralölen, Benzol, nebst verwandten und ähnlichen Produkten, für sich allein oder in Verarbeitung oder Vermischung Zu dem Vertrieb gehört auch der An- und Verkauf, die Verarbeitung solcher und verwandter Produkte sowie Transport, Lagerung und ähnliche Manipulationen. Die Gesellschaft kann alle Geschäfte vornehmen, welche mit diesen Zwecken unmittelbar oder mittelbar in Verbindung stehen. Sie ist insbesondere befugt, Grundstücke zu erwerben und technische Anlagen für ihre Zwecke einzurichten, sich bei gleichartigen oder ähnlichen Unternehmungen zu beteiligen oder solche zu erwerben oder Interessengemeinschaften einzugehen.

Vertrieb der Motortreibstoffe „Monopolin", „Albizol". Vertrieb von R. K. S.-Autoöl.
Geschäftsjahr: 1. 10. bis 30. 9.
Stammkapital: Das Stammkapital der Gesellschaft beträgt 1 Million RM.

Gesellschafter:
1 Reichsmonopolverwaltung für Branntwein, Berlin.
2 Rhenania-Ossag Mineralölwerke A.-G., Hamburg. (SHELL)
3 Deutsch-Amerikanische Petroleum-Gesellschaft, Hamburg. (ESSO)
4 „Olex", Deutsche Benzin- und Petroleum-Gesellschaft m. b. H., Berlin. (BP)
5 Deutsche Gasolin Aktiengesellschaft, Berlin. (SHELL, ESSO, IG-Farben)
6 Benzol-Verband G. m. b. H., Bochum. (ARAL)
7 Benzol-Vereinigung des Ostens G. m. b. H., Berlin.

Verbandszugehörigkeit:
Fachgruppe 14 Mineralöl, Leiter: Th. Laue, Senator a.D., SS-Standartenführer, in Firma Bick & Laue, Bremen
Fachuntergruppe I Mineralöl und Mineralölerzeugnisse. Leiter Friedrich Breme, Ministerialrat a.D. Direktor der Deutsch-Amerikanischen Petroleum-Gesellschaft (DPAG [Esso]), Hamburg
Stand: Berlin im April 1940
(Quelle: Handbuch der Internationalen Petroleum-Industrie 1940, Die Deutsche Kraftstoffwirtschaft, Industrieverlag von Hernhaussen K.-G. Berlin)

RUMPEL
28.03.2012, 18:20
Zumindest nicht vor 1943/45. Steht genau so im Hossbach Protokoll.

Nein. Das steht da so nicht in der sogenannten "Hossbach"-Niederschrift. Hitler spricht über das "deutsche Problem der Raumnot", welche es für die deutsche Bevölkerung eines Tages schwerig gestalten könnte, ausreichend Nahrungsmittel zur Verfügung zu haben. Er hat dies übrigens immer wieder gesagt, nicht nur in seinem "Kampf" oder bei der "Hossbach"-Besprechung Nov 1937. Es war immer seine Befürchtung, dass er nicht alt werden würde, denn er litt unter der ständigen Angst, an irgendeiner unheilbaren Krankheit leiden zu müssen und er "sein Volk" nicht mehr würde ausreichend ernähren können.

Was seine Eroberungspläne betrifft, so spricht er am 22. 11.1937 fast ausschliesslich über Österreich und die Tschechoslowakei, und er bezieht den Westen, also Frankreich und England, nur insoweit mit ein, als er unter gewissen Umständen mit Gegenmaßnahmen seitens dieser beiden Länder rechnen würde.

Im übrigen hält der die "deutsche Raumnot" für ein Problem, "welches erst im Zeitraum von 1 bis 3 Generationen gelöst werden könne.

Übrigens waren beide Ziele, Österreich sowie Tschecho-Slowakei, bei seinem Einmarsch in Polen Sept 1939 bereits erreicht. In seinem Gespräch mit Molotov im Nov 1940 in Berlin macht er ausdrücklich darauf aufmerksam, dass durch diese neu "erworbenen Gebiete" plus Halb-Polen die vor ihm und den Deutschen liegenden Aufgaben der wirtschaftlichen Erschliessung dieser Gebiete "Arbeit für die nächsten 100 Jahre" (ich glaube, so ähnlich hat er es ausgedrückt) bedeuten würden.

RUMPEL
28.03.2012, 18:28
Kein Widder-Mensch! Nach Masers Veröffentlichung der Geburtsurkunde und der Überlieferung von Geburtszeugen ist Er um 18.30 Uhr geboren. Da stand die Sonne an diesem Tag schon in 0:48 ° im Stier! Nur der Merkur war im Widder. Das kosmische Gravitationskarussel der Planeten wirkt ziemlich exakt. Das wußte auch Geheimrat Goethe von der Loge Amalia in Weimar. Die Phase mit den „okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus“ (Goodrick-Clarke) habe ich schon hinter mir. Der Stiergeborene sucht gerne die Nähe von Steinböcken (Göring). Jungfrauen (K. Haushofer, Keitel, Jodel war Stier) tummelten sich in seiner Nähe und Fische (wie Speer) verehrten seinen Waage-Ascendenten, wobei die Baukunst beider Hobby war. Sein Formgefühl bei der Gestaltung von Materie (Orden, Ehrenzeichen, VW) war meisterhaft. Das fanatische Festkrallen an einmal erworbenen Orten (Städte als Festungen um jeden Preis halten, kein Rückzugsbefehl bei Stalingrad) ist eine Stiereigenschaft. Dieser Stiermensch eignete sich schlecht zum Feldherren. Haushofer verzauberte ihn mit geostrategischen Übersichtskarten, die perfekte Raumgestaltung vorgauckelten und den Stiertrieb nach (Boden-)Schätzen und nach Immobilien- (Land-)erwerb kitzelten.

01.10.2010: Deutschland begleicht letzte Schulden aus Erstem Weltkrieg.
http://www.zeit.de/wissen/geschichte/2010-10/weltkrieg-schulden-deutschland

Berichtigung: Zichka hat nicht nur den Namen seines Buches im Jan. 1939 in „Ölkrieg“ umgeändert. Die Mitteilung stand nach 1945 auf der Rückseite einer Medikamentenwerbung für Ärzte. Zischka redete in seinem Buch “Der Kampf um die Weltmacht ÖL“ von 1934 Klartext. Er orakelte, daß es um 1940 einen Weltkrieg um Öl geben werde, wobei die Ölgroßmächte Deterding, Standard Öl und Rußland die Beteiligten seien würden. Da die I.G. Farben mit der amerikanischen Standard Oil und der holländisch-britischen Royal-Dutsch Shell in engen Geschäftsverbindungen stand und mit ihnen sogar Kohle-Hydrierwrke gründete (u.a. Pölitz bei Stettin), muße das Zischka-Buch, wie 1935 auch in London, auf Druck der Ölkonzerne vom Markt genommen werden. Zichkas Ölkriegsbuch von 1939 war wesentlich entschärft worden, ohne Nennung von Ölkriegsparteien gegen Rußland.

Hier Zischkas Vorwort von 1934 aus dem GoldmannVerlag, Leipzig:


Auszug aus dem 12. KAPITEL
Kampf um Öl ... bedeutet das einen neuen Weltkrieg?
Wenig erfreuliche Schlußfolgerungen.


Was Zischa nicht wissen konnte: Der Generalstab des Ölkrieges saß schon am “Adolf-Hitler-Platz” – früher Reichskanzler- , heute Theodor-Heuß-Platz – in Berlin-Westend bereit:

(Quelle: Handbuch der Internationalen Petroleum-Industrie 1940, Die Deutsche Kraftstoffwirtschaft, Industrieverlag von Hernhaussen K.-G. Berlin)

19.4. ist doch aber Widder :((
Naja ^^ egal. Meinetwegen Stier.. wenns auch nur ein paar MInuten sind.

Also Deine Beiträge insbesondere bzgl Paish, Öl-Multis usw sind sehr interessant. Ich habe wieder mal so einiges gelernt. Ich habs mir alles kopiert.. und die angegebenen Bücher werde ich mir beschaffen und durcharbeiten. Danke. :)

RUMPEL
28.03.2012, 18:40
Das Buch habe ich auch, ist allerdings schon ein bißchen veraltet. Das beste Buch zum Westfeldzug, freilich auf dessen erste Phase bis nach Dünkirchen beschränkt, ist Frieser, Blitzkrieg-Legende. Er spricht von 136 deutschen Divisionen: http://books.google.de/books?id=m6S-2DbNL14C&pg=PA41&hl=de&source=gbs_toc_r&cad=3#v=onepage&q&f=false
(S. 43 der Vorschau). Auf der Seite "Lexikon der Wehrmacht" könnte man auch nachprüfen, welche Einheiten im einzelnen dabei waren, wäre mir jetzt aber zu viel Arbeit. Macht für mich auch mehr Sinn, denn warum sollte das Heer die Hälfte seiner Divisionen, von denen nur ein paar wenige zu der Zeit in Norwegen kämpfend gebunde waren, und ein paar als Besatzungstruppen in Polen, daheim lassen?



Benelux: die waren nicht nur ein "bißchen neutral". Sie unternahmen während des Herbstes 1939 und des Winters/Frühjahrs 1940 keine Versuche, die strategische Position durch eine militärische Zusammenarbeit mit England und Frankreich zu verbessern, und das, obwohl ja insbesondere die Niederlande eine Landgrenze mit Deutschland unterhielten, die für Flankenangriffe sehr gefährlich für Deutschland hätte werden können. Dabei war die Stoßrichtung des Angriffs der Deutschen im Jahr 1940 klar, politische Optionen gab es nicht mehr.

Natürlich hatte die englisch-französische Kriegserklärung zum Ziel, die Deutschen politisch unter Zugzwang zu setzen. Natürlich war man nicht begeistert darüber, dass das Dritte Reich und die Sowjetunion die von diesen beiden Staaten geschaffene außenpolitische Nachkriegsstruktur zerschlugen. Dennoch zog Frankreich keine unmittelbaren militärischen Konsequenzen daraus, was sich ja für die Franzosen als sehr verhängnisvoll erwies. Die Engländer waren etwas offensiver gestimmt, aber deren Heer war noch lange nicht für Landoffensiven bereit. Auf eigene Faust wären die Briten wahrscheinlich für Offensiven auf dem Kontinent selbst 1944 noch nicht bereit gewesen.

Danke. Ich werde mir Frieser gelegentlich besorgen. Deine Ausführungen habe ich einstweilen kopiert und in meinen Info-Bestand aufgenommen.

Deine Ausführungenm hinsichtlich NL/B nehme ich ebenfalls zur Kenntnis. Teilen werde ich sie zunächst einmal nicht, da ich andere Info habe.

Systemhandbuch
28.03.2012, 20:06
[...]Warum und wieso zog sich die französische Armee beim deutschen Angriff Mai 1940 so rasch zurück? Gab es womöglich ein geheimes Abkommen zwischen GB und der Sowjetunion einerseits und GB mit dem Deutschen Reich andererseits, in welchen GB beiden gewisse Versprechungen machte? Ich habe seit Jahren noch ein paar andere Fragen auf Lager, die mir niemand so recht plausibel beantworten kann.[...]


[...]Macht für mich auch mehr Sinn (die Nachforschung, welche Einheiten dies waren; Anm, SHB), denn warum sollte das Heer die Hälfte seiner Divisionen, von denen nur ein paar wenige zu der Zeit in Norwegen kämpfend gebunde waren, und ein paar als Besatzungstruppen in Polen, daheim lassen?[...]


[...]Nach einer militärischen Faustregel sollte ein Angreifer dem Verteidiger im Verhältnis von 3:1 zahlenmäßig überlegen sein. Diese Relation erhöht sich noch, wenn der Verteidiger aus gut ausgebauten Befestigungsanlagen (wie die Maginot-Linie) kämpfen kann. Paradoxerweise waren im Mai 1940 die Verteidiger dem Angreifer gegenüber fast in allen Bereichen numerisch überlegen. Im Westfeldzug müssen offenbar andere Regeln gegolten haben.[...]

Quelle: Frieser, Blitzkrieg-Legende, 6. Gesamtbilanz, S. 64.

Nett hier !:popcorn:

Nereus
28.03.2012, 21:02
19.4. ist doch aber Widder :((
Naja ^^ egal. Meinetwegen Stier.. wenns auch nur ein paar MInuten sind.

Stier beginnt in der Regel (Tageszeitungen) am 21.4.
Er wurde aber nicht am 19.4. (was immer Widder ist), sondern am 20.4. um 18.30 Uhr geboren. Vormittags wäre er noch ein Widder gewesen, dann wechselte aber an diesem Tag am Nachmittag das Tierkreiszeichen zum Stier. Diese genaue Bestimmung ist nur für Kosmogramme wichtig.

Falste mal für 2-5 € bei ZVAB Sorba, "Die Größten der Großen" siehst, nimm mit. Das ist auch Zischka, wo er nach 1945 die Ölkrieger richtig beschreibt, was er 1939 verschweigen mußte.

RUMPEL
28.03.2012, 22:49
Stier beginnt in der Regel (Tageszeitungen) am 21.4.
Er wurde aber nicht am 19.4. (was immer Widder ist), sondern am 20.4. um 18.30 Uhr geboren. Vormittags wäre er noch ein Widder gewesen, dann wechselte aber an diesem Tag am Nachmittag das Tierkreiszeichen zum Stier. Diese genaue Bestimmung ist nur für Kosmogramme wichtig.

Falste mal für 2-5 € bei ZVAB Sorba, "Die Größten der Großen" siehst, nimm mit. Das ist auch Zischka, wo er nach 1945 die Ölkrieger richtig beschreibt, was er 1939 verschweigen mußte.

Weia.. jetzt weiss ich auch, warum ich in den letzten Jahren immer allein bei den "Feierlichkeiten" am 19.4. war.. :( Ich war 1 Tag zu früh dran. Nee, im Ernst, ich hatte mich vertippt. Ein Freund von mir hat am 19.4. Geburtstag. :))

RUMPEL
28.03.2012, 22:50
Quelle: Frieser, Blitzkrieg-Legende, 6. Gesamtbilanz, S. 64.

Nett hier !:popcorn: Jo. Nett ist es hier allemal. ;) Ausonius, der Schlingel. Er hat mich reingelegt.

RUMPEL
28.03.2012, 23:00
Nein. Das steht da so nicht in der sogenannten "Hossbach"-Niederschrift. Hitler spricht über das "deutsche Problem der Raumnot", welche es für die deutsche Bevölkerung eines Tages schwerig gestalten könnte, ausreichend Nahrungsmittel zur Verfügung zu haben. Er hat dies übrigens immer wieder gesagt, nicht nur in seinem "Kampf" oder bei der "Hossbach"-Besprechung Nov 1937. Es war immer seine Befürchtung, dass er nicht alt werden würde, denn er litt unter der ständigen Angst, an irgendeiner unheilbaren Krankheit leiden zu müssen und er "sein Volk" nicht mehr würde ausreichend ernähren können.

Was seine Eroberungspläne betrifft, so spricht er am 22. 11.1937 fast ausschliesslich über Österreich und die Tschechoslowakei, und er bezieht den Westen, also Frankreich und England, nur insoweit mit ein, als er unter gewissen Umständen mit Gegenmaßnahmen seitens dieser beiden Länder rechnen würde.

Im übrigen hält der die "deutsche Raumnot" für ein Problem, "welches erst im Zeitraum von 1 bis 3 Generationen gelöst werden könne.

Übrigens waren beide Ziele, Österreich sowie Tschecho-Slowakei, bei seinem Einmarsch in Polen Sept 1939 bereits erreicht. In seinem Gespräch mit Molotov im Nov 1940 in Berlin macht er ausdrücklich darauf aufmerksam, dass durch diese neu "erworbenen Gebiete" plus Halb-Polen die vor ihm und den Deutschen liegenden Aufgaben der wirtschaftlichen Erschliessung dieser Gebiete "Arbeit für die nächsten 100 Jahre" (ich glaube, so ähnlich hat er es ausgedrückt) bedeuten würden.

Entschuldigung für meinen Blödsinn. Er hat die "Hossbach"-Besprechung am 7. 11. 1937 gehalten, nicht am 22. 11. Heute ist nicht mein allerbester Tag. :)

Ausonius
29.03.2012, 06:45
Jo. Nett ist es hier allemal. ;) Ausonius, der Schlingel. Er hat mich reingelegt.

Ne. wieso? Ich habe dir eine Stelle genannt, die exakt aus dem Kapitel über die Kräfteverhältnisse stammt.

RUMPEL
29.03.2012, 08:03
Ne. wieso? Ich habe dir eine Stelle genannt, die exakt aus dem Kapitel über die Kräfteverhältnisse stammt.

Das hat SHB auch. Egal.. ich besorg mir das Buch.

Nereus
29.03.2012, 09:23
Entschuldigung für meinen Blödsinn. Er hat die "Hossbach"-Besprechung am 7. 11. 1937 gehalten, nicht am 22. 11. Heute ist nicht mein allerbester Tag. :)

Das glaube ich auch.

Die Hoßbach-Niederschrift, oft auch als Hoßbach-Protokoll bezeichnet, ist eine von Oberst Friedrich Hoßbach ohne Auftrag nach schlagwortartigen Notizen angefertigte Niederschrift über eine Besprechung am 5. (fünften) November 1937 in Berlin, während der Adolf Hitler in einem mehrstündigen Monolog den wichtigsten Vertretern der Wehrmacht und dem Außenminister die Grundzüge seiner auf gewaltsame Expansion ausgerichteten Außenpolitik darstellte. (Wiki)

Also Besprechung am 5.11. 37 abgehalten und Niederschrift eines Gedächtnisprotokolls der Besprechung 5 Tage später (um den 10.11.) nach Auskunft Hoßbachs in seinem Buch.

Bitte keinen stehenden Applaus! :o)

RUMPEL
29.03.2012, 22:26
Das glaube ich auch.


Also Besprechung am 5.11. 37 abgehalten und Niederschrift eines Gedächtnisprotokolls der Besprechung 5 Tage später (um den 10.11.) nach Auskunft Hoßbachs in seinem Buch.

Bitte keinen stehenden Applaus! :o)

Es gibt solche Tage :))
Ich war aber nicht besoffen !!!

nethead
30.03.2012, 02:58
Nein. Das steht da so nicht in der sogenannten "Hossbach"-Niederschrift..

Aus der Hossbach Niederschrift geht hervor das Hitler Deutschland erst ab ca. 1943 fuer Kriegsfaehig haelt. Ein starkes Indiz dafuer das der Angriff auf Russland eben nicht geplant war.

Das habe ich gesagt. Nicht mehr, nicht weniger.

Lichtblau
30.03.2012, 09:25
Aus der Hossbach Niederschrift geht hervor das Hitler Deutschland erst ab ca. 1943 fuer Kriegsfaehig haelt. Ein starkes Indiz dafuer das der Angriff auf Russland eben nicht geplant war.

Das habe ich gesagt. Nicht mehr, nicht weniger.

Das ist auch nur eine Momentaufnahme. Pläne sind einer ständigen Veränderung unterworfen.

Hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schnellplan

deutet schon der Name darauf hin, das 1938 eine Beschleunigung der Kriegspläne einsetzt.

Seligman
30.03.2012, 11:50
Als Einleitung; Die Antwort auf die Frage ist NEIN.

Die russische Spionage berichtete Stalin im Juli 1939, daß Deutschland nicht auf einen Krieg vorbereitet sei. Im Falle eines deutschen Angriffs auf Polen würde dessen Vorrat an Flugbomben am 10. Kriegstag aufgebraucht sein (Viktor Suworow, Der Tag-M, 1994, Klett-Cotta-Verlag, ISBN 3-608-91676-8, S. 89). Laut dem für seine soliden Recherchen bekannten russischen Historiker Viktor Suworow wurde die deutsche Wirtschaft erst im Januar 1942 auf die Erfordernisse des Krieges umgestellt. Im Oktober 1941 hatte die Deutsche Wehrmacht in erbitterten Kämpfen mit der Roten Armee 561.000 75mm-Granaten verbraucht, die deutsche Industrie aber nur 76.000 produziert. Im Dezember 1941 bestand das Verhältnis von 494.000 verschossenen zu nur 18.000 von der Industrie neu produzierten Granaten (Suworow 1994, S. 89). Weitere katastrophale Munitionsbevorratung der Wehrmacht mit Pistolenmunition, leichte und schwere Granatwerfer und Artillerie aller Kaliber (Suworow, S. 86-90).

Viktor Suworow berichtet, daß Stalin schon seit dem 18. Parteikongreß 1938 verstärkte Kriegsvorbereitungen getroffen hatte und daß am 19.8.1939 in einer Sitzung des Politbüros, unter Vorsitz Stalins, der Beschluß zur „großen Befreiung Europas“ gefaßt wurde (V. Suworow 1994, S. 74f u. 1989, S. 62). Stalin’s Kriegsvorbereitungen mündeten in der Ausarbeitung eines terminlich bis in alle Einzelheiten detaillierten Planes zur Mobilmachung und zum Aufmarsch der Truppen an den Westgrenzen der Sowjetunion, an dessen Ende Grenzüberschreitung und Krieg vorgesehen waren.

RUMPEL
30.03.2012, 12:01
Aus der Hossbach Niederschrift geht hervor das Hitler Deutschland erst ab ca. 1943 fuer Kriegsfaehig haelt. Ein starkes Indiz dafuer das der Angriff auf Russland eben nicht geplant war.

Das habe ich gesagt. Nicht mehr, nicht weniger.

Ne. Hast Du nicht.

Meine ursprüngliche Ausage war:


Sie war natürlich nicht auf einen großen Krieg im Westen vorbereitet. Es hat seitens Hitler nie die Absicht bestanden, dort Krieg zu führen.

Da hast darauf geantwortet:
Zumindest nicht vor 1943/45. Steht genau so im Hossbach Protokoll.

... worauf dann mein Beitrag stand, dem Du nunmehr durch Deinen neuen Aufsatz entgegnest.

Nochmal: Es hat überhaupt nicht die Absicht bestanden, im Westen Krieg zu führen. Eben auch nicht ab 1943. Dass er persönlich mit einem Krieg rechnete, ist ein anderes Thema. Welcher Staatschef tat oder tut das nicht? Dass man für den Krieg gerüstet sein soll, wenn man den Frieden will, wussten schon die Römer der Antike.

Brutus
30.03.2012, 12:04
Viktor Suworow berichtet, daß Stalin schon seit dem 18. Parteikongreß 1938 verstärkte Kriegsvorbereitungen getroffen hatte und daß am 19.8.1939 in einer Sitzung des Politbüros, unter Vorsitz Stalins, der Beschluß zur „großen Befreiung Europas“ gefaßt wurde (V. Suworow 1994, S. 74f u. 1989, S. 62). Stalin’s Kriegsvorbereitungen mündeten in der Ausarbeitung eines terminlich bis in alle Einzelheiten detaillierten Planes zur Mobilmachung und zum Aufmarsch der Truppen an den Westgrenzen der Sowjetunion, an dessen Ende Grenzüberschreitung und Krieg vorgesehen waren.

Völlig logisch! Globalistische Ideologien wie Kommunismus, Kapitalismus und Zionismus zielen immer auf Eroberung und Krieg, ja, Ausrottungskrieg, weil auf andere Weise ihre Ziele nicht erreicht werden können.

Im Gegensatz dazu ist der Nationalismus fast immer friedenserhaltend, weil er nur das eigene Land im Blick hat . Sollte es dennoch zu kriegerischen Auseinandersetzungen kommen, bleiben diese immer im vergleichsweise kleinen Rahmen und wachsen sich nie zu Weltkriegen aus.

Ihre Fortsetzung findet die zionistisch-globalistische Bestialität am Verhandlungstisch, etwa beim Versailler Diktat oder der keinen formalen Ansprüchen genügenden Kapitulation der Wehrmacht sowie siegermächtlichen Hetzer-, Lügner-, Betrüger- und Fälschetribunalen wie dem IMT.

Letzteres, das völlige Abgleiten der diplomatischen Sitten in Zeiten steinzeitlicher Barbarei, hebt auch Douglas Reed hervor und erwähnt in diesem Zusammenhang die Kriege und Friedensschlüsse Bismarcks als vorbildlich.

Aktuell feiert die demokratisch-usraelische Barbarei wieder fröhliche Urständ, nicht nur beim Überfall auf Libyen, sondern direkt vor unserer Haustür, wenn die regierende Verbrecherbande jeden Völkerrechtsvertrag bricht und das deutsche Volk ihrem verlogenen und zynischen Raubdiktat unterwirft.

Franz Oliver Giesberts (Le Figaro) Wort vom Euro als Versailles ohne Krieg, eröffnet interessantere und tiefere Einsichten als sich das die Blödmichel vorstellen können.

Maasstricht markiert nicht nur eine Ausplünderung wie nach dem Diktat von Versailles sondern zugleich den Rückfall in die demokratisch-viehische diplomatische Barbarei.

Sie nennen sich Demokraten, führen süße Worte im Munde, aber inwendig sind's nur Bestien!

RUMPEL
30.03.2012, 12:57
Das ist auch nur eine Momentaufnahme. Pläne sind einer ständigen Veränderung unterworfen.

Hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schnellplan

deutet schon der Name darauf hin, das 1938 eine Beschleunigung der Kriegspläne einsetzt.

Auch hier wieder nur die halbe Wahrheit. Von einem Kriegsplan kann auch beim sog. Schnellplan nicht gesprochen werden. Der Plan selbst bezieht sich auf vorangegangene Planungen - u.z. ausschliesslich um die Poduktion von Pulver und Sprengstoff - aus dem Juni des gleichen Jahres. Man hatte festgestellt, dass man man - mal wieder - hinter den Planungen hinterher hinkte.

Dass man von Seiten der späteren Alliierten gegen die Achse des Bösen - Deutschland, Japan und Italien - etwas vorhatte, wurde ja bereits überdeutlich durch die "Quarantäne"-Rede des US-Präs. Roosevelt vom 5. Okt. 1937. Sie war m. E. nach Anlass für die "Hossbach"-Sitzung Hitlers am 5.11.1937.

In Anbetracht der späteren Ereignisse zu Beginn und im Verlaufe des Jahres 1938 bis zum Münchener Treffen und dem Abkommen vom September 1938 hatte sich Hitler die Idee aufgedrängt, dass eine verstärkte Rüstung Deutschlands geboten war. Ich erinnere an die Situation im Mai 1938, als eine Hetze gegen das Deutsche Reich einsetzte mit der Behauptung, deutsche Panzer seien auf dem Weg nach Prag, um die Tschechei zu überfallen.

Das führte eben zu der Planung von Juni 1938 und - als man feststellte, dass man "zurück lag" - zum sogenannten "Schnell"-Plan. Er, Hitler, rechnete damals schon mit Krieg.

Im September 1938 schien es aber so, als sei ein dauerhafter Frieden in Europa möglich. Allerdings war das nur ein Wunschtraum. Wenige Tage nach München, Anfang Okt 1938, zeigte sich, dass der Krieg gegen Deutschland eine beschlossene Sache war. Ich habe bereits darüber geschrieben.

Systemhandbuch
08.04.2012, 18:27
Berichtigung: Zichka hat nicht nur den Namen seines Buches im Jan. 1939 in „Ölkrieg“ umgeändert. Die Mitteilung stand nach 1945 auf der Rückseite einer Medikamentenwerbung für Ärzte. Zischka redete in seinem Buch “Der Kampf um die Weltmacht ÖL“ von 1934 Klartext. Er orakelte, daß es um 1940 einen Weltkrieg um Öl geben werde, wobei die Ölgroßmächte Deterding, Standard Öl und Rußland die Beteiligten seien würden. Da die I.G. Farben mit der amerikanischen Standard Oil und der holländisch-britischen Royal-Dutsch Shell in engen Geschäftsverbindungen stand und mit ihnen sogar Kohle-Hydrierwrke gründete (u.a. Pölitz bei Stettin), muße das Zischka-Buch, wie 1935 auch in London, auf Druck der Ölkonzerne vom Markt genommen werden. Zichkas Ölkriegsbuch von 1939 war wesentlich entschärft worden, ohne Nennung von Ölkriegsparteien gegen Rußland.

Deterding könnte auch nur ein Strohmann gewesen sein.;)


[...]Zufall, daß Deterding bis 1933 ,mit ungefähr 50 Millionen Mark unter allen Geldgebern Hitlers nach dem zionistischen Bankmann Warburg auf Platz 2 rangierte? Kein deutscher Finanzier, kein Thyssen, kein Krupp, investierte auch nur annähernd so viele Mittel in den Aufstieg des „Führers“, wie der Generaldirektor der Royal Dutch Shell. Der enorme Umfang der Spenden lässt indes starke Zweifel daran aufkommen, ob die Überweisungen aus Deterdings privatem Portemonnaie stammten oder ob der Tycoon von den eigentlichen Shell-Bossen vorgeschickt worden war. Die Firma stellte nämlich einen Familienbetrieb dar, in dem der Hitler Zuträger bloß den Posten eines leitenden Angestellten einnahm. Als Gründer des Unternehmens ist uns der Israelit Marcus Samuel (später Lord Bearsted) überliefert. Ursprünglich hatte dieser Self-Made-Mann in Ostasien Muscheln gesammelt und diese in London zu Geld gemacht. So kam es, nachdem er umgesattelt hatte, zum Namen und Zeichen seines Öltrustes. Zum fraglichen Zeitpunkt der Hitler-Unterstützung unterstand die Shell-Gruppe den beiden Direktoren Peter Montefiore Samuel und Sir Robert Waley Cohen – beides zionistische Juden, die sich auch im Palästinageschäft beteiligten.[...]

Wolfgang Eggert, Israels Geheimvatikan, Band 3, S. 48

Ein Generaldirektor der Shell, der 1933 über 50 Millionen Mark in der Tasche hat und diese privat der NSDAP spendet ? Bissle komisch, oder ?

aber ich kram da noch mal nach, ... immer wenn´s um Millionen geht, werde ich so ein wenig misstrauisch ! :))

Brutus
08.04.2012, 18:29
Deterding könnte auch nur ein Strohmann gewesen sein.;)

Zur Zeit Deterdings hatte die Aktienmehrheit bei Royal Dutch-Shell das Bankhaus Rothschild.


Zum fraglichen Zeitpunkt der Hitler-Unterstützung unterstand die Shell-Gruppe den beiden Direktoren Peter Montefiore Samuel und Sir Robert Waley Cohen – beides zionistische Juden, die sich auch im Palästinageschäft beteiligten.

Robert Waley Cohen war maßgeblich beteiligt, Churchill als Nachfolger Chamberlains aufzubauen und über diesen Hebel GB in den Krieg zu hetzen. Churchill legte seine Reden Waley-Cohen zum Gegenlesen vor und akzeptierte ohne Widerrede, wenn sein Manuskript umgepflügt wurde, (Scheil, Churchill). Klar, wer in Downing Street No. 10 der Herr war, und wer nur Knecht.

Systemhandbuch
08.04.2012, 19:44
[...]
Robert Waley Cohen war maßgeblich beteiligt, Churchill als Nachfolger Chamberlains aufzubauen und über diesen Hebel GB in den Krieg zu hetzen. Churchill legte seine Reden Waley-Cohen zum Gegenlesen vor und akzeptierte ohne Widerrede, wenn sein Manuskript umgepflügt wurde, (Scheil, Churchill). Klar, wer in Downing Street No. 10 der Herr war, und wer nur Knecht.

Das ist zu geil, wie dieser Waley Cohen über das Haavara-Abkommen den Hochgradmaurer Churchill nach oben bringt, ... ausgerechnet über dieses Abkommen. Ich schmeiß mich weg.:D

[...]In der Folge machten sich bezeichnenderweise eher Sorgen breit, die erwartete Einwanderung könne „die Siedlungen, die in Palästina schon existieren, wie Lava überfluten,“ wie der in Deutschland geborene Zionistenführer Arthur Ruppin im Sommer 1933 auf einem Zionistenkongreß in Prag erklärte. Die deutsche Politik hatte erhebliche Konsequenzen für die Entwicklung der Wirtschaft in Palästina. Edwin Black kommt in seiner Untersuchung über dieses „Transfer-Agreement“ zu der Schlussfolgerung, ohne das Haavara-Abkommen und die daraus folgenden deutsch-jüdischen Wirtschaftsbeziehungen hätte es niemals einen Staat Israel geben können. Zu den Nutznießern dieser Regelungen gehörte unter anderem auch Sir Robert Waley Cohen, der später die Gelder für jene Kampagne organisierte, die Winston Churchill und der englischen Kriegspartei in der Öffentlichkeit die entscheidenden Stimme verleihen sollte. Jene achtzigtausend Pfund, die er gleich 1933 beim Export deutscher Druckmaschinen nach Palästina gegenüber dem Kauf vergleichbarer Maschinen in England sparte , bildeten in etwa den Grundbetrag für den Start von Churchills Werbekampagne.[...]

Scheil: Churchill, Hitler und der Antisemitismus S. 43/44

Seligman
11.04.2012, 15:20
1.) Nach dem siegreichen Polenfeldzug bot Hitler der englischen und der französischen Regierung Frieden an. Zum Angebot gehörte die Räumung Polens durch die Wehrmacht, bis auf Danzig und den „Korridor“. Hätte Hitler Polen als „Lebensraum im Osten“ haben wollen, hätte er kein solches Angebot gemacht.

2.) 1940 ließ Hitler in vertraglicher Absprache mit Stalin die vor ca. 200 Jahren in der Ukraine angesiedelten deutschen Bauern in den Warthegau , also an den Rand des Deutschen Reichs, umsiedeln. Wenn er zu der Zeit noch immer deutsche Bauern in der Ukraine hätte ansiedeln wollen hätte er nicht das Gegenteil getan und die deutschen Bauern aus der Ukraine „heim ins Reich“ geholt.

3.) Nach dem erfolgreichen Frankreichfeldzug ließ Hitler die Panzer- und die Munitionsproduktion um ein Drittel zurückfahren. Wenn er zu der Zeit an eine Fortsetzung des Krieges gegen die Sowjetunion gedacht hätte, um „Lebensraum im Osten“ zu erobern, hätte er diese Reduzierung der Rüstung sicherlich nicht angeordnet.

4.) Nach dem erfolgreichen Frankreichfeldzug ließ Hitler 35 deutsche Heeresdivisionen auflösen oder kadern. Wenn er zu der Zeit an eine Fortsetzung des Krieges gegen die Sowjetunion gedacht hätte, hätte er das sicher nicht veranlaßt.

Nereus
13.04.2012, 12:00
1.) Nach dem siegreichen Polenfeldzug bot Hitler der englischen und der französischen Regierung Frieden an. Zum Angebot gehörte die Räumung Polens durch die Wehrmacht, bis auf Danzig und den „Korridor“. Hätte Hitler Polen als „Lebensraum im Osten“ haben wollen, hätte er kein solches Angebot gemacht. ....

»Zum Angebot gehörte die Räumung Polens durch die Wehrmacht, bis auf Danzig und den „Korridor“, « behauptest Du über den Inhalt eines angebliches Friedensangebots Hitlers an England und Frankreich nach dem erfolgten Polenfeldzug.
Woher hast Du das? Bitte gibt eine genaue Quelle an wann, wo und wie Hitler das gesagt hat.

Wenn Du Deine Behauptung nicht belegen kannst, bekommen Deine weiteren Punkte 2-4 eine andere Bedeutung und belegen gerade Hitlers Absicht, durch diplomatische und psychologische Tarnung, einen "Blitzkriegsüberfall" auf die Sowjetunion starten zu wollen.

Ferner, bei fehlendem Quellennachweis, müßte man Dich künftig als Desinformanten und unglaubwürdigen Enten-Verbreiter, oder gar Spamer, einschätzen.

Nur auf ein Buch zu verweisen hilft nichts. Du muß schon sagen was dort steht und welche Quelle dort dafür genannt wird.

Nereus
14.04.2012, 00:58
Hier die „Friedensrede“ Hitlers vom 6.10.1939 vor dem Reichstag nach dem Ende des Polenfeldzugs.
Da steht nichts von einer Räumung des eroberten Gebietes, sondern nur etwas von Raumneugestaltung und von Bevölkerungsumsiedelungen. Die waren notwendig, um beim späteren Blitzkriegsüberfall auf die verhaßte Sowjetunion („Mein Kampf“ Kapitel 14 !!) nicht so viele volksdeutsche Geisel dem Bolschewismus zu überlassen und um aus den ca. 500.000 „Übersiedlern“ in den Warthegau noch ein paar kampfstarke Divisionen rekrutieren zu können.

Reichstagsprotokolle, 1939/42,1
http://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt2_n4_bsb00000613_00052.html

Die „Friedensrede“ war reine Propaganda, denn diplomatisch war nichts geplant und daher wurde die Rede auch nicht im entsprechenden „Jahrbuch für Auswärtige Politik“ erwähnt.

Ernsthafte Geschichtsforscher sollten sich mal mehr mit dem Kapitel 6 von Engdahls „Mit der Ölwaffe zur Weltmacht“ beschäftigen und die „Zeitschrift für Geopolitik“ von Haushofer, Obst und Vowinckel ab 1924 studieren.
Hier der “Herzland”-Kreis um die Zeitschrift Geopolitik, die von Haushofer und Obst geleitet wurde. (Mit der Maus über die Namen fahren) http://de.inforapid.org/index.php?search=Erich%20Obst

In der Zeitschrift wurde Klartext gesprochen und dieser dann verklausuliert in „Mein Kampf“ im 2. Band untergebracht.

Abschnitte aus Engdahls Kapitel 6.
Britisch-amerikanischer Schulterschluß
Der Rapallo-Vertrag
Sinclair und das amerikanische Angebot
Ein zaghafter Versuch Deutschlands
Ruhrbesetzung und galoppierende Inflation
Ein Weltölkartell
Das „Projekt Hitler“

ÖLKRIEG
ab 1919
http://www.youtube.com/watch?v=EoS5f5g2T_A&feature=relmfu

Teil 2:
http://www.youtube.com/watch?v=kSjdkdlItkA&feature=relmfu

Nereus
14.04.2012, 14:35
Eine Verschwörungstheorie zum Zweiten Weltkrieg?

http://ecx.images-amazon.com/images/I/41VJXBP85RL._SS500_.jpg

Entweder für 10 € kaufen oder Engdahls Kapitel 6 hier ansehen:
Seite 95-118: »britisch-amerikanischer Schulterschluß« mit dem »Projekt Hitler« der internationalen Erdölkonzerne und ihrer Hochfinanz von Montagu Norman über J.P. Morgan bis H. Schacht, den Gegnern der „sowjetischen Erdölräuber“.

http://www.scribd.com/doc/56487520/Engdahl-William-F-Mit-der-Olwaffe-zur-Weltmacht

Lichtblau
14.04.2012, 14:44
Mit Nereus haben wir endlich mal wieder einen Neuzugang der unser Forum bereichert.

Wilkommen im Club der "Mens on a mission"! :]

Oasenfritz
14.04.2012, 14:59
Hier die „Friedensrede“ Hitlers vom 6.10.1939 vor dem Reichstag nach dem Ende des Polenfeldzugs.
Da steht nichts von einer Räumung des eroberten Gebietes, sondern nur etwas von Raumneugestaltung und von Bevölkerungsumsiedelungen. ............

Sehr interessante Infos & Links! Danke!

Seligman
14.04.2012, 19:40
»Zum Angebot gehörte die Räumung Polens durch die Wehrmacht, bis auf Danzig und den „Korridor“, « behauptest Du über den Inhalt eines angebliches Friedensangebots Hitlers an England und Frankreich nach dem erfolgten Polenfeldzug.
Woher hast Du das? Bitte gibt eine genaue Quelle an wann, wo und wie Hitler das gesagt hat.

Wenn Du Deine Behauptung nicht belegen kannst, bekommen Deine weiteren Punkte 2-4 eine andere Bedeutung und belegen gerade Hitlers Absicht, durch diplomatische und psychologische Tarnung, einen "Blitzkriegsüberfall" auf die Sowjetunion starten zu wollen.

Ferner, bei fehlendem Quellennachweis, müßte man Dich künftig als Desinformanten und unglaubwürdigen Enten-Verbreiter, oder gar Spamer, einschätzen.

Nur auf ein Buch zu verweisen hilft nichts. Du muß schon sagen was dort steht und welche Quelle dort dafür genannt wird.

Das sind nicht meine Behauptungen sondern das habe ich von dieser Webseite:
http://www.vorkriegsgeschichte.de/index.php?option=com_content&task=view&id=36&Itemid=

Da ich diese Theorien auch auf anderen seiten gelesen hatte nahm ich an es ist alles beweisbar. Auf dein posting hinauf hab ich gleich selbst recherchiert, z.B Hab ich mir die Reichstagsrede vom 6.10. angehoert, und im Weissbuch nachgesucht. Leider konnte ich auch nichts stichhaltiges finden das dies Beweist.
Jedoch finde ich persoenlich das wenn man viele Punkte in Betracht zieht man auf diese Moeglichkeit kommen koennte.
z.B:
Die Plaene der Deutschen Wehrmacht waren immer den Korridor und Danzig dem Deutschen Reich hinzuzufuegen.
+
Friedensappell an England und Frankreich in der Reichstagsrede vom 6.Oktober 1939.
+
Angebote an Polen (Warschau) :
1. Die Aufnahme Polens in den Antikomminternpakt und militärischer Schutz für Polen im Falle eines sowjetischen Angriffs.
2. Rückkehr Danzigs zum Deutschen Reich und Bau einer exterritorialen Autobahn durch den Korridor.
3. Garantie der polnischen Grenzen.
4. Der deutsch-polnische Vertrag wird von 10 auf 25 Jahre verlängert.
+
Polen werde jede Intervention der Reichsregierung
in Danziger Angelegenheiten, die die dortigen polnischen Rechte und Interessen schädige, als
Angriffshandlung ansehen (Anlage 5).
+
Er (Hitler) empfing am 25. August
den Britischen Botschafter, legte ihm noch einmal in aller Offenheit seine Auffassung über die Lage
dar und teilte ihm die Grundlinien einer umfassenden, auf weite Sicht bemessenen Verständigung
zwischen Deutschland und England mit, die er nach Bereinigung des Danzig- und Korridorproblems
der Britischen Regierung anbieten werde (Anlage 8).
+
und schlieslich auch aus dieser Schrift:
Vorschlag für eine Regelung des Danzig-Korridor-Problems sowie der deutsch-polnischen
Minderheitenfrage.

Jedoch kann ich nicht mit dir uebereinstimmen das die anderen Punkte dann auch nicht wahr sein sollten, oder gibt es dafuer auch keine Beweise Dokumente ?

Ferner wundert es mich das da vorher noch keiner draufgekommen ist, denn hier im Forum gibts auch einen thread der genau diesen einen Punkt behandelt.

Nereus
14.04.2012, 21:24
Das sind nicht meine Behauptungen sondern das habe ich von dieser Webseite:
http://www.vorkriegsgeschichte.de/index.php?option=com_content&task=view&id=36&Itemid=


Danke für die "Quelle". Dort gibt es aber auch Gegenmeinungen. Aber ich gebe nichts auf Meinungen, Spekulationen oder Hellseherei. So habe ich also die Originalrede gesucht und oben mitgeteilt. Zweitens mein Verweis auf "Mein Kampf" 2.Teil Kapitel 14 und mein Hinweis auf Hitlers geopolitischen "Lehrer" Karl Haushofer und dessen Zeitschrift Geopolitik. Das Kapitel 14 ist der Härtefall, das werde ich hier wohl kaum einstellen können. Du kannst es bei etwas Suche im Internet finden. Die entsprechenden Artikel aus der Geopolitik werde ich gelegentlich hier mal einstellen. Daraus ergibt sich eindeutig, was geplant war. Nur wurde Hitler von Haushofer mit der Lebensraumidee verladen. Das war es, was Albrecht Haushofer in seiner Moabiter Sonette meinte. ("Mein Vater hat den Dämon entfesselt") Mit dieser phantastischen Lebensraumidee sollte er nur gezwungen werden, die Sowjetunion anzugreifen und seine Hand nach den Erdölfeldern im Kaukasus auszustrecken, um mit dem "Kommissariat Kaukasus" den "autarken" Europakontinent unter deutscher Führung mit Öl versorgen zu können. (Daitz-Plan "Lebensraum und gerechte Weltordnung"). Doch die Erdölfelder wurden noch von anderen, früheren Interessenten beansprucht. Die unterstützten nun Stalin gegen Hitler, um für ihre Hilfe nach dem Krieg wieder ihre Schürfrechte zurückzuerhalten, die ihnen durch Lenins Verstaatlichungen genommen worden waren. Aber nach dem Krieg ging Molotow nicht zur Londoner Außenministerkonferenz, um sich mit Marshallplanhilfen abhängig zu machen. "Da ging der Eiserne Vorhang runter", wurde gesagt und der Kalte Krieg begann. Erst nach dem Zerfall der Sowjetunion konnten die alten Interessenten Baku besetzen und ihre Ölpolitik weiter betreiben, wie vor der russischen Revolution. Nun ist nur noch der Fall Chordokowski und sein Pakt mit den Rothschilds (1/3 Eigner von Shell-Royal Dutch) zu bereinigen...

Seligman
14.04.2012, 21:33
Ist diese Erdoel these so zu verstehen das es Hitler hauptsaechlich um Schuerfrechte ging ?

Nereus
15.04.2012, 04:09
Ist diese Erdoel these so zu verstehen das es Hitler hauptsaechlich um Schuerfrechte ging ?

Entscheide selber!

1926 erschienen im Januar und Februar in Haushofer, Obst und Vowinckels englandfreundlicher Zeitschrift für Geopolitik, Aufsätze des Georgiers Viktor Nosade über „Die Petroleumpolitik der Welt und das Schicksal Kaukasiens“. Nosade erwähnt die Kämpfe verschiedener Interessengruppen um die Erdölfelder des Kaukasus und die bolschewistische Unterdrückung der einheimischen Bevölkerung.
Im Oktober wird das Manifest zur Gesundung der Weltwirtschaft vom britischen Wirtschaftswissenschaftler Paish veröffentlicht. Mit ihren Unterschriften streben die führenden internationalen Bankiers ein Witschafts-Locarno an, um die Probleme im Handel und im Kreditgeschäft zu beheben. Diese seien durch wirtschaftliche Unvernunft einzelner Länder, durch Schutzzölle, Reparationen, die Einstellung des sowjetischen Tilgungs- und Zinsendienstes und Verstaatlichungen entstanden. Die anglo-amerikanische Ausgabe besorgt Stamp, die deutsche Schacht.

1927 berichtet Stamp in der Zeitschrift für Geopolitik über die teilweise kritische Aufnahme des Weltwirtschaftmanifestes in der Öffentlichkeit.
Vom 14. bis 23. Mai fand dann die Wirtschaftskonferenz des Völkerbunds in Genf statt. Die Sowjets waren auch eingeladen. Die 47 Teilnehmerstaaten verabschieden mehrere Resolutionen zur Senkung der Zölle und zum Abbau der Handelsschranken. Zu einer Einigung mit den Sowjets kam es aber nicht. Anschließend tagten die Weltwirtschaftler und Bankiers, ohne die Sowjets, in Skandinavien.
Darauf wird in der Zeitschrift für Geopolitik über weiterhin bestehende Probleme in der Weltwirtschaft berichtet. Gemäß Wilsers Artikel „Das Erdöl in der Weltwirtschaft und Weltpolitik“ reichen angeblich die Ölvorkommen US-Amerikas nur noch für 13 Jahre, die der Sowjetunion noch für 615 Jahre. Daraus leitete 1934 Zischka in seinem Buch „Der Kampf um die Weltmacht Öl“ vermutlich ab, daß es um 1940 einen Ölkrieg geben würde.

Der in Deutschland ansässige Chemiekonzern I.G. Farben hat das Bergius-Patent für synthetischen Treibstoff aus Kohle und Wasser und versorgt den Markt mit der Benzinmarke Gasolin, an der auch Standard Oil und Shell beteiligt sind. Die Sowjets sind mit ihrem billigen Benzin aus kaukasischer Produktion auf dem westeuropäischen Markt eine unliebsame Konkurrenz für die privaten Öl-Großkonzerne. Der Shell-Royal Dutch Manager, Sir Deterding, möchte daher die Sowjetunion kriegerisch vernichtet lassen, da durch die Verstaatlichung der kaukasischen Shell-Erdölfelder, er die Sowjets für Ölräuber hält. Sir Deterding unterstützt nun alle antisowjetischen Gruppen, Bestrebungen und Parteien, so auch die aufkommende Hitler-Partei.

Noch 1927 schließt die I.G.Farben mit der Standard Oil Co. of New Jersy einen Pakt zur Marktaufteilung und zur Auswertung von Patenten. Standard Oil und I.G.Farben haben große Aktienpakete der Dynamit- und Ölgesellschaft Nobel, deren Investitionen in Rußland von den Sowjets verstaatlicht wurden.

1927 ist vermutlich auch das Jahr in dem das »Projekt Hitler« gestartet wurde.

Die Sowjetunion wurde von den Weltwirtschaftlern in der Zeitschrift Geopolitik als zukünftiges unselbständiges Kolonialland im kontinentalen Wirtschaftsraum der romanischen und germanischen Europäer bezeichnet.

Daraus fabrizierte der Geopolitiker Karl Haushofer als Guru Hitlers die nationalsozialistischen „Wege zur völkischen Wirtschaft und zur europäischen Großraumwirtschaft“ und setzte Hitler so den Floh vom „Lebensraum“ ins Ohr in Anlehnung an das Buch „Volk ohne Raum“ des Kolonialpolitikers und Schriftstellers Hans Grimm.

“Bereits vier Tage nach der Machtübernahme der NSDAP ließ Adolf Hitler die Spitze der Reichswehr wissen, er werde mit der Eroberung und Germanisierung von „Lebensraum im Osten“ nicht zögern und eine großdeutsche Volkstumspolitik betreiben, um alle Deutschen in einem Reich zu vereinigen.“
Jörg K. Hoensch: Nationalsozialistische Europapläne im zweiten Weltkrieg. In: Plaschka, Richard Georg et al. (Hrsg.): Mitteleuropa-Konzeptionen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1995, S. 307–325.
http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%B6rg_K._Hoensch

Nationalsozialistische Pläne für einen kontinentalen Wirtschaftsraum Europa mit einem „Reichskommissariat Kaukasus“ (Karte):
http://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistische_Europapl%C3%A4ne

Im August 1940 erstellt das Institut für Konjunkturforschung eine „Rohstoffbilanz der Europäischen Länder“ („Nur für den Dienstgebrauch“ Nummerierte Exemplare) mit dem Vorwort:

”Inmitten einer zerfallenden Weltwirtschaft bahnen sich neue Formen der zwischenstaatlichen Zusammenarbeit an. Die Wirtschaft der europäischen Staaten hat begonnen, einen einheitlich gelenkten und in den Teilgliedern eng zusammenwirkenden Großraum zu bilden, in welchem dem Großdeutschen Reich als führender europäischer Wirtschaftsmacht besondere Aufgaben zufallen.
Im Hinblick auf diese Frage hat das Institut für Konjunkturforschung im folgenden das wichtigste Zahlenmaterial über die Ernährungs- und Rohstoffwirtschaft der einzelnen europäischen Länder zusammengestellt.
Die Arbeit wurde dem Herrn Reichswirtschaftsminister und Reichsbankpräsidenten Watther F u n k zum 50. Geburtstag gewidmet.
Berlin, im August 1940
Wagemann
Auf Seite 80 steht die Erölstatistik für Kontinental-Europa in Mill. t. (1938 ohne Ersatzstoffe)

GROSSDEUTSCHES REICH (Altreich, ehem. Österreich, ehem. Tschochoslow., ehem. Polen ohne das jetzt sowjetrussische Gebiet)
Förderung: 0,8 Verbrauch: 6,0 Zuschußbedarf: 5,2
NORD-EUROPA (Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland)
Förderung: 0,0 Verbrauch: 3,2 Zuschußbedarf: 3,2
SÜDOST-EUROPA (Ungarn, Jugoslawien, Rumänien, Bulgarien, Griechenland)
Förderung: 6,5 Verbrauch: 3,0 Überschuß: 3,5
SÜD-EUROPA (Italien mit Albanien, Spanien, Portugal)
Förderung: 0,1 Verbrauch: 3,6 Zuschußbedarf: 3,5
WEST-EUROPA: Schweiz, Frankreich, Belgien, Luxemburg, Niederlande)
Förderung: 0,1 Verbrauch: 9,2 Zuschußbedarf: 9,1
KONTINENTAL-EUROPA
Förderung: 7,5 Verbrauch: 25,0 Zuschußbedarf: 17,5
Woher also 17,5 Millionen Tonnen Erdöl nehmen?

http://img.zvab.com/member/a12200/41651152.jpg

Daitz, Werner: Lebensraum und gerechte Weltordnung: Grundlagen einer Anti-Atlantikcharta, ausgewählte Aufsätze, Amsterdam: De Amsterdamsche Keurkamer, 1943.
http://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Daitz

Gesellschaft für europäische Wirtschaftsplanung und Großraumwirtschaft
http://de.wikipedia.org/wiki/Gesellschaft_f%C3%BCr_europ%C3%A4ische_Wirtschafts planung_und_Gro%C3%9Fraumwirtschaft

NATIONALE WIRTSCHAFTSORDNUNG
UND GROSSRAUMWIRTSCHAFT
http://archiv.thingnetz.org/frei/Buecher%20vor%201945/Nationale%20Wirtschaftsordnung%20und%20Grossraumwi rtschaft%20-%202.%20Jahrbuch%20(1942).pdf

Oesterheld, Alfred. Wirtschaftsraum Europa m. 12 Karten. 11.-20. Tsd. Oldenburg, 470 S. Bln., Stalling, 1943:

Inhaltsverzeichnis, Vorwort
Einleitung. Raumgestaltung als europäische Idee
I. Entwicklungslinien der Wirtschaftsräume
A. Von der Hanse bis zur Kristallisation des europäischen Staatensystems
1. Die Kontinentalpolitik der Hanse
2. Spanisches Weltreich Einleitung der Westwanderung
3. Holländischer Versuch eines Handelsraums
4. Die Epoche des französischen Sonnensystems
5. Raummotive des britischen Empire
6. Europa im Einschnitt der Kontinentalsperre
7. Bildung des deutschen Wirtschaftsraumes
B. Die Kraftfelder im 20. Jahrhundert
1. Weltwirtschaft zwischen Rationalisierung und Nationalisierung
2. Der Rückzug Britanniens auf das Empire
3. Vereinigte Staaten zwischen Ost und West
4. Frankreichs letzte Blockbildung
5. Europäisch-afrikanisches Imperium Italiens
6. Europäisch-asiatische Sowjet-Planung
7. Japan im großasiatischen Raum
C. Kontinentale Wirtschaftspolitik unter deutscher Führung
1. Wandlung bis zum Beginn des Krieges
2. Die Methoden moderner Wirtschaftsverflechtung
3. Probleme der wirtschaftlichen Eingliederung
4. Der kontinentale Reichsmarkblock
5. Afrika als europäisches Vorfeld
6. Wirtschaft im Einfluß von Sprache und Wissenschaft
II. Volk und Wirtschaftskräfte der europäischen Gebiete
A. Die Länder des kontinentalen Wirtschaftsraumes
1. Großdeutscher Raum im Zentrum der Kraftlinien
2. Der Westraum
Niederlande, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Elsaß-Lothringen, Schweiz, Spanien, Portugal
3. Der Nordraum
Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland
4. Der Südostraum
Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Jugoslawien, Griechenland, Türkei
5. Der italienische Raum
6. Der sowjetische Raum
B. Wirtschaftsstatistik des Kontinents:
1. Bevölkerung
Volkszahl und Gebiet, Großstädte des Kontinents
2. Ackerbau
Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Mais, Reis, Kartoffeln, Zuckerrüben, Zucker, Leinsaat, Sojabohnen, Olivenöl, Zellstoff
3. Viehzucht
Pferde, Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen, Butter, Kasein
4. Kraftstoffe
Steinkohle, Braunkohle, Koks, Erdöl
5. Metalle:
Eisenerz , Eisen und Stahl, Kupfer, Nickel, Zink, Blei, Zinn, Quecksilber, Silber, Gold, Bauxit, Aluminium, Magnesium, Schwefelkies
6. Spinnfasern
Baumwolle, Wolle, Seide, Flachs, Hanf. Kunstseide, Zellwolle
7. Außenhandel
Niederlande, Belgien-Luxemburg, Frankreich, Schweiz, Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Jugoslawien, Griechenland, Türkei, Italien
8. Afrikanische Wirtschaft
Ausfuhr Afrikas, Die deutschen Kolonien, Ausfuhrleistungen der deutschen Kolonien
C. Quellen der statistischen Angaben

Nationalsozialistische Europapläne
http://spichtinger.net/Uni/ns-eu-index.html

Swetlana
23.04.2012, 09:00
Hä? Hitler sollte nicht die Welt erobern, nur Stalin, den Feind der Weltwirtschaft, ins Bein beißen!

Ich habe mal die ersten 70 Pro- und Kontra-Beiträge im Strang nachgelesen. Da prallten nur bekannte Nato- und Ostblockpropagandageschichten aufeinander. Die einen sahen den „deutschen“ Imperialismus am Werke, wo doch Imperialismus eine internationale Sache ist und „als höchste Form des Kapitalismus“ von Finanzleuten, Wirtschaftsakteuren und ihren Konzernen ausgeht und nicht von Ländern oder Völkern. Andere wollen die „guten Deutschen sein“ in deren Namen Schreckliches geschehen sei und möchten ein bißchen abmildern oder rechtfertigen. Quatsch, warum ziehen sie sich den Propaganda-Schuh an? Hitler war der „Dämon aus der Flasche“, warum will sich jemand mit Haushofers Flaschengeist identifizieren?
Haushofers Sohn Albrecht, enger Freund des Rudolf Heß, lieferte 1945 einen Schlüssel zur Rolle seines Vaters hinter dem NS-Reich..
http://de.wikipedia.org/wiki/Albrecht_Haushofer
Über Prof. Karl Haushofers dunkles Treiben kann ein unten zitiertes Sonett gelten, das aus der Sammlung der „Moabiter Sonette” stammt; diese schrieb sein Sohn Professor Albrecht Haushofer, der kurz vor Kriegsschluß 1945 in der Berliner Strafanstalt Moabit als Verschwörer gegen Hitler erschossen wurde. Der Sohn deutet darin, wie in anderen Sonetten, des Vaters Stellung wie folgt an:

http://www.princeton.edu/~mudd/finding_aids/MC019.09/Correspondence_General_English_1942-1974_and_undated/1940s/19460916_0000034024.pdf
Diese Verse lassen vermuten, daß der alte Haushofer auf Weisung hinter ihm stehender überstaatlicher Mächte den unbekannten Soldaten Adolf Hitler mit aufgebaut hat zu dem, was er nachher wurde und damit eine schwere Schuld an dem Nachfolgenden trug.



Der Angriffskrieg gegen die Sowjetunion wurde mit der Niederschrift des Kapitels 14 „Ostorientierung oder Ostpolitik“ in Hitlers „Mein Kampf“, 2. Band, beschlossen und am 11.12.1926 veröffentlicht. Das Kapitel 14 enthält genau jene Zielsetzungen und Begründungen, wie sie Hitler in der Besprechung mit den obersten Wehrmachtsleitern und der Diplomatie am 5.11.1937 verkündete und vom Adjudanten Hoßbach in einem Gedächtnisprotokoll festgehalten wurden.



- Willi A. Boelcke „Deutschlands Rüstung im Zweiten Weltkrieg“, Akademische Verlagsgesellschaft ATHENAION, Frankfurt/M 1969.
- Dietrich Eichholtz „Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft 1939-1945“, Akademie-Verlag Berlin 1971.
- Dietich Eichholtz, „Anatomie des Krieges, Neue Dokumente“, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1969.
- Kai Moltke, „Krämer des Krieges“ (Dänischer Originaltitel „KRIGENS KRAEMMERE“), Dietz Verlag Berlin 1952. (über die amerikanische Rüstungsfinanzierung und Unterstützung Hitlers u.a. Standard Oil, Dupont de Nemours, General Motors etc.)
- Schriften zur kriegswirtschaftlichen Forschung und Schulung, Herausgegeben mit Unterstützung amtlicher Stellen von Major Priv.-Doz. Dr. Kurt Hesse, Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg. U.a.
Krieg und Finanzen, 1935
Oelpolitik der Großmächte, 1935
Industrielle Mobilmachung, 1936

Im Generalrat der Reichsbank saßen ab 1924, neben Präsident Dr. Schacht, Bankleiter von Zentral- und Nationalbanken aus London (Bank of England), Paris, Mailand, Brüssel, New York (Federal Reserve), Rotterdam und Zürich, die das Daweskomitee vertraten und z.T. auch das Paish-Manifest der Internationalen Handelskammer 1926 unterschrieben hatten.

Schacht brachte Hitler in die Koalitionsregierung mit Papen (Besprechung im Bankhaus Stein (Köln) mit Bankier Schröder (Schröderbanken in Hamburg, London, New York) und finanzierte die Aufrüstung. Die Divisionen wurden heimlich, unter Bruch des Versailler-Vertrages und Völkerbundentscheidungen, über die Reaktivierung von Weltkriegsoffizieren und eines Krümpersystems geschaffen. Die alliierten Beobacher zur Kontrollie der Einhaltung der deutschen Armee-und Rüstungsbeschränkungen wurden ebenfalls 1927 von den Westmächten zurückgezogen.

Nach der englischen und französischen Kriegserklärung fand an der Westfromt ein unerklärlicher Sitzkrieg statt. Man ließ Hitler in Polen walten, ihn die norwegischen Erzgruben holen (Erzverschiffung über schwedischen Hafen), nach der Inbesitznahme der tschechischen Rüstungsschmieden von Skoda- Scheider-Crousot und Wittkowitz, durfte Hitler im Westen „angreifen“ und nach theatralisch schwachem Widerstand – Krieg ist ein Geschäft für Rüstungsfabrikanten – die Rüstungsschmieden in Belgien, Holland und Frankreich in Besitz nehmen, um mit ihrer Hilfe einen Blitzkrieg gegen die Sowjetunion führen zu können. (in den holländischen Häfen sollen unbekannte Freunde seltene Erden und Chrom als Vorrat für die Hitler-Kriegsführung für 6 Jahre deponiert haben). Es war alles irgendwo generalstabmäßig für den Söldner der Weltwirtschaft geplant und vorbereitet worden. Ob er das wußte oder blind an einer unsichtbaren Leine geführt wurde?

Hier noch Kapitel 10 und 11 aus der Paish-Denkschrift.

»Kapitel 10.
Deutschland.
Von allen Nationen des europäischen Kontinents befindet sich Deutschland in der bedenklichsten und schwierigsten Lage. Bereits einige Jahrzehnte vor dem Krieg vermochte es seine ständig wachsende Bevölkerung nur zu ernähren, weil es imstande war, vom Auslands Lebensmittel und wesentliche Rohstoffe zu kaufen. Beim Ausbruch des Krieges hing ein Drittel der deutschen Bevölkerung - über 20 Millionen Menschen - von solcher ausländischen Lebensmittelzufuhr ab. Trotz der schweren Kriegsverluste ist Deutschlands Bevölkerung - unter entsprechender Berücksichtigung der verlorenen Gebiete - seit 1913 stark gewachsen, und die Zunahme beträgt auch gegenwärtig noch etwa 500 000 Personen im Jahre. Dieser Bevölkerungszunahme steht die Minderung der landwirtschaftlichen Anbauflächen und die Abtrennung bergbaulich wertvoller Gebiete gegenüber. Gegenwärtig muß Deutschland etwa für 40 v. H. seiner Bevölkerung Lebensmittel und Rohstoffe aus dem Auslands kaufen, und dieser Prozentsatz wächst von Jahr zu Jahr.
Vor dem Kriege fiel es Deutschland nicht schwer, die Lebensmittelversorgung für seine wachsende Bevölkerung sicherzustellen; ja, diese Versorgung gestaltete sich von Jahr zu Jahr leichter für Deutschland, und zwar in dem Maße, als es seine Industrien, seinen auswärtigen Handel, seine Handelsflotte, seine Kapitalinteressen in vielen fremden Ländern ausdehnte und andere wertvolle Dienste fremden Nationen leistete. Die deutsche Ausfuhr war auf über 10 Milliarden RM. angewachsen. Aus Kapitalrechten im Auslands flossen jährlich etwa 1400 Millionen RM. nach Deutschland; Schiffahrt und andere Dienstleistungen für die Weltwirtschaft brachten Jahr für Jahr etwa 1000 Millionen RM., so daß Deutschland jährlich Forderungen an das Ausland im Betrage von ungefähr 12 Milliarden RM. In Händen hatte. Aus dieser Summe wurde zunächst der Bedarf an fremden Nahrungsmitteln und Rohstoffen bezahlt. Die Bezahlung der Wareneinfuhr erforderte denn auch diese ganze Summe, bis auf etwa 1 Milliarde RM., welche als Kapital, also zur Entwicklung der Produktivkräfte benachbarter europäischer, aber auch überseeischer Gebiete, verwendet wurde. Der wachsende Wohlstand Deutschlands führte so zur Entwicklung des Wohlstandes anderer Völker, mit denen Deutschland im Handelsverkehr stand. Indem Deutschland diesen Ländern half, ihre Produktivkraft und damit ihr Einkommen zu steigern, setzte es sie auch wieder in den Stand, die zusätzlichen Güter sich zu kaufen, auf deren Verkauf Deutschland selbst von Jahr zu Jahr angewiesen war. Durch diese Zunahme der deutschen Ausfuhr wurde dann wieder die zusätzliche Kaufkraft Deutschlands dem Auslands gegenüber begründet, welche zur Erhaltung der Bevölkerung notwendig war. Deutschland als zahlungsfähiger Käufer war somit von größter Bedeutung für alle Länder; von England abgesehen war Deutschland der größte Käufer auf dem Weltmarkte.

Der Krieg und die Nachkriegspolitik der Alliierten haben diese Stellung Deutschlands als einer Nation großer Kaufkraft sehr gefährdet, und damit auch die Lebensgrundlage eines großen Teils der deutschen Nation in Frage gestellt. Diese Gefahr wird wachsen, solange man nicht das Einkommen der Welt und damit ihre Kaufkraft zu erhöhen vermag. Im besonderen ist die Wohlfahrt Deutschlands sehr eng verwachsen mit der des ganzen europäischen Kontinents, England und Rußland eingeschlossen.
Vor dem Kriege bildeten Deutschlands Nachbarstaaten auch die wichtigsten Märkte für seine Erzeugnisse. Nicht weniger als 75 v. H. der gesamten deutschen Ausfuhr wurde von anderen europäischen Nationen einschließlich England gekauft. Die Verarmung Europas infolge des Krieges hat daher auch auf Deutschland ganz besonders stark zurückgewirkt. Europa kann heute nicht mehr deutsche Waren in hinreichend großer Menge aufnehmen, und Deutschland kann daher auch nicht mehr für die Lebensmittel und Rohstoffe zahlen, welche seiner Bevölkerung notwendig sind. Die Gefahr der Lage ist für den Augenblick abgewendet durch die Bereitwilligkeit der Vereinigten Staaten und Englands, die erforderlichen Summen in der Form von Kapital an Deutschland zu leihen; aber man kann nicht ewig mit geliehenem Kapital laufende Ausgaben des Verbrauchs bezahlen. Vielmehr erschwert die Bezahlung der Jahr für Jahr wachsenden Zinsen für das Leihkapital, das zu Konsumzwecken hereingenommen worden ist, die Lage Deutschlands noch weiterhin.

Im Jahre 1926 gab allerdings der englische Bergarbeiterstreik Deutschland Gelegenheit zu einer Hebung seiner Ausfuhr von Kohle, Stahl und anderen Waren. Gleichzeitig hat der Reichsbankpräsident Schritte unternommen, um die Kapitalaufnahme Deutschlands im Ausland zu beschränken. Trotzdem sieht sich Deutschland wiederum gezwungen, um Anleihen in New York und in London nachzusuchen; es wird auf diesem Wege fortfahren müssen, solange nicht seine weltwirtschaftliche Stellung ins Gleichgewicht gebracht ist. Gegenwärtig muß also Deutschland im Auslande jährlich bedeutende Summen borgen, um nur die eigene Bevölkerung mit den lebensnotwendigen Dingen zu versorgen.

Sollte die schutzzöllnerische Abschließungspolitik weiter gesteigert werden, so wird der deutsche Anleihebedarf im Auslande noch weiter anwachsen. 1925 (in welchem Jahre kein britischer Kohlenarbeiterstreik Deutschland zu Hilfe kam) betrug Deutschlands Ausfuhr (Spezialwaren) nur 9798 Millionen RM., während seine Einfuhr 12 428 Millionen RM. ausmachte. Im Jahre 1927 hat dann die Einfuhr die Ausfuhr in starkem und wachsendem Maße übertroffen.

Aber die Tatsache, daß Deutschland gegenwärtig die Warenmengen nicht verkaufen kann, welche es nur zur Erhaltung seiner Bevölkerung verkaufen müßte, zeigt noch nicht die Lage in ihrer ganzen Schwierigkeit. Unter dem Dawesplan muß Deutschland im Auslande große Mengen seiner Produkte absetzen, um seine Reparationszahlungen übertragbar zu machen. In dem zweiten Reparationsjahr, welches bis August 1927 läuft, beträgt die zu zahlende Summe 1500 Millionen RM.; im nächsten Reparationsjahr 1927-28 wird sie auf 1750 Millionen RM. anwachsen, und nach diesem Jahr ist sie dann 2500 Millionen RM. im Jahre. Diese Reparationen werden allerdings großenteils in Waren bezahlt. Aber ohne Zweifel gehen die Sachlieferungen zum beträchtlichen Teil auf Kosten des Verkaufs solcher Produkte, welche Deutschland an sich verkaufen müßte, um sich das kaufen zu können, was es braucht. Die Wirkung dieser Reparationsleistungen auf die Kaufkraft sowohl Deutschlands, als der an Deutschland verkaufenden Nationen ist also sicher höchst schädlich. Außerdem wirkt die Tatsache, daß die auf Reparationskonto gelieferten Waren verkauft werden müssen, während jedermann weiß, daß Deutschland zu gleicher Zeit sich mit allen Kräften bemüht, gleichartige Waren auf dem freien Weltmarkt zu verkaufen, recht verwirrend auf die politische Mentalität. Diese Überschwemmung des Weltmarktes mit deutschen Waren ist in beträchtlichem Umfange für die gegenwärtig zunehmende Politik schutzzöllnerischer Abschließung verantwortlich zu machen, eine Politik, welche die wirklichen Schwierigkeiten nur vermehrt.

Solange Deutschland in den Vereinigten Staaten und in England Kredit findet, werden die verhängnisvollen Folgen seines relativen Mangels an Kaufkraft sich verhindern lassen; sollte aber einmal der deutsche Kredit im Ausland erschöpft sein, sollte Deutschland dann gezwungen sein, seine Käufe vom Ausland nach der Größe seiner Verkäufe an das Ausland abzüglich seiner Reparationsleistungen und seiner Zahlungen aus regulären Kapitalverpflichtungen zu bemessen, dann werden die anderen Völker aus eigener Erfahrung lernen, was die Verarmung Deutschlands auch für sie bedeutet.

Wenn es notwendig ist, daß der Außenhandel Englands, Frankreichs, Italiens wieder hergestellt wird, daß das Realeinkommen dieser Nationen wächst, dann ist es auch ein Lebensinteresse nicht nur des deutschen Volkes, sondern aller Völker, daß man auf jeden Fall versucht, den Zusammenbruch des deutschen Kredits im Auslande zu verhindern, und das Einkommen und die Kaufkraft Deutschlands wiederherzustellen.

Wir fassen zusammen: Anstatt daß Deutschland jährlich 1400 Millionen RM. aus Einkommen von Kapitalbesitz im Ausland bezieht, wie vor dem Kriege, wird es bald gezwungen sein, 2500 Millionen RM. für Reparationen zu zahlen, - eine Änderung der Zahlungsbilanz um ungefähr 4000 Millionen RM. im Jahre auf den Konten: Inländische Kapitalanlagen im Ausland und ausländische Kapitalanlagen im Inland. - An Stelle des blühenden und fortschrittlichen Europa der Vorkriegszeit, das fähig und willens war, deutsche Waren zu kaufen, sieht sich Deutschland heute umgeben von verarmten Völkern, die wenig kaufen können und noch weniger kaufen wollen. - An die Stelle des wirtschaftlich leistungsfähigen Rußland der Vorkriegszeit, das Deutschland mit unbegrenzten Mengen von Lebensmitteln und Rohstoffen versehen konnte und das dafür deutsche Fertigfabrikate in großen Mengen bezog, ist ein wirtschaftlich desorganisiertes Rußland getreten, unfähig, die Lebensmittel auszuführen, welche Deutschland braucht, oder die Fertigfabrikate zu kaufen, welche Deutschland feilzubieten hat. –

Statt daß Deutschland seinen Lebensmittel- und Rohstoffbedarf von Ländern kaufen könnte, welche ihrerseits bereit wären, sich in deutschen Waren zurückzahlen zu lassen, muß Deutschland großenteils von Nationen kaufen, welche seine Produkte nicht brauchen, und welche Bezahlung in Kreditdokumenten verlangen. Die Gefahr ist, daß Deutschland mit Verpflichtungen belastet wird, die es nur erfüllen kann, wenn die Außenhandelspolitik der Nationen sich völlig ändert, sowohl in Hinsicht auf Zolltarife, als in Hinsicht auf Reparationsleistungen.

Kapitel 11.
Rußland.
Kein Land hat durch den Krieg (Anmerkung: Erster Weltkrieg und Bürgerkrieg) und die Nachkriegspolitik schwerer gelitten als Rußland. Damit verglichen sind die Leiden Frankreichs, Deutschlands, selbst die Österreichs relativ leicht. Seine Verluste an Toten und Verwundeten waren noch viel schwerer als die Deutschlands; dazu die Sterblichkeit durch Seuchen, Hunger, Revolution; sie war unglaublich groß. Außerdem ist Rußland durch den Krieg noch vielmehr wirtschaftlich desorganisiert worden als irgend eine andere Nation. Will man die Heimsuchungen Europas durch den Krieg mit den Verwüstungen eines verheerenden Wirbelsturmes vergleichen, so muß man bei Rußland von der Zerstörung durch eine Erdbeben-Katastrophe sprechen. Während Europas Produktivkraft zu einem großen Teile wiederhergestellt ist, wartet die Rußlands noch immer auf solche Wiederherstellung.

Aber wie schlimm auch immer die gegenwärtige Lage Rußlands sein mag, seine Zukunft ist zweifellos gesicherter als die des ganzen übrigen Europa, unvergleichlich viel gesicherter als die Deutschlands, Österreichs, Italiens, ja selbst Englands. Denn diesen Ländern im besonderen, Europa überhaupt, wird es gut gehen, wenn sie ihre Erzeugnisse der übrigen Welt verkaufen können gegen den Einkauf der Lebensmittel und Rohstoffe, die sie brauchen, um ihre große und wachsende Bevölkerung auf engem Raum zu erhalten. Die Voraussetzungen für Rußlands Wohlergehen dagegen liegen innerhalb Rußlands eigenen Grenzen. Rußland ist das größte Land der Welt; unbegrenzte Naturschätze stehen zu seiner Verfügung; für die Vermehrung der russischen Bevölkerung scheinen keine Grenzen gesetzt.

Vor dem Kriege war Rußlands Ausfuhr an Getreide fast so groß als die aller übrigen Länder zusammengenommen. Seine Reserven an Petroleum, an Holz, an Mineralien (Kohle, Eisen, Kupfer, Blei, Gold, Platin, Silber) sind unerschöpflich; sehr große Gebiete stehen noch für den Anbau von Flachs, Hanf, Baumwolle zur Verfügung, große Mengen von diesen Gütern werden schon heute produziert. Rußlands industrielle Tätigkeit ist gegenwärtig noch beschränkt, und es muß deshalb fremde Fertigfabrikate kaufen im Austausch für Erzeugnisse seiner Landwirtschaft, seiner Forsten, seiner Bergwerke. Sollten aber die anderen Staaten sich zu solchem Austausch nicht bereit finden, so kann Rußland auch seine industrielle Produktion in jedem benötigten Umfange weiter ausdehnen. So ängstlich man auch bezüglich der anderen großen Nationen Europas sein mag, ob sie in näherer oder ferner Zukunft imstande sein werden, ihre Bevölkerung zu ernähren: ohne Zweifel kann Rußland aus seinen eigenen Produktivkräften heraus eine große Bevölkerung erhalten, vorausgesetzt, daß die Naturschätze systematisch
entwickelt werden.

Die schlimme gegenwärtige Wirtschaftslage Rußlands erklärt sich teilweise aus einer sehr starken Abnahme seiner industriellen Produktion, teilweise aus seiner Unfähigkeit, Fertigfabrikate des Auslandes in der benötigten Menge zu kaufen. Da der russische Bauer gegenwärtig seine Lebensmittelproduktion nicht entsprechend gegen Fertigfabrikate umsetzen kann, so produziert er an Lebensmitteln, Textilrohstoffen, nicht mehr, als er braucht, um sich seinen beschränkten Bedarf zu kaufen an Kleidung, Schuhen, landwirtschaftlichen Geräten und Maschinen und anderen Dingen, die ihm erreichbar sind. Daher ist die Produktion an Lebensmitteln und Rohstoffen kaum hinreichend, um auch nur Rußlands städtische Bevölkerung zu erhalten und der Teil der Produktion, welcher für die Ausfuhr verfügbar bleibt; ist recht gering.

Das Fehlen dieser russischen Produktion an Lebensmitteln und Rohstoffen auf dem Weltmarkt ist sehr wesentlich auch für die gegenwärtigen Schwierigkeiten Europas verantwortlich zu machen. Würde diese russische Produktion auf dem europäischen Markt erscheinen, so würde Europa dafür in Fertigfabrikaten Zahlung leisten können. Da aber diese Versorgung des europäischen Marktes von Rußland aus fehlt, so muß Europa in steigendem Maße Lebensmittel und Rohmaterialien von Ländern kaufen, welche ihrerseits europäische Waren nicht kaufen wollen, mit der Folge, daß Europa diese Waren nur bezahlen kann dadurch, daß es Schulden eingeht.

Vor dem Kriege kam das Kapital für die Entwicklung Rußlands großenteils von anderen europäischen Nationen, im besonderen von Frankreich und Deutschland. Auch jetzt wird die russische Produktion um so geschwinder wieder hergestellt werden können, je mehr Kapital Rußland von anderen Ländern erhalten wird. Da Frankreich und Deutschland gegenwärtig ihrerseits Kapital borgen müssen und daher Kapital nicht an andere Länder abgeben können, so hängt Rußlands Wiederaufbau und seine weitere Entwicklung großenteils von der Bereitwilligkeit Englands und der Vereinigten Staaten ab, die nötigen Kredite zu beschaffen. Jedermann hat Vertrauen auf Rußlands Kreditwürdigkeit unter dem Gesichtspunkt des Reichtums seiner Naturschätze; aber die Voraussetzungen des Vertrauens unter psychologischen und politischen Gesichtspunkten müssen erst noch geschaffen werden. Rußland sollte also lernen, daß es zunächst Vertrauen für seine Politik, Vertrauen auf seine geschäftliche Verlässigkeit schaffen muß. Europa aber und vor allem England sollten erkennen, daß Europas Schwierigkeiten nicht gelöst werden können, solange Rußland nicht wieder ein Glied der europäischen Wirtschaft geworden ist. Vor dem Kriege betrug die Ausfuhr Rußlands an Lebensmitteln und Rohstoffen 3,2 Milliarden RM. zu den damaligen Preisen (die gegenwärtigen Preise sind 50 v. H. höher). Wie groß wäre der unmittelbare Vorteil für die europäischen Nationen, wenn sie Fertigfabrikate an Rußland absetzen könnten im Austausch gegen die gleiche Menge russischer Rohprodukte, wie vor dem Kriege, wenn auch zu den erhöhten Preisen! Wie groß wären die Vorteile für Rußland, wenn man dort die Fertigfabrikate des Auslandes kaufen könnte, die man dringend braucht. Rußlands Ausfuhr steigt ja ständig, aber die Steigerung geht sehr langsam, und die Hoffnung auf große russische Getreideausfuhr hat sich bisher leider nicht erfüllt.

Die Vorbedingung für die Gewährung großer Kredite, langfristiger oder kurzfristiger, an Rußland ist aber die Verständigung darüber, daß Rußland seine bestehenden Verpflichtungen aus Kapitalanlagen anerkennen wird. Dabei müßte die Höhe dieser Verpflichtungen genau Rußlands Leistungen angepaßt werden, auch unter dem Gesichtspunkt, daß die alten Verpflichtungen die Sicherstellung neuer Kredite nicht gefährden dürften.

Vor dem Kriege sind Rußland mehr als 20 Milliarden RM, für den Eisenbahnbau, für kommunale Zwecke, für die Entwicklung seiner Petroleum- und Mineralschätze zur Verfügung gestellt worden; während des Krieges nahm Rußland im Auslands Anleihen auf im Betrage von 16 Milliarden RM., davon 12 Milliarden RM in England. Den Kapitalaufnahmen aus der Vorkriegszeit entsprechen noch immer die durch sie geschaffenen wertvollen Kapitalanlagen. Vor dem Kriege war die russische Regierung sehr zahlungskräftig. Den Vorkriegsschulden von 20 Milliarden RM standen an Aktiven das große Eisenbahnsystem, ungeheure Ackerlandgebiete und Forsten, wertvolle Bergwerke usw. gegenüber, deren Erträge allein ausreichten, die Zinserfordernisse zu decken. Zum großen Teil waren diese Aktiva, insbesondere die Bahnen, mit Hilfe des geliehenen Kapitals geschaffen worden. Die gegenwärtige Regierung Rußlands soll bereit sein, die aus der Vorkriegszeit herrührenden Kapitalverpflichtungen Rußlands nach bester Kraft zu erfüllen, vorausgesetzt, daß man Rußland das Kapital zur Verfügung stellt, das für den Wiederaufbau der Produktivkraft des Landes benötigt wird.

Der Nutzen, der für Rußland und für Europa aus einer solchen Wiederherstellung von Rußlands Realeinkommen und von Rußlands internationaler Kaufkraft sich ergeben würde, ist sehr groß. Wenn man Rußland kurzfristiges und langfristiges Kapital gibt, so daß es die Ausfuhr seiner Ernte finanzieren und seine Produktion wieder auf die Vorkriegshöhe steigern kann, so würde unmittelbar ein großer Markt für die europäische Fertigfabrikation gewonnen sein. Rußlands alte Kaufkraft, Rußlands alte Produktivkraft wieder herzustellen, ist wahrlich die dringendste aller gegenwärtigen wirtschaftlichen Aufgaben.«

Sie sind ja mal ein unterhaltsamer Märchenonkel, ein bisschen Indianer Jones, Victor und Victoria Trimondi, Fritz Aerni, eine Prise aus dem NKWD-Geheimdossier "das Buch Hitler"
und ganz viel Guido Knopp......eine echte Wohltat (im Bereich Unterhaltung-Fantasie) gegenüber den roten oder reaktionären Spinnern.
Lassen Sie Ihrer Phantasie freien Lauf :popcorn:

Towarish
23.04.2012, 15:05
Wer extrem selten gelesene und nicht beworbene Buecher, sowie eine Handvoll von Videos auf Youtube als "Anti-russische Propaganda Offensive" bezeichnet kann sie nicht mehr alle im Kasten haben. Um es mal ganz ganz vorsichtig zu formulieren.

Alles fängt klein an.

Towarish
23.04.2012, 15:06
Genauso neu wie die das Hitler ne Welteroberung geplant hatte. Allerdings ist die Präventivkriegsthese wesentlich glaubwuerdiger.

Wer hat denn behauptet Hitler würde die ganze Welt erobern wollen?

Kreuzbube
23.04.2012, 16:51
Wer hat denn behauptet Hitler würde die ganze Welt erobern wollen?

Sehr richtig, Genosse. Die Festung Europa sollte eigentlich genügen!:D

RUMPEL
23.04.2012, 18:25
Danke für die "Quelle". Dort gibt es aber auch Gegenmeinungen. Aber ich gebe nichts auf Meinungen, Spekulationen oder Hellseherei. So habe ich also die Originalrede gesucht und oben mitgeteilt. Zweitens mein Verweis auf "Mein Kampf" 2.Teil Kapitel 14 und mein Hinweis auf Hitlers geopolitischen "Lehrer" Karl Haushofer und dessen Zeitschrift Geopolitik. Das Kapitel 14 ist der Härtefall, das werde ich hier wohl kaum einstellen können. Du kannst es bei etwas Suche im Internet finden. Die entsprechenden Artikel aus der Geopolitik werde ich gelegentlich hier mal einstellen. Daraus ergibt sich eindeutig, was geplant war. Nur wurde Hitler von Haushofer mit der Lebensraumidee verladen. Das war es, was Albrecht Haushofer in seiner Moabiter Sonette meinte. ("Mein Vater hat den Dämon entfesselt") Mit dieser phantastischen Lebensraumidee sollte er nur gezwungen werden, die Sowjetunion anzugreifen und seine Hand nach den Erdölfeldern im Kaukasus auszustrecken, um mit dem "Kommissariat Kaukasus" den "autarken" Europakontinent unter deutscher Führung mit Öl versorgen zu können. (Daitz-Plan "Lebensraum und gerechte Weltordnung"). Doch die Erdölfelder wurden noch von anderen, früheren Interessenten beansprucht. Die unterstützten nun Stalin gegen Hitler, um für ihre Hilfe nach dem Krieg wieder ihre Schürfrechte zurückzuerhalten, die ihnen durch Lenins Verstaatlichungen genommen worden waren. Aber nach dem Krieg ging Molotow nicht zur Londoner Außenministerkonferenz, um sich mit Marshallplanhilfen abhängig zu machen. "Da ging der Eiserne Vorhang runter", wurde gesagt und der Kalte Krieg begann. Erst nach dem Zerfall der Sowjetunion konnten die alten Interessenten Baku besetzen und ihre Ölpolitik weiter betreiben, wie vor der russischen Revolution. Nun ist nur noch der Fall Chordokowski und sein Pakt mit den Rothschilds (1/3 Eigner von Shell-Royal Dutch) zu bereinigen...

Ach, das hört sich alles immer so gewaltig an. Aber beim näheren Hinsehen darf man doch Zweifel haben. Nicht, dass ich gegen die "Öl-These" prinzipiell etwas hätte. Wir haben darüber ja schon gesprochen. Aber die Hitler durch Haushofer eingeflüsterte "Lebensraum"-These, die letztlich ursächlich sein soll für den Beginn des 2. WK, ja, mehr noch, dass ER, Hitler, dadruch gezwungen werden sollte, die SowjetUnion anzugreifen, kann ich als eine "Meinung" akzeptieren. Teilen tu ich sie nicht.

Begründung:
Hitler hat die Thesen Haushofers durchaus in seinem "Kampf" verwendet. Aber das Buch wurde bereits 1924 verfasst, zu einem Zeitpunkt, zu dem die Sowjet Untion gerade mal ein paar Jahre existierte. Alle Welt war damals der Meinung, dass die kommunistisch-bolschewistische Regierung keinen Bestand haben würde. Irgendwo später hier auf der Seite erwähnst Du selbst die Gier fast ALLER Staaten Europas und der USA, sich nach dem erwarteten Zusammenbruch der SU den dann zur Selbstbedienung entstandenen Kuchen aufteilen zu wollen.

Auch Hitler hat diese Vorstellung gehabt, als er über die "Lebensraum"-Theorie philosophierte. Warum auch nicht? Die "Anderen" hatten ähnliche Ideen. Die einen wollten Öl, ER vielleicht auch, aber eigentlich ging es ihm um die Weizenfelder der Ukraine. Er hat dies oft genug gesagt.

Aber man muss sich das einmal vorstellen: Alles erwartet den Zusammenbruch des kommunistischen Systems, erkennt die Möglichkeiten und aber auch die Gefahren einer Eroberungspolitik... und dann wird nichts daraus. Die SU festigt sich nach innen und nach außen, wird womöglich sogar zu einer Bedrohung Europas durch den Bolschewismus. Meinst Du nicht, dass in Hitler Kopf nunmehr ein Umdenksprozess stattfindet?

Zwischen Haushofers "Einflüsterungen" aus den Jahren 1923/4 und dem Beginn des 2. WK Sept 1939 liegen immerhin gut 15 Jahre. Auch in D hatte sich ja etwas getan in wirtschaftlicher Hinsicht. Und bei all dem bisher Erreichten musste nun noch ein grosser Krieg her? Womöglich einer, der die Eroberung der Welt bedeuten sollte? So dämlich war Hitler eigentlich nicht, um nicht genau zu wissen, dass da nicht nur England nicht mitspielen würde, sondern auch die USA und die SU sofort auf Seiten GB stehen würden.

Nereus
28.04.2012, 01:57
Ach, das hört sich alles immer so gewaltig an. Aber beim näheren Hinsehen darf man doch Zweifel haben. Nicht, dass ich gegen die "Öl-These" prinzipiell etwas hätte.... Aber die Hitler durch Haushofer eingeflüsterte "Lebensraum"-These, die letztlich ursächlich sein soll für den Beginn des 2. WK, ja, mehr noch, dass ER, Hitler, dadruch gezwungen werden sollte, die SowjetUnion anzugreifen, kann ich als eine "Meinung" akzeptieren. Teilen tu ich sie nicht.

Mein Beitrag war nur ein Extrakt aus einer längeren Beschäftigung mit dem Thema „die Machtpolitik der internationalen Erdölkonzerne und ihre Lobby bei nationalen Regierungen, Geheimdiensten und internationalen Organisationen“. Darüber später.

So zitierte z.B. Joseph Wechsberg in „HOCHFINANZ INTERNATIONAL“ (aus dem Englischen übersetzt von Droemer Knaur, München-Zürich 1966) im Kapitel „Barings: Die sechste Großmacht“ den britischen Schriftsteller Byron mit einem Vers von 1823 über die internationale Machtpolitik kapitalstarker Geldleute (S.128):

“Wer lenkt die Parlament´ und die Despoten?
Wer hält des Erdballs Waage? Wer armiert
Das Volk Madrids, hemdlose Patrioten,
Daß Alt-Europa krächzt und lamentiert?
Wer schickt von Pol zu Pol der Herrschaft Noten?
Wer ist es, der das Rad der Staatskunst schmiert?
Vielleicht der Schatten Napoleon’schen Mutes?
Jud‘ Rothschild und sein Mitchrist Baring tut es!”

Aus der Zeitschrift DER SPIEGEL 35/1962 ist zu erfahren:

Auf der Schuldliste des Frankfurter Bankhauses (Rothschild) aus den Jahren 1815 bis 1865 standen an bevorzugter Stelle: der österreichische Staatskanzler Clemens Fürst von Metternich (Wiener Kongress), Erzherzog Carl Ludwig von Österreich, Fürst Esterházy, Graf Henckel von Donnersmarck und ein Dutzend mittlerer und kleinerer Fürstentümer.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45141360.html

Was Byron gemeint hatte und warum Metternich auf der Schuldliste des Bankhauses Rothschild stand, kann man bei Caesar Conte Corti und Frederic Morton in ihren Rothschild-Büchern nachlesen. Hier ein paar Auszüge:

«Die Ostindische Handelskompanie», so erzählte Nathan (Rothschild, London) in hohem Alter bei einem Festessen, «wollte Gold im Wert von 800.000 Pfund Sterling verkaufen. Ich interessierte mich dafür und kaufte alles an.Ich wußte, daß der Herzog von Wellington es brauchte. Ich wurde zur Regierung beordert, die mir mitteilte, sie benötige das Gold. Ich verkaufte es ihr. Doch nun wußte sie nicht, wie sie es in die Hände des Herzogs bringen könne, nach Portugal, wo er die britischen Truppen gegen Napoleon befehligte. Um all das habe ich mich gekümmert - ich schickte es durch Frankreich. Das war das größte Geschäft, das ich je gemacht habe.»

Es dauerte nicht lange, und die Rothschilds wurden Englands wichtigste Bankiers, nicht nur weil sie Wellington versorgten, sondern auch die Verbündeten: Österreich, Preußen und Rußland erhielten in den letzten Jahren des napoleonischen Regimes große Hilfsgelder von Großbritannien. Durch ihre Hände rollte der Großteil jener 15 Millionen Pfund, die England seinen Verbündeten vorstreckte
Am 1. Oktober 1814 beginnt der Wiener Kongreß.
Das hält der in Elba über alle Vorgänge wohlunterrichtete Napoleon für den geeigneten Augenblick, um seine Pläne zur Rückkehr nach Frankreich und Wiedereroberung des Thrones zu verwirklichen. Am 1. März 1815 betritt er mit einer Handvoll Getreuer französischen Boden; drei Wochen später hat ihn der Ruhm seines glorreichen Namens schon in das Schloß Fontainebleau bei Paris zurückgeführt. Ludwig XVIII. und sein Hof flüchten aus der Hauptstadt. Nun erhofft Napoleon nicht nur die Sprengung des Wiener Kongresses, sondern auch eine Parteinahme einzelner Mächte für seine Sache. Doch man wendet sich einmütig gegen den Friedensstörer und beschließt gemeinsame Schritte gegen ihn.
Am 25. März 1815 haben die vier Hauptmächte ihr einstiges Bündnis erneuert. Jede einzelne verpflichtet sich, hundertfünfzigzausend Mann zu stellen, und England soll die geringere Anzahl Truppen durch Hilfsgelder ersetzen. Wieder ergibt sich also die Notwendigkeit, solche an verschiedene Festlandsmächte zu übermitteln. Herries vom britisches Schatzamt und der Londoner Privatbankier Nathan Rothschild verdoppeln nun ihre fieberhafte Tätigkeit. Ende April läßt der letztere durch Salomon R. die hohe Summe von 200 000 Pfund auf einmal der preußischen Regierung überbringen. Als auch dies zu wenig ist, leistet Salomon, ohne Nathan in London vorher zu befragen, aus eigenem, zu allerdings für ihn höchst gewinnreichem Kurse, einen weiteren Vorschuß von 150 000 Pfund. Nachträglich bewilligt dies Herries nicht nur anstandslos, sondern nimmt auch den des Vermittlers hohen Gewinn darstellenden bedeutenden Kursverlust der preußischen Regierung auf Englands Schultern.
In Frankfurt setzt man der Familie Rothschild allen möglichen Widerstand entgegen. Um sie in der Ausdehnung ihrer stets zunehmenden Geschäfte zu stören, versucht man dort, die in der Stadt anwesenden Brüder zu militärischer Dienstleistung zu zwingen. Angstvoll wenden sie sich an Nathan um Hilfe, der Herries die Sache vorträgt. Er erwirkt nun einen Schritt des Foreign Office bei der österreichischen Gesandtschaft in London, wonach diese das Haus Rothschild dem Freiherrn von Hügel, österreichischem Bevollmächtigten in Frankfurt, empfehlen soll.
«Herr Baron», lautet dieses Schreiben aus London, «die englische Regierung hat ersucht, Eurer Exzellenz das mit der Uebermittlung unserer Subsidien betraute Haus Rothschild in Frankfurt ganz besonders zu empfehlen; es wird durch mehrere Brüder vertreten, deren einer hier etabliert und von der britischen Regierung zu all deren großen Finanzoperationen mit dem Festlande verwendet wird ... Da die englische Regierung scheinbar einen großen Wert darauf legt, daß dieses Haus in keiner Weise belästigt werde und die Wohlfahrt unseres Dienstes dabei direkt interessiert ist, habe ich geglaubt, mich dieser Demarche nicht entziehen zu können und bitte Sie daher, Herr Baron, dem genannten Hause allen Schutz und alle Hilfe angedeihen zu lassen, die von Ihnen abhängen.»

Freiherr von Hügel sendet dieses Schreiben sogleich nach Wien weiter, wo es Metternich und Stadion vorgelegt wird und seine Wirkung nicht verfehlt. Von nun an steht man in Wien der Uebermittlung der Hilfsgelder durch die Brüder Rothschild nicht mehr ablehnend gegenüber, und die staatsfinanziellen Geschäfte entwickeln sich überall viel leichter.
Der Korse hat sich inzwischen Mitte Juni wieder zum Kampfe gestellt. Einen Augenblick scheint Napoleon das Kriegsglück wieder zu lächeln, aber schon um 18. Juni 1815 ereilt den Kaiser der Franzosen sein Schicksal bei Waterloo.
Nathan hat den Kapitänen der von England nach dem Festland verkehrenden Schiffe Prämien für die rascheste Uebermittlung solcher versprochen. Dazu weist er seine Vertreter in aller Welt an, ihn besonders über den Ausgang der zu erwartenden Kämpfe rasch zu unterrichten.

Nathans Vorsorge bewährt sich im Fall der Schlacht von Waterloo aufs beste. Einem seiner Agenten in Ostende gelingt es, die erste Zeitungsnachricht über den günstigen Ausgang der Schlacht frisch von der Presse zu erhaschen und mit dieser ein eben nach London abgehendes Schiff zu besteigen.
Er trifft sehr früh am Morgen des 20. Juni in der britischen Hauptstadt ein und verständigt augenblicklich Nathan, der die ihm zugekommene Siegesbotschaft an Herries und damit an die englische Regierung weitergibt.
Diese nimmt die Sache zunächst ungläubig auf, da sie noch nicht amtlich verständigt ist. Der von Wellington entsandte Major Percy kommt mit der Meldung des Feldmarschalls erst am 21. Juni an. Dieses so schnelle Erfahren einer so wichtigen Nachricht macht großen Eindruck bei den Mitgliedern der britischen Regierung und wird schließlich auch allgemein bekannt.
Es versteht sich von selbst, daß Nathan die frühzeitig erhaltene Kunde sofort in seine geschäftlichen Berechnungen einstellt, aber im Wesen ist das Vermögen der Brüder Rothschild schon lange früher entstanden, und der glückliche Ausgang der Schlacht vermehrt es nur beträchtlich.
Der Entscheidung von Waterloo folgte der Friede.
Auf dem Kongreß zu Wien wurde nicht mehr Blockade gebrocken. Man tanzte. Die Stärke der jungen Rothschilds lag aber nicht auf dem Tanzparkett, und somit taugten sie plötzlich auch nicht mehr recht als Bankiers.
Die wirtschaftlichen Betätigungen im Europa der nachnapoleonischen Ära konzentrierten sich auf die Bemühungen der einzelnen Länder, ihre eigenen Kraftquellen zu nutzen, das heißt, Anleihen vom heimischen Markt finanzieren zu lassen. Da aber sahen sich die Rothschilds trotz all dem gewaltigen neuerworbenen Reichtum, den sie ihr eigen nennen durften, ohnmächtig verschlossenen Türen gegenüber.
Im Jahre 1816 waren die Brüder Rothschild zwar Multimillionäre geworden, aber es bedurfte allen Einflusses ihres stärksten Fürsprechers im britischen Schatzamt, John Herries, daß Wien sich dazu herabließ, eine englische Hilfeleistung von ihnen anzunehmen. Die jungen Herren, sehr bedacht darauf, einen guten Eindruck zu machen, entledigten sich ihrer Aufgabe mit außergewöhnlicher Eleganz. Sie klügelten Methoden aus, die es ihnen erlaubten, auf Provisionen und Zinsen zu verzichten, und brachten dadurch dem österreichischen Staatsschatz mehrere Millionen ein. Dafür gewährte der Wiener Hof ihnen im Jahre 1817 das Adelsprädikat «von». Die fünf Brüder arbeiteten gemeinsam weitgehende und höchst günstige Pläne für die österreichischen Finanzen aus - sie wurden völlig ignoriert.
In Frankreich lagen die Dinge womöglich noch schlechter.
Es war eine Tatsache, daß Ludwig XVIII. allen Glanz bei der Wiederherstellung der Bourbonenmacht den Brüdern Nathan und James Rothschild verdankte. Denn sie hatten ihm Vorschüsse auf britische Versprechungen gewährt, damit er seinen triumphalen Einzug in Paris finanzieren konnte. Das freilich hatte sich 1814 zugetragen, bevor Napoleon noch einmal von Elba gekommen war, damals, als das Donnern der Kanonen noch allen in den Ohren klang. Jetzt aber, nachdem drei Jahre ins Land gezogen waren, hatten die alteingesessenen Bankiers sich wieder in ihren Kontoren und Salons etabliert und gaben aufs neue den Ton an. Verglichen mit ihren Manieren wirkte alles, was die Rothschilds taten, parvenühaft.
Die neue französische Regierung bereitete eine große Anleihe von 350 Millionen Francs vor und vertraute sie dem Bankhaus Ouvrard an, das sich in der Finanzgeschichte Frankreichs einen Namen erworben hatte, sowie den Brüdern Baring, einem nicht minder angesehenen englischen Finanzinstitut. Verglichen mit ihnen erschienen die Rothschilds nur «einfache Geldwechsler». Die Anleihe wurde - ganz ohne die Rothschilds - ein großer Erfolg. Im Jahr 1818 begannen die Verhandlungen um eine zusätzliche Anleihe von etwa 270 Millionen Francs. Wieder waren Ouvrard und Baring führend, während die Bewerbungen der Rothschilds im Finanzministerium kein Gehör fanden. Diese Anleihe war als der Schlußstrich unter die Kriegsverschuldung Frankreichs gedacht. In einer Konferenz mit den Siegermächten in Aachen sollte sie abgeschlossen und besiegelt werden. (Ein Aachener ”Versailles” für Frankreich?)
Aachen wurde zum Wendepunkt in der Familiengeschichte der Rothschilds, weil es das erste Zusammentreffen zwischen der großen Gesellschaft und den jüngst erst groß gewordenen Rothschilds war. Es begann mit einer Reihe von Banketts und Soireen, ganz wie sie auf dem Wiener Kongreß üblich gewesen waren. Die Rothschilds waren fasziniert. Aber sie blieben ausgeschlossen. Doch dann spitzte sich die Situation zu, entlud sich schließlich in einem fürchterlichen Gewitter, und als der Donner verrollt war, hatten die jungen Emporkömmlinge wieder einmal das schier Unmögliche erreicht.
Während der ersten Woche hatte keiner diese Entwicklung vorausgeahnt, möglicherweise nicht einmal Salomon und Kalmann selbst, die als Vertreter der Familie anwesend waren. An der Stelle ihres alten Freundes und Förderers, John Herries, hatte England Lord Castlereagh entsandt. Salomon und Kalmann konnten nicht heimisch werden in einer Welt, in der das althergebrachte Protokoll und die fein gezirkelte Phrase derart regierten. Ihre Welt war die Börse und nicht das Tanzparkett.
Immer wenn die Brüder darum baten, vom Fürsten Metternich empfangen zu werden, war dieser gerade beim Herzog von Richelieu oder sonstwo zu Gast. Lord und Lady Castlereagh erwiesen sich als unauffindbar, da sie ständig mit dem Fürsten Hardenberg herumkutschierten. Bei allen Festlichkeiten wurde die Einladung an die Rothschilds vergessen, während die Konkurrenz - Baring und Ouvrard - überall dabei zu sein schienen.
Bestenfalls waren Sekretäre zu erreichen, aber auch diese lächelten kühl: Ja, ganz richtig, die Verhandlungen mit Baring und Ouvrard näherten sich dem Abschluß; warum sollte man denn in diesem Stadium die Verhandlungspartner wechseln? War nicht alles mit der Anleihe von Baring und Ouvrard trefflich gegangen? Stieg nicht gerade jetzt in Paris der Kurs der Papiere von 1817? Noch einmal wollten die Rothschilds einen Versuch unternehmen. Sie konnten sich die Dienste Friedrich von Gentz' sichern, eines hervorragenden Publizisten und vertrauten Freundes des Staatskanzlers Metternich, und hatten damit eine Schlüsselfigur des Kongresses gewonnen. Sie investierten eine schöne Summe in David Parish, einen jungen, mondänen Bankier, dessen gesellschaftliche Beziehungen zum Hause Baring sehr gut waren. Sie versuchten sich auf jede Art und Weise salonfähig zu machen, und sie sorgten dafür, daß ihre eigenen Fräcke ebenso tadellos waren wie die Livreen ihrer Dienerschaft.
Aber alle Mühe war vergebens. In den Salons kicherte man belustigt über die Außenseiter.
In der allgemeinen Heiterkeit blieb eine Kleinigkeit ganz unbeachtet: die zunehmende Häufigkeit, mit der Kuriere in der Wohnung der Brüder ein und aus gingen.
Der ganze Monat Oktober des Jahres 1818 verging in Aachen damit, daß man sich amüsierte und hofierte, spielte und promenierte - und nebenbei die Rothschilds völlig übersah.
Am 5. November ereignete sich etwas höchst Seltsames: Die französischen Staatspapiere aus jener berühmten Anleihe von 1817 begannen zu fallen, nachdem die Kurse ein Jahr lang ununterbrochen gestiegen waren. Von Tag zu Tag bröckelten sie mehr und mehr ab, und damit noch nicht genug: Auch andere Kurse begannen zu sinken. Ein Sturm schien entfesselt, ein allgemeiner Zusammenbruch zeichnete sich am verdüsterten Horizont ab, nicht nur in Paris, nein, an allen Börsen Europas.
In Aachen brach die heitere Musik ab. Die so vornehmen Edelleute standen nun verstört da, in den prachtstrotzenden Sälen, über die sich ein Dunkel senkte. Schließlich hatte man ja auch selbst einiges investiert.
Plötzlich hatte sich alles verwandelt: Die Mienen der hohen Herren waren verdüstert, die von Kalmann und Salomon aber wie verklärt unter einem lange nicht gesehenen Lächeln. Ein Gerücht verbreitete sich in den Salons: Sollte es möglich sein? Sollten die Rothschilds vielleicht wieder einmal ...? Ja. Die Rothschilds hatten es wieder einmal geschafft. Mit ihren unerschöpflichen Reserven hatten sie die Papiere der Konkurrenten wochenlang aufgekauft, zurückgehalten und damit ihren Kurs insgeheim künstlich in die Höhe getrieben. Und dann, urplötzlich, mit einem einzigen gigantischen Schlag, hatten sie die ganze unheilvolle Menge von Papieren abgestoßen. Damit war tatsächlich die gesamte Börsenstruktur in ihren Grundfesten erschüttert.
Die Herren Metternich, Richelieu und Hardenberg wußten sehr schnell, was sie zu tun hatten. Eine ernste Unterredung zwischen ihnen und den Bankiers Ouvrard und Baring fand statt. Zwar hatten sie sich in der neuen, noch nicht existenten Anleihe für ihre Privatkonten schon nette Pakete reservieren lassen. Aber man besprach sich. Man annullierte. Man verabschiedete sich. Die Hoffnung auf die neue Anleihe hatte sich in ein Nichts aufgelöst ...
Dann bat man Salomon und Kalmann herein, und nun auf einmal war ihr Geld das allerbeste.

Wer hinter den Kulissen die Regierungen beeinflußt:

In seinen “Lebenserinnerungen u. Politische Denkwürdigkeiten” berichtete der deutsche Offizier und Diplomat Hermann Freiherr von Eckardstein (1864-1933), Erster Botschaftsrat in London 1899-1902 u.a.:


“Der brave Alfred Rothschild wie auch seine Brüder erschienen plötzlich einmal wieder äußerst besorgt wegen gewisser Äußerungen Wilhelm II, die einigen englischen Ministern zu Ohren gekommen waren.
Alfred und sein Bruder Natty (Lord Rothschild) erzählten mir in der ersten Hälfte des April (1901), einige Minister, darunter auch Balfour hätten ihnen gesagt, auf den Kaiser und die Politik Bülows sei schließlich doch kein Verlaß, denn immer wieder verfielen beide in ihre alten Liebäugeleien mit Rußland.
Ich meldete dies zunächst in einem Privattelegramm wie auch Brief an Holstein. Darauf erhielt ich die Instrukton, den wesentlichen Inhalt meiner Mitteilungen in einem auf den Kaiser zugeschnittenen offiziellen Telegramm nach Berlin zu berichten, damit es diesem vorgelegt werden könne. Holstein war der Ansicht, daß das erneute Mißtrauen der englischen Minister zum Teil auch auf Äußerungen zurückzuführen sei, welche der Kaiser kürzlich auf einem Feste bei dem Alexander-Garde- und Grenadierregiment getan habe.
Dem Kaiser wurde das betreffende Telegramm vorgelegt. Auf einem Hoffest ergriff er darauf die Gelegenheit, den anwesenden englischen Botschafter, Sir Frank Lascelles, im Beisein des Staatssekretärs Freiherrn von Richthofen auf den Inhalt des Telegramms anzureden. Es entwickelte sich eine ziemlich erregte Auseinandersetzung, welche schließlich damit endete, daß der Kaiser dem Botschafter seine Freundschaft für England beteuerte.
Um Mißverständnissen vorzubeugen, hatte ich den erstenUnterstaatssekretär des Foreign Office, Sir Thomas Sanderson, im Vertrauen darauf vorbereitet, daß voraussichtlich auf Grund eines von mir nach Berlin gesandten Telegramms eine Aussprache zwischen dem Kaiser und Sir Frank Lascelles stattfinden werde Hätte ich diese Vorsichtsmaßregel nicht getroffen, so wäre der Bericht, welchen der englische Botschafter nach der Unterredung mit dem Kaiser an seine Regierung sandte, sicherlich falsch aufgefaßt worden und es hätte neue verhängnisvolle Mißverständnisse gegeben. So aber wurden die Äußerungen des Kaisers im Foreign Office statt etwa beleidigend zu wirken, im großen und ganzen als ein Vertrauensvotum für England angesehen. Auch König Eduard, welcher zunächst nur eine kurze Mitteilung über den Inhalt der Aussprache zwischen dem Kaiser und dem englischen Botschafter erhielt, teilte anfangs die Auffassung des Foreign Office.”

Alan Bullock, Maser und andere Hitlerbiographen haben fast nichts über Hitlers „Lebensraum“-Guru, den Geopolitiker und internationalen Militärberater Karl Haushofer mitgeteilt. Nur der Historiker Hans-Adolf Jacobsen hat dazu geforscht. Der Verteidiger von Rudolf Heß beim IMT-Prozeß in Nürnberg wollte am 7.3.1946 Prof. Karl Haushofer als Zeuge laden lassen. Darauf nahm der sich plötzlich am 10.3.1946 das Leben. Der britische Historiker Martin Allen stellte die These auf, das Ehepaar sei von britischen Agenten ermordet worden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Haushofer

Ehe der Faden wieder aufgenommen und erzählt wird, wie der Geopolitiker Karl Haushofer den Hitler mit Lebensraum-Ideen impfte und auf den Ostfeldzug schickte, um den Bolschewismus – im hintergründigen Interesse von Pacelli und den Royal Dutch Shell Eignern - zu vernichten, hier etwas Erhellendes über Haushofer.

Die Familie Haushofer war traditionell mit der internationalen Wirtschaft und Politik verbunden.

Prof. Dr. Max Haushofer , Handelskammer-Sekretär Dr. I. Landgraf,
Maier-Rothschild - Handbuch der gesamten Handelswissenschaften
„Für ältere und jüngere Kaufleute sowie für Fabrikanten, Gewerbetreibende, Verkehrsbeamte, Anwälte und Richter“, Jubiläumsausgabe 1907.

http://www.booklooker.de/app/images/cover/user/0354/7166/Ym40NTk1.jpg

Der Ökonom, Politiker und Schriftsteller Max Haushofer, Vater von Karl Haushofer, in zweiter Ehe mit der Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Emma Haushofer-Merk verheiratet, vertrat aufklärerische, liberale und weltpolitische Ideen. Neben “Grundzüge der politischen Ökonomie“(1894) und „Bevölkerungslehre“ (1903) beschäftigte sich Max Haushofer auch mit einer positiven Judentumsdarstellung und modernen Gesellschaftslehren. Als Bearbeiter und Mitherausgeber der Handelslehre „Maier-Rothschild“ wurde der Name Haushofer der internationalen Handelswelt bekannt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Haushofer_Jr.#

Der ewige Jude, 1886. Ein dramatisches (philosemitischen) Gedicht.; Ausgabe 1894
http://archive.org/stream/derewigejudeein00hausgoog#page/n9/mode/2up

Der moderne Sozialismus. 1896
http://archive.org/stream/dermodernesozia00hausgoog#page/n9/mode/2up

Karl Haushofer, der „gute Nazi“
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/HaushoferKarl/index.html

Der „unbekannte“ K. Haushofer war Vorstandsmitglied der „Deutsch-Englische Gesellschaft“
http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-Englische_Gesellschaft

Diese wiederum war mit der britischen Anglo-German Fellowship verbunden, in der sich die britische Hochfinanz, Erdölleute und Geheimdienstler zur Teestunde trafen und sich über die politischen Ziele der Weltwirtschaft Gedanken machten und Pläne schmiedeten.

„Großbritannien müsse gemeinsam mit Deutschland dem Bolschewismus entgegentreten, denn diese Lehre werde, „wenn sie Erfolg hat, eine weltweite Katastrophe von einem Ausmaß herbeiführen […] das sich keiner vorstellen kann“
Der stellvertretende amerikanische Außenminister Sumner Welles schrieb 1944 in seinem Buch The Time for Decision:

„In diesen Vorkriegsjahren waren die Finanz- und Handelskreise der westlichen Demokratien einschließlich der Vereinigten Staaten absolut davon überzeugt, daß ein Krieg zwischen Hitlerdeutschland und der Sowjetunion nur ihren eigenen Interessen dienen würde. Sie glaubten, daß Rußland bestimmt besiegt und damit der Kommunismus vernichtet werden würde. Deutschland aber würde dann so geschwächt sein, daß es auf viele Jahre hinaus die übrige Welt nicht mehr ernsthaft werde bedrohen können.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Anglo-German_Fellowship

Ich habe das letzte Doppelheft der Zeitschrift für Geopolitik mit dem Jahresregister für 1944. Haushofer hat also Hitler noch bis kurz vor Schluß mit seinen Lebensraumideen für die Weltwirtschaft versorgt.

RUMPEL
28.04.2012, 23:01
Mein Beitrag war nur ein Extrakt aus einer längeren Beschäftigung mit dem Thema „die Machtpolitik der internationalen Erdölkonzerne und ihre Lobby bei nationalen Regierungen, Geheimdiensten und internationalen Organisationen“. Darüber später.

So zitierte z.B. Joseph Wechsberg in „HOCHFINANZ INTERNATIONAL“ (aus dem Englischen übersetzt von Droemer Knaur, München-Zürich 1966) im Kapitel „Barings: Die sechste Großmacht“ den britischen Schriftsteller Byron mit einem Vers von 1823 über die internationale Machtpolitik kapitalstarker Geldleute (S.128):


Aus der Zeitschrift DER SPIEGEL 35/1962 ist zu erfahren:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45141360.html

Was Byron gemeint hatte und warum Metternich auf der Schuldliste des Bankhauses Rothschild stand, kann man bei Caesar Conte Corti und Frederic Morton in ihren Rothschild-Büchern nachlesen. Hier ein paar Auszüge:


Wer hinter den Kulissen die Regierungen beeinflußt:

In seinen “Lebenserinnerungen u. Politische Denkwürdigkeiten” berichtete der deutsche Offizier und Diplomat Hermann Freiherr von Eckardstein (1864-1933), Erster Botschaftsrat in London 1899-1902 u.a.:



Alan Bullock, Maser und andere Hitlerbiographen haben fast nichts über Hitlers „Lebensraum“-Guru, den Geopolitiker und internationalen Militärberater Karl Haushofer mitgeteilt. Nur der Historiker Hans-Adolf Jacobsen hat dazu geforscht. Der Verteidiger von Rudolf Heß beim IMT-Prozeß in Nürnberg wollte am 7.3.1946 Prof. Karl Haushofer als Zeuge laden lassen. Darauf nahm der sich plötzlich am 10.3.1946 das Leben. Der britische Historiker Martin Allen stellte die These auf, das Ehepaar sei von britischen Agenten ermordet worden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Haushofer

Ehe der Faden wieder aufgenommen und erzählt wird, wie der Geopolitiker Karl Haushofer den Hitler mit Lebensraum-Ideen impfte und auf den Ostfeldzug schickte, um den Bolschewismus – im hintergründigen Interesse von Pacelli und den Royal Dutch Shell Eignern - zu vernichten, hier etwas Erhellendes über Haushofer.

Die Familie Haushofer war traditionell mit der internationalen Wirtschaft und Politik verbunden.

Prof. Dr. Max Haushofer , Handelskammer-Sekretär Dr. I. Landgraf,
Maier-Rothschild - Handbuch der gesamten Handelswissenschaften
„Für ältere und jüngere Kaufleute sowie für Fabrikanten, Gewerbetreibende, Verkehrsbeamte, Anwälte und Richter“, Jubiläumsausgabe 1907.

http://www.booklooker.de/app/images/cover/user/0354/7166/Ym40NTk1.jpg

Der Ökonom, Politiker und Schriftsteller Max Haushofer, Vater von Karl Haushofer, in zweiter Ehe mit der Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Emma Haushofer-Merk verheiratet, vertrat aufklärerische, liberale und weltpolitische Ideen. Neben “Grundzüge der politischen Ökonomie“(1894) und „Bevölkerungslehre“ (1903) beschäftigte sich Max Haushofer auch mit einer positiven Judentumsdarstellung und modernen Gesellschaftslehren. Als Bearbeiter und Mitherausgeber der Handelslehre „Maier-Rothschild“ wurde der Name Haushofer der internationalen Handelswelt bekannt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Haushofer_Jr.#

Der ewige Jude, 1886. Ein dramatisches (philosemitischen) Gedicht.; Ausgabe 1894
http://archive.org/stream/derewigejudeein00hausgoog#page/n9/mode/2up

Der moderne Sozialismus. 1896
http://archive.org/stream/dermodernesozia00hausgoog#page/n9/mode/2up

Karl Haushofer, der „gute Nazi“
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/HaushoferKarl/index.html

Der „unbekannte“ K. Haushofer war Vorstandsmitglied der „Deutsch-Englische Gesellschaft“
http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-Englische_Gesellschaft

Diese wiederum war mit der britischen Anglo-German Fellowship verbunden, in der sich die britische Hochfinanz, Erdölleute und Geheimdienstler zur Teestunde trafen und sich über die politischen Ziele der Weltwirtschaft Gedanken machten und Pläne schmiedeten.

Der stellvertretende amerikanische Außenminister Sumner Welles schrieb 1944 in seinem Buch The Time for Decision:

http://de.wikipedia.org/wiki/Anglo-German_Fellowship

Ich habe das letzte Doppelheft der Zeitschrift für Geopolitik mit dem Jahresregister für 1944. Haushofer hat also Hitler noch bis kurz vor Schluß mit seinen Lebensraumideen für die Weltwirtschaft versorgt.

Wer die Politik und die Regierungen beeinflusst(e), wäre ein Thema für einen neuen Strang, so es denn einen solchen nicht bereits gibt. Die Rolle der Rothschilds ist ziemlich bekannt.

Mir kommt es eher auf die angeblichen Beziehungen Karl Haushofers zu Hitler an. Da ist viel rumgeschwurbelt worden, besonders in Geschichten aus dem angelsächsischen Bereich. Eine solche Beziehung musste unbedingt konstruiert werden, weil man so natürlich die NS-"Lebensraum"-Thesen am besten darstellen konnte. Dass die Briten selbst mit derlei Gedankengut durch ihre Eliten wie Halford MacKinder bestens versorgt worden waren, lässt sich auf diese Weise gut verschleiern und verwässern.

In der Tat ist zwar eine Bekanntschaft Haushofers zu Rudolf Hess anzunehmen, wenngleich Hess bei einer Gegenüberstellung nach dem Krieg während des Nürnberger Tribunals eine solche Bekanntschjaft mit Haushofer leugnete. Dass Haushofer jemals Hitler persönlich getroffen hat, trotz der Mitarbeit Hess' am "Kampf" während der Haft, hat sich nie nachweisen lassen. Überdies lässt sich - angeblich - eher eine in bezug auf die "Lebensraum"-Thesen im "Main Kampf" philosophische Nähe zu den Arbeiten Friedrich Ratzels ableiten.

Gerade in dem von Dir eingestellten Wiki-Artikel liest es sich so, als habe Haushofer zur NS-Politik ab Kriegbeginn 1939 eine eher kritische Stellung bezogen, die sogar zu Depressionen bei ihm geführt haben soll.

Wie gesagt, ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass Haushofer in den 15 Jahren seit der Festungshaft - wenn er denn wirklich so viel Einfluss auf Hitler gehabt haben sollte - immer wieder auf das Thema bei Hitler zurück gekommen sein soll, und das noch 1944, zu einem Zeitpunkt also, als Hitler mit Sicherheit nicht mehr an eine "Ostbesiedelung" glauben mochte. Für ihn, AH, war seit Kriegseintritt der USA Dez 1941 klar, dass Deutschland den Krieg verloren hatte.

Man erkennt eigentlich auch schon an dem sogen. "GENERALPLAN OST", dass bis 1940, also zu einem Zeitpunkt als der Krieg im Osten bereits im Gange war, derartige Planungen oder Pläne "zur Ostbesiedelung" nicht bestanden. Auch handelt es sich bei dem "Generalplan Ost" offensichtlich nicht um ein einheitliches, vom "Führer" abgesegnetes, Konzept, sondern er besteht aus einer Viezahl miteinander konkurrierender Pläne, eher "Vorschläge", wenn man mich fragt, von verschiedensten Institutionen.

Mich würde aber wirklich interessieren, was in dem Heft Haushofers von 1944 tatsächlich an "Lebensraum"-Gedankengut enthalten ist. Wenn es da konkret etwas gäbe, würde dies vielleicht ein anderes Bild abgeben.

nethead
29.04.2012, 00:58
Die ganzen "Oel" und "Haushofer" Thesen aendern nichts daran das die Ruestung Deutschlands 1939 in keinster Art und Weise darauf ausgelegt war "Lebensraum" im Osten zu erobern. Ich darf daran erinnern das nach dem beenden des Polen-Konfliktes kaum noch Munition vorhanden war.

Das sind, im Gegensatz zu diversen, themenfremden Theorien die hier aufgestellt wurden, unwiederlegbare Fakten. Ein Beweis das ein Angriffskrieg auf Polen oder gar die Sowjetunion in keinster Weise geplant war.

Falls noch nicht Existent schlage ich vor einen Thread zum Themenkomplex Oel/Lebensraum im Osten zu eroeffnen. Davon abgesehen war ein sicherer Zugriff auf Erdoel fuer Deutschland damals noch wichtiger als Heute. Dies ergab sich durch die latente Bedrohung durch Deutschlands Nachbarn und die Gefahr im Falle eines Krieges relativ schnell nicht mehr ausreichend Oel zu haben.

Ein Umstand der die USA antreibt den ganzen mitleren Osten zu erobern bzw. politisch nach seinen Vorstellungen umzugestalten. Denn ohne Oel kein Krieg und auch keine Verteidigung.

nethead
29.04.2012, 01:04
Und wer mir beweisen moechte das Hitler diesen grossangelegten Angriff geplant hat der moege mir die militaerische Vorbereitung darauf nachweisen. Das der deutsche Ruestungsstand in keinster Weise geeignet war die allerseits gerne aufgestellte "Lebensraum Eroberungsthese" zu verwirklichen wurde in diesem Thread, bevor er themenfremd geschreddert wurde, mehrfach belegt.

Also bleibt bitte etwas beim Thema. So Interessant wie einzelne, themenfremde Postings auch sein moegen.

@Moderation
Waere es moeglich den Oel/Haushofer/Lebensraum/Verschwoerungskomplex rauszutrennen und in einen neuen "Plante Hitler die Eroberung von Lebensraum im Osten" Thread zu tueten? Danke.

RUMPEL
29.04.2012, 07:12
Die ganzen "Oel" und "Haushofer" Thesen aendern nichts daran das die Ruestung Deutschlands 1939 in keinster Art und Weise darauf ausgelegt war "Lebensraum" im Osten zu erobern. Ich darf daran erinnern das nach dem beenden des Polen-Konfliktes kaum noch Munition vorhanden war.

Das sind, im Gegensatz zu diversen, themenfremden Theorien die hier aufgestellt wurden, unwiederlegbare Fakten. Ein Beweis das ein Angriffskrieg auf Polen oder gar die Sowjetunion in keinster Weise geplant war.

Falls noch nicht Existent schlage ich vor einen Thread zum Themenkomplex Oel/Lebensraum im Osten zu eroeffnen. Davon abgesehen war ein sicherer Zugriff auf Erdoel fuer Deutschland damals noch wichtiger als Heute. Dies ergab sich durch die latente Bedrohung durch Deutschlands Nachbarn und die Gefahr im Falle eines Krieges relativ schnell nicht mehr ausreichend Oel zu haben.

Ein Umstand der die USA antreibt den ganzen mitleren Osten zu erobern bzw. politisch nach seinen Vorstellungen umzugestalten. Denn ohne Oel kein Krieg und auch keine Verteidigung.

Schon. Aber Du kommst nicht darum herum, in dem von Dir gewählten Strang-Titel auch auf Hitlers mögliche Gründe zu sprechen zu kommen, weshalb er denn überhaupt einen Angriffskrieg im Osten geplant haben sollte.

NEREUS versucht ja gerade, den Nachweis zu führen, dass "Lebensraum" und "Ölversorgung" für ihn einen Krieg notwendig machen mussten. Wenn er diesen Nachweis erbringt, dann ist zwar noch nicht gesagt, dass er diesen Krieg unbedingt 1939 wollte oder ihnen ernsthaft in Erwägung zog, möglicherweise für einen späteren Zeitpunkt. Aber er liegt im Rahmen des Möglichen.

Ich hab es irgendwann schon eingangs geschrieben: Angriffkrieg ja. Aber die militärischen Möglichkeiten, abgesehen von den finanziellen, waren begrenzt und liessen allenfalls eine Auseinandersetzung mit Polen zu. Zu mehr hat es mit Sicherheit nnicht gereicht. Dass man ihn letztlich in diesen Krieg 1939 getrieben hat, steht für mich allerdings auch fest. Im Sommer 1939 hatte er an einer militärischen Auseinandersetzung irgendwelcher Art kein sonderlich grosses Interesse. Warum auch? Alles lief bis dahin wie geschmiert. Das Volk, "der große Lümmel", wars zufrieden. Blieb noch der Streitpunkt Danzig... den man bei einigem guten Willen leicht hätte lösen können seitens Polen und seiner "Alliierten". Aber das war es ja gerade. Danzig war die letzte Möglichkeit, Deutschland und Hitler in einen Krieg zu verwickeln.

Nereus
29.04.2012, 19:16
Die ganzen "Oel" und "Haushofer" Thesen aendern nichts daran das die Ruestung Deutschlands 1939 in keinster Art und Weise darauf ausgelegt war "Lebensraum" im Osten zu erobern. Ich darf daran erinnern das nach dem beenden des Polen-Konfliktes kaum noch Munition vorhanden war.

Das sind ....unwiederlegbare Fakten. Ein Beweis das ein Angriffskrieg auf Polen oder gar die Sowjetunion in keinster Weise geplant war.
......
Davon abgesehen war ein sicherer Zugriff auf Erdoel fuer Deutschland damals noch wichtiger als Heute. Dies ergab sich durch die latente Bedrohung durch Deutschlands Nachbarn und die Gefahr im Falle eines Krieges relativ schnell nicht mehr ausreichend Oel zu haben.
Ein Umstand der die USA antreibt den ganzen mitleren Osten zu erobern bzw. politisch nach seinen Vorstellungen umzugestalten. Denn ohne Oel kein Krieg und auch keine Verteidigung.
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Und wer mir beweisen moechte das Hitler diesen grossangelegten Angriff geplant hat der moege mir die militaerische Vorbereitung darauf nachweisen. Das der deutsche Ruestungsstand in keinster Weise geeignet war die allerseits gerne aufgestellte "Lebensraum Eroberungsthese" zu verwirklichen wurde ... mehrfach belegt.

Warum willst Du vor den Tatsachen flüchten?
Dir und dem General Schulze-Rohnhoff empfehle ich dringend zuerst Hitlers Programm für seine Außenpolitik in „Mein Kampf“ mal aufmerksam durchzulesen. Zuerst in Band 1 (1925) im Kapitel 4 „München“ und dann in Band 2 (Dez. 1926) im Kapitel 14 „Ostorientierung oder Ostpolitik“ ist das gewaltsam anzustrebende „geopolitische Lebensraumziel im Osten“ formuliert worden, im Gegensatz zu Feders NS-Parteiprogramm von 1920, wo noch von Rückgabe der Kolonien gesprochen wurde.

Deine Anfangsfrage bezweckte offenbar, den General Schulze-Ronhoff zu verteidigen und nach einer weiteren Stütze für seine Thesen zu suchen.

der deutsche Ex-General Gerd Schulze-Ronhoff schreibt in seinem umstrittenem Buch "Der Krieg der viele Vaeter hatte" das die deutsche Armee im Jahre 1939 in keinster Weise fuer einen Angriffskrieg ausgelegt war.

Nun ist aber Gerd Schulze-Ronhoff, auch wenn er in meinen Augen eine seriouese, unabhaengige Quelle ist, als alleinige Quelle deutlich zu schwach um diese Behauptung zu belegen. Aus diesem Grunde interesseriert es mich ob es noch andere, unabhaengige Analysen ueber den Aufbau und Eignung der deutschen Armee fuer einen Angriffskrieg gibt.

Du hast aber falsch oder mißverständlich formuliert und wolltest wohl sagen:
Aus diesem Grunde interesseriert es mich ob es noch andere, unabhaengige Analysen ueber den Aufbau der deutschen Armee und ihrer Nichteignung fuer einen Angriffskrieg gibt.

Ich will ja nun nicht den Buchverkauf sabotieren, aber Schulze-Ronhoff erzählt und schreibt selber, daß die Vorgeschichte wichtig ist:


Den Zweiten Weltkrieg kann man nicht vom Ergebnis her begreifen, sondern nur von seiner Vorgeschichte. Der Kriegsbeginn von 1939 ist ohne die Person des Diktators Hitler nicht zu begreifen. Hitler und die Bereitschaft der Deutschen, ihm in den Krieg zu folgen, sind ohne den Vertrag von Versailles unverständlich. Die allgemeine Empörung des deutschen Volkes über Versailles ist ohne die Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs nicht zu verstehen. Und auch diese kann nur der begreifen, der das Konkurrenzgebaren der Staaten in Europa des 19. Jahrhunderts kennt. So muß man schon einen langen Anlauf nehmen, um den Kriegsausbruch von 1939 zu erklären.
http://www.vorkriegsgeschichte.de/content/view/35/52/

Kriegs- oder Verteidigungsabsicht nach einfacher Faustformel?

Die Wiederaufrüstung der Reichswehr nach Hitlers Amtsantritt in den Jahren 1933 bis 1939 gilt landläufig als der schlagende Beweis für dessen Kriegsabsichten und Eroberungspläne. Wer allerdings aus der Rüstung eines Staates auf dessen außenpolitische Ambitionen schließen will, muß die Menge und die Qualität der Streitkräfte dieses Staates mit denen seiner Nachbar- oder Gegnerstaaten vergleichen. Einer Regierung - so eine einfache Faustformel - , die anstrebt, etwa dreimal so viele Truppen aufzustellen, wie ihre Nachbarstaaten, kann man unterstellen, daß sie Angriffsabsichten hegt. Von einer Regierung, die sich mit etwa einem Drittel der Truppen ihrer Nachbarstaaten begnügt, oder mit einem Drittel der Streitkräfte ihres stärksten Nachbarstaates, kann man annehmen, daß sie nur rüstet, um sich notfalls mit Aussicht auf Erfolg gegen Angriffe anderer Staaten zu verteidigen.
Der rasante Aufbau des 102-Divisionen-Heeres läßt sich in zwei Phasen unterteilen. Zuerst entsteht bis 1936 unter dem enormen Rüstungsvorsprung aller Nachbarländer und bei dem Eindruck der Bedrohung, die die französisch-belgisch-polnisch-tschechische Umklammerung im deutschen Volk erweckt, ein aktives Heer mit 40 Divisionen, das in der Lage ist, das Reich mit einiger Aussicht auf Erfolg zu schützen. Ab 1937 wird das aktive Heer in den drei Jahren bis zum Krieg nur noch durch 5 weitere deutsche und sudetendeutsche sowie 6 österreichischen Divisionen aufgestockt.
Mit einer Streitmacht von 51 aktiven Divisionen und 51 Reservedivisionen, wenn sie voll ausgerüstet und mobilgemacht sind, hat Deutschland eine Angriffsfähigkeit erlangt, der kein Nachbarstaat allein- ausgenommen Frankreich - widerstehen kann. Andererseits sind diese 102 Divisionen auch nur die Truppenstärke, die Deutschland notfalls bräuchte, um sich gegen eine gegnerische Allianz wie im Ersten Weltkrieg zu verteidigen.
http://www.vorkriegsgeschichte.de/content/view/25/41/

Was nun: unwiderstehliche Angriffsfähigkeit erlangt für zukünftigen „Abwehrkampf gegen den Bolschewisms“? Die unwiderstehliche Angriffsfähigkeit reichte erstmal aus, um Polen blitzartig zu überrollen. Also Hitler war für einen Angriffskrieg unwiderstehlich gerüstet vor dem Poleneinmarsch.


Fußnote zu Vierjahresplan 1936: Hitlers schriftliche Aussagen in seinem Vierjahresplan beziehen sich auf einen von ihm als unausweichlich angesehenen Abwehrkampf Deutschlands gegen einen zukünftigen Angriff der bolschewistischen Sowjetunion .
http://www.vorkriegsgeschichte.de/content/view/24/40/

Einer Regierung - so eine einfache Faustformel - , die anstrebt, etwa dreimal so viele Truppen aufzustellen, wie ihre Nachbarstaaten, kann man unterstellen, daß sie Angriffsabsichten hegt. (der schreibende General)

Die Hitler-Regierung hatte nicht nur das 100.000 Mann Reichswehrheer und die Millionenarmee der SA, kriegserprobte Männer des WKI, sondern die nach dem Krümpersystem ausgebildeten Wehrpflichtigen in den neuen Divisionen zur Verfügung, also zusammen über 3.000.000 Mann. Die mußten noch mit leichten und schweren Waffen für den modernen Blitzkrieg mit Panzerdivisionen ausgestattet werden. Dazu mußten erst noch, vor dem Angriff auf die Sowjetunion, die europäischen Rüstungsschmieden von Vickers, Schneider-Creusot, Herestal und Skoda usw. in Frankreich, Belgien, Polen, Österreich und der Tschechoslowakei eingesammelt werden, die es mit „Sitzkrieg“ und schwachen Widerstand geschehen ließen. Die wollten alle einen antibolschewistischen Krieg und wünschten ihn aus christlichen und geschäftlichen Gründen.

Über die Machenschaften der blutigen Internationale der untereinander verflochtenen Rüstungsindustrien und Ölkonzerne vor 1933 lies hier nach:

http://www.antik-nr3.de/images/product_images/popup_images/bue563.jpg

Das Heft von 1929 als PDF-Datei mit kleinen Scanfehlern.
http://www.fredsakademiet.dk/library/otto.pdf

Und das Original als lesbare Fotoserie:
http://www.flickr.com/photos/peacepalacelibrary/sets/72157616333880349/detail/

Dort finden sich u.a. die Mitteilungen:

Das russische Öl ist ein ganz besonderes Kapitel. Wir würden niemals ausreichend beliefert werden können. Es kann aber sein, daß wir gezwungen werden sollen, es für England erobern zu helfen. (Anmerkung: nicht England, sondern für Royal Dutch Shell, deren Hauptaktionäre schon seit dem Wiener Kongress die Bankiers Englands sind und für die die britische Diplomatie sich vorrangig einsetzt. Englands-Regierung dient seinen Kaufleuten und Kapitalisten und nicht umgekehrt.)
Die Abrüstungstendenzen der Völkerbundskommission werden ganz leise beiseite geschoben.
Solange am Kriege verdient wird, werden die industriellen Auftrageber der Politiker nicht zugeben, daß eine allgemeine Abrüstung erfolgt. Sie könnten dazu nur durch das werktätige Volk und durch die proletarisierte Intelligenz gezwungen werden. Die Haltung der letzteren ist aber mehr wie zweifelhaft.
Man wird einwenden, daß nach dem vorher Gesagten eine allgemeine Abrüstung und damit der Abbau der Rüstungsindustrie zwangsläufig kommen müßte. Irrtum! Die Rüstungsindustrie hat ihren Umfang erweitert. Fast alle Industrien sind Rüstungsindustrien geworden. Alle verdienen durch Aufrüstung. Mehr wie bei einem Kriege können diese Industrien gar nicht verdienen.
Die Ölraffinerien verdienen bei der geringsten überplanmäßigen Flottenbewegung Millionen. Alle modernen Kriegsschiffe sind auf Ölfeuerung eingestellt. Es ist gar nicht möglich, ein modernes Heer stets mit den modernsten Waffen auszurüsten. Die Waffen veralten in einem früher unvorstellbaren Tempo.

Die Heeresverwaltungen müssen sich daher immer mehr zu einem Zusammengehen mit der Industrie bequemen, eine weitgehende Normalisierung und Typisierung der Fabrikation für ihre Zwecke durchsetzen und Zuschüsse leisten.
Die Industrie muß sich darauf einstellen, schnellstens im Bedarfsfalle alles Nötige zu liefern.
Dies bedarf ungeheuer umsichtiger Vorbereitung.
Über diese Frage hat in neuerer Zeit General von Seeckt im Aprilheft 1928 der Zeitschrift „Nord und Süd" in einem Aufsatz „Neuzeitliche Heere" geschrieben.

»Für die Massenbewaffnung gibt es nur einen Weg: die Feststellung des Typs der Waffe zusammen mit der Vorbereitung der Massenanfertigung im Bedarfsfalle. Die Armee in Verbindung mit der Technik ist in der Lage, durch dauerndes Studium in Versuchsanstalten und Übungsplätzen den jeweilig besten Typ der Waffe festzustellen. Mit der Industrie ist die Vereinbarung zu treffen, daß dieser festgesetzte Typ sofort und in dem erforderlichen Umfang in Arbeit genommen werden kann. Hierfür bedarf es eingehender Vorbereitungen, die der gesetzlichen Basis nicht werden entbehren können. Diese Vorbereitungen sind in engster Zusammenarbeit zwischen Soldaten und Wirtschaftlern zu treffen und beziehen sich nach der Feststellung und Sicherung der erforderlichen Rohstoffe auf die Auswahl und Einrichtung der Fabriken für alle Teile der Bewaffnung und Ausrüstung. Die Vorbereitung der Umstellung der Fabriken vom Friedens- zum Kriegsbetrieb, Bereithaltung von Material und Maschinen verlangen naturgemäß schon im Frieden staatliche Subventionierung, die aber immer noch vorteilhafter für den Staat sein wird als die Beschaffung und Unterhaltung von großen und veraltenden Rüstungsvorräten. Wenn die militärischen Forderungen auf die Voraussetzungen schneller Massenanfertigung durch Verzicht auf das Allerfeinste zugunsten des möglichst Einfachen Rücksicht nehmen, so kann auch die Zeitspanne, die zwischen Auftragerteilung und Beginn der Lieferung liegt, abgekürzt werden, eine Zeit, die ja durch den Kampf der Operationsarmee gewonnen werden soll.«

Diesen Ausführungen sei beigefügt die Übersetzung einer Stelle aus einem Buche des bekannten englischen Generals J. H. Morgan aus dem Jahre 1924:
S. 96:
»Ich bin oft gefragt worden, ob Deutschland entwaffnet sei, und meine Antwort auf diese Frage war die Gegenfrage: 'Was verstehen Sie unter Entwaffnung?' Wir zerstörten deutsche Kanonen, so was wie 35 000 Stück, wir verschrotteten Gewehre - so einige Millionen, wir ließen Festungen auffliegen, sprengten Pulverfabriken, fegten Krupp still.
Aber es gibt drei Dinge, die man nicht zerstören kann: Mensch, Industrie und Wissenschaft.«

S. 98:
»Was die Industrie betrifft, so ist der einzige Weg, eine große, industrietreibende Nation zu entwaffnen - die Zerstörung der gesamten Industrie.
Der Krieg ist so technisch, so mechanisch geworden, daß jeder große Ingenieurbetrieb ein potentielles Arsenal ist. Die Fabrik, die Druckzylinder oder Propeller macht, ist jederzeit fähig, eine Granatpatrone herzustellen .«

Damit wäre auch die Frage nach der aufgebrauchen Munition am Ende Polenkrieges beantwortet. Früher haben Schmiede und Kanonengiesser an die staatlichen Magazine Kanonen und Kugeln geliefert zur Bevorratung (Spandauer Zitadelle). Heute muß Munition nicht mehr auf Vorrat in Arsenalen gehortet werden. Die Industrie liefert jede Menge sofort bei Bestellung. Und die europäischen Rüstungsschmieden waren eingeweiht und warteten nur auf die Hitler-Aufträge nach ihrer “Eroberung”. Eine Hortung von Munition im Deutschen Reich hätte die Sowjets nur mißtrauisch gemacht und frühzeitig ihre Öl- und Getreidelieferungen an das Hitler-Reich eingestellt, die noch bis zum 22.6.1941 in Brest-Litowsk anrollten.

Außerdem gab es im Reich geheime unterirdischen Munitionsfabriken.
http://www.braun-in-wolfratshausen.de/21.html

RUMPEL
30.04.2012, 12:02
Warum willst Du vor den Tatsachen flüchten?
Dir und dem General Schulze-Rohnhoff empfehle ich dringend zuerst Hitlers Programm für seine Außenpolitik in „Mein Kampf“ mal aufmerksam durchzulesen. Zuerst in Band 1 (1925) im Kapitel 4 „München“ und dann in Band 2 (Dez. 1926) im Kapitel 14 „Ostorientierung oder Ostpolitik“ ist das gewaltsam anzustrebende „geopolitische Lebensraumziel im Osten“ formuliert worden, im Gegensatz zu Feders NS-Parteiprogramm von 1920, wo noch von Rückgabe der Kolonien gesprochen wurde.

Deine Anfangsfrage bezweckte offenbar, den General Schulze-Ronhoff zu verteidigen und nach einer weiteren Stütze für seine Thesen zu suchen.


Du hast aber falsch oder mißverständlich formuliert und wolltest wohl sagen:
Aus diesem Grunde interesseriert es mich ob es noch andere, unabhaengige Analysen ueber den Aufbau der deutschen Armee und ihrer Nichteignung fuer einen Angriffskrieg gibt.

Ich will ja nun nicht den Buchverkauf sabotieren, aber Schulze-Ronhoff erzählt und schreibt selber, daß die Vorgeschichte wichtig ist:


http://www.vorkriegsgeschichte.de/content/view/35/52/

Kriegs- oder Verteidigungsabsicht nach einfacher Faustformel?

http://www.vorkriegsgeschichte.de/content/view/25/41/

Was nun: unwiderstehliche Angriffsfähigkeit erlangt für zukünftigen „Abwehrkampf gegen den Bolschewisms“? Die unwiderstehliche Angriffsfähigkeit reichte erstmal aus, um Polen blitzartig zu überrollen. Also Hitler war für einen Angriffskrieg unwiderstehlich gerüstet vor dem Poleneinmarsch.


http://www.vorkriegsgeschichte.de/content/view/24/40/

Einer Regierung - so eine einfache Faustformel - , die anstrebt, etwa dreimal so viele Truppen aufzustellen, wie ihre Nachbarstaaten, kann man unterstellen, daß sie Angriffsabsichten hegt. (der schreibende General)

Die Hitler-Regierung hatte nicht nur das 100.000 Mann Reichswehrheer und die Millionenarmee der SA, kriegserprobte Männer des WKI, sondern die nach dem Krümpersystem ausgebildeten Wehrpflichtigen in den neuen Divisionen zur Verfügung, also zusammen über 3.000.000 Mann. Die mußten noch mit leichten und schweren Waffen für den modernen Blitzkrieg mit Panzerdivisionen ausgestattet werden. Dazu mußten erst noch, vor dem Angriff auf die Sowjetunion, die europäischen Rüstungsschmieden von Vickers, Schneider-Creusot, Herestal und Skoda usw. in Frankreich, Belgien, Polen, Österreich und der Tschechoslowakei eingesammelt werden, die es mit „Sitzkrieg“ und schwachen Widerstand geschehen ließen. Die wollten alle einen antibolschewistischen Krieg und wünschten ihn aus christlichen und geschäftlichen Gründen.

Über die Machenschaften der blutigen Internationale der untereinander verflochtenen Rüstungsindustrien und Ölkonzerne vor 1933 lies hier nach:

http://www.antik-nr3.de/images/product_images/popup_images/bue563.jpg

Das Heft von 1929 als PDF-Datei mit kleinen Scanfehlern.
http://www.fredsakademiet.dk/library/otto.pdf

Und das Original als lesbare Fotoserie:
http://www.flickr.com/photos/peacepalacelibrary/sets/72157616333880349/detail/

Dort finden sich u.a. die Mitteilungen:


Damit wäre auch die Frage nach der aufgebrauchen Munition am Ende Polenkrieges beantwortet. Früher haben Schmiede und Kanonengiesser an die staatlichen Magazine Kanonen und Kugeln geliefert zur Bevorratung (Spandauer Zitadelle). Heute muß Munition nicht mehr auf Vorrat in Arsenalen gehortet werden. Die Industrie liefert jede Menge sofort bei Bestellung. Und die europäischen Rüstungsschmieden waren eingeweiht und warteten nur auf die Hitler-Aufträge nach ihrer “Eroberung”. Eine Hortung von Munition im Deutschen Reich hätte die Sowjets nur mißtrauisch gemacht und frühzeitig ihre Öl- und Getreidelieferungen an das Hitler-Reich eingestellt, die noch bis zum 22.6.1941 in Brest-Litowsk anrollten.

Außerdem gab es im Reich geheime unterirdischen Munitionsfabriken.
http://www.braun-in-wolfratshausen.de/21.html


Warum willst Du vor den Tatsachen flüchten?
Dir und dem General Schulze-Rohnhoff empfehle ich dringend zuerst Hitlers Programm für seine Außenpolitik in „Mein Kampf“ mal aufmerksam durchzulesen. Zuerst in Band 1 (1925) im Kapitel 4 „München“ und dann in Band 2 (Dez. 1926) im Kapitel 14 „Ostorientierung oder Ostpolitik“ ist das gewaltsam anzustrebende „geopolitische Lebensraumziel im Osten“ formuliert worden

Du solltest selbst das sogenannte "Lebensraum"-Programm nochmal nachlesen.

Es ist zwar die Rede davon, dass Völker - nicht nur das Deutsche übrigens - ihren ganz eigenen Lebensraum immer mit dem Schwert erobern mussten und müssen, so wie es das Deutsche Volk bei der Ostwanderung während des Mittelalters oder auch die Bajuwaren bei der Eroberung der "Ostmark" und die Hohenzollern während der brandburgisch-preussischen Periode taten.

Aber er hat auch gesagt, dass ein erneuter Gang nach Osten im russischen Raum nicht nur mit gewaltigen Blut-Opfern , sondern auch nur möglich sein würde mit der tatkräftigen Unterstützung ENGLANDS.

Darüberhinaus schreibt Hitler, ich habe das doch hier bereits mehrmals betont, das Buch 1925 und geht von einem alsbaldigen Zusammenbruch Russlands und der SU aus.

Beides, die "tatkräftige" Unterstützung Englands UND der Zusammenbruch des bolschewistischen Russlands, standen 1939 überhaupt nicht (mehr) zur Debatte.

Den "Kampf" 1939 und in den Jahren davor immer noch als "Programm" zur Verwirklichung national-sozialistischer Thesen zu bezeichnen ist absurd und wird auch heute kaum noch von Historikern so gesehen.

Lichtblau
30.04.2012, 12:33
Warum willst Du vor den Tatsachen flüchten?
Dir und dem General Schulze-Rohnhoff empfehle ich dringend zuerst Hitlers Programm für seine Außenpolitik in „Mein Kampf“ mal aufmerksam durchzulesen. Zuerst in Band 1 (1925) im Kapitel 4 „München“ und dann in Band 2 (Dez. 1926) im Kapitel 14 „Ostorientierung oder Ostpolitik“ ist das gewaltsam anzustrebende „geopolitische Lebensraumziel im Osten“ formuliert worden, im Gegensatz zu Feders NS-Parteiprogramm von 1920, wo noch von Rückgabe der Kolonien gesprochen wurde.


In diesem Denkmodell, sind die Ideen Hitlers allein maßgebend für die deutsche Politik und Hitler verwirklicht einen privaten Langzeitplan.
Ich finde das sind höchst problematische Annahmen.

RUMPEL
30.04.2012, 13:34
In diesem Denkmodell, sind die Ideen Hitlers allein maßgebend für die deutsche Politik und Hitler verwirklicht einen privaten Langzeitplan.
Ich finde das sind höchst problematische Annahmen.

Wahrscheinlich hast Du Recht. Der Faktor Zeit aber wird häufig bei all den Überlegungen ausgelassen, bewusst oder unbewusst. Man schaue sich doch nur mal das "Langzeitprogramm" der "GRÜNEN" aus den 70er Jahren an und vergleiche es mit den Taten dieser Leute von heute. Damals durfte meine Tochter mit ihrem Pferd nicht durch genau das (Wasserschutz)-Gelände reiten, auf welchem wenige Jahre später ein Konzern dann mit Unterstützung der gleichen grünen Partei seinen riesigen Gebäude-Komplex errichtete.

Vermutlich war Hitler da nicht anders gestrickt als unsere heutigen Volks-"Vertreter". Was interessiert einen Politiker sein blödes Geschwätz von gestern :))

Lichtblau
30.04.2012, 13:49
Wahrscheinlich hast Du Recht. Der Faktor Zeit aber wird häufig bei all den Überlegungen ausgelassen, bewusst oder unbewusst. Man schaue sich doch nur mal das "Langzeitprogramm" der "GRÜNEN" aus den 70er Jahren an und vergleiche es mit den Taten dieser Leute von heute. Damals durfte meine Tochter mit ihrem Pferd nicht durch genau das (Wasserschutz)-Gelände reiten, auf welchem wenige Jahre später ein Konzern dann mit Unterstützung der gleichen grünen Partei seinen riesigen Gebäude-Komplex errichtete.

Vermutlich war Hitler da nicht anders gestrickt als unsere heutigen Volks-"Vertreter". Was interessiert einen Politiker sein blödes Geschwätz von gestern :))

Richtig. Gut funktionierende Systeme zeichnen sich gerade dadurch aus, dass sie oppositionelle Strömungen einfach integrieren und in eine Stütze des Systems umwandeln.
Siehe Konstantin I. der das Christentum zur Staatsreligion erhob um es zu neutralisieren.

Es hat 1933 überhaupt gar kein Bruch statt gefunden. Im Gegenteil. Das Bündnis der alten Eliten mit den Nazis wurde sogar im Tag von Potsdam feierlich zelebriert.

Es muss also eine wie auch immer geartete Übereinkunft der alten Eliten mit den Nazis gegeben haben, was die Theorie Hitler könnte einfach so seine privaten Pläne umsetzen widerlegt, oder zumindest diese Theorie problematisch und unsicher macht.

Nereus
30.04.2012, 19:27
Etwas Hintergrundmaterial für Rumpel und htc:

Die politische Weltgeschichte kann nicht ohne die wirtschaftliche Interessenlage der führenden Kapitalkräfte in der Welt betrachtet werden!
(Auszug aus MORUS (Richard Lewinsohn) “Das Geld in der Politik”, Fischer Verlag Berlin, 1930):

Das Kapital setzt sich zur Wehr
Die unverhüllte Tendenz, von Rußland aus die Weltrevolution zum Siege zu führen, die Unterhaltung starker Propagandazentren in Moskau, vor allem aber die Tatsache eines großen sozialistischen Reiches mußte in der kapitalistischen Welt zu heftigen Gegenbewegungen führen. Bis zur Errichtung des Sowjetstaates waren alle sozialistischen Bestrebungen doch nicht viel mehr als eine literarische Angelegenheit, deren propagandistische Wirkung hier und da unbequem war, der man aber mit Zensur, mit Polizei und nötigenfalls mit Sondergesetzen beikommen konnte. Doch nun war mit einem Schlage eine Realität geschaffen, der die Machtmittel eines gewaltigen Reiches zur Verfügung standen. Das von einer Feudalklasse mit brutaler Polizeigewalt im Zaum gehaltene, wirtschaftlich noch halb koloniale Rußland war plötzlich zu einer Gefahr für den internationalen Kapitalismus geworden.
Wie man auch die Ansteckungsgefahr einschätzte, die von Moskau ausging: gegen diesen Infektionsherd mußte etwas geschehen; so argumentierte man in den kapitalistischen Ländern.
Zwei Behandlungsmethoden schien es zu geben, um des bolschewistischen Übels Herr zu werden. Entweder legte man um den Sowjetstaat einen Quarantänegürtel, lokalisierte den Seuchenherd und wartete ab, bis das russische Volk aus eigener Kraft die Krankheit überwinden und zu einem gesunden kapitalistischen Regime zurückfinden würde; oder aber, man ging mit dem Messer des Chirurgen gegen Rußland vor und suchte durch militärische Aktionen kurzerhand den Bolschewismus auszurotten. In jedem Falle durfte man mit Geld nicht sparen. Dazu war die Situation zu ernst.

Kriegskosten der Weißen Armee
Die Alliierten entschieden sich zunächst für die chirurgische Methode, und die deutschen Baltikumertrupps (Freikorps, die vom britischen Ölmagnaten Sir Deterding unterstützt wurden) schlugen denselben Weg ein. Die Siegermächte und die Besiegten fanden sich, bevor noch der Friede wiederhergestellt war, in dem Kreuzzug gegen das bolschewistische Rußland. Wieviel der antibolschewistische Weltkrieg der Jahre 1919/ 20 gekostet hat, läßt sich nicht genau sagen, da man noch mit dem vorhandenen Kriegsmaterial wirtschaftete und die Heerführer der Weißen Armee die Finanzierung auf etwas lockere Art, durch Requirieren und auch durch eigenen Notendruck, vornahmen. Immerhin bestanden mit den Alliierten auch reguläre Finanzabkommen. So wurde für den Feldzug in Nordrußland im Einvernehmen mit London, Paris, Rom und Washington die Ausgabe von 200 Millionen Rubel vereinbart, für die in London eine Devisenreserve hinterlegt werden sollte, wobei der Kurs für 40 Rubel auf ein Pfund Sterling festgesetzt war. Judenitsch, der Heerführer im Baltikum, erhielt von den Alliierten 900.000 Pfund Sterling, auf Grund deren er Banknoten, die „Judenki", ausgab.

Reichlicher mit ausländischem Geld wurde noch die Armee Koltschaks in Sibirien versehen. Die Finanzierung des sibirischen Feldzuges, über die aus den russischen Archiven genaue Belege veröffentlicht worden sind, geben einen Anhalt dafür, wieviel sich die Alliierten den Kampf gegen den Bolschewismus kosten ließen. Der Hauptgeldgeber in Sibirien war Frankreich, das auch im Januar 1919 ein besonderes Militärabkommen mit General Koltschak traf. Frankreich zahlte monatlich 50 Millionen Francs, die damals annähernd noch ihren vollen Goldwert hatten. Außerdem lieferte es ungefähr für 18 Millionen Francs monatlich Kriegsmaterial, das es niemals bezahlt bekommen hat. Insgesamt hatte es in Sibirien bereits annähernd eine halbe Milliarde Francs ausgegeben, als man in Paris den Nutzeffekt im Vergleich zu den Unkosten doch zu geringfügig fand und im August 1919 die finanziellen Unterstützungen stoppte. England war sparsamer und steuerte für das sibirische Abenteuer nur 73 Millionen Rubel bei.

Während Frankreich und England ihre Gelder direkt als Kriegshilfe zur Verfügung stellten, suchten Amerika und Japan dabei ein Geschäft zu machen. Sie betätigten sich ausschließlich als Kriegslieferanten. In Amerika waren Lieferungen für 25 Millionen Dollar vorgesehen, deren Bezahlung in zwei bis drei Jahren erfolgen sollte. Außerdem sollte die provisorische sibirische Regierung als Sicherheit ein Golddepot in Amerika anlegen. Einzelne amerikanische Lieferanten waren noch vorsichtiger. Sie erklärten sich bereit, einen 5 Millionen-Dollarkredit zu geben, wenn die sibirische Regierung vorher im gleichen Wert Pelze an ein amerikanisches Haus hinüberschickte.

Im großen Maßstab hat Japan als Kriegslieferant der Weißen Armee mitgewirkt. Allein die Bestellungen der sibirischen Regierung beliefen sich auf 30 Millionen Yen und 30 Millionen Dollar. Selbst wenn auf den anderen russischen Kriegsschauplätzen die Alliierten weniger großzügig den Kampf gegen den Bolschewismus unterstützt haben, so kann man aus diesen Ziffern den Schluß ziehen, daß die erste große Attacke gegen Sowjetrußland den kapitalistischen Staaten viele Hunderte Millionen, wenn nicht gar Milliarden Mark gekostet hat.

Die Niederlage der Weißen Armee und der politische Mißerfolg des antibolschewistischen Kreuzzuges führten dazu, daß die kapitalistischen Staaten von da an weniger blutige, konservative Behandlungsmethoden gegenüber Rußland anwandten. Sie gingen zu einer politischen und wirtschaftlichen Blockade der Sowjetunion über. Kein Geld, keine Waren, keine diplomatischen Vertreter nach Rußland: das war von nun an die Kampfparole. Aber auch dieser Versuch, das bolschewistische Rußland von der Außenwelt abzuschneiden, wurde nicht streng durchgeführt. Denn es stellte sich doch immer wieder heraus, daß man bei aller Feindschaft gegen das Sowjetregime politisch ein Reich von der Größe Rußlands auf die Dauer nicht vollkommen ignorieren und wirtschaftlich nicht dauernd auf den russischen Markt verzichten konnte.

Deterding tritt auf den Plan
Das Wechselspiel zwischen Wollen und Nichtwollen, zwischen politischer Ablehnung und Geschäftemachen mit den verfemten Bolschewiken, zwischen der Propagierung und dem Durchbrechen der Sowjetblockade gehört zu den merkwürdigsten Kapiteln der Nachkriegsgeschichte. Die schärfsten Blockadedrohungen gingen von den Kreisen aus, die vor dem Kriege ihr Geld im zaristischen Rußland angelegt und es unter dem bolschewistischen Regime durch die Aufhebung des Privateigentums verloren hatten. Das waren einmal die französischen und belgischen Rentner, die in der Zeit der russisch-französischen Freundschaft auf Empfehlung ihrer eigenen Regierung Russenanleihen gezeichnet hatten und nun durch ihre Schutzvereinigungen forderten, man dürfe Sowjetrußland weder politisch anerkennen noch Handelsverträge mit den Russen abschließen, solange Moskau sich weigere, die alten Schulden anzuerkennen. Auch einige einflußreiche Bankiers in den westlichen Hauptstädten unterstützten diese Forderung.

Politisch wirksamer war aber das Vorgehen der großen Petroleuminteressenten, die durch die Verstaatlichung der russischen Erdölindustrie ihre wertvollen Besitzungen im Kaukasus eingebüßt hatten. Für die ging es nicht nur darum, eine Entschädigung für die enteigneten Ölfelder herauszuholen, sondern sie wollten wieder die volle Verfügungsgewalt über die kaukasischen Naphthaquellen zurückgewinnen. Das war nur möglich durch den Sturz des Sowjetregimes. Infolgedessen wurde das Ölkapital zum Vorkämpfer gegen Moskau.

Der Hauptrufer im Streit war Sir Henri W. A. Deterding, der Leiter des holländisch-englischen Ölkonzerns, der Royal Dutch-Shell. Die Royal Dutch hatte kurz vor dem Kriege die großen Rothschildschen Petroleumbesitzungen bei Baku erworben und war von der Sozialisierung des Kaukasusöls besonders schwer betroffen. Deterding wies zu Anfang Verhandlungen mit den neuen bolschewistischen Machthabern nicht von der Hand. Sein Haß gegen den Bolschewismus steigerte sich aber in dem Maße, in dem die Russen ihre Ölindustrie ausbauten, als Petroleumexporteure auf dem Weltmarkt auftraten und in geschäftliche Beziehungen zu der großen amerikanischen Konkurrenz des Shell-Konzerns (Hauptaktionäre: die Rothschild Bankiers, die auch durch ihre Kerensky-Anleihezeichnung Millionen durch den Regierungsumsturz der Sowjets verloren und ihre Goldminen an der Lena eingebüßt hatten), zu Rockefellers Standard Oil, traten. Vergeblich versuchte Deterding, eine Einheitsfront aller kapitalistischen Mächte gegen Rußland herzustellen. Da die Großen der Wirtschaft nicht unter einen Hut zu bringen waren, ließ er sich mit einer Gruppe politischer Phantasten und militärischer Desperados ein.

Gestohlenes Öl
Sir Henri Deterding wandte sich nach seinem mißglückten Intermezzo mit den deutsch-georgischen Putschisten wieder der ernsteren Politik zu. Statt der militärischen Aktion sollte die Blockade Sowjetrußland zur Kapitulation zwingen, und auf diesem Wege konnte er bald einen ganz großen Erfolg buchen. Der Bruch Englands mit der Sowjetunion, den die konservative Regierung im Mai 1927 ohne ersichtlichen äußeren Anlaß, nach einer ergebnislosen Haussuchung bei der russischen Handelsgesellschaft „Arcos" in London, vollzog, war zum erheblichen Teil das Werk Sir Henri Deterdings. In den Generalversammlungen zweier Gesellschaften, die zu dem Ölkonzern Deterdings in engen Beziehungen stehen, erklärte die Geschäftsleitung, daß die Shell-Gruppe „nicht unschuldig an dem Abbruch der kommerziellen Beziehungen mit den Sowjets sei" und „daß Sir Henri keinerlei Druckmittel auf die gegenwärtige oder jede künftige britische Regierung ungenützt lassen würde".

Diese Kampfesweise war billiger als ein militärischer Feldzug im Kaukasus. Das letzte Ziel Deterdings, die Einheitsfront gegen Rußland und der Sturz des Sowjetregimes, wurde jedoch (bis 1930) nicht erreicht. Das Vorgehen Englands fand keine Nachahmung. Im Gegenteil, die Amerikaner machten es sich zunutze. Wenige Monate nach dem Abbruch der englisch-russischen Beziehungen schlossen zwei Gesellschaften des Rockefeller-Trusts, die Vacuum Oil Company und die Standard Oil Company of New York, einen langfristigen Lieferungsvertrag mit dem russischen Naphthasyndikat ab, in dem sie sich verpflichteten, große Mengen kaukasischen Öls abzunehmen und in dem besonders umstrittenen Mittelmeergebiet zu vertreiben.

Deterding brauste auf. Aber sein Bannfluch gegen alle diejenigen, die von den Sowjetleuten „gestohlenes Öl" kauften, verfing nichts. Die Naphthaverträge waren unterzeichnet und wurden durchgeführt. Dem Antibolschewistenführer Deterding blieb nichts übrig, als sich der neuen Situation anzupassen und selbst mit den Bolschewiken zu paktieren. Im Einverständnis mit der Royal Dutch-Shell Gruppe schloß die zum Standard Oil-Trust gehörende Anglo-American Oil Company mit den Russen ein Abkommen, das für drei Jahre den Absatz von 1 Million Tonnen russischen Erdöls auf dem englischen Markt sicherte. Auch die Shell-Gesellschaften waren künftig an dem Vertrieb des Russenöls indirekt beteiligt. Trotz der Verklausulierung des Vertrages waren Zweifel an der Kapitulation Deterdings nicht mehr möglich, und Deterding selbst mußte öffentlich erklären: „Daß wir die Geschäftsverbindungen mit Rußland wiederaufnehmen, bedeutet, daß wir nunmehr tun werden, was andere Länder, Regierungen und Gesellschaften während der ganzen Zeit, in der wir die Beziehungen abgebrochen hatten, getan haben. Und in Anbetracht dessen, daß die Russen, um den Petroleummarkt zu drücken, ihr Öl an unsere Konkurrenten zu Dumpingpreisen verkauften, waren wir wohl gezwungen, unsere Maßnahmen zu treffen."

Nun, nachdem der Ölfriede geschlossen war, machte auch die politische Wiederannäherung keine Schwierigkeiten. Die englische Arbeiterpartei, die noch bei den Wahlen im Herbst 1924 wegen ihrer rußlandfreundlichen Politik unterlegen war, konnte im Mai 1929 den Wahlkampf unter der Parole „Friede mit Rußland" führen und gewinnen. Eine der ersten Maßnahmen der Arbeiterregierung MacDonald war die Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen zur Sowjetunion. Bald darauf folgte ein englisch-russischer Handelsvertrag. Das Sowjetöl hatte (vorerst) gesiegt.

Das Gespenst des Bolschewismus
Der russische Petroleumsieg hat, so wertvoll er auch für Moskau war, dem permanenten Kampf zwischen der Sowjetwelt und der kapitalistischen Welt kein Ende gemacht. Das Mißtrauen, das aus zwei grundverschiedenen Wirtschaftsauffassungen erwächst, besteht weiter und kommt in allen Verträgen der kapitalistischen Staaten mit der Sowjetunion zum Ausdruck. Immer wieder wird der Sowjetregierung und den amtlich akkreditierten Sowjetdiplomaten zur Pflicht gemacht, daß sie sich im Ausland jeder politischen Propaganda zu enthalten haben. Die feine Unterscheidung zwischen der amtlichen Sowjetpolitik und der Politik der Komintern, die man in Moskau stets betont, wird im Ausland mehr oder minder für eine Farce gehalten. Es vergeht kein Jahr, in dem es nicht darüber in dem einen oder anderen Lande zu schweren Zwischenfällen kommt und die diplomatischen Vertreter der Sowjetunion ihren Posten verlassen müssen.

Wie es nicht anders sein kann, hat sich eine blühende politische Spitzelindustrie entwickelt, die dieses Mißtrauen ausmünzt und durch Propagandakunststücke, durch echte und häufiger noch durch gefälschte Dokumente schürt. Schon der berühmte Sinowjew-Brief, der in den englischen Herbstwahlen 1924 eine entscheidende Rolle spielte, eine Anweisung der Komintern zur Unterhöhlung der britischen Armee und Rüstungsindustrie, war höchstwahrscheinlich eine von den Sowjetgegnern bezahlte Fälschung. Einige Jahre später tauchten in Paris Dokumente auf, aus denen hervorgehen sollte, daß der einflußreiche amerikanische Senator Borah von den Russen mit 100.000 Dollar bestochen worden sei, um dafür die Anerkennung der Sowjetregierung durch die Vereinigten Staaten zu erwirken. In einem Prozeß, der mit ungewöhnlicher Offenheit in Berlin zur Verhandlung kam, stellte sich heraus, daß die Dokumente von einem russischen Emigranten, dem Staatsrat Orlow, in Deutschland hergestellt waren, daß verschiedene Nachrichtenagenturen ständig die Behörden mit gefälschten antibolschewistischen Mitteilungen und Dokumenten belieferten und dafür aus Geheimfonds des Deutschen Reiches entlohnt wurden.
Die öffentlichen Gelder, die sicherlich nicht nur in Deutschland für solche Zwecke aufgewendet werden, sind aber geringfügig gegenüber den Beträgen, die aus privaten Mitteln den politischen Vereinigungen und Wirtschaftsverbänden zur Bekämpfung des Bolschewismus zufließen. Wenn diese Organisationen, die sich dem Kampf gegen Moskau widmen, in Wirklichkeit oft auch noch andere Ziele verfolgen, so ist doch das Gespenst des Bolschewismus das bequemste und beliebteste Werbemittel, um sich für politische Zwecke Geld zu verschaffen. Gegen die Gefahr, die von Moskau her droht, erscheint dem Kapital keine Versicherungsprämie zu hoch.

Ölquellen – Kriegsquellen
(Auszug aus Michael Sayers, Albert E. Kahn, Die große Verschwörung, Verlag Volk und Welt Berlin 1951):

Es gab im Jahre 1924 sowohl in der Downing Street als auch am Quai d'Orsay maßgebende Politiker, die in Boris Sawinkow den künftigen Diktator Rußlands erblickten. Sawinkow war eine der markantesten Persönlichkeiten der russischen Emigration. Churchill, der Sawinkow durch Sidney Reilly kennenlernte, sagte von ihm in seinem Buch »Great Contemporaries«: Er vereinigte »staatsmännische Klugheit mit der Gabe, zu befehlen, heldenhaften Mut mit der Leidensfähigkeit eines Märtyrers«. Sawinkows ganzes Leben »ging in Verschwörungen auf«.

Als Lenin am 21. Januar 1924 starb, begann für den britischen Geheimdiensthauptmann Sidney Reilly eine Periode neuer, hoffnungsfreudiger Aktivität. Seine Agenten berichteten aus Rußland, daß die oppositionellen Elemente des Landes den Kampf um die Macht mit verdoppelter Energie wieder aufgenommen hätten. Innerhalb der Kommunistischen Partei kam es zu heftigen Auseinandersetzungen, die möglicherweise zu einer Spaltung führen konnten. Die idealen Voraussetzungen für einen Putsch waren gegeben.

Reilly war zu der Einsicht gelangt, daß sein ursprünglicher Plan, das Zarenregime wieder in seine Rechte einzusetzen, sich überlebt hatte. Rußland war zu weit vom Zarismus abgerückt. Reilly strebte eine Diktatur an, die sich auf die Großbauern (die Kulaken) und verschiedene militärische und politische Gruppen stützen sollte, die der Sowjetregierung feindlich gegenüberstanden. In seinen Augen war Boris Sawinkow der richtige Mann, um in Rußland ein diktatorisches Regime nach italienischem Muster zu errichten. Der britische Agent bereiste sämtliche europäischen Hauptstädte, um sich bei den Generalstäben und Spionagezentralen für Sawinkow einzusetzen.

Damals 1924 gewann die sowjetfeindliche Bewegung einen mächtigen Helfer in der Person des Sir Henri Wilhelm August Deterding, eines in England geadelten Holländers, der an der Spitze des weltberühmten englischen Petroleumtrusts »Royal Dutch Shell« stand. Sir Henri wurde allmählich die wichtigste finanzielle Stütze aller antibolschewistischen Bestrebungen, in deren Rahmen er als Wortführer des internationalen Großkapitals auftrat.

Es war dem britischen Geheimdienstagenten Reilly gelungen, das Interesse des Petroleumkönigs auf die Torgprom, die Organisation der zaristischen Millionäre, zu lenken. Deterding erwarb von Lianosow, Mantaschew und anderen Mitgliedern der Torgprom die theoretischen Besitzansprüche auf die wichtigsten Ölfelder Sowjetrusslands. Nach einem vergeblichen Versuch, seine Anrechte durch diplomatische Druckmittel geltend zu machen, bezeichnete sich der britische Petroleumkönig im Frühjahr 1924 einfach als »Besitzer« des russischen Öls. Er behauptete, die Sowjetregierung sei ungesetzlich und stehe außerhalb des Bereiches der Zivilisation. Sir Henri Deterding erklärte der Sowjetunion den Krieg. Er gab offen zu, daß der Einsatz seines immensen Reichtums, seines Einflusses und seiner zahllosen Geheimagenten der Eroberung der ergiebigen kaukasischen Ölquellen galt.

Deterdings Eingreifen gab der Kampagne Sidney Reillys einen neuen Auftrieb. Der britische Spion entwarf sofort einen konkreten Angriffsplan, den er interessierten Mitgliedern der europäischen Generalstäbe unterbreitete. Es handelte sich um eine Neuauflage des Hoffmann-Planes, eine Verbindung von politischen und militärischen Aktionen.

Der politische Teil des Planes enthielt folgende Vorschläge: die Träger der geheimen Opposition in Russland vereinigen sich mit den Terroristen Sawinkows zu einer gegenrevolutionären Bewegung. Sobald die Gegenrevolution erfolgreich in Gang gebracht ist, beginnt die militärische Phase. London und Paris sagen sich formell von der Sowjetregierung los und erkennen Boris Sawinkow als Diktator Russlands an. Die in Jugoslawien und Rumänien stationierten Weißen Armeen überschreiten die sowjetische Grenze. Polen marschiert gegen Kiew. Finnland blockiert Leningrad. Gleichseitig führt der georgische Menschewik Noi Shordania unter Mitwirkung seiner Anhänger einen bewaffneten Aufstand im Kaukasus durch. In diesem Gebiet, das von dem übrigen Russland abzutrennen ist, wird eine »unabhängige«; Transkaukasische Föderation unter englisch-französischem Protektorat gegründet. Die Ölquellen und Rohrleitungen werden den ehemaligen Besitzern und ihren ausländischen Geschäftsfreunden zurückgegeben.

Die antibolschewistischen Leiter der Generalstäbe von Frankreich, Polen, Finnland und Rumänien nahmen Reillys Plan mit großem Beifall auf. Das englische Außenamt war an der Abtrennung des Kaukasus von Russland lebhaft interessiert. Der faschistische Diktator Benito Mussolini lud Boris Sawinkow zu einer persönlichen Unterredung nach Rom ein. Er wollte den »russischen Diktator« kennen lernen. Mussolini machte sich erbötig, die Agenten Sawinkows mit italienischen Pässen auszustatten, um ihnen die für die Vorbereitung des Angriffs nötigen Reisen nach Russland zu erleichtern. Außerdem wies der Duce seine Geheimpolizei, die »OVRA«, und die faschistischen Botschaften an, Sawinkow in jeder Weise behilflich zu sein...
Reilly sagte mit Recht: »Eine große gegenrevolutionäre Verschwörung näherte sich der Vollendung.«

Nach einer langen, abschließenden Unterredung mit Reilly reiste Boris Sawinkow am 10. August 1924 nach Russland ab. Er war im Besitz eines italienischen Passes und wurde von einigen zuverlässigen Adjutanten und Offizieren der Grünen Garde begleitet. Jenseits der Sowjetgrenze sollte er die letzten Anweisungen für den allgemeinen Aufstand geben. Man hatte alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um Sawinkows Identität geheim zuhalten und seine Sicherheit zu garantieren. Beim Betreten des Sowjetgebietes sollte er von Vertretern der weißgardistischen Untergrundbewegung in Empfang genommen werden, die in den Grenzstädten offizielle Stellen bekleideten. Ein Geheimkurier stand bereit, um Reilly die Meldung von Sawinkows Eintreffen zu überbringen.

Tage vergingen - die Nachricht blieb aus. Reilly, der sich in Paris aufhielt, wurde immer ungeduldiger und ängstlicher, da er vor der Ankunft des Kuriers nichts unternehmen konnte. Eine Woche verstrich. Eine zweite Woche...

Am 28. August 24 begann der Aufstand im Kaukasus. Eine von Noi Shordanias bewaffneten Abteilungen überfiel bei Morgengrauen die friedlich schlafende georgische Stadt Tschiatury. Die Vertreter der Sowjetregierung wurden getötet. Im ganzen Kaukasusgebiet kam es zu terroristischen Ausschreitungen. Die Aufständischen mordeten, warfen Bomben und versuchten schließlich, sich der Ölfelder zu bemächtigen...
Am nächsten Tag erhielt Reilly Klarheit über Boris Sawinkows Schicksal. Am 29. August 1924 meldete die sowjetische Zeitung »Iswestija«, daß der »ehemalige Terrorist und Gegenrevolutionär Boris Sawinkow bei dem Versuch, die Grenze zu überschreiten«, von den Sowjetbehörden verhaftet worden war.
Sawinkow gab alles zu. Das öffentliche Geständnis Sawinkows brachte seine ehemaligen englischen Gönner in peinliche Verlegenheit. Reilly wurde schleunigst nach den Vereinigten Staaten abgeschoben. Churchill zog sich für einige Zeit auf seinen Landsitz in Kent zurück. Das britische Außenamt hüllte sich in Schweigen.
[..]
Nach dem gescheiterten Sawinkow-Angriff mußte nach neuen Wegen gesucht werden...

Am 18. Juli 25 erschien der erste Band von Hitlers „Mein Kampf“, worin ein unerbitterlicher Kampf gegen den Marxismus propagiert und Überlegungen für eine koloniale Eroberung Russlands, mit Englands Rückendeckung, angestellt wurden.

Auf der internationalen Diplomatenkonferenz in Locarno und in den Jahren 1925/26 hatten die englisch-französischen Diplomaten mit Deutschland intensive Verhandlungen über ein gemeinsames Vorgehen gegen Sowjetrussland geführt.
In einer Rede, die der Sprecher der Konservativen, der Right Honourable W. C. A. Ormsby-Gore, am 23. Oktober 1924 in Manchester hielt, wurde das in Locarno verfolgte Ziel mit aller wünschenswerten Deutlichkeit formuliert:
»Alle Mitglieder der christlichen Zivilisation müssen sich zusammenschließen, um die unheilvollste Kraft nicht nur unserer Zeit, sondern der ganzen europäischen Entwicklung zu bekämpfen.
In Locarno geht es meiner Ansicht nach um folgendes: Wird Deutschland seine Zukunft an das Geschick der westlichen Großmächte binden oder gemeinsam mit Russland auf die Zerstörung der westlichen Zivilisation hinarbeiten? Die Bedeutung der Verhandlungen von Locarno ist unabsehbar. Es handelt sich darum, daß die derzeitige Regierung Deutschlands von Russland abrückt und mit dem Westen gemeinsame Sache macht.«

Der französische Ministerpräsident Raymond Poincare setzte sich öffentlich für eine gemeinsame militärische Offensive aller europäischen Mächte - auch Deutschlands - gegen die Sowjetunion ein.
In einem Brief an Arnold Rehberg, Bruder von Fritz R. vom deutsch-französischen Kalisyndikat, einer der eifrigsten Förderer der deutschen Nazibewegung, erklärte Marschall Foch:
„Solange Frankreich und Deutschland nicht einig sind, kann nichts unternommen werden. Übermitteln Sie General Hoffmann, dem großen Vorkämpfer der antibolschewistischen Militärallianz, meine besten Grüße.“
Am 11.12.26 erschien der 2. Band von Hitlers „Mein Kampf“, worin als Ziel der Außenpolitik der Nazibewegung die „gewaltsame Zerschlagung des russischen Bolschewismus“ – zwecks angeblicher Lebensraumgewinnung für das Deutsche Volk – verkündet wurde.

Wer hat das wohl mit Freude vernommen und dann diese antibolschewistische Kreuzzugsbewegung mit Millionen Gulden und Dollars für den nächsten Durchgang unterstützt?

Gegen Ende seines Lebens erwarb Deterding sich das Rittergut Dobbin in Mecklenburg. Sein persönlicher Freund, der Direktor der Deutschen Bank Emil Georg von Stauß, hatte sein Gut in unmittelbarer Nachbarschaft. Ebenfalls in der Nähe lag das Rittergut Groß-Lüsewitz der Stahlindustriellen Thyssens.
Bei seiner Beerdigung versammelte sich die Naziprominenz Mecklenburgs, Adolf Hitler schickte einen Prunkkranz, die Grabrede hielt Emil von Stauß, in der er ihn "als einer der ersten Vorkämpfer gegen den Weltbolschewismus" lobte.«

RUMPEL
30.04.2012, 20:31
Richtig. Gut funktionierende Systeme zeichnen sich gerade dadurch aus, dass sie oppositionelle Strömungen einfach integrieren und in eine Stütze des Systems umwandeln.
Siehe Konstantin I. der das Christentum zur Staatsreligion erhob um es zu neutralisieren.

Es hat 1933 überhaupt gar kein Bruch statt gefunden. Im Gegenteil. Das Bündnis der alten Eliten mit den Nazis wurde sogar im Tag von Potsdam feierlich zelebriert.

Es muss also eine wie auch immer geartete Übereinkunft der alten Eliten mit den Nazis gegeben haben, was die Theorie Hitler könnte einfach so seine privaten Pläne umsetzen widerlegt, oder zumindest diese Theorie problematisch und unsicher macht.
Sehr gut. Besonders der Hinweis auf Kaiser Konstantin, den Grossen. GRÜN ! :))

Lichtblau
30.04.2012, 20:33
Gegen Ende seines Lebens erwarb Deterding sich das Rittergut Dobbin in Mecklenburg. Sein persönlicher Freund, der Direktor der Deutschen Bank Emil Georg von Stauß, hatte sein Gut in unmittelbarer Nachbarschaft. Ebenfalls in der Nähe lag das Rittergut Groß-Lüsewitz der Stahlindustriellen Thyssens.
Bei seiner Beerdigung versammelte sich die Naziprominenz Mecklenburgs, Adolf Hitler schickte einen Prunkkranz, die Grabrede hielt Emil von Stauß, in der er ihn "als einer der ersten Vorkämpfer gegen den Weltbolschewismus" lobte.«

Immer wieder nett, meine eigenen Sätze in den Argumentationen von anderen zu lesen :]

Ich habe auch mal geglaubt das der Kapitalismus den Sozialismus vernichten wollte. Im bestimmten Maße stimmt das auch, aber es gab doch eine viel stärkere Tendenz die im Gegenteil den Sozialismus förderte.

Begierig stürzte ich mich auf die Literatur, und suchte nach all den Maßnahmen mit denen man die Sowjetunion erdrosseln wollte. Ich habe alles gelesen was dazu greifbar ist.
Ich bin der Nase lang hingefallen.
Ich habe nichts gefunden, ausser den nicht ausgeführten Hoffmann-Rechberg-Plan, den Versuch Deterdings mit gefälschten Tscherwonzen die sowjetische Währung zu zerstören, die Bombardierungspäne gegen Baku und ein handvoll Zitate die einen Kreuzzug gegen den Bolschewismus propagieren.
Nichts ansonsten.
Im Gegenteil! Man trieb Handel mit der Sowjetunion. Man treibt keinen Handel mit jemanden den man vernichten will. Die Amerikaner bauten dort die Fabriken auf, unter anderem Henry Ford. Die Reichswehr probte dort den Krieg und bildete sowjetische Offiziere aus.
Das passt einfach nicht zusammen.

Schau dir dieses Video an:

http://www.youtube.com/watch?v=RCZks2F3Gf4

So sieht niemand aus der bis auf den Tod verfeindet ist...!
Man sollte wirklich mal über dieses Video nachdenken. Das passt einfach nicht.

Brathering
30.04.2012, 20:37
Nereus, ich würde dir echt gerne für jeden zweiten Beitrag Grün geben!

RUMPEL
30.04.2012, 20:49
Richtig. Gut funktionierende Systeme zeichnen sich gerade dadurch aus, dass sie oppositionelle Strömungen einfach integrieren und in eine Stütze des Systems umwandeln.
Siehe Konstantin I. der das Christentum zur Staatsreligion erhob um es zu neutralisieren.

Es hat 1933 überhaupt gar kein Bruch statt gefunden. Im Gegenteil. Das Bündnis der alten Eliten mit den Nazis wurde sogar im Tag von Potsdam feierlich zelebriert.

Es muss also eine wie auch immer geartete Übereinkunft der alten Eliten mit den Nazis gegeben haben, was die Theorie Hitler könnte einfach so seine privaten Pläne umsetzen widerlegt, oder zumindest diese Theorie problematisch und unsicher macht.

Auch richtig. Es gibts über diees Thema sogar einen Strang hier im Forum >>>> http://www.politikforen.net/showthread.php?103023-Preparata-Wer-Hitler-m%C3%A4chtig-machte

RUMPEL
30.04.2012, 20:56
Immer wieder nett, meine eigenen Sätze in den Argumentationen von anderen zu lesen :]

Ich habe auch mal geglaubt das der Kapitalismus den Sozialismus vernichten wollte. Im bestimmten Maße stimmt das auch, aber es gab doch eine viel stärkere Tendenz die im Gegenteil den Sozialismus förderte.

Begierig stürzte ich mich auf die Literatur, und suchte nach all den Maßnahmen mit denen man die Sowjetunion erdrosseln wollte. Ich habe alles gelesen was dazu greifbar ist.
Ich bin der Nase lang hingefallen.
Ich habe nichts gefunden, ausser den nicht ausgeführten Hoffmann-Rechberg-Plan, den Versuch Deterdings mit gefälschten Tscherwonzen die sowjetische Währung zu zerstören, die Bombardierungspäne gegen Baku und ein handvoll Zitate die einen Kreuzzug gegen den Bolschewismus propagieren.
Nichts ansonsten.
Im Gegenteil! Man trieb Handel mit der Sowjetunion. Man treibt keinen Handel mit jemanden den man vernichten will. Die Amerikaner bauten dort die Fabriken auf, unter anderem Henry Ford. Die Reichswehr probte dort den Krieg und bildete sowjetische Offiziere aus.
Das passt einfach nicht zusammen.

Schau dir dieses Video an:

http://www.youtube.com/watch?v=RCZks2F3Gf4

So sieht niemand aus der bis auf den Tod verfeindet ist...!
Man sollte wirklich mal über dieses Video nachdenken. Das passt einfach nicht.

Hehe :)) Ich habe es doch bereits in einem meiner Beiträge zu diesem Thema hier angedeutet: Die bolschewistische Sowjetunion war doch ein Kind genau der gleichen Kräfte, die auch den National-Sozialismus unterstützten. Und wenn die "kapitalistischen Kräfte" immer gern betonen, wie wichtig ihnen "freie Marktwirtschaft", "free trade" und "Wettbewerb" sind, geh ich schon gar nicht mehr in den Keller, um zu lachen. Nirgendwo in den westlichen Demokratien hat man sozusagen "alles im Griff" wie in einem kommunistischen Regime... vorausgesetzt, man hat die Regierung im Sack. Und DAS dies SO WAR, kann ich selbst bezeugen.

RUMPEL
30.04.2012, 22:05
Etwas Hintergrundmaterial für Rumpel und htc:
[...]
«

Ja. Hinsichtlich der Bedeutung des Öls seit etwa Ende des 19. Jh und die Zusammenhänge mit den 2 WKen stimmen wir ja überein. Hierüber haben wir schon gesprochen.

Die Person Sir Sidney Reillys - mit richtigem Namen Sigmund Georgjewitsch Rosenblum - ist in der Tat bemerkenswert. Seine geheimdienstlichen Aktivitäten für das Empire begannen bereits lange vor dem 1. WK im Jahre 1905, als es ihm gelang, dem für Australien tätigen Ing. W. Knox d'Arcy die Rechte auf die Förderungen von Rohstoffen in Persien abspenstig zu machen und die erste größere Öllagerstätte unter die Kontrolle Englands zu bringen.

Das alles erklärt in gewisser Weise die Interessenlage und lässt auch den Schluss zu, dass gewisse angelsächsische Kreise ein grosses Interesse an einer militärischen Auseinandersetzung Deutschlands-Russlands hatten.

Es erhärtet aber keineswegs Deine These, dass Hitler den Krieg gegen Polen 1939 und später gegen Russland Juni 1941 aus diesen - und im "Kampf" 1925 niedergeschriebenen - Gründen begonnen hat.

Ich habe oben deutlich gemacht, dass beide im "Mein Kampf" genannten Grundvoraussetzungen, nämlich 1. die Rückendeckung Englands und 2. der Zusammenbruch der bolschewistischen Sowjetunion, im Spätsommer 1939 nicht (mehr) gegeben waren.


Am 18. Juli 25 erschien der erste Band von Hitlers „Mein Kampf“, worin ein unerbitterlicher Kampf gegen den Marxismus propagiert und Überlegungen für eine koloniale Eroberung Russlands, mit Englands Rückendeckung, angestellt wurden.

Erstens hatte England umdisponiert und u.a. bereits 1929 (oder wars schon 1928?) mit dem Red Line Agreement das Achnacarry-Kartell unter Sir Deterding begründet und einer deutschen "Ostausdehnung" niemals zugestimmt und
Zweitens war die kommunistische Sowjetunion 1939 zu einem starken Staat herangewachsen, so dass von einem - auch von GB geheimdienstlich geplanten - Zusammenbruch des Riesenreiches nicht mehr die Rede sein konnte.


Das letzte Ziel Deterdings, die Einheitsfront gegen Rußland und der Sturz des Sowjetregimes, wurde jedoch (bis 1930) nicht erreicht.

Beides aber waren für Hitler, genauso wie die Vermeidung eines erneuten 2-Frontenkrieges, grundsätzliche Voraussetzungen für eine "expansive deutsche Aussenpolitik".

Die also immer wieder gern zitierte "Lebensraum"-These Hitlers kommt für mich also 1939 nicht in Betracht. Das schließt natürlich nicht aus, dass er aufgrund der Ereignisse, wie sie sich nach Kriegsbeginn zeigten, den "Lebensraum des Deutschen Volkes" zum Kriegsziel benannte, denn wenn man schon Krieg führen muss, will man natürlich auch letztlich etwas davon haben.

Nereus
30.04.2012, 23:01
Hehe :)) Nirgendwo in den westlichen Demokratien hat man sozusagen "alles im Griff" wie in einem kommunistischen Regime... vorausgesetzt, man hat die Regierung im Sack. Und DAS dies SO WAR, kann ich selbst bezeugen.

Zu 1: Widerspruch, siehe hier:
Ein Politbüro für den Kapitalismus?
Wilhelm Bittorf über den "Council on Foreign Relations"
DER SPIEGEL 50/1975:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41389590.html

und als PDF-Datei mit Bildern
http://wissen.spiegel.de/wissen/image/show.html?did=41389590&aref=image035/E0532/PPM-SP197505001420147.pdf&thumb=false

Coucil-Chef David Rockefeller: Am Roten Platz eine Filiale (der Chase Manhattan Bank)

Zu 2: Ab ca. 85/86 kann das stimmen, wenn die DDR gemeint ist.

Nereus
30.04.2012, 23:07
Immer wieder nett, meine eigenen Sätze in den Argumentationen von anderen zu lesen :]

Verstreute Infos hatte ich schon vorher, aber der Wiki-Eintrag war mir bequemer, weil er alles kurz zusammen faßte. Oder stimmt da einiges nicht mehr?.

Anfänglich war auf inneren Umsturz gesetzt worden. Hätte die innerparteiliche Opposition, „der Block der Rechten und Trotzkisten“, noch vor 1929 die Macht in der SU übernehmen können, dann hätte es keinen Hitler gebraucht. Aber mit der Verbannung Trotzkies war klar, daß das Problem für die Weltwirtschaft nur noch von außen gelöst werden konnte. Mit der westlichen Hilfe für den bedrängten Stalin, sollte dieser dankbar in die Arme der Weltwirtschaft zurückkehren und mittels der Wiederaufbauhilfen die Türen für den freien Handel öffnen und sich liberalisieren. Die offenen Rechnungen aus der Zarenzeit hätten ja mit Rohstofflieferungen beglichen werden können. Das klappte aber erst etwas nach 1953.

Eisenhower und Chruschtschow in Camp David ASPEN-Lodge
http://wissen.spiegel.de/wissen/image/show.html?did=40606101&aref=image035/E0522/PPM-SP197803601130113.pdf&thumb=false

Der Befehlsempfang für die Welt
http://aboutcampdavid.blogspot.de/2010/08/aspen-lodge-presidents-cabin-at-camp.html

RUMPEL
30.04.2012, 23:20
Zu 1: Widerspruch, siehe hier:
Ein Politbüro für den Kapitalismus?
Wilhelm Bittorf über den "Council on Foreign Relations"
DER SPIEGEL 50/1975:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41389590.html

und als PDF-Datei mit Bildern
http://wissen.spiegel.de/wissen/image/show.html?did=41389590&aref=image035/E0532/PPM-SP197505001420147.pdf&thumb=false

Coucil-Chef David Rockefeller: Am Roten Platz eine Filiale (der Chase Manhattan Bank)

Zu 2: Ab ca. 85/86 kann das stimmen, wenn die DDR gemeint ist.

zu1. Du wirst im SPIGEL nichts finden, was nicht sein kann, weil es nicht sein darf. Nebenbei bemerkt, ist der CFR nicht mehr als ein Ableger des Chathouses in London (Royal Institute on International Affairs)... aber wem sag ich das ? ;)

zu2. Es hat schon vorher gestimmt, nicht nur in der DDR. Warum sollte man es leugnen. Die Oktober-Revolution wurde ja genau von jenen Kreisen gesteuert und finanziert, die danach den selbst aufgebauten Watschnmann wieder bekriegten. Im Falle AH war es genauso. Und auch andere Figuren der Weltgeschichte mussten diese Erfahrungen machen, ob sie nun Napoleon III hießen, Allende oder Saddam. Von Bin Laden ganz zu schweigen. Verschwörungstheorien? Meinetwegen... aber passen tuts schon ^^

RUMPEL
01.05.2012, 07:09
zu1. Du wirst im SPIGEL nichts finden, was nicht sein kann, weil es nicht sein darf. Nebenbei bemerkt, ist der CFR nicht mehr als ein Ableger des Chathouses in London (Royal Institute on International Affairs)... aber wem sag ich das ? ;)

zu2. Es hat schon vorher gestimmt, nicht nur in der DDR. Warum sollte man es leugnen. Die Oktober-Revolution wurde ja genau von jenen Kreisen gesteuert und finanziert, die danach den selbst aufgebauten Watschnmann wieder bekriegten. Im Falle AH war es genauso. Und auch andere Figuren der Weltgeschichte mussten diese Erfahrungen machen, ob sie nun Napoleon III hießen, Allende oder Saddam. Von Bin Laden ganz zu schweigen. Verschwörungstheorien? Meinetwegen... aber passen tuts schon ^^
:)) Da sieht man mal, dass man so spät am Abend nicht mehr versuchen sollte, etwas halbwegs Gescheites zu schreiben. Die britische Denkfabrik nennt man natürlich "CHATHAM-HOUSE" und nicht Chathouse.

Nereus
01.05.2012, 13:48
zu1. Du wirst im SPIGEL nichts finden, was nicht sein kann, weil es nicht sein darf. Nebenbei bemerkt, ist der CFR nicht mehr als ein Ableger des Chathouses in London (Royal Institute on International Affairs)... aber wem sag ich das ? ;)

Im SPIGEL ist nichts zu finden :), aber im SPIEGEL 59/1975 gehört der Artikel von Wilhelm Bittorf über den "Council on Foreign Relations" zu den wenigen besonders lesenswerten Insider-Informationen über die „überstaatlichen Mächte“. 1974 war das ASPEN-Institut in Westberlin, Ableger eines US-Denkerklubs, vom ehemaligen US-Hochkommissar für Deutschland, Direktor der FORD Foundation und Mitgründer der „Freien Universitiät“ (FU) S. Stone installiert worden. (zu den amerikanischen Mitgliedern zählten u.a. H. Kissinger und R.O.Anderson (OIL).
http://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Orville_Anderson

http://www.munzinger.de/search/portrait/robert+o+anderson/0/15072.html

Also mußte den westdeutschen und europäischen Eliten gesagt werden, wo die Musik in der Welt spielt, was gegeigt wird und wer dirigiert.

Dein „Chatroom“ (habe die Berichtigung gelesen) gibt mir die Gelegenheit nun wieder etwas zum Strangthema zu schreiben. Ob „Deutschland“, eigentlich die damalige Hitler-Regierung, zum Krieg gerüstet war, ob es ein „Angriffskrieg war oder ein Verteidigungskrieg“, ob „Hitler überhaupt einen Krieg wollte oder nur Frieden“, ob „Hitler zum Krieg gezwungen wurde oder viele Väter den Krieg inszenierten“ erzählt uns möglicherweise die Publikation einer RIIA-Studiengruppe von 1942, veröffentlich 1945.


Klappentext:
Der Ausschuß des Königlichen Instituts für Auswärtige Angelegenheiten (Royal Institute of International Affairs) hat vor einiger Zeit eine Reihe berufener Persönlichkeiten der verschiedensten Einstellung und Erfahrung eingeladen, eine Studiengruppe zu bilden zur Erörterung der mit der Behandlung Deutschlands nach dem Krieg verknüpften Fragen. Der Bericht dieser Gruppe liegt hier jetzt vor. Er erhebt nicht den Anspruch, das Schlußwort über diesen riesigen Fragenkomplex auszusagen, einfach weil sich etwas Abschließendes darüber nicht aussagen läßt.
Die für die kommenden Jahre hinsichtlich Großbritanniens und Deutschlands anzusetzenden Machtfaktoren werden aufgezählt und gegeneinander abgewogen. Fragen von den zukünftigen Grenzen Deutschlands werden behandelt, unter Herausarbeitung allgemeiner Gesichtspunkte, die zu ihrer Beantwortung vielleicht unerläßlich sein werden, wenn die Hoffnungen auf Sicherheit und einen dauernden Frieden in Erfüllung gehen sollen.
Es gilt für England und die andern siegreichen Länder Ziele zu verfolgen, die dem deutschen Volke eine bessere Lösung der dringlichsten Gegenwartsprobleme bringen können und sollen, als irgend eine Nazi-Idee es kann.

http://img.zvab.com/member/c8006p/4207090.jpg

“DAS PROBLEM DEUTSCHLAND – Bericht einer Studiengruppe des Chatham-House“, Herausgegeben vom ROYAL INSTITUTE of INTERNAIONAL AFFAIRS, London, Europa Verlag Zürich/New York 1945.


INHALT
Vorwort
I. Grundsätzliches
- Das deutsche Problem in weltpolitischem Zusammenhang
- Das deutsche Problem einst und jetzt
..a) Absolute Gewaltpolitik, b) absolute Verständigungspolitik
Il. Das Machtverhältnis
III. Grenzen: Politische Struktur
- Eine territoriale Neuverteilung Europas?
- Das deutsche Territorialproblem
- Reichseinheit?
IV. Freiheiten
- Das Problem der Regierungsform in Deutschland
- Freie Wahlen und Bürgerrechte
V. Wirtschaftspolitik
- Die Atlantik-Charta und die deutsche Wirtschaft .
- Kontrolle über Deutschlands Kriegspotential .
Vl. Rüstungen
- Deutsche Abrüstung: eher eine Frage des Wollens als des Könnens
- Vereitlung des früheren Versuchs
- Gedanken zu den Erfahrungen Frankreichs
- Rüstungen und Atlantik-Charta
VII. Ideen: Verständigungsaussichten
- Eine veränderte deutsche Mentalität: Grundsätzliches zu dem Problem
- Unterrichtswesen
- Lehren aus der Niederlage
- Eine Atmosphäre der Verständigung
- Sicherheit
Anhänge
1. Theorien über die Gründe der deutschen Flucht in den Krieg
11. Einige Faktoren wirtschaftlicher Stärke
III. Deutsche und demokratische Ansichten über die Grundlagen
der Gesellschaft

»VORWORT
Das Forschungsinstitut für internationale Angelegenheiten (Royal Institute of International Affairs) lud vor einiger Zeit eine Reihe berufener Persönlichkeiten der verschiedensten Einstellung und Erfahrung ein, eine Studiengruppe zu bilden zur Erörterung der mit der Behandlung Deutschlands nach dem Krieg verknüpften Fragen. Der Bericht des Instituts liegt nun hier vor. Er erhebt nicht den Anspruch, das Schlußwort über diesen riesigen Fragenkomplex auszusagen, einfach weil sich etwas Abschließendes darüber nicht aussagen läßt - nicht einmal, wenn die Art des Sieges sehr viel klarer geworden ist als heute. Doch wenn er dazu beiträgt, realistisches Denken zu wecken und zu verbreiten, Illusionen zu zerstören, die Kernfragen herauszuschälen und anzudeuten, welche Wirkungen von den verschiedenen Arten des Vorgehens zu erwarten sind, so war die Tätigkeit der Studiengruppe gerechtfertigt.

Der Ausschuß hofft, demnächst Spezialuntersuchungen über wirtschaftliche Fragen der Nachkriegswelt und der Zukunft Europas veröffentlichen zu können. Deswegen enthält der vorliegende Bericht keine detaillierte Darstellung der wirtschaftlichen Seite des Problems, Auch hat sich die Studiengruppe durch ihre Aufgabe nicht verleiten lassen, in der Behandlung Deutschlands das einzige politische Hauptproblem nach der Erringung des Sieges zu sehen. Sie ist vielmehr zu dem Schluß gekommen, daß das deutsche Problem gänzlich und auf die Dauer nicht zu lösen ist, wenn man es völlig aus dem größeren Zusammenhang der Weltpolitik löst.

Bei einem Bericht wie dem vorliegenden geht es nicht an, seinen Inhalt in ein paar Stichworte zusammenzufassen. Er geht in der Weise vor, daß er die beiden extremen Hypothesenn analysiert: Die einer totalen und dauernden Kontrolle alles Lebens in Deutschland einerseits und die eines totalen Zusammengehens mit einem besiegten Deutschland auf der Grundlage der Gleichheit anderseits. Aus Gründen, die eingehend dargelegt sind, werden diese extremen Methoden beide verworfen. Es wird ein realpolitischer Kurs aufgezeigt, der sowohl durchführbar wie geeignet ist, eine Wiederholung des deutschen Angriffs zu verhindern, und der sich außerdem der britischen Oeffentlichkeit höchstwahrscheinlich empfehlen dürfte. Ihr fällt kein kleiner Teil der Verantwortung für die Einhaltung des Kurses zu.

Die für die kommenden Jahre hinsichtlich Großbritanniens und Deutschlands anzusetzenden Machtfaktoren werden aufgezählt und gegeneinander abgewogen. Fragen von den zukünftigen Grenzen Deutschlands werden behandelt, unter Herausarbeitung allgemeiner Gesichtspunkte, die zu ihrer Beantwortung vielleicht unerläßlich sein werden, wenn die Hoffnungen auf Sicherheit und einen dauernden Frieden in Erfüllung gehen sollen. Doch es wird anerkannt, daß kein Einzelfall allein auf Grund einfacher allgemeiner Gesichtspunkte entschieden werden kann; bei jedem werden nur für ihn geltende, vielfach ineinander verflochtene Umstände mitspielen. Es werden die Vorzüge der verschiedenen Verhaltungsweisen erwogen, die bei einer Aufrechterhaltung der politischen Einheit oder einer inneren Aufteilung des Deutschen Reichs eingeschlagen werden können. Ferner wird die Möglichkeit und Zweckmäßigkeit, seine künftige Regierungsform beeinflussen zu wollen, untersucht und die bürgerlichen und politischen Rechte, die dem deutschen Volk eingeräumt werden können. Vor allem in dieser Beziehung wird die Verflechtung der deutschen Frage mit umfassenderen europäischen Ordnungsproblemen dargetan.

Man wird erkennen, welch offensichtliches Gefahrenmoment in dem Widerspruch zwischen den Wirtschafts- und den Abrüstungsklauseln der Atlantik-Charta verborgen liegt, sobald man ihre praktische Anwendung ins Auge faßt; die Wahl zwischen Prosperität und Sicherheit kann Schwierigkeiten verursachen. Dieses Gefahrenmoment kann gemindert werden, falls die Abrüstungsmethoden richtig durchdacht und geplant werden, aber die Alliierten werden fest bei ihren Beschlüssen bleiben müssen, wenn die Abrüstung Deutschlands auch in solchen Zeiten aufrechterhalten werden soll, wo eine Lockerung - und nicht nur im Innern Deutschlands, sondern im Namen der europäischen Prosperität - bestimmt verlangt werden wird. Die wichtigste Lehre, die der Bericht aus der geschichtlichen Untersuchung der Abrüstung nach dem vorigen Krieg zieht, ist die, daß die technischen Schwierigkeiten, die sich der Verhinderung einer deutschen Wiederaufrüstung entgegenstellen, nicht unüberwindbar sind; das eigentliche Gefahrenmoment ist ein Schwächerwerden der Entschlossenheit bei den Alliierten, eine solche Wiederaufrüstung zu verhindern. Nach der wohlerwogenen Auffassung der Studiengruppe ist die Verhinderung der Wiederaufrüstung die einzige Zwangsmaßnahme gegenüber Deutschland, auf der England bedingungslos bestehen soll.

Doch nicht allein einer Herausforderung mit den Waffen, auch einer Herausforderung der Ideen ist zu begegnen. Eine endgültige Sicherheit läßt sich erst erreichen, nachdem eine Mentalität der Verständigung - in Wahrheit und nicht nur dem Anschein nach - sowohl im deutschen Menschen, wie im deutschen Staat sich entwickelt hat. Das letzte Kapitel des Berichtes untersucht in tiefschärfender Weise die hiefür bestehenden Aussichten, sowie den Anteil, der der britischen Politik und Haltung dabei zukommt. Es gilt für England und die andern siegreichen Länder, Ziele zu verfolgen, die dem deutschen Volke eine bessere Lösung der dringlichsten Gegenwartsprobleme bringen können und sollen, als irgend eine Nazi-Idee es kann. In den Vier Freiheiten können wir den gemeinsamen Zielpunkt am klarsten erblicken, auf den alle Hoffnung auf praktische Zusammenarbeit unter den Völkern gerichtet ist. Doch dürfen wir nie vergessen, daß die Voraussetzung dafür Sicherheit ist.

Das Institut ist eine nichtoffizielle und unpolitische Körperschaft, der auf Grund ihrer Stiftungsurkunde die Aeußerung irgendwelcher Meinungen über weltpolitische Angelegenheiten versagt ist. Die Verantwortung für die in dem Bericht zum Ausdruck kommenden Meinungen bleibt ausschließlich den vom Ausschuß des Instituts zur Durchführung dieser Spezialuntersuchung aufgeforderten Mitgliedern der Studiengruppe überlassen.
Es ist mir eine Freude, an dieser Stelle den Mitgliedern der Studiengruppe im Namen des Ausschusses dafür danken zu können, daß sie der Ausarbeitung des vorliegenden Berichts so viel Zeit gewidmet haben.
ASTOR
Präsident des Ausschusses.
Chatham-House, 10 St. Jame's Square, London, SW. 1.
Mai 1943«
*****************************
»Anhang I
Theorien über die Gründe der deutschen Flucht in den Krieg

(Anmerkung: Diese Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch darauf, sämtliche möglichen Theorien über die Gründe, bzw. über die Verflechtung von Gründen, welche Deutschlands Vorgehen bestimmten, aufzuzählen. Sie stellt nur eine gestaffelte Liste von einigen der weiter verbreiteten Theorien und Erklärungen dar, die bei uns oder von den Deutschen selbst häufig zu hören sind. Von den angeführten Gründen ist unserer Studiengruppe keiner als völlig der Wahrheit entsprechend erschienen; wir finden vielmehr Elemente der Wahrheit bei verschiedenen von ihnen.)

1. Die Deutschen sind von Natur ein aggressives Volk; und wegen dieser ihnen anhaftenden Aggressivität sind sie (so scheint es für viele) weniger zivilisiert geblieben als andere europäische Völker, und aus demselben Grunde ist das Christentum bei ihnen weniger tief eingedrungen. Das ist ein Zustand, der zu unsern Lebzeiten nicht grundlegend geändert werden kann. Die Deutschen fügen sich nur überlegener Gewalt, insoweit und solange diese von Bestand sein kann.

2. Die Deutschen sind in erster Linie menschliche Geschöpfe und als solche zu verstehen: Verallgemeinerungen, die einem ganzen Volk unveränderliche Wesensmale zuschreiben, sind irreführend. Die Aggressivität, die sie als politische Gruppe zweifellos an den Tag gelegt haben, ist auch, selbst falls sie teilweise von der Rasse herrührt, auf die Verhältnisse und insbesondere auf die Erziehung zurückzuführen. Die Lehrer, auf die die Deutschen bisher am bereitwilligsten gehört haben, waren Gruppen (preußische Militaristen, Nazis) oder einzelne, deren verschiedene »Weltanschauungen« unter einander dies eine gemein hatten, daß die Rechte von anderen - wenn es einem so besser paßt - gewaltsam zertreten werden dürfen; es ist aber möglich, daß viele Deutsche diese Auffassung bereits verwerfen und daß die Nation im ganzen (mit Ausnahme einiger beschränkter Kategorien von Unheilbaren) dazu erzogen werden könnte, sie zu verwerfen.

3. Die bis jetzt von Deutschland an den Tag gelegte Aggressivität ist in beträchtlichem Maße auf die Entbehrungen zurückzuführen, die es nach 1918 auszustehen hatte. Eine Ansicht geht dahin, daß die Hauptursache dieser Entbehrungen die unnötige Strenge des Versailler Vertrages war, und daß die deutsche Politik größere Bereitschaft zur Verständigung gezeigt hätte, wenn der Friedensvertrag weniger streng gewesen wäre. Demgegenüber geht eine andere Ansicht dahin, daß nicht die Vertragsbestimmungen die Ursache der zweifellos von den Deutschen ausgestandenen Entbehrungen waren, daß aber die Propaganda in Deutschland, die man anderwärts im großen und ganzen duldete und sogar unterstützte, die Deutschen davon überzeugte, daß dem so sei. Diese Ueberzeugung, im Verein mit Verletzungen von Deutschlands »Prestige« und anderm psychologischen Zündstoff, war eine Hauptursache der Aggressivität.

4.. Wenngleich ein weniger strenger Friedensvertrag und eine entsprechend mildere Behandlung danach zwar die Entwicklung einer Aggressivpolitik nicht verhindert hätten, so hätte dies doch dadurch geschehen können, daß man Deutschlands Besitzlosigkeit einsah und es durch vielleicht große, aber immer noch begrenzte Zugeständnisse in eine besitzende Macht verwandelt hätte.

5. Die von Deutschland bis jetzt an den Tag gelegte Aggressivität ist darauf zurückzuführen, daß es nach 1918 zu milde behandelt worden ist: kein siegreicher Einmarsch, keine feste Rüstungskontrolle usw. Durch geeignete Maßnahmen hätte man es im Zaum halten können.

6. Die von Deutschland bis jetzt an den Tag gelegte Aggressivität ist darauf zurückzuführen, daß seine Führer Ziele verfolgten, die nur durch Krieg zu erreichen waren, oder zumindest - wie in der Wirtschaftspolitik - Methoden anwandten, die natürlicherweise den Krieg nach sich ziehen. Das Volk, oder hinreichend wichtige Teile des Volkes, folgten ihren Führern, weil:
a) sie kämpfen wollten oder wenigstens Belohnung erwarteten; oder
b) sie den Krieg als für die »Sendung« des Dritten Reiches notwendig erachteten; oder
c) die politische Unreife der Massen, obwohl sie gegen den Krieg waren, sie entweder hinderte, die Gefahr zu erkennen oder - falls sie sie erkannten - ihre Führer zu stürzen; oder
d) sie bereit waren, jeden beliebigen zu unterstützen, ganz gleich wie groß das Risiko sei, der sie herausführte aus der Massenarbeitslosigkeit.

7. Ein Angriff wie der, zu dem Deutschland im Jahre 1939 seine Zuflucht nahm, ist hinreichend erklärbar als das unvermeidliche Ergebnis des Monopolkapitalismus auf einer bestimmten Entwicklungsstufe.

8. Deutschlands Aggressivität ist ein Versuch, bewußt und mit Gewalt eine Ungerechtigkeit aus der Welt zu schaffen, die ihm von geschichtlichen Zufällen auferlegt worden ist. Während Rußland, Frankreich, England und die Vereinigten Staaten sich Weltreiche schufen und ausbauten, war Deutschland nur eine geographische Bezeichnung. Es hatte noch nicht das Nationalgefühl, die Einheit und den weltstädtischen Kern entwickelt, die zur Weltreichsbildung notwendig sind. Als es schließlich so weit gekommen war, hatte sich die Ausbreitungsmöglichkeit gewaltig verengt. Als Volk und Staat besaßen die Deutschen weniger Abflüsse für ihr industrielles, wissenschaftliches und selbst biologisches Potential als andere (nach deutscher Ansicht weniger berufene) Staaten.

9. »Aggressivität« ist keine spezifische Eigentümlichkeit der deutschen Politik. Sämtliche Staaten behaupten sich bis zu den Grenzen ihrer Kraft durch die ihnen zugänglichen Mittel - militärischer, wirtschaftlicher oder moralischer Art. Das Schicksal hat gewollt, daß Deutschland augenblicklich der mächtigste Träger des aggressiven Impulses in Europa ist, wie früher einmal Spanien und dann Frankreich. Der Impuls wird vielleicht nachlassen, aber dann aus Gründen, die man von außen nicht kontrollieren kann.

10. Deutschland ist nicht aggressiv gewesen. Es hat sich nur gegen Bedrohungen von außen gewehrt, z. B. gegen die Einkreisung oder die slawische Gefahr.

11. Der Begriff »Aggression ist, da er eine moralische Verurteilung einschließt, unangebracht. Die Deutschen haben nur ihre Rechte als überlegenes Volk gegenüber unterlegenen Gegnern geltend gemacht. Zwar gibt es kein anderes Kriterium für seine Rechte als Deutschlands eigenes Urteil, aber die schwachen Reaktionen Europas liefen auf ihre Anerkennung hinaus.

12. Deutschland hat seine Zuflucht im Krieg gesucht, um Europa vor jüdischen und bolschewistischen Einflüssen zu retten und vor der althergebrachten britischen Politik des Zwiespaltsäens; ferner, um die von dem gegenwärtigen historischen Augenblick verlangte Aufgabe zu erfüllen, nämlich die Schaffung der europäischen Einheit.«

RUMPEL
01.05.2012, 14:36
Im SPIGEL ist nichts zu finden :), aber im SPIEGEL 59/1975 gehört der Artikel von Wilhelm Bittorf über den "Council on Foreign Relations" zu den wenigen besonders lesenswerten Insider-Informationen über die „überstaatlichen Mächte“. 1974 war das ASPEN-Institut in Westberlin, Ableger eines US-Denkerklubs, vom ehemaligen US-Hochkommissar für Deutschland, Direktor der FORD Foundation und Mitgründer der „Freien Universitiät“ (FU) S. Stone installiert worden. (zu den amerikanischen Mitgliedern zählten u.a. H. Kissinger und R.O.Anderson (OIL).
http://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Orville_Anderson

http://www.munzinger.de/search/portrait/robert+o+anderson/0/15072.html

Also mußte den westdeutschen und europäischen Eliten gesagt werden, wo die Musik in der Welt spielt, was gegeigt wird und wer dirigiert.

Dein „Chatroom“ (habe die Berichtigung gelesen) gibt mir die Gelegenheit nun wieder etwas zum Strangthema zu schreiben. Ob „Deutschland“, eigentlich die damalige Hitler-Regierung, zum Krieg gerüstet war, ob es ein „Angriffskrieg war oder ein Verteidigungskrieg“, ob „Hitler überhaupt einen Krieg wollte oder nur Frieden“, ob „Hitler zum Krieg gezwungen wurde oder viele Väter den Krieg inszenierten“ erzählt uns möglicherweise die Publikation einer RIIA-Studiengruppe von 1942, veröffentlich 1945.



http://img.zvab.com/member/c8006p/4207090.jpg

“DAS PROBLEM DEUTSCHLAND – Bericht einer Studiengruppe des Chatham-House“, Herausgegeben vom ROYAL INSTITUTE of INTERNAIONAL AFFAIRS, London, Europa Verlag Zürich/New York 1945.



»VORWORT
Das Forschungsinstitut für internationale Angelegenheiten (Royal Institute of International Affairs) lud vor einiger Zeit eine Reihe berufener Persönlichkeiten der verschiedensten Einstellung und Erfahrung ein, eine Studiengruppe zu bilden zur Erörterung der mit der Behandlung Deutschlands nach dem Krieg verknüpften Fragen. Der Bericht des Instituts liegt nun hier vor. Er erhebt nicht den Anspruch, das Schlußwort über diesen riesigen Fragenkomplex auszusagen, einfach weil sich etwas Abschließendes darüber nicht aussagen läßt - nicht einmal, wenn die Art des Sieges sehr viel klarer geworden ist als heute. Doch wenn er dazu beiträgt, realistisches Denken zu wecken und zu verbreiten, Illusionen zu zerstören, die Kernfragen herauszuschälen und anzudeuten, welche Wirkungen von den verschiedenen Arten des Vorgehens zu erwarten sind, so war die Tätigkeit der Studiengruppe gerechtfertigt.

Der Ausschuß hofft, demnächst Spezialuntersuchungen über wirtschaftliche Fragen der Nachkriegswelt und der Zukunft Europas veröffentlichen zu können. Deswegen enthält der vorliegende Bericht keine detaillierte Darstellung der wirtschaftlichen Seite des Problems, Auch hat sich die Studiengruppe durch ihre Aufgabe nicht verleiten lassen, in der Behandlung Deutschlands das einzige politische Hauptproblem nach der Erringung des Sieges zu sehen. Sie ist vielmehr zu dem Schluß gekommen, daß das deutsche Problem gänzlich und auf die Dauer nicht zu lösen ist, wenn man es völlig aus dem größeren Zusammenhang der Weltpolitik löst.

Bei einem Bericht wie dem vorliegenden geht es nicht an, seinen Inhalt in ein paar Stichworte zusammenzufassen. Er geht in der Weise vor, daß er die beiden extremen Hypothesenn analysiert: Die einer totalen und dauernden Kontrolle alles Lebens in Deutschland einerseits und die eines totalen Zusammengehens mit einem besiegten Deutschland auf der Grundlage der Gleichheit anderseits. Aus Gründen, die eingehend dargelegt sind, werden diese extremen Methoden beide verworfen. Es wird ein realpolitischer Kurs aufgezeigt, der sowohl durchführbar wie geeignet ist, eine Wiederholung des deutschen Angriffs zu verhindern, und der sich außerdem der britischen Oeffentlichkeit höchstwahrscheinlich empfehlen dürfte. Ihr fällt kein kleiner Teil der Verantwortung für die Einhaltung des Kurses zu.

Die für die kommenden Jahre hinsichtlich Großbritanniens und Deutschlands anzusetzenden Machtfaktoren werden aufgezählt und gegeneinander abgewogen. Fragen von den zukünftigen Grenzen Deutschlands werden behandelt, unter Herausarbeitung allgemeiner Gesichtspunkte, die zu ihrer Beantwortung vielleicht unerläßlich sein werden, wenn die Hoffnungen auf Sicherheit und einen dauernden Frieden in Erfüllung gehen sollen. Doch es wird anerkannt, daß kein Einzelfall allein auf Grund einfacher allgemeiner Gesichtspunkte entschieden werden kann; bei jedem werden nur für ihn geltende, vielfach ineinander verflochtene Umstände mitspielen. Es werden die Vorzüge der verschiedenen Verhaltungsweisen erwogen, die bei einer Aufrechterhaltung der politischen Einheit oder einer inneren Aufteilung des Deutschen Reichs eingeschlagen werden können. Ferner wird die Möglichkeit und Zweckmäßigkeit, seine künftige Regierungsform beeinflussen zu wollen, untersucht und die bürgerlichen und politischen Rechte, die dem deutschen Volk eingeräumt werden können. Vor allem in dieser Beziehung wird die Verflechtung der deutschen Frage mit umfassenderen europäischen Ordnungsproblemen dargetan.

Man wird erkennen, welch offensichtliches Gefahrenmoment in dem Widerspruch zwischen den Wirtschafts- und den Abrüstungsklauseln der Atlantik-Charta verborgen liegt, sobald man ihre praktische Anwendung ins Auge faßt; die Wahl zwischen Prosperität und Sicherheit kann Schwierigkeiten verursachen. Dieses Gefahrenmoment kann gemindert werden, falls die Abrüstungsmethoden richtig durchdacht und geplant werden, aber die Alliierten werden fest bei ihren Beschlüssen bleiben müssen, wenn die Abrüstung Deutschlands auch in solchen Zeiten aufrechterhalten werden soll, wo eine Lockerung - und nicht nur im Innern Deutschlands, sondern im Namen der europäischen Prosperität - bestimmt verlangt werden wird. Die wichtigste Lehre, die der Bericht aus der geschichtlichen Untersuchung der Abrüstung nach dem vorigen Krieg zieht, ist die, daß die technischen Schwierigkeiten, die sich der Verhinderung einer deutschen Wiederaufrüstung entgegenstellen, nicht unüberwindbar sind; das eigentliche Gefahrenmoment ist ein Schwächerwerden der Entschlossenheit bei den Alliierten, eine solche Wiederaufrüstung zu verhindern. Nach der wohlerwogenen Auffassung der Studiengruppe ist die Verhinderung der Wiederaufrüstung die einzige Zwangsmaßnahme gegenüber Deutschland, auf der England bedingungslos bestehen soll.

Doch nicht allein einer Herausforderung mit den Waffen, auch einer Herausforderung der Ideen ist zu begegnen. Eine endgültige Sicherheit läßt sich erst erreichen, nachdem eine Mentalität der Verständigung - in Wahrheit und nicht nur dem Anschein nach - sowohl im deutschen Menschen, wie im deutschen Staat sich entwickelt hat. Das letzte Kapitel des Berichtes untersucht in tiefschärfender Weise die hiefür bestehenden Aussichten, sowie den Anteil, der der britischen Politik und Haltung dabei zukommt. Es gilt für England und die andern siegreichen Länder, Ziele zu verfolgen, die dem deutschen Volke eine bessere Lösung der dringlichsten Gegenwartsprobleme bringen können und sollen, als irgend eine Nazi-Idee es kann. In den Vier Freiheiten können wir den gemeinsamen Zielpunkt am klarsten erblicken, auf den alle Hoffnung auf praktische Zusammenarbeit unter den Völkern gerichtet ist. Doch dürfen wir nie vergessen, daß die Voraussetzung dafür Sicherheit ist.

Das Institut ist eine nichtoffizielle und unpolitische Körperschaft, der auf Grund ihrer Stiftungsurkunde die Aeußerung irgendwelcher Meinungen über weltpolitische Angelegenheiten versagt ist. Die Verantwortung für die in dem Bericht zum Ausdruck kommenden Meinungen bleibt ausschließlich den vom Ausschuß des Instituts zur Durchführung dieser Spezialuntersuchung aufgeforderten Mitgliedern der Studiengruppe überlassen.
Es ist mir eine Freude, an dieser Stelle den Mitgliedern der Studiengruppe im Namen des Ausschusses dafür danken zu können, daß sie der Ausarbeitung des vorliegenden Berichts so viel Zeit gewidmet haben.
ASTOR
Präsident des Ausschusses.
Chatham-House, 10 St. Jame's Square, London, SW. 1.
Mai 1943«
*****************************
»Anhang I
Theorien über die Gründe der deutschen Flucht in den Krieg

(Anmerkung: Diese Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch darauf, sämtliche möglichen Theorien über die Gründe, bzw. über die Verflechtung von Gründen, welche Deutschlands Vorgehen bestimmten, aufzuzählen. Sie stellt nur eine gestaffelte Liste von einigen der weiter verbreiteten Theorien und Erklärungen dar, die bei uns oder von den Deutschen selbst häufig zu hören sind. Von den angeführten Gründen ist unserer Studiengruppe keiner als völlig der Wahrheit entsprechend erschienen; wir finden vielmehr Elemente der Wahrheit bei verschiedenen von ihnen.)

1. Die Deutschen sind von Natur ein aggressives Volk; und wegen dieser ihnen anhaftenden Aggressivität sind sie (so scheint es für viele) weniger zivilisiert geblieben als andere europäische Völker, und aus demselben Grunde ist das Christentum bei ihnen weniger tief eingedrungen. Das ist ein Zustand, der zu unsern Lebzeiten nicht grundlegend geändert werden kann. Die Deutschen fügen sich nur überlegener Gewalt, insoweit und solange diese von Bestand sein kann.

2. Die Deutschen sind in erster Linie menschliche Geschöpfe und als solche zu verstehen: Verallgemeinerungen, die einem ganzen Volk unveränderliche Wesensmale zuschreiben, sind irreführend. Die Aggressivität, die sie als politische Gruppe zweifellos an den Tag gelegt haben, ist auch, selbst falls sie teilweise von der Rasse herrührt, auf die Verhältnisse und insbesondere auf die Erziehung zurückzuführen. Die Lehrer, auf die die Deutschen bisher am bereitwilligsten gehört haben, waren Gruppen (preußische Militaristen, Nazis) oder einzelne, deren verschiedene »Weltanschauungen« unter einander dies eine gemein hatten, daß die Rechte von anderen - wenn es einem so besser paßt - gewaltsam zertreten werden dürfen; es ist aber möglich, daß viele Deutsche diese Auffassung bereits verwerfen und daß die Nation im ganzen (mit Ausnahme einiger beschränkter Kategorien von Unheilbaren) dazu erzogen werden könnte, sie zu verwerfen.

3. Die bis jetzt von Deutschland an den Tag gelegte Aggressivität ist in beträchtlichem Maße auf die Entbehrungen zurückzuführen, die es nach 1918 auszustehen hatte. Eine Ansicht geht dahin, daß die Hauptursache dieser Entbehrungen die unnötige Strenge des Versailler Vertrages war, und daß die deutsche Politik größere Bereitschaft zur Verständigung gezeigt hätte, wenn der Friedensvertrag weniger streng gewesen wäre. Demgegenüber geht eine andere Ansicht dahin, daß nicht die Vertragsbestimmungen die Ursache der zweifellos von den Deutschen ausgestandenen Entbehrungen waren, daß aber die Propaganda in Deutschland, die man anderwärts im großen und ganzen duldete und sogar unterstützte, die Deutschen davon überzeugte, daß dem so sei. Diese Ueberzeugung, im Verein mit Verletzungen von Deutschlands »Prestige« und anderm psychologischen Zündstoff, war eine Hauptursache der Aggressivität.

4.. Wenngleich ein weniger strenger Friedensvertrag und eine entsprechend mildere Behandlung danach zwar die Entwicklung einer Aggressivpolitik nicht verhindert hätten, so hätte dies doch dadurch geschehen können, daß man Deutschlands Besitzlosigkeit einsah und es durch vielleicht große, aber immer noch begrenzte Zugeständnisse in eine besitzende Macht verwandelt hätte.

5. Die von Deutschland bis jetzt an den Tag gelegte Aggressivität ist darauf zurückzuführen, daß es nach 1918 zu milde behandelt worden ist: kein siegreicher Einmarsch, keine feste Rüstungskontrolle usw. Durch geeignete Maßnahmen hätte man es im Zaum halten können.

6. Die von Deutschland bis jetzt an den Tag gelegte Aggressivität ist darauf zurückzuführen, daß seine Führer Ziele verfolgten, die nur durch Krieg zu erreichen waren, oder zumindest - wie in der Wirtschaftspolitik - Methoden anwandten, die natürlicherweise den Krieg nach sich ziehen. Das Volk, oder hinreichend wichtige Teile des Volkes, folgten ihren Führern, weil:
a) sie kämpfen wollten oder wenigstens Belohnung erwarteten; oder
b) sie den Krieg als für die »Sendung« des Dritten Reiches notwendig erachteten; oder
c) die politische Unreife der Massen, obwohl sie gegen den Krieg waren, sie entweder hinderte, die Gefahr zu erkennen oder - falls sie sie erkannten - ihre Führer zu stürzen; oder
d) sie bereit waren, jeden beliebigen zu unterstützen, ganz gleich wie groß das Risiko sei, der sie herausführte aus der Massenarbeitslosigkeit.

7. Ein Angriff wie der, zu dem Deutschland im Jahre 1939 seine Zuflucht nahm, ist hinreichend erklärbar als das unvermeidliche Ergebnis des Monopolkapitalismus auf einer bestimmten Entwicklungsstufe.

8. Deutschlands Aggressivität ist ein Versuch, bewußt und mit Gewalt eine Ungerechtigkeit aus der Welt zu schaffen, die ihm von geschichtlichen Zufällen auferlegt worden ist. Während Rußland, Frankreich, England und die Vereinigten Staaten sich Weltreiche schufen und ausbauten, war Deutschland nur eine geographische Bezeichnung. Es hatte noch nicht das Nationalgefühl, die Einheit und den weltstädtischen Kern entwickelt, die zur Weltreichsbildung notwendig sind. Als es schließlich so weit gekommen war, hatte sich die Ausbreitungsmöglichkeit gewaltig verengt. Als Volk und Staat besaßen die Deutschen weniger Abflüsse für ihr industrielles, wissenschaftliches und selbst biologisches Potential als andere (nach deutscher Ansicht weniger berufene) Staaten.

9. »Aggressivität« ist keine spezifische Eigentümlichkeit der deutschen Politik. Sämtliche Staaten behaupten sich bis zu den Grenzen ihrer Kraft durch die ihnen zugänglichen Mittel - militärischer, wirtschaftlicher oder moralischer Art. Das Schicksal hat gewollt, daß Deutschland augenblicklich der mächtigste Träger des aggressiven Impulses in Europa ist, wie früher einmal Spanien und dann Frankreich. Der Impuls wird vielleicht nachlassen, aber dann aus Gründen, die man von außen nicht kontrollieren kann.

10. Deutschland ist nicht aggressiv gewesen. Es hat sich nur gegen Bedrohungen von außen gewehrt, z. B. gegen die Einkreisung oder die slawische Gefahr.

11. Der Begriff »Aggression ist, da er eine moralische Verurteilung einschließt, unangebracht. Die Deutschen haben nur ihre Rechte als überlegenes Volk gegenüber unterlegenen Gegnern geltend gemacht. Zwar gibt es kein anderes Kriterium für seine Rechte als Deutschlands eigenes Urteil, aber die schwachen Reaktionen Europas liefen auf ihre Anerkennung hinaus.

12. Deutschland hat seine Zuflucht im Krieg gesucht, um Europa vor jüdischen und bolschewistischen Einflüssen zu retten und vor der althergebrachten britischen Politik des Zwiespaltsäens; ferner, um die von dem gegenwärtigen historischen Augenblick verlangte Aufgabe zu erfüllen, nämlich die Schaffung der europäischen Einheit.«

Ich habe immer Hemmungen, so etwas hier einzustellen. Diese sogen. "Studie" ist letztlich das Sammelsurium an verschiedenen Meinungen, wie sie bei Chatham's üblich sind. Die "Bilderberger" verfahren, wie anders, nach dem gleichen Muster der "Chatham House Rule".

Wer mag, kann sich das Passende für sich jetzt raussuchen. Eine Antwort darauf, ob die Wehrmacht für einen Weltkrieg gerüstet war und ob Hitler einen Krieg überhaupt wollte, gibt die Studie natürlich nicht. Allenfalls lässt sich herauslesen, warum man Deutschland "leider kurz und klein schlagen musste".

Eine ähnliche Studie gab Maggy Thatcher 1990 in Auftrag, um herauszufinden, wie "die Deutschen heute sind", also im Jahr der "Wiedervereinigung".

Vielleicht aber lohnt es sich, über die obige Studie des Chatham House einmal intensiver to diskutieren?

Alter Stubentiger
06.05.2012, 14:10
Nein. Lohnt sich nicht. Die Welt hat sich weiter gedreht.

Swetlana
06.05.2012, 17:59
Nein. Lohnt sich nicht. Die Welt hat sich weiter gedreht.

Lohnt also nicht....dann halten Sie sich ab sofort aus diesem Strang heraus und versuchen sich in der Witzeabteilung !

Nereus
16.05.2012, 01:06
Um den Faden wieder aufzunehmen, möchte ich den sowjetischen Diplomaten in London, Maiski, zitieren, der die Frage nach der Rüstung Großdeutschlands für einen Angriffskrieg aus seiner Sicht plausibel beantwortete:

»DIE NIEDERLAGE FRANKREICHS (ab Seite 573)
Der Durchbruch bei Sedan hatte sich wie ein drohender Schatten über Frankreich gelegt. Heute wissen wir, daß Frankreich damals nur noch einen einzigen Monat als selbständige Großmacht bestand. Damals wußten wir das nicht genau, doch schon Mitte Mai machten sich weite politische Kreise in England große Sorge um die Zukunft Frankreichs. Viele wollten es nicht offen aussprechen, bangten aber insgeheim um das Morgen ihres wichtigsten Verbündeten auf dem europäischen Festland. Diese Besorgnis verbreitete sich auch jenseits des Atlantiks. Höchst bezeichnend ist, daß Roosevelt bereits am 15. Mai, also gleich nach dem Durchbruch bei Sedan, Mussolini ermahnte, von einer neuerlichen Ausweitung des Krieges Abstand zu nehmen. Diese Mahnung stieß bei Mussolini natürlich auf taube Ohren, doch hätte der Präsident der Vereinigten Staaten einen solchen Schritt gewiß nicht getan, wenn er nicht Frankreichs baldigen Zusammenbruch befürchtet hätte. Aus meiner Umfrage ergab sich ebenfalls, daß so kompetente Leute wie Lloyd George und die Webbs die nahe Niederlage Frankreichs für höchst wahrscheinlich hielten.

Ähnlich äußerten sich auch andere Bekannte, die ich unter Parlamentariern, Politikern und Journalisten hatte. Natürlich verfolgte ich das gesamte Frontgeschehen mit größter Aufmerksamkeit und nicht geringerer Sorge. Es gestaltete sich immer bedrohlicher.

Mitte Mai war das Schicksal Belgiens und Hollands eigentlich besiegclt. Die niederländische Armee hatte kapituliert, aber Königin Wilhelmina und ihre Regierung, die nach. England gegangen waren, hatten erklärt, daß sie sich der französisch-britischen Koalition anschlössen und den Krieg gegen Deutschland fortsetzten. Die belgische Armee kapitulierte formal erst am 28. Mai, aber schon Mitte Mai wurde klar, daß sie geschlagen war und daß die französisch-britische Hilfe sie nicht mehr retten konnte. Zudem war es, wie bereits erwähnt, zwischen dem belgischen König Leopold und seiner Regierung, an deren Spitze Pierlot stand, zum Bruch gekommen: Der König ergab sich dem Sieger auf Gnade und Ungnade, die Regierung dagegen beschloß, den Krieg fortzusetzen, und nahm ihren Sitz zunächst in Frankreich und später in England.

Nun war Hitler nur noch ein Gegner auf dem Kontinent verblieben. Frankreich, dem er am 14. Mai bei Sedan einen gefährlichen Schlag versetzen konnte. Das führte in Frankreich zu einer politischen wie militärischen Reaktion. Die Regierung Reynaud, die nach dem sowjetisch-finnischen Krieg das Kabinett Daladier abgelöst hatte, wurde von einem regelrechten Reorganisierungsfieber befallen. Am 10. Mai, sofort nach dem Oberfall Deutschlands auf Holland und Belgien, beschloß der Ministerpräsident, seine Regierung dadurch zu „festigen", daß er sie erweiterte, aber nicht nach links, zum Volke hin, sondern nach rechts, zu den „200 Familien". Vertreter faschistischer Elemente wurden ins Kabinett geholt.
Am 18. Mai, kurz nach dem Durchbruch bei Sedan, nahm Reynaud eine neuerliche Kabinettsumbildung vor. Als Stellvertreter des Ministerpräsidenten wurde der berüchtigte Marschall Petain in die Regierung berufen, der sich bei der Kapitulation Frankreichs als Erzverräter erweisen sollte.
Am 19. Mai wurde Gamelin als Oberbefehlshaber der französischen Streitkräfte von Weygand abgelöst. Aber alle diese Umbesetzungen änderten nichts am Wesen der Sache, stammten doch die neuen Minister und Generale aus dem gleichen durch und durch verrotteten Milieu der „200 Familien", die Hitler der Volksfront vorzogen.
Kein Wunder, daß solche „Führer" weder die Volksmassen zum Kampf zu führen noch im Augenblick der höchsten Gefahr Wege zur Rettung Frankreichs zu finden vermochten. Das sollte sich sehr bald in der Praxis erweisen.

Auf dem Papier war das Kräfteverhältnis der deutschen und der französisch-britischen Truppen, die im Mai 1940 im Westen gegeneinander kämpften, fast gleich. Churchill berichtet in seinen Kriegserinnerungen, daß die Deutschen ihre Offensive mit hundertsechsunddreißig (136) Divisionen (darunter zehn Panzerdivisionen mit beinahe dreitausend (3000) Panzerwagen) begannen und daß ihnen hundertfünfunddreißig (135) französische, britische, belgische und holländische Divisionen gegenüberstanden.

In Wirklichkeit waren die Deutschen jedoch weit stärker als die Alliierten, vor allem aus drei Gründen.

Erstens war die deutsche Armee ihren Gegnern in der Waffentechnik und den Methoden der Kriegführung überlegen. Panzer, Panzerwagen, Motorräder und motorisierte Infanterie verliehen ihr eine gewaltige Stoßkraft und sicherten ihr eine schwungvolle Vorwärtsbewegung. Hinzu kam eine Luftwaffe, wie sie noch nicht dagewesen war.
Dagegen waren die alliierten Armeen samt ihrem Offizierskorps in den Traditionen der Vergangenheit erstarrt und hinsichtlich der modernsten Technik jener Zeit weit hinter der deutschen Armee zurück. Erwähnt sei nur, daß die Franzosen den zehn deutschen Panzerdivisionen eine einzige und die Engländer überhaupt keine Panzerdivision entgegenzusetzen hatten. Die Alliierten bildeten ihre Armeen zwischen den beiden Weltkriegen im Grunde genommen nach den Erfahrungen des ersten Krieges aus, ohne eine rechte Vorstellung davon zu haben, wie ein neuer Weltkrieg aussehen würde.
Darum war selbst ein so kluger Politiker wie Lloyd George so erstaunt darüber, daß bei den Kämpfen auf deutscher Seite nur Maschinen und fast keine Menschen zu sehen waren.

Zweitens hatte die faschistische Wehrmacht in diesem Krieg in der Geschichte völlig neue Kampfmethoden angewandt, wie sie sich aus dem hohen Grad ihrer technischen Ausrüstung ergaben. Das Zusammenwirken motorisierter und Panzerverbände mit Stukageschwadern wurde zum Hauptmittel, um die Front zu durchbrechen und den Gegner aufzureiben.
Das hatte es nie zuvor gegeben; die alliierten Armeen waren darauf weder technisch noch moralisch eingestellt und hielten deshalb in der Regel den feindlichen Angriffen nicht stand. Die Frontlinie wurde sofort durchbrochen, in den Durchbruch drangen sehr schnell Panzer und Panzerwagen ein, überrollten alles und stießen den alliierten Truppen unglaublich schnell in den Rücken oder in die Flanken. Weder die Franzosen noch die
Engländer hatten die technischen Mittel, die Ausbildung oder die Methoden zur Abwehr derartiger Angriffe, und darum gerieten ihre Armeen in Verwirrung, ja in Panik und wichen zurück.

Drittens wurde die Hitlerwehrmacht von einem einheitlichen Kommando gelenkt und war von aggressivem Geist erfüllt, während die Armeen der Alliierten mehreren Kommandos (dem englisch-französischen, dem belgischen, dem niederländischen) unterstanden, vor allem aber vom zersetzenden Defätismus beherrscht waren, der von den „200 Familien" ausging.

Churchill will in seinen Kriegserinnerungen die UdSSR und die Kommunisten für die Zersetzung der französischen Armee im Frühjahr 1940 verantwortlich machen. Er schreibt:

„Die französische Armee, angenagt vom sowjetinspirierten Kommunismus und entmutigt durch den langen trüben Winter an der Front, hatte tatsächlich an Wert eingebüßt. .."
Welch flagrante Geschichtsfälschung! Mußte doch Churchill wissen, daß nach dem Fall Frankreichs gerade aus den „sowjetinspirierten" Kreisen Tausende der heldenhaftesten Kämpfer der Resistance, Kämpfer gegen die Unterjochung ihres Landes durch die Nazis, hervorgegangen sind. Nein, die Hilflosigkeit der französischen Armee im Kampf gegen den Feind erklärte sich nie und nimmer aus dem „sowjetinspirierten Kommunismus", sondern aus dem faktischen Landesverrat der „200 Familien" und der mit ihnen liierten französischen Generale. Churchills Behauptung ist um so befremdender, als die Kapitel seiner eigenen Erinnerungen, welche die Niederlage Frankreichs behandeln, eindrucksvoll die tiefgehende Zersetzung innerhalb der politischen und militärischen Oberschicht des Landes schildern. Hier nur ein Beispiel für viele.
Über eine so maßgebliche Figur wie Weygand, der doch Frankreich vor der Niederlage retten sollte, schreibt Churchill:

„Er empfand eine tiefe, lebenslange Abneigung gegen das parlamentarische Regime der Dritten Republik. Als überzeugter und eifriger Katholik sah er in dem Unglück, das über sein Land hereingebrochen war, die Strafe Gottes für die Abkehr vom christlichen Glauben."'
Wie hätte ein Mann mit solchen Ansichten eine Armee in den Kampf gegen den Feind führen können?

Kein Wunder also, daß es den deutschen Truppen bereits sechs Tage nach ihrem Durchbruch bei Sedan gelang, ganz Frankreich in der Ost-West-Richtung zu durchqueren und am 19. Mai Abbeville an der Atlantikküste zu erreichen. Damit waren die französisch-britische Front in zwei Teile gespalten, Nordfrankreich abgeschnitten, alle alliierten Kräfte, die sich im Norden befanden, darunter auch das von General Gort befehligte Britische Expeditionskorps, in eine Falle geraten und an die Küste der Nordsee und des Ärmelkanals gedrängt worden.
In Paris brach eine regelrechte Panik aus. Churchill berichtet in seinen Memoiren, am Morgen des 15. Mai, das heißt am Tage, nach dem Durchbruch, habe ihn der französische Ministerpräsident Reynaud angerufen und gejammert: „Wir sind geschlagen!" Churchill suchte ihm Mut einzuflößen und zu beweisen, daß jede Lücke gestopft werden könne, aber vergeblich. Darum begab er sich am 16. Mai mit den Generalen Dill und Ismay auf dem Luftweg nach Paris, um den Widerstandswillen der französischen Führer zu stärken. Er fand Verwirrung und Hilflosigkeit vor. General Gamelin, damals noch Oberbefehlshaber, war ratlos. Als Churchill fragte, wo denn die französischen strategischen Reserven seien, zuckte Gamelin nur die Achseln und antwortete: „Wir haben keine" („Aucune"). Diese reaktionären Generale taugten nicht einmal als Militärs etwas!
Damals kannte ich noch nicht alle Einzelheiten, über die Churchill schreibt, aber das Wichtigste war schon im Mai 1940 klar. Darum hatte ich ja gerade in jenen Tagen meine Umfrage über die vermutliche Haltung Englands nach einem Ausscheiden Frankreichs aus dem Krieg angestellt.
Sobald die deutschen Truppen den Norden Frankreichs abgeschnitten hatten, gingen sie daran, die dort eingekreisten alliierten Kräfte aufzuspalten, um sie nacheinander gefangenzunehmen. Die Kapitulation der belgischen Armee erleichterte ihnen diese Aufgabe bedeutend. Die französischen und britischen Truppen wehrten sich hartnäckig, mußten aber Schritt für Schritt an die Küste zurückweichen. Ihr Rückzug nach England wurde höchst akut. Die Alliierten mußten dazu mehrere Häfen halten und dort „blitzartig" eine ausreichende Anzahl Schiffe zusammenziehen. Das erwies sich als sehr schwer.
Ursprünglich waren dafür Boulogne, Calais und {b]Dünkirchen[/b] vorgesehen, doch vermochten die Alliierten die beiden erstgenannten Häfen nicht gegen den Ansturm der Hitlerwehrmacht zu behaupten. Schließlich war ihnen nur noch Dünkirchen mit einem schmalen Küstenstreifen verblieben. Auf diesem Brückenkopf waren nun über dreihunderttausend (300.000) Mann zusammengedrängt, zum größten Teil Engländer, die es abzutransportieren galt.

Die Lage war sehr schwer. Die deutschen Landstreitkräfte hatten den Raum Dünkirchen mit ihren vielen Panzern und Panzerwagen wie mit einem eisernen Ring umklammert, und die Luftwaffe belegte ihn pausenlos mit Bomben. Die hier eingekesselten alliierten Truppen waren ebenso wie die zum Abtransport bestimmten Schiffe einem lawinenartigen Trommelfeuer ausgesetzt. Sehr bald wurde klar, daß der Rückzug binnen weniger Tage erfolgen mußte, sonst würden die hier eingeschlossenen britisch-französischen Kräfte unweigerlich aufgerieben werden oder in deutsche Gefangenschaft geraten. Doch für einen so raschen Rückzug derart starker Verbände war der Hafen Dünkirchen zu klein. Daher mußten die Mannschaften unmittelbar vom Strand aus eingeschifft werden: dazu wiederum waren viele Wasserfahrzeuge mit geringem Tiefgang erforderlich, die dicht an die Küste herankommen konnten. Wie sollte man sie auftreiben?

Da geschah etwas, das die ganze Welt tief beeindruckte. Wie ein Blitz durchzuckte es ganz England: Jeder wollte etwas zur Rettung „our Boys" („unserer Jungs") tun, die dort am Strand von Dünkirchen ausharrten. Besitzer von Jachten, Motorbooten, Jollen, Kuttern, Schleppdampfern, ja selbst von Segelbooten bestürmten die Admiralität und erboten sich, britische Soldaten von der französischen Küste abzutransportieren. Das war eine schwierige, höchst riskante Operation: Luftwaffe und Artillerie der Faschisten setzten alles daran, den Rückzug zu vereiteln. Doch die Gefahr wurde in Kauf genommen. Die Admiralität verstand es, den mächtigen Impuls, der die Nation erfaßt hatte, organisatorisch zu steuern, und so konnten rund vierhundert kleine Wasserfahrzeuge am Unternehmen „Dynamo" (das war das Losungswort für den Rückzug der alliierten Truppen aus Dünkirchen) teilnehmen. Obwohl fast die Hälfte von ihnen verlorenging, brachten sie einen gewaltigen Nutzen. Sie fuhren dicht an die Küste, nahmen die Männer von Booten oder direkt aus dem Wasser an Bord, brachten sie schleunigst nach Dover oder einem anderen britischen Hafen und kehrten sogleich an die französische Küste zurück, um eine neue Gruppe abzuholen. Viele von ihnen legten diesen Weg unter Bomben- und Geschoßhagel Dutzende Male zurück, vorwiegend im Schutze der Dunkelheit. Gleichzeitig transportierten große Dampfer und Kriegsschiffe unter dem Schutz britischer Flugzeuge ganze Truppenteile und -verbände ab. Das war ein wahrhaft heroischer Rückzug, und die Engländer waren mit Recht stolz darauf. Er dauerte zehn Tage, vom 26. Mai bis zum 4. Juni, und war zweifellos ein Erfolg. Allerdings mußten alle Waffen und Vorräte in Frankreich zurückgelassen werden, doch gerettet und nach England gebracht wurden dreihundertachtunddreißigtausend (338.000) Mann, darunter einhunderttausend Mann, die von kleinen Fahrzeugen direkt am Strand aufgenommen worden waren. Unter den Geretteten befanden sich etwa fünfzigtausend Franzosen. Von den achthunderteinundsechzig Fahrzeugen, die an dem Unternehmen „Dynamo" teilgenommen hatten, wurden zweihundertdreiundvierzig versenkt.

Das Land atmete erleichtert auf, als diese ganze Operation abgeschlossen war. Man sah auf Schritt und Tritt, wie die sonst so zurückhaltenden und kaltblütigen Engländer einander beglückwünschten, und ihre Mienen hellten sich dabei auf.
Mir ist aus jenen Tagen eine kleine, aber charakteristische Begebenheit in Erinnerung geblieben. Unweit der sowjetischen Botschaft gab es ein gemütliches Cafe, in dem ich manchmal eine Tasse Tee oder eine Flasche Bier trank. Nach und nach war ich mit dem Besitzer bekannt geworden, der immer am Schanktisch stand. Ich hielt ihn für einen typischen Durchschnittsengländer, einen Mann an der Grenze zwischen.Kleinbürgertum
und mittlerer Bourgeoisie. Um Politik kümmerte er sich nicht, bei Wahlen stimmte er (wenn überhaupt) für die Konservativen. In der Zeitung interrssierten ihn nur die Aktienkurse und die Sportmeldungen, vor allem aber hatte er sein Cafe und das eigene Wohlergehen im Sinn.
Während der Ereignisse von Dünkirchen kam ich eines Tages in das Cafe, sah aber anstelle des Besitzers seine Frau hinter dem Schanktisch und fragte aus Höflichkeit, wo denn ihr Gatte sei. Ernst und gefaßt antwortete sie:
„Dort." Eine unbestimmte Geste in den Raum hinein begleitete dieses Wort.
„Dort?" fragte ich verständnislos.
„Nun, dort", erwiderte sie und sah mich befremdet an, „in Dünkirchen."
„In Dünkirchen?" Meine Stimme verriet Überraschung. „Was hat er denn dort zu tun?"
„Was er dort zu tun hat?" rief sie aufgebracht. „Dasselbe wie alle: Er rettet our boys vor den Deutschen."
Und sie fügte mit plötzlicher Wehmut - ganz liebende Gattin - hinzu
„Wenn Sie wüßten, wie aufgeregt ich bin, wie ich mich fürchte ... Wo es doch dort so gefährlich ist ... Was kann alles passieren ... Wir haben ein kleines Motorboot, und als mein Mann erfuhr, wie nötig kleine Fahrzeuge sind, um our boys herauszuholen, war er nicht mehr zu halten ... Wenn es nur gut geht!"

Ich war überrascht. Am allerwenigsten hätte ich erwartet, daß ein Mann wie dieser Kaffeehausbesitzer sich freiwillig an dem Unternehmen „Dynamo" beteiligte. Aber es war Tatsache, und zwar eine höchst bezeichnende. Ein solches Volk ist schwer zu besiegen - ging es mir durch den Kopf.

Am 4. Juni berichtete Churchill dem Parlament über die militärische Lage und das Unternehmen „Dynamo". Nachdem er mit großer Offenheit die Vorgänge der letzten Wochen geschildert und eingehend über
Dünkirchen gesprochen hatte, gab er zu, daß sich in Frankreich und Belgien eine militärische Katastrophe von unabsehbaren Folgen ereignet hatte. Er schloß mit den Worten:

„Wir werden bis ans Ende durchhalten. Wir werden in Frankreich kämpfen, wir werden auf den Meeren und Ozeanen kämpfen, wir werden mit wachsendem Vertrauen und wachsender Kraft in der Luft kämpfen; wir werden unsere Insel verteidigen, was es auch kosten mag. . .
Und wenn selbst, was ich keinen Augenblick glaube, diese Insel oder ein großer Teil von ihr unterjocht und ausgehungert werden sollte, dann würde unser Reich jenseits des Meeres, bewaffnet und beschützt von der britischen Flotte, den Kampf fortsetzen, bis zur gottgewollten Stunde, die Neue Welt mit all ihrer Macht und Kraft zur Hilfe und Befreiung der Alten Welt auftritt!"
Ich wohnte der Sitzung des Unterhauses vom 4. Juni bei und konnte sehen, wie seine Mitglieder gestimmt waren. Im Saal herrschte ernste, feierliche Stille. Ohne Unterschied der Parteien empfanden alle Erleichterung und Genugtuung: Erleichterung, weil „our boys" gerettet waren, Genugtuung, weil das Land endlich eine Regierung hatte, die einen wirklichen Kampf gegen Nazideutschland führen konnte und wollte. Nach Dünkirchen und dem mächtigen Aufschwung unter den Volksmassen klangen Churchills Worte vom unbeugsamen Kampfeswillen Englands weder bombastisch noch romantisch.
Während der Fahrt vom Parlament nach Hause überlegte ich: Was ich eben im Unterhaus gesehen habe, bestätigt eindeutig die Meinung, die ich erst kürzlich von den Webbs und von Lloyd George hörte. Es war klar, daß England sich selbst nach der Niederlage Frankreichs, an der nicht mehr zu zweifeln war, nicht auf einen Frieden mit Deutschland einlassen, sondern den Krieg fortsetzen würde.

Im Zusammenhang mit Dünkirchen entbrannten schon während des Krieges und erst recht danach heftige Diskussionen darüber, weshalb wohl Hitlerdeutschland den Rückzug so großer alliierter Truppenteile,
die in einer Falle zu sitzen schienen, zugelassen hatte. Dabei wurde insbesondere darauf verwiesen, daß große Panzerverbände, die unmittelbar bei Dünkirchen zur Verfügung standen, nicht gegen die Engländer und Franzosen eingesetzt wurden. Hätte man sie eingesetzt, so wäre Dünkirchen für die Alliierten eine regelrechte Katastrophe geworden.

„Gutinformierte Personen" mit und ohne Uniform haben mehrere Theorien entwickelt, die das seltsame Verhalten Deutschlands erklären sollen.

- Die einen behaupteten, Hitler habe die Engländer absichtlich bei Dünkirchen „entkommen" lassen, weil ihm viel daran gelegenn war, gleich nach der Niederschlagung Frankreichs mit Großbritannien Frieden zu schließen, und er die erwünschte Verständigung durch die Gefangennahme von hunderttausend britischen Soldaten nicht erschweren wollte.

- Andere sagten, zum Zeitpunkt des Rückzugs wären die in der Nähe befindlichen Panzerverbände der Faschisten zu erschöpft gewesen: Nach dem vorangegangenen langen Marsch mußten sie ihre Maschinen überholen und die erforderlichen Vorbereitungen treffen für die zweite Phase der „Schlacht um Frankreich", die ihnen die Tore von Paris öffnen und Frankreich zur Kapitulation zwingen sollte. Da Deutschland den Frankreich-Feldzug möglichst rasch abschließen wollte, hätte es seine motorisierten Kräfte nicht von dieser Hauptaufgabe ablenken wollen und deshalb darauf verzichtet, sie für die relativ zweitrangige Operation der
Gefangennahme des Britischen Expeditionskorps einzusetzen.

- Wieder andere beteuerten, die deutsche Kriegsmaschine hätte gerade in den Tagen von Dünkirchen zufällig versagt: Irgend jemand sollte Hitlers Worte nicht richtig verstanden oder einen Befehl höchster Instanzen nicht richtig übermittelt haben, und als das bemerkt wurde, wäre es schon zu spät und der Abtransport der Engländer und Franzosen bereits zu Ende gewesen.

- Noch andere schließlich nahmen an, das deutsche Oberkommando, damals noch ohne große Erfahrung in der Luftkriegführung, hätte die Bedeutung der Luftwaffe überschätzt und gemeint, es könnte den Rückzug allein, ohne Unterstützung durch motorisierte Bodentruppen, verhindern.

Ich muß sagen, daß die in den Nachkriegsjahren veröffentlichten Dokumente, Erinnerungen und Studien keine eindeutige und überzeugende Antwort auf die Frage geben. Ich glaube deshalb, daß das „Wunder von Dünkirchen" auf eine Verknüpfung verschiedenster politischer, militärischer und psychologischer Umstände zurückzuführen ist sowie auf einen zufälligen, aber höchst wichtigen Faktor: Während der ganzen kritischen Tage war das Meer völlig ruhig. Dadurch wurde es möglich, zum Abtransport zahlreiche kleine Fahrzeuge einzusetzen und hunderttausend Soldaten direkt vom Strand oder sogar aus dem Wasser an Bord zu nehmen.

Am 5. Juni 1940 begann die zweite Phase der „Schlacht um Frankreich".

Nachdem die Hitlerwehrmacht den Norden besetzt hatte, vollzog sie nun eine Schwenkung nach Süden, um vor allem Paris einzunehmen, und, falls das nicht zu Frankreichs Kapitulation führen sollte, den Vormarsch in allen Richtungen fortzusetzen, bis ganz Frankreich besetzt wäre. Aber das war nicht nötig.
Die Regierung Reynaud und die Armeeführung unter Weygand dachten nicht an ernsten Widerstand, obwohl Frankreich noch über große militärische Kräfte verfügte. Im Gegenteil, sie hatten nunmehr nur das eine im Sinn: das Feuer möglichst schnell einzustellen und Waffenstillstand zu schließen. Eine besonders verhängnisvolle Rolle spielten dabei Petain und Weygand. Gerüchtweise kam mir das schon damals zu Ohren.
Was ich aber damals nicht wußte und was erst viel später klar wurde, war die Haltung Lavals. (Laval gehörte zu jener Zeit nicht der Regierung an, besaß aber starken Einfluß auf ihr nahestehende Kreise.) Laval begnügte sich nicht damit, Frankreichs Ausscheiden aus dem Krieg und den Friedensschluß mit Deutschland zu fordern, nein, er bestand darauf, daß Frankreich auf Deutschlands Seite überginge und Hitlers Eroberungspolitik
unterstützte.
Die Folgen solcher Stimmungen in der herrschenden Klasse blieben nicht aus. Die deutschen Einheiten durchbrachen die französische Front ...«
(Hervorhebungen durch Nereus)

Quelle:Maiski, Memoiren eines sowjetischen Botschafters. Dietz Verlag: Berlin, 1967 (Viel gelesenes Buch über seine Zeit als Botschafter in Großbritannien, das auf seinen Tagebuchnotizen beruht, die von der Yale University Press veröffentlicht und ins Netz gestellt werden sollen. Wichtig für die Vorgeschichte zum Zweiten Weltkrieg.)
http://de.wikipedia.org/wiki/Iwan_Michailowitsch_Maiski

Aus weiteren Beobachtungen Maiskis ergibt sich, daß die französische Oberschicht, die “200” Familien, nicht richtig gegen Großdeutschland kämpfen wollten, sondern nach dem seltsamen “Sitzkrieg”, ohne Polen zur Hilfe zu eilen, sich problemlos besiegen ließen. Wie nach einem geheimen überstaatlichen Plan, wurden die mehrheitlich katholisch-autoritären Länder für einen Krieg gegen die gottlose Sowjetunion arbeitsteilig aufgestellt: die einen als Rüstungslieferanten und die anderen als Angriffstruppen.

Gratian
25.09.2012, 18:27
Die groesste Landstreitkraft Europas, also Frankreich, in 3 Tagen zu besiegen ist schon etwas besser wie "hat gerade noch geklappt".



Das ist ja auch meine Meinung allerdings brauche ich mehr Belege.
Man sagt mir immer das Albert Speer's Buch "Erinnerungen" eine Lüge ist usw.. Er würde eine umstrittene Rolle spielen komischerweise werden die gesamten fachlichen Aussagen von ihm hier bestätigt. Also viel wird er auch nicht geflunkert haben. Wobei, was ideologisch mit war, weiss ich und ehrlich gesagt ich will's gar nicht wissen. Wollte nur wissen was mit der Rüstung damals sache war.

Systemhandbuch
20.12.2013, 22:32
Dietls Division (3. Gebirgs-Division ) kapitulierte in der Tschechei vor den Russen, Dietls Armee (20. Gebirgs-Armee) in Norwegen vor den Briten. Irgendetwas stimmt an Ihrer Geschichte nicht.

Ich bin Ihnen noch eine Antwort schuldig. ---> Klick (http://politikforen.net/showthread.php?109688-War-die-Ruestung-Deutschlands-1939-auf-einen-Angriffskrieg-ausgelegt&p=5119689&viewfull=1#post5119689)

Werter @Mabac, nun hatte ich doch noch Gelegenheit mit diesem Zeitzeugen zu reden.

Er wurde bei der Ausschiffung von Norwegen von Schotten in Bremen gefangen genommen.
Mit dem Zug ging es dann Richtung Süden.

Sie wurden getrennt nach Deutschen, Sudetendeutschen und Österreichern. Er kam dann in ein Gefangenenlager in der Nähe von Heilbronn. Hat also mit den berüchtigten Rheinwiesenlagern nur entfernt zu tun.

Sie bekamen als Unterkünfte Zelte, ... ohne Boden. Die SS hatte nach seiner Aussage keine Unterkünfte. Sie hausten in Löchern außerhalb im gleichen Lager.

Die Verpflegung war wie in Bacque´s Buch beschrieben. Den Gefangenen Essen zu bringen, war nicht erlaubt.

nethead
23.12.2013, 03:04
Betrifft "Chatham House "Studie""

Der Vorwurf seitens Englands, Deutschland "Aggressivitaet" vorzuwerfen ist vollkommen Laecherlich.

Rhino
06.02.2015, 17:39
Hallo,

der deutsche Ex-General Gerd Schulze-Ronhoff schreibt in seinem umstrittenem Buch "Der Krieg der viele Vaeter hatte" das die deutsche Armee im Jahre 1939 in keinster Weise fuer einen Angriffskrieg ausgelegt war.

Nun ist aber Gerd Schulze-Ronhoff, auch wenn er in meinen Augen eine seriouese, unabhaengige Quelle ist, als alleinige Quelle deutlich zu schwach um diese Behauptung zu belegen. Aus diesem Grunde interesseriert es mich ob es noch andere, unabhaengige Analysen ueber den Aufbau und Eignung der deutschen Armee fuer einen Angriffskrieg gibt.
Hat er das wirklich so gesagt?
Ich entsinne mich nur, dass er die Ruestungsstaende mit den Nachbarstaaten verglichen hat und das man daraus nicht schliessen konnte, dass das Deutsche Reich danach trachtete seine wehrlosen Nachbarn zu ueberfallen. Dass heisst aber noch nicht, dass die Armee nicht auf einen Angriffskrieg ausgelegt war. Hier verwechselt man auch wohl allzuleicht militaerische Strategie mit politischen Absichten. Die Wehrmacht war durchaus zu einem guten Teil offensiv angelegt, was fuer die Blitzkrieg-Strategie auch erforderlich ist. Schnelles zuschlagen und Vorgehen gegen ueberlegene Kraefte des Feindes. Die geopolitische Lage Deutschlands macht eine derart offensive Strategie auch erforderlich. Es ist von Nachbarn umgeben, relativ rohstoffarm und kann deswegen nicht einfach einen Krieg aussitzen, sondern kann diesen nur gewinnen durch schnelle Niederwerfung des Feindes.


Hier wird Doenitz zu dem Thema auch befragt:
https://archive.org/details/VerteidigungsredeKarlDoenitzBeimNuernbergerProzess IMT
Es ging um die Uboot-Waffe, ob die fuer einen Angriffskrieg oder Verteidigungskrieg war. Doenitz meint das waere natuerlich fuer beides geeignet, da man U-Boote unabhaengig von der Art der militaerischen Politik einsetzen kann. U-Boote sind aber eindeutig eine offensive Waffe mit der man den Schiffsraum des Gegners versenkt. Damit kann man natuerlich auch den Nachschub des Gegners der einen gerade angreift abschneiden.

Leseratte
06.02.2015, 18:38
Nun ist aber Gerd Schulze-Ronhoff, auch wenn er in meinen Augen eine seriouese, unabhaengige Quelle ist, als alleinige Quelle deutlich zu schwach um diese Behauptung zu belegen. Aus diesem Grunde interesseriert es mich ob es noch andere, unabhaengige Analysen ueber den Aufbau und Eignung der deutschen Armee fuer einen Angriffskrieg gibt.

Das hier hat A. J. P. Taylor schon Anfang der 1960-er festgestellt


Hitler habe auch keinen sog. Masterplan gehabt. Er ergriff - so Taylor - die Chancen wie sie sich ihm darboten. Das sog. Hossbach-Protokoll (5. Nov. 1937), das vielfach als Beleg für Hitlers Angriffspläne herangezogen wird und in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen eine herausragende Rolle spielte, wird z. B. von Taylor als irrelevant weil bedeutungslos zurückgewiesen (S. XIX). Desgleichen die angeblich zielstrebige Aufrüstung Deutschlands: Deutschland habe in den letzten Friedensjahren 1938-1939 rund 15% des Bruttosozialprodukts für Rüstung ausgegeben, Großbritannien genauso viel. Nach München sei die deutsche Rüstung sogar zurückgefahren worden. Zu Beginn des Krieges habe Deutschland nicht mehr Jagdflugzeuge, Bomber und Panzer gehabt als Großbritannien und Frankreich zusammen. "As usual, Hitler was sought to have planned and prepared for a great war. In fact, he had not". (Wie üblich nahm man an, Hitler habe einen großen Krieg geplant und vorbereitet. Tatsache ist, er tat es nicht.) Taylor bekräftige diese Aussage nochmals 1965 im Vorwort der 6. Auflage, nachdem er seine Professur in Oxford verloren hatte (S. XVII).

http://guntram-von-schenck.de/index_20.php

Leseratte
06.02.2015, 18:40
Hier eine Aussage von Schultze-Rhonhof


Die Rüstung 1933
Wie sah denn das Stärkeverhältnis der Reichswehr im Vergleich zu den Streitkräften Frankreichs und der mit Frankreich gegen Deutschland verbündeten Nachbarstaaten aus? Wenn man diese Rechnung für 1933 aufmacht und dabei Großbritannien und die Sowjetunion nicht mit einbezieht, - weil sie keine unmittelbaren Nachbarn sind- ergibt der Vergleich der Landstreitkräfte eine Überlegenheit des Auslands gegenüber Deutschland an aktiven Friedens-Heeresdivisionen von 1:12.


http://www.vorkriegsgeschichte.de/content/view/25/41/

Nomen Nescio
06.02.2015, 19:41
Hier eine Aussage von Schultze-Rhonhof

http://www.vorkriegsgeschichte.de/content/view/25/41/
SR wird durch fast alle historiker als seriöse quelle abgelehnt. komm also bitte mit einem anderen link.

Leseratte
06.02.2015, 19:46
SR wird durch fast alle historiker als seriöse quelle abgelehnt. komm also bitte mit einem anderen link.



http://politikforen.net/showthread.php?109688-War-die-Ruestung-Deutschlands-1939-auf-einen-Angriffskrieg-ausgelegt&p=7701751&viewfull=1#post7701751

Systemhandbuch
06.02.2015, 20:36
Hier eine Aussage von Schultze-Rhonhof

Du gehst eine völlig sinnlose Diskussion ein. Der Typ ist ein Hasbara im Hollandgewand ! Das dauert keine zwei Beiträge und er rotzt Dich mit "systematischem" Mord und NS voll.

Systemhandbuch
06.02.2015, 20:38
SR wird durch fast alle historiker als seriöse quelle abgelehnt. komm also bitte mit einem anderen link.

Uhhhhps !:crazy:

herberger
06.02.2015, 20:40
SR wird durch fast alle historiker als seriöse quelle abgelehnt. komm also bitte mit einem anderen link.

Hast du nicht versprochen die Coffee Shops zu meiden?

Systemhandbuch
06.02.2015, 20:41
SR wird durch fast alle historiker als seriöse quelle abgelehnt. komm also bitte mit einem anderen link.

Fehlt irgendwie noch die "Witzbudenfigur" von unserem ehrenwerten Nutzer @Blues.:haha:

Systemhandbuch
06.02.2015, 20:45
Hast du nicht versprochen die Coffee Shops zu meiden?

Der ist ständig im Delirium !

Systemhandbuch
06.02.2015, 20:49
@Blues ... na komm schon. Macht doch Spass, im BRD VS-Forum eine auf Geschichtslehrer zu machen.

Leseratte
06.02.2015, 20:50
Du gehst eine völlig sinnlose Diskussion ein. Der Typ ist ein Hasbara im Hollandgewand ! Das dauert keine zwei Beiträge und er rotzt Dich mit "systematischem" Mord und NS voll.

Danke für die Warnung. Er ist nicht mehr da. Ich werde ihm nicht mehr antworten, wenn er wieder kommt.

Er erinnert einen auch etwas an linke Geschichtslehrer, die erzählen einem auch immer wer seriös ist und wer nicht und welche Meinung statthaft ist und welche nicht.


https://www.youtube.com/watch?v=6VKJ0TwlvMc

Systemhandbuch
06.02.2015, 21:02
Danke für die Warnung. Er ist nicht mehr da. Ich werde ihm nicht mehr antworten, wenn er wieder kommt.

Er erinnert einen auch etwas an linke Geschichtslehrer, die erzählen einem auch immer wer seriös ist und wer nicht und welche Meinung statthaft ist und welche nicht.

[video raus]


Also wenn Du Lust auf Geschichte hast, dann darf ich Dir folgenden Strang empfehlen:

http://www.politikforen.net/showthread.php?88129-Milstein-Hitler-hat-den-Krieg-weder-gewollt-noch-begonnen

Das war wohl eine Art Kult-Strang. Sind leider etliche Nutzer weg vom Fenster. Leider. Ist aber glaube ich Dein Ding.:))

Leseratte
06.02.2015, 21:06
Das war wohl eine Art Kult-Strang. Sind leider etliche Nutzer weg vom Fenster. Leider. Ist aber glaube ich Dein Ding.:))

Danke, habe ihn abonniert.

Systemhandbuch
06.02.2015, 21:15
Danke, habe ihn abonniert.

Da geht nichts mehr, das Abo ist für den A.... ! Aber lesenswert isser, ... der Strang ! Kauf Dir schon mal einen neuen USB-Stick für die Quellen.:D

Nomen Nescio
06.02.2015, 23:08
Hast du nicht versprochen die Coffee Shops zu meiden?
ja, daß du dich historiker nennst ist bekannt. du bist es aber nicht.

ich in coffeeshops?? noch nie in meinem leben. ich bin fast ein klausner wegen behindert sein. :p

Lichtblau
07.02.2015, 11:13
Danke für die Warnung. Er ist nicht mehr da. Ich werde ihm nicht mehr antworten, wenn er wieder kommt.

Er erinnert einen auch etwas an linke Geschichtslehrer, die erzählen einem auch immer wer seriös ist und wer nicht und welche Meinung statthaft ist und welche nicht.



gut ausgedrückt. es gibt für linke nur gute meinungen und böse meinungen, der wahrheitsgehalt ordnet sich dabei unter.

RUMPEL
07.02.2015, 21:55
SR wird durch fast alle historiker als seriöse quelle abgelehnt. komm also bitte mit einem anderen link. Einen anderen Link braucht man nicht. Die deutschen Geschichts-Beamten haben gar keine andere Möglichkeit als SR abzulehnen und ihn als "unseriös" zu bezeichnen. Es geht ihnen nämlich um ihre Gehälter und ihre Pensionen. Ich habe alle Angaben SR's nachgeprüft und bin zum gleichen Ergebnis gekommen wie S-R. Geschichte ist eben wie sie ist. Da können sich diese Historiker noch so sehr winden und lügen, so wie es die "Politik" von ihnen erwartet. Es mag sogar für ihre Lügen gewisse "gute" Gründe geben... allerdings ist das Problem dabei, dass Deutschland und die Deutschen auf Dauer erpressbar bleiben, eben weil man sich der offiziellen "Meinung" bereitwillig unterworfen hat.

Mich wundert nur, dass du es hier immer wieder versuchst mit deiner Geschichtsklitterung. Es gibt hier kaum noch jemanden, der dich für voll nimmt.

RUMPEL
07.02.2015, 22:11
http://politikforen.net/showthread.php?109688-War-die-Ruestung-Deutschlands-1939-auf-einen-Angriffskrieg-ausgelegt&p=7701751&viewfull=1#post7701751 Du erkennst schon daran, was für ein Vollpfosten dieser holländische Käseroller ist, dass er sich nicht mal die Mühe macht, den von dir eingegebenen Text zu lesen. Du bzw S-R bezieht sich auf den deutschen Rüstungstand von 1933, also das Jahr, in dem AH an die Macht kam. Was ist an S-R's Aussage wohl falsch. 1933 war die Deutsche Wehrmacht nun wirklich nicht für irgend einen Krieg gerüstet, schon gar nicht für ein Angriffsunternehmen.

RUMPEL
07.02.2015, 22:13
Du gehst eine völlig sinnlose Diskussion ein. Der Typ ist ein Hasbara im Hollandgewand ! Das dauert keine zwei Beiträge und er rotzt Dich mit "systematischem" Mord und NS voll. Großartig. :) Ich stell mir grad einen jüdischen Karnevals-Kasper in Holzschuhen vor :D

Rhino
10.02.2015, 13:46
Einen anderen Link braucht man nicht. Die deutschen Geschichts-Beamten haben gar keine andere Möglichkeit als SR abzulehnen und ihn als "unseriös" zu bezeichnen. Es geht ihnen nämlich um ihre Gehälter und ihre Pensionen. Ich habe alle Angaben SR's nachgeprüft und bin zum gleichen Ergebnis gekommen wie S-R. Geschichte ist eben wie sie ist. Da können sich diese Historiker noch so sehr winden und lügen, so wie es die "Politik" von ihnen erwartet. Es mag sogar für ihre Lügen gewisse "gute" Gründe geben... allerdings ist das Problem dabei, dass Deutschland und die Deutschen auf Dauer erpressbar bleiben, eben weil man sich der offiziellen "Meinung" bereitwillig unterworfen hat.

Mich wundert nur, dass du es hier immer wieder versuchst mit deiner Geschichtsklitterung. Es gibt hier kaum noch jemanden, der dich für voll nimmt.
Manchmal wird auch durch Verschweigen gelogen, nicht unbedingt des Sachverhalts, aber der Zahlen:


An Waffensystemen erhielt die Sowjetunion von den USA u. a.:[5] (http://de.wikipedia.org/wiki/Leih-_und_Pachtgesetz#cite_note-5)

14.795 Flugzeuge (http://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4rflugzeug)

Hawker Hurricane (http://de.wikipedia.org/wiki/Hawker_Hurricane) Mk. II - 2952 Exemplare
Supermarine Spitfire (http://de.wikipedia.org/wiki/Supermarine_Spitfire) Mk. VB und Mk. IX (ab Mitte 1944) - 1340 Exemplare
North American NA-73 Mustang I (http://de.wikipedia.org/wiki/North_American_P-51) - 10 Exemplare (an die RAF geliefert, dort als nicht leistungsfähig abgelehnt und an die UdSSR weitergegeben)
Curtiss P-40 (http://de.wikipedia.org/wiki/Curtiss_P-40) Warhawk - 195 Exemplare (bis Version P-40C), 2436 Exemplare ab Version P-40E
Bell P-39 (http://de.wikipedia.org/wiki/Bell_P-39) Aircobra - 4924 Exemplare
Bell P-63 (http://de.wikipedia.org/wiki/Bell_P-63) Kingcobra - 2421 Exemplare
Republic P-47 (http://de.wikipedia.org/wiki/Republic_P-47)D Thunderbolt - 203 Exemplare
De Havilland D.H. 98 Mk. IV Mosquito (http://de.wikipedia.org/wiki/De_Havilland_Mosquito) - 1 Exemplar
Handley Page H.P. 52 Hampden (http://de.wikipedia.org/wiki/Handley_Page_Hampden) - 32 Exemplare
Douglas A-20 (http://de.wikipedia.org/wiki/Douglas_A-20) Havoc - 3125 Exemplare
North American B-25 (http://de.wikipedia.org/wiki/North_American_B-25) Mitchell - 870 Exemplare
Consolidated B-24 (http://de.wikipedia.org/wiki/Consolidated_B-24)E Liberator - 1 Exemplar (1943 Notlandung in Petropawlowsk, erst interniert und dann der UdSSR überlassen)
Consolidated PBY (http://de.wikipedia.org/wiki/Consolidated_PBY) Catalina - 185 Exemplare
Curtiss O-52 (http://de.wikipedia.org/wiki/Curtiss_O-52) Owl - 30 Exemplare
Vought OS2U (http://de.wikipedia.org/wiki/Vought_OS2U) Kingfisher - 2 Exemplare
Douglas C-47 (http://de.wikipedia.org/wiki/Douglas_C-47) Skytrain - 712 Exemplare (zusätzlich Lizenzbau als Li-2 (http://de.wikipedia.org/wiki/Lissunow_Li-2))
Armstrong Whitworth A.W. 41 Albemarle (http://de.wikipedia.org/wiki/Armstrong_Whitworth_Albemarle) - 14 Exemplare
Curtiss C-46 (http://de.wikipedia.org/wiki/Curtiss_C-46) Commando - 1 Exemplar
North American AT-6 (http://de.wikipedia.org/wiki/North_American_AT-6) Texan - 84 Exemplare[6] (http://de.wikipedia.org/wiki/Leih-_und_Pachtgesetz#cite_note-6)


7056 Panzer (http://de.wikipedia.org/wiki/Panzer)
8218 Flakgeschütze (http://de.wikipedia.org/wiki/Flugabwehrkanone)
131.633 Maschinengewehre (http://de.wikipedia.org/wiki/Maschinengewehr)
105 U-Boot-Jäger (http://de.wikipedia.org/wiki/U-Jagd)
197 Torpedoboote (http://de.wikipedia.org/wiki/Torpedoboot)
15,417 Millionen Paar Stiefel

Der größte Teil der Lieferung kam aber nicht in Form von Waffen, sondern in Form von Nahrungsmitteln, Rohstoffen, Maschinen und Industrieausrüstungen. An Rohstoffen und Lebensmitteln erhielt die Sowjetunion u. a.:[7] (http://de.wikipedia.org/wiki/Leih-_und_Pachtgesetz#cite_note-7)


4,062 Millionen Tonnen Lebensmittel
2,54 Millionen Tonnen Stahl (http://de.wikipedia.org/wiki/Stahl)
728.000 Tonnen Nichteisenmetalle (http://de.wikipedia.org/wiki/Nichteisenmetall)
764.000 Tonnen Chemikalien
2,42 Millionen Tonnen Petrochemikalien

An sonstigen Materialien wurde u. a. geliefert:[8] (http://de.wikipedia.org/wiki/Leih-_und_Pachtgesetz#cite_note-8)[9] (http://de.wikipedia.org/wiki/Leih-_und_Pachtgesetz#cite_note-9)


77.900 Jeeps (http://de.wikipedia.org/wiki/Gel%C3%A4ndewagen)
151.000 leichte Transportfahrzeuge
200.000 Studebaker (http://de.wikipedia.org/wiki/Studebaker_Corporation)-Lastkraftwagen
1,5 Millionen Kilometer Telefonkabel
35.000 Funkstationen
380.000 Feldtelefone
43 % aller Reifen
56 % aller Schienen
1/3 aller Sprengstoffe[10] (http://de.wikipedia.org/wiki/Leih-_und_Pachtgesetz#cite_note-10)
1900 Lokomotiven (Eigenproduktion 932 Loks)[11] (http://de.wikipedia.org/wiki/Leih-_und_Pachtgesetz#cite_note-11)

Eine Besonderheit war, dass die Amerikaner 90 % des gesamten hochoktanigen (http://de.wikipedia.org/wiki/Oktanzahl) Flugbenzins der Alliierten lieferten und 58 % des gesamten hochoktanigen Treibstoffs der Sowjetunion. Ohne dieses Hochleistungsbenzin war damals an eine leistungsfähige Luft- und Panzerwaffe nicht zu denken. Stalin äußerte auf der Konferenz von Teheran (http://de.wikipedia.org/wiki/Teheran-Konferenz):

„Dies ist ein Krieg der Motoren und der Oktanzahl (http://de.wikipedia.org/wiki/Oktanzahl). Ich erhebe mein Glas auf die amerikanische Autoindustrie und die amerikanische Ölindustrie.“[12] (http://de.wikipedia.org/wiki/Leih-_und_Pachtgesetz#cite_note-12)


Neben den USA lieferten auch England (http://de.wikipedia.org/wiki/Vereinigtes_K%C3%B6nigreich) und Kanada (http://de.wikipedia.org/wiki/Kanada) Material in umfangreichen Mengen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Leih-_und_Pachtgesetz#Die_Hilfslieferungen_an_die_Sowje tunion

Wie das wohl "ausgelegt" war?

RUMPEL
10.02.2015, 18:09
Manchmal wird auch durch Verschweigen gelogen, nicht unbedingt des Sachverhalts, aber der Zahlen:


Wie das wohl "ausgelegt" war?

Diese USA-Waffenlieferungen erfolgten erst im Verlauf des Spätsommers 1941 und danach an die "überfallene" SU. Es sagt nichts aus über die angebliche deutsche Hochrüstung vor dem 1. Sep 1939. Wie diese allerdings noch am 8.8.1938 (s.a. Bericht des Polnischen Militärattachees in Lissabon an sein AA in Warschau) von den Alliierten beurteilt wurde, zeigt indes, dass man deutsche Bewaffnung, militärische Möglichkeiten und auch die wirtschaftlichen Voraussetzungen Deutschlands für einen Krieg zu dem Zeitpunkt keineswegs ernst genommen hat. Und es war keineswegs so, dass man nicht um den Stand der deutschen Rüstung wusste.

Rhino
10.02.2015, 18:19
Diese USA-Waffenlieferungen erfolgten erst im Verlauf des Spätsommers 1941 und danach an die "überfallene" SU. Es sagt nichts aus über die angebliche deutsche Hochrüstung vor dem 1. Sep 1939. Wie diese allerdings noch am 8.8.1938 (s.a. Bericht des Polnischen Militärattachees in Lissabon an sein AA in Warschau) von den Alliierten beurteilt wurde, zeigt indes, dass man deutsche Bewaffnung, militärische Möglichkeiten und auch die wirtschaftlichen Voraussetzungen Deutschlands für einen Krieg zu dem Zeitpunkt keineswegs ernst genommen hat. Und es war keineswegs so, dass man nicht um den Stand der deutschen Rüstung wusste.Die US-Lieferungen and die UdSSR liefen auch schon vorher an, allerdings nicht als lend-lease sondern man musste dafuer bezahlen. Natuerlich ist die Gesamtlieferung auch ueber den gesamten Zeitraum verteilt. Aber man kann sich ja mal fragen inwiefern und inwieweit das vorbereitet war.

Zahlenmaessig war der deutsche Ruestungsstand vielleicht nicht so Top, aber Strategie und Taktiken (Blitzkrieg) machten dann den erheblichen Unterschied.

Rikimer
10.02.2015, 22:27
Wenn ich im Internet ueber den Zweiten Weltkrieg lese und dabei Informationen finden will von Historikern die sich mit diesem Thema beschaeftigen dann muss ich zu meinem Bedauern feststellen das es nicht um objektive und neutrale Informationen geht, sondern man die Informationsueberbringer in politische Lager einteilt. Es ist noch lange hin bis in Deutschland eine objektive wirklich offene Diskussion ueber die Geschichte betrieben werden kann.

RUMPEL
10.02.2015, 22:40
Wenn ich im Internet ueber den Zweiten Weltkrieg lese und dabei Informationen finden will von Historikern die sich mit diesem Thema beschaeftigen dann muss ich zu meinem Bedauern feststellen das es nicht um objektive und neutrale Informationen geht, sondern man die Informationsueberbringer in politische Lager einteilt. Es ist noch lange hin bis in Deutschland eine objektive wirklich offene Diskussion ueber die Geschichte betrieben werden kann.

Lies einfach die div Beiträge in diesem Forum. Das dumme Politikergeschwätz und die Betroffenheitsbekundungen der Historiker sind bei mir schon längst auf dem Müll gelandet, dahin, wohin sie gehören. :)

RUMPEL
10.02.2015, 22:53
Die US-Lieferungen and die UdSSR liefen auch schon vorher an, allerdings nicht als lend-lease sondern man musste dafuer bezahlen. Natuerlich ist die Gesamtlieferung auch ueber den gesamten Zeitraum verteilt. Aber man kann sich ja mal fragen inwiefern und inwieweit das vorbereitet war.

Zahlenmaessig war der deutsche Ruestungsstand vielleicht nicht so Top, aber Strategie und Taktiken (Blitzkrieg) machten dann den erheblichen Unterschied.

Ja, einiges lief schon vorher. Und die Frage nach den Architekten des 2. WK muss man sich eigentlich auch nicht mehr stellen. Es sind die gleichen Gruppen, die schon am 1. WK gebastelt haben und die jetzt sehr bemüht sind, den 3. Weltkrieg auf die Beine zu bringen. Ich habe es hier oft, vor Jahren schon, gesagt und ich bleibe dabei: Der UKR/RUS-Konflikt wurde inszeniert, übrigens wie andere zuvor auch schon (Georgien, Aserbeidschan, Tschetschenien usw), um das angeblich wieder erstarkte Deutschland erneut in Schutt und Asche zu legen, damit D (und die EU) keine unabhängige Politik "gen Osten" betreiben kann/können. Eine solche könnte die Weltherrschaft derjenigen gefährden, die nach Kräften versuchen, den Zugriff auf die Rohstoffreserven in Zentralasien zu gewinnen.

Wenn man mich fragt - tut ja GsD niemand :) - dann ist Deutschland inzwischen wieder ein Fall für das Mächtegleichgewicht in Europa geworden. Und in diesen Dingen kennt man sich ja aus :)

Seligman
10.02.2015, 23:01
Wenn ich im Internet ueber den Zweiten Weltkrieg lese und dabei Informationen finden will von Historikern die sich mit diesem Thema beschaeftigen dann muss ich zu meinem Bedauern feststellen das es nicht um objektive und neutrale Informationen geht, sondern man die Informationsueberbringer in politische Lager einteilt. Es ist noch lange hin bis in Deutschland eine objektive wirklich offene Diskussion ueber die Geschichte betrieben werden kann.

Gar nicht so sehr in politische Lager sondern eher nur plump in "Leugner" und "Nichtleugener"

csincsilladefraszegy
11.02.2015, 10:03
Ja, einiges lief schon vorher. Und die Frage nach den Architekten des 2. WK muss man sich eigentlich auch nicht mehr stellen. Es sind die gleichen Gruppen, die schon am 1. WK gebastelt haben und die jetzt sehr bemüht sind, den 3. Weltkrieg auf die Beine zu bringen. Ich habe es hier oft, vor Jahren schon, gesagt und ich bleibe dabei: Der UKR/RUS-Konflikt wurde inszeniert, übrigens wie andere zuvor auch schon (Georgien, Aserbeidschan, Tschetschenien usw), um das angeblich wieder erstarkte Deutschland erneut in Schutt und Asche zu legen, damit D (und die EU) keine unabhängige Politik "gen Osten" betreiben kann/können. Eine solche könnte die Weltherrschaft derjenigen gefährden, die nach Kräften versuchen, den Zugriff auf die Rohstoffreserven in Zentralasien zu gewinnen.

Wenn man mich fragt - tut ja GsD niemand :) - dann ist Deutschland inzwischen wieder ein Fall für das Mächtegleichgewicht in Europa geworden. Und in diesen Dingen kennt man sich ja aus :)

:gp:

RUMPEL
11.02.2015, 10:15
:gp: danke csincsilla :( ich wollte, es wäre nicht so

Parabellum
11.02.2015, 10:17
Der Konflikt wurde inszeniert um eine Annäherung Europas an Russland grundlegend unmöglich zu machen, sprich eine eurasische Gemeinschaft im Kern zu unterbinden. Mit Deutschland allein hat das herzlich wenig zu tun.

csincsilladefraszegy
11.02.2015, 10:45
Der Konflikt wurde inszeniert um eine Annäherung Europas an Russland grundlegend unmöglich zu machen, sprich eine eurasische Gemeinschaft im Kern zu unterbinden. Mit Deutschland allein hat das herzlich wenig zu tun.

Genau, das deutsche Reich, dieser unbedeutende Fliegenschiß auf der europäischen Landkarte.

Parabellum
11.02.2015, 10:53
Genau, das deutsche Reich, dieser unbedeutende Fliegenschiß auf der europäischen Landkarte.

Richtig. Weshalb das Deutsche Reich auch von der europäischen Landkarte getilgt wurde. Washington ist daran interessiert das sich Westeuropa als Gesamtkonstrukt von den USA abhängig macht. Deutschland allein zählt nicht mehr.

csincsilladefraszegy
11.02.2015, 11:37
Richtig. Weshalb das Deutsche Reich auch von der europäischen Landkarte getilgt wurde. Washington ist daran interessiert das sich Westeuropa als Gesamtkonstrukt von den USA abhängig macht. Deutschland allein zählt nicht mehr.

Klug wie Sie doch sind, sollten Sie wissen, das das deutsche Reich völkerrechtlich keineswegs "getilgt" wurde und bis heute existiert.

Parabellum
11.02.2015, 13:00
Klug wie Sie doch sind, sollten Sie wissen, das das deutsche Reich völkerrechtlich keineswegs "getilgt" wurde und bis heute existiert.

Ach, Sie meinen das "Futsche" Reich :fizeig:

48169

csincsilladefraszegy
11.02.2015, 13:09
Ach, Sie meinen das "Futsche" Reich :fizeig:

48169

Bin ich überfragt. Kenne mich da in Ihrer wirren Phantasiewelt nicht so aus. Ich geh von realen Fakten aus.

nethead
11.02.2015, 14:49
Hat er das wirklich so gesagt?
Ich entsinne mich nur, dass er die Ruestungsstaende mit den Nachbarstaaten verglichen hat und das man daraus nicht schliessen konnte, dass das Deutsche Reich danach trachtete seine wehrlosen Nachbarn zu ueberfallen.

Es ist sehr lange her das ich das Buch gelesen habe und ich habe es auch nicht zur Hand. Wenn ich mich recht erinnere war seine Aussage das die deutsche Ruestung in Summe (!) hinter der von Frankreich, England und Polen lag. Auch sagt er das die gesamte Ausrichtung des deutschen Militaers rein Defensiv war und nicht geeignet fuer einen Angriffskrieg.



Dass heisst aber noch nicht, dass die Armee nicht auf einen Angriffskrieg ausgelegt war.


Selbst wenn du die "Hossbach Niederschrift" nimmst steht dort das Hitler die deutsche Armee nicht vor 1944 als auch nur annaehernd geruestet fuer einen Krieg sah. Was auch richtig ist.



Hier verwechselt man auch wohl allzuleicht militaerische Strategie mit politischen Absichten. Die Wehrmacht war durchaus zu einem guten Teil offensiv angelegt, was fuer die Blitzkrieg-Strategie auch erforderlich ist. Schnelles zuschlagen und Vorgehen gegen ueberlegene Kraefte des Feindes. Die geopolitische Lage Deutschlands macht eine derart offensive Strategie auch erforderlich. Es ist von Nachbarn umgeben, relativ rohstoffarm und kann deswegen nicht einfach einen Krieg aussitzen, sondern kann diesen nur gewinnen durch schnelle Niederwerfung des Feindes.

Korrekt. Ich sehe allerdings nicht das Deutschland fuer die Gesamtkonfrontation auch nuch Ansatzweise geruestet gewesen waere. Waere dies der Fall gewesen haette die Kriegsproduktion wohl nicht ihren Peak 1944 gehabt.





Hier wird Doenitz zu dem Thema auch befragt:
https://archive.org/details/VerteidigungsredeKarlDoenitzBeimNuernbergerProzess IMT
Es ging um die Uboot-Waffe, ob die fuer einen Angriffskrieg oder Verteidigungskrieg war. Doenitz meint das waere natuerlich fuer beides geeignet, da man U-Boote unabhaengig von der Art der militaerischen Politik einsetzen kann. U-Boote sind aber eindeutig eine offensive Waffe mit der man den Schiffsraum des Gegners versenkt. Damit kann man natuerlich auch den Nachschub des Gegners der einen gerade angreift abschneiden.

Das mutet seltsam an da Uboote in der Masse Defensiv und zum Materialtransport eingesetzt wurden.

Parabellum
11.02.2015, 14:50
Bin ich überfragt. Kenne mich da in Ihrer wirren Phantasiewelt nicht so aus. Ich geh von realen Fakten aus.

Ja, so reale Fakten wie Tiefflieger über Dresden....oder 350 000 Opfer. :crazy:
Da lachen ja die Hühner.

Ausonius
11.02.2015, 14:59
Das mutet seltsam an da Uboote in der Masse Defensiv und zum Materialtransport eingesetzt wurden.

Das ist aber eine eigenwillige Interpretation des U-Boot-Krieges. U-Boote waren damals die klassische Waffe, um den Schifftransport des Gegners anzugreifen. Dazu stießen sie bis an die amerikanische Ostküste und in den Indischen Ozean vor. Als Defensivwaffe spielten sie m.W. nur einmal eine Rolle, als im Vorfeld der Operation Torch zwei davon nahe genug an die amerikanische Flotte herankamen und einige Schiffe versenkten. Dies gelang bei späteren Landungen nicht mehr, auch deshalb, weil die Landungsflotten viel Zerstörer und Luftstreitkräfte als klassische "Feinde" der U-Boote dabei hatten. Für den "Materialtransport" waren sie wegen des begrenzten Platzes gar nicht gut geeignet, obwohl es einige wenige Missionen dieser Art gab, die u.a. dazu dienten, einzelne kriegswichtige Güter und Papiere wie z.B. Waffenmuster nach Japan zu bringen.

RUMPEL
11.02.2015, 15:13
Der Konflikt wurde inszeniert um eine Annäherung Europas an Russland grundlegend unmöglich zu machen, sprich eine eurasische Gemeinschaft im Kern zu unterbinden. Mit Deutschland allein hat das herzlich wenig zu tun.

Ich schrieb u.a. >>>
damit D (und die EU) keine unabhängige Politik "gen Osten" betreiben kann/können

Und wer, bitte sehr, ist denn Europa? Wenn man England abzieht, und das aus guten Gründen, bleiben eigentlich nur D und F übrig. Sie beide bilden den Kern Europas, und beide wären diejenigen Nationen/Staaten, die mit Russland gemeinsam bis China und Indien hin einen riesigen zusammenhängenden Wirtschaftsraum bilden könnten.

nethead
11.02.2015, 15:14
Das ist aber eine eigenwillige Interpretation des U-Boot-Krieges. U-Boote waren damals die klassische Waffe, um den Schifftransport des Gegners anzugreifen.

Waffentransporte zu versenken laeuft bei dir unter Offensiv?

EDIT: Natuerlich waren U-Boote als offensive Waffe entwickelt worden. Letztendlich wurde aber ein sehr grosser Teil bei der Versenkung von Kriegsmaterial der Amerikaner an UK defensiv geopfert.

charger
11.02.2015, 15:15
Nein, für einen Angriffskrieg war man eigentlich noch nicht vorbereitet, die Aufrüstung dafür war jedoch im vollen gange und der beginn großangelegter Angriffe war
ab c.a. 1945 vorgesehen.
Bis dahin hätte es ungefähr gedauert die Kriegsmarine soweit aufzurüsten, um sich mit der Royal Navy anlegen zu können.
Ein Problem war allerdings das man nicht über genügend Werften verfügte und zudem die Rohstofflage ein gleichzeitiges aufrüsten von Panzerwaffe und Marine nicht erlaubte um bis 1945 soweit sein zu können.
Deswegen hatte das NS Regime auch seine Krallen nach Polen ausgestreckt, um an zusätzliche Ressourcen und Produktionskapazitäten zu kommen.

RUMPEL
11.02.2015, 15:22
Richtig. Weshalb das Deutsche Reich auch von der europäischen Landkarte getilgt wurde. Washington ist daran interessiert das sich Westeuropa als Gesamtkonstrukt von den USA abhängig macht. Deutschland allein zählt nicht mehr.

Diese Abhängigkeit wird derzeit zementiert in den TTIP-Abkommen. Aber nochmal: Ohne D in der EU würde dieses Konstrukt in wenigen Tagen auseinanderfallen. Der Ziel der Machthaber in den USA ist allerdings die Weltherrschaft im Rahmen der NWO.

RUMPEL
11.02.2015, 15:26
Waffentransporte zu versenken laeuft bei dir unter Offensiv?

EDIT: Natuerlich waren U-Boote als offensive Waffe entwickelt worden. Letztendlich wurde aber ein sehr grosser Teil bei der Versenkung von Kriegsmaterial der Amerikaner an UK defensiv geopfert. Es gibt keine Offensiv- und keine Defensiv-Waffen. Wenn ich unter meinen Bett ein Fleischermesser aufbewahre, um mich im Zweifelsfalle gegenüber einem Einbrecher zu verteidigen, dann ist es eine Defensivwaffe. Marschiere ich in China ein, um in Peking die Macht an mich zu reißen, dann wird das gleiche Wurstmesser zu einer Offensiv-Waffe. :)

Rhino
11.02.2015, 15:42
Es ist sehr lange her das ich das Buch gelesen habe und ich habe es auch nicht zur Hand. Wenn ich mich recht erinnere war seine Aussage das die deutsche Ruestung in Summe (!) hinter der von Frankreich, England und Polen lag. Auch sagt er das die gesamte Ausrichtung des deutschen Militaers rein Defensiv war und nicht geeignet fuer einen Angriffskrieg.
Das mit der Summe stimmt jedenfalls.


Selbst wenn du die "Hossbach Niederschrift" nimmst steht dort das Hitler die deutsche Armee nicht vor 1944 als auch nur annaehernd geruestet fuer einen Krieg sah. Was auch richtig ist.
Man koennte auch auf Hitlers Aussagen zu Mannerheims Geburtstag hinweisen.

Korrekt. Ich sehe allerdings nicht das Deutschland fuer die Gesamtkonfrontation auch nuch Ansatzweise geruestet gewesen waere. Waere dies der Fall gewesen haette die Kriegsproduktion wohl nicht ihren Peak 1944 gehabt.
1944 ist auch nach dem erklaeren des "Totalen Krieges".


Das mutet seltsam an da Uboote in der Masse Defensiv und zum Materialtransport eingesetzt wurden.
Wie willst Du denn ein U-Boot defensiv einsetzen. Zweck des U-Boots ist es an feindliche Schiffe ranzufahren und diese mit Torpedos zu versenken. Gegenueber den Schiffen ist das offensiv.
Offensive Waffen sind auf Mobbilitaet angelegt um an den Fein ranzugehen (Panzer, Bomber usw.). Defensive Waffen sind eher ortsgebunden (also PAK, Flak usw.).

Erstere koennen natuerlich auch im reinen Verteidigungsfall eingesetzt werden, um eben auch den Feind im eigenem Lande nieder zu werfen. Fuer Deutschland ist das wegen der geopolitischen Lage sogar erfoderilich. Eine rein defensiv bewaffnete Wehrmacht waere nicht sinnvoll.

RUMPEL
11.02.2015, 15:44
Nein, für einen Angriffskrieg war man eigentlich noch nicht vorbereitet, die Aufrüstung dafür war jedoch im vollen gange und der beginn großangelegter Angriffe war
ab c.a. 1945 vorgesehen.
Bis dahin hätte es ungefähr gedauert die Kriegsmarine soweit aufzurüsten, um sich mit der Royal Navy anlegen zu können.
Ein Problem war allerdings das man nicht über genügend Werften verfügte und zudem die Rohstofflage ein gleichzeitiges aufrüsten von Panzerwaffe und Marine nicht erlaubte um bis 1945 soweit sein zu können.
Deswegen hatte das NS Regime auch seine Krallen nach Polen ausgestreckt, um an zusätzliche Ressourcen und Produktionskapazitäten zu kommen.

Auch hier muss man insofern widersprechen, weil Aufrüstung nicht unbedingt mit einer Aggression gegenüber Nachbarstaaten verbunden werden muss. Für den damaligen Reichskanzler war die bolschewistische SU schlechthin DER Feind, mit dem man sich in der Zukunft auseinandersetzen musste. Er, Hitler, wusste - oder meinte zu wissen - dass Stalin die Absicht hegte, Europa unter seine kommunistische Herrschaft zu bringen. Auf diese Situation wollte er, musste er natürlich als Staatsmann auch, vorbereitet sein.

Das sog. "Hossbach-Papier" ist letztlich belanglos, da es Fälschungen enthält, die ein anderes Bild von der Konferenz am 6.11.1937 bieten (sollen) als es wirklich der Fall war. Dass Hitler inzwischen auch andere Staaten ausmachte, außer der SU, die er mit ins Kalkül zu ziehen hatte hinsichtlich einer Rüstung, liegt auf der Hand. Es ist m. A. n. kein Zufall, dass er die Konferenz für den 6. Nov 1937 anberaumte, also genau 4 Wochen nach Roosevelts berüchtigter "Quarantäne-Rede" vom 5. Okt d. gl. J.

Ich will dir gern ein Beispiel bringen, wie die Dinge nach Beendigung eines solchen Konfliktes dargestellt werden (können).:

Wir haben es derzeit mit einer nicht geringen Bedrohung im Osten zu tun, was immer auch die Ursachen dafür sein mögen. Da wir, die BRD, uns eigentlich darauf auch militärisch vorbereiten müssten, schon um Gefahren abzuwehren, könnte sich unsere BR in Berlin dazu entschließen, die deutsche Rüstung hochzufahren.

Gesetzt den Fall, dass wir wirklich in einen großen Krieg hineingezogen werden und die Nato nicht in der Lage ist, ganz Europa gegen die "russische Bedrohung" zu verteidigen, hätten wir möglicherweise nach Beendigung der Kampfhandlungen eine russische Militärverwaltung, die an Hand von "Dokumenten" beweist, dass Frau Merkel, Herr Steinmeier, Frau v.d. Leyen einen Angriffskrieg gegen die RUS-Republik vorbereitet haben. Ich möchte dann nicht in deren Haut stecken. Sie werden vermutlich als Kriegsverbrecher am Halse aufgehängt bis sie tot sind. :)

charger
11.02.2015, 15:54
Mag sein, findest du nicht das ein solcher Brückenschlag ein bischen ot ist ?

Leseratte
11.02.2015, 15:56
Phase I: "Der Versuch der Entdeutschung" 1918-26

Schon im Winter 1918/19 schafft das neu gegründete Polen Fakten, indem es vor allem in Oberschlesien deutsche Gebiete besetzt. Der Versailler Vertrag erkennt diese geschaffenen Realitäten unter der Bedingung eines umfassenden Minderheitenschutzes an. Im August 1919 dringen polnische Verbände weiter auf deutsches Gebiet vor, auch im August 1920 und im Mai 1921 überfallen polnische Einheiten Dörfer im Reichsgebiet und brennen sie nieder.

In den Jahren 1918/19 gründet Polen auch seine ersten "Konzentrationslager" zur Internierung deutscher Vertriebener in Stralkowo und Szczypiorno, das Eigentum vieler Deutscher wird eingezogen.

Besonders unverständlich ist dieses Verhalten auch für damalige Beobachter, weil der polnische Staat seine Unabhängigkeit von Russland dem Deutschen Reich zu verdanken hat.

Zwischen 1919 und 1923 werden vom Völkerbund 75 Beschwerden der deutschen Minderheit in Polen anerkannt, am 10. September 1923 stellt der Internationale Gerichtshof fest, daß Polen das Minderheitenrecht verletzt und den Minderheitenschutzvertrag gebrochen hat. Selbst französische Intellektuelle und Politiker protestieren 1924 offen gegen den "polnischen Terror".

Im Jahr 1926 eröffnet Polen zwei neue "Konzentrationslager" in Bereza Kartuska und Brest Litowsk zur Internierung von Deutschen.

Phase II: "Kriegsplanungen" 1930-36

1930/31 gibt der polnische Staatspräsident Planungen für einen Marsch auf Berlin in Auftrag, die Presse spricht von "Notwendigkeit" und "Unvermeidbarkeit" eines zukünftigen Krieges gegen Deutschland. Rechtfertigung der Bestrebungen ist die historische slawische Besiedelung der Gebiete zwischen Elbe und Oder vor der Landnahme der Deutschen im frühen Mittelalter.

England und Frankreich versagen zu diesem Zeitpunkt jedoch jegliche Unterstützung für eine Aggression gegen Deutschland.

Im Dezember 1931 beginnen sogenannte "Freiwilligenverbände" mit der gewaltsamen Vertreibung der deutschen Minderheit im grenznahen Gebiet auf polnischer Seite (siehe Manchester Guardian vom 12. Dezember 1931). In den Jahren 1933 und 1936 kommt es immer wieder zu Übergriffen polnischer Verbände auf das Reichsgebiet.

Phase III: "Eskalation" 1938/39

In polnischen Zeitungen werden die Forderungen Deutschlands nach einer Bereinigung der "Korridor-Frage" mit offener Hetze und Aufrufen zur Annektion Danzigs beantwortet.

Bis Anfang 1939 registrieren die Auffanglager des Roten Kreuzes im Reich etwa 12.000 Flüchtlinge aus Polen.

Im März 1939 ruft die polnische Regierung erstmals zur Teilmobilmachung der Streitkräfte.

Zwischen Mai und August 1939 rollt eine schwere Terrorwelle gegen die deutsche Minderheit. Über 15.000 Deutsche werden ermordet, die Minderheit wendet sich sowohl an die deutschen Konsulate, als auch direkt an den polnischen Staatspräsidenten und an den Völkerbund. Die Lager Berezakartuska und Brest Litowsk sind mit mehreren tausend Gefangenen überfüllt, Seuchen brechen aus.

Ende August bietet die Reichsregierung erneut Verhandlungen zur Lösung der "Korridor-Frage" an. Noch während der Verhandlungen brennen polnische "Freiwillige" am 28. August 1939 deutsche Dörfer in Sichtweite der Reichsgrenze nieder.

Am 30. August 1939 bietet Deutschland einen Verzicht auf die 1919 verlorenen Gebiete außer Westpreußen und Danzig an. Für Westpreußen sieht der Vorschlag eine Volksabstimmung vor, sowie eine exterritoriale Verkehrsverbindung für den Verlierer der Abstimmung. Die Stadt Gdingen soll in jedem Fall als Meereszugang an Polen gehen.

Polen macht am 31. August 1939 noch während der Verhandlungen generalmobil. Hitler lässt durch verkleidete Provokateure eine deutsche Sendeanlage zerstören, um einen Kriegsvorwand zu haben.

Am 1. September 1939 marschieren deutsche Truppen in Polen ein, die zurückweichende polnische Armee verschleppt tausende Deutsche als lebendige Schutzschilde und begeht Massaker an der Zivilbevölkerung ("Bromberger Blutsonntag" am 3. September 1939).

http://newsgroups.derkeiler.com/Archive/De/de.soc.politik.texte/2009-01/msg00001.html

Wo ist herberger? Götz Aly meint die Wehrmacht.


Damals interessierte das kaum; kein Wunder in einer Gesellschaft, aus deren Mitte 18 Millionen Männer schießend, plündernd und mordend durch ganz Europa gezogen waren.

http://www.perlentaucher.de/vorgeblaettert/leseprobe-zu-goetz-aly-unser-kampf-teil-2.html

Panther
11.02.2015, 16:05
Nein, für einen Angriffskrieg war man eigentlich noch nicht vorbereitet, die Aufrüstung dafür war jedoch im vollen gange und der beginn großangelegter Angriffe war
ab c.a. 1945 vorgesehen.
Bis dahin hätte es ungefähr gedauert die Kriegsmarine soweit aufzurüsten, um sich mit der Royal Navy anlegen zu können.
Ein Problem war allerdings das man nicht über genügend Werften verfügte und zudem die Rohstofflage ein gleichzeitiges aufrüsten von Panzerwaffe und Marine nicht erlaubte um bis 1945 soweit sein zu können.
Deswegen hatte das NS Regime auch seine Krallen nach Polen ausgestreckt, um an zusätzliche Ressourcen und Produktionskapazitäten zu kommen.

Von der Wiederbewaffnung ab 1935 , profitierte vor allem die mittelständische Wirtschaft.

Das war auch der Hauptgrund das bis 1943 keine Massen an standardisierten Waffen, Gerät. Fahrzeugen, Flugzeugen in die Wehrmacht eingeführt werden konnten.
Mit mittelständischer Wirtschaft in hunderten Betrieben mit hunderten unterschiedlichen Konfigurationen und Produktionsschritten kann man keine Massenanfertigung machen.
Speer und Rpbert Ley müssen damals ein unglaubliches Koordinierungstalent an den Tag gelegt haben, um die Waffenherstellung von 1942 auf 1944 um 400 % zu steigern.

Das niegelnagelneue VW Werk Wolfsburg, was den KdF Volkswagen Käfer, herstellen sollte, dafür hatte die Wehrmacht keine Verwendung, und so ruhte die Produktion bis 1941. Bis man einen anderen Zweck für das VW Werk fand, V-Waffen Produktion - anfänglich V1 mit hohen Ausschuß.

RUMPEL
11.02.2015, 17:08
Mag sein, findest du nicht das ein solcher Brückenschlag ein bischen ot ist ? Ja. Natürlich ist er das. Aber politische Antizipation ist immer auch irgendwie off topic... bis zu dem Zeitpunkt, wo sie dann aktuell wird.

LOL
11.02.2015, 17:54
War die Ruestung Deutschlands 1939 auf einen Angriffskrieg ausgelegt?

Ach was, die Nazis waren doch Pazifisten und Islam bedeutet ja auch Frieden....

Rhino
11.02.2015, 19:00
Von der Wiederbewaffnung ab 1935 , profitierte vor allem die mittelständische Wirtschaft.
Und dazu sollte man die Rede zu dem Thema kennen:
https://archive.org/details/AdolfHitlerWiedereinfuehrungDerWehrpflicht1935-05-21



Das war auch der Hauptgrund das bis 1943 keine Massen an standardisierten Waffen, Gerät. Fahrzeugen, Flugzeugen in die Wehrmacht eingeführt werden konnten.
Mit mittelständischer Wirtschaft in hunderten Betrieben mit hunderten unterschiedlichen Konfigurationen und Produktionsschritten kann man keine Massenanfertigung machen.
Speer und Rpbert Ley müssen damals ein unglaubliches Koordinierungstalent an den Tag gelegt haben, um die Waffenherstellung von 1942 auf 1944 um 400 % zu steigern.

Es gab doch durchaus einige standardisierte Munition, Fahrzeuge und Waffensysteme?!

Wenn das dezentral und mittelstaendisch organisiert ist, bedeutet das nicht unbedingt nur Nachteile. Dadurch wird z.B. die Moeglichkeit von mehr Innovation geschaffen.



Das niegelnagelneue VW Werk Wolfsburg, was den KdF Volkswagen Käfer, herstellen sollte, dafür hatte die Wehrmacht keine Verwendung, und so ruhte die Produktion bis 1941. Bis man einen anderen Zweck für das VW Werk fand, V-Waffen Produktion - anfänglich V1 mit hohen Ausschuß.
Dazu wiederum interessant was Hitler zu Mannerheim sagte:
https://archive.org/details/HitlerSprichtZuMannerheimsGeburtstag

charger
11.02.2015, 20:28
Ja. Natürlich ist er das. Aber politische Antizipation ist immer auch irgendwie off topic... bis zu dem Zeitpunkt, wo sie dann aktuell wird.

Das halte ich für irrrationales Kopfkino, und mehr nicht.

Panther
11.02.2015, 21:05
Es gab doch durchaus einige standardisierte Munition, Fahrzeuge und Waffensysteme?!

Wenn das dezentral und mittelstaendisch organisiert ist, bedeutet das nicht unbedingt nur Nachteile. Dadurch wird z.B. die Moeglichkeit von mehr Innovation geschaffen.


Mauser konnte von Anfang bis zum Ende des Krieges noch nicht einmal den Verbrauch der Munition ausgleichen.

Ja, die Innovationen hat man gesehen. Zig Dutzende innovative Projekte alleine bei der Luftwaffe, aber nur wenige kamen überhaupt über das Prototypenstadium, weil jeder für sich entwickelte.
Bei den Alliierten arbeiteten Engländer und US Amerikaner seit Anfang der 1930er eng zusammen bei Enwticklung von Jagdflugzeugen, Bomber und Kampfflugzeugen.

So konnte während des Krieges, die jeweils andere Seite sich glänzend abwechseln und ergänzen.

RUMPEL
11.02.2015, 22:18
Das halte ich für irrrationales Kopfkino, und mehr nicht. Könnte es sein. Aber die möglichen "Kriegsparteien" interessiert es einen Scheiß, was du meinst oder glaubst.

charger
11.02.2015, 22:21
Na dann träum was süßes...

Wolf Fenrir
11.02.2015, 22:25
Mauser konnte von Anfang bis zum Ende des Krieges noch nicht einmal den Verbrauch der Munition ausgleichen.

Ja, die Innovationen hat man gesehen. Zig Dutzende innovative Projekte alleine bei der Luftwaffe, aber nur wenige kamen überhaupt über das Prototypenstadium, weil jeder für sich entwickelte.
Bei den Alliierten arbeiteten Engländer und US Amerikaner seit Anfang der 1930er eng zusammen bei Enwticklung von Jagdflugzeugen, Bomber und Kampfflugzeugen.

So konnte während des Krieges, die jeweils andere Seite sich glänzend abwechseln und ergänzen.Auch eine glänzende Absprache und Produktion von Waffen hätte England und USA nichts genutzt, hätten sie wie Deutschland gegen 3 - 4 Gegner auf einmal Kämpfen müssen...
PS: Zugegeben das Deutsche Reich war an dem Mehrfrontendkrieg selber schuld.

Rhino
11.02.2015, 22:55
Auch eine glänzende Absprache und Produktion von Waffen hätte England und USA nichts genutzt, hätten sie wie Deutschland gegen 3 - 4 Gegner auf einmal Kämpfen müssen...
PS: Zugegeben das Deutsche Reich war an dem Mehrfrontendkrieg selber schuld.
Wie kommst Du darauf?

Nereus
12.02.2015, 01:22
Könnte es sein. Aber die möglichen "Kriegsparteien" interessiert es einen Scheiß, was du meinst oder glaubst.
Nicht ärgern, vielleicht ist auch nur ein Robo unterwegs? Es sollen hier nehrere eingefallen sein:

http://politikforen.net/showthread.php?147237-Krisenherd-Ukraine&p=7712824&viewfull=1#post7712824

Leseratte
12.02.2015, 08:38
Hier ein Verweis zur Hoßbach-Niederschrift

http://de.scribd.com/doc/39007700/H-Frhr-von-Greim-Die-Ho%C3%9Fbach-Niederschrift-2010-14-S

Hier einer zur Gleiwitzer-Sendeaffäre

http://de.scribd.com/doc/45314795/H-Frhr-von-Greim-Die-Wahrheit-uber-die-Gleiwitzer-Senderaffare-2010-S-14

Wolf Fenrir
12.02.2015, 19:41
Wie kommst Du darauf?Weil ich Ahnung hab !!!

Seligman
12.02.2015, 19:46
Weil ich Ahnung hab !!!

OAhae!? :ja:

Die Wehrmacht ist einem russischem Angriff nur kurz zuvorgekommen. Die Sowjets haben so gut wie nichts fuer ihre Verteidigung geplant. Die sowjetische Armee war ausschliesslich auf Angriff getrimmt.

Wolf Fenrir
12.02.2015, 20:04
OAhae!? :ja:

Die Wehrmacht ist einem russischem Angriff nur kurz zuvorgekommen. Die Sowjets haben so gut wie nichts fuer ihre Verteidigung geplant. Die sowjetische Armee war ausschliesslich auf Angriff getrimmt.Ich habe vielleicht mehr Sympathien für das 3. Reich wie du.
Aber in dem Punkt verfällst du der Propaganda! Der Russe hatte nicht vor das DR zu überfallen !!!
Den Bockmist haben wir schon selbst gemacht, und wie dumm war Hitler nach dem Einmarsch in Russland auch noch dem Amerikaner den Krieg zu erklären ???:crazy:
Er hatte doch die schlimmen Erfahrungen aus dem 1. WK eines Zweifrontenkrieges...
Hitler war eine Strategische 0 Nummer !!! Er hätte die Kriegsführung der Generalität überlassen sollen!!!

Wie es unsere Gegner taten. Dann wäre die Geschichte eine andere !!!...

Muninn
12.02.2015, 20:08
Ich habe vielleicht mehr Sympathien für das 3. Reich wie du.
Aber in dem Punkt verfällst du der Propaganda! Der Russe hatte nicht vor das DR zu überfallen !!!
Den Bockmist haben wir schon selbst gemacht, und wie dumm war Hitler nach dem Einmarsch in Russland auch noch dem Amerikaner den Krieg zu erklären ???:crazy:
Er hatte doch die schlimmen Erfahrungen aus dem 1. WK eines Zweifrontenkrieges...
Hitler war eine Strategische 0 Nummer !!! Er hätte die Kriegsführung der Generalität überlassen sollen!!!

Wie es unsere Gegner taten. Dann wäre die Geschichte eine andere !!!...

Dazu passen doch die Zitate von Sun Tzu.


Der Sieg ist der Grund des Feldherrn, zu sein – sein Leben, sein Elixier der Existenz. Niemand der Herrscher selbst nicht einmal, darf dem General dies rauben. So aber auch darf der Herrschende eine Armee nicht in den Kampf ziehen lassen, wenn sein General weiß, dass eine Niederlage droht. Dies nämlich heiße, Blut und Leben zu geben ohne Sinn und Nutzen; nicht für das Reich, nicht für das Volk und nicht für den Herrscher. Der Herrschende also legt nur die Politik fest, die zum Kriege führen mag oder nicht, er fertigt den Rahmen und gibt die Gründe für die Schlacht. Dann aber ist er seiner Bedeutung enthoben.


Der General, der vorrückt, ohne nach Rum zu streben, der sich zurückzieht, ohne Schande zu fürchten, der, dessen einziger Gedanke es ist, dem Lande Schutz und dem Herrscher guten Dienst zu tun, der aber ist das Juwel des Reiches.

Im Land des Feindes musst du Menschen durch freundliche Behandlung für dich gewinnen und als Spione benutzen. Sei gütiger als deren Herrscher es war, und du wirst in deinem Anliegen erfolgreich sein.

Sun Tzu

Wolf Fenrir
12.02.2015, 20:22
Dazu passen doch die Zitate von Sun Tzu.Ein sehr , sehr , sehr weiser Chinese !!!

Lichtblau
12.02.2015, 20:23
OAhae!? :ja:

Die Wehrmacht ist einem russischem Angriff nur kurz zuvorgekommen. Die Sowjets haben so gut wie nichts fuer ihre Verteidigung geplant. Die sowjetische Armee war ausschliesslich auf Angriff getrimmt.

und was dachte die sowj führung über den deutschen aufmarsch?

Muninn
12.02.2015, 20:31
und was dachte die sowj führung über den deutschen aufmarsch?

Der Führer der SU hatte gerade einen großen Teil seiner militärischen Führung gesäubert. Vom Rest war keiner bereit ernsthaft Stalin zu wiedersprechen.

https://www.youtube.com/watch?v=87jQ6uJjLbc

Abendstern
12.02.2015, 21:04
Hier ist das gut zusammengefasst

https://einedeutscheweise.wordpress.com/tag/schukow/


Hitlers Präventivschlag am 22. Juni zwang Stalin zur Flucht in eine Legende. Man sei auf sowjetischer Seite auf den Krieg nicht vorbereitet gewesen, außerdem hätte die Rote Armee nicht genügend Panzer gehabt. Mit einem Wort: die Faschisten überfielen einen Friedensstaat.
Die Wahrheit ist, und sie wird von Viktor Suworow aufgedeckt, daß die Rote Armee am 22. Juni 1941siebenmal mehr Panzer hatte als die Wehrmacht an der Ostfront: 24 000 Tanks mit dem roten Stern, 3410 Kampfwagen mit dem Balkenkreuz. Suworow: “Diese Zahl läßt sich an Hand beliebiger Quellen nachprüfen. Die Akten des deutschen Oberkommandos befinden sich in der Stadt Podolsk bei Moskau”. (Seite 117)


Hohe Befehlshaber der Roten Armee, viele der obersten Stäbe gerieten bereits in den ersten Tagen des Krieges in deutsche Gefangenschaft, weil sie nicht auf eine Verteidigung vorbereitet waren. Sie gerieten auch deshalb in Gefangenschaft, weil ihr Kartenmaterial das deutsche Gebiet zeigte, nicht aber das sowjetische. In Suworows Buch findet sich ein diesbezügliches Bild: Jakow Dschugaschwili, Stalins Sohn, als Kriegsgefangener bei einer deutschen Luftwaffeneinheit. Er sitzt und raucht eine Zigarette des Feindes, vor ihm steht ein Glas mit Rotwein. Ernst und nachdenklich das Gesicht des jungen Offiziers. Er befehligte die 5. Batterie des 14. Haubitzenregiments der 14. Panzerdivision des 7. mechanisierten Korps. Auf Befragen deutscher Offiziere, die ihn höflich, ja fast freundschaftlich behandelten, gab er zu: “Wir hatten Karten von Deutschland, aber keine Karten des sowjetischen Territoriums. Ohne Karten kann die Artillerie nicht schießen.”


Es sei unmöglich, argumentiert Suworow, ein mechanisiertes Korps, das 1031 Panzer, 358 Geschütze und Minenwerfer, 255 Panzerautos, 352 Zugmaschinen, 5165 Lkw sowie 36 080 Soldaten, Unteroffiziere und Generäle umfaßt, innerhalb von drei Tagen vom Moskauer Militärbezirk in den Westlichen Besonderen Militärbezirk zu verlegen. Das sei sogar unter normalen Bedingungen unmöglich. Suworow weiter:“Nicht nur das 7. mechanisierte Korps wurde heimlich an die Grenze verlegt …. Aus dem gleichen Moskauer Militärbezirk wurde auch das 21. mechanisierte Korps von Generalmajor D. D. Leljutschenko in den Westlichen Besonderen Militärbezirk verlegt – jenem General, den der General der 22. Armee (die gleichfalls heimlich aus dem Ural hierher verlegt worden war) um eine Karte gebeten hatte”. (Gemeint ist eine Karte des weißrussischen Territoriums!)
Suworow schlußfolgert: “Das 7. mechanisierte Korps hatte seine Verladung also vor dem 22. Juni begonnen. Vor dem deutschen Angriff.” (Seite 234)

Seligman
12.02.2015, 22:02
Hier ist das gut zusammengefasst

https://einedeutscheweise.wordpress.com/tag/schukow/





Danke fuer die Aufklaerung.

Löwe
12.02.2015, 22:13
OAhae!? :ja:

Die Wehrmacht ist einem russischem Angriff nur kurz zuvorgekommen. Die Sowjets haben so gut wie nichts fuer ihre Verteidigung geplant. Die sowjetische Armee war ausschliesslich auf Angriff getrimmt.

Sicher, bei 3 Mann für 1 Kalaschnikow, man waren die getrimmt.:isgut::vogel:

Seligman
12.02.2015, 22:30
Sicher, bei 3 Mann für 1 Kalaschnikow, man waren die getrimmt.:isgut::vogel:

Fuer Finnland schien es ihnen wohl ausreichend. Rumaenien konnten sie ebenfalls besetzen.


Die Weichenstellung zur Konfrontation erfolgte im November 1940, als Außenminister Wjatscheslaw Molotow in Berlin weilte und unverblümt die sowjetischen Forderungen präsentierte: Gewinnung Finnlands und der restlichen Bukowina, Einbeziehung Bulgariens in die eigene „Sicherheitszone“ und Errichtung von Stützpunkten auf den Dardanellen. Außerdem meldete er Interesse an Ungarn, Jugoslawien, Griechenland, dem deutsch besetzten Teil Polens und an der freien Durchfahrt durch die Ostseeausgänge an. Da er sogar das geheime Zusatzprotokoll vom 23. August 1939 für obsolet erklärte, entstand bei Adolf Hitler der zwingende Eindruck, bei Erfüllung der Forderungen unausweichlich in die Abhängigkeit von Josef Stalin zu geraten. Mit dieser Aussicht konnte sich ein Staat, der um seine Großmachtstellung kämpfte, nicht abfinden. Es handelte sich also beim deutschen Angriff keineswegs um einen „Überfall“, und man war nicht mehr an das geheime Zusatzprotokoll vom 23. August 1939 samt der Interessengrenze zwischen beiden Staaten gebunden, da Molotow dieses Protokoll als hinfällig bezeichnet hatte. Obendrein hatte die Sowjetunion diese Interessengrenze durch die Besetzung der Nordbukowina im Juni 1940 selbst verletzt.

Die Rote Armee wurde von rund zwei Millionen Mann im Jahre 1938 auf 6,5 Millionen bis zum Frühjahr 1941 verstärkt.“

Abendstern
12.02.2015, 22:53
Sicher, bei 3 Mann für 1 Kalaschnikow, man waren die getrimmt.:isgut::vogel:

Ja klar mit einer Kalaschnikow haben die die Mannerheim-Linie überwunden......

mal davon abgesehen, wenn die, die nicht mehr wollten oder konnten, dann von hinten von den Kommissaren erschossen wurden, kamen schon die nächsten angetrabt.... Personal hatten die ...
aber sie hatten auch Material, wie die Litvinov Dokumente zeigen (sind im Netz offenbar nicht mehr zu finden)


Mit 22 tausend sowj. Panzer gegen 3500 deutsche Panzer wo gerade mal von den 3500 etwa 700 den Namen Panzer überhaupt verdienen kann man kaum die Sowjetunion angreifen.Die Allierten, insbesondere natürlich die USA, lieferten z.B. über 50 % des gesamten Kriegsbedarfs der Sowjetunion an Sprengstoffen, Flugbenzin, Kupfer, Aluminium und Gummireifen, 30 % aller Militärfahrzeuge, 2000 Lokomotiven, über 11000 Güterwaggons und riesige Mengen an Lebensmitteln. Die Verträge wurden bereits vor 1933 gemacht (siehe Litvinov)

Seligman
12.02.2015, 22:58
und was dachte die sowj führung über den deutschen aufmarsch?

In den ersten Tagen dachten sie sich sicher "Scheisse, jetzt haben uns die Deutschen 6000 Panzer weggenommen."

Rede vor den Absolventen der Kriegsakademie, n am 5. Mai 1941(Das war vor Barbarossa)
Sagte Stalin:

„Die Ära der Ausweitung der Grenzen der Sowjetunion mit Waffengewalt hat begonnen. Der Plan des Krieges ist bei uns fertig [ ... ] Es ist Zeit einzusehen, daß nur eine entscheidende Offensive, nicht aber eine Defensive zum Sieg führen kann. Es lebe die aktive Kriegspolitik des Sowjetstaates. [ ... ] Der Plan des Krieges ist bei uns fertig. Flugplätze sind gebaut. Landeplätze und Flugzeuge der 1. Linie befinden sich schon dort. Alles zur Bereinigung des rückwärtigen Gebietes ist getan, alle fremden Elemente sind entfernt. Folgerung: Im Laufe der nächsten zwei Monate können wir den Kampf mit Deutschland beginnen.“
http://www.versandbuchhandelscriptorium.com/angebot/1139vier.html

Brathering
12.02.2015, 23:03
In den ersten Tagen dachten sie sich sicher "Scheisse, jetzt haben uns die Deutschen 6000 Panzer weggenommen."

Rede vor den Absolventen der Kriegsakademie, n am 5. Mai 1941 sagte Stalin: (Das war vor Barbarossa)


http://www.versandbuchhandelscriptorium.com/angebot/1139vier.html


Ich ersetze mal die Quelle, weil Thadden nicht gefällt:
Gustav Hilger: Wir und der Kreml. Deutsch-sowjetische Beziehungen 1918–1941. Erinnerungen eines deutschen Diplomaten. Alfred Metzner, Frankfurt/M. 1955, S. 307f

Der genaue Wortlaut ist nicht bekannt, rekonstruiert wurde die Rede durch drei gefangene höhere Offiziere.

Abendstern
12.02.2015, 23:41
In den ersten Tagen dachten sie sich sicher "Scheisse, jetzt haben uns die Deutschen 6000 Panzer weggenommen." :schreck:Haha...



Zudem Zeitpunkt hätten gar nicht genug Deutsche zur Verfügung gestanden, um den "Lebensraum im Osten" zu bevölkern. Statt "Volk ohne Raum" hätte man "Raum ohne Volk" gehabt. Es gab ca. 40 Mio Deutsche auf dem doppelten Raum wie heute, wo es 85 Millionen gibt (auf der Hälfte). Eine Ausdünnung der Bevölkerung hätte den Weg zu Wohlstand mächtig gehemmt, zumal jede Hand gebraucht wurde.

Brathering
12.02.2015, 23:47
:schreck:Haha...



Zudem Zeitpunkt hätten gar nicht genug Deutsche zur Verfügung gestanden, um den "Lebensraum im Osten" zu bevölkern. Statt "Volk ohne Raum" hätte man "Raum ohne Volk" gehabt. Es gab ca. 40 Mio Deutsche auf dem doppelten Raum wie heute, wo es 85 Millionen gibt (auf der Hälfte). Eine Ausdünnung der Bevölkerung hätte den Weg zu Wohlstand mächtig gehemmt, zumal jede Hand gebraucht wurde.



39 waren es 80 Millionen Einwohner, davon 3 im Sudetenland und 7 in Österreich.
Nur als Nachtrag da 40 sehr untertrieben ist.
Raum mangelte durch nicht ausgereifte landwirtschftliche Techniken, die BRD kann locker zehn mal so viele Menschen ernähren wie das damalige Reich.
Raum war aber durchaus vorhanden vor Barbarossa.

Rhino
12.02.2015, 23:54
39 waren es 80 Millionen Einwohner, davon 3 im Sudetenland und 7 in Österreich.
Nur als Nachtrag da 40 sehr untertrieben ist.
Raum mangelte durch nicht ausgereifte landwirtschftliche Techniken, die BRD kann locker zehn mal so viele Menschen ernähren wie das damalige Reich.
Raum war aber durchaus vorhanden vor Barbarossa.
Mit den Zahlen scheinst Du Recht zu haben.

Allerdings "ernaehrt" die BRD durch die Einfuhr von Nahrungsmitteln. Ohne das kann es durchaus knapp werden.

Lichtblau
12.02.2015, 23:58
In den ersten Tagen dachten sie sich sicher "Scheisse, jetzt haben uns die Deutschen 6000 Panzer weggenommen."

Rede vor den Absolventen der Kriegsakademie, n am 5. Mai 1941(Das war vor Barbarossa)
Sagte Stalin:

http://www.versandbuchhandelscriptorium.com/angebot/1139vier.html

nein vorher.

was nahm die sowj führung über das deutsche verhalten an, wenn man annimmt sie wollte angreifen.


da gibts 3 möglichkeiten:

a) die sowj führung rechnete mit einer völligen überraschung
b) sie rechnete mit einem deutschen präventivschlag
c) die sowj führung rechnete mit defensiver verteidigung der deutschen


a) ist unwahrscheinlich, da der deutsche aufmarsch an der grenze offenkundig war
b) dann braucht sie gar nicht selbst anzugreifen, dann muss sie lediglich angriffsabsichten vortäuschen
c) ist der einzige fall, mit dem die klassische enge präventivkriegsthese haltbar ist. Aber kann man wirklich davon ausgehen die Sowjets nehmen an, der deutsche Aufmarsch sei defensiv bei einer offensiven Armee wie der Wehrmacht?
da fehlt auch der deutsche Stellungsbau und eine Tiefenstaffelung der Kräfte.

Ergo: die klassische enge präventivkriegsthese ist in sich vollkommen unlogisch, weil sie die sowj perspektive überhaupt nicht berücksichtigt.

haltbar ist nur ein langzeitstrategischer Präventivkrieg.

Löwe
12.02.2015, 23:59
:schreck:Haha...



Zudem Zeitpunkt hätten gar nicht genug Deutsche zur Verfügung gestanden, um den "Lebensraum im Osten" zu bevölkern. Statt "Volk ohne Raum" hätte man "Raum ohne Volk" gehabt. Es gab ca. 40 Mio Deutsche auf dem doppelten Raum wie heute, wo es 85 Millionen gibt (auf der Hälfte). Eine Ausdünnung der Bevölkerung hätte den Weg zu Wohlstand mächtig gehemmt, zumal jede Hand gebraucht wurde.





http://politikforen.net/images/misc/quote_icon.png Zitat von Seligman http://politikforen.net/images/buttons/viewpost-right.png (http://politikforen.net/showthread.php?p=7716050#post7716050)
In den ersten Tagen dachten sie sich sicher "Scheisse, jetzt haben uns die Deutschen 6000 Panzer weggenommen."

Rede vor den Absolventen der Kriegsakademie, n am 5. Mai 1941 sagte Stalin: (Das war vor Barbarossa)
Ja klar mit einer Kalaschnikow haben die die Mannerheim-Linie überwunden......

mal davon abgesehen, wenn die, die nicht mehr wollten oder konnten, dann von hinten von den Kommissaren erschossen wurden, kamen schon die nächsten angetrabt.... Personal hatten die ...
aber sie hatten auch Material, wie die Litvinov Dokumente zeigen (sind im Netz offenbar nicht mehr zu finden)


Sagt mal ihr Hirnis, was macht ihr da? Mal wieder Geschichtsverfälschung? Wohl vergessen wer wen angegriffen hat, oder doch nur verleugnen? Zu den Angreifern zählten ebenso Finnland und Rumänien. Fahrt erstmal nach Russland und schaut euch an was sie dort angerichtet haben. Zur Klarstellung weise ich nochmal auf 29 Mio SU-Bürger hin, die ihr Leben verloren.

Brathering
13.02.2015, 00:00
Mit den Zahlen scheinst Du Recht zu haben.

Allerdings "ernaehrt" die BRD durch die Einfuhr von Nahrungsmitteln. Ohne das kann es durchaus knapp werden.

Das liegt an dem was und wie angebaut wird. Man mag heute exotische Nahrungsmittel und es lohnt sich nur bestimmte Sachen anzubauen und auch zu Exportieren andere werden halt eingeführt.
Und mit dem zehn Mal so viel meinte ich im theoretischen Extremfall, wenn es sein muss und alles unbewohnte für kompakte Nahrung genutzt wird.
Das ist heute durch Dünger leicht möglich, früher hatten die halt Glück oder Pech beim Boden.

Brathering
13.02.2015, 00:03
Sagt mal ihr Hirnis, was macht ihr da? Mal wieder Geschichtsverfälschung? Wohl vergessen wer wen angegriffen hat, oder doch nur verleugnen? Zu den Angreifern zählten ebenso Finnland und Rumänien. Fahrt erstmal nach Russland und schaut euch an was sie dort angerichtet haben. Zur Klarstellung weise ich nochmal auf 29 Mio SU-Bürger hin, die ihr Leben verloren.

Manchen Sachen widerspreche ich ja, wenn die Argumentation zu motiviert ist, wie bei Schulze. (wobei ich das Thema in einem anderen Strang zum Erbrechen durch hatte)
Die Stalinrede ist jedoch interessant und hat mehr Hand und Fuß. (hat mich selbst überrascht)
Für mich ist es logisch, dass Deutschland zuerst schoss und Russland im kommenden Jahr nicht angegriffen hätte, der Rest jedoch...