Westerwelle war nur noch amtierend. Er legte seinem Nachfolger sozusagen ein persönliches Ei ins Nest.
Die nachfolgende Bundesregierung, inkl. Steinmeier, ist von der Einmischung in ukrainische Angelegenheiten nicht zu entlasten, aber Steinmeier übernahm praktisch einen laufenden eigendynamischen Prozess. Er hätte mit Janukowitsch ja keine geordnete Übergabe verhandeln müssen, sondern die Dinge auch einfach laufen lassen können. Zum US-Putsch wäre es mutmaßlich trotzdem gekommen (Nuland-Telefonat). Den CDU-Mann Klitschko brachten die Deutschen ja gerade noch so am Katzentisch unter.
Dass Steinmeier durch seine Verhandlung Janukowitsch de facto zum Stillhalten gezwungen hat und damit den Putsch begünstigte, ist sicher richtig. Wenn man fragt, ob genau das von Steinmeier gewollt war, dann denke ich: eher nicht, sondern riskanter Einsatz und verloren (All-in).
Janukowitsch Feigheit vorzuwerfen, ist problematisch. Der Westen verbot ihm ja praktisch jeden Einsatz von Gewalt zur Unterbindung der Proteste. Hätte er trotzdem durchgegriffen, wäre er für die "Wertegemeinschaft" der neue Hitler geworden. Für Janukowitsch eine Lose-lose-situation.