
Zitat von
Dragus
Exilregierungen gibt es wie Sand am Meer, die Frage ist, ob sie reale Macht haben. Die Exilregierung der FSA hat keine reale Macht, sie kontrolliert vielleicht 10-15% Syriens. Ich ging auch nie davon aus, das sie ganz Syrien wird erobern können (ohne direkte Intervention der Nato), sondern das sie durch Sabotage und Guerillaaktionen die Zentralregierung ökonomisch und militärisch so weit schwächen wird, das die Alawiten, gemäßigte und radikale Sunniten, Kurden und Christen letztlich eigene Milizen aufstellen werden, die keine gesamt syrischen Interessen mehr vertreten. Daher geht z.Bsp. auch Russland davon aus, das der Bürgerkrieg in Syrien noch sehr lange dauern wird und das Land vermutlich zerfällt, wenn man ihn nicht stoppt. Auch die Nato geht davon aus. Aber man hat halt unterschiedliche Interessen. Was Libyen an geht, da gab es keine Kurden und Türkei, keine alawitische Oberschicht, keinen isralischen Nachbarn, keine Hizbollah, keine unmittelbaren russischen oder iranischen Interessen. Es gab nur die Nato, den herrschenden Stamm Gaddafis und seine Stammeskonkurrenten, die mit saudischer und Nato-Hilfe auf dessen Sturz hin arbeiteten.
Die Lage in Syrien ist wesentlich komplizierter. Die SAA kann nicht gewinnen, so lange weiter Guerilla ins Land sickert. Stürzt Assad, dreht sich das Blatt nur um, dann kann die FSA nicht gewinnen, so lange iranische Guerilla ins Land strömt und sich die Kurden und Alawiten autonom verteidigen, sind zusammen immerhin 25% der Bevölkerung. Die Sunniten machen ja nur 60% aus, von denen maximal die Hälfte die Muslimbrüder stützen dürfte. Das reicht nicht zum regieren, wenn es Nachbarländer oder große autonome Bevölkerungsgruppen gibt, die sich nicht unterwerfen wollen. Die Nachbarländer Libyens waren Gaddafi gegenüber ausnahmslos abgeneigt, er hatte es sich mit allen verscherzt, auch mit Russland und China, daher kämpfte er alleine und mit seinem Sturz was das System hinüber, waren ohnehin alles Sunniten. In den Nachbarländern kommen nun teils durch demokratische Wahlen die Islamisten an die Macht, die Menschen dort wollen die Sharia - die Syrer offenbar nicht und sie haben dabei Unterstützung von außen. Daher kann es durchaus noch zehn Jahre weiter gehen, wie im Irak. Eine machtlose Zentralregierung und autonome Gebiete mit eigenen Milizen . . . ist halt meine Einschätzung. In diesem Umfeld ist die Frage durchaus berechtigt, wie der Iran seine Interessen dann einbringen wird.