Stern / 12.12.2022
HYBRIDFAHRZEUG "FERING PIONEER"
Geländewagen will alle Rekorde brechen – und mit einer Ladung 7000 Kilometer weit fahren
Leistungsstarke Elektroautos haben heutzutage eine Reichweite von über
500 Kilometern. Der "Pioneer" des
britischen Unternehmens Fering will hingegen stolze
7000 Kilometer weit kommen. Der Geländewagen soll
klimafreundlich sein und unter
jeden Gegebenheiten fahren können.
Von Berlin bis zur indischen Hauptstadt Neu-Delhi – etwa so weit will das Auto von Fering mit
einer Tankfüllung und
einer Batterieladung fahren können. Das
britische Start-up hat mit dem "Pioneer" einen Prototypen entwickelt, der mit der
Kombination einer
Antriebsbatterie und einem
kleinen Verbrennungsmotor eine enorme Reichweite schaffen soll:
7000 Kilometer.
Die rein elektrische Reichweite des "Pioneer" beträgt bloß
80 Kilometer. Allerdings ist ein
3-Zylinder-Verbrennungsmotor mit
800 Kubikzentimetern Hubraum verbaut, welcher den erforderlichen Strom für lange Strecken erzeugen soll. Zudem wird etwa beim Bremsen Energie zurückgewonnen. Der
Verbrennungsmotor wird mit
Biodiesel betrieben und soll damit umweltfreundlich sein.
Schließlich verspricht der Hersteller das "umweltfreundlichste netzunabhängige Fahrzeug der Welt".
Die Nutzlast des Hybridfahrzeugs beträgt 1,5 Tonnen. Die gleiche Angabe macht Fering für das Leergewicht des Fahrzeugs. Damit ist das Gewicht vergleichsweise gering, was der Hersteller etwa durch einen Fahrzeugrahmen aus einer Aluminiummischung und Verbundwerkstoffen erreicht haben will. Die Bauweise soll sich positiv auf die Beschleunigung, den Energieverbrauch und damit auf die Reichweite auswirken. Zugleich versprechen die Briten eine
maximale Rahmenstabilität.
Geländewagen soll "überall und zu jederzeit" fahren können
Der Firmengründer
Ben Scott-Geddes, ein ehemaliger
Formel-1-Ingenieur bei
Ferrari und
McLaren, wollte ein Fahrzeug entwerfen, mit dem man die Welt umrunden kann – auch etwa eine 4000 Kilometer lange Strecke übers zugefrorene Meer von Kanada nach Russland.
Entstanden ist der "Pioneer", welcher als Expeditionsfahrzeug genauso durch die Polarregionen wie durch die Wüste fahren können soll. Kurzum: der Pick-up soll "überall und zu jederzeit" eingesetzt werden, "den Globus mit geringerem Aufwand durchqueren" können. Und da braucht man eben ausreichend Strom.
Statt einer
Lithium-Ionen-Batterie setzt Fering deshalb auf eine
Lithium-Titan-Oxid-Batterie. Sie soll eine "außergewöhnliche Leistung über eine lange Lebensdauer" bieten und
extreme Wetterbedingungen überstehen können. Außerdem lässt sie sich in ihre Einzelteile
zerlegen, wodurch sich der Strom beispielsweise auf einem
Campingplatz oder in einer
Forschungsstation nutzen lassen soll.
Damit auch kein Gewässer zum Hindernis wird, besitzt das Hybridfahrzeug große Räder mit 22,5-Zoll-Felgen. Sie sollen dabei helfen, dass der "Pioneer" auch in den entlegensten Gebieten fahren kann. Die
beiden Elektromotoren und
Bremsscheiben sind
innenliegend montiert, was eine bessere Fahrt durch Schnee und Schlamm ermöglichen soll. Auch eine
Wassertiefe von bis zu
1,40 Meter und eine
maximale Steigung von
60 Prozent sollen das Fahrzeug nicht an der Weiterfahrt hindern.
Neben dem privaten Gebrauch soll der allradangetriebene Pick-up etwa auch für den Einsatz von Rettungsdiensten geeignet sein.
Dabei ist der "Pioneer" mit einem Drehmoment von 600 Newtonmetern nicht "größer als ein typischer Lieferwagen" und "kürzer als ein Ford Mondeo Kombi", heißt es von Fering. Das Fahrzeug ist rund 5,53 Meter lang, zwei Meter breit und 1,97 Meter hoch. Bei Bedarf lässt es sich um 36,5 Zentimeter höher sowie um 13,5 Zentimeter tiefer legen. Die Höchstgeschwindigkeit ist mit
125 km/h relativ niedrig. Weitere Daten zur Motorleistung als auch zur Größe des Dieseltanks werden allerdings noch nicht genannt.
Das Fahrzeug soll eine
unbegrenzte Lebensdauer haben, da es leicht zu reparieren und aufzurüsten sei. Sollte es im Fall eines Schadens dennoch nicht mehr repariert werden können, so soll deutlich weniger Material recycelt werden müssen als bei anderen Fahrzeugen seiner Art.
Weitere Prototypen sollen zur Kleinserienproduktion führen
Man kann den "Pioneer" zwar schon für umgerechnet rund 580 Euro unverbindlich reservieren, der Entwicklungsprozess ist aber noch nicht vollständig abgeschlossen. Nachdem Fering den ersten Prototypen vor rund einem Jahr präsentiert hatte, hat das Start-up nun seine erste Testphase abgeschlossen und sich die Finanzierung für die zweite Phase gesichert. Damit sollen
zwei weitere Prototypen gebaut werden könne. Der erste Prototyp soll für Prüfungen und Verbesserungen zerlegt werden. Vergangene Woche bestätigte Fering, dass das Unternehmen im nächsten Jahr mit der
Produktion der
ersten Kundenfahrzeuge beginnen wolle.
Ende 2023 oder Anfang 2024 soll dann die
Kleinserienproduktion starten. Wie viel der "Pioneer" kosten wird, ist noch nicht bekannt.
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