Ich muss oft schmunzeln, wenn ich solche Thesen höre. Der Chef meiner Mutter ist nach seiner Pensionierung regelmäßig mindestens immer an einem Sonntag im Monat mit seinem Lebensgefährten bei uns zum 5-Uhr-Tee vorbeigekommen (er war zur Hälfte Engländer und diesbezüglich traditionsbewusst). Da war ich so 8 Jahre alt und verstand natürlich nicht, was das für eine Konstellation war. Meine Mutter hat mich dann recht nüchtern über die banale Tatsache aufgeklärt, dass es manche Männer gebe, die Männer lieben, und manche Frauen, die Frauen lieben würden und als Paare zusammenlebten.
Damit war das Thema für mich eigentlich so ziemlich gegessen. Besagter Chef hat seinen Partner übrigens am Ende zu Hause gepflegt. Sie waren sich ein Leben lang treu, sprichwörtlich bis zum Tod, fast 40 Jahre lang. Als ich 10 war haben meine Mutter und ich eine gute Freundin in Hamburg besucht, die dort mit ihrer Lebensgefährtin zusammenlebte. So habe ich auch das lesbische Pendant kennengelernt. Vor drei Jahren war ich auf einer lesbischen Hochzeit, letztes Jahr auf der schwulen Hochzeit meines ältesten Freundes, den ich seit der zweiten Klasse kenne.
Was ich damit sagen will: Nach dieser geballten Ladung homosexueller Konfrontation, und zwar schon seit meiner Kindheit, müsste ich nach Meinung so mancher hier die personifizierte Tuckigkeit sein.
Trotzdem befinde ich mich in einer sehr glücklichen heterosexuellen Ehe mit 5 Kindern und begreife bis heute nicht, welche Probleme die Leute mit den paar Prozent Homosexuellen haben, die es in jeder Gesellschaft immer gab und geben wird. Aus irgendeinem Grund hat die Natur das so vorgesehen, und verglichen mit anderen Tierarten hält sich das bei uns auch noch sehr im Rahmen, würde ich mal meinen.