Das ganze Verfahren ist vom Zuschnitt her alt und letztlich überholt. In einigen Staaten ist es halbherzig modernisiert worden, in anderen gilt nach wie vor der Modus Operandi der schon galt, als die Staaten der Union beigetreten sind. Das ist alles kein Problem, so lange Wahlen einigermaßen klare Sieger und Verlierer haben, das bedeutet zwar nicht weniger Gezerre im Hintergrund, es spielt aber einfach keine Rolle, weil es das Ergebnis nicht mehr beeinflusst. Bis auf zwei Staaten haben alle das "winner takes all"-Prinzip, deswegen lässt sich erst dann auf ein Ergebnis tippen, wenn die Anzahl der noch nicht ausgezählten Stimmen kleiner ist, als der Vorsprung des führenden Kandidaten. Vorher gilt to close to call, so sehr das auch an den Nerven zerren mag.
Das ist das eine, und es erklärt - zumindest für mich - vollkommen hinreichend, wieso wir auch am Tag Drei nach der Wahl kein Ergebnis haben. Das heißt aber nicht, dass das System sicher vor Manipulation ist, und es hebelt das Prinzip der statistischen Wahrscheinlichkeit nicht aus. Ein Vorsprung von 14% ist in der Tat erst mal nichts, das man als sichere Bank betrachten kann. Es ist auch bekannt, dass Briefwähler traditionell eher für die Demokraten stimmen, weswegen eine Verschiebung bei Auszählung der Briefwahlstimmen nicht unwahrscheinlich ist und soweit erst mal keinen Verdacht erregen muss. Allerdings ist es doch sehr unwahrscheinlich, sogar hart an der Grenze zur Unmöglichkeit, wenn bei der Auszählung nicht eine Stimme für Trump anfällt, aber einige tausend für Biden. Es mag sein, dass dieser Eindruck durch nachlässige Berichterstattung entstanden ist, vielleicht hat man z.B. in Pennsylvania auch den Stimmenzähler für Biden aktualisiert, den für Trump aber schlicht vergessen.
Angesichts des Chaos, dass gerade die Briefwahl umgibt, ist es jedoch durchaus nachvollziehbar, zumindest für mich, dem Ergebnis zunächst zu misstrauen. Es gehört zu den Rechten jedes Bundesstaates selbst zu bestimmen, unter welchen Bedingungen Stimmen gültig sind, und unter welchen eben nicht. Das Problem dabei ist allerdings, dass ein Poststempel nicht schwer zu fälschen ist, das kommt im Rahmen von Mailfraud-Verfahren regelmäßig vor, und das es deswegen die Qualität eines Ergebnisses nicht erhöht, wenn man noch Stimmen zulässt, die bei Schließung der Wahllokale noch nicht vorgelegen haben. Dazu kommt, dass es in der Vergangenheit bereits nachgewiesene Versuche von Wahlbetrug mit solchen Stimmen gegeben hat, und das es da die Demokraten waren, die ihren Stimmanteil sehr kreativ zu vermehren versucht haben. Das muss übrigens nicht mal zentral von der jeweiligen Kampagne gesteuert werden, da genügt bereits die "Eigeninitiative" eher niederer Chargen.
Das einzige, was man aktuell sicher sagen kann ist, dass wir noch kein belastbares Ergebnis haben. Ich persönlich hoffe auch, dass es am Ende doch für Trump reichen wird, rechne nach den letzten zwei Tagen aber nicht mehr damit. Trotzdem hat Biden diese Wahl noch nicht gewonnen, und es wird zumindest bis weit in den Dezember dauern, bis die letzten Fragen in diesen Zusammenhang so endgültig beantwortet sind, dass man wirklich einen verlässlichen Sieger küren kann.







