Chinin – ein bitter schmeckendes Alkaloid
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Herkunft und Geschichte des Chinins
Es gibt viele Erzählungen rund um die Geschichte des Chinins. Die wohl bekannteste ist die der wunderschönen Gräfin del Chinchon. Sie war Frau des Vizekönigs Don Luis Fernandez de Cabrera Bobadilla y Mendoza von Chinchon. Im Jahr 1638 erkrankte sie in Peru an Malaria. Niemand wusste die Krankheit zu behandeln, geschweige denn zu heilen.
Bis ihrem Leibarzt ein Arzneimittel aus den nördlichen Anden einfiel: die
Chinarinde, Quinquina oder auch Rinde der Rinde genannt. Umgehend wurde die Rinde herbeigeschafft und zeigte ihre Wirkung rasch. Die schöne Gräfin wurde wieder gesund und ein neues Heilmittel war entdeckt. Den Ureinwohnern der Anden war die fiebersenkende Wirkungsweise offensichtlich schon länger bekannt. Allerdings nicht in Verbindung mit der Krankheit Malaria.
Chinin – das altbekannte Jesuitenpulver
Nach dieser wundersamen Heilung der schönen Gräfin begann der
Import von Chinarinde nach Europa. Vor allem die
Jesuiten bereicherten sich an dessen Handel. Sie hielten sich in dieser Zeit zum Schutz der Eingeborenen in Peru auf. Dort kamen sie mit Leichtigkeit an die begehrte Rinde heran. Der spanische Jesuit Juan de Lugo ließ die
Chinarinde dann im Jahr 1650 patentieren. Er verkaufte sie unter dem Namen „Jesuitenpulver“. Doch trotz alledem: Kaum jemand wusste bis ins 20. Jahrhundert hinein, dass eigentlich nur ein Bestandteil aus der Chinarinde, nämlich das
Alkaloid Chinin, das eigentlich Heilmittel gegen Malaria war.
Von der Rinde zum Alkaloid
Einer dieser wenigen war Antoine François de Fourcroy. Von ihm wurde Chinin erstmals 1792 in unreinem Zustand hergestellt. Oder Pierre Joseph Pelletier und Joseph Bienaimé Caventou. Den beiden gelang es im Jahr 1820, Chinin durch Extraktion mit Alkohol aus der Chinarinde zu isolieren. Sie haben das Extrakt mit Kalilauge verdünnt. Was daraus entstand war ein bitter schmeckender, leicht gelblicher Niederschlag. Sie nannten diese Substanz Chinin. 1823 gewann dann der Apotheker Friedrich Koch in Oppenheim Chinin erstmals in industriellem Maßstab aus der Rinde. Im Jahr 1911 konnte schließlich Pictet die Konstruktion von Chinin aufklären. Bevor schlussendlich 1970
M. R. Uskokovic die
Totalsynthese des Alkaloids Chinin gelang.
Wirkung von Chinin
Das wohl bekannteste Einsatzgebiet des Wirkstoffes Chinin ist die Behandlung von Malaria. Vor allem bei der komplizierten Malaria Tropica. Chinin soll im Rahmen der Malaria-Behandlung die Bildung des Enzyms Hämpolymerase verhindern, auf das die Malaria-Erreger aber zwingend angewiesen sind. Wird dieses Enzym in den roten Blutkörperchen des Erkrankten mithilfe von Chinin abgebaut, so verschwindet allmählich auch die Malaria.
In Deutschland kam das Pulver erstmals offiziell 1916 zur Bekämpfung von Krämpfen zur Anwendung. Außerdem wurde es in früheren Zeiten häufig zur Fiebersenkung eingesetzt. Chinin soll vor allem fiebersenkend, aber auch schmerzstillend und bedingt betäubend wirken. Desweiteren soll es in seiner Zubereitung als Chinisulfat krampflösend wirken. Aus diesem Grund gilt es als optionale Behandlungsmöglichkeit bei nächtlichen Wadenkrämpfen: Allerdings in bei weitem geringeren Dosen als in der Behandlung von Malaria. Dabei wirkt das Chinin am Verbindungspunkt zwischen Muskelfasern und Nerven. Die Muskelfunktion wird dabei nicht beeinträchtigt. Nach vier bis 18 Stunden gilt Chininsulfat als im Körper wieder abgebaut.
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