Das mit dem emotionalen Abstand bezieht sich nur auf den Fall, daß das Volk im auserwählten Exilland mit einigem zeitlichen Abstand und vielleicht nicht ganz so rasant denselben Suizid beginge, wie die meisten Mittel-/Westeuropäer.
In einem Land wie Chile bspw. würde ich mich sehr wahrscheinlich nach einer gewißen Zeit als Teil der einheimischen Chilenen fühlen. Gleiches gilt vielleicht in vermindertem Maße für Argentinien. Ich habe in meiner Studienzeit viele Chilenen und einige Argentinier kennengelernt. Bei Argentinien habe ich etwas Bedenken, wegen der hohen Zuwanderung aus den ärmeren nördlichen Nachbarstaaten. Die Chilenen sollen (angeblich) gegenüber ihren ärmeren Nachbarn relativ "rassistisch" sein, im Sinne einer gesunden Abwehrhaltung gegenüber Armutszuwanderung. So wurde es mir jedenfalls vermittelt. Wie es um den gesunden Selbsterhaltungstrieb der Argentinier bestellt ist, weiß ich hingegen nicht.
Ein Land wie Ungarn könnte ich mir ebenfalls als neue Heimat vorstellen. Vielleicht auch Tschechien, Slowenien, Kroatien. Andererseits liegen diese unmittelbaren europäischen Nachbarn alle zu nah am mitteleuropäischen Krisenzentrum. Wer weiß, wie lange sie sich halten können.
Was den Begriff "Heimat" betrifft: Heimat muss etwas lebendiges sein. Alles, was ich in Deutschland als Heimat betrachte stirbt aber.
Wenn ich hier auf Radtouren alte Siedlungsspuren finde, wohlgemerkt solche, die gar nicht sooo alt sind sondern vielleicht nur so hundert Jahre alte verfallene Spuren, oder bspw. ein verfallener Gutshof, der noch bis in die frühen 60iger Jahre hinein bewirtschaftet wurde, oder alte Dorfkerne in sehr abgelegenen Dörfern, wo man in einzelnen Straßen den Eindruck hat, die Zeit wäre seit den 60igern/70igern stehengeblieben, dann macht sich in mir so eine bedrückende Friedhofsstimmung breit. So als ob vor mir eine Leiche eines geliebten Menschen liegt, die noch nicht ganz erkaltet ist. Er ist weg, einfach nicht mehr da, verschwunden. Was da liegt ist ja nur noch ein lebloser toter Körper. Aber man spürt es noch an der scheindenden restlichen Wärme des toten Körpers, das war wirklich mal ein lebendiges Wesen, er war echt und keine Einbildung und man kann es noch nicht ganz begreifen, daß er auf einmal nicht mehr da ist.
Das war hier mal ein gutes Land, in dem Menschen eine lebenswerte, hoffnungsvolle und sinnerfüllte Zukunft hatten und in dem sich menschliches Leid in erträglichen Grenzen hielt. Und nun wird alles in Eiltempo weggeschmissen, vernichtet, ausgelöscht.
Wenn ich also vor solchen relativ "jungen" verfallenden alten Siedlungsspuren stehe, komme ich mir vor wie in einem surrealen existentialistischen Film. Ich kann es kaum fassen, daß es tatsächlich mal eine Zeit gab, in dem man hoffnungsvoll in die Zukunft blicken konnte und in der nicht alle Zeichen auf Untergang und Verderben standen. Aber als Kleinkind habe ich davon noch so eine Art Sonnenuntergang ansatzweise erlebt und einen Hauch der Mentalität früherer Generationen Deutscher vernommen. Sie lebten ja noch. Eine Zeit, in der die Gesellschaft noch nicht so ein Haifischbecken war wie heute. Ich weiß also im Gegenteil zu denen, die erst in den 90igern geboren sind, daß da tatsächlich mal eine andere Welt existierte, ohne Masseneinwanderung, ohne ethnische Verdrängung, ohne erbitterte soziale Verteilunskämpfe und eine Zeit, in der sich Lüge und Wahrheit zumindest in den vielen Bereichen des öffentlichen Lebens noch eher die Waage hielten.
Ich habe sie also nur haarscharf verpasst. Aber nun ist diese Welt verschwunden, versunken in der Dimension der Zeit. Als hätte es sie nie gegeben. In den heutigen Deutschen kann ich sie nicht mehr erkennen. Was bleibt sind verwitternde Spuren in der Landschaft.
Alle physischen Spuren aus der Zeit vor dem einsetzenden Bevölkerungsaustausch, also sagen wir mal spätestens den frühen 60igern, das ist für mich Heimat. Auch noch die gelegentlich erkennbaren Reste alter Flurlandschaften aus der Zeit vor der großen Flurbereinigung gehören dazu. Auch noch gewiße Reste der früheren Mentalität, die durch einen gewißen Skrupel im sozialen Umgang miteinander geprägt war. Man prügelte sich zwar öfters, aber totale soziale Liquidierung und Vernichtung beruflicher Existenzen, das gab es kaum und es gab diese Charaktereigenschaft, zu wissen "was sich gehört".
Die Städte sind keine Heimat und die Neubaugebiete der Dörfer ebenfalls nicht. Und dieser Staat schon mal gar nicht.
Aber all diese Spuren sowie die Reste sind im Verfall begriffen. Die Kulturlandschaft wird zerstört und zersiedelt, alte Siedlungsspuren aus einer besseren Zeit verfallen logischerweise ganz von selbst immer mehr und was an neuem gebaut wird ist häßlich, auf Kurzlebigkeit ausgerichtet und auch die lebendigen Menschen werden physisch ausgetauscht, gegen Erithreer, Araber, Afrikaner, Afghanen,...
Und wenn man nur die Einheimischen isoliert betrachtet, stellt man fest, daß es unterm Strich nur den wenig sympathischen Milieus gelingt bestandserhaltende Geburtenraten aufrechterhalten.
Die deutsche Heimat ist eine Leiche. Man kann eine begrenzte Zeit neben einer Leiche sitzen, um sie zu betrauern, aber wenn das ein Dauerzustand wird, wird man krank und verliert seine eigene Lebenskraft.




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>>>>>> ... werde Deutschlandretter und wähle AfD ....


