Der Feind wird ständig angespornt. Er sieht unser Zögern. In der kapitalistischen Welt,- einer Welt der wirklichen Räuber, ist es einfach. Schlägst du nicht zurück, dann wird alles gegen dich aufgeboten, vom Polarbären bis hin zur letzten Kakerlake. Denn sie alle finden sich zusammen, um ein Stück von der Beute zu erhaschen.
Jetzt fühlt auch Moldawien, dass Russland nicht der Bär ist. Und so gehen sie daran zuzubeissen. Die Dreistigkeit Polens, die Dreistigkeit der baltischen Staaten, dies wird nur zunehmen, wenn wir uns zurückhalten und zu verhandeln versuchen.
Selbst wenn wir jetzt versuchen, die Unantastbarkeit Transnistriens diplomatisch zu gewährleisten, sagen und wiederholt jetzt sagen, dass wir für Transnistrien kämpfen werden, werden sie uns immer wieder in eine Falle treiben.
Erinnern wir uns noch an so einen “wundervollen” “Kosakenplan”, als wir die Unantastbarkeit Moldawiens anerkannten? Vergleichbar damit erkennen wir jetzt die Unantastbarkeit der Ukraine im Donbass an. Wundervoll! Eine legale Grundlage für die Intervention, denn wir stehen ausserhalb des alten Vertrags mit Moldawien, nicht wahr? Und wenn morgen das Parlament von Moldawien den Beschluss zur Aufkündigung dieses Vertrags fasst, haben wir nichts zu verstecken und müssen rechtlich die Truppen zurückziehen.
Frage: Aber Transnistrien betrachtet sich selbst als eine unabhängige Republik …
Igor Strelkow: Es glaubt dies zu sein. Aber es ist von niemandem anerkannt. Transnistrien ist seit langem eine unabhängige Republik, seit 1992. Und im Gegensatz zu den Volksrepubliken Donezk und Lugansk hat Transnistrien nie Verhandlungen mit Tschisinow darüber geführt, wie es Teil Moldawiens gegen ein paar Rechte werden soll. Dennoch meint Russland weiterhin, dass Transnistrien ein Teil Moldawiens ist.
Frage: Aber wenn das Parlament Moldawiens den Vertrag aufkündigt, kann Russlands Antwort die Anerkennung Transnistriens sein, wie wir Südossetien anerkannten. Ist dies konkret möglich? Und wie würde dies die Situation beeinflussen?
Igor Strelkow: Die Anerkennung ist möglich. Aber wenn der Vertrag gebrochen wird, wir Transnistrien zugleich als einen unabhängigen Staat anerkennen, dann werden wir kämpfen müssen!
Frage: Ja, wie in Südossetien …
Igor Strelkow: Der einzige Unterschied besteht darin, dass wir in Transnistrien keine ähnliche Sache wie den Rokski-Tunnel haben, der Russland mit jenem Territorium verbindet. Wir haben nur einen Luftkorridor, den zu benutzen uns nicht gestattet ist.
Daher, wie ich sagte: Russland steht vor zwei Möglichkeiten. Enweder Kampf oder Kapitulation.
Frage: Kann in diesem Fall angesichts der Sanktionen die Armee Neurusslands dorthin kommen?
Igor Strelkow: Die Armee Neurusslands ist zahlenmäßig dreifach ihrem Gegner unterlegen. Und da glauben Sie, dass dieser Angriff Aussicht auf den Sieg hat?
Frage: Es gibt Meldungen, wonach dort zwei kampffähige Armeen aufgestellt worden sind.
Igor Strelkow: Wenn ich ein Stück Papier in die Hand nehme und aufschreibe, dass geschafft worden ist, zwei kampffähige Armeen zu bilden, dann habe ich nicht vor mir, dass diese beiden Armeen in Erscheinung treten werden.
Ja, im Herbst war die Armee Neurusslands noch fähiger als die Streitkräfte der Ukraine. Aber jetzt ist sie es nicht mehr. Warten wir mal weiter, wie deprimierend für sie “Minsk-1″, “MInsk-2″ usw. ist.
Für die Ukraine ist die Zeit nicht verloren gegangen. Hinzu kommt, dass die Ressourcen der Ukraine selbst bei Menschen die Ressourcen des Donbass um ein Vielfaches übersteigen. Der Gegner ist zwar dumm, aber er hat mehr Menschen. Selbst wenn jeder Einwohner von Donezk und Lugansk einen Panzer darstellen würde, wäre die Bevölkerung keine Panzerarmee. Für einen Militär ist dies ganz klar so
Frage: Aber wird es ein “Minsk-3″ schon bezüglich Transnistrien nach den Provokationen in diesem Gebiet geben? Um den Frosch wieder viel länger auf kleiner Flamme zu kochen und dadurch Russland zu hypnotisieren.
Igor Strelkow: Die Ukraine ist versessen auf den Krieg. Wie ein Drogenabhängiger, der auf schwere Drogen steht, kann sie nicht ohne den Krieg existieren.
Dort geht alles in Kreisen. Vorbereitung, Russland angreifen, einen Schlag vor den Bug erhalten. Dann wieder: Vorbereitung, wieder angreifen.
Die Ukraine kann nicht in Frieden existieren, weil alle ihre Ressourcen auf den Krieg ausgerichtet worden sind. Der Sieg in diesem Krieg ist die kleine Überlebenschance für die Ukraine.
Sie können die Situation nicht einfrieren. Sie wurden aufgebaut für den Krieg, denn ein Einfrieren dieser Situation führt zum Fall für die Junta. Und zwar aus einem einfachen Grund: Hat sie nicht dieses Dopingmittel eines äusseren Feindes in Gestalt von Russland, dann beginnen unmittelbar ganz unbequeme Fragen: Warum geht es uns so schlecht nach der “Revolution der Würde”? Nur der Sieg, und zwar der volle Sieg, kann das Überleben der Ukraine als Staat oder besser als ein Pseudo-Staat liefern. Daher werden sie kämpfen, als ob so viel “Minsk” mit ihnen nicht vereinbart worden wäre.
Und ich muss mich fragen: Sind wir so bescheuert, Wladislaw Jurjewitsch Surkow (FSU-Präsidentenberater – Red.)? Ich denke, doch wohl nicht! Er ist ein kluger und begabter Mensch. So bedeutet das,- wer ist er? Das bedeutet, dass er die Pest ist! Das bedeutet, dass er eine Politik Russlands aufbaut, welche Russland nie zum Erfolg geführt hat! Er gestaltet etwas, dann vergeht die Zeit, und dann startet er neu: “Minsk-1″ scheiterte. Er startete “Minsk-2″. Das zweite Minsk scheiterte, er wird ein drittes starten!
Die äusseren Bedingungen für Russland verschlechtern sich mit jedem Neustart. Und ich bin 100% sicher, dass er sich bestens darüber im klaren ist, dass all dies zum Scheitern verdammt ist. Für ihn ist eben das Scheitern annehmlich. Für ihn persönlich, oder seinen Chef. Und wer ist sein Chef?
Frage: ???
Igor Strelkow: Woher kam er zur Präsidentschaftsadministration? Erinnern wir uns daran. Von der “Alpha-Gruppe”.
Wer ist die “Alpha-Gruppe”? Das ist Friedman, durch welchen das Auslandskapital in der Periode der “Gutschein-Privatisierung” nach Russland strömte.
Und jetzt hängt Surkow mit Friedman zusammen. Die Frage wirft sich von selbst auf: Wem stehst du zu Diensten, Wladislaw Jurijewitsch? Dem Präsidenten? Oder möglicherweise jemand anderem?
Ich denke, dass die Antwort auf der Hand liegt. Aber nicht zugunsten des Präsidenten.
Frage: Gibt es derzeit einen Nutzen aus den Vereinbarungen von Minsk? Sozusagen eine Atempause?
Igor Strelkow: Nein! Sie verschafften der Ukraine eine Pause. Das ist kein Nutzen für Russland. Für die Volksrepubliken Donezk und Lugansk liegt darin kein Nutzen.
Frage: Igor Iwanowitsch, aber was ist das Wesen an der Wurzel all des Übels? Ist dies die Tatsache, dass Russland unentschlossen und passiv auftritt, auch bei den wichtigsten und kritischsten Fragen seiner Existenz?
Igor Strelkow: Das ist alles klar: Die Leute an der Macht haben ihre Kinder, ihr Geld und ihre Eigentümer im Ausland. Sie wollen nicht mit dem Westen in Streit geraten. Aber Krieg ist ein Streit mit dem Westen.
Die Strategie des Westens besteht darin, dass unsere Oligarchie sich an sie selbst verkauft hat, und zwar mit ihrem Verrat an Russland gegen einen Ablaß. Ein schwerer Krieg mit dem Westen ist für unsere russische Oligarchie die Gefahr des Verlierens all dessen, was ihnen teuer ist.
Wäre da etwas teuer für Abramowitsch? Heute las ich im Internet, dass Abramowitsch beschloss, für Chelsea ein neues Stadion mit Kosten von 500 Millionen Pfund zu bauen.
Und da möchte ich eine Frage stellen: Wessen Oligarch ist Abramowitsch? Ein englischer oder ein russischer?
Er lebt ständig in England. Seine Familie ist in England. Sein Geld war auch in England. Er baut dort auch ein Stadion, in England.
Aber er wird ein russischer Oligarch genannt. Und damit steht er nicht allein da.