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An unseren Westgrenzen wird unser wahrscheinlichster Gegner Deutschland sein", heißt es einleitend.
"Der stärkste Hauptgegner ist Deutschland." Die operativen Offensivpläne sehen folgendes vor:
"Die Hauptkräfte der Roten Armee im Westen können je nach Lage entweder südlich von Brest-Litowsk aufgestellt werden, um Deutschland bereits in der ersten Etappe des Krieges mit einem in Richtung Lublin und Krakau und weiter in Richtung Breslau geführten Schlag von den Balkanländern abzuschneiden, es von wirtschaftlich äußerst wichtigen Standorten zu isolieren und die Teilnahme dieser Länder am Krieg nachhaltig zu beeinflussen, oder nördlich von Brest-Litowsk, um den Hauptkräften der deutschen Wehrmacht in Ostpreußen eine Niederlage zu bereiten und dieses Gebiet zu besetzen."
Eindeutig werden Eroberung und Okkupation von Ostpreußen und Schlesien als vorrangige Ziele der Invasion genannt, um Ostdeutschland mit einem Schlag zu überrollen und zu besetzen. So lautet die Marschrichtung für die Sowjetarmeen südlich von Brest-Litowsk: "Mit den Kräften der Südwestfront im Zusammenwirken mit der Armee der linken Flanke der Westfront der Lublin-Sandomir-Gruppierung des Gegners eine entscheidende Niederlage zu bereiten und in Richtung Weichsel vorzustoßen. Danach ist ein Angriff etwa in Richtung Kielce und Krakau durchzuführen und weiter in Richtung Pilica (Fluß) und Oberlauf der Oder vorzustoßen."
Die Strategen dieser geplanten Offensive rechnen mit einem Gegner, dessen Verteidigung noch schwach ist (was klarstellt, daß zu diesem Zeitpunkt, September 1940, von Angriffsvorbereitungen auf deutscher Seite überhaupt keine Rede sein konnte – "Barbarossa" war ja noch gar nicht geboren). Im sowjetischen Angriffsplan liest man:
 "Der Angriff unserer Kräfte in Richtung Krakau und Breslau, durch den Deutschland von den Balkanländern abgeschnitten werden soll, erlangt eine außerordentlich große Bedeutung. Außerdem werden unsere Kräfte hierbei durch Gebiete des ehemaligen Polen vorstoßen, die noch schwach auf eine Verteidigung vorbereitet sind."
Es folgt eine präzise Dislozierung der sowjetischen Offensivkräfte, gegliedert in Heeresgruppen, Armeen, Korps, Divisionen: eine gigantische Ansammlung von Angriffstruppen, eine zuvor nie gekannte Truppenkonzentration an der sowjetisch-deutschen Grenze einschließlich Ost-Polen und Baltikum. Heute steht eindeutig fest, daß Stalin sich auf seinen Krieg, einen Angriffskrieg, lange vor dem Entschluß Hitlers, einen Präventivschlag gegen die Rote Armee zu führen, vorbereitet hat. Was immer im neu entbrannten Historikerstreit gegen Nolte, Hoffmann, Post, Seidler vorgebracht werden sollte, ein Vorwurf kann nicht mehr stechen: man würde durch die Veröffentlichung der Stalinschen Überfallpläne die nationalsozialistische Ostpolitik "verniedlichen". Die primäre Kriegsursache lieferte der Kommunist Jossif Wissarionowitsch Dschugaschwili. Es war Stalins Krieg, der dem europäischen Kontinent vor dem 22. Juni 1941 drohte.
"Stalin wußte: In keinem Land der Welt würde eine kommunistische Partei auf legalem Wege an die Macht kommen", schreibt Suworow (S. 89). Er zitiert Stalin: "Die Erfahrungen der letzten zwanzig Jahre zeigen, daß es in Friedenszeiten unmöglich ist, in Europa eine kommunistische Bewegung zu haben, die so stark ist, daß eine bolschewistische Partei die Macht ergreifen kann. Eine Diktatur dieser Partei wird nur durch einen großen Krieg möglich."
Dies habe Stalin am 19. August 1939 in einer Rede gesagt, die bis 1994 streng geheimgehalten wurde. "Er sagte das in dem Moment, als er die Schleusen des Zweiten Weltkrieges öffnete. Stalin wußte, daß die Kommunisten nur durch einen Krieg an die Macht gelangen konnten."
(Teil II, Ostpreußenblatt 2000-08-20O)
"Hitler durchkreuzt mit seinem Angriff die Pläne für eine sowjetische Invasion in Europa." So lautet eine Zentralthese von Viktor Suworow, der durch sein Buch "Der Eisbrecher" weltberühmt wurde. In seinem neuesten Buch "Stalins verhinderter Erstschlag" (siehe oben) ergänzt Suworow seine brisante Behauptung mit einer Fülle neuer Belege.
 Es geht um den historisch nachweisbaren kausalen Nexus zwischen dem 22. Juni 1941 und den militärischen Eroberungsplänen Stalins, ausgearbeitet und in Gang gesetzt lange vor dem 22. Juni.
Ohne die zum Angriff bereite Rote Armee kein "Barbarossa", ohne Stalins Invasionsabsicht kein Präventivschlag Hitlers – das ist die Quintessenz des jüngsten Forschungsergebnisses von Viktor Suworow, der im übrigen niemals abgestritten hat, ein Revisionist zu sein, was er sogar als seine Berufsehre betrachtet. Seiner Überzeugung nach ist der ganze Prozeß der Geschichtsschreibung eine einzige Revision. Nicht nur deshalb, weil neue Fakten und Dokumente ans Licht gelangen, sondern weil sogar vermeintlich unumstößliche Tatsachen neu bewertet, neu interpretiert werden müssen. Dazu gehört im vorliegenden Fall die Neuinterpretation von "Barbarossa".