Zitat:
Ein ukrainischer Soldat erzählt.
Weder Arme, noch Beine … über hundert Getötete, man wird sie als Fahnenflüchtige registrieren.
Soldat der ATO: „Wir kämpfen gegen die Volkswehr und gegen die eigene korrupte Regierung und gegen die Verräter im Verteidigungsministerium“
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Wir waren fast dabei uns zurück auf den Weg zum Ort unserer Dislokation zu machen als unser Kommandeur, Oberstleutnant Nikolaj Muzschuk, den Befehl gab die Kolonne zu verlassen und die 79. Brigade zu begleiten. Die Kolonne ist dann ohne uns weiter gezogen. Auf die Frage wie die ohne Deckung fahren soll bekamen wir keine Antwort“.
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„Unterwegs wurde es dunkel. Wir wollten am Standort der 24. Brigade in der Nähe von Zelenopolje in Lugansker Bezirk übernachten. Als wir dort ankamen, wurde uns befohlen uns mitten im Feld schlafen zu legen. Nach der Verhaltenslogik im Krieg hätten wir im nahe gelegenen Wäldchen halt machen sollen – damit der Feind unsere Fahrzeuge nicht sehen kann und die Munition. Außerdem hätte der Abstand zwischen den Fahrzeugen 20-50m betragen sollen – bemekrt der sich in Kriegsführung auskennender Mann – warum also mitten im Feld?! Stellt nicht so viele Fragen, -wurde uns gesagt. „Das hat der Kommandeur so gesagt, also muss es so sein“.Wir haben damals schon seit 5 Tagen nur zwei-drei Stunden pro Tag geschlafen. So haben wir uns schlafen gelegt…“
„Ewta um 4 Uhr am Morgen des 11 Juni kam die Munitionskolonne der 24. Brigade an. Die wurde in einem Quadrat um uns herum aufgestellt. Auch mitten im Feld“ – sagt der Soldat. „Um 4 Uhr hat die Kolonne ihre Position eingenommen. Um 4:15 hat es bereits Raketen gehagelt (Mehrfachraketenwerfersystem GRAD bedeutet übersetzt – Hagel)“…
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„Später sagte die Jungs, die Aufklärung hätte über die fendlichen GRAD Systeme in einer gewissen Entfernung von uns berichtet. Doch vom Kommando kam der Befehl diese zu beobachten, nich anzugreifen. Interessant ist, dass als man uns zerbombt hat, keine einziger Offizier in der Nähe war. Der einzige verletzte Offizier war – Arzt“ – sagt Bogdan Lositzkij
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Als die Soldaten später den kommandeur der 72. Angerufen haben, fragte der nur : „Was, ihr seid noch am Leben?“
„Wir haben ihm gemeldet, dass von unseren 14 Jungs einer tot ist und drei verletzt. Und der fragt uns ob die Fahrzeuge ganz sind? Klar sind die verbrannt… Wir sagten: hol uns hier raus – wir sind nur zu 10. geblieben, und der: wie soll ich euch denn da raus holen, wenn es euch da gar nicht geben darf? Wir waren geschockt. Jetzt wissen wir ja, dass es keine Papiere zur Begleitung dieser Kolonne gab, keinen Befehl von Oben… Das soll nun die Staatsanwaltschaft klären. Jemand muss doch diese Befehle gegeben haben, die Erkennungsstreifen weg zu machen. Jemand hat uns dort, mitten im Feld platziert. Wie auf einem Präsentierteller“.
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Sowohl bei der 24. Als auch bei der 79. Brigade wurde gezielt auf Munition geschossen. Lositzkij ist überzeug, dass der Feind die genauen Koordinaten gekannt haben muss. „Da sind Ratten im Kommandostab – sagt er – genaue Koordinaten kann ein Soldat oder einfacher Offizier nicht durchgeben. Um diese zu wissen, muss er zuerst zur Stelle fahren wohin geschossen werden soll, dann zur Stelle woher geschossen werden soll. Dann durchgeben. Das alles würde mindestens einen halben Tag einnehmen, nicht 15 Minuten, wenn man um 4:00 ankommt und um 4:15 bereits beschossen wird…. Ausserdem, auch wenn bei der 24. Brigade die Munition „offen“ lag, so war sie bei der 79. Brigade am Waldrand versteckt, und trotzdem wurde sie gezielt beschossen. Feindliche Aufklärung und Drohnen konnten die genauen Koordinaten nicht wissen – die Munition war zu gut versteckt.“
„Damals um 4 Uhr Früh konnte niemand wissen, dass die 24. Brigade genau dort parkt. Der Feind musste einen genauen Plan mit Koordinaten gehabt haben. Getroffen wurde Meter genau. Die Separatisten müssen es vorher gewusst haben und unsere Kolonnen wurden genau da platziert wohin die Raketenwerfer gezielt haben.“
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„Jungs, die die Frontlinien verteidigen, werden eingekesselt und vernichtet – erklärt der Soldat – Einfach von allen Seiten beschossen. Und sagen wir mal unser Oberst Grischenko weiss sehr gut, dass dort diejenigen stehen die weder mit Wasser noch mit Essen noch mit Treibstoff oder Munition versorgt werde,n mit der Begründung, dass das zu gefährlich sei da dort zur Zeit Separatisten stünden. Na klar sind dort Separatisten… Das weiß doch die ganze Ukraine. Wieso diese dann nicht in die Flucht schlagen? Angst? Doch haben sie keine Angst gehabt dort die Soldaten, um die sich keiner mehr kümmert, hin zu schicken. Es interessiert keinen, was die Soldaten essen und trinken. Die essen und trinken nichts..“
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„Wie z.B. die Einheiten des 1. Bataillon. Sind entkommen. Sind zur Kommandostellung gefahren und dem Kommandeur die „Fresse“ poliert. Sagten, die wüssten was das soll und dass es Verrat sei und dass sie daran nicht teil nehmen würden… Und alle 134 Mann sind dann in Fahzeuge gestiegen und nach Belaja Zerkow gefahren. Man hat denen versprochen, dass sie dort von Bussen abgeholt werden. Dort angekommen wurden sie beschimpft und es wurde ihnen Fahnenflucht vorgeworfen“
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Kann es denn sein, dass man die Rotation deswegen nichit macht, damit nichts bekannt wird? Damit die Jungs den Medien nicht erzählen können, wie es dort zu geht? Bogdan Lisitzkij glaubt, ja. Er erwähnt nicht umsonst den Kriegsveteranen-Status. Er selbst, zum Beispiel, hat immer noch keine schriftliche Bestätigung darüber, dass er an der ATO teil genommen hat, obwohl manche es geschafft haben eine solche zu kriegen. Er weiß auch davon Bescheid, was wir schon mehrmals in unseren Berichten erwähnt haben: „Abschreibung“ von Soldaten. Eine Verletzung während der ATO wäre doch ein klarer Beweis, dass man am Krieg teilgenommen hat . „Ich habe einen Bekannten, der verwundet wurde. Als man sich die Dokumente angesehen hat, stellte sich raus, dass er im Südosten gar nicht gewesen sein soll. Auch weiß ich von Fällen, wo Ärzte gezwungen wurden Verwundeten solche Diagnosen wie „Lungenentzündung“ oder „Grippe“ zu stellen“
Es gibt auch viele ander Probleme. Die fehlenden kugelsicheren Westen ist davon eines der geringsten. „Wir kriegen die Befehle zum Erwidern des Feuers nicht. Wir werden beschossen, sehen den Feind, haben aber keinen Befehl auf ihn zu schiessen… Wir sollen einfach nur warten, während wir ausgelöscht werden. Nach den Papieren sind die Jungs eigentlich im Krieg. Aber tatsächlich … Ohne Kommando darf man nicht schiessen. Das Kommando muss zumindest einer der niederen Offiziere geben, der versteht wohin und auf wen schiessen. Wie auf der Krim? Ja, aber mit Opfern. Das ist ein elementares Abknallen unserer Soldaten. Wozu dorthin Soldaten schicken, wenn sie wieder nur Maschinenpistolen und Maschinengewehre kriegen? Diese Waffen sind für Kämpfe in der Stadt. Wenn man von schwerer Artillerie beschossen wird, muss man auch mit schwerer Artillerie zurückschiessen. Machinenpistole brauchst du erst, wenn man zu dir nach Hause kommt…“
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Von der so genannten Feuerpause hält Bogdan auch nichts. „Wir hatten sie damals fast erledigt… Die hatten während dieser Feuerpause Zeit sich einzugraben, ihre Blockposten mit Beton zu verstärken. Die stehen 500m von dir weg, und du darfst ihnen nichts tun. Ihnen wurde Zeit gegeben, wieder zu Kräften zu kommen.“
„Unsere Regierung muss jetzt zur Besinnung kommen. Nüchtern all die „Kleinigkeiten“ betrachten die letzendlich über den Ausgang des Krieges entscheiden. Ein Auge auf die Grenzen zu werfen, wo alles "gekauft" ist. Das sind politische Kämpfe. Geldwäsche. Obwohl, ich bin überzeugt, dass die da Oben genau wissen, was dort passiert. Die Besten Leute werden geopfert. Es sterben Patrioten. Es stinkt doch … - Bogdan zieht an der schon lange nicht ersten Zigarette. – Zur Zeit läuft die nächste Welle der Mobilmachung. Diese werden platt gemacht, die nächsten weden platt gemacht – still und leise. Und dann, wenn der Feind die Ukraine angreift – ich bin überzeugt die wollen bis nach Kiew – könnte es sein, dass es uns nicht mehr gibt. Vielleicht gibt es dann keinen mehr, um das Vaterland zu verteidigen – die rotten uns aus.
„…Nach Möglichkeit soll der Bericht nicht mit hoffnungsloser Stimmung enden“ – sagen unsere Medienrichtlinien. Das wird er nicht.
„Die Feinde sind die Separatisten, Russland und unsere korrupte Regierung. Zur Zeit kämpfen wir gegen Alle. Das sollen die Ukrainer wissen. Wissen, ihre Schlüsse ziehen und sich auf den Krieg gegen Russland vorbereiten. Nur sich selbst vertrauen“ – sagt der Soldat.