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Samstagsdemonstrationen der russischen Bevölkerung im Osten der Ukraine
Es gibt neue Massenproteste im Osten der Ukraine. Die Demonstrierenden fordern mehr Autonomie für ihre Regionen und die Stärkung des offiziellen Status der russischen Sprache. Die größte Kundgebung fand in Donezk statt, doch auch in anderen Städten der Ostukraine gab es zahlreiche Aktionen.
Ein Bericht von Dmitri Tolmatschow (Erster Kanal Russland)
Am Samstag gab es in Donezk einen Autokorso mit russischen Fahnen sowie eine Großkundgebung am Lenin-Platz. Die tausenden von Menschen, die auf dem Platz standen, riefen zum Boykott der ukrainischen Präsidentschaftswahlen am 25. Mai auf und zur Aussprache des Misstrauens an die jetzige Regierung. Weiterhin fordern sie die Freilassung aller politischen Gefangenen (so nennt man hier die russischen Aktivisten, die im vergangenen Monat festgenommen wurden). Die Hauptforderung bleibt dabei die Durchführung eines Referendums in der Ostukraine und eine Beendigung der Faschistenaufmärsche.
"Wir sind Russen. Unsere Großväter kamen damals aus ganz Russland hierher, um die Bergwerke aufzubauen und für das Wohl aller zu arbeiten. Wir ehren die Helden des Großen Vaterländischen Krieges. Aber sie wollen uns nun das heiligste nehmen, sie wollen den Tag des Sieges abschaffen und stattdessen ein Fest einführen, um der Okkupation der Ukraine durch russische Bolschewiken zu gedenken. Das ist dumm und sinnlos", erzählt eine Demonstrationsteilnehmerin.
Die Hauptsymbole der Proteste sind die russische Trikolore und das Sankt-Georgs-Bändchen. Ebenso sind Fahnen der Oblast Donezk und der lokalen politischen Bewegungen zu sehen. Die Demonstration fand im Format einer so genannten "Volkstribüne" statt. Jeder Demonstrationsteilnehmer hatte die Möglichkeit, die Tribüne zu betreten und zu den Demonstranten zu sprechen.
Nach der Kundgebung marschierten die Demonstranten vom Lenin-Platz durch die Stadt und kamen schließlich zum Gebäude des Stadtrates. Die Demonstranten schrien vor dem Gebäude "Russland! Donbass! Referendum!" und "Taruta weg!". (Der pro-westliche Oligarch Sergei Taruta wurde von der neuen Regierung zum neuen Gouverneur der Oblast Donezk ernannt - Anmerkung der Redaktion)
"Wir fordern, dass wir von ihnen (den Politikern) gehört werden. Nicht nur wir im Südosten, sondern auch im Westen. Dort leben auch viele unserer Leute. Ich weiß es, ich habe dort Verwandte, und sie leben dort in Angst", erzählt eine Demonstrantin.
Die Polizei hat das Gebäude des Stadtrates umzingelt, doch die Demonstranten machen klar, dass sie nicht gekommen sind, um das Gebäude zu erstürmen.
"Ich würde gerne etwas über die Demokratie sagen, von denen Europa und Amerika spricht und die uns von ihnen beigebracht wird. Und wir können ihnen jetzt auch unsere Demokratie zeigen, aus dem Südosten. Wir arbeiten fünf Tage in der Woche, wir malochen, um das Land nach vorne zu bringen, um den Westen durchzufüttern, der momentan demonstriert und streikt. Und nur an zwei Tagen, an denen wir frei haben, gehen wir hier nach draußen, um zu sagen, was wir denken. Wir zerstören nichts, verbrennen nichts, schlagen niemanden. Das ist unsere Demokratie", erzählt einer der Demonstranten, der als Bergmann in einem der Kohlebergwerke in Donezk arbeitet.
Doch weder von den Abgeordneten des Stadtrates noch von den Vertretern der Oblastverwaltung kamen Reaktionen oder Kommentare auf die Proteste.
Die Polizeikräfte haben aber angegeben, dass alle Demonstrationen auf Video aufgenommen werden. Viele Demonstrationsteilnehmer klagen, dass sie nach ihrer Teilnahme an den Protesten zu Verhören geladen werden, entweder in der Miliz oder beim Geheimdienst SBU.
In der Nacht zum Samstag wurde Dmitri Kusmenko, der Anführer der pro-russischen Proteste in Mariupol, festgenommen. Seine Anhänger stürmten am Samstagmittag das Gebäude der Staatsanwaltschaft und forderten seine sofortige Freilassung.
Auch in Lugansk forderten die Bewohner die Justizorgane dazu auf, die politischen Gefangenen freizulassen.
Für morgen sind weitere, zum Teil noch größere Protestmärsche im Süden und Osten der Ukraine geplant.
1tv.ru