Zitat von
OneDownOne2Go
Was wir wissen ist, dass der U-Boot-Krieg in der Form, wie Deutschland ihn zwei Mal geführt hat, nicht erfolgreich war. Das sagt aber nichts darüber aus, welches Potenzial in dieser Waffe damals tatsächlich gesteckt hat. Wenn du anmerkst, dass im Höchstfall 40% der Einfuhrtonnage der Briten vernichtet wurden, dann klingt das erst mal nicht lebensbedrohlich. So lange es allerdings wesentlich länger dauert, ein Frachtschiff zu bauen als es zu versenken, tritt gleichzeitig ein Abnutzungseffekt ein, der sich über die Zeit in wesentlich schwerwiegenderem Umfang bemerkbar macht.
Der anfangs erfolgreiche U-Boot-Krieg wurde, du sagst das selbst, mit Rücksicht auf die möglichen Reaktionen der USA strikten Einschränkungen unterworfen. Diese "Pause" gab den Briten Zeit, das Konvoi-System zu etablieren und ihre ASW-Ausrüstung zu verbessern. Als man dann im Februar 1917 diese Einschränkungen aufhob, hatte sich das Zeitfenster für einen wirksamen Tonnagekrieg gegen Groß Britannien aus den genannten Gründen bereits weitgehend geschlossen. Bleibt die Frage, wie hätten die USA reagiert, hätte man 1915 nicht entschieden, die U-Boote den Cruiser-Regeln zu unterwerfen, und welche Erfolge hätten sie mit diesem erhöhten Risiko erkaufen lassen?
Auch hier scheinst du wieder der Ansicht zu sein, dass es keine "bessere" Alternative zum tatsächlichen Ablauf der Ereignisse gegeben hätte. Und das kann ich nicht widerlegen, wie auch? Bedenkt man allerdings, wie lange es nach der formalen Kriegserklärung der USA noch gedauert hat, bis sich deren Eingreifen faktisch wirklich bemerkbar gemacht hat wage ich die Behauptung, dass man die Britischen Inseln in dieser Zeit durchaus hätte "aushungern" können. Und selbst in dem Fall, dass auch das mit einer deutschen Niederlage geendet hätte, der Spielraum für eine Verschlechterung der uns diktierten Friedensbedingungen war nicht eben riesig. Deutlich schlechter, als uns Versailles dann tatsächlich gestellt hat, wären wir also so oder so kaum gefahren.