Die ersten Reichstagswahlen fanden meines Wissens am 15. Dezember 1866 statt. Also fast ein halbes Jahr nach Kriegsende.
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Ich habe mich für ein Buch, an dem ich grade schreibe, gründlich mit der Thematik beschäftigt. Meine Recherche-Ergebnisse will ich euch nicht vorenthalten. Hier die zeitliche Abfolge aller wesentlichen Ereignisse, die zum Krieg von 1866 führten:
Beginn und Chronik des Deutschen Bundeskrieges von 1866:
1852:
Johann Sporschil schreibt in seiner „Geschichte der Deutschen“: „Der Deutsche Bund ist insofern die größte Schöpfung der Neuzeit, als er einen Staatenbund darstellt, dessen grundvertragsmäßiger Zweck lediglich auf Verteidigung, niemals auf Angriff gerichtet ist. Wer die Stiftungsurkunde des Deutschen Bundes prüft, wird bekennen müssen, dass sie Bestimmungen enthält, die einer großartigen, segensreichen Entwicklung fähig sind. Jedenfalls bildet Deutschland seit Stiftung des Deutschen Bundes dem Ausland gegenüber eine immerwährende politische Einheit, eine europäische Macht, und das ist ein großes, unschätzbares Gut.“
1856:
Bismarck erklärt im deutschen Bundestag in Frankfurt: „Nun denn, so mögen wir einen guten Krieg mit Österreich haben, um es aus Deutschland hinauszuschaffen.“
1864:
Deutsch-Dänischer Krieg um Schleswig und Holstein. Siegreiche Preußen und Österreicher streiten sich um die Verwaltung der eroberten Gebiete. Preußen strebt Reform des Deutschen Bundes unter Ausschluss Österreichs an. Preußisches Heer führt Zündnadelgewehr ein.
1865:
Konferenz in Biarritz: Bismarck sichert Napoleon III. für den Fall kriegerischer Verwicklungen in Deutschland mit Sieg Preußens Gebietsgewinne am Rhein zu.
08.04.1866:
Preußen schließt Bündnisvertrag mit Italien, der eine gemeinsame Kriegsführung vereinbart. Deutsches Land soll von Preußen annektiert werden, österreichisches Land durch Italien. Dies ist ein Verstoß Preußens gegen die Verfassung des Deutschen Bundes, weshalb der Vertrag geheim blieb. Italien will von Österreich eroberte italienische Gebiete zurück, zögert aber noch.
24.05.1866:
Geplanter Europäischer Kongress in Paris – Einladung durch Napoleon III. Österreich macht zur Bedingung, dass jede Gebietserweiterung eines einzelnen Staates unterbleiben muss. Napoleon hält dies für unerfüllbar, Kongress kommt nicht zustande
Juni 1866:
Der preußische König sichert dem österreichischen Kaiser unter Eid zu, dass kein Bündnisvertrag mit Italien besteht.
01.06.1866:
Österreich überweist die Streitfrage der Verwaltung Schleswigs und Holsteins an den deutschen Bundestag.
Österreichische Mobilmachung gegen aufgeputschte Italiener.
07.06.1866:
Preußen sieht durch österreichische Mobilmachung die Gasteiner Konvention gebrochen, tritt aus dem Deutschen Bund aus und entsendet Truppen in das von Österreich verwaltete Holstein.
14.06.1866:
Österreich und Bayern setzen wegen des preußischen Bruchs des Deutschen Bundes die Bundesmobilmachung aller deutschen Staaten gegen Preußen durch.
15.06.1866:
Preußen fordert Sachsen, Hannover und Kurhessen auf, einen neuen Bund mit Preußen zu schließen, dies zu preußischen Bedingungen, Andernfalls werden diese Länder als Kriegsgegner Preußens behandelt. Unter Hinweis auf die deutsche Bundesverfassung wird dies abgelehnt.
17.06.1866:
Preußische Truppen marschieren in Sachsen, Kurhessen und Hannover ein. Die Hannoveraner kämpfen bei Langensalza zwei Tage lang gegen die preußische Übermacht. Proklamation Ludwig II. an die Armee. Seine Majestät zähle darauf, dass das Heer die altbewährte Treue, Anhänglichkeit und Tapferkeit auch jetzt wieder betätige.
Bayerische Truppen marschieren im preußischen Thüringen ein.
Erklärung des österreichischen Kaisers im Bundestag in Frankfurt: „Seine Majestät, der Kaiser, wird mit voller Macht der gegen seine Bundesgenossen geübten Gewalt entgegentreten und mit Aufbietung aller militärischen Kräfte unverzüglich handeln. Seine Majestät erwartet gleiches Einstehen für die gemeinsame Sache, für Deutschlands Recht und Freiheit von allen bundesdeutschen Regierungen...“
18.06.1866:
Die bayerischen Truppen kämpfen sich bis ins thüringische Hildburghausen vor. Als sie die (Falsch-)meldung von der hannoverschen Kapitulation erreicht, stoppen sie ihren Vormarsch und versuchen, sich im Westen mit dem VIII. Bundescorps aus Hessen, Baden und Württemberg zu vereinigen, um sich den preußischen Truppen vereint entgegenzustellen. Dadurch geht wertvolle Zeit verloren.
19.06.1866:
Die Bayern erfahren, dass die Hannoveraner nun doch noch nicht kapituliert haben, drehen wieder nach Norden und schlagen die ursprüngliche Marschrichtung wieder ein. Zu dieser Zeit kämpfen die Hannoveraner tatsächlich erfolgreich gegen die preußischen Truppen. Gleichzeitig besetzt die preußische Armee Dresden und Preußen erklärt Österreich förmlich den Krieg. Preußen marschieren von Plauen Richtung Hof. Eine Klosterfrau schreibt an Bismarck: „Stehen´s ab von dem ungerechten Krieg und fangen´s einen Krieg an in Ihrer Seele durch andauernde beharrliche Lebensweise zur Abbüßung Ihrer Sünden und Missetaten!“
20.06.1866:
Die Nachricht der hannoverschen Kapitulation erreicht die bayerische Armee bei Meiningen. Erneut dreht die Armee nach Westen, um sich mit dem VIII. Bundescorps zu vereinigen.
Preußen sind im Anmarsch auf Coburg und marschieren am Abend ein.
König Viktor von Emanuel kündigt den Waffenstillstand mit Österreich auf und fällt mit Übermacht in Italien ein. Für Österreich bedeutet dies Zweifrontenkrieg.
22.06.1866:
Die Stadt Frankfurt zahlt 6 Millionen Gulden an preußischen General Falkenstein. Nachfolger von Falkenstein, General Manteuffel, fordert 25 Millionen Gulden und droht im Weigerungsfall mit der Plünderung der Stadt.
23.06.1866:
Preußen aller Waffengattungen rücken in Hof ein.
24.06.1866:
Die österreichische Südarmee siegt bei Custoza gegen die italienische Armee.
25.06.1866:
König Ludwig II. bereist in einem 20-stündigen Ritt die Frontlinien. Die Soldaten empfangen ihn begeistert. Er kehrt dann gleich nach München zurück, was Unmut hervorruft.
26./27.06.1866:
Schlacht bei Podol: Preußen besiegen österreichische Truppen. Erstmals setzt die preußische Armee das moderne, neue Zündnadelgewehr massenhaft im Gefecht ein. Tausende Tote auf österreichischer Seite, Preußen nehmen 500 Kriegsgefangene fest.
27.06.1866:
Zur gleichen Zeit siegen bei Trautenau preußische Truppen gegen die österreichische Armee.
28.06.1866:
In der Schlacht bei Münchengrätz besiegen die Preußen die Österreicher. 900 Österreicher fallen, Preußen macht 1800 Gefangene.
03.07.1866:
Entscheidungsschlacht bei Königgrätz: Sieg Moltkes über die Österreicher und Sachsen unter Benedek. Auf österreichischer Seite sind 31000 Tote und Verwundete zu beklagen, 12000 Österreicher kommen in preußische Gefangeschaft.
Kardinalstaatssekretär im Vatikan: „Il mondo casca – Die Welt stürzt zusammen!“
Ab hier Aufregung und Verwirrung in Bayern
06.07.1866:
In München werden Vorbereitungen gegen eine preußische Invasion getroffen. Die wertvollsten Bestände der Staatsbibliothek, der Staatsgemäldegalerie und des Nationalmuseums sollen in die Schweiz ausgelagert werden.
10.07.1866:
Bayerische Truppen unter Prinz Karl von Bayern unterliegen bei Kissingen der preußischen Mainarmee unter General von Goeben. Die Bayern werden nach verbissener Schlacht mit schweren Verlusten vertrieben.
11.07.1866:
Vorschlag Bismarcks an König Ludwig II.: Hegemonie Preußens in Norddeutschland und Vorherrschaft Bayerns über die süddeutschen Staaten unter Ausschluss Österreichs aus dem deutschen Bund. Ludwig lehnt unter Hinweis auf die Bundesverfassung ab.
14.07.1866:
Bayerische Truppen unterliegen bei Aschaffenburg
23.07.1866:
Brief von Ministerpräsident von der Pfordten aus Wien an Ludwig II.: „Übergang über die Donau sollte den Preußen noch lange streitig zu machen sein, weil diese ihrerseits an Krankheiten und Mangel an Verpflegung leiden. Der Minister und auch seine Majestät der Kaiser sind aber für den Frieden und geneigt, dafür große Opfer zu bringen.“
Österreich nimmt Verhandlungen im preußischen Hauptquartier in Nikolsburg auf mit dem Ziel, den Krieg zu beenden.
Als letzte der bundestreuen Regierungen steht Bayern nun allein gegen norddeutschen Bund und unterliegt in einer Schlacht bei Roßdorf erneut der preußischen Übermacht.
24.07.1866:
Proklamation von Friedrich Franz, Großherzog von Mecklenburg, an die Franken: Das königlich preußische zweite Reservearmeekorps hat euer Land besetzt. Unser bewaffnetes Einschreiten gilt eurer Regierung, nicht den Behörden und friedlichen Bewohnern, wenn diese des Krieges Lasten sich dadurch erleichtern, dass sie meinen Befehlen sofort entsprechen und die Mühe des Soldaten durch freundliche Aufnahme erleichtern.“
Pro Mann und Tag fordern die Preußen: 1 Pfund frisches Fleisch, 2 Pfund Brot, 3 Pfund Kartoffeln, 2 Seidel Bier, und 6 Zigarren. Für Offiziere zusätzlich pro Tag 1 Flasche Wein und 6 Zigarren bester Qualität.
25.07.1866:
Preußen rücken von Walldürn über Bischofsheim vor.
Mobilmachung des letzten Bayerischen Aufgebots: „Alle vor dem Feinde verwendbaren Truppen in Marschbereitschaft setzen...“
Prinz Luitpold von Bayern meldet als Kommandeur der dritten Division: „Die Mannschaft ist in einem Zustand, dass sich das Schlimmste befürchten lässt, wenn es morgen zum Gefecht kommt.“
26.07.1866:
Der bayerische Gesandte am Hof in Wien depeschiert nach München: „Sehr gut möglich, dass Preußen auf Waffenruhe nicht eingehen. Deshalb energischer Widerstand unserer Truppen dringend nötig vor allem auch nach Ansicht aller befreundeten Mächte.“
27.07.1866:
Bayerischer Ministerpräsident von der Pfordten im preußischen Hauptquartier in Nikolsburg. Bismarck kündigt außer Kriegskostenentschädigungen auch Gebietsabtretungen an. Von der Pfordten verlangt Unterstützung von den Österreichern bei den Verhandlungen. Diese wird ihm zugesagt, aber nicht erbracht
König Ludwig II. in einem Brief an Richard Wagner: „Überall Trug und Verrat. Eide gelten nichts, Verträge werden gebrochen. Doch noch gebe ich die Hoffnung nicht auf. Gott gebe, dass Bayerns Selbständigkeit gewahrt werden kann. Wenn nicht, wenn wir unter Preußens Hegemonie zu stehen kommen, dann fort, ein Schattenkönig ohne Macht will ich nicht sein.
– O Deutschland!“
28.07.1866:
Waffenstillstandsabkommen zwischen Preußen und Bayern.
31.07.1866:
Preußen rücken von allen Seiten nach Bamberg vor. Sie sind auch in vollem Anmarsch auf Nürnberg und rücken in der Stadt ein.
Frankreich droht Preußen mit einer Intervention für den Fall der Fortsetzung des Krieges
01.08.1866:
Der bayerische Oberbefehlshaber, Prinz Karl und der preußische General Manteuffel kündigen Waffenruhe auf. Um Nürnberg und Bamberg toben heftige Kämpfe. Vereinigte süddeutsche Korps vereinigt sich bei Würzburg und stellt sich zur Schlacht. Ministerpräsident von der Pfordten telegrafiert an Prinz Karl: „Seine Majestät wünschen, dass alles fernere Blutvergießen vermieden wird.“ Die Soldaten gehen unverrichteter Dinge nach Hause.
06.08.1866:
Die als Militärspitaldienende Nürnberger Johanniskaserne wird von Preußen in Besitz genommen, alle bayerischen Kranken kurzerhand entfernt und als Spital für preußische Verwundete genutzt.
22.08.1866:
In Berlin wird der Friedensvertrag zwischen Bayern und Preußen unterschrieben. Als Entschädigung soll Bayern 30 Millionen Gulden Entschädigung an Preußen zahlen. Preußen erzwingt mit der Drohung der Einverleibung eines Fünftels des bayerischen Staatsgebietes das geheime Schutz- und Trutzbündnis, in dem Bayern im Kriegsfall das Oberkommando über die bayerische Armee an den preußischen König abtritt. Bayern hört auf, ein souveräner Staat zu sein.
Von der Pfordten verzweifelt zu Bismarck: „Bayern ist in seiner Politik doch immer ehrlich gewesen!“ Bismarcks Antwort: „Zu ehrlich – zu ehrlich!“
23.08.1866:
Friedensverhandlungen in Prag, Österreich überlässt Preußen freie Hand zur Neuordnung in Deutschland und wird zur Zahlung von 20 Millionen Talern Entschädigung verpflichtet, aber keine Gebietsverluste für Österreich. Preußen verleibt sich Schleswig und Holstein, Hannover, Hessen, Nassau und Frankfurt ein und verbündet sich mit den süddeutschen Staaten gegen Frankreich. Beginn der preußischen Führungsrolle in Deutschland
Ich wußte wirklich nicht, wie viele bayer. Soldaten tatsächlich in Rußland geblieben sind, und habe mich auf die Zahlenangabe eines promovierten Historikes verlassen, der von mehr als Hunderttausend gesprochen hat. Werde mir ab heute die 30.000 einprägen. Wenn Du meinst, die Vergrößerung Bayerns sei es wert, mal so eben 30.000 Leute für den Wahn eines Fremdherrschers an der Beresina krepieren zu lassen, verstehe ich Deinen Standpunkt, teile ihn jedoch nicht.
Würde aber empfehlen, immer einen guten Vorrat an Kanonenfutter bereit zu halten, das man von ausländischen Potentaten vergrillen lassen kann.
Werden wir von Belgien und Österreich erpreßt, darum ging es?
Die Hunderttausende bezogen sich wahrscheinlich auf die Gesamtzahl aller napoleonischen Gefallenen, also inkl. der Franzosen und anderer Nationalitäten. Das waren etwa 350 000. Bei der Anzahl der bayerischen Gefallenen habe auch ich mich geirrt. 30 000 Bayern zogen mit Napoleon Richtung Moskau, davon kehrten 20 000 nicht mehr zurück. Quelle: http://www.lsg.musin.de/Geschichte/!...7jh/abs-by.htm
Natürlich sind die Opferzahlen erschreckend. Den "Deutschen Kriegen" von 1864 bis 1871 fielen jedoch weit mehr deutsche (also nicht nur bayerische) Soldaten zum Opfer als 20 000. Die Vielzahl der Schlachten und die Tatsache, dass es jeweils zeitlich abgegrenzte Kriege waren, machen eine genaue Angabe der Gefallenenzahlen unmöglich. Die "Reichseinigung" hat vorsichtigen Schätzungen zufolge etwa 50 000 - 70 000 deutschen Soldaten das Leben gekostet.
Was auch gesagt werden muss, daß sich die bürgerrechtlichen Freiheiten durch Napoleon gebessert haben. Der Rheinbund war wirtschaftlich und gesellschaftlich das beste, was den deutschsprachigen Völkern passieren konnte.
Boandlgroama
Heil Bismarck! :cool:
Die Zivilisierung der Südvölker war eine seiner grössten Leistungen.
Nix,1500 Jahre Kultu,schaust du hier:
Bismarck sorgte durch seine Außenpolitik,solange er an der Macht war für FRIEDEN in Europa!!!!!
Desweiteren kamen im Kaiserreich die Rentenversicherung,Arbeitslosenversicherung usw.Das musste er auf sozialedmokratischen Druck einfügen.Und das war auf der Welt damal einmalig!!!!
Heute arbeitet man wieder dran die Arbeitslosenversicherung abzuschaffen,danke des Kapitalismus.
Deutschland war nie besser als um 1880-1890 herum!!!
Niemand würde behaupten, das es mit Bismarck nicht auch verbesserungen gegeben hat. Aber das preussische Kaiserreich war ein historischer Fauxpas. Solltest du es übersehen haben:
Von Bayrischen Boden aus ging dreimal Krieg aus - in 1500 Jahren!!!
Schau mal nach Preussen!!!! Ohne Krieg hätte es dieses Gebilde nie gegeben.
Boandlgroama
Bledsinn :))
Das eure komischen Könige nur Geld verprassen konnten und sich so jedem auswärtigen Feinde andienten ist ja wohl kaum als Ruhmesblatt zu bezeichnen, oder? Ohne Preussen wär euer Baziland schlicht und ergreifend Pleite gewesen :)
Kann durchaus sein das du in Geschichte geschlafen hast. Der einzige König der Geld verprasst hat war Lui II. Aber selbst als Pleitier haben die Bayern keine Kriege geführt - im Gegensatz zu Preussen!!!
Ach ja, am Geld allein ist ja nicht gelegen. Truppen vor Bamberg !!! Aber was anderes konnte man ja vom Kriegstreiber No. I nicht erwarten.
Boandlgroama
Linker Spinner, haben dich deine Dödellehrer mit soviel historisch Mumpitz aufgeputscht?Zitat:
Aber was anderes konnte man ja vom Kriegstreiber No. I nicht erwarten.
Wow, Linker Spinner!! Das ist ja lächerlich. Aber ich seh schon. Jeder der nicht brav die Fahne schwingt und auf Crazy Willi toasted ist ein Linker. Typisch Preussische Tugend. Entweder du schliesst dich an oder du wirst angeschlossen.
Mit deiner Diffamierungstaktik kannst du die historische Sachlage nicht überdecken.
KEIN Gebietsgewinn wurde auf friedlichen Wege erreicht. Gewachsen durch Krieg. Deswegen sind dann auch 1914 die Fetzen geflogen.
Boandlgroama
Sers Fritz,
da widerlege ich dich doch glatt mit den Worten von Bismarck selbst:
Otto von Bismarck 1865 an seinen preußischen gesandten in München:DZitat:
"Bayern ist vielleicht das einzige deutsche Land, dem es durch seine materielle Bedeutung, durch die bestimmt ausgeprägte Stammeseigentümlichkeit und die Begabung seiner Herrscher gelungen ist, ein wirkliches und in sich selbst befriedigtes Nationalgefühl auszubilden."
Im Übrigen hält dieses wirkliche eigene Nationalgefühl bei vielen Bayern bis heute an.
Heroische und verlogene Inschriften auf Kriegerdankmälern haben doch Tradition. Sowas ging sogar mal per Rundfunk: Der führer Adolf Hitler ist im heldenhaften Kampf um Berlin gefallen..."
Das Denkmal, das du meinst, ist übrigens der Obelisk am Karolinenplatz, der 1833 von Klenze enthüllt worden ist.
Eines der ehrlichsten Kriegerdenkmäler, die es gibt, ist für mich die "Weinende Gemania" am Soldatenfriedhof in Bad Kissingen. Germania weint um alle Gefallenen Deutschen, die in den Befreiungskriegen ums Leben gekommen sind. Und vielleicht auch deswegen, weil die Opfer dieser Kriege im Sinne Germanias absolut sinnlos waren.
Nicht die deutschen Opfer in den Befreiungskriegen waren sinnlos, sondern dein Geschreibsel ist es. An Bismarcks Nationalstaat haben sich schon andere die Zähne ausgebissen. Der deutsche Nationalstaat ist hier um zu bleiben. Nie war dessen Akzeptanz nach dem Weltkrieg größer als jetzt.
Nur weil du Seppel aus dem tiefsten bayrischen Wald, der auf dem Oktoberfest immer noch im Suff Saupreiß schreit, von die Abspaltung Bayerns träumst und dir Preußen stinkt, stelle deine Meinung doch nicht als die der Gesamtbevölkerung dar.
Die Gründung des Deutschen Reichs, die Vereinigung des deutschen Volkes in einem geeinten Reich, stellt für jeden deutschen Patriot einen wichtigen historischen Moment in der Geschichte des deutschen Volkes dar.
Träum weiter! Mit der Reichseinigung ging für die meisten politisch interessierten Deutschen ein Jahrhunderttraum in Erfüllung. Endlich nicht mehr in Kleinstaaten eingezwängt zu sein und die arroganten Franzosen mit ihrem großen, modernen Staat als Meister über sich zu haben. Endlich den tiefen Fall des alten Reiches 1648 zu korrigieren. Auch die später Geborenen standen mehrheitlich hinter den Nationalstaat. Nicht zufälligt haben sie jahrelang in zwei Weltkriegen auf hoffnungsloser Position einer Welt von Feinden getrotzt. Wären sie mehrheitlich gegen den gemeinsamen Staat der Deutchen gewesen, wären die Kriege schnell vorbei gewesen und das Reich wäre auseinandergefallen. Ist es aber nicht. Von daher könnt ihr schreiben was ihr wollt.
Ihr zwei Kerlchen von der Bayernpartei steht für eine winzige Splitterpartei, die die bayerische CSU im Interesse der Bayern und von allen Deutschen klein halten wird.
Wir haben 1989 den Sieg der Nationalstaaten über den Internationalismus erlebt. Die Sowjetunion, die Tschechoslowakei und Jugoslawien sind zerfallen und an ihre Stelle sind Nationalstaaten getreten. Gleichzeitig haben sich Deutschland Ost und Deutschland West freiwillig zusammengeschlossen und den deutschen Nationalstaat politisch wieder geheilt. Und dieser Heilungsprozeß ist längst auf das Selbstverständnis der Deutschen übergesprungen. Wir sind heute keine besiegte, gescheiterte Nation mehr, sondern eine, die die letzte Diktatur auf deutschem Boden durch die Revolution 1989 gestürtz hat. Eine Nation, die sich wie keine andere für die friedliche Einigung Europas einsetzt und weltoffen ist. Deutschland sieht jetzt nicht mehr auf der Landkarte aus wie ein nasser Socken, sondern wie ein energiegeladenes Land. Deutschland ist heute auch das Dresdner Elbflorenz und das Weimar der Dichter und Denker. Deutschland ist heute Hamburg mit demnächst der Elbphilarmonie und Berlin mit dem modernisierten Reichstag und bald wieder dem Stadtschloß der Hohenzollern. Die Deutschen singen wieder auf Deutsch. Ausländische Beobachter bestätigen, daß wir Deutschen seit dem Krieg noch nie so relaxed waren wie jetzt. Es macht wieder Spaß Deutscher zu sein. Und dies haben wir allen bei der Weltmeisterschaft gezeigt und dabei auch bewiesen, daß wir dabei gleichzeitig gastfreundlich sind.
Ich stimme dir voll und ganz zu. Außer, dass die Landkarte Westdeutschlands früher nach meinem Empfinden nicht nach nassem Socken, sondern nach geballter Faust aussah.
Nur - was hat dies mit dem Thema Reichseinigung und Bismarcks illegale Schritte dazu zu tun? Ein Urübel wird nicht besser, wenn es sich nach langer Zeit zum besseren wandelt. Im Übrigen hatten in Bismarcks Reich die Länder mehr Kompetenzen als dies in der heutigen Bundesrepublik der Fall ist. Von echtem Föderalismus kann ja heute schon fast keine Rede mehr sein.
@valentin
Du hattest zu meiner Aussage, daß dem deutschen Nationalstaat heute große Akzeptanz widerfährt, gefragt, ob dies Wunschdenken sei. Obige Ausführungen dienen dazu, meine Aussage zu erklären.
1. Heiss ich nicht Josef
2. Komm ich nicht aus Niederbayern
3. Geh ich nicht auf die Wiesn ( das überlassen wir euch )
4. Benütze ich das Wort "Saupreiß" ausschliesslich für Leute die dies verdienen
Die Gründung des preussischen Kaiserreiches 1871 war eben nicht die Vereinigung des deutschen Volkes. Große Teile dieses Volkes ( sofern man überhaupt angesichts der verschiedenen Kulturen und Sprachen von einem solchen sprechen kann ) waren kein Teil dieser Militärautokratie.
Der wahre Patriot sollte sich ans Hambacher Fest erinnern - und nicht an den Angriffskrieg von 1870 !
Boandlgroama
Bin nicht in der Bayernpartei!!
Die Gründung eines Nationalstaates war ja nichts übles - nur das wie!! Und das war ein Unrecht. Für mich ist dieses Deutschland kein Nationalstaat, sondern ein Geburtsfehler. Alleine der kulturelle Unterschied zwischen einem Bayern und einem Nordsachsen sind weitaus größer als mit einem Italiener. Dieses Land ist nie durch irgendentwas legimentiert worden.
Boandlgroama
Die kleindeutsche Lösung und die damit untrennbar verbundene Hegemonie Preußens über Deutschland war in der Tat die schlechteste Entscheidung für unser Land und zumindest indirekt die Wurzel allen Übels, das im 20. Jh. über Deutschland hereinbrechen sollte.
Ein Wiederaufleben des alten übernationalen Reichsgedankens nach einem hypothetischen österreichischen Sieg im Bruderkrieg, eine damit verwobene Aufwertung des deutschen Bundes hin zum föderalen deutschen Bundesstaat unter habsburgischer Führung - das wäre sicherlich eine günstige Fügung für die Länder zwischen Maas und Memel gewesen.
Andererseits sei den Bayernseparatisten gesagt: Bedenkt, daß Euer eigener Freistaat selbst ein Kunstprodukt aus napoleonischen Zeiten ist! So wie Polen völkerrechtswidrig nach Westen verschoben wurde, so wurde Bayern nach Norden verschoben. Die Hälfte Bayerns ist so bayerisch wie ein Schweinebraten türkisch ist. Die Bayernpartei ist allerdings frech genug, z.B. von den Franken als "bayerischem Stamm" zu sprechen. Lachhaft.
Deutschland war in den den Jahrhuderten der Kleinststaaten (das Heilige Roemische Reich bestand aus ca. 1000 staatlichen Einheiten) sicher "zerteilt", es war aber nicht "verarmt". Der Wohlstand, und z. T. gerade in den kleineren Reichstaenden, war z. T. ganz erheblich.
Nach dem Westfwaeflischen Frieden mussten die neuen Rahmenbedingungen und die Veraenderunegn der Reichsverfassung neu umgesetzt werden. Der Reichstag in Regensburg leisteste dies durch den juengsten Reichsabschied von 1654. Dieser veraenderte das Stimmverfahren in den einzeln Baenken des Reichstag, straffte die Reichskammergerichtsordnung, passte, entsprechend der Vertraege von Muenster und Osnabrueck, die Ordnung des Reichshofrates des des Reichkammergerichtes an, staerkte die Selbstverwaltung der Reichskreise gegenueber Reichstaenden, Kanzlei und Kaiser.
Dieses Deutschland war sicher kaum zu einer agressiven Aussenpolitk faehig, wie z. B. Frankreich, war aber durchaus handlungsfaehig, konnte das Reichsrecht besser intern durchsetzen, und konnte sich auch gegen Agressoren (und deren Verbuende im Reich) zu Wehr setzen. Es ein Mythos (den ich haeufig lese), dass der Westfaelische Frieden ei Schwaechung darstellte. Der neugefunden Kompromis innerhalb des Reiches stabilisiert dieses fuer die naechsten 100 Jahre und ermoeglichte erst den Wiederaufbau nach dem Dreizigjaehrigen Krieg.
Die meisten Kriege wurden nicht von Aussen in das Reich hineingetrage. Der Dreizigjaehrige Krieg begann als verfassungsrechtliche Auseinadersetzung zwischen den Boehmoischen Staenden und dem Kaiser in seiner Funktion als Koenig von Boehmen. Diese Auseinadersetzung zu einem Krieg zwischen Reichsstaenden und dem Kaiser mit wechselnden Koalitionen. Die Auseinandersetzungen bezueglich Schliesiens und der preussische preussische Uberfall auf Kur-Sachsen waren ebenfalls nicht von aussen hineingetragen.
Selbst Napoleon wurde "eingeladen" - Friedrich Wilhelm II von Preussen schloss 1795 den Frieden von Basel, der Frankreich freie Hand westlich des Rheines und suedlich des Mains garantierte. Gleichzeitig "neutralisierte" Preussen alle Gebiete noerdlich die des Mains und oestlich des Rheines lagen. Damit hatte der Koenig von Preussen sich seiner Pflicht als Lehnsmann des Reiches (und das war er ueber die Markgrafschaft Brandenburg und verschiedene Herzogsthuemer ebenfalls) entzogen. Der Frieden von Lulleville war nur das Ergebnis dieses Deals.
Das Problem Deutschlands und des Heiligen Roemsichen Reiches war nach etwa 1740 weniger seine Zersplitterung, sondern Preussen, dass offensichtlich keinerlei Loyalitaet zu Reich zeigte.
Die Verfassung von 1866/71 war alles moegliche - aber nicht "demokratisch". Der Kaiser, als Erbamt, bestimmte den Reichskanzler, der keinerlei Verantwortung gegenueber dem Parlement hatte. Das Wahlrecht fuer den Reichstag war zwar "frei und geheim", die Aufteilung der stimmbezirke fuerte jedoch dazu, dass die Oppositionpartei, die SPD, benachtieligt wurde. So war die SPD nach 1890 immer staerkste waehlerpartei, wurde aber erst 1912 staerkste Fraktion. Ein Novum der deutschen Verassungsgeschichte war es, dass der Kaiser keiner Gerichtsbarkeit unterstand. Im Heiligen Roemischen Reich gab ein geregeltes Verfahren zur Absetzung und Verurteilung eines Kaisers. Diese wurde zwar nur einmal angewendet (Adolf von Nassau, 1298), war aber eine wichtigen Kontrollen. Die idee das Staatsoberhaup, auch gekroent, ueber dem Gesetz stehen zu haben, ist preussisch, nicht deutsch. Die Armee stand unter direkten Befehl des Kaisers, ohne parlamentarische Kontrolle.
Sozialgesetze gab es zu allen Zeiten - Die Poor Laws Elizabeth I, genauso wie die Armenordnungen div. Reichsstaende.
Das "k;lassiche Preussen" war kein Raubtierkapitalismus, dazu war das Land zuweit zureuckgeblieben, es war aber ein Raubtiermerkantilismus, der aus seinen Buegrer heraussog, was gerade noch so ging.