Zitat von
Larry Plotter
Der Denkansatz ist ein Anderer.
Ursprünglich ging es darum, der Ukraine die Natomitgliedschaft zu verschaffen, gegen die Vorstellungen der Russen und teilweise
auch gegen ein Abkommen mit den Russen (Nato-Russland-Akte). Dafür wurde die Argumentation gewählt, das dies eine souveräne
Entscheidung der Ukraine sei, in die Nato zu kommen oder nicht.
Die Russen betrachteten dies anders, da auch früher der Nato, bei entspr. Eigeninteresse, die Souveränität von Staaten egal war.
Diese zwei Positionen sind aber unvereinbar.
Die heutige Situation ist, das Staaten, welche sich im Krieg befinden oder deren territorialer Umfang nicht geklärt ist, nicht in die
Nato kommen um nicht in einen Krieg gezogen zu werden, da die Nato, zumindestens nach ihren Statuten, immer noch als
Verteidigungsbündnis gilt. Damit hat die Nato durch die heutige Situation keine Möglichkeit, ihre Vorstellungen aus dem Zeitraum
2014 bis 2021 durchzusetzen, die auch auf der "Annahme" basierten, das Russland nur noch eine Regionalmacht sei.
Derzeit lieferte und liefert die Nato alles, was möglich ist (ohne Selbst Kriegsakteur zu werden) und die Ukraine stellt die Soldaten.
Dies genügt aber nun nicht mehr, um die Russen aufzuhalten, weil diese ihre Wirtschaft umorganisiert haben. Gleichzeitig aber
hat "der Westen" seine Wirtschaft so beibehalten, sodass der Lieferumfang für die Front derzeit zu gunsten der Russen ausfällt.
Das alles hat Konsequenzen:
1) Die Sanktionen wirken nicht so, wie sich der Westen dies vorgestellt hat. Das ist international für den Westen ein Debakel.
Wenn man sich sein bisheriges "Sendungsbewusstsein" vor Augen führt und die Handlungen unter dem Vorwand "es gut zu meinen"
dann dürfte es mit dieser Handlungsweise nun zwangsläufig ein Ende haben. Die internationale "Gemeinschaft" macht zwar
Lippenbekenntnisse im Rahmen der Uno, doch handelt nun anders, d.h. gegen den Westen.
2) Der Westen liefert zwar an die Ukraine Material und Geld, doch nur die USA haben dies über Rohstoffe abgesichert. Was passiert
innenpolitisch im Westen, wenn , so wie es aussieht, die Russen nach und nach weiter vorankommen? Die westlichen Bevölkerungen
werden nicht auf Dauer die Geldtransfers akzeptieren, zu Lasten ihrer Wirtschaft und ihres Lebensstandards, was politische Auswirkungen
haben wird.
3) Sämtlich Ziele "des Westens" aus der Zeit vor Ende Februar 2022 sind obsolet. Die Ziele, Ukraine in die Nato oder Ukraine in die EU
sind nicht mehr erreichbar. (siehe dann dazu auch Vorpunkt 2).
4) Die Saktionen wirken nun sogar gegen den, der diese macht.
5) Was passiert, wenn man weitreichende aussenpolitische Vorstellungen nicht umsetzen kann, dürfte aus der Geschichte heraus bekannt sein.
Aussenpolitik war und ist in solchen Fällen immer eine Ablenkung vom innenpolitischen Versagen. Wenn dann aber die aussenpolitischen
Vorstellugen auch nicht durchsetzbar sind, potenzieren sich die negativen Auswirkungen nach innen für die Politik.
Diese Konsequenzen so so noch nicht voll sichtbar, aber bei einem weiteren Kriegsablauf gegen die Ukraine werden sie kommen.
Fazit:
Derzeit sind es die Russen, die nicht verhandeln müssen. Es ist aber der Westen, dem langsam aber sicher die Felle wegschwimmen
der aber keine Lösung sieht, wie er ohne Geschichtsverlust aus der Sache rauskommt.
Mit anderen Worten, dieser Denkansatz führt zwangsläufig zu einer, im Vergleich zu Deiner, gegensätzlichen Beurteilung.