Der syrische Patriarch Gregorios III. Laham hat Vorbehalte gegen die hohe Aufnahmebereitschaft Deutschlands geäußert. Er sei „froh über die Aufnahme, aber traurig über die Einladung“, sagte das Oberhaupt der griechisch-melkitischen Kirche am Mittwoch in Frankfurt. Die Bereitwilligkeit der Bundesregierung, Kriegsflüchtlingen aus Syrien Schutz zu gewähren, werde dort „so verstanden, als wolle Deutschland soundsoviele Leute haben“.
Gewiss sei Angst ein Fluchtmotiv, aber diese Angst werde vom „Islamischen Staat“ bewusst geschürt, so der Geistliche. Andere Gründe für die Abwanderung aus Syrien seien „Hoffnung auf besseres Leben und eine bessere Zukunft“ wie auch Lust auf „Abenteuer“, so Gregorios III. Die Ausreisewelle verglich er mit einer „Epidemie“. Der Patriarch, der in Damaskus residiert, besuchte Frankfurt anlässlich der Weihe der byzantinischen Kapelle in der Jesuitenhochschule St. Georgen.
Zwar leide die Zivilbevölkerung in Aleppo unter sehr schwierigen Bedingungen, auch die Lage in Homs sei erschwert, in Damaskus gehe das Leben aber vielfach normal weiter. Alle Waren seien da, das Leben sei immer noch billiger als im benachbarten Libanon. „Die Basare sind voll“, sagte Gregorios III.
Dass die Menschen aus den Regierungsgebieten flöhen, sei „nicht wahr“. Im Gegenteil suchten viele Binnenvertriebene Schutz an Orten, die unter der Kontrolle von Syriens Präsident Baschar al Assad stünden. „Sicherheit ist da, wo die Regierung ist“, sagte Gregorios III. Als Beleg verwies er auf die Flüchtlingshilfe seines Patriarchats. 2011, zu Beginn des Konflikts, habe die Aufnahmestelle in Damaskus 300 Familien unterstützt; jetzt seien es 8.000.