Herr Hellmeyer, um den russischen Rubel steht es nicht gut. Ein Euro ist zurzeit 82 Rubel wert. Die Medien nennen als Hauptgründe vor allem den Ölpreis und die Sanktionen des Westens, ist das wirklich die ganze Geschichte?
Hellmeyer: Für mich greift das ganz zu kurz, das hat nichts mit einer fundamentalen Betrachtung zu tun. Fundamental sieht das Bild für Russland sehr viel besser aus, als es hier über die Devisenmärkte in der Bewertung des Rubels gespielt wird. Fakten belegen ad eins: Der Ölpreisverfall betrifft andere Länder sehr viel mehr. Die operativen Produktionskosten für Öl liegen bei Russland bei 45 US Dollar pro Barrel in den USA bei 50 für das sogenannte "Shale Gas", für Schiefergas, liegt es bei 75. Auch wenn wir uns andere Länder anschauen, Mexiko liegt bei 70 Dollar, Brasilien bei 75 US-Dollar, China bei über 60 US-Dollar, dann sehen wir ganz deutlich, dass der Ölpreis nicht der Grund sein kann, dass wir hier eine derartige Schieflage an den Märkten haben. Das ist der eine Punkt, wenn wir über Öl reden. Der andere Punkt ist, wenn wir über Fundamentdaten reden, vergleichen wir einfach mal die Situation. Die USA haben seit der Krise keine Strukturreformen gemacht. Die Eurozone sehr wohl. Die USA haben eine Staatsverschuldung von knapp 110 Prozent der Wirtschaftsleistung, Russland hat 13 Prozent. Die USA haben dieses Jahr ein Wirtschaftsdefizit von -5,5 Prozent der Wirtschaftsleistung, in Russland wir es einen Überschuss geben der Größenordnung von circa ein Prozent der Wirtschaftsleistung. Amerika hat ein Handelsbilanzdefizit von 43 Milliarden US-Dollar, die letzten Daten die mir hier aus Russland vorliegen sind bei 12 Milliarden Dollar Überschuss.