Diese Auszüge und "Belegstellen" sind mir bekannt. Sie ändern nichts an der grundsätzlichen Problemstellung. Ich könnte Dir ebenso viele Belegstellen raussuchen, die ein "europäisch-universalistisches" Rechtsverständnis stützen. Bis hin zu Jesus, der sich in der Ideenwelt seiner Umgebung bewegte.
Mit einer universalistischen Sicht bleibe ich gerade innerhalb des angesprochenen Gedankensystems.
Wie immer Ihr diese "Weltregierung" strukturell fassen wollt, bleibt zuletzt die Frage nach einer geistigen Grundlage und einigenden programmatischen Klammer. Die wesentlichen geistigen Auseinandersetzungen und Sortierungen des "Judentums" und einer sog. jüdischer Identiät haben im 19. Jahrhundert stattgefunden; rechnet man Buber, Fromer, Naumann usw. mit dazu, zog sich das bis in die 20er Jahre hin.
Das heißt, eine wie auch immer geartete "jüdische Weltregierung" würde sich zwangsläufig auf dem Boden eines europäischen Universalismus bewegen. Nicht nur das, wenn Du Moses Heß mal nachschlägst ("Rom und Jerusalem"), dann wird deutlich, dass sich Juden praktisch als Träger und Inspiratoren universalistischer Maßstäbe und eines echten Humanismus sahen.
Religion spielte insbesondere für Zionisten kaum eine Rolle, das war im wesentlichen eine säkuläre, universalistische Bewegung. Palästina war kein religiöser Wille, sondern ein propagandistischer. Bekanntlich stand und steht religiöses Selbstverständnis der zionistischen Idee sogar entgegen.
Aber: Insoweit Thora und Talmud usw. das geistige Fundament des Weltherrschaftsstrebens bzw. der Weltregierung darstellen, bleiben eben mehrere Antagonismen, die eine Gerichtetheit und Homogenität unmöglich machen. Wenn die "Weltregierung" sich sozusagen aus der Tora die Dinge herauspickt, die das Weltherrschaftsstreben als reiner Herrschaftsideologie erleichtern und untermauern sollen, entsteht ein Widerspruch zum humanistischen Wollen, das unabdingbar für eine positive Motivation ist. Herrschaftsideologie als Selbstzweck entzieht sich selbst die Grundlage, also in dem ich meine Auserwähltheit auf Gott beziehe, aber gegen Gottes Willen handele, erlischt die Auserwähltheit; die Herrschaftsideologie wird selbstreferentiell.
Wenn ich es schaffe, such ich mal bei Buber einen Text, der auf die biblischen "Ungeheuerlichkeiten" des Nationalgottes Bezug nimmt und tippe die Stelle ab. Aber dann muss es gut sein, das alles gehört hier nur indirekt her. Wer die "Protokolle" für der Weisheit letzten Schluss hält, wird darüber hinausgehende Zusammenhänge ohnehin kaum zulassen. Für diese Art der Eindimensionalität stehe ich nicht zur Verfügung.