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Thema: Krisenherd Ukraine (Dez. 2013 - Mai 2023)

  1. #63121
    будьмо! Benutzerbild von Bieleboh
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    Standard AW: Krisenherd Ukraine

    Hier ein Interview zur Lage am Donezker Flughafen:
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    A. Pluschew: – Unser Publikum, mehrere Menschen, stellen uns ein- und die gleiche Frage: „Was ist der Sinn, diesen Flughafen so lange zu halten? Wozu braucht ihn wie die eine so die andere Seite?

    S.Loiko: – In diesem Zusammenhang erinnere ich mich immer an einen Film, den Film aller Zeiten und Völker, den epischsten Film, den epischen Spaghetti-Western, den ich in meinem Leben gesehen habe, den Film vom Sergio Leone „The good, the bad and the ugly“. Da suchen ein paar Bösewichte nach einem Sack Gold auf dem Hintergrund des epischen amerikanischen Bürgerkrieges. Und da gibt es einen Moment, wo sich die zwei Bösewichte- Clint Eastwood und Eli Wallach – dem Fluss nähern, den sie nicht bezwingen können, und sie können es nicht, weil über dem Fluss eine echte Brücke ist und es ein schrecklicher Kampf um diese Brücke stattfindet: auf einer Seite die Nordstaatler und auf der anderen- die Konföderaten. Und die Südstaatler wollen dieses strategische Objekt einnehmen, und die Nordstaatler wollen es halten. Und die beiden Bösewichte sitzen am Ufer unter dem Beschuss- sie wissen nicht, was sie tun sollen. Und nachts sprengen sie die Brücke und legen sich da schlafen. Wachen morgens auf- keine Brücke, weder die eine Armee noch die andere da.

    T. Olewski: – Ungefähr so, ja.

    S.Loiko: - Und hier ist das Gleiche. Wenn man einfach nur die Startbahn sprengt, alles in die Luft sprengt, was noch von diesem Flughafen geblieben ist…. Ich wundere mich eh, wie das nicht zusammenstürzt, dieses ganze Gebäude, das zu 95% aus Löchern besteht. Da gibt es sehr viele Motive. Na, irgendein Oberst wird Ihnen sagen, dass es eine strategische Höhe ist, dass wenn wir aufgeben, sich der Weg nach Peski öffnet, und sie werden hin- und her laufen…. Für die Mehrheit derer, die dort sind, ist es eine symbolische Sache, das ist so ein ukrainischer Stalingrad. Und also „kein Schritt zurück, keinen Fußbreit Land geben wir hier auf“.

    T.Olewski: – Das ist wirklich sehr verwunderlich. Scheint doch so, dass da Menschen sein sollten, die es verlassen wollen sollten. Habe ich aber keinen einzigen gesehen.

    S.Loiko: – Ich erkläre das mal. Alle, die während meiner vier Tage da waren- sie alle waren Freiwillige. Nicht in dem Sinne, dass sie als Freiwillige zur Armee gekommen sind- da sind nur beim „Rechten Sektor“ Freiwillige, das ist eine Handvoll von der ganzen Besetzung. Und da waren ja alle: Aufklärer, SEK-Soldaten, Fallschirmspringer, Artilleristen- alle. Und jeder von ihnen, und da war auch jedes Alter: von 45 bis 18- jeder war ein Freiwilliger, also da hat man gefragt: „Wer will zum Flughafen?“ Sie waren alle nach vorne getreten und sind hingekommen. Mehr noch, in Peski, wo ich viel Zeit verbrachte habe, mehrmals, wo eine grosse Menge ukrainischer Streitkräfte stationiert ist- da träumt jeder Soldat davon, in den Flughafen zu kommen. Für einen echten ukrainischen Soldaten, für einen Patrioten der Ukraine ist es das wahre Geheimzimmer aus „Picknick am Wegesrand“ von Strugazki, aus „Stalker“ von Tarkowski, wo er in das Haus gelangt und erfährt, warum er, der ukrainische Mann, existiert. Und hier das Missverhältnis… Eigentlich ist dieser ganze Krieg keine hohle Nuss wert. Es gab keine Gründe, ihn anzufangen. Bei den Spitzseitigen und den Stumpfseitigen in „Gulliver“ von Swift- sogar bei denen gab es mehr Gründe sich zu töten als hier. Dieser ganze Krieg ist erfunden. Und hier, in dieser neuen Stalingradschlacht gibt es auch keinen Sinn, weder die eine noch die andere Seite braucht dieses Mägdebein, diese Überreste eines verbrannten, gesprengten Flughafens.
    Geändert von Bieleboh (10.11.2014 um 15:10 Uhr)

  2. #63122
    Ridiculist Benutzerbild von Cetric
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    Standard AW: Krisenherd Ukraine

    Zitat Zitat von FranzKonz Beitrag anzeigen
    Ich bezweifle das. Warum sollte Putin einen oppositionellen Ultranationalisten in seine Nähe lassen?
    Weil er gar nicht "oppositionell" zu ihm steht? Putin ist der Auftraggeber Girkins, schon vergessen? Und Girkin sein bester Mann im Destabilisieren. Das durfte er erst auf der Krim, dann im Donbass unter Beweis stellen.
    Wären die Russen nicht selbst zum Entsatz gekommen, hätte man ihn aber Ende Juli im Donezker Kessel geröstet. Schade. Dann eben beim nächsten Mal.


    Eurasischer Faschismus wird gestoppt von Wachsamkeit, Widerstand, Einigkeit der Demokratien.

  3. #63123
    Mitglied Benutzerbild von Dr Mittendrin
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    Standard AW: Krisenherd Ukraine

    Zitat Zitat von Cetric Beitrag anzeigen
    Weil er gar nicht "oppositionell" zu ihm steht? Putin ist der Auftraggeber Girkins, schon vergessen? Und Girkin sein bester Mann im Destabilisieren.
    Echte Demokraten sind Separationen offen eingestellt, aber nicht so EUDSSR Hasskappen die eine NWO wollen.
    Ohne Skepsis verhungert die Demokratie.

  4. #63124
    будьмо! Benutzerbild von Bieleboh
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    Standard AW: Krisenherd Ukraine

    Zitat Zitat von Dr Mittendrin Beitrag anzeigen
    Echte Demokraten sind Separationen offen eingestellt, aber nicht so EUDSSR Hasskappen die eine NWO wollen.
    Aber nicht gewaltsam inszenierte Separationen wie in der Ostukraine.

  5. #63125
    Selberdenker Benutzerbild von FranzKonz
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    Standard AW: Krisenherd Ukraine

    Zitat Zitat von Cetric Beitrag anzeigen
    Weil er gar nicht "oppositionell" zu ihm steht? Putin ist der Auftraggeber Girkins, schon vergessen? Und Girkin sein bester Mann im Destabilisieren. Das durfte er erst auf der Krim, dann im Donbass unter Beweis stellen.
    Wären die Russen nicht selbst zum Entsatz gekommen, hätte man ihn aber Ende Juli im Donezker Kessel geröstet. Schade. Dann eben beim nächsten Mal.
    Dafür hast Du sicher wieder keinen Beweis, höchstens irgendein Bildchen, auf dem beide zu sehen sind.
    „Die Windflügel sind Sakralbauten für ein neues Glaubensbekenntnis.“ (Hans-Werner Sinn)

  6. #63126
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    Standard AW: Krisenherd Ukraine

    Zitat Zitat von torio Beitrag anzeigen
    Aber nicht gewaltsam inszenierte Separationen wie in der Ostukraine.
    Man wird nicht dahinter kommen, was die Bevölkerung darüber denkt, wenn man sie nicht abstimmen lässt.

    Findest Du es nicht auch seltsam, dass all die Superdemokraten den Menschen im Osten diese demokratischen Grundrechte absprechen?
    „Die Windflügel sind Sakralbauten für ein neues Glaubensbekenntnis.“ (Hans-Werner Sinn)

  7. #63127
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    Standard AW: Krisenherd Ukraine

    Zitat Zitat von Soshana Beitrag anzeigen
    Laut Igor Strelkov, der Putin sehr nahe stehen soll, wird der Westen Russland niemals in Ruhe und in Frieden leben lassen.

    Russland muesse sich deshalb wieder auf einen Krieg einstellen.

    Hier ein aktuelles Interview mit Strelkov ( deutsche sowie engliche Untertitel mit Uebersetzung ).

    Stimmt, ... die werden die Russen auch nicht in Ruhe lassen ... es geht vornehmlich um wirtschaftliche Interessen.
    Russland verfügt über einen riesigen Lebens- und Wirtschaftsraum und dazu über ein riesiges, größtenteils noch völlig
    unerschlossenes Ressourcen-Areal ... dort müssen sie ran, komme was da wolle !

    Der Ursprung aller Kriege ist Diebesgelüst. Arthur Schopenhauer
    Toleranz ist die billigste Form der Feigheit !Henryk M. Broder
    "Fri ! Fri ! ... un denn Landluft un Landbrod un von morgens bet´s Abends en deipen Drunk frische Luft ..."
    Fritz Reuter ("Ut mine Festungstid", Kapitel 26; 1862) Mekelnborg-Vörpommern

  8. #63128
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    Standard AW: Krisenherd Ukraine

    Soshana hat derzeit eine Charme-Offensive zu Igor Girkin (aka Strelkow) zu fahren. Wir wollen uns darauf einschießen:


    Igor Girkin ist Major beim russischen Auslandsgeheimdienst GRU (vermutlich inzwischen aufgrund seiner Tätigkeiten befördert) - ja, ich sehe gerade: "Oberst" - und war schon auf der Krim dabei, damals noch nicht der Öffentlichkeit bekannt. Auch ein Veteran des ersten und zweiten Tschetschenenkrieges, immer mit der Nase im Dreck, wenn es um schmutzige Arbeit für sein Herrchen geht.
    [Links nur für registrierte Nutzer]
    Der nächste Einsatzort war folgerichtig der Donbass, wo Girkin unter dem Decknamen Strelkow zum 'Verteidigungsminister' der 'Donezker Volksrepublik' avancierte. Eine Schlüsselstellung für den Import-Russen, die ihm alle Macht gab, was man auch daran sieht, daß er den unbequemen, über die Stränge schlagenden, scheinbar nicht zu kontrollierenden 'Volksbürgermeister' von Slawjansk Ponomarjow absetzte.
    [Links nur für registrierte Nutzer]
    Für einen Geheimdienstmann lehnt sich Girkin gerne weit aus dem Fenster raus. So beklagte er ganz offen, daß sich kaum (einheimische) Kämpfer für das russische Destabilisierungsprojekt im Donbass bereitfänden - er spricht von gerade mal 1000 Mann - was eigentlich das ganze Unternehmen als nicht vom Volk getragen demaskiert. Aber vermutlich fühlt man sich als Russe so sicher, daß man sich solche Rechtfertigungsblößen geben kann. [Mai 2014]
    [Links nur für registrierte Nutzer]
    Vom 'Verteidigungsminister' wurde er zum obersten Armeechef der 'Separatisten'-Darsteller, vielleicht auch als Strippenzieher im Hintergrund beides in Personalunion. Girkin war sich nie zu schade unhaltbare Behauptungen in die Luft zu blasen, etwa daß die Ukrainer Chemiewaffen einsetzen würden (Juni), daß sich an Bord von MH17 'bereits tote Passagiere' befunden hätten und die Maschine ferngesteuert wäre, usw. Und natürlich hätten sie sie nicht abgeschossen.
    Dazu:

    <Auf einem ihm zugeordneteten Account des Onlinenetzwerkes [Links nur für registrierte Nutzer] wurde zum Zeitpunkt des Absturzes von [Links nur für registrierte Nutzer], einer zivil eingesetzten [Links nur für registrierte Nutzer], der Abschuss einer Militärtransportmaschine veröffentlicht mit dem Zusatz, dies sei eine Warnung für die Zentralregierung, die von den Separatisten besetzten Gebiete nicht zu überfliegen.[Links nur für registrierte Nutzer][Links nur für registrierte Nutzer] Später wurde diese Veröffentlichung wieder gelöscht. Auf der [Links nur für registrierte Nutzer] ist die ursprüngliche Version noch zugänglich>

    [Links nur für registrierte Nutzer]
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    Im August gelang ihm die Rückkehr nach Rußland. Nachdem er als Held fürs heimische Fernsehpublikum aufgebaut worden war, schon fast als Märtyrer für den orthodoxen Kampf gegen die Ungläubigen und 'Faschisten' - was in Veranstaltungen gipfelte, wo man Essen für 'Strelkow' und 'seine Leute' in Rußland sammelte, wurde es auf einmal ruhig um ihn. Man vermutete er wäre in Ungnade gefallen.

    <Igor Girkin alias “Strelkow” (“Schütze”), der ehemalige Kommandeur der Separatisten im Donbas, der derzeit “[Links nur für registrierte Nutzer]” ist und vom russischen Fernsehen totgeschwiegen wird, kritisierte die derzeitige Führung der selbsternannten “Volksrepubliken” scharf, weil diese seiner Ansicht nach die Möchtegern-Staaten “verkommen lasse” und die von Russland zugewiesenen Gelder unterschlagen werde. Er behauptete auch, dass diese Leute von Wladislaw Surkow ernannt wurden, dem mutmaßlichen Drahtzieher des Projekts Noworossija innerhalb der Verwaltung Putins.

    Strelkow wird von ukrainischen Nachrichtenagentur [Links nur für registrierte Nutzer]zitiert, wofür die die Quelle offenbar ein zuvor [Links nur für registrierte Nutzer]war. “Ich glaube, die Menschen sollten sich auf ihr Überleben vorbereiten. Leider wollen die Leute, die derzeit für “Noworossija” in Russland zuständig sind, wie der berüchtigte Wladislaw Surkow, nur zerstören und werden keinerlei effektive Hilfe sein,” sagte der ehemalige Separatistenführer.>

    Man kann bei Geheimdienstlern natürlich nie wissen, ob diese Kritik an der Führung inszeniert ist oder Girkin tatsächlich private Zweifel an seinen Auftraggebern geäußert hatte.


    <Schon früher hatte Strelkow [Links nur für registrierte Nutzer], seine Separatistenkollegen hätten die Gewinne der sogenannten “Rebellen” in einem Moskauer Restaurant gefeiert. Bei dieser Feier war nach Angaben Strelkows auch Wladislaw Surkow anwesend, ein enger Ratgeber des russischen Präsidenten.

    “Es gibt ‘gute Nachrichten’ für den Donbas: Am vergangenen Samstag feierten in einem Moskauer Restaurant 60 Menschen, darunter Surkow, ‘den Sieg’. Die ‘Donezker Volksrepublik’ wurde von Borodaj, Sachartschenko und Purgin ‘vertreten’,” schrieb Strelkow in einem sozialen Netzwerk und nannte einige der ehemaligen und aktuellen höchste Rebellenführer. Er beklagte auch, dass er sich für einige separatistische Anführer schäme.>


    <Ein Diagramm der Erwähnungen Strelkows im russischen Staatsfernsehen erschien auf [Links nur für registrierte Nutzer]. Daraus geht hervor, dass Strelkow seit dem 18. August in den TV-Nachrichten zur persona non grata wurde: Es gab keinerlei Meldungen mehr über ihn.>


    Statistik über Erscheinungshäufigkeit Girkins/Strelkows im russischen Fernsehen zwischen Juli und September 2014.

    [Links nur für registrierte Nutzer]


    Eurasischer Faschismus wird gestoppt von Wachsamkeit, Widerstand, Einigkeit der Demokratien.

  9. #63129
    Selberdenker Benutzerbild von FranzKonz
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    Standard AW: Krisenherd Ukraine

    Zitat Zitat von torio Beitrag anzeigen
    Hier ein Interview zur Lage am Donezker Flughafen:
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    Der entscheidende Satz ist dieser:

    Eigentlich ist dieser ganze Krieg keine hohle Nuss wert.
    Warum hat Poroschenko den Angriffsbefehl gegeben?
    „Die Windflügel sind Sakralbauten für ein neues Glaubensbekenntnis.“ (Hans-Werner Sinn)

  10. #63130
    Ridiculist Benutzerbild von Cetric
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    Standard AW: Krisenherd Ukraine



    Die Verklärung Girkins als Superheld frei nach dem Spartaner Film "300". haha. Dabei befinden sich die Kräfte, denen Girkin dient, eindeutig auf der Seite des Totalitarismus und damit des persischen Großkönigs. Die Rolle der "300" fällt im Film wie in Wirklichkeit den demokratischen Kräften, der Freiheit, dem Westen zu.

    Aber weiter mit Girkin:

    Die neue Karriere nach der Wühl- und Destabilisierungsarbeit an der Front ist die eines Chefideologen des Kreml, neben dem anderen unheilvollen Propheten des neuen gewaltsamen Panslawismus und Faschismus, Alexander Dugin.

    <In den russischen sozialen Netzwerken spielt sich zurzeit eine hitzige Debatte über die ideologische Zukunft Russlands ab. Anfang Oktober war Michail Chodorkowski mit einer programmatischen Rede bei der Verleihung der Freedom House Awards in Washington aufgetreten und hatte in 22 Punkten die Handlungsoptionen für Russland analysiert. Dabei spielte er geschickt mit Versatzstücken aus der patriotischen Rhetorik und versuchte so, auch bei der russischen Bevölkerung Akzeptanz für seine politische Position zu finden.

    Am Beginn seiner Rede stand die Feststellung, Putin habe nicht nur ihm persönlich, sondern allen Russen zehn Jahre Lebenszeit gestohlen. Der relative Wohlstand im heutigen Russland sei trügerisch – er verdanke sich nicht Putins Politik, sondern den Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft. Russland stehe vor einer schicksalshaften Wahl: vorwärts in eine postindustrielle europäische Zukunft oder zurück ins Mittelalter. Das Land laufe Gefahr, durch die derzeitige Abwendung von Europa zu einem chinesischen Protektorat zu werden. Alles Wertvolle, was Russland zur Weltkultur beigetragen habe, beruhe auf europäischen Werten. Der «Eurasismus», der den Russen nun von einem faschistischen Regime aufgezwungen werde, sei eine neue totalitäre Ideologie, die in Ignoranz und Barbarei führe. Der nationale Reichtum der Bodenschätze müsse gerecht verteilt werden, nicht nur an einige wenige Rentiers. Die Gemeinschaft der Steuerzahler solle zum Aufsichtsorgan über den Staat werden. Nur so könne Russland wieder eine vollwertige Nation werden.>

    Nun wurde Girkin zum Angriff auf Chodorkowski eingesetzt:


    <Der Donbass-Kämpfer Igor Strelkow, der mittlerweile für die russische Rechte zu einer Kultfigur geworden ist, hat in einer neu eingerichteten Website scharf auf Chodorkowskis Rede reagiert. Strelkow greift in seiner Replik, die nicht frei von antisemitischen Untertönen ist, zunächst den «Dreckskerl» Chodorkowski selbst an: Es sei der Gipfel des Zynismus, wenn Chodorkowski die Privatisierung kritisiere und eine gerechtere Verteilung des Reichtums fordere, wenn er selbst in den neunziger Jahren ein märchenhaftes Vermögen durch betrügerische Winkelzüge angehäuft habe. Strelkow stimmt Chodorkowski zu, dass Russland an einem Wendepunkt stehe – allerdings laute die Wahl nicht europäische Zukunft oder Mittelalter. Russland könne sich entweder erneut sich selbst zuwenden, «seinem Glauben, seinen Traditionen, seinen Werten, seiner Souveränität», oder sich in einem «globalen Westen auflösen» und in Sklaverei verfallen. Die vergangenen zehn Jahre seien nicht verloren, im Gegenteil: Präsident Putin arbeite an einer russischen Renaissance.>

    <Der Chefideologe des neuen «Eurasismus», Alexander Dugin, hat die Debatte zwischen Chodorkowski und Strelkow als «herausragendes Ereignis» in der russischen Politik bezeichnet. Mit dieser Auseinandersetzung habe sich das Feld neu konstituiert. Es bestehe nun nicht mehr aus dem Gegensatz von Regierung und Opposition, sondern aus drei Parteien: Das liberale Anti-Putin-Projekt vereine sowohl Nationalisten als auch Sozialisten; das Zentrum um den Präsidenten kontrolliere die innenpolitische Situation; neu sei nun die patriotische Flanke dazugetreten, die eine eigene soziale Agenda formuliere. Chodorkowski habe in seiner sorgfältig geplanten Rede zwei geschickte Anreize gesetzt, um die russische Gesellschaft auf seine Seite zu ziehen: soziale Gerechtigkeit und nationale Mobilisierung.>


    Man sieht hier sehr schön, wie Dugin und Girkin sich die Bälle zuspielen für das neue ideologische Gerüst des neoimperialen Russischen Reiches. Und das wird sich nicht mit Handel und Koexistenz zufriedengeben. Es ist auf Krawall mit dem Westen gebürstet.

    <Sein Programm, so Dugin, sei gewissermassen eine Art «Nationalsozialismus», der von der atlantischen liberalen Oligarchie kontrolliert werde. Strelkows Ideologie weise dieselbe Struktur mit einem patriotischen und einem sozialen Pol auf. Der Unterschied bestehe darin, dass bei Strelkow die Leitidee nicht der Liberalismus, sondern die Konzeption des «Dritten Rom» sei. Die grosse Gefahr für Putin bestehe darin, dass sich die patriotisch gesinnte liberale Opposition (in Dugins Diktion: die «fünfte Kolonne» der USA, namentlich Chodorkowski) und der liberale Flügel des Machtzentrums (die «sechste Kolonne», namentlich Ministerpräsident Medwedew und der ehemalige Spin-Doctor Surkow) vereinigten und die derzeitige Herrschaftsstruktur veränderten. Bisher habe die «sechste Kolonne» peinlich darauf geachtet, dass die orthodox-patriotische Position im Hintergrund geblieben sei, um Putins Regierungskonsens der liberalen Oligarchen und der patriotischen «Silowiki» nicht zu gefährden. Mit der Explikation dieser Position durch Strelkow habe sich die Situation nun grundlegend geändert. Die Verschwörung gegen Putin sei in vollem Gange – deshalb werde die ideologische Auseinandersetzung Chodorkowski - Strelkow in der Zukunft an Bedeutung noch zunehmen. Ein wichtiger Nebeneffekt sei, dass Strelkow nun die politische Position des geschwächten Kreml-Herausforderers Nawalny erobert habe.>


    <Was er nicht sieht oder nicht eingestehen will, ist die Tatsache, dass der Kreml mit Strelkow eine Kunstfigur geschaffen hat, in der die neue russische Staatsideologie gewissermassen Fleisch geworden ist. Strelkow wurde von den russischen Staatsmedien als unerschrockener Kämpfer auf der Krim und im Donbass aufgebaut. Damit verfügt er nun bei der grossen Mehrheit der russischen Bevölkerung, die Putins Ukraine-Politik unterstützt, über eine hohe Glaubwürdigkeit. Strelkow ist eine machtvolle Alternative zum dubiosen «Volksbürgermeister» Ponomarjow aus Slowjansk, der allzu sehr nach Knoblauch und Wodka roch und ebenso schnell wieder in der Versenkung verschwand, wie er aufgetaucht war.>

    [Links nur für registrierte Nutzer]

    Der Westen wird sich mit diesen gefährlichen Figuren in Zukunft verstärkt beschäftigen müssen. Sie sollen für Putin den Faschismus zur neuen staatstragenden Ideologie des Russ. Reiches machen und die von den Staatsmedien aufgeputschten und mit Fake-Horrormeldungen aufgestachelten Bürger auf Putin und den gewaltsamen, international zunehmend isoliert ablaufenden weiteren Werdegang des Reiches einschwören.


    Eurasischer Faschismus wird gestoppt von Wachsamkeit, Widerstand, Einigkeit der Demokratien.

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