Ukraine Der Krieg wird nicht am Absturzort entschieden
Die ukrainische Militäroffensive im Osten ist kompromisslos, die Armee macht Fehler. Doch solange Russland die Rebellen weiter stärkt, gibt es keine andere Option. Ein Kommentar von Carsten Luther
Mit jedem Raketenwerfer, jeder Kiste Munition, jedem Kämpfer, der von russischer Seite über die Grenze ins Land gelangt, hat die Ukraine immer weniger die Wahl:
Sie muss ihre Militäroffensive gegen die Separatisten im Osten fortsetzen. Denn Russland ist offenbar nicht bereit, irgendetwas zu unternehmen, um den Nachschub für die Milizen zu unterbinden oder sich auch nur von ihnen deutlich zu
distanzieren.
Doch parallel zu den territorialen Verlusten wird die militärische Ausstattung der Rebellen besser. Nur so konnte es zum Abschuss des Malaysia-Airlines-Passagierflugzeugs kommen.
Außerdem schießen die Separatisten von Wohnhausdächern auf Armeestellungen und kalkulieren zivile Opfer kaltblütig ein.
Die großen Städte Donezk und Luhansk
zu befreien, ist viel schwerer, es kann lange dauern, und
dabei dürften noch einmal mehr Menschen sterben. Mehr als 1.000 Zivilisten sind bei den Kämpfen in der Ostukraine seit April schon getötet worden.
Die zusammengewürfelten und teils schlecht ausgebildeten ukrainischen Truppen kämpfen mit allem, was ihnen zur Verfügung steht.
Und sie sind nach dem Abschuss des Passagierflugzeugs und mehrerer Militärmaschinen
nicht zimperlicher geworden.
Teile der separatistischen Milizen mögen aus der Region kommen, ihr Aufstand mag sich ursprünglich aus den Spannungen in der Ukraine zwischen West und Ost gespeist haben.
Sie mögen Sympathien in der Bevölkerung gehabt haben. Doch eine Volksbewegung sind sie nicht.
Die kompromisslose Militäroperation der ukrainischen Regierung wirft durchaus Fragen auf. Doch sie zu beenden, ist keine Option.
Denn der Krieg in der Ostukraine ist ein asymmetrischer Konflikt, den Russland gegen die Ukraine schürt.
Die USA und die EU sind sich mittlerweile einig, daher die jüngsten Sanktionen, dass die Separatisten maßgeblich von Russland bestärkt, bewaffnet, ausgebildet und gelenkt werden.
Das erst machte sie so gefährlich und ermöglichte ihnen, der ukrainischen Armee so lange so erbittert Widerstand leisten zu können. Darin liegt die Ursache, dass der malaysische Jet vom Himmel geschossen wurde.
Die Gefahr, dass Russland noch sehr viel direkter in den Konflikt eingreift, ist nicht gebannt.
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