"Und wenn wir es nicht mehr erleben werden, Vater, so wissen wir doch eins, dass es die nach uns erleben werden, nicht? Und das ist doch auch ein Trost."
(aus dem Film 'Heimkehr', 1941)
Weil gerade China das Thema ist:
Es ist der Stoff, aus dem der nächste große Finanzkrach sein könnte: Die US-Notenbank strafft ihren Kurs - und vernichtet damit gigantische Vermögenswerte weltweit. Beim amerikanisch-chinesischen Regierungstreffen liegt Streit in der Luft.
Peking war nicht amüsiert. Man könne sich nicht mehr sicher sein, dass die [Links nur für registrierte Nutzer] auch künftig zahlungsfähig blieben, urteilte die regierungsnahe Rating-Agentur Dadong. Schlussfolgerung: Amerika werde herabgestuft - auf die Note A-. Damit stehen die USA auf einer Stufe mit Südafrika und Panama. Ein vernichtendes Urteil für die größte Volkswirtschaft der Welt und deren immer noch global dominierende Währung, den Dollar.
Das war vorigen Herbst. Diese Woche treffen sich ab Mittwoch die US-Minister [Links nur für registrierte Nutzer] (Außen) und Jacob Lew (Finanzen) in Peking mit ihren chinesischen Amtskollegen zum "strategischen Wirtschaftsdialog". Seit 2009 finden diese Treffen jährlich statt. Dieses Mal liegt Streit in der Luft. Worum es geht? 1,4 Billionen Dollar haben [Links nur für registrierte Nutzer] und [Links nur für registrierte Nutzer] der US-Regierung geliehen, wie Statistiken des Washingtoner Finanzministeriums zeigen. Damit ist China der größte internationale Gläubiger der USA. Ein Drittel der gigantischen Pekinger Währungsreserven sind in US-Staatsanleihen angelegt. Ein Riesenhaufen Geld, dessen Werthaltigkeit in Zweifel steht.
Sechs Billionen Dollar sind reif für die Abschreibung
Denn Amerika macht sich daran, seine Schulden abzuwerten. Das geschieht nicht etwa durch einen Schuldenschnitt oder den einseitigen Stopp von Zinszahlungen, wie die Rating-Agentur Dadong befürchtet hatte, sondern durch die amerikanische Notenbank [Links nur für registrierte Nutzer]. In den vergangenen Jahren hat die Fed mit ihren Sonderprogrammen ("Quantitative Easing") die Kurse für US-Staatsanleihen massiv in die Höhe getrieben. Nun legt sie den Rückwärtsgang ein ("Tapering"), was den gegenteiligen Effekt zeitigen dürfte: einen Kursverfall bei amerikanischen Anleihen.
Sagenhafte Summen sind damit reif für die Abschreibung: Insgesamt sechs Billionen Dollar hat sich die US-Bundesregierung bei anderen Ländern geliehen. Überwiegend politisch motivierte Kredite, getätigt von Notenbanken und [Links nur für registrierte Nutzer] im Vertrauen auf die Solidität des Schuldners USA und des Dollars. Wenn Teile davon nun abgeschrieben werden müssen und viele Milliarden Dollar an Bewertungsverlusten entstehen, kann man das als unfreundlichen Akt ansehen. Darüber wird bei der Peking-Visite von Kerry und Lew zu sprechen sein.
Aber es steht noch viel mehr auf dem Spiel: die Stabilität der Weltwirtschaft und die Zukunft des Dollars als dominierende Weltwährung.
Peking ist längst dabei, sich vom Dollar zu emanzipieren
Als die US-Notenbank voriges Jahr ihren allmählichen Ausstieg aus dem Krisenmodus ankündigte, [Links nur für registrierte Nutzer]. Die Aussicht auf höhere US-Zinsen begründete vielerorts eine Kapitalflucht, die nur mühsam zu stoppen war. Ein Vorgeschmack auf das, was im Herbst bevorsteht, wenn die Fed ihre Marktstützung einstellt. Womöglich wird die Straffung sogar rapider kommen als erwartet; das jedenfalls legen die guten Arbeitsmarktdaten nahe.
Inzwischen bemühen sich viele Notenbanken rund um den Globus, US-Staatsanleihen abzustoßen und ihre Reserven in andere Vermögenswerte umzuschichten, wie kürzlich eine Umfrage des Fachblatts "Central Banking" und der [Links nur für registrierte Nutzer] ergab. Das heißt: Portfoliomanager werfen US-Anleihen auf den Markt und kaufen dafür andere Papiere, etwa Aktien.
Wenn die Fed ihr [Links nur für registrierte Nutzer], könnten die Folgen deshalb dramatisch sein: weltweit steigende Zinsen, ein Crash der Anleihemärkte nach einer 30-jährigen Rally, und das in einer Zeit, da die Verschuldung in vielen Ländern sehr hoch ist. Es ist der Stoff, aus dem der nächste große Finanzkrach sein kann.
Die Stoßmich-Ziehdich der globalen Wirtschaft
China kommt in diesem Spiel eine Schlüsselrolle zu. Gut ein Jahrzehnt lang war das Land mit den USA in einer spannungsreichen Symbiose verbunden: [Links nur für registrierte Nutzer] hat der Historiker [Links nur für registrierte Nutzer] das Zusammenwirken zwischen (dem produzierenden, geldverleihenden) China und (dem konsumierenden, schuldenmachenden) Amerika genannt. Eine Art Stoßmich-Ziehdich (frei nach Doktor Dolittle) der globalen Wirtschaft.
Seine nach wie vor überragende Bedeutung als Weltreservewährung hat der Dollar heute nicht zuletzt von Pekings Gnaden. Wenn China sich nun vom Dollar abwendet, könnte das die Weltfinanzströme massiv verschieben. Auffällig: Zwischen April 2013 und April 2014 blieb der Bestand an US-Anleihen quasi konstant, während Chinas Reserven kräftig stiegen. Man kann diese Zahlen so interpretieren, dass Peking längst dabei ist, sich vom Dollar zu emanzipieren. Was zu Bestrebungen passt, den Yuan als eigene Reservewährung neben Dollar und Euro zu etablieren.
Chimerica hat seine besten Zeiten längst hinter sich. Deutschland wiederum hat ein vitales Interesse daran, dass die globalen Rückwirkungen der - manchmal arg rücksichtslosen - amerikanischen Geld- und Finanzpolitik begrenzt bleiben. Angela Merkel, die ebenfalls am Montagin Peking Gespräche führt, wird auf gemessene Reaktionen drängen.
Die globale Finanzlage bleibt wackelig. Ein Land mit so großer Weltmarktorientierung wie Deutschland ist dabei besonders anfällig.
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"Falls Sie in einem Land leben, in dem Sie für das Fischen ohne Angelschein bestraft werden, jedoch nicht für illegalen Grenzübertritt ohne gültigen Reisepass, dann haben Sie das volle Recht zu sagen, dieses Land wird von Idioten regiert" (tschechischer Präsident Milos Zeman)
"Falls Sie in einem Land leben, in dem Sie für das Fischen ohne Angelschein bestraft werden, jedoch nicht für illegalen Grenzübertritt ohne gültigen Reisepass, dann haben Sie das volle Recht zu sagen, dieses Land wird von Idioten regiert" (tschechischer Präsident Milos Zeman)
Wenn da nicht die hoch verschuldeten chinesischen Unternehmen und eine nette Immobilienblase in China wäre....... Denkst du tatsächlich der Technologietransfer nach China seit den 70ern passierte einfach so? Worin sind denn chinesische Unternehmen führend, doch nicht zufällig in den Branchen mit niedriger Spezifität, oder? Warum lagerten reichlich amerikanische Unternehmen nach China aus? Warum investierten Rothschild und Rockefeller massiv in China? Was passiert, wenn die Absatzmärkte Europa und USA wegfallen? Es gibt da noch ein paar mehr Fragen, die dürfte dir der "Spiegel" allerdings nicht stellen. Der Renminbi ist auch keine Festung per se.
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