
Zitat von
unreal
Wenn Cetric vom "paradiesische' Stasis-System Rußland" schwadroniert, dann müssen wir Ihn doch mal die orwellsche Welt der NSA näher bringen, sofern er nicht schon ein voll integriertes Mitglied dieser "Gemeinschaft" ist ;-)
Akt 1: Der Leserbrief in der Lokalzeitung
„Es kann doch nicht sein, dass hier Spione sitzen, die alles abhören, während wir uns an Gesetze halten.“ Mit einem Leserbrief des 28-Jährigen in der Lokalzeitung „[Links nur für registrierte Nutzer]“ fängt alles an. Nachdem er großen Zuspruch seiner Freunde erntet, will Daniel Bangert auch etwas Witziges dazu auf Facebook posten.
Akt 2: Die Facebook-Einladung
Am 4. Juli [Links nur für registrierte Nutzer] zu einer Art Safari ein. Man wolle sich den Dagger Complex, ein Gelände, das – so munkelt man – als PRISM-Stützpunkt der NSA in Deutschland dient, einmal aus der Nähe anschauen. Wörtlich: „Sehr verehrte Damen und Herren, der Vorstand des NSA-Spion-Schutzbundes e.V. lädt Sie recht herzlich zum Entdecken und Beobachten am Dagger Complex ein. Ganz nach dem Vorbild der von uns geschützten Art, der NSA-Spione, wollen wir uns an den Ort des Geschehens begeben. Dort können wir gemeinsam den bedrohten Lebensraum der NSA-Spione erforschen. (...) Wenn wir ganz viel Glück haben, bekommen wir vielleicht sogar einen echten Spion zu sehen.“
Akt 3: Polizei und Staatsschutz im Haus
Nicht lustig findet das die US-Militärpolizei und ruft die deutschen Behörden an. Fünf Tage später steht die Polizei vor Bangerts Haustür. Die Streifenbeamten, erzählt er, können sich das Lachen kaum verkneifen, als der 28-Jährige in seinem „Team Edward“-T-Shirt sagt: „Ich möchte nur mit ein paar Freunden spazieren gehen. Bei mir gibt es nichts umsonst. Da kommen keine tausend Leute, falls sie das befürchten.“
Auf den ersten Besuch folgt ein zweiter. Dieses Mal von einem Beamten der Abteilung Staatsschutz. Ob er Kontakt zu gewaltbereiten Leuten pflege? Welche politische Einstellung er habe und ob er vielleicht mit dem schwarzen Block in Verbindung stehe? „Die wollten mir in den Mund legen, dass ich demonstrieren will“, sagt Bangert. „Aber ich wollte nur spazieren gehen.“ Der Beamte legt ihm nahe, den Spaziergang als Demonstration anzumelden. Außerdem solle er künftig aufpassen, was er im Internet schreibe und dieses Gespräch wiederum möge er bitte nicht veröffentlichen.
Akt 4: Der Rummel um den Spaziergang
Aufgrund des Drucks von Polizei und Staatsschutz meldet der 28-Jährige seinen Spaziergang als Demonstration an. Vergangenen Samstag spazieren etwa 60 Teilnehmer – begleitet von zwei Streifenwagen – durch Griesheim. [Links nur für registrierte Nutzer]Wie ein Buschfeuer breitet sich die Nachricht online aus. Am Sonntag gründet Bangert die [Links nur für registrierte Nutzer]. Mittlerweile hat die Gruppe fast 3000 Fans. Und Bangert muss sogar ein paar Freunde einspannen, um mit dem plötzlichen Medienrummel fertig zu werden.
Akt 5: Die Sorge der Großmutter
„Ich habe mit meinem schwachsinnigen Kommentar auf Facebook die Behörden dazu gebracht, sich selbst zu verraten“, sagt Daniel Bangert. „Aus einer Mücke haben sie einen Elefanten gemacht. Wie passt das zu den Aussagen unserer Politiker: Das mit der Überwachung sei ja alles gar nicht so schlimm?“, will der 28-Jährige wissen. Große Sorgen mache sich vor allem seine Oma. „Pass auf, die holen dich am Ende noch“, warnt sie ihren Enkel. Er habe geantwortet: „Aber Oma, ich habe nichts unterschrieben. Und ich habe auch nichts verbrochen.“
Epilog
Die Geschichte des Daniel Bangert ist ein Beispiel dafür, wie digitale Überwachung funktioniert und wie eng amerikanische und deutsche Behörden zusammenarbeiten. Es ist ein Beispiel dafür, dass nicht das Recht, also ein Gericht beispielsweise, die Verletzung der Privatsphäre anordnet und das Recht die Überwachung auch wieder einschränkt. Vielmehr sind der Überwachung nur durch Technologie, will heißen Speicherplatz, Codes und Hardware Grenzen gesetzt. Um noch mehr speichern zu können, baut die NSA gerade [Links nur für registrierte Nutzer].