Umstrittene Aussagen von Wolfgang Schäuble (71, CDU): Der Finanzminister hat die Politik von Russlands Präsident Putin (61) mit der von Nazi-Diktator Adolf Hitler verglichen.
Berlin – So weit ist bisher kein deutscher Politiker gegangen: Wolfgang Schäuble (71, CDU) vergleicht die Politik von Russlands Präsident Wladimir Putin (61) mit der von Adolf Hitler!
Bei einer Diskussion mit Berliner Schülern zog der Finanzminister eine Parallele zwischen der Krise der Ukraine und der Übernahme des Sudetenlandes durch das Deutsche Reich 1938.
Der Minister wörtlich: „Das kennen wir alles aus der Geschichte. Solche Methoden hat schon der Hitler im Sudetenland übernommen – und vieles andere mehr.“
Ein brisanter Vergleich!
Denn: Damals hatte Hitler
unter dem Vorwand, drei Millionen Sudetendeutsche zu schützen, den Anschluss des Sudetenlandes (gehörte zur Tschechoslowakei) an das Deutsche Reich erzwungen, ein Jahr später die gesamte Tschechoslowakei unter Kontrolle gebracht.
Schäubles Befürchtung: Putin könne das Schutzbedürfnis der russischstämmigen Bevökerung in der Ukraine jetzt als Vorwand nutzen, um in dem Nachbarland einzumarschieren.
Warum wagt Schäuble einen so brisanten Vergleich?
Er weiß: Viele Deutsche sehen mit Sorge auf die Lage in der Ukraine, haben große Kritik an der Landnahme durch Russlands Präsident Putin. Weil viele Amtsträger gezwungen sind, sich diplomatisch zu äußern, werden diese Sorgen nicht öffentlich ausgesprochen. Schäuble hat diese Vorsicht durchbrochen.
ABER LÄSST SICH PUTIN WIRKLICH MIT HITLER VERGLEICHEN?
Ja, sagt Historiker Arnulf Baring (81): „Schäuble hat recht. Putin setzt seine imperialistische Expansionspolitik mit militärischen Mitteln durch. Der Westen schaut nur ohnmächtig zu.“ Das sei bei Hitler ebenso gewesen.
Doch es gibt auch heftige Kritik. Schäubles Vergleich sei „irreführend und gefährlich“, erklärt der Freiburger Historiker Jörn Leonhard (46). Und Prof. Wolfgang Wippermann (69, FU Berlin) warnt: „Hitler war ein Diktator; Putin ist es noch nicht. Daher kann und darf man nicht Putin mit Hitler vergleichen.“
Am Abend ruderte Schäuble zurück. In einer Mitteilung seines Ministeriums hieß es: „Sollte der Eindruck entstanden sein, der Minister hätte den russischen Präsidenten mit Hitler verglichen, so wäre dies falsch.“