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geschrieben am 10. Mai 2013 von Gastautor
Versuchen Rebellen und Erdogan mit einer Giftgas-Lüge das Eingreifen der NATO in Syrien durchzusetzen?
ein Gastbeitrag von von Prof. Dr. Günter Meyer*
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Chemiewaffeneinsatz des Regimes aus strategischen und taktischen Gründen unsinnig
Bei der Aufklärung eines Verbrechens stellt sich als erstes die Frage: Wer profitiert davon? Mit Sicherheit nicht das Assad-Regime! Es ist völlig unsinnig, dass die Regierungstruppen in der gegenwärtigen Situation Giftgas einsetzen, da sie mit ihren konventionellen Waffen den Rebellen gegenüber weit überlegen sind und insbesondere mit ihren Kampfflugzeuge die Aufständischen gezielt bekämpfen können. Sie gehen damit auch nicht das Risiko ein, dass Giftgas durch eine Änderung der Windrichtung in die falsche Richtung gelenkt wird. Außerdem ist sich das Regime bewusst, dass ein Angriff mit chemischen Kampfstoffen genau das Signal ist, auf das die Aufständischen seit langem gewartet haben, um ihren Forderungen nach Waffenlieferungen Nachdruck zu verschaffen. Damit ist offensichtlich, dass der Giftgaseinsatz allein den Aufständischen nützt, die Position des syrischen Regimes dagegen gravierend schwächt.
Opfer des Giftgasangriffs waren Anhänger des Assad-Regimes
Wenn die Regierungstruppen für den Chemiewaffeneinsatz verantwortlich wären, dann müsste es sich bei den Opfern um Regimegegner handeln. Der erste Giftgasangriff mit der höchsten Zahl von Opfern richtete sich jedoch gegen das Dorf Khan al-Assal nördlich von Aleppo, dessen Bevölkerung auf der Seite des Regimes steht. Der größte Teil der Einwohner sind Schiiten, die von den sunnitischen Rebellen bekämpft werden. Dass Regierungstruppen eine von ihnen selbst kontrollierte Siedlung mit chemischen Kampfstoffen angreifen und dabei neben den schiitischen Bewohnern auch drei eigene Soldaten töten, widerspricht jeder Logik. Für diesen Angriff können nur Aufständische verantwortlich sein.
Giftgasangriff von Djihadisten mit türkischer Unterstützung?
Nach Recherchen der britischen Tageszeitung The Guardian wurde der Giftgasangriff mit Hilfe einer kleinen, mit einer Giftgasgranate bestückten Rakete durchgeführt, die aus dem Ort Bab nahe der türkischen Grenze abgefeuert wurde. Dieser Ort ist eine Hochburg der djihadistischen Nusra-Front, die sich Al-Kaida angeschlossen hat.
Doch wie kamen die chemischen Kampfstoffe in den Besitz der Rebellen? Stammen sie aus Beständen des syrischen Regimes? Die Chemiewaffenlager werden nicht nur von alawitischen Elitesoldaten, sondern auch von Angehörigen der iranischen Revolutionsgarden bewacht. Immer wieder haben westliche Geheimdienste betont, dass die syrischen Chemiewaffenlager sicher sind, solange das Regime an der Macht bleibt. Es ist deshalb auszuschließen, dass Chemiewaffen von hier ihren Weg zu den Rebellen gefunden haben. Stattdessen wird angenommen, dass die in Bab eingesetzte Giftgasgranate über die benachbarte offene Grenze von türkischem Gebiet in die Hände der Djihadisten gelangt ist.
Eine direkte Beteiligung des türkischen Geheimdienstes an einer solchen Lieferung ist zumindest nicht auszuschließen und entspricht den Interessen Ankaras. Mit der Unterstützung eines Chemiewaffeneinsatzes in Syrien, wofür dann das Regime verantwortlich gemacht wird, hat die Erdogan Regierung die Möglichkeit, den Druck auf Obama zu erhöhen, um die seit langem von der türkischen Regierung geforderte Flugverbotszone in Syrien zu etablieren.
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