Ignoranz fängt vermutlich dort an, wo man nicht zur Kenntnis nimmt, daß das Gegenteil des Skeptikers eben der Dogmatiker ist. Und wer sich am Skeptiker nicht stört, wird auch den Dogmatiker akzeptieren zu müssen. Außer freilich, man pachtet die Wahrheit für sich. Dann wäre die wissenschaftliche Maske, mit der Du in diese Diskussion gegangen bist, allerdings weg vom Gesicht.
Da fangen die Unschärfen trotz der - dogmatischen (?) - Punktsetzungen schon an. Zunächst einmal landen ALLE anthropogen erzeugten CO2-Emissionen in der Atmosphäre. Ein Teil davon löst sich aus der Atmosphäre in Gewässern oder bildet dort mit Wasser Kohlensäure und über diesen Weg indirekt Carbonate. Ein Teil wird von Pflanzen und diversen Mikroorganismen sowohl zu Land wie zu Wasser aufgenommen. Da es sich um ein Fließgleichgewicht handelt, wäre nun tatsächlich valide zu messen, wieviel CO2 auf der Zufuhrseite und aus welchen einzelnen Quellen stammt und wieviel auf der Abbauseite von welchen Verbrauchern zu Land und zu Wasser entfernt wird. Dies alles müßte für eine saubere Bilanzierung zeitgleich und in recht kurzen Momentaufnahmen erfaßt werden, um zusätzlich einen Verlauf über die Zeit darstellen zu können.
Die Meßmethode, welche dabei z. B. die zeitliche Dynamik der Stoffwechselanpassung von Pflanzen - um nur eines der technischen Probleme anzusprechen - valide abbildet, würde ich gerne kennenlernen. Immerhin sind Pflanzen und bestimmte Einzeller fähig, ihr Wachstum und damit den CO2-Konsum gattungsabhängig bis ca. 4% Kohlendioxidanteil im Luftgemisch zu steigern und davon sind wir noch weit entfernt. Mit Monster hat das nicht wirklich etwas zu tun.
Oje: Der jährliche Zuwachs an CO2 in der Atmosphäre wird im einfachsten Fall als Differenz aus zwei Messungen und damit aus zwei Momentaufnahmen gebildet, was für belastbare klimatische Zahlen freilich über den gesamten Globus ausgedehnt wird, um Meßfehler und geographische Schwankungen auszugleichen. Diese bilanzierende Messung kann methodisch nicht erfassen, aus welcher Quelle CO2 erzeugt wurde und - wie in einem Fließgleichgewicht nun einmal üblich - wohin CO2 aus der Atmosphäre zwischen zwei Messungen entfernt wurde.
Es könnte - rein hypothetisch natürlich - sogar massiv CO2 aus den Gewässern stammen und durch eine Stoffwechselanpassung aller CO2-Atmer wieder entfernt werden und in der Messung wäre kaum eine Veränderung sichtbar. Das haben bilanzierende Betrachtungen so an sich: Sie vereinfachen und verheimlichen. Wenn Dein Kontostand jeweils am 01. eines Monats nur um 1 Cent gegenüber dem Vormonat gestiegen ist, kann ich daraus nicht folgern, daß es unmöglich sei, daß jeden Tag Milliardenbewegungen auf diesem Konto per Zahlungsein- und -ausgang erfolgen oder daß im Laufe des Monates je nur 1 Cent eingezahlt wird. Diese Information gibt die bilanzierende Betrachtung nicht her. Erst die Betrachtung der einzelnen Zahlungsbewegungen ermöglicht dieses.
Analog müßte daher buchhalterisch genau jede CO2-Emission an jeder Quelle meßtechnisch oder rechnerisch hinreichend präzise erfaßt und auf der anderen Seite auch jeder Verbrauch nach Einzelpositionen quantifiziert werden. Erst dann sieht man, woher eine Mehremission zwischen zwei Zeitpunkten einerseits stammt und ob ein Mehrverbrauch in derselben Zeit durch Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre in die Gewässer oder beispielsweise durch Stoffwechselanpassung auf der Seite der Kohlenstoffatmer stattfindet.
Eine belastbare Meß- oder Rechenmethode, um diesen in der Bilanz vielleicht simpel anmutenden, bei Ausdehnung auf die Einzelpositionen aber extrem komplexen Kohlenstoffkreislauf sauber aufzugliedern, gibt es nicht. Wäre das anders, müßte die Klimatologie keine Modelle mehr bemühen. Wenn Du das nicht verstehen kannst, fehlt Dir für das Thema vermutlich das geistige Rüstzeug. Wenn Du es nicht verstehen willst, bist Du Politiker und kein Wissenschaftler. Freilich ist dies ein Politikforum, vermutlich deshalb wird man bei der Suche nach wissenschaftlichen Wahrheiten hier wie sonst in der Politik eher nicht fündig. Aber wir müssen uns dann nicht weiter unterhalten.
Im übrigen leugne ich erst einmal gar nichts. Aber: Ich möchte schon argumentativ überzeugt werden. Und das gelingt nicht, indem ein einzelner Forist sich anmaßt entscheiden zu können, wer "recht hat" und wer nicht, sich dabei einen wissenschaftlichen Anstrich gibt und dann aber regelmäßig in Polemik verfällt, sobald er ins schwimmen gerät. Ein echter Wissenschaftler, der die Hypothese des industriell-anthropogenen Klimawandels beweisen möchte, wird alles unternehmen, um die Positionen der sog. "Klimaleugner" und weitere gegen seine These sprechenden Aspekte zu erhärten. Wenn ihm dies nicht gelingt, hat er seine These wirklich gründlich bewiesen. So arbeiten seriöse Wissenschaftler. So arbeitest Du nicht.




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