[...]ch mußte die Gefangenen in ein Lager in Nes Ziona bringen, eine kleine Stadt südlich von Tel Aviv. Ich hatte immer geglaubt, daß es ein Verhörzentrum des Shaback sei. Wir wussten..., daß ein Gefangener, der dorthin gebracht wurde, niemals lebendig herauskam... Uri klärte mich über das Lager Nes Ziona auf. Es war, wie er es nannte, ein Laboratorium für die Kriegführung mit ABC-Waffen. Dort entwickelten unsere Spitzenforscher aus dem Bereich der Epidemiologie verschiedene Todeswaffen. ... Die palästinensischen Eindringlinge kamen den Leuten in dem Laboratorium gerade recht. Sie konnten sich dadurch Gewissheit verschaffen, ob die entwickelten Waffen auch wirkten und wie schnell sie wirkten, um sie eventuell noch zu verbessern. ...
Jahre später traf ich Uri wieder. Er war zu dem Zeitpunkt im Mossad ein altgedienter Katsa in der AI-Abteilung und ich ein Neuling. Er kam von einem Auftrag in Südafrika zurück. Ich arbeitete vorübergehend in einem Ressort der Dardasim-Abteilung als Verbindungsmann und half ihm, eine große Ladung Medikamente nach Südafrika zu verschiffen. Die Sendung wurde von mehreren israelischen Ärzten begleitet, die in Soweto, der Schwarzenstadt vor den Toren Johannesburgs, humanitäre Arbeit leisten sollten. Die Ärzte würden bei der Behandlung von Patienten in einer Klinik helfen, die ein Ableger des Baragwanath-Hospitals in Soweto war, ein paar Blöcke von den Häusern Winnie Mandelas und Bischof Desmond Tutus entfernt. Das Hospital und die Klinik wurden von einem Hospital in Baltimore, Maryland, unterstützt, das ebenfalls dem Mossad als cut-out diente.
»Was ist das für eine humanitäre Hilfe vom Mossad an die Schwarzen in Soweto?« fragte ich ihn. Mir erschien das nicht logisch. Ich sah darin weder einen kurzfristigen politischen Gewinn, worauf der Mossad stets Wert legte, noch irgendeinen ersichtlichen ökonomischen Vorteil. »Du erinnerst dich an Nes Ziona?« Seine Frage ließ mir Schauer über den Rücken laufen. Ich nickte. »Das ist so ziemlich dasselbe. Wir erforschen und testen ... neue ansteckende Krankheiten.«[...]