Lieber Luis!
Ich behaupte nicht, daß die Türken nach dem Zweiten Weltkrieg am Aufbau der Bundesrepublik Deutschland beteiligt gewesen wären, sondern daß die Industrie die Türken hergeholt hat.
Zitate aus der von Dir genannten Quelle (sämtliche Zitate stehen auf Seite 5 zu lesen):
Daß die Anwerbevereinbarung mit der Bundesrepublik Deutschland auf Initiative und
Druck der türkischen Regierung zustande kam, bleibt in der Literatur meist unerwähnt.
Als Grund für die Arbeitsmigration wird in der gängigen Lesart auf den Arbeitskräftebedarf der westdeutschen Wirtschaft verwiesen.
Dieser „gängigen Lesart“ hänge ich weiterhin an.
1964 trat ein neues Anwerbeabkommen auf Drängen der Türkei in Kraft, in der die Befristung ersatzlos gestrichen wurde.
„Anwerbeabkommen auf Drängen“: Diesen fast lächerlich anmutenden Widerspruch sollten die Revisionisten künftig vermeiden, indem sie, je nach Sichtweise, entweder „Aufnahme-“ oder „Entsendeabkommen“ schreiben. Ich selbst bleibe beim kürzeren Begriff „Anwerbung“.
Hiermit hatte man auch dem Drängen der Türkei nachgegeben, der ebenfalls an einer Revision gelegen war. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, daß hiermit die Weichen für eine dauerhafte Zuwanderung nach Deutschland gestellt wurden. „Damit war der entscheidende erste Schritt zur (zumindest möglichen) Niederlassung und De-facto-Einwanderung von Arbeitsmigranten aus der Türkei getan.
Die wirtschaftlichen Interessen der deutschen Unternehmer hatten hierfür die Grundlage geschaffen“, stellt die Historikerin Mathilde Jamin zurecht fest.
Was ich unermüdlich erzähle.
Gruß von Leila