Stalin wollte ohne Frage den Krieg gegen Deutschland und plante ihn. Er war genau so ein Ehrenmann wie Hitler und wollte sich mit dem Nichtangriffspakt und der Teilung Polens einfach nur Zeit kaufen, genau wie Hitler.
Die sowjetische Militärdoktrin bestand darin, sich nicht lange mit der Defensive aufzuhalten, sondern den Krieg zum Gegner zu tragen. Dass der Gegner das vielleicht nicht gerne haben würde, gehörte wohl nicht zum Plan. Jedenfalls erklärt sich daraus recht einfach der von den Deutschen nach dem Einmarsch festgestellte Mangel an Defensivanlagen in der Sowjetunion.
Dabei ist es im Prinzip auch später geblieben. Die ungeheure Aufrüstung der Sowjetunion im Kalten Krieg (allein in der DDR standen 500.000 Mann) und die Existenz von präzisen Plänen für den Durchmarsch zum Rhein und dann zum Atlantik innerhalb von Tagen waren einfach Defensive nach Art des Hauses. Sie beweisen nicht, dass es auch einen konkreten politischen Willen für den Angriff gab. Sonst hätten ihn die Sowjets x-mal umsetzen könnne. Mit diesem Willen konnte Hitler schon eher dienen.
Stalin war 1941 längst nicht bereit für den Krieg. Mindestens ein, eher zwei Jahre mehr hatte er schon noch einkalkuliert. Dass Hitler ihm diese Zeit nicht ließ, erwischte ihn kalt und erklärt die ungeheuren Verluste an Menschen und Gelände in den ersten Kriegsmonaten. Auf Defensive war die Armee einfach nicht eingerichtet. Erst General Winter brachte die Wende.
Hitler griff die Sowjetunion also nicht an, weil ein Angriff Stalins konkret drohte. Die Vernichtung der Sowjetunion als Hauptmacht des Kommunismus folgte zwingend aus seiner politischen Logik. Dass er Stalin gar nicht erst richtig stark werden lassen wollte, war möglicherweise ein zweitrangiger Grund, aber mehr nicht.




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