+ Auf Thema antworten
Seite 3 von 53 ErsteErste 1 2 3 4 5 6 7 13 ... LetzteLetzte
Zeige Ergebnis 21 bis 30 von 527

Thema: "Reichseinigung"

  1. #21
    GESPERRT
    Registriert seit
    03.12.2004
    Beiträge
    30.379

    Standard AW: "Reichseinigung"

    Zitat Zitat von valentin Beitrag anzeigen
    Um den 70er Krieg herbeizuführen, war Bismarck jedes Mittel recht. Er brauchte ihn, um die Gefolgschaft der Mittelstaaten zu erzwingen und so die "Reichseinigung" herbeizuführen. Um zu erreichen, dass Napoleon ihm den Krieg eklärte, schreckte er auch vor dem Verfälschen von Depeschentexten (s. "Emser Depesche") nicht zurück. Er kannte Napoleon sehr gut und wusste genau, wie er ihn dazu bringen konnte, Deutschland den Krieg zu erklären. Zur Emser Depesche: Ihr Urtext löste große Enttäuschung beim preußischen Generalstab aus, aber bereits Stunden später, als die Version Bismarcks verlesen wurde, rief Moltke begeistert aus: "Jetzt haben wir ihn!" Gemeint war Napoleon bzw. der Krieg.
    Kennst Du den Text der Emser Depesche?

    Wenn so was ein berechtigter Grund sein soll, den Krieg zu erklären, ist Hitler-Deutschland von jeder, aber wirklich jeglicher Schuld freigesprochen, sogar an der am Holocaust, weil sich im Vergleich zu den jüdischen Kriegserklärungen von 1933-39 und britischen, amerikanischen sowie polnischen Hetzreden die Emser Depesche ausnimmt wie ein mit Blümchen und Schleifchen verzierter Eintrag ins Poesiealbum einer höheren Tochter.

  2. #22
    GESPERRT
    Registriert seit
    03.12.2004
    Beiträge
    30.379

    Standard AW: "Reichseinigung"

    Zitat Zitat von valentin Beitrag anzeigen
    IHier in Bayern gibt es einige Kriegsdenkmäler von 1866, auf denen die Namen der im Kampf gegen die Preußen Gefallenen stehen. Auch Namen meiner Ahnen stehen darauf. Sie kämpften gegen Preußen für Deutschland und trugen im Feld eine schwarz-rot-goldene Armbinde.
    Leider haben Deine Ahnen damit auch gegen Demokratie und Sozialstaat gekämpft. Wie andernorts mit sezessionistischen Teilstaaten oder Städten verfahren wird, zeigen die Beispiele der US-Südstaaten, der Belagerungen von Gettisburgh und La Rochelle, und die Neiderschlagung des Aufstands der französischen Vendee. Wie man vor diesem Hintergrund auch nur ein negatives Wort über Preußen verlieren kann, bleibt mir ein Rätsel. Man muß sie ja nicht mögen, aber sie einfach nur mit Dreck zu bewerfen ist genauso schäbig wie das, was die Sieger seit 1945 mit Gesamtdeutschland treiben.

  3. #23
    Neu und verbessert Benutzerbild von Hubba Bubba
    Registriert seit
    31.10.2006
    Ort
    Hamburg
    Beiträge
    1.261

    Standard AW: "Reichseinigung"

    Zitat Zitat von valentin Beitrag anzeigen
    Ich bin weder Russen-, Engländer-, Amerikaner- noch Franzosenfreund. Was ich verurteile ist, dass das "Deutsche" sowohl hierzulande als auch im Ausland mit Preußentum gleichgesetzt wird. Mich stört ebenso der Begriff der "Reichseinigung". Preußen erhob sich über seine deutschen Bruderstaaten und setzte sein Hegemonie in Kleindeutschland mit Waffengewalt und gegen die Bestimmungen der Akte des deutschen Bundes durch. 1865 schloss Bismarck Geheimverträge mit Frankreich und Italien, um einen "guten Krieg zu haben, um Österreich aus Deutschland hinauszuwerfen", wie er es wörtlich nannte.

    Hier in Bayern gibt es einige Kriegsdenkmäler von 1866, auf denen die Namen der im Kampf gegen die Preußen Gefallenen stehen. Auch Namen meiner Ahnen stehen darauf. Sie kämpften gegen Preußen für Deutschland und trugen im Feld eine schwarz-rot-goldene Armbinde.
    Deine Ahnen in allen Ehren.
    Allerdings stört mich der Auspruch "für Deutschland gegen Preußen".
    Preußens Absicht war kein preußisches Reich, sondern ein gefestigter deutscher Staat, der seinen zahlreichen Feinden Paroli bieten konnte.
    Des Weiteren musste Bismark keine Verträge schließen um Österreich "rauszuwerfen"...die wollten von Anfang an nicht mitmachen bei der Großdeutschen Lösung.

  4. #24
    GESPERRT
    Registriert seit
    15.07.2007
    Beiträge
    460

    Standard AW: "Reichseinigung"

    Zitat Zitat von Hubba Bubba Beitrag anzeigen
    Deine Ahnen in allen Ehren.
    Allerdings stört mich der Auspruch "für Deutschland gegen Preußen".
    Preußens Absicht war kein preußisches Reich, sondern ein gefestigter deutscher Staat, der seinen zahlreichen Feinden Paroli bieten konnte.
    Des Weiteren musste Bismark keine Verträge schließen um Österreich "rauszuwerfen"...die wollten von Anfang an nicht mitmachen bei der Großdeutschen Lösung.
    Die Südwestdeutschen Staaten waren ganz froh, daß sie im Reich nicht mehr die leichte Beute der französischen Aggressoren werden konnten (zumindest bis 1914).

    Der Bayr. König hat beim Beitritt nur gezögert, damit er Geld kassieren kann (Reptilienfonds).

    Das Geld hat er allerdings sehr gut investiert - in zauberhafte Schlösser und Richard Wagner.

  5. #25
    GESPERRT
    Registriert seit
    20.04.2007
    Beiträge
    664

    Standard AW: "Reichseinigung"

    Zitat Zitat von Mister Ragtime Beitrag anzeigen
    Kennst Du den Text der Emser Depesche?

    Wenn so was ein berechtigter Grund sein soll, den Krieg zu erklären, ist Hitler-Deutschland von jeder, aber wirklich jeglicher Schuld freigesprochen, sogar an der am Holocaust, weil sich im Vergleich zu den jüdischen Kriegserklärungen von 1933-39 und britischen, amerikanischen sowie polnischen Hetzreden die Emser Depesche ausnimmt wie ein mit Blümchen und Schleifchen verzierter Eintrag ins Poesiealbum einer höheren Tochter.
    Ich kenne beide Texte der Emser Depesche: Den Urtext, wie er von Bad Ems aus telegrafiert wurde und den von Bismarck abgeänderten Text, der nach Paris weitergegeben wurde. Und ich kenne Berichte vom Befinden des preußischen Generalstabs bei Eintreffen und nach dem Weiterleiten des Textes. Immerhin maß Bismarck dieser Depesche soviel Bedeutung zu, dass er darauf bestand, dass der Weg der Depesche von Ems über Berlin nach Paris zu führen hätte. Dies war zwar eher unüblich, aber er hatte dafür seinen guten Grund.

    Bismarck wusste, dass Napoleon auf Krieg aus war und dass bereits ein trivialer Grund hierzu die Lunte entzünden konnte. Bismarck brauchte diesen Krieg ür seine Pläne. Er nutzte die Machtgeilheit und Dummheit Napoleons nicht ungeschickt für seine Pläne aus. Nur konnte er Frankreich den Krieg nicht erklären, weil dies den Bündnisfall nicht ausgelöst hätte.

  6. #26
    GESPERRT
    Registriert seit
    03.12.2004
    Beiträge
    30.379

    Standard AW: "Reichseinigung"

    Zitat Zitat von fragensteller Beitrag anzeigen
    Die Südwestdeutschen Staaten waren ganz froh, daß sie im Reich nicht mehr die leichte Beute der französischen Aggressoren werden konnten (zumindest bis 1914). Der Bayr. König hat beim Beitritt nur gezögert, damit er Geld kassieren kann (Reptilienfonds). Das Geld hat er allerdings sehr gut investiert - in zauberhafte Schlösser und Richard Wagner.
    Bei Gelegenheit würde mich mal interessieren, wo auf der Welt es jemals einen im Krieg besiegten und in einen Einheitsstaat anschließend hineinkomplimentierten Teilstaat gegeben hat, der seine eigene Armee, sowie eigenes Post- und Bahnwesen behalten durfte?

    Es gibt wahrscheinlich noch einige Extrawürste mehr, die Bismarck den Bayern zugestanden hat, weil er er wollte, daß sie freiwillig (!) im Kaiserreich mitmachen, aber dazu müßte ich erst gründlicher recherchieren.

  7. #27
    GESPERRT
    Registriert seit
    20.04.2007
    Beiträge
    664

    Standard AW: "Reichseinigung"

    Zitat Zitat von Mister Ragtime Beitrag anzeigen
    Leider haben Deine Ahnen damit auch gegen Demokratie und Sozialstaat gekämpft. Wie andernorts mit sezessionistischen Teilstaaten oder Städten verfahren wird, zeigen die Beispiele der US-Südstaaten, der Belagerungen von Gettisburgh und La Rochelle, und die Neiderschlagung des Aufstands der französischen Vendee. Wie man vor diesem Hintergrund auch nur ein negatives Wort über Preußen verlieren kann, bleibt mir ein Rätsel. Man muß sie ja nicht mögen, aber sie einfach nur mit Dreck zu bewerfen ist genauso schäbig wie das, was die Sieger seit 1945 mit Gesamtdeutschland treiben.
    Tatsache ist aber, dass Preußen sich mit der Aufkündigung der Bundesakte ins Unrecht setzte. Und dies schon vorher tat, indem mit dritten Staaten geheime Vereinbarungen getroffen wurden.

    Demokatie und Sozialstaat gab es auch in Preußen vor 1876 nicht. Also kann ich nicht ersehen, inwiefern die bayerischen Soldaten bereits 1866 dagegen gekämpft haben sollten.

  8. #28
    GESPERRT
    Registriert seit
    15.07.2007
    Beiträge
    460

    Standard AW: "Reichseinigung"

    Zitat Zitat von Mister Ragtime Beitrag anzeigen
    Bei Gelegenheit würde mich mal interessieren, wo auf der Welt es jemals einen im Krieg besiegten und in einen Einheitsstaat anschließend hineinkomplimentierten Teilstaat gegeben hat, der seine eigene Armee, sowie eigenes Post- und Bahnwesen behalten durfte?

    Es gibt wahrscheinlich noch einige Extrawürste mehr, die Bismarck den Bayern zugestanden hat, weil er er wollte, daß sie freiwillig (!) im Kaiserreich mitmachen, aber dazu müßte ich erst gründlicher recherchieren.
    Z. B. durfte der Herrscher bleiben, und sogar Kienie.

    Auch die Bayerischen Infantrie-Regimenter blieben als solche bestehen und unter dem Befehl des Bayerischen Königs.

    Das königlich Bayerische Amtsgericht blieb auch: "Ob Zuchthaus oder Freispruch, das Leben geht halt weiter. Und auf's Schafott hat unser Herr Amtsgerichtsrat noch niemanden gebracht!"

  9. #29
    Mitglied
    Registriert seit
    13.03.2007
    Beiträge
    253

    Standard AW: "Reichseinigung"

    Zitat Zitat von valentin Beitrag anzeigen
    Bismarck wusste, dass Napoleon auf Krieg aus war und dass bereits ein trivialer Grund hierzu die Lunte entzünden konnte. Bismarck brauchte diesen Krieg ür seine Pläne. Er nutzte die Machtgeilheit und Dummheit Napoleons nicht ungeschickt für seine Pläne aus.
    Napoléon III. hatte es dem unfähigen und überheblichen Herzog von Gramont zu verdanken, dass die Situation eskalierte. Zudem hatte er das französische Volk im Nacken und konnte allein schon aus Ehrgefühlen keinen Kniefall vor Preußen machen. So ist die "Dummheit" nicht ausschließlich bei Napoléon III. zu suchen. So heiß konnte er auch gar nicht auf den Krieg sein, wenn du dir anschaust wie dilettantisch Frankreich in den Krieg gezogen ist, die schnelle Mobilisierung Preußens und der Südstaaten vollkommen unterschätze und sich auf das "système D: on se débrouillera toujours" ("irgendwie kommen wir schon klar") verließ.

  10. #30
    GESPERRT
    Registriert seit
    03.12.2004
    Beiträge
    30.379

    Standard AW: "Reichseinigung"

    Zitat Zitat von valentin Beitrag anzeigen
    Tatsache ist aber, dass Preußen sich mit der Aufkündigung der Bundesakte ins Unrecht setzte. Und dies schon vorher tat, indem mit dritten Staaten geheime Vereinbarungen getroffen wurden.
    Ich werde nie verstehen, wie jemand, dessen Land von angloamerikanischen Bestien zerbombt und zerstört worden ist, sich daran reiben kann, daß die größte europäische Friedensmacht überhaupt, Preußen, die Bundesakte aufgekündigt hat. Daß sich Bismarck durch einen ungeschickten diplomatischen Schachzug selber ins Unrecht setzt, glaubst Du doch selber nicht?

    Ich sage das mit Vorbehalt, weil ich nachschauen müßte. Aus der Erinnerung meine ich, daß Österreich zuvor Mobilmachung und Bundesexekution angeordnet hat, erst danach kam die Aufkündigung durch Preußen.

    Zitat Zitat von valentin Beitrag anzeigen
    Demokatie und Sozialstaat gab es auch in Preußen vor 1876 nicht. Also kann ich nicht ersehen, inwiefern die bayerischen Soldaten bereits 1866 dagegen gekämpft haben sollten.
    1866 gab es zum ersten Mal freie, gleich und geheime Wahlen zum Parlament des deutschen Zollvereins, auf Initiative Bismarcks hin. Dieser Vorschlag Bismarcks (Reform des Deutschen Bundes) hat u.a. dazu geführt, daß Österreich, und mit ihm Bayern, auf Kriegskurs gegangen sind. (Die Details müßte ich wieder nachschlagen, ich habe nicht alles auswendig parat).

+ Auf Thema antworten

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Ähnliche Themen

  1. Antworten: 85
    Letzter Beitrag: 10.08.2007, 02:00
  2. POLITISCH KORREKT , "Happy Holidays" statt "Merry Christmas"
    Von Hofer im Forum Internationale Politik / Globalisierung
    Antworten: 25
    Letzter Beitrag: 13.12.2006, 00:43

Nutzer die den Thread gelesen haben : 0

Du hast keine Berechtigung, um die Liste der Namen zu sehen.

Forumregeln

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •  
nach oben