Endlich wieder das altbewährte Greta-Bashing, diesmal garniert mit Nahost-Dekor.
Da treffen zwei Reizwörter aufeinander, bei denen der Blutdruck mancher Leute schneller steigt als die Meeresspiegel, die Greta seit Jahren thematisiert.
Natürlich ist die Kombination Greta + Gaza-Flottille eine Steilvorlage für Spott – zwei moralische Symbole, die medial so triggern, dass kaum jemand noch zuhört, worum’s eigentlich geht.
Aber das eigentliche Thema ist gar nicht die Schifffahrt, sondern das, was man in der Kommunikationswissenschaft symbolische Intervention nennt: eine bewusste, öffentlichkeitswirksame Handlung, die Aufmerksamkeit erzwingt – gerade, weil sie unbequem ist.
Und wer meint, die Flottille sei nur Theater, sollte sich ansehen, was passiert, wenn Staaten selbst aktiv werden:
Spanien und Italien hatten tatsächlich Marineeinheiten entsandt, um die Hilfslieferungen im Gazastreifen zu sichern – und sie später wieder abgezogen, als der diplomatische Druck aus Tel Aviv und Washington zunahm.
Das war keine politische Petitesse, sondern ein ziemlich deutliches Beispiel dafür, wie groß Israels Einfluss selbst auf EU-Staaten bleibt, wenn’s ernst wird.
Da zeigt sich, dass moralische Gesten von Zivilisten zwar belächelt, aber manchmal die einzigen Aktionen sind, die überhaupt noch stattfinden dürfen. Also ja – Greta mag pathetisch wirken, und die Flottille mag wie Symbolpolitik aussehen.
Aber sie legt zugleich offen, wie eng der Handlungsspielraum europäischer Regierungen geworden ist, sobald Israel auch nur die Augenbraue hebt.
Und genau darum braucht es solche unbequemen, öffentlichkeitsstarken Gesten – weil die politische Realität längst diplomatisch domestiziert ist