Das AEG-Magnetophon K4 mit AC-Bias-Technologie war ein revolutionäres Tonaufzeichnungsgerät der 1940er Jahre. Hier eine detaillierte Beschreibung des Systems:
Technische Kernmerkmale:
AC-Bias-Technologie (Wechselstrom-Vormagnetisierung):
Problem früherer Geräte: Ohne Bias entstanden starke Verzerrungen und Rauschen.
Lösung: Ein hochfrequenter Wechselstrom (~60–100 kHz) wurde dem Audiosignal überlagert.
Wirkung: Dieser "Trägerfrequenzvorstrom" linearisierte die Magnetisierungskurve des Bandes → deutlich geringeres Rauschen und nahezu verzerrungsfreie Aufnahmen.
Pionierarbeit: Entwickelt 1940 von Walter Weber und Hans Joachim von Braunmühl bei der Reichsrundfunkgesellschaft.
Bandgeschwindigkeit:
76,2 cm/s (später auch 30,5 cm/s).
Diese hohe Geschwindigkeit trug zur herausragenden Klangqualität bei (höhere Frequenzwiedergabe, weniger Dropouts).
Bandmaterial:
Typ C-Bänder: Mit Eisenoxid (Fe₂O₃) beschichtete Kunststoffbänder (BASF/Pellicon).
Bandbreite: 6,5 mm (¼ Zoll), Spulendurchmesser bis 31 cm.
Mechanischer Aufbau (Gerät K4):
Format: Tischgroßes Gerät (ca. 60 x 40 x 30 cm), schwer (>20 kg).
Spulenteller: Zwei horizontale Tellerspulen (Aufnahme/Wiedergabe und Versorgung).
Bandführung: Präzisionsgefräste Metallführungen mit Druckkissen für stabilen Bandlauf.
Köpfe:
Aufnahmekopf: Ringkern-Spule für hohe Auflösung.
Wiedergabekopf: Ähnlich konstruiert.
Löschkopf: Vormagnetisierung mit Hochfrequenzstrom.
Antrieb: Drehstrom-Synchronmotor für konstante Bandgeschwindigkeit.
Verstärker: Röhrenverstärker (meist extern).
Klangqualität & Leistung:
Frequenzgang: Bis 15 kHz (außergewöhnlich für die 1940er!).
Signal-Rausch-Abstand: > 60 dB – ein Quantensprung gegenüber älteren Systemen (< 40 dB).
Dynamik: Bis zu 70 dB (für die Zeit sensationell).
Vergleich: Übertraf alle zeitgenössischen Systeme (Drahttongeräte, Schellackplatten).
Historische Bedeutung:
Militärisch/Propagandistisch:
Eingesetzt von Wehrmacht, Rundfunk und NS-Archiven (daher Aufnahme der Posener Reden).
Erlaubte hochwertige Aufnahmen von Reden, Musik und Funksprüchen.
Innovationserbe:
Nach 1945 analysierten Alliierte (besonders John T. Mullin) die Technik.
AC-Bias wurde zum weltweiten Standard (BASF-Bänder und AEG-Patente gingen an RCA und 3M).
Grundstein für die kommerzielle Tonbandära (z.B. Ampex 1948).
Ironie der Geschichte:
Das technisch brillante K4 dokumentierte Himmlers Verbrechen – die Klarheit der Aufnahmen wurde später zum belastenden Beweismittel im Nürnberger Prozess.
Quellenhinweis: Technische Details stammen u.a. aus Patentschriften der AEG (DE 743 411, 1943) und Analysen des Deutschen Museums München.