Europaeische Sicherheit & Technik / 6. Januar 2021
Wa taugt der neue nordkoreanische Kampfpanzer?
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Der
KPz vom
Typ M-2020 in der Zufahrt. An der rechten Turmseite ist der Launcher für zwei Lenkflugkörper erkennbar. Die Flugkörper müssen eine robuste Konstruktion aufweisen, damit sie die durch das Laufwerk verursachte Vibrations- und Schwingungsbelastung überstehen.
(Quelle: KCTV via Youtube)
Vor einiger Zeit wurden im Rahmen einer
nächtlichen Parade in Pjönjang eine Reihe
neuer gepanzerter Fahrzeuge vorgestellt – darunter neun Kampfpanzer eines neuen Typs. Die Konturen von Turm und Wanne lassen bei einem ersten Blick den Schluss zu, dass es sich bei dem Fahrzeug (vorübergehende Bezeichnung: M-2020) um einen
völlig neuen Kampfpanzer handelt. Bei einer näheren Betrachtung und Analyse einiger Einzelheiten (soweit erkennbar) tauchen jedoch Zweifel und Fragen auf, ob es sich tatsächlich um eine völlige Neukonstruktion handelt.
Feuerkraft
Es sollte in der heutigen Zeit davon ausgegangen werden, dass der KPz über eine
125 mm Glattrohrkanone und einen dazugehörigen
Ladeautomaten verfügt. Dies würde eine
2-Mann-Turmbesatzung bedeuten.
In dem Zusammenhang stimmt allerdings die Anordnung der Optiken nachdenklich:
Auf dem rechten Turmdach befindet sich vor dem Kommandanten-Rundblickperiskop noch ein weiterer Ausblickkopf (mglw. vom Hauptzielgerät des RiSch). Davor ist ein Winkelspiegel erkennbar. Die Anordnung der Zielmittel auf der rechten Seite des Turmdachs lässt darauf schließen, dass im Turm rechts neben der Hauptwaffe zwei Besatzungsmitglieder platziert sind. Dies würde das Vorhandensein eines Ladeautomaten in der bekannten Konfiguration ausschließen. Bis exakte Kenntnisse vorliegen, muss in die die Überlegung miteinbezogen werden, dass der neue KPz noch evtl. über die ältere 115 mm-Glattrohrkanone (vom T-62) verfügt – und somit eine 3-Mann-Turmbesatzung aufweist.
Im Hinblick auf die Waffenwirkleistung wäre die Verwendung der 115 mm-Glattrohrkanone ein Rückschritt. Als möglichen Grund könnte dafür in Betracht kommen, dass in Nordkorea noch
reichlich Vorräte an 115 mm – Waffen und Munition vorhanden sind. Möglicherweise spielen auch weitere Kostengesichtspunkte eine Rolle.
Auf der linken Seite des Turmdachs ist ein kleiner Ausblickopf erkennbar. Hierbei könnte es sich um eine Kamera für das Turmzielfernrohr des Richtschützen handeln. Durch die Verwendung einer Kamera konnte ein Durchbruch (und damit eine Schwächung) der Turm-Frontpanzerung auf der rechten Seite vermieden werden. Rechts neben der Blende befindet sich in der Turmfrontpanzerung ein Durchbruch – dieser könnte für das achsparallele Blenden-MG dienen.
Offenbar verfügt der neue KPz über eine
moderne Feuerleitanlage (FLA) – dafür sprechen:
• relativ große Ausblickköpfe mit zwei Fenstern (Tagsicht-/WBG), (dabei stellt sich die Frage: wo bekommt Nordkorea die Wärmebildtechnologie her ?),
• Waffe mit Feldjustieranlage,
• Sensormast im Turmheck mit relativ großem Durchmesser),
(dieser könnte auch zur Aufnahme von Laser-Warnsensoren dienen).
Auf der rechten Seite des Turmes befindet sich ein Zwillingsstarter für LFK – evtl. Nachbau der russischen KORNET. Daraus könnte geschlossen werden, dass Hauptwaffe und Feuerleitung nicht in der Lage sind, einen rohrverschießbaren LFK zu verschießen. Die Rundumsicht (mit 1:1 Sichtmitteln) ist für den Kommandanten durch die zahlreichen Aufbauten auf dem Turmdach stark eingeschränkt. Vermutlich verfügt der KPz über ein Kamerasystem, welches eine 360-Grad-Rundumsicht ermöglicht. Hierzu könnten die zwei kleinen Masten vor den beiden Luken dienen. Ein dritter Kamera-Mast kann im Turmheck vermutet werden.
Beweglichkeit
Das Fahrwerk verfügt über 7 Laufrollen. Bislang hatten alle nordkoreanische KPz sechs (in Anlehnung an T-72), bzw. fünf (in Anlehnung an T-62) Laufrollen. Somit könnte das Fahrwerk eine Neukonstruktion sein. Die zusätzliche Laufrolle (= größere Wannenlänge) könnte von einer voluminöseren Bugpanzerung herrühren.
Die Kette zeigt äußerlich eine moderne Endverbinderkonstruktion. Interessanterweise gibt es nur auf der linken Seite des Wannenhecks einen Abgasaustritt. Dies lässt auf die Verwendung eines
12-Zyl.- Motors russischer Bauart in
Quereinbau schließen. Immerhin leistet die modernste Version
(V 92 S) über
735 kW / 1000 PS.
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Überlebensfähigkeit / Schutz
Der neue KPz dürfte in den Front- und Seitenpartien im Bereich des Kampfraumes vermutlich über eine
Sonderpanzerung verfügen. Der vordere Teil des Fahrwerks ist seitlich durch eine ca. 100 mm starke Panzerung abgedeckt. Es kann aus den Bildern nicht eindeutig definiert werden, ob es sich um eine
passive oder
reaktive (ERA) Panzerung handelt. Möglicherweise sind bei diesen frühen Modellen auch noch
mock-ups verbaut. (So lässt die Dimensionierung der Scharniere an dem ersten Element der Laufwerksschürze darauf schließen, dass hier keine größeren Gewichtskräfte aufgenommen werden können).
Im Turm sind für die Wirkung nach vorne und zur Seite pro Seite
2 x 3 große Werferrohre vorhanden. Diese Anordnung hat teilweise Ähnlichkeit mit dem russischen System
„Afghanit“ auf dem
KPz T-14 Armata. Die dazugehörigen (Radar-) Antennen könnten sich in den beiden Kästen oberhalb der vorderen Werferrohre und in den Kästen an der Turmseite oberhalb der seitlichen Werferrohre befinden (ähnlich dem System „Trophy“).
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Die gesamte Länge des Fahrwerks ist im unteren Bereich durch eine Schürze aus elastischem Material (Gummi- oder Gummi mit Gewebeeinlagen) abgedeckt. Zweck dürfte die Reduzierung der Staubentwicklung und ggf. eine Reduzierung der IR- und Radarsignatur sein. Die Blende wurde bei östlichen KPz seit Anbeginn sehr klein, bzw. schmal ausgeführt; Ausblicke für das TZF und das achsparallele MG wurden in die benachbarte Turmfront, bzw. auf das Turmdach verlegt. Diese Lösung weist Vorteile bezgl. des ballistischen Schutzes auf. Allerdings ist ein Waffenausbau nach vorn nicht mehr möglich und somit sehr zeitaufwändig. Bei neueren russischen Rohrkonstruktionen (mit Bajonettkämmen; eingebaut im T-90) kann zumindest das Rohr durch das schmale Turmmaul nach vorn ausgebaut werden.
Auf dem Turmdach ist (insbesondere vor der linken Luke) eine Art
Bomblet-Schutz – mit einer Aufbau Dicke von ca. 80 mm erkennbar. Auch hierbei könnte es sich aufgrund der glatten Oberfläche möglicherweise um eine mock-up-Konstruktion handeln. Seitlich im Bereich des Turmhecks sind pro Seite vier Werferrohre in einer Art Turmkorb erkennbar. Hierbei dürfte es sich um Teile einer Nebelmittel-Wurfanlage handeln. Die Ausstattung des Fahrzeugs mit 2 x 4 Werferrohren lässt die Abgabe einer Folgeschuss-Salve allerdings nicht zu.
Schlussbemerkung
Sofern die erkennbaren Komponenten des neuen KPz funktionieren und ein zeitgemäßes Leistungsniveau aufweisen, müsste der neue KPz M-2020 als eine
absolut anerkennenswerte Leistung der
nordkoreanischen Panzerindustrie beurteilt werden. Es ist davon auszugehen, dass es sich bei den gezeigten Panzern um Prototypen handelt. Es bleibt abzuwarten, ob eine
Serienfertigung folgen wird, da bei dem KPz M-2020 gegenüber den Vorgängermodellen ein deutlich höherer Stückpreis zu erwarten ist (sofern alle erkennbaren, modernen Komponenten als funktionsfähige und leistungsfähige Baugruppen ausgeführt würden).
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