
Zitat von
Nathan
ich weiß nicht, was du glaubst gelesen zu haben... Marx ist entsetzlich zu lesen. Wir reden hier vom wissenschaftlichen Duktus des 19. Jahrhunderts. Lies mal moderne Philosophen, da wird dir auch schon schlecht, aber Marx zu lesen ist eine echte Qual. ich habe mich durch "Das Kapital" hindurchgekämpft, mehr schlecht als recht, einiges nicht wirklich verstanden, etliche Formulierungen einfach überlesen, weil viel zu kompliziert für den Laien. ich möchte also nicht behaupten, die Lehre von Marx völlig durchdrungen zu haben. Aber ich habe SEHR viel Sekundärliteratur gelesen und eben auch "Das Kapital" in Grundzügen.
Das Marx so klingen soll wie Freisler 70(!) Jahre später ist albern. Auch von "Kasernenton" kann nicht die Rede sein. Kämpferisch, aufgewühlt, zornig angesichts des englischen "Manchesterkapitalismus", das alles, aber mit Militär hatte er in gar keiner Weise etwas am Hut, auch nicht sprachlich, und schon gar nicht preußisch knapp. Das hätte man sich ja vielleicht sogar gewünscht.
Marx war in seiner Persönlichkeit stockkonservativ, ein Feind der Eisenbahn (die fuhr ja zuerst in England), ein Feind verschiedenster technischer Erfindungen. Was er aber ganz klar verstanden und auch so artikuliert hat sind die Zusammenhänge zwischen den Arbeitsäquivalenten der Arbeiter, ihrer Entlohnung und der Kapitalbildung. Das ist der Kern seines Werkes und ich bin sicher, man hätte das auf ein paar zig Seiten beschränken können. Aber Philosophen nehmen es eben sehr genau auf ihrer Suche nach der Wahrheit.