
Zitat von
Chronos
Das ist ja nun wirklich kompletter Unsinn!
Als Zeitzeuge aus einem industriellen Hotspot Südwestdeutschlands mit sehr vielen großen Betrieben für Feinmechanik, Elektrotechnik und Elektronik schildere ich dir jetzt mal in aller Kürze die Historie der ganzen Gastarbeiter-Zusammenhänge.
Es war Wirtschaftswunder und die allermeisten Firmen fuhren Schichtbetrieb und trotzdem war der Markt für Arbeitskräfte ausgenudelt, dass kaum noch jemand kam (in meinem späteren Praktikumsbetrieb wurden sogar hohe Geldprämien an jedermann bezahlt, wer eine neue Arbeitskraft vermittelte).
Parallel wurde aufgrund der Römischen Verträge die EWG gegründet, die die westlichen europäischen Staaten zu einem gemeinsamen Wirtschaftsraum zusammenfügen sollte.
In diese Situation kamen dann die Überlegungen und folgenden Maßnahmen, den wirtschaftlich etwas kränkelnden südeuropäischen Staaten Italien, Spanien, Griechenland und Portugal bei deren Aussenhandelsdefiziten behilflich zu sein und ihnen mit Gastarbeiter-Abwerbeabkommen in zweierlei Hinsicht behilflich zu sein: Erstens die Aussenhandelbilanzen aufzupeppen und zweitens gleichzeitig den enormen Arbeitskräftemangel des Wirtschaftswunders in der BRD zu entschärfen.
Und so kam es zu den Anwerbeabkommen mit Italien, Spanien, Griechenland und Portugal und zum Eintreffen der Gastarbeiter aus diesen Ländern so bis etwa Mitte der Sechziger.
So, und nun zu den Türken:
Die Türkei hatte sowohl enorme wirtschaftliche Probleme wie auch soziale Rückständigkeiten und wurde neidisch auf die Abkommen Deutschlands mit Südeuropa.
Deutschlands Regierung wollte aber keine türkischen Gastarbeiter (aus verschiedenen, unter anderem kulturellen Gründen), aber die hinterhältige türkische Regierung nutzte einen Hebel, indem sie die Amis wegen deren Absicht der Raketen-Aufstellung in der Türkei erpresste, auf Deutschland "einzuwirken".
Und so kam es, dass Deutschland eben auch mit der Türkei "nolens volens" ein Gastarbeiter-Anwerbeabkommen abschloss (abschließen musste).
Der Rest ist bekannt. Weniger bekannt ist allerdings, dass die ursprünglichen Abkommen ein rollierendes Verfahren vorsahen, was dann allerdings Anfang der Siebziger durch den Volksverräter Willy Brandt mittels seiner Erlaubnis des Familiennachzugs unterlaufen und ausgehebelt wurde.
So, das ist in aller Kürze die Historie jener Epoche, die überhaupt nichts mit angeblicher Faulheit und Überheblichkeit der Wessis zu tun hatte.