Gerade am Beispiel des Untergangs der HiFi-Industrie kann man sehr schnell eine grundlegende Ursache feststellen: Die Beleidigung und Lächerlichmachung des Verbrauchers a la: "Ihr seid ja mit nichts zufrieden!". Während japanische Geräte immer besser wurden und immer mehr (aus deutscher Sicht) Spielereien boten, waren deutsche Hersteller irgendwann träge und selbstgerecht, weil sie dachten, das wäre jetzt endlich das Ende der Entwicklung. Besser geht es nicht mehr. Das war genau das gleiche mit der Einführung von ISDN 1993. Alle dachten damals, das wäre jetzt der Standard für die nächsten 100 Jahre. Hätte man denen was von DSL erzählt, wäre man für einen Spinner gehalten worden. Völliges Fehlen von echten Visionen. Sieht man sich heute die Computersendungen aus den 80er und 90er Jahren an, wird einem nur noch schlecht.
Das deutsche Problem mit Technik und allgemeiner Weiterentwicklung lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Mittelmaß. Man gefällt sich darin, zu schnell zufrieden zu sein. Wer mehr will, gilt gleich als übergeschnappt und Freak. Auch in den Verwaltungsprozessen der Unternehmen: Viele wollen von Digitalisierung nichts wissen, weil die neuen Prozesse nicht zu ihren Papierformularen passen. Dass Papier aber eigentlich auch nur eine Notlösung ist und war, kapiert kaum einer. Weil sie zu faul und bequem zum Umdenken sind. Erst wenn man sie dazu zwingt, fällt es ihnen wie Schuppen aus den Haaren. Erst dann merken sie, wie blöde sie die ganze Zeit davor waren. Was hier fehlt, ist nicht nur der Ruck, den es nach Herzog bis heute nicht gab, sondern mittlerweile ein ordentliches Erdbeben. Das sehe ich weit und breit nicht.




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