Ein Versuch des Sonderfriedens, oder wenigstens einen Waffenstillstand, hatte es tatsächlich gegeben. Nämlich schon Anfang Juli 1941.
Der erste Versuch der Sowjetunion war über den bulgarischen Botschafter Ivan Stamenov in Moskau.
Stalin beauftragte Berija mit dieser Angelegenheit. Stalin war anscheinend bereit große Konzessionen zu machen, wie die Freigabe der baltischen Staaten, Rückgabe der besetzten Teile Rumäniens und Finnland. Sogar die Ukraine wollte Stalin abgeben. Das war ein durchaus sehr großzügiges Angebot.
Der Russe Pavel A.Sudoplatov nahm Kontakt mit Stamenov (bulgarischer Botschafter in Sowjetunion) auf, um ihn als Bote für die Waffenstillstandsverhandlungen mit den Deutschen zu gewinnen . Die Sowjets kannten Stamenow seit 1934. Zu dieser Zeit war Stamenow ein junger Diplomat in Rom. Doch Stamenov zeigt sich nicht interessiert eine Vermittlung für ein Waffenstillstandsangebot an die Deutschen zu übernehmen. Leider stand der bulgarische Botschafter auch dem Abwehrchef Canaris nahe.
(Aus Constantine Pleshakov; Stalins Folly, Mariner Books Boston 2005.)
Der zweite Versuch war dann über Schweden im September 1941.
Von diesen Versuchen in Schweden seitens der Sowjets konnte die Zentrale der deutschen Abwehr ein Stimmungsbild von der sowjetischen Seite bekommen und immer deutlichere Hinweise, dass auf der sowjetischen Seite, sowohl auf diplomatischer Ebene als auch in der Parteiführung, Personen standen die es nicht ablehnen würden mit den Deutschen wieder klar zu kommen. Vor allem soll der Außenminister Molotow die führende Person gewesen sein.
Der in Stockholm anwesende Mitarbeiter der Abwehrstelle Stockholm der Edgar Claus erfuhr von dem Versuch Kontakt aufzunehmen durch die sowjetische Botschafterin in Schweden A. Kollontai.
Auch hier, leider, war Edgar Claus mit Canaris sehr verbunden. Er berichtete zwar Canaris von dem Versuch der Sowjets nach dem Wunsch zu einem Waffenstillstandsabkommen. Aber Canaris informierte Hitler nicht.
(Franz Kurowski; Deutsche Kommandotrupps 1939-1945,Brandenburger und Abwehr im weltweiten Einsatz Bd.2 Motorbuch Stuttgart 2003.), (Franz Kadell; Die Versuchsballone des Admiral Canaris, in Welt am Sonntag 27.9.1988 S.34)
Dann gibt es noch den „übergelaufenen“ Josef Kerness. Ein Regiments-Zampolit(also ein Kommissar). Auch er überbrachte Friedensfühler von sowjetischer Seite für einen Separatfrieden.
Am 18.Juni 1942 bei Charkow ist er „übergelaufen“. Dieser Kerness wurde verhört von Gehlen,Petersen, von der Roenne und von Etzdorf. Er nannte dann Namen von Persönlichkeiten wie Molotow, Kalinin, Potjomkin, Schaposchnikow, Timoschenkow. Zwei Schreiben (Staatsbriefe) wurde von Josef Kerness den Deutschen übergeben. Beide Schreiben verschwanden.
Josef Kerness wurde dann, wie andere prominente sowjetische Gefangene in ein Sondergefangenenlager gebracht. Diese Lager wurde von Petersen geführt. Der Vorgesetzte von Petersen war Claus Graf Schenk von Staufenberg.
Laut den Verfassern dieser Historie wussten weder das OKW noch das Führerhauptquartier von der Existenz dieses prominenten Gefangenenlagers.
(Ernst Manon, Widerstand.Ein Nachtrag zum 20.Juli, Maspalomas, Juni 2008 S.1-5),
(Fritz Becker, Im Kampf um Europa, Leopold Stocker, Graz 1991 S.292-295)
Dann wieder Schweden.
Die Sowjets ließen nicht locker. Im April 1943 gab es dann endlich Gespräche zwischen deutschen Diplomaten und sowjetischen Diplomaten. Die deutschen Diplomaten sind unbekannt aber die sowjetischen sind bekannt , Nikitin,Taradin und Jarcew. Es gab mehrere Treffen. An manchen Gesprächen nahmen auch die Stockholmer Botschafter Thomsen(Deutschland) und Aleksandra Kollontai (Sowjetunion) teil.
Henry Picker berichtete dies Bormann. Bormann war sehr erfreut darüber. Erklärte gegenüber Picker, dass Hitler ihm, Bormann, immer wieder, Tag für Tag erklärte wie sehr er diesen Krieg mit einem friedlichen Ausgang beenden möchte.
Auch das scheiterte.
Canaris und seine Abwehr fütterten Hitler mit zweifelhaften Informationen, dass das Friedensangebot Stalins nicht ernst genommen werden kann. Man müsse hohe Zweifel an der Aufrichtigkeit des Separatfriedensangebot haben.
Da die sowjetische Seite keine Reaktionen auf das Angebot erkennen konnte, wurden alle Versuche ab Mai 1943 aufgegeben.
(Andreas Naumann, Hitler contra Stalin: in Geschichte und Gegenwart,Nr.2013 Tübingen)
(Henry Picker, Hitlers Tischgespräche im Führerhauptquartier, Propyläen,Berlin 1997)
(Richard Bassett; Hitlers Meisterspion. Das Rätsel Wilhelm Canaris,Böhl,Wien 2007)
Der oben genannte Edgar Claus kam noch einmal zum Zuge. Zwischen Juni 1943 und Juli 1943. Edgar Claus gab an, dass es innerhalb von acht Tagen zu einer Waffenruhe kommen kann, wenn Deutschland einlenke.
Leider hat Edgar Claus dem deutschen Militärattache in Stockholm die Verhandlungen mitgeteilt, von dort erfuhr Canaris alles. Verhinderte wieder ein Abkommen mit Stalin.
Bestätigt wird dies von Peter Kleist ein Vertrauter von Ribbentrop.
(Peter Strassner,Verräter,Das Nationalkomitee „Freies Deutschland“-Keimzelle der so genannten DDR,Schild ,München-Lockhausen1960)
(Helmut Roewer,Die Rote Kapelle und andere Geheimdienstmythen, Ares,Graz 2010)
(Hans Meiser Gescheiterte Friedensinitiativen 1939-1945 Tübingen 2004)
Es gab aber dann immer noch Versuche von sowjetischer Seite,wie im August 1943, doch vergebens.
Da kamen dann auch Graf von der Schulenburg und Tresckow ins Spiel.
Irgendwie hatten die Deutschen ihren Laden nicht richtig im Griff. Könnte man zumindest meinen.
Wie dem auch sei, so viel zu den Versuchen seitens der Sowjets mit den Deutschen ein Waffenstillstandsabkommen zu erreichen.



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