ADAC / 19.06.2023
Elektroauto laden: Viele Fragen, alle Antworten
Wie, wo, wann lade ich das Elektroauto am besten auf?
Menschen, die überlegen, auf ein Elektroauto umzusteigen, stellen sich viele Fragen: Wo kann ich mein Auto laden? Wie teuer wird das Laden? Brauche ich eine Wallbox zu Hause? Und vieles mehr. Die Antworten.
Laden zu Hause
Kann man E-Autos an der Steckdose laden? Grundsätzlich ist das möglich. Allerdings sollte das Laden an einer haushaltsüblichen Schuko-Steckdose eine
Notlösung sein.
Grund:
Schutzkontaktsteckdosen sind auf den
Hausgebrauch und
ähnliche Anwendungen ausgelegt und nur für
begrenzte Zeiträume mit dem
maximalen Bemessungsstrom von
16 Ampere belastbar.
Beim
mehrstündigen Laden von
Elektrofahrzeugen kann durch
Alterungsprozesse der
Kontakte, an
Klemmstellen in der
Zuleitung oder durch
unsachgemäße Installation ein
erhöhter Widerstand im Stromkreis entstehen. Das kann zu
übermäßiger Erwärmung und
zum Brand führen.
Um das Risiko zu reduzieren, sollte der Ladestrom auf
10 Ampere oder
weniger begrenzt werden. Neben der
längeren Ladedauer hat
langsames Laden noch den Nachteil von
höheren Ladeverlusten. Allein dadurch kann sich über die Zeit die Installation einer speziellen Ladestation für Elektroautos, der sogenannten Wallbox, rechnen.
Braucht man eine Wallbox zu Hause?
Eine Wallbox zu Hause hat viele Vorteile. Nicht nur weil sie
maximale Sicherheit bietet, sondern weil das Auto lädt, wenn man sowieso zu Hause ist. Bequemer geht's nicht. Außerdem ist der Strom zu Hause billiger als an einer öffentlichen Säule. Nicht zuletzt kann man – am eigenen Haus – über die Nutzung von selbst erzeugtem Solarstrom nachdenken.
Wichtig:
Wallbox-Installationen müssen immer über g
eeignete Schutzeinrichtungen gegen Gleich- und Wechselstromfehler verfügen, die verhindern, dass Personen einen
Stromschlag bekommen, etwa wenn
eine Leitung defekt oder
ein Kontakt feucht geworden ist.
Neben der Sicherheit haben Wallboxen den großen Vorteil, dass sie durch ein fest installiertes Ladekabel maximalen Bedienungskomfort bieten und mit höheren Ladeleistungen operieren können. Statt
2,3 kW – wie bei der Haushaltssteckdose – sind sogar bis zu
22 kW möglich. Im Regelfall sind
11 kW zu Hause jedoch völlig ausreichend und einfacher zu realisieren.
Darf man eine Wallbox selbst installieren?
Nein, das muss stets ein Fachbetrieb übernehmen. Der Elektroinstallateur haftet dann auch für den fachgerechten Einbau und führt die Anmeldung der Ladeeinrichtung beim Netzbetreiber durch. Allerdings ist es in Abstimmung mit dem Elektroinstallateur möglich, manche nicht elektrische Arbeiten wie Wanddurchbrüche, Kabelkanäle, Erd- oder Pflasterarbeiten in Eigenleistung zu erbringen.
Welche Unterschiede gibt es bei Wallboxen?
Es gibt Wallboxen für einphasigen oder für dreiphasigen Anschluss. Einphasig ist eine Stromstärke von max.
20 A erlaubt, was einer Ladeleistung von
4,6 kW entspricht. Dreiphasige Versionen haben
11 kW (3x16 A) oder bis zu
22 kW (3x32 A). Wallboxen für bidirektionales Laden stecken sozusagen noch in den Kinderschuhen, sollen aber in absehbarer Zeit zur Verfügung stehen.
Eine Ladeeinrichtung muss immer beim Netzbetreiber angemeldet werden, genehmigungspflichtig sind nur Wallboxen mit über 11 kW Ladeleistung. Der ADAC führt seit 2018 Tests verschiedenster Wallboxen durch.
Kann man Fahrzeuge mit Strom aus der eigenen PV-Anlage laden?
Ein Elektroauto mit dem Strom der eigenen Photovoltaik-Anlage (PV) zu laden ist die sauberste und meist auch günstigste Art zu laden. Idealerweise wird der PV-Überschuss ins E-Auto geladen. Allerdings ist das je nach Anlagengröße, -ausrichtung, Schwankungen oder der Tageszeit oft
nicht möglich. In diesen Phasen dient der Strom aus dem Netz als sinnvoller Ausgleich.
Laden in der Miet-/Tiefgarage
Kann ich als Mieter oder Stellplatzinhaber in einer Eigentümergemeinschaft eine Lademöglichkeit installieren?
Laut Wohnungseigentumsgesetz haben Wohnungseigentümer und Mieter einen grundsätzlichen Anspruch auf eine Lademöglichkeit für ein Elektroauto. Allerdings müssen bei der Installation einige Herausforderungen bewältigt werden.
So sind viele Hausanschlüsse nicht auf die erhöhte Stromnachfrage durch Elektroautos ausgelegt.
Jedoch gibt es technische Lösungen in Form von
Lastmanagement. Ein Vorab-Check durch einen Elektroinstallateur ist immer ratsam. Einen Schritt-für-Schritt-Leitfaden zum Einbau einer Wallbox für Mieter und Wohnungseigentümer finden Sie hier.
Gibt es Komplettangebote für Wallboxen in der Tiefgarage?
Das Angebot an Wallboxen ist vielfältig. Häufig bieten die Fahrzeughersteller über Kooperationspartner und auch die regionalen Energieversorgungsunternehmen Ladestationen an, meist inklusive Installation. Alternativ sollte auch bei örtlichen Elektroinstallationsbetrieben angefragt werden. ADAC Fachleute empfehlen, möglichst alles aus einer Hand zu beziehen, damit die relevanten Anforderungen und Vorgaben eingehalten werden und bei Problemen die Zuständigkeiten klar geregelt sind.
Laden an einer öffentlichen Säule
Auf ADAC Maps können Sie sich Ladesäulen entlang Ihrer Route anzeigen lassen. Idealerweise sind die Lade-Standorte auch in den Navigationssystemen der Elektroautos integriert. Stromanbieter für Elektroauto-Fahrer bieten zudem Smartphone-Apps, mit denen man schnell und einfach alle Ladestationen finden kann. Zur Suche ist es meist sinnvoll, die Ladesäulen bedarfsabhängig nach der an der Säule verfügbaren Ladeleistung
(22 bis 350 kW) zu filtern.
Welche Ladekarten gibt es und was kosten sie?
Es gibt Ladekarten von Energieunternehmen und Elektromobilitäts-Anbietern. Sie ermöglichen es über sogenannte Roaming-Angebote, mit einer Ladekarte an Säulen verschiedener Betreiber Strom zu tanken und abzurechnen.
Die Betreiber der Ladesäulen legen den Preis nach geladenen Kilowattstunden, nach der Dauer des Ladevorgangs oder nach einer Kombination aus kWh und Zeit fest. Zudem können Roaming- und/oder Startgebühren anfallen.
Welchen Stecker braucht man an der öffentlichen Säule?
Es gibt zwei verschiedene Arten von Ladeverfahren und somit Ladestationen: Welche mit Wechselspannung (AC) und welche mit Gleichspannung (DC). Letztere sind Schnellladestationen, wofür es zwei Steckertypen gibt: CCS als europäischer Standard und vereinzelt noch der japanische CHAdeMO-Stecker, welcher noch bei älteren E-Autos vorzufinden ist. An DC-Ladesäulen sind heute schon Ladeleistungen von bis zu 350 kW möglich. An AC-Ladesäulen wird maximal eine Ladeleistung von 22 kW zur Verfügung gestellt.
Wechselspannungs-Ladesäulen haben den genormten Stecker "Typ 2". Öffentliche Wechselstromladesäulen (AC) haben im Regelfall kein Kabel, deswegen muss man sein eigenes Kabel dabei haben. Für ältere Fahrzeuge mit "Typ-1"-Ladebuchse am Fahrzeug gibt es Adapter-Ladekabel, die auf der Fahrzeugseite einen "Typ-1"-Stecker und auf der Ladesäulen-Seite einen "Typ-2"-Stecker haben. An Gleichstromladesäulen (DC) sind die Kabel immer fest angeschlagen.
Wie bezahle ich an Ladestationen?
Die Bezahlung erfolgt meist über eine
Ladekarte oder eine
Smartphone-App. Mit ihr erkennt die Säule den Kartenanbieter und übermittelt die Kosten der Ladung dann dem Ladekartenanbieter, der mit Ihnen abrechnet. Darüber hinaus müssen Ladesäulen in Deutschland die Bezahlung ohne Ladevertrag ermöglichen, "Ad-hoc-Laden" oder "Punktuelles Laden" genannt. Dieses erfolgt im Regelfall über einen QR-Code und eine mobile Webseite, auf der die
Bezahldaten (Kreditkarte) einzugeben sind.
In Zukunft soll das spontane
Ad-hoc-Laden einfacher werden. Öffentlich zugängliche Ladesäulen für Elektrofahrzeuge, die neu in Betrieb gehen, müssen bald mindestens eine kontaktlose Bezahlart mit Debit- und Kreditkarten anbieten. Ursprünglich sollte diese Pflicht bereits ab
1. Juli 2023 bundesweit gelten; allerdings hat die
Bundesregierung die
Umsetzungsfrist für das bargeldlose Zahlen per Karte um ein Jahr
verlängert.
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