Hätte Putin die Archive freigegeben und für Deutschlands Rehabilitation gesorgt, müßte er jetzt nicht um sein politisches Überleben kämpfen.(K)ein Kampf um Moskau – Thomas Fasbender im Exklusiv-Interview
Das führt mich zur Frage: Wie konnte es dazu kommen? Das Ganze hat sehr viel mit Putins vorsichtiger oder zögernder Reaktion im ersten Kriegsjahr zu tun.
Er hat ja lange gebraucht, um überhaupt eine Teilmobilisierung auszurufen. Er weigert sich bis heute, den Krieg Krieg zu nennen, er sagt immer noch „militärische Spezialoperation“. Nicht wenige in Russland stören sich auch daran, dass er das Kriegsrecht nicht ausruft. Putin hat einen Teil seiner Autorität verloren, weil er sich weigert, die Dinge beim Namen zu nennen und den Leuten die Wahrheit zu sagen.
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Ich meine, es wäre hervorragend gewesen, hätte er sein militärisches Zögern mit beinharter revisionistischer Entschlossenheit verbunden. Das hätte den Westen getötet, da seiner Demokratie- und Anti-Nazi-Propaganda der Boden unter den Füßen weggezogen worden wäre, und es wäre auch nicht möglich gewesen, Putin als Aggressor hinzustellen.
Härte mit Entgegenkommen zu verbinden, scheint mir ein Kennzeichen der Politik Bismarcks gewesen zu sein. Das gilt für seinen Umgang mit Österreich und später auch Frankreich, im Inneren gegenüber Sozialisten und Sozialdemokraten.