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ONOMASTIK
Warum sind jüdische Familiennamen oft besonders wohlklingend?
Rechtliche Gleichstellung der Juden durch Emanzipationsgesetze
In
Mitteleuropa haben die Juden erst sehr spät Familiennamen angenommen. Das hängt mit den sogenannten Emanzipationsgesetzen zusammen: Sie wurden rechtlich gleichgestellt, mussten dieselben Pflichten übernehmen und dazu gehörte das Führen eines festen Familiennamens. Die Juden durften ihre Familiennamen
selbst wählen.
In Preußen hat der
Freiherr vom Stein den Juden empfohlen, ganz
unauffällige deutsche Namen wie
Müller, Schmidt, Weber usw. anzunehmen, damit man
nicht merkt, dass sie Juden sind. Im Land Baden sagten sehr viele: Wir nehmen Ortsnamen –
Offenburger, Karlsruher usw. In Frankfurt, auch ein berühmter Fall, nannten sie sich gerne nach ihren Häusern: das
Haus zum roten Schild – da nannte sich die Familie entsprechend
Rothschild.
Zeit der Romantik
Es war die Zeit der Romantik, der Naturentdeckung, der Naturschwärmerei. So entschlossen sich viele Juden, einen schönen, blumigen Naturnamen anzunehmen:
Lilienthal, Blumenfeld, Rosenthal. Das sind romantische Namen, die wunderbar in die Zeit passten.
Naturschwärmerei prägt auch jüdische Familiennamen in Schweden
In Schweden gab es einen Parallelvorgang. Auch in Schweden nahmen viele Juden in dieser Zeit ihre Namen an und nannten sich
Sjöstrand –
Seestrand bzw.
Meeresufer usw. Dahinter steckt die gleiche Naturschwärmerei, die zu diesen Familiennamen führte.
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