Mal das Zitat aus den Memoiren meines Opas, der von Russen laufen gelassen wurde.
Vielleicht bin ich deswegen pro-russisch. In unserer Familie war Russland nie Feind oder sowas.
Wir waren fast allein. In mir arbeitete es. Ich wollte doch nach Hause. Von den Amis war ich deshalb abgehauen, und jetzt sollte ich in russische Gefangenschaft? Ich wollte unbedingt nach Hause. Ich blieb stehen. Der Posten nahm sein Gewehr von der Schulter in beide Hände. Ich sagte, auf mich zeigend: „Nach Hause, nach Hause. Verstehen? Krieg – und mit den Händen machte ich das Zeichen für vorbei – Ich zu Mama, verstehen?“ Er schüttelte den Kopf, machte mit dem Bajonett eine Seitwärtsbewegung. Ich sollte gehen. Nach wenigen Schritten wiederholte ich meinen Versuch. Wir standen uns wieder gegenüber. Nochmal dasselbe. Beim nächsten Mal hatte er den Karabiner nicht von der Schulter genommen. Er war nicht viel älter als ich. Ich schaute ihn flehend an. Dann sagte er mehr zu sich, was ich schon bei Oederan auf der Chaussee gehört hatte: „Woina kaputt, domoi!“ Ich wiederholte meine Worte. Dann er, nach einigem Zögern entschlossen: „Nu dawai, domoi, zu Mama!“ Er lächelte. Dann lachten wir beide befreit auf. Ich klopfte ihm auf die Schulter und rannte leichtfüßig davon. Er blieb stehen, blickte mir nach, das Gewehr mit dem Bajonett geschultert. Ein russischer Soldat hatte mir die Freiheit gegeben.
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