Watson / 19.8.2021
ANALYSE
Vietnam, Irak, Afghanistan – so verloren die USA ihre Kriege
So kann man sich täuschen: Es werde nicht dazu kommen, dass Menschen vom Dach einer US-Botschaft in Afghanistan abtransportiert würden, bekräftigte US-Präsident Joe Biden am 8. Juli im Hinblick auf den Truppenabzug aus Afghanistan. Er spielte damit auf die berühmten Bilder aus Saigon im April 1975 an, als die nordvietnamesische Armee und der Vietcong die südvietnamesische Hauptstadt erobert hatten und das Botschaftspersonal mit Hubschraubern aus der Stadt geflogen worden war. Doch genau solche Bilder gingen am Sonntag um die Welt. Und prompt wurden sie in Bezug gesetzt zu den Geschehnissen vor 
46 Jahren in Südostasien.
Die dramatischen Bilder aus Kabul wecken nicht nur Erinnerungen an die 
traumatische Niederlage der westlichen Supermacht in Vietnam – das eklatante Scheitern des Westens beim Versuch des 
«Nation building» am Hindukusch weist auch Parallelen mit den gescheiterten Hoffnungen im Irak nach der Invasion 2003 und dem Sturz Saddam Husseins auf. Alle diese langen Kriege endeten letztlich 
nicht mit einem amerikanischen Erfolg. Was verbindet diese Interventionen, worin unterscheiden sie sich und warum sind sie gescheitert?
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Fazit
Die USA, die über ein 
riesiges Militärbudget verfügen, sind in einem 
konventionellen symmetrischen Krieg kaum zu schlagen. Das zeigte sich in allen diesen 
drei Kriegen: Weder die kampferprobte nordvietnamesische Armee noch die irakischen Truppen oder die Taliban konnten die amerikanischen Streitkräfte in einer offenen Konfrontation besiegen. Das Beispiel Irak ist hier besonders drastisch: Die reguläre irakische Armee war 2003 innerhalb weniger Tage komplett geschlagen.
Doch am Ende mussten die Amerikaner jeweils ihre Truppen abziehen, die ihrem Gegner in einem 
asymmetrischen Krieg auf die Dauer nicht Herr wurden. Diese Konflikte waren nicht zu gewinnen, und zwar vor allem deshalb, weil die US-Soldaten der einheimischen Bevölkerung eher als 
Besatzer denn als Befreier erschienen. Die Guerilla-Kämpfer – die 
Vietcong in Vietnam, die 
sunnitischen Aufständischen im Irak und die 
Taliban in Afghanistan – waren dagegen Einheimische oder gehörten zumindest zum selben Kulturkreis. Selbst wenn sie blutige Anschläge oder Massaker an Zivilisten verübten, um das von den USA gestützte Regime zu destabilisieren, lastete die gequälte Bevölkerung dies eher der 
Besatzungsmacht an.
Die von den USA jeweils ausgebildeten und finanzierten einheimischen Truppen waren auf allen drei Kriegsschauplätzen 
wenig hilfreich – besonders in Afghanistan, wie sich in diesen Tagen drastisch gezeigt hat. Aber auch die südvietnamesische Armee hatte der Kampfkraft des Vietcongs und der nordvietnamesischen Armee nicht viel entgegenzusetzen, trotz eindrücklicher Mannschaftsstärke und Ausrüstung. Die irakische Armee wurde von den Kämpfern des «IS» fast ohne Schussabgabe aus zahlreichen Städten vertrieben. Die Rekruten dieser Armeen glaubten nicht an die Ziele, für die sie kämpfen sollten, und empfanden kaum Loyalität für das korrupte Regime, das sie schützen sollten.
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