In Russland aber ist der westliche Antigermanismus dagegen nicht aufgekommen. Stattdessen haben die Russen die Deutschen bis 2014 sogar idealisiert.
Aber die Putschaktionen der deutschen Politik in der Ukraine haben das zerbröselt.
Im Jahr 2015 sehen nur noch zwei Prozent der Russen in Deutschland ein befreundetes Land, das geht aus einer Umfrage des angesehenen Lewada-Zentrums hervor. Noch im Jahr 2011 war das ganz anders: Da rangierte Deutschland auf Platz drei der wichtigsten Partnerländer, hinter Weißrussland und Kasachstan, den traditionell wichtigsten Verbündeten.
(...)
Das grundsätzlich ausgesprochen positive Deutschlandbild der Russen ist ein verblüffendes Phänomen. Einerseits ist das Andenken an den Zweiten Weltkrieg und die Opfer der deutschen Wehrmacht allgegenwärtig. Daraus entspringt aber nur selten Groll. "Wir haben in den Deutschen immer ein großes Volk gesehen, dass Lehren aus der Geschichte gezogen hat", sagt der Soziologe Fjordorow.
Diese Zuneigung hat historische Wurzeln. Seit Zeiten von Zar Peter dem Großen war der Austausch Russlands mit keiner anderen Nation so intensiv. Deutsche Romanfiguren spielen Schlüsselrollen in Werken Dostojewskis und Tolstois.
"Der deutsche Charakter wird von den Russen als komplementär gesehen, als perfektes Gegenstück des eigenen", sagt Fjordorow. Viele Russen bewundern Eigenschaften, die in Russland als "typisch deutsch" gelten: Pünktlichkeit, Fleiß, Effizienz und Ordnungsliebe. "Die Rettung für Deutschland kommt aus Russland, so wie sie für Russland aus Deutschland kommt", hat diese Vorstellung einmal Fedor Stepun zusammengefasst, ein 1884 geborener russlanddeutscher Philosoph.
[Links nur für registrierte Nutzer][/QUOTE]








