Telefonkonferenz zahlreicher Experten
Die E-Mails beinhalten verschriftlichte Auszüge aus einer Telefonkonferenz der Experten. Teilnehmer waren unter anderem der bekannte amerikanische Immunologe [Links nur für registrierte Nutzer], der britische Infektiologe Jeremy Farrar, der Direktor des amerikanischen National Institutes of Health Francis Collins sowie der Entdecker des Sars-Rezeptors Mike Farzan. Ebenfalls dabei: der deutsche Charité-Virologe [Links nur für registrierte Nutzer].
Die Diskussion der Wissenschaftler drehte sich vor allem um die sogenannte "Furin-Spaltstelle". Dabei handelt es sich um eine Aminosäure-Sequenz, die es dem Coronavirus erlaubt, in menschliche Zellen einzudringen. Diese Stelle im Spike-Protein des Virus ist dafür verantwortlich ist, dass Corona für Menschen so ansteckend und gefährlich ist.
Veränderung des Virus im Labor wahrscheinlich
Farzan störte sich während der Konferenz vor allem daran, dass die "Furin-Spaltstelle" bei keinen näheren Verwandten von Sars-CoV-2 vorhanden ist. Damit ein bereits bestehendes verwandtes Virus die "Furin-Spaltstelle" entwickelt, muss es im [Links nur für registrierte Nutzer] zwölf aufeinanderfolgende Nukleinsäuren entwickeln, die wiederum die vier Aminosäuren der "Furin-Spaltstelle" kodieren. Farzan sei es schwergefallen, so heißt es in den E-Mails, zu erklären, wie eine solche Veränderung des Virus außerhalb eines Labors unter natürlichen Umständen stattgefunden haben könnte. Seiner Ansicht nach gebe es zwar mögliche Szenarien, die aber allesamt sehr unwahrscheinlich seien. Farzan hielt demnach eine andere Erklärung für wahrscheinlicher: Er vermutete, dass bei der Erforschung von Coronaviren in einem Labor diese wiederholt mit menschlichen Zellen in Kontakt gebracht worden seien und dabei versehentlich die Spaltstelle entwickelt haben könnten. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Szenarios bei der Entstehung von Sars-CoV-2 bemaß er dabei gar auf 60 bis 70 Prozent.
"Kein plausibles Szenario" für natürliche Veränderung
Auch der Molekularbiologe Robert Garry argumentierte während der Telefonkonferenz in eine ähnliche Richtung. Er teilte demnach mit, das "neue" Coronavirus mit einem anderen in Fledermäusen nachgewiesenen Coronavirus, das im Labor in Wuhan sequenziert wurde, verglichen zu haben. Dabei habe er festgestellt, dass die Viren nahezu identische Aminosäuren aufweisen, mit Ausnahme der zwölf Nukleinsäuren, die es für die "Furin-Spaltstelle" brauche.
Er habe sich "kein plausibles Szenario" vorstellen können, wo ein bestehendes Virus in der Natur genau um die zwölf Nukleinsäuren gleichzeitig erweitert wird, ohne sich an einer anderen Stelle auch zu verändern, heißt es in den E-Mails. "Ich kann einfach nicht herausfinden, wie das in der Natur erreicht wird", wird Garry zitiert.
Vorwürfe gegen Fauci
Angesichts dieser Aussagen stellt sich die Frage, warum nur einen Monat nach der Telefonkonferenz eine Abhandlung veröffentlicht wurde, in der der Ursprung des Coronavirus auf natürliche Ursachen und gerade nicht auf ein Labor-Szenario zurückgeführt wurde. Immerhin starteten die Arbeiten an dem Papier bereits wenige Tage nach der Telefonkonferenz.