SWR Aktuell / 2.6.2021
"QUERDENKER" WEITER IM VISIER DER STAATSANWALTSCHAFT
Ermittlungen gegen Bodo Schiffmann wegen Volksverhetzung
Gegen den "Querdenker" und Arzt Bodo Schiffmann aus Sinsheim wird nun auch wegen Volksverhetzung ermittelt. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft Heidelberg auf SWR-Anfrage. Der Heidelberger Staatsanwaltschaft liegen seit einiger Zeit Anzeigen wegen Volksverhetzung gegen Bodo Schiffman vor.
"Jenseits des Verdachts des Ausstellens unrichtiger Gesundheitszeugnisse liegen der Staatsanwaltschaft Heidelberg auch Anzeigen wegen Verstoßes gegen das Datenschutzgesetz und wegen Volksverhetzung vor. Auch bezüglich dieser Vorwürfe dauern die Ermittlungen an."
Staatsanwaltschaft Heidelberg
Schiffmann hat in den vergangenen Monaten in seinen Äußerungen in den sozialen Medien den Ton zunehmend verschärft und seine Angriffe auf die Bundesregierung immer mehr zugespitzt.
Querdenker-Safaris in Tansania?
Bodo Schiffmann hat sich nach Medienberichten nach Tansania in Afrika abgesetzt und will dort "Querdenker"-Safaris veranstalten. Das geht aus der Kommunikation im Chat-Dienst-Telegram mit seinen Anhängern hervor. Das Portal "T-online" und der Reisenewsletter "Reise vor 9" haben darüber berichtet.
Ermittlungen wegen falscher Atteste
Bislang war es bei den Ermittlungen gegen Schiffmann vor allem um das Ausstellen falscher Atteste gegangen. Er steht im Verdacht, unberechtigt Atteste ausgestellt zu haben, um Patienten von der Maskenpflicht zu befreien. Das betrifft nach Angaben der Staatsanwaltschaft mindestens 24 Fälle. Einige der von ihm von der Maskenpflicht Befreiten leben laut Staatsanwaltschaft weit von Sinsheim entfernt. Der Verdacht liege nahe, dass er sie überhaupt nicht untersucht hat.
Schiffmanns Angriffe auf Polizei und Staat
Der Arzt ist Teil und führender Kopf der "Querdenker"-Bewegung. In Deutschland trat er unter anderem im Frühjahr bei einer "Querdenker"-Demonstration ins Sinsheim (Rhein-Neckar-Kreis) auf - allerdings nur per Video zugeschaltet. Seine Angriffe auf Polizei und Staat wegen der Corona-Beschränkungen fanden dort reichlich Beifall.
Räumungsklage läuft weiter
Auch die Räumungsklage seiner Praxisräume in der GRN Klinik Sinsheim geht weiter. Schiffmann praktizierte dort als HNO-Arzt in seiner sogenannten Schwindel-Ambulanz. Es fiel aber nach Angaben der GRN-Kliniken des Rhein-Neckar-Kreises auf, dass er nur noch Privatpatienten behandelte. Damit verstieß er laut der GRN-Kliniken gegen Verträge. Die Beteiligung an der "Querdenker"-Bewegung und die Weigerung, in den Praxisräumen in der Klinik und der Klinik selbst eine Maske zu tragen, seien hinzugekommen.
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