Ioannidis hat nun sechs Übersichtsarbeiten zur pandemiebedingten IFR ausgewertet – eine davon war seine eigene. Und obwohl Statistiker wie Walter Krämer in der jüngsten „Unstatistik des Monats“ mit guten Argumenten immer wieder deutlich machen, dass mitten in der Pandemie eine globale IFR-Berechnung nichts weiter als eine „interessante Zahlenspielerei“ ist, hat Ioannidis den Rundumschlag versucht. Angetrieben war Ioannidis von den zahlreichen Kritiken, die ihn nach seinen ersten Verharmlosungsversuchen erreichten. An einem australischen Doktoranden der University Wollongong, Gideon Meyerowitz-Katz, arbeitete sich der Stanford-Professor derart intensiv ab, dass er in seiner Publikation den jungen Forscher ad personam als inkompetent, „unerfahren“ und ohne einschlägige Publikationserfahrung in die Studienkritik einschloss.
Für Carl Bergstrom von der University of Washington in Seattle, einen ausgewiesenen Kritiker minderwertiger Forschung, war die persönliche Attacke des Stanford-Kollegen gegen Meyerowitz-Katz und eine weitere junge Gesundheitsökonomin ein „ungeheuerlicher“, unsachlicher, „noch nie erlebter Vorgang“. Die Folge: Ioannidis tilgte die Namen, blieb bei seiner Kritik und nahm die erste Fassung seiner Publikation aus dem Netz. Auch das ein unerhörter Vorgang: Ein einmal publizierter Aufsatz wird gelöscht und die Neufassung nicht einmal gekennzeichnet. Auch die Redaktion beim Wiley-Verlag ließ die Sache auf sich beruhen. Ioannidis war vor nicht allzu langer Zeit selbst Chef-Editor des Journals.
So wenig zimperlich Ioannidis im Umgang mit anderen Wissenschaftlern und den publizistischen Gepflogenheiten war, so oberflächlich war der Evidenz-Papst offenbar mit den eigenen Zahlen. In seiner Meta-Analyse berücksichtigte er (wie in seiner eigenen Vorstudie) so konsequent nichtrepräsentative Stichproben, dass es zu absurden Ergebnissen kam: Für Schottland errechnet er etwa eine IFR von 0,06 Prozent, was selbst dann nicht stimmen könnte, wenn jeder der mehr als fünf Millionen Schotten sich infiziert hätte. Inzwischen sind nämlich mehr als 0,13 Prozent der schottischen Bevölkerung offiziell an Covid-19 gestorben. Solche völlig unmöglichen Sterblichkeitsraten gibt Ioannidis für sechs weitere Länder-IFR an. Tatsächlich sind Ioannidis’ Sterblichkeitsziffern weit entfernt von den allermeisten anderen Zwischenanalysen, die eine mittlere globale Infizierten-Sterberate von 0,6 bis 0,8 Prozent ermittelt haben – die Weltgesundheitsorganisation eingenommen. Die hat den angeschlagenen Stanforder Statistikhelden in ihrer jüngsten Sterblichkeitsanalyse nicht einmal mehr zitiert.
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Wird wohl NIchts Neues sein. hier der link nochma: [Links nur für registrierte Nutzer]
