Was der Physik-Nobelpreisträger sagt, sollte sich der eine oder die andere hinter die Ohren schreiben:
Was löst das in Ihnen aus, wenn Sie etwa sehen, dass die Kanzlerin im Bundestag geradezu "Bitte, glauben Sie den Wissenschaftlern!" fleht?
Genzel: Das ist tatsächlich eine schwierige Frage. Hier muss man unterscheiden, denke ich, zwischen politisch oder anderweitig motivierten Zweiflern – zum Beispiel wenn bestimmte Branchen Lobbying gegen die Erderwärmung betreiben. Das sehe ich sehr kritisch, und das wird auch auf lange Sicht nicht funktionieren. Auf der anderen Seite ist die Situation, gerade was Corona anbetrifft, viel komplexer. Wie kann man hier abwägen zwischen unterschiedlichen Interessen relativ zur Todesrate in Altenheimen? Ich verstehe die Diskussion und stehe auf Merkels Seite. Wir sind im Moment in einer schwierigen Situation, der Winter hat ja erst begonnen. Im März/April hatten wir noch das Glück, dass der Sommer kam. Aber jetzt...
Was antworten Sie, wenn Sie gefragt werden, warum sich die Ergebnisse der Virologen teils widersprechen und immer wieder verändern können?
Genzel: Na, das ist doch genau, wie Wissenschaft funktioniert! Am Anfang weiß man einfach noch zu wenig, und man versucht sich an die Wahrheit heranzutasten – das geht nun mal selten geradlinig. Wenn bestimmte Ergebnisse von anderen widerlegt werden, sucht man nach neuen Erklärungen. Wenn andere Ergebnisse von unterschiedlichen Gruppen bestätigt werden, erhöht das deren Glaubwürdigkeit. Forschung lebt also von der Veränderung, und dass man sich immer wieder neue Fragen stellt.
Werden Sie sich impfen lassen?
Genzel: Aber klar. Sobald wie möglich!
https://www.augsburger-allgemeine.de/kultur/Wie-entdeckt-man-ein-Schwarzes-Loch-Herr-Genzel-id58817881.html



					
						
					
						
					
					
					
						
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